Per­spek­ti­ven des Sozia­lis­mus auf der Erde (Impe­ria­lis­mus und Gre­at Reset Teil 9)

Genosse Lenin reinigt die Erde von Unrat
Lese­zeit58 min

Dies ist der sieb­zehn­te und letz­te Teil der mehr­tei­li­gen Serie von Jan Mül­ler zur aktu­el­len Impe­ria­lis­mus­de­bat­te in der kom­mu­nis­ti­schen Bewe­gung. Sie beinhal­tet fol­gen­de­ne Teile:

1. Ein­lei­tung & Marx­sche Methode

2. Klas­si­scher Impe­ria­lis­mus (1895 – 1945)

3. Der Spät­ka­pi­ta­lis­mus (1945 – 1989)

4. Die expan­si­ve Pha­se des neo­li­be­ra­len Kapi­ta­lis­mus (1989 – 2007)

5. Der Neo­li­be­ra­lis­mus in der Kri­se (seit 2007)

6. Chi­nas Auf­stieg und der Abstieg des Wes­tens (bis 2020)

7. Eine vier­te impe­ria­lis­ti­sche Epoche?

7.1 Der Gre­at Reset

7.2 Die Kli­ma-Hys­te­rie von 2019 als Vorspiel

7.3 Die Coro­na-Hys­te­rie von 2020 bis 2022

7.4 Der Drit­te Weltkrieg

7.4.1 Der Ukrai­ni­sche Kriegs­schau­platz 2022

7.4.2 Der Wirt­schafts­krieg gegen Russland

7.4.3 Der Wirt­schafts­krieg der USA gegen Deutsch­land und Europa

7.4.4. Kli­ma­lock­down und Gre­at Reset

7.4.5. Faschis­mus in der Ukrai­ne, Demo­kra­tie­ab­bau im Westen

7.4.6. Umbruch in der Weltwirtschaft

7.4.7. Die Eska­la­ti­on des Krieges

8. Exkur­se zur aktu­el­len Imperialismusdebatte

9. Per­spek­ti­ven des Sozia­lis­mus auf der Erde

Die Serie kann als Bro­schü­re im PDF- und Epub­for­mat frei her­un­ter­ge­la­den werden.

Impe­ria­lis­mus und Gre­at Reset Teil 9: Per­spek­ti­ven des Sozia­lis­mus auf der Erde

9.1. Die his­to­ri­sche Mis­si­on der Arbeiterklasse

Die hin­ter dem World Eco­no­mic Forum ste­hen­den Olig­ar­chen haben der gesam­ten Mensch­heit den Krieg erklärt. Wenn es nach ihnen geht, wer­den 99 Pro­zent aller Men­schen vom Ange­sicht der Erde ver­schwin­den. Die Fra­ge der Ent­eig­nung die­ser Olig­ar­chen und der glo­ba­le Über­gang zum Sozia­lis­mus ist im wort­wört­li­chen Sin­ne zu einer Über­le­bens­fra­ge der Mensch­heit gewor­den. Rosa Luxem­burgs Aus­spruch »Sozia­lis­mus oder Bar­ba­rei« ist also von bren­nen­der Aktualität.

Wie wahr­schein­lich sind über­haupt Sturz und Ent­eig­nung der Kapi­ta­lis­ten im All­ge­mei­nen und die­ser Olig­ar­chen im Beson­de­ren? Wel­che Klas­se ist hier­zu über­haupt in der Lage? Um das beur­tei­len zu kön­nen, wol­len wir zunächst betrach­ten, was die Klas­si­ker zu die­sem The­ma gesagt haben.

Aus der Sicht des Mar­xis­mus ist nur die Arbei­ter­klas­se in der Lage, die kapi­ta­lis­ti­sche Gesell­schafts­ord­nung zu stür­zen und den Kom­mu­nis­mus auf­zu­bau­en. Dar­in besteht auch ihre his­to­ri­sche Mission.

Die Arbei­ter­klas­se ist eine Grund­klas­se der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft und Anti­po­de der Bour­geoi­sie. Die Arbei­ter sind Nicht­ei­gen­tü­mer der Pro­duk­ti­ons­mit­tel. Sie besit­zen nur ihre Arbeits­kraft, die sie an die Kapi­ta­lis­ten ver­kau­fen müs­sen, wenn sie ihre not­wen­di­gen Exis­tenz- und Lebens­mit­tel erhal­ten wol­len. Des­halb befin­den sie sich trotz for­mal­recht­li­cher Frei­heit in Unfrei­heit gegen­über der Klas­se der Kapitalisten.

Die Arbei­ter sind die unmit­tel­ba­ren Pro­du­zen­ten der kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­on und erzeu­gen den haupt­säch­li­chen Teil des gesell­schaft­li­chen Reich­tums. Die Arbei­ter­klas­se wird im Kapi­ta­lis­mus von der Bour­geoi­sie, die alle wich­ti­gen Pro­duk­ti­ons­mit­tel besitzt, öko­no­misch aus­ge­beu­tet, poli­tisch unter­drückt und ideo­lo­gisch nie­der­ge­hal­ten. Sie kann ihre Stel­lung als aus­ge­beu­te­te Klas­se nur auf­he­ben, wenn sie die kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se über­win­det. Die Arbei­ter­klas­se hat sowohl die mate­ri­el­len Mög­lich­kei­ten als auch ein zumin­dest poten­ti­el­les Inter­es­se am Sturz des Kapi­ta­lis­mus und am Auf­bau des Sozia­lis­mus.[1]

Ande­re gesell­schaft­li­che Klas­sen und Grup­pen mögen eben­falls ein Inter­es­se am Sturz des Kapi­ta­lis­mus und beson­ders der ult­ra­rei­chen Olig­ar­chen haben, aber sie sind mate­ri­ell hier­zu nicht in der Lage. Nur die Arbei­ter kön­nen zum Bei­spiel als unmit­tel­ba­ren Pro­du­zen­ten den gan­zen Pro­duk­ti­ons­or­ga­nis­mus durch einen Gene­ral­streik still­le­gen und damit die Kapi­ta­lis­ten in die Knie zwin­gen. Wie zahl­rei­che Bei­spie­le aus der Geschich­te zei­gen, hängt in die­sem Fall selbst der hoch­ge­rüs­te­te Repres­si­ons­ap­pa­rat des bür­ger­li­chen Staa­tes in der Luft. Dies pas­sier­te zum Bei­spiel wäh­rend der Febru­ar­re­vo­lu­ti­on 1917 in Russ­land, beim Kapp-Putsch 1920 in Deutsch­land und beim Mili­tär­putsch in Spa­ni­en 1936. Wenn aber die Pro­duk­ti­on nor­mal wei­ter­läuft, kann das Mili­tär not­falls Pro­tes­te gewalt­sam nie­der­schla­gen. Auch das pas­sier­te in der Geschich­te nur all­zu häufig.

Vor­aus­set­zung für den Sturz des Kapi­ta­lis­mus ist, dass sich die Arbei­ter­klas­se ihrer Macht als Klas­se bewusst wird. Seit dem Beginn des Kapi­ta­lis­mus füh­ren die Arbei­ter einen ele­men­ta­ren Klas­sen­kampf gegen die Kapi­ta­lis­ten. Die­ser Kampf dreht sich immer um fol­gen­de Forderungen:

  1. Die Erhö­hung der Löh­ne als direk­tes Mit­tel, die Auf­tei­lung des Sozi­al­pro­duk­tes zwi­schen Kapi­ta­lis­ten und Arbei­tern zuguns­ten der Lohn­ab­hän­gi­gen zu ändern.
  2. Die Ver­kür­zung der Arbeits­zeit ohne Lohn­ver­lust als ein ande­res direk­tes Mit­tel, um die­se Auf­tei­lung zuguns­ten der Arbei­ter zu ändern.
  3. Die Orga­ni­sa­ti­ons­frei­heit. Wäh­rend der Kapi­ta­list die gesam­te öko­no­mi­sche Macht besitzt, sind die Arbei­ter so lan­ge ohn­mäch­tig, als sie gegen­ein­an­der kon­kur­rie­ren, um einen Arbeits­platz zu erhal­ten. Unter die­sen Umstän­den wir­ken sich die öko­no­mi­schen Geset­ze ein­sei­tig zuguns­ten der Kapi­ta­lis­ten aus, die die Löh­ne so nied­rig fest­set­zen kön­nen, wie sie wol­len, wäh­rend die Arbei­ter gezwun­gen sind, sie zu akzep­tie­ren oder den Arbeits­platz und somit die Exis­tenz­grund­la­ge zu ver­lie­ren. Die­se gegen­sei­ti­ge Kon­kur­renz kann durch die Grün­dung von Gewerk­schaf­ten und kol­lek­ti­ven Tarif­ver­trä­gen zurück­ge­drängt wer­den.[2]

Die Arbei­ter erken­nen sehr schnell, dass sie nur als Kol­lek­tiv ihre Situa­ti­on ver­bes­sern kön­nen, wäh­rend sie als Ein­zel­per­son hilf­los der Macht der Kapi­ta­lis­ten aus­ge­lie­fert sind. Ein funk­tio­nie­ren­der ele­men­ta­rer Klas­sen­kampf ist die Vor­aus­set­zung, damit höhe­re For­men des Klas­sen­kamp­fes über­haupt ent­ste­hen kön­nen. Denn nur wenn die Arbei­ter die Erfah­rung machen, dass kol­lek­ti­ve Aktio­nen wie Streiks zur Ver­bes­se­rung ihrer Lebens­si­tua­ti­on füh­ren, erlan­gen sie genug Selbst­be­wusst­sein, um auch wei­ter­ge­hen­de Zie­le anzu­stre­ben.[3]

Höhe­re For­men des Klas­sen­kamp­fes rei­chen von der Grün­dung von Arbei­ter­mas­sen­par­tei­en und Avant­gar­de­par­tei­en bis hin zu Gene­ral­streiks, Räten und schließ­lich der bewaff­ne­ten Macht­über­nah­me des Pro­le­ta­ri­ats, also der sozia­len Revo­lu­ti­on. Sol­che höhe­ren For­men ent­ste­hen nicht spon­tan, son­dern nur bei einer Ver­bin­dung des wis­sen­schaft­li­chen Sozia­lis­mus mit den ele­men­ta­ren Orga­ni­sa­tio­nen der Arbei­ter­klas­se.[4]

Der Groß­be­trieb schafft durch die Kon­zen­tra­ti­on einer gro­ßen Zahl Arbei­tern auf engem Raum eine Rei­he von zusätz­li­chen Mög­lich­kei­ten zur Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on. Die höhe­ren For­men des Klas­sen­kamp­fes ent­stan­den immer zunächst dort.[5]

Die Macht der Arbei­ter­klas­se befand sich glo­bal in den Jah­ren 1917/18 auf ihrem Höhe­punkt. Nach Ansicht der dama­li­gen Sozia­lis­ten war im Jahr 1917 zwar nicht jedes ein­zel­ne Land, aber doch die Welt in ihrer Gesamt­heit reif für den Sozia­lis­mus. Das heißt, dass damals die für eine Plan­wirt­schaft not­wen­di­ge Tech­nik vor­han­den war. Nicht nur das, auch die kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se hat­ten sich nach­hal­tig über­lebt, wie Lenin schreibt:

Wenn aus einem Groß­be­trieb ein Mam­mut­be­trieb wird, der plan­mä­ßig, auf Grund genau errech­ne­ter Mas­sen­da­ten, die Lie­fe­rung des ursprüng­li­chen Roh­ma­te­ri­als im Umfang von zwei Drit­teln oder drei Vier­teln des gesam­ten Bedarfs für Dut­zen­de von Mil­lio­nen der Bevöl­ke­rung orga­ni­siert; wenn die Beför­de­rung die­ses Roh­stoffs nach den geeig­nets­ten Pro­duk­ti­ons­stät­ten, die mit­un­ter Hun­der­te und Tau­sen­de Mei­len von­ein­an­der ent­fernt sind, sys­te­ma­tisch orga­ni­siert wird; wenn von einer Zen­tral­stel­le aus alle auf­ein­an­der­fol­gen­den Sta­di­en der Ver­ar­bei­tung des Mate­ri­als bis zur Her­stel­lung der ver­schie­den­ar­tigs­ten Fer­tig­pro­duk­te gere­gelt wer­den; wenn die Ver­tei­lung die­ser Pro­duk­te auf Dut­zen­de und Hun­der­te von Mil­lio­nen Kon­su­men­ten nach einem ein­zi­gen Plan geschieht […] – dann wird es offen­sicht­lich, dass wir es mit einer Ver­ge­sell­schaf­tung der Pro­duk­ti­on zu tun haben […].[6]

Unter die­sen Umstän­den besteht jede Mög­lich­keit, dass die gesam­te Wirt­schaft eines Lan­des oder einer Grup­pe von Län­dern wie ein sol­cher Kon­zern geführt wird. Nur die Erträ­ge wür­den dann der gesam­ten Bevöl­ke­rung und nicht nur einer klei­nen Grup­pe von Kapi­ta­lis­ten zugu­te­kom­men. Das ver­steht man unter Sozia­lis­mus: Gemein­ei­gen­tum an den Pro­duk­ti­ons­mit­teln und Planwirtschaft.

Die ers­te sozia­lis­ti­sche Revo­lu­ti­on der Welt fand 1917 in Russ­land statt. Nicht etwa des­halb, weil der dor­ti­ge Kapi­ta­lis­mus beson­ders hoch enzwi­ckelt war, son­dern weil die durch den Krieg wei­ter zuge­spitz­ten sozia­len Wie­der­sprü­che beson­ders schroff aus­ge­prägt waren. Russ­land war das schwächs­te Ket­ten­glied des Welt­im­pe­ria­lis­mus, wie es damals hieß.

Aus bestimm­ten his­to­ri­schen Grün­den ent­stand dort mit den Bol­sche­wi­ki die ers­te sozia­lis­ti­sche Avant­gar­de­par­tei der Welt. Sie hat­te zudem mit Lenin einen in der Par­tei all­ge­mein aner­kann­ten Anfüh­rer. Aber selbst die­se fort­schritt­li­che Par­tei geriet im Sep­tem­ber 1917 beim Über­gang von revo­lu­tio­nä­rer Pro­pa­gan­da zur unmit­tel­ba­ren Vor­be­rei­tung auf den bewaff­ne­ten Auf­stand in eine tie­fe Kri­se. Denn jede sozia­lis­ti­sche Par­tei ist unver­meid­lich dem Druck feind­li­cher Klas­sen aus­ge­setzt. In Zei­ten einer tak­ti­schen oder sogar stra­te­gi­schen Wen­dung schwin­det ihre Kraft, sich den zer­stö­ren­den äuße­ren Kräf­ten zu wider­set­zen. Es besteht die Gefahr, dass sie schließ­lich frem­den Klas­sen als Stütz­punkt dient. Hier­zu Leo Trotzki:

Die gewal­tigs­te Umstel­lung ist aber die, wenn die pro­le­ta­ri­sche Par­tei von der Vor­be­rei­tung, der Pro­pa­gan­da, der Orga­ni­sa­ti­on, der Agi­ta­ti­on über­geht zum unmit­tel­ba­ren Kampf um die Macht, zum bewaff­ne­ten Auf­stand gegen die Bour­geoi­sie. Alles, was in der Par­tei vor­han­den ist an unent­schlos­se­nen, skep­ti­schen, oppor­tu­nis­ti­schen, men­sche­wis­ti­schen Ele­men­ten, erhebt sich gegen den Auf­stand, sucht für sei­ne Oppo­si­ti­on nach theo­re­ti­schen For­meln und fin­det sie – bei den gest­ri­gen Fein­den – den Oppor­tu­nis­ten.[7]

Eine sol­che Kri­se mach­ten auch die Bol­sche­wi­ki am Vor­abend der Okto­ber­re­vo­lu­ti­on durch. Nur durch Lenins Auto­ri­tät gelang es, die­se Kri­se zu über­win­den und die Par­tei nahm schließ­lich am 6. Okto­ber 1917 (alten Stils) Kurs auf den Auf­stand. Aber nicht jede Par­tei hat ihren Lenin. Die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Deutsch­lands schei­ter­te 1923 genau an die­sem Punkt und eine ein­ma­li­ge Chan­ce für eine sozia­le Revo­lu­ti­on ver­strich ungenutzt.

Nun hat die Welt­bour­geoi­sie die Ereig­nis­se in Russ­land genau betrach­tet und selbst­ver­ständ­lich aus ihnen gelernt. Ein sol­ches Ereig­nis soll­te sich nicht wie­der­ho­len. Zu die­sem Zweck hat sie ihre Herr­schafts­tech­ni­ken ver­fei­nert. Ins­be­son­de­re die 20er-Jah­re sahen ganz neue Metho­den der Massenbeeinflussung.

Zumin­dest eini­gen füh­ren­den Kom­mu­nis­ten wie Leo Trotz­ki waren bewusst, dass Revo­lu­tio­nen in den west­li­chen Län­dern ohne­hin schwie­ri­ger sein wür­den als in Russ­land. Trotz­ki schrieb 1924 in sei­nem Buch Die Leh­ren des Okto­bers:

Als eine all­ge­mei­ne Regel kann man anneh­men […] dass die Kraft des Okto­ber­wi­der­stan­des der Bour­geoi­sie in den alten kapi­ta­lis­ti­schen Län­dern in der Regel weit stär­ker sein wird als bei uns, der Sieg des Pro­le­ta­ri­ats viel schwie­ri­ger, dage­gen wird die­sem die Erobe­rung der Macht sogleich eine fes­te­re Lage zusi­chern, als die­je­ni­ge, in die wir am Mor­gen nach dem Okto­ber kamen.

Vie­les spricht dafür, dass die Erobe­rung der Macht in Zen­tral- und West­eu­ro­pa mit viel grö­ße­ren Mühen ver­knüpft sein wird, dage­gen wird das Pro­le­ta­ri­at nach der Ergrei­fung der Macht unver­gleich­lich mehr Bewe­gungs­frei­heit haben.[8]

Das hat sei­nen Grund, fährt Trotz­ki fort:

Die Ziel­be­wusst­heit und die Plan­mä­ßig­keit hat­ten in den bür­ger­li­chen Revo­lu­tio­nen eine unver­gleich­lich klei­ne­re Rol­le gespielt, als sie jetzt in den pro­le­ta­ri­schen Revo­lu­tio­nen zu spie­len beru­fen sind und bereits gespielt haben. […] Die pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on unter­schei­det sich gera­de dadurch, dass in ihr das Pro­le­ta­ri­at nicht nur die trei­ben­de, son­dern durch ihre Vor­hut auch die füh­ren­de Kraft ist. Die Rol­le, die in den bür­ger­li­chen Revo­lu­tio­nen die öko­no­mi­sche Macht der Bour­geoi­sie, ihre Bil­dung, ihre städ­ti­schen Ver­wal­tun­gen und Uni­ver­si­tä­ten gespielt haben, kann in der pro­le­ta­ri­schen Revo­lu­ti­on nur die Par­tei des Pro­le­ta­ria­tes inne­ha­ben. Die Bedeu­tung die­ser Rol­le ist umso grö­ßer, als doch auch das Bewusst­sein des Geg­ners uner­mess­lich gestie­gen ist. Die Bour­geoi­sie hat im Lau­fe der Jahr­hun­der­te, wäh­rend der sie die Vor­herr­schaft hat­te, eine poli­ti­sche Schu­lung durch­ge­macht, die unver­gleich­lich höher zu wer­ten ist, als die Schu­le der alten büro­kra­ti­schen Mon­ar­chie. War der Par­la­men­ta­ris­mus für das Pro­le­ta­ri­at eine Vor­be­rei­tung für die Revo­lu­ti­on, so war er bis zu einem gewis­sen Gra­de für das Bür­ger­tum in noch grö­ße­rem Maße eine Schu­le der gegen­re­vo­lu­tio­nä­ren Stra­te­gie. Es genügt dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Bour­geoi­sie durch den Par­la­men­ta­ris­mus die Sozi­al­de­mo­kra­tie groß­ge­zo­gen hat, die heu­te die Haupt­stüt­ze des Pri­vat­ei­gen­tums ist. Die Epo­che der sozia­len Revo­lu­ti­on in Euro­pa wird, wie die ers­ten Schrit­te gezeigt haben, eine Zeit ange­streng­ter, rück­sichts­lo­ser, aber durch­dach­ter und reif­lich erwo­ge­ner Kämp­fe sein – in weit höhe­rem Gra­de durch­dach­ter als bei uns im Jah­re 1917.[9]

Da stellt sich natür­lich die Fra­ge, wie eine pro­le­ta­ri­sche Revo­lu­ti­on trotz­dem sie­gen kann. Nach Ansicht Trotz­kis kommt es dar­auf an, die bis­he­ri­gen Revo­lu­tio­nen, ihre Erfol­ge und Miss­erfol­ge genau zu stu­die­ren und dar­aus Schluss­fol­ge­run­gen für Stra­te­gie und Tak­tik der kom­mu­nis­ti­schen Par­tei­en zu zie­hen. In dem Maße wie die Bour­geoi­sie ihre Herr­schafts­tech­ni­ken ver­fei­nert und aus­baut, muss das Pro­le­ta­ri­at die­se Tech­ni­ken ana­ly­sie­ren und ver­su­chen, sie zu neutralisieren.

Eine wich­ti­ge Rol­le bei die­sem Pro­zess soll­te die Kom­mu­nis­ti­sche Inter­na­tio­na­le als Welt­par­tei des Pro­le­ta­ri­ats spie­len. Vor allem die Kom­In­tern soll­te die Erfah­run­gen des Welt­pro­le­ta­ri­ats ver­all­ge­mei­nern und ihren Mit­glied­s­par­tei­en zur Ver­fü­gung stel­len. Lei­der ist sie die­ser Rol­le nach 1924 immer weni­ger gerecht gewor­den. Dass füh­ren­de Reprä­sen­tan­ten der kom­mu­nis­ti­schen Welt­be­we­gung wie Sta­lin, Sino­wjew und Bucha­rin die Kom­In­tern für ihre per­sön­li­chen Macht­spiel­chen und ehr­gei­zi­gen Ambi­tio­nen miss­braucht haben und sie schließ­lich zu einer Revo­lu­ti­ons­ver­hin­de­rungs­agen­tur gemacht wur­de – zum Bei­spiel in Chi­na 1926, Spa­ni­en 1936 – 39 und Deutsch­land 1932 – 33 – dürf­te glo­bal gese­hen das fol­gen­schwers­te Ver­bre­chen Sta­lins gewe­sen sein. Denn zu sozia­len Revo­lu­tio­nen in den hoch­ent­wi­ckel­ten kapi­ta­lis­ti­schen Län­dern ist es nicht mehr gekommen.

Bis 1989 stärk­te trotzt alle­dem allein die Exis­tenz des sozia­lis­ti­schen Lagers das Selbst­be­wusst­sein auch der west­li­chen Arbei­ter­klas­se. Zudem gelang es den sozia­lis­ti­schen Staats­si­cher­heits­or­ga­nen wie dem KGB und dem MfS, eini­ge west­li­che ideo­lo­gi­sche Ein­fluss­ope­ra­tio­nen zu unter­bin­den und den Wes­ten sei­ner­seits ideo­lo­gisch unter Druck zu set­zen, zum Bei­spiel durch lan­cier­te Doku­men­te über die Nazi-Ver­stri­ckun­gen vie­ler füh­ren­der Poli­ti­ker. Allein hier­durch wur­de die Macht der Bour­geoi­sie begrenzt.

Wie wir gese­hen haben, ist eine sozia­lis­ti­sche Revo­lu­ti­on an zahl­rei­che Vor­aus­set­zun­gen gebunden:

  1. Exis­tenz einer Groß­in­dus­trie und einer zah­len­mä­ßig star­ken Arbeiterklasse
  2. Exis­tenz des ele­men­ta­ren Klassenkampfes
  3. Exis­tenz der höhe­ren For­men des Klas­sen­kamp­fes und ins­be­son­de­re einer Avantgardepartei
  4. Exis­tenz einer revo­lu­tio­nä­ren Situation
  5. Über­win­dung der »Eng­pass­kri­se« der revo­lu­tio­nä­ren Füh­rung am Vor­abend der Revolution

In der Zwi­schen­kriegs­zeit gab es in jedem Land Euro­pas min­des­tens eine, häu­fig sogar meh­re­re revo­lu­tio­nä­re Situa­tio­nen, selbst in der Schweiz! Aber nicht über­all gab es eine revo­lu­tio­nä­re Par­tei, was das Schei­tern vie­ler die­ser Revo­lu­tio­nen erklärt. In den­je­ni­gen Län­dern, wo es eine sol­che gab, gelang die Macht­er­obe­rung des Pro­le­ta­ri­ats nicht. Spä­tes­tens an der »Eng­pass­kri­se« am Vor­abend der Revo­lu­ti­on schei­ter­ten alle Revo­lu­tio­nen mit Aus­nah­me der russischen.

Ver­mut­lich wür­den wir bereits im Kom­mu­nis­mus leben, hät­te sich die his­to­ri­sche Ent­wick­lung nur an ganz weni­gen Stel­len etwas posi­ti­ver gestal­tet. Ein Erfolg der deut­schen Revo­lu­ti­on von 1918 bis 1923 hät­te wahr­schein­lich aus­ge­reicht. In die­sem Fall hät­te sich die Geschich­te ganz anders ent­wi­ckelt. Es hät­te weder Faschis­mus noch Sta­li­nis­mus gege­ben. Zwar wäre wohl auch bei die­sem Sze­na­rio ein Kal­ter Krieg aus­ge­bro­chen, aber die Arbei­ter­staa­ten wären um Grö­ßen­ord­nun­gen stär­ker, der Kapi­ta­lis­mus ent­spre­chend schwä­cher gewesen.

Aus der obi­gen Dar­stel­lung ergibt sich auch, dass ein gro­ßer indus­tri­el­ler Sek­tor eines Lan­des Vor­aus­set­zung sowohl für das Auf­kom­men des ele­men­ta­ren wie auch der höhe­ren For­men des Klas­sen­kamp­fes ist. Man braucht bloß die Indus­trie still­zu­le­gen, dann ist an Klas­sen­kampf und die Macht­über­nah­me des Pro­le­ta­ri­ats nicht mehr zu den­ken. In sol­chen Gesell­schaf­ten wie zum Bei­spiel in Syri­en oder der Ukrai­ne ver­schwin­den Klas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen des Pro­le­ta­ri­ats nahe­zu voll­stän­dig. Sie wer­den von Grup­pen wie dem Isla­mi­schen Staat oder der Asow-Bewe­gung ersetzt, die Ultra­ge­walt aus­üben und bei denen jede zivi­li­sa­to­ri­sche Fir­nis ver­lo­ren gegan­gen ist.

8.3. Sozia­lis­mus oder Barbarei

Ernest Man­del hat in sei­nen Büchern immer wie­der dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das End­ergeb­nis jeder Epo­che mit gro­ßen sozia­len Erschüt­te­run­gen unge­wiss bleibt. Es kann der Sieg der revo­lu­tio­nä­ren Klas­se sein, es kann aber auch der Nie­der­gang aller ent­schei­den­den Klas­sen einer Gesell­schaft sein, wie das gegen Ende der Anti­ke der Fall war. Der römi­sche Skla­ven­hal­ter­staat war bis zu sei­nem Unter­gang immer noch stark genug, jede Rebel­li­on nie­der­zu­schla­gen, aber den Zer­fall der Pro­duk­tiv­kräf­te, der aus dem Ver­schwin­den der Skla­ve­rei resul­tier­te, konn­te er nicht auf­hal­ten. Vie­le sozia­le For­ma­tio­nen sind ver­schwun­den, ohne wesent­li­che Spu­ren zu hin­ter­las­sen, haupt­säch­lich wegen des Feh­lens oder der Schwä­che einer revo­lu­tio­nä­ren Klas­se, die fähig gewe­sen wäre, den Weg in Rich­tung Fort­schritt zu fin­den.[10] Die offen­sicht­li­che Deka­denz des zeit­ge­nös­si­schen Kapi­ta­lis­mus[11] führt nach Man­del nicht auto­ma­tisch zum Sozia­lis­mus. Sie führt zur Alter­na­ti­ve »Sozia­lis­mus oder Bar­ba­rei«. Trotz­ki hat­te bereits 1921 einen ähn­li­chen Gedan­ken geäußert:

Aber es ist kei­nes­wegs immer so, dass, sobald sich die gege­be­ne Gesell­schafts­ord­nung über­lebt hat, das heißt reak­tio­när gewor­den ist, eine neue Klas­se auf­taucht, die bewusst, orga­ni­siert und stark genug wäre, um die alten Her­ren des Lebens zu stür­zen und den neu­en gesell­schaft­li­chen Bezie­hun­gen den Weg zu bah­nen … Auf die­se Wei­se beweg­te sich die mensch­li­che Gesell­schaft nicht immer von unten nach oben, in auf­stei­gen­der Linie. Nein, es gab lan­ge Peri­oden der Sta­gna­ti­on, Rück­fäl­le in die Bar­ba­rei kamen vor… Wenn die Auf­wärts­ent­wick­lung unmög­lich wird, stürzt die Gesell­schaft in den Abgrund; wenn kei­ne Klas­se vor­han­den ist, die imstan­de wäre, sie höher zu trei­ben, fällt sie aus­ein­an­der und öff­net Tür und Tor der Bar­ba­rei.[12]

Man­del schreibt:

Der Sozia­lis­mus ist eine his­to­ri­sche Not­wen­dig­keit für einen neu­en Auf­schwung der Pro­duk­tiv­kräf­te ent­spre­chend dem heu­ti­gen Stand von Wis­sen­schaft und Tech­no­lo­gie. Er ist vor allem eine Not­wen­dig­keit im huma­nis­ti­schen Sin­ne, weil nur mit ihm die Befrie­di­gung der Bedürf­nis­se für die gesam­te Mensch­heit mög­lich ist unter Bedin­gun­gen, die das Auf­blü­hen aller, in jedem Indi­vi­du­um schlum­mern­den Fähig­kei­ten erlauben.

Aber das his­to­risch Not­wen­di­ge ist nicht not­wen­di­ger­wei­se das his­to­risch Erreich­te. Nur die revo­lu­tio­nä­re und bewuss­te Akti­on des Pro­le­ta­ri­ats kann den Tri­umph des Sozia­lis­mus garan­tie­ren.[13]

Das schrieb Man­del am Anfang der 90er-Jah­re. Die­se Aus­sa­gen tref­fen aber erst recht auf die Jetzt­zeit zu. Im Nach­hin­ein muss man fest­stel­len, dass die Welt­bour­geoi­sie spä­tes­tens seit 1989 so fest im Sat­tel sitzt, dass an eine Über­win­dung des Kapi­ta­lis­mus kaum mehr zu den­ken ist. Mög­li­cher­wei­se hat sich das Zeit­fens­ter für eine sozia­lis­ti­sche Revo­lu­ti­on unwi­der­ruf­lich geschlos­sen. Die Nie­der­la­ge des Sozia­lis­mus 1989 zer­stör­te das Selbst­be­wusst­sein der Arbei­ter­klas­se auf der gan­zen Welt. In den hoch­ent­wi­ckel­ten west­li­chen Län­dern fin­det gegen­wär­tig kaum noch ein ele­men­ta­rer Klas­sen­kampf statt; am ehes­ten noch in den obers­ten 20 Pro­zent der Arbei­ter­klas­se, also bei den fest­an­ge­stell­ten Arbei­tern der Großbetriebe.

Die Schaf­fung von glo­ba­len Wert­schöp­fungs­ket­ten im Neo­li­be­ra­lis­mus hat­te sich ver­hee­rend auf die Macht der Arbei­ter­klas­se aus­ge­wirkt. Sie war jetzt mit Dro­hun­gen der Pro­duk­ti­ons­ver­la­ge­rung in ande­re Län­der erpress­bar und konn­te bes­ten­falls noch Lohn­er­hö­hun­gen in Höhe der Infla­ti­ons­ra­te durch­set­zen. Über lan­ge Jah­re hin­weg war Chi­na als Nied­rig­lohn­land der Anker, zu dem die Löh­ne hin gra­vi­tier­ten. Die chi­ne­si­sche Füh­rung trägt also eine gro­ße Ver­ant­wor­tung dafür, dass die glo­ba­le Macht der Bour­geoi­sie wesent­lich zunahm und die Macht der Arbei­ter­klas­se gebro­chen wur­de. Ande­rer­seits ist die­ses Ver­hal­ten ver­ständ­lich, da es die west­li­che Arbei­ter­klas­se nicht fer­tig gebracht hat, den Kapi­ta­lis­mus zu stür­zen oder die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on 1989 in Ost­eu­ro­pa auf­zu­hal­ten. Unter die­sen Umstän­den setz­te auch Chi­na pri­mär auf die eige­ne Ent­wick­lung, auch wenn die­se den Men­schen anders­wo schadete.

Vor allem im Jahr 2011 fan­den als Fol­ge der gro­ßen Welt­wirt­schafts­kri­se in Grie­chen­land und Spa­ni­en dut­zen­de (!) Gene­ral­streiks statt, ohne das die loka­len Bour­geoi­si­en auch nur mini­ma­le Zuge­ständ­nis­se an die Arbei­ter gemacht haben. Offen­bar ist die Welt­bour­geoi­sie inzwi­schen so stark, dass sie jede Kon­zes­si­on an die Arbei­ter­klas­se für unnö­tig hält. Dies geschieht sicher­lich auch aus der Angst her­aus, dass die­se das Selbst­be­wusst­sein der Arbei­ter­klas­se stärkt und damit wei­te­re Kon­zes­sio­nen nach sich zieht.

Die 00er und 10er-Jah­re sahen zusätz­lich einen Schub an neu­en Herr­schafts­tech­ni­ken. Ins­be­son­de­re das Regie­ren mit Angst und die bewuss­te gesell­schaft­li­che Spal­tung wur­den per­fek­tio­niert. Dem­ge­gen­über erwie­sen sich Pro­tes­te wie die ursprüng­li­che glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­sche Bewe­gung 1999 bis 2001, die Kri­sen­pro­tes­te nach der gro­ßen Welt­wirt­schafts­kri­se mit dem Höhe­punkt im Pro­test­jahr 2011 und schließ­lich die Coro­na­pro­tes­te 2020 bis 2022 als ein unko­or­di­nier­tes Auf­be­geh­ren, das die Herr­schaft der Bour­geoi­sie in keins­ter Wei­se gefähr­den und womit die Staats­ap­pa­ra­te leicht fer­tig wer­den konnten.

Ernest Man­del unter­such­te bereits 1984 die Fra­ge, ob die Voll­au­to­ma­ti­sie­rung nicht zu einem radi­ka­len Rück­gang des Gewichts der Arbei­ter­klas­se also der pro­duk­ti­ven mensch­li­chen Arbeit in Wirt­schaft und Gesell­schaft füh­ren wird, was die objek­ti­ven Mög­lich­kei­ten der pro­le­ta­ri­schen Revo­lu­ti­on infra­ge stellt. Sei­ne Ant­wort war, dass bereits lan­ge vor Errei­chen der Voll­au­to­ma­ti­sie­rung die kapi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­ons­wei­se man­gels Mehr­wert zusam­men­bre­chen wird. Das ist ein Pro­zess, den wir in der Tat gegen­wär­tig erleben.

Man­del ging davon aus, dass die in sei­ner Zeit ablau­fen­de Halb­au­to­ma­ti­on das sozia­le Gewicht der Arbei­ter­klas­se nicht ver­min­der­te, denn die abso­lu­te Zahl der Arbei­ter ging zwar zurück, aber eben­so die Zahl der Klein­bür­ger und der Bourgeois:

Der aus dem Pro­le­ta­ri­at her­aus­fal­len­de Teil der Bevöl­ke­rung wird nor­ma­ler­wei­se nicht in das Klein­bür­ger­tum auf­ge­nom­men, son­dern ver­sinkt in der Mas­se der Deklas­sier­ten. Das wirt­schaft­li­che Gewicht des Pro­le­ta­ri­ats wür­de dadurch per se eher zu als abneh­men: Denn eine zah­len­mä­ßig gerin­ge­re Mas­se an pro­duk­ti­ven Arbei­tern wür­de dann nicht dann die mate­ri­el­le Exis­tenz­ba­sis nicht nur für das Bür­ger­tum und ihren Tross an Bediens­te­ten, son­dern auch für die wach­sen­de Zahl an Deklas­sier­ten schaf­fen.[14]

Nur dann, wenn die Zahl der Deklas­sier­ten so stark ansteigt, dass sie poli­tisch und gesell­schaft­lich die Lohn­ar­bei­ter voll­kom­men neu­tra­li­siert, wenn eine Situa­ti­on wie jene des spät­an­ti­ken römi­schen Pro­le­ta­ri­ats ent­steht, wür­de die­se Aus­sa­ge nicht mehr zutref­fen.[15]

Man kann sich durch­aus fra­gen, ob heu­te eine sol­che Situa­ti­on nicht tat­säch­lich besteht. Denn der west­li­che Kapi­ta­lis­mus braucht weder genü­gend Arbei­ter noch Intel­lek­tu­el­le, um die gesam­te arbeits­fä­hi­ge Bevöl­ke­rung zu beschäf­ti­gen. Die ver­steck­te Arbeits­lo­sig­keit ist in allen west­li­chen Gesell­schaf­ten enorm hoch. Dazu gehö­ren nicht nur zahl­rei­che »Bull­shit-Jobs« wie Aus­lie­fe­rungs­fah­rer der unzäh­li­gen Lie­fer­diens­te, die tat­säch­lich leicht ratio­na­li­siert wer­den könn­ten, wenn man es denn woll­te, son­dern auch zahl­rei­che Aka­de­mi­ker, die man­gels Bedarf an natur­wis­sen­schaft­li­chen Beru­fen in die Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten gelenkt werden.

Dort wer­den sie in unzäh­li­gen NGOs beschäf­tigt und rela­tiv gut bezahlt, etwa indem man sys­te­ma­tisch Kapi­ta­lis­mus­kri­tik mit Anti­se­mi­tis­mus und Auf­klä­rung mit Ver­schwö­rungs­theo­rien und Fake News in Ver­bin­dung bringt. Die­sen gigan­ti­schen Pro­pa­gan­da-Appa­rat lässt sich die Bour­geoi­sie eini­ges kos­ten. Im Grun­de genom­men gehen die dort beschäf­tig­ten Per­so­nen genau­so wenig einer sinn­vol­len Arbeit nach wie Hartz-IV-Emp­fän­ger in ihren zahl­lo­sen Zwangs­maß­nah­men. Aber auch hier ist es dem Kapi­tal gelun­gen, eine Schwä­che sei­ner Pro­duk­ti­ons­wei­se in eine Stär­ke zu ver­wan­deln: Tei­le der Über­schuss-Bevöl­ke­rung wer­den genutzt und besol­det, um die Arbei­ter­klas­se noch wei­ter her­ab­zu­drü­cken.[16]

Eine Lum­pen­bour­geoi­sie bil­de­te schon immer den Kern von faschis­ti­schen und proto­fa­schis­ti­schen Grup­pie­run­gen, ange­fan­gen bei der bona­par­tis­ti­schen Gesell­schaft des 10. Dezem­ber, die 1849 gegrün­det wur­de und wesent­lich zum Auf­stieg des dik­ta­to­risch regie­ren­den fran­zö­si­schen Kai­sers Napo­le­on III. führ­te.[17] Man­del beschreibt in sei­nem Buch Kon­tro­ver­sen um das Kapi­tal von 1991 die­se dro­hen­de Ent­wick­lung ausführlicher:

Der Trend zur Auf­wer­tung der Arbeit in den pro­duk­ti­ven Sek­to­ren mit der höchs­ten tech­ni­schen Ent­wick­lung wird jedoch mit Not­wen­dig­keit von sei­ner Nega­ti­on beglei­tet: Dem Wachs­tum der Mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit, dem Wachs­tum vie­ler ver­hee­ren­der deklas­sier­ter und demo­ra­li­sier­ter Rand­sek­to­ren der Bevöl­ke­rung, der Zahl jener, wel­che die Ent­wick­lung der kapi­ta­lis­ti­schen Tech­nik aus dem Pro­duk­ti­ons­pro­zess aus­schließt. Das bedeu­tet nur, dass das In-Fra­ge-Stel­len der kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se inner­halb der Fabrik von wach­sen­der In-Fra­ge-Stel­lung aller grund­le­gen­den bür­ger­li­chen Bezie­hun­gen und Wer­te der Gesell­schaft als Gan­zes beglei­tet ist, und dass dies ein wich­ti­ges und peri­odisch explo­si­ves Ele­ment der Ten­denz des Kapi­ta­lis­mus zum end­gül­ti­gen Zusam­men­bruch bildet.

Der Zusam­men­bruch muss jedoch nicht not­wen­di­ger­wei­se zu einer höhe­ren Form der gesell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­ti­on oder Zivi­li­sa­ti­on füh­ren. Erschei­nun­gen des kul­tu­rel­len Ver­falls, der Regres­si­on in den Gebie­ten der Ideo­lo­gie und der Ach­tung der Men­schen­rech­te mul­ti­pli­zie­ren Erschei­nun­gen der Ent­ar­tung des Kapi­ta­lis­mus, der wir schon gegen­über­ste­hen. Die Bar­ba­rei als ein mög­li­ches Resul­tat des Zusam­men­bruchs des Sys­tems ist heu­te eine durch­aus kon­kre­te­re Per­spek­ti­ve, als sie es in den zwan­zi­ger und drei­ßi­ger Jah­ren war. Selbst die Schre­cken von Ausch­witz und Hiro­shi­ma wer­den als gering erschei­nen im Ver­gleich zu den Schre­cken, mit denen ein fort­ge­setz­ter Ver­fall des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems die Mensch­heit kon­fron­tie­ren wird.[18]

Die­se Wor­te von Man­del sind gera­de­zu pro­phe­tisch: Tat­säch­lich erle­ben wir mit der Iden­ti­täts­po­li­tik, der Can­cel-Cul­tu­re, der fana­ti­schen LGBTQ-Agen­da[19], dem Trans­gen­der-Hype und der tota­len Ver­fla­chung von Jour­na­lis­mus und Kul­tur einen sol­chen kul­tu­rel­len Ver­fall, wie er vor eini­gen Jah­ren noch undenk­bar schien. Auch die Mal­trä­tie­rung der Men­schen wäh­rend der Coro­na-Hys­te­rie war nur mög­lich wegen der Ohn­macht der Arbei­ter­klas­se. Die in Olig­ar­chen­krei­sen sehr ein­fluss­rei­chen Trans­hu­ma­nis­ten geben selbst offen zu, dass sie die meis­ten Men­schen auf die­ser Erde, eigent­lich sogar die gesam­te Art Homo sapi­ens für ent­behr­lich hal­ten, wes­halb frü­her oder spä­ter ihre Aus­rot­tung fol­gen sol­le. Wür­den die­se mons­trö­sen Vor­stel­lun­gen jemals in die Tat umge­setzt, wären die Schre­cken von Ausch­witz und Hiro­shi­ma in der Tat ver­gleichs­wei­se gering.

Ernest Man­del unter­sucht in einem ande­ren Arti­kel die öko­no­mi­schen und ideo­lo­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen für das Zustan­de­kom­men des Holo­causts, des bis heu­te schlimms­ten Mensch­heits­ver­bre­chens.[20] Öko­no­misch wur­zelt er im deut­schen Impe­ria­lis­mus. Die­ser war zwi­schen 1914 und 45 beson­ders aggres­siv, da ein ekla­tan­tes Miss­ver­hält­nis zwi­schen dem errei­chen Stand der Pro­duk­tiv­kräf­te und sei­nen öko­no­mi­schen Ein­fluss­zo­nen bestand. Deutsch­land woll­te im Zwei­ten Welt­krieg ein gro­ßes Ter­ri­to­ri­um im Osten Euro­pas erobern als Sprung­brett für sei­ne Welt­herr­schaft. Die bis­he­ri­gen Bewoh­ner soll­ten zum Teil aus­ge­rot­tet, zum Teil auf den Sta­tus einer Helo­ten­ras­se her­ab­ge­drückt wer­den. Ins­ge­samt waren 100 Mil­lio­nen Men­schen zur Aus­rot­tung bestimmt. Dass die Faschis­ten mit den Juden anfin­gen, lag dar­an, dass Hit­ler und sei­ne Hel­fer der Wahn­idee von der jüdi­schen Welt­ver­schwö­rung anhin­gen.[21]

Ideo­lo­gisch wur­den die­se Plä­ne gerecht­fer­tigt mit einer extre­men Form des Sozi­al­dar­wi­nis­mus und Ras­sis­mus, die behaup­te­te, dass es Unter­men­schen gäbe, die aus­zu­rot­ten sei­en. Der bio­lo­gi­sche Ras­sis­mus steht in einem Zusam­men­hang mit dem Auf­kom­men von anti-huma­nis­ti­schen, anti­pro­gres­si­ven, antie­ga­li­tä­ren und antieman­zi­pa­to­ri­schen Ideo­lo­gien, die offen eine extre­me und sys­te­ma­ti­sche Gewalt­an­wen­dung gegen gan­ze Men­schen­grup­pen for­dern. Sie ver­brei­te­ten sich bereits am Ende des 19. Jahr­hun­derts, blie­ben aber zunächst noch mar­gi­nal. Der Ers­te Welt­krieg brach­te für sie den Durch­bruch in brei­te­ren Bevöl­ke­rungs­krei­sen. Stark ver­brei­tet war der extre­me Ras­sis­mus inner­halb der Bour­geoi­sie und teil­wei­se dem Klein­bür­ger­tum, kaum dage­gen inner­halb der Arbei­ter­klas­se. Sowohl libe­ral-huma­nis­ti­sche wie auch reak­tio­när-ras­sis­ti­sche Ten­den­zen exis­tier­ten in jeder Bour­geoi­sie Euro­pas, der USA und Japans. In Groß­bri­tan­ni­en und Frank­reich blie­ben letz­te­re in der Min­der­heit, in Japan und Deutsch­land setz­ten sie sich durch und in den USA hiel­ten sich bei­de Ten­den­zen die Waa­ge.[22]

Nach dem zwei­ten Welt­krieg waren Ras­sis­mus und Sozi­al­dar­wi­nis­mus völ­lig dis­kre­di­tiert. Erst in den fol­gen­den Jahr­zehn­ten gewan­nen sie inner­halb der Bour­geoi­sie erneut Anhän­ger. Jetzt nah­men sie die Form des extre­men Öko­lo­gis­mus an, der sich erst­mals mit dem Bericht Die Gren­zen des Wachs­tums des Club of Rome von 1972 bemerk­bar mach­te. Men­schen gel­ten danach als ein gefähr­li­ches Virus, das die Erde befal­len habe. Hier­aus folgt das Ver­lan­gen nach einer all­ge­mei­nen Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on. Der Trans­hu­ma­nis­mus und die Indus­trie 4.0 sol­len das Pro­blem lösen, wie die Olig­ar­chen ihre Macht und ihren auf­wen­di­gen Lebens­stil behal­ten kön­nen, ohne auf eine gro­ße Arbei­ter­klas­se ange­wie­sen zu sein, die all dies pro­du­ziert. Bour­geoi­se Ideo­lo­gen wie Hara­ri erklä­ren bereits 99 Pro­zent der Mensch­heit, im Grun­de genom­men die gan­ze Art des Homo sapi­ens für obso­let und tas­ten sich lang­sam an For­de­run­gen nach groß­an­ge­leg­ten Ver­nich­tungs­pro­gram­men für die Mensch­heit her­an. Aber auch in die­sem Bereich dürf­te das Ende der Fah­nen­stan­ge noch längst nicht erreicht sein.

Dass es der Bour­geoi­sie letzt­lich dar­um geht, die Macht der Arbei­ter­klas­se end­gül­tig zu bre­chen, bestrei­ten ihre Ideo­lo­gen gar nicht. So schreibt Hara­ri triumphierend:

Neh­men wir bei­spiels­wei­se den Kom­mu­nis­mus. Da die Auto­ma­ti­sie­rung das kapi­ta­lis­ti­sche Sys­tem in sei­nen Grund­fes­ten zu erschüt­tern droht, könn­te man anneh­men, dass der Kom­mu­nis­mus ein Come­back erlebt. Doch der Kom­mu­nis­mus war nicht dafür gemacht, eine der­ar­ti­ge Kri­se für sich zu nut­zen. Der Kom­mu­nis­mus des 20. Jahr­hun­derts ging davon aus, dass die Arbei­ter­klas­se von zen­tra­ler Bedeu­tung für die Wirt­schaft ist, und kom­mu­nis­ti­sche Den­ker ver­such­ten dem Pro­le­ta­ri­at bei­zu­brin­gen, wie es sei­ne unge­heu­re wirt­schaft­li­che Macht in poli­ti­sche Macht über­set­zen konn­te. Der poli­ti­sche Plan der Kom­mu­nis­ten sah eine Revo­lu­ti­on der Arbei­ter­klas­se vor. Wel­che Rele­vanz haben die­se Leh­ren, wenn die Mas­sen ihren öko­no­mi­schen Wert ver­lie­ren und des­halb weni­ger gegen ihre Aus­beu­tung als viel­mehr gegen ihre Bedeu­tungs­lo­sig­keit kämp­fen müs­sen? Wie bricht man eine Revo­lu­ti­on der Arbei­ter­klas­se vom Zaun, wenn es gar kei­ne Arbei­ter­klas­se mehr gibt?[23]

Letzt­lich sind die­se wahn­sin­ni­gen Plä­ne und Pro­jek­te Aus­druck der destruk­ti­ven Ten­den­zen des Kapi­ta­lis­mus. Sol­che Ten­den­zen exis­tie­ren so lan­ge, wie es den Kapi­ta­lis­mus gibt und sie kön­nen in ihrer schlimms­ten Form, die bis­her im Holo­caust gip­fel­te, durch­aus wie­der durch­bre­chen.[24]

8.3. Kom­mu­nis­mus – rea­le Mög­lich­keit oder Utopie?

Der west­li­che Kapi­ta­lis­mus tritt öko­no­misch in sein Zer­falls­sta­di­um ein. Die wahn­wit­zi­gen Plä­ne des Gre­at Reset mit ihren Coro­na- und Kli­ma­lock­downs, den Krie­gen gegen Russ­land und Chi­na sind der bes­te Beleg dafür. Wenn der Wes­ten den Drit­ten Welt­krieg gewinnt, lan­det die gan­ze Welt in einer Dys­to­pie, einem Alp­traum, aus dem es kein Erwa­chen mehr gibt. Die meis­ten Men­schen wür­den so oder so vom Ange­sicht der Erde ver­schwin­den. Die weni­gen Mil­li­ar­dä­re und ihre Nach­kom­men wür­den göt­ter­gleich herr­schen, ihre Domes­ti­ken hät­ten noch ein eini­ger­ma­ßen erträg­li­ches Leben. Das ist eine Welt, wie sie sich Klaus Schwab und Yuval Noah Hara­ri vorstellen.

Wenn Chi­na und sei­ne Alli­ier­ten aus dem glo­ba­len Rin­gen des Drit­ten Welt­kriegs sieg­reich her­vor­ge­hen soll­ten, dürf­te es zwar dort sowie in Afri­ka, West- und Süd­asi­en zunächst einen gro­ßen Wirt­schafts­auf­schwung geben. Aller­dings auf der Basis der ganz »nor­ma­len« kapi­ta­lis­ti­schen Aus­beu­tung. Damit bestün­de immer­hin eine, wenn auch gerin­ge Chan­ce, dass der ele­men­ta­re Klas­sen­kampf zur Grün­dung von Avant­gar­de­par­tei­en führt, die in der Lage sind, die Bour­geoi­sie zu stür­zen und welt­weit den Sozia­lis­mus ein­zu­füh­ren.[25]

Soll­te das nicht pas­sie­ren, macht sich spä­tes­tens in einer Gene­ra­ti­on auch dort das Pro­blem des ten­den­zi­el­len Falls der Pro­fi­tra­te erneut bemerk­bar. Dann wür­den die chi­ne­si­schen Kapi­ta­lis­ten ihre Macht genau­so skru­pel­los ver­tei­di­gen, wie das jetzt die west­li­chen Kapi­ta­lis­ten tun. Damit wäre also lang­fris­tig nichts gewonnen.

Ob es zu einem sol­chen Sieg Chi­nas über­haupt kommt, ist eher unwahr­schein­lich. Ernest Man­del war Zeit sei­nes Lebens davon über­zeugt, dass der ame­ri­ka­ni­sche Impe­ria­lis­mus den Kampf um die Erhal­tung sei­ner Macht bis zum Atom­krieg füh­ren wird. Der US-Impe­ria­lis­mus wird eher die gesam­te Welt mit sich in den Abgrund rei­ßen, als dass er auch nur einen rela­ti­ven Bedeu­tungs­ver­lust hin­neh­men wird. Letzt­lich gewinnt die­je­ni­ge herr­schen­de Klas­se das glo­ba­le Rin­gen, die ihre Inter­es­sen am skru­pel­lo­ses­ten und rück­sichts­lo­ses­ten durch­setzt. Das ist zwei­fel­los die US-Bour­geoi­sie. Nur die US-Arbei­ter­klas­se könn­te mög­li­cher­wei­se – unter gro­ßen Opfern an Men­schen­le­ben – die eige­ne Bour­geoi­sie ent­waff­nen.[26] Man­del schreibt:

In die­sem Sin­ne wird der end­gül­ti­ge Kampf um das Über­le­ben der Mensch­heit in den USA statt­fin­den. Der ame­ri­ka­ni­sche Impe­ria­lis­mus kann nicht von außen ent­waff­net wer­den. Sei­ne rela­ti­ve Schwä­che führt nicht zu sei­ner Ent­waff­nung, son­dern eher zu gestei­ger­ter Aggres­si­vi­tät.[27]

Wie auch immer das glo­ba­le Rin­gen zwi­schen den USA und Chi­na, dem Wes­ten und dem asia­ti­schen Block aus­ge­hen wird, Euro­pa ist spä­tes­tens seit 2022 nach­hal­tig ins geo­po­li­ti­sche Abseits gera­ten. Selbst bei einer opti­ma­len Ent­wick­lung wird der bis 2020 übli­che Wohl­stand zumin­dest in die­ser Gene­ra­ti­on nicht mehr erreich­bar sein. Gegen­wär­tig geht es nicht mehr um eine glo­ba­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit oder dar­um, die pro­duk­tivs­te Regi­on der Erde zu wer­den, wie das die EU anstreb­te, son­dern nur noch, gewis­se indus­tri­el­le Ker­ne zu behalten.

Eine opti­ma­le Ent­wick­lung bedeu­tet außen­po­li­tisch den Sieg des chi­ne­sisch-rus­si­schen Blocks und innen­po­li­tisch, dass die bru­ta­len Reduk­ti­ons­ver­pflich­tun­gen der EU und Deutsch­lands gekippt wer­den. Dann müss­ten auch noch Black­rock und Co. ent­eig­net wer­den, damit die­se die euro­päi­sche Indus­trie nicht in die USA »ent­füh­ren« kön­nen. Außer­dem müss­te Deutsch­land aus der NATO aus­tre­ten und die US-ame­ri­ka­ni­schen Besat­zungs­trup­pen nach Hau­se schi­cken. Ob die­se aller­dings frei­wil­lig gehen, darf bezwei­felt wer­den. Auch die Bun­des­wehr dürf­te eher die Inter­es­sen der US-Olig­ar­chen als die der deut­schen Bevöl­ke­rung ver­tre­ten und sich gegen sie wen­den. Not­falls stün­de immer noch Polen bereit, in Deutsch­land ein­zu­mar­schie­ren. Immer­hin wird öst­lich der Oder gera­de die stärks­te Mili­tär­macht Euro­pas aufgebaut.

Im Grun­de genom­men ist das nicht ohne Revo­lu­ti­on und Krieg mach­bar. Eine Vor­aus­set­zung hier­für wäre, dass sich die Men­schen nicht nur von der tages­ak­tu­el­len Medi­en­in­dok­tri­na­ti­on frei­ma­chen, etwa dass Coro­na eine töd­li­che Seu­che sei oder die Ukrai­ne der Leucht­stern der Frei­heit, der ver­tei­digt wer­den müs­se, son­dern auch von der Tie­fen­in­dok­tri­na­ti­on, die die Men­schen seit ihrer Schul­zeit beglei­tet. Dar­un­ter fal­len etwa Aus­sa­gen, dass eine Kli­ma­ka­ta­stro­phe unmit­tel­bar bevor­ste­he, dass Kern­kraft gefähr­lich sei oder dass die USA bezie­hungs­wei­se die west­li­chen Kapi­ta­lis­ten wie Bill Gates es gut mit uns mei­nen, sie Wohl­tä­ter sei­en, die nur unser Bes­tes wollen.

Allein die Auf­zäh­lung der Vor­aus­set­zun­gen zeigt, wie unwahr­schein­lich die­se Ent­wick­lung ist. Neh­men wir ein­mal an, dass es doch dazu kommt. Wie könn­te dann die gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung auf dem euro­päi­schen Kon­ti­nent aus­se­hen? Grund­kon­stan­te ist, dass die gro­ßen rus­si­schen Ener­gie­res­sour­cen in kei­nem Fall mehr zur Ver­fü­gung ste­hen. Die­se wur­den im Ver­lauf des Jah­res 2022 nach Chi­na und Süd­asi­en umge­lenkt und die Nord­stream-Pipe­lines zer­stört. Damit ist die euro­päi­sche Indus­trie glo­bal nicht mehr wett­be­werbs­fä­hig. Das kann viel­leicht eini­ge Jah­re mit finan­zi­el­len Hara­ki­ri-Aktio­nen wie dem »Dop­pel­wumms« kaschiert wer­den. Wenn aber sonst nichts getan wird, ist der zivi­li­sa­to­ri­sche Zer­fall Euro­pas, wie ihn Dag­mar Henn beschrie­ben hat, nicht mehr auf­zu­hal­ten.[28] Euro­pa muss sich vor allem auf sei­ne eige­nen Res­sour­cen ver­las­sen. Da sieht es zum Glück nicht all­zu schlecht aus. Im Fol­gen­den soll ein sol­ches Sze­na­rio, nen­nen wir es »euro­päi­scher Sozia­lis­mus« beschrie­ben werden.

Wich­tigs­te Auf­ga­be wäre es zunächst, die Strom- bezie­hungs­wei­se Ener­gie­ver­sor­gung zu sta­bi­li­sie­ren. Zu die­sem Zweck müss­ten die drei letz­ten Kern­kraft­wer­ke Deutsch­lands und zwar Isar 2, Neckar­west­heim 2 und Ems­land wei­ter­be­trie­ben wer­den. Das bedeu­tet, es müss­ten so schnell wie mög­lich neue Brenn­stä­be bestellt wer­den, so dass sie in einem Jahr wie­der in Betrieb gehen könn­ten. Außer­dem müss­ten die bereits abge­schal­te­ten Kern­kraft­wer­ke Grohn­de, Gund­rem­min­gen C und Brock­dorf wie­der auf den Betrieb vor­be­rei­tet wer­den, was tech­nisch viel­leicht in einem wei­te­ren Jahr mög­lich sein könn­te. Viel­leicht las­sen sich auch noch wei­te­re Kern­kraft­wer­ke wie Phil­ipps­burg 2 und Gund­rem­min­gen B in eini­gen Jah­ren wie­der betriebs­fer­tig machen. Des­wei­te­ren dürf­ten kei­ne Koh­le­kraft­wer­ke mehr still­ge­legt, son­dern not­falls müss­ten sogar wei­te­re Tage­baue erschlos­sen werden.

Es ver­steht sich von selbst, dass die Bör­sen­spe­ku­la­ti­on mit Strom und Ener­gie­roh­stof­fen unter­bun­den wer­den muss. Das bedeu­tet unter ande­ren, dass das preis­trei­ben­de Merit-Order-Prin­zip abge­schafft wird und die Prei­se vom Staat fest­ge­legt wer­den. Die CO2-Steu­er und ähn­li­che indi­rek­te Steu­ern, die die ein­fa­che Bevöl­ke­rung belas­ten, müss­ten eben­falls abge­schafft wer­den. Mit die­sen Maß­nah­men könn­te die kri­seln­de Ener­gie­ver­sor­gung kurz­fris­tig sta­bi­li­siert und die Bevöl­ke­rung sowie die Indus­trie ent­las­tet wer­den, ohne die Staats­ver­schul­dung in astro­no­mi­sche Höhen zu treiben.

Mit­tel­fris­tig wird das aber nicht aus­rei­chen. Euro­pa und Deutsch­land müs­sen in viel grö­ße­rem Maße als bis­her ihre eige­nen Ener­gie­res­sour­cen erschlie­ßen. Das bedeu­tet unter ande­rem die För­de­rung der gro­ßen nord­deut­schen Erd­gas­vor­rä­te mit­tels Frack­ing. Bei moder­nen Frack­ing­tech­no­lo­gien und der gro­ßen För­der­tie­fe von über 1500 m ist eine Umwelt­ge­fähr­dung nahe­zu aus­ge­schlos­sen. Inzwi­schen reicht es, dass bestimm­te Sand­ar­ten in die erd­gas­füh­ren­den Schich­ten ein­ge­bracht wer­den. Zusätz­li­che Che­mi­ka­li­en sind nicht mehr erfor­der­lich.[29] Die beträcht­li­chen Vor­rä­te an Schie­fer­gas in der Nord­deut­schen Tief­ebe­ne rei­chen für eine voll­stän­di­ge Gas­ver­sor­gung Deutsch­lands für min­des­tens 20 Jah­re aus. Bin­nen eines Jah­res könn­te das ers­te Erd­gas geför­dert wer­den. Die­ses Gas wäre dann nicht nur um Grö­ßen­ord­nun­gen preis­wer­ter als das US-Frack­ing­gas, son­dern sei­ne För­de­rung wäre dann auch noch deut­lich umwelt­freund­li­cher als das mit Che­mi­ka­li­en geför­der­te US-Gas.[30] Allein an die­ser Tat­sa­che ist deut­lich zu erken­nen, dass die von den Grü­nen genann­ten Umwelt­ge­sichts­punk­te, die angeb­lich gegen das Frack­ing sprä­chen, nur vor­ge­scho­ben sind.

Die Stein­koh­le­för­de­rung im Ruhr­ge­biet soll­te wie­der­auf­ge­nom­men wer­den. Dann könn­te Deutsch­land Koh­le­ver­ga­sung betrei­ben und eini­ge Gas­net­ze von Erd­gas auf Stadt­gas rück­um­stel­len. Tei­le der che­mi­schen Indus­trie könn­ten eben­falls von Erd­gas auf Stein­koh­le rück­um­ge­stellt wer­den. Ver­mut­lich wäre die­se Indus­trie auf dem Welt­markt dann nicht mehr wett­be­werbs­fä­hig. Aber das ist sie bei den heu­ti­gen Gas­prei­sen auch nicht. Die­ses Sze­na­rio hät­te trotz­dem einen gro­ßen Vor­teil: Bei hohen Zoll­mau­ern wür­den dann gro­ße Tei­le des gesell­schaft­li­chen Reich­tums nicht mehr ins Aus­land abflie­ßen, wie das heu­te pas­siert. Er wür­de statt­des­sen für die gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung des eige­nen Lan­des genutzt wer­den können.

Auch bei Nut­zung von Stein- und Braun­koh­le­kraft­wer­ken könn­te sich der zusätz­li­che CO2-Aus­stoß in Gren­zen hal­ten. Koh­le­kraft­wer­ke könn­ten mit der Tech­no­lo­gie der CO2-Abschei­dung aus­ge­stat­tet wer­den. In Island ist im letz­ten Jahr eine Metho­de ent­wi­ckelt wor­den, bei der das CO2 in wäss­ri­ger Lösung in Basalt­ge­stein gepresst wird. Nach zwei Jah­ren mine­ra­li­siert es sich zu 95 Pro­zent mit Magne­si­um- und Cal­ci­um­si­li­ka­ten zu Dolo­mit. Ein Ent­wei­chen des CO2 ist dann nahe­zu aus­ge­schlos­sen. Fast der gesam­te Ozean­bo­den besteht aus Basalt. An vie­len Stel­len könn­te dort CO2 sicher ver­presst wer­den.[31]

Lang­fris­tig wird man auch in Deutsch­land neue Kern­kraft­wer­ke bau­en müs­sen, zum Bei­spiel inhä­rent siche­re Dual Flu­id Reak­to­ren oder Tho­ri­um-Hoch­tem­pe­ra­tur­re­ak­to­ren. Bei die­sen Reak­to­ren sind Unfäl­le wie in Tscher­no­byl oder Fuku­shi­ma aus rein phy­si­ka­li­schen Grün­den unmög­lich. Aber bereits nicht ganz so fort­schritt­li­che Reak­to­ren wie der euro­päi­sche Druck­was­ser­re­ak­tor EPR sind auf die Beherr­schung von Kern­schmelz­un­fäl­len aus­ge­legt. Er besitzt einen Kern­fän­ger, der geschmol­ze­nes Kern­ma­te­ri­al im Not­fall sicher ein­schlie­ßen kann. Das gilt auch für alle ande­ren moder­nen Kern­re­ak­to­ren wie zum Bei­spiel den Natri­um- und den Blei­ge­kühl­ten schnel­len Brü­ter, die im Rah­men des Gene­ra­ti­on-IV-Forums ent­wi­ckelt werden.

Schnel­le Brü­ter arbei­ten mit schnel­len Neu­tro­nen. Sie kön­nen des­halb nicht nur Uran als Kern­brenn­stoff um Grö­ßen­ord­nun­gen bes­ser aus­nut­zen als her­kömm­li­che Leicht­was­ser­re­ak­to­ren, son­dern auch Uran, Plu­to­ni­um und mino­re Akt­i­ni­de aus den abge­brann­ten Brenn­stä­ben für die Ener­gie­er­zeu­gung ver­wen­den. Die weni­gen ver­blei­ben­den Spalt­pro­duk­te müss­ten dann nur noch – je nach Reak­tor­typ – 300 bis 1.100 Jah­re sicher gela­gert wer­den, bis deren Radio­ak­ti­vi­tät voll­kom­men abge­klun­gen ist. Das sind durch­aus über­schau­ba­re Zeit­räu­me. Das angeb­lich unlös­ba­re End­la­ger­pro­blem ist also sehr wohl lösbar.

Bei Brü­tern reicht eine Ton­ne Uran für ein Giga­watt­jahr Elek­tri­zi­tät im Unter­schied zu 100 Ton­nen bei her­kömm­li­chen Leicht­was­ser­re­ak­to­ren. Damit wer­den auch Mine­ra­li­en mit gerin­ge­ren Uran- und Tho­ri­um­an­tei­len als die momen­ta­nen ver­wen­de­ten ener­ge­tisch nutz­bar, zum Bei­spiel Phos­pha­te oder Ton­schie­fer. Sogar das Extra­hie­ren von Uran aus Meer­was­ser ist mög­lich.[32] Dadurch wer­den die Kern­brenn­stoff­res­sour­cen prak­tisch unend­lich. Mit Brut­re­ak­to­ren wird die Kern­ener­gie zu einer Quel­le, die Jahr­zehn­tau­sen­de, even­tu­ell sogar Jahr­mil­li­ar­den lang vor­hält. Man kann den Brü­ter daher mit Recht und Fug bei den Erneu­er­ba­ren ein­rei­hen.[33]

Der Dual-Flu­id-Reak­tor gilt als ers­ter Reak­tor der 5. Kern­kraft­ge­ne­ra­ti­on. Er ist auch ein Schnel­ler Brü­ter. Im Unter­schied zu den oben genann­ten Kraft­werks­ty­pen hat er aber kei­ne fes­ten Brenn­stä­be mehr, son­dern die Ket­ten­re­ak­ti­on fin­det in einer Salz­lö­sung statt. Die erzeug­te Wär­me wird von einer ande­ren Flüs­sig­keit, zum Bei­spiel Blei, abge­führt. Der Dual-Flu­id-Reak­tor ist inhä­rent sicher: Wenn sich die Brenn­stoff-Flüs­sig­keit erhitzt, dehnt sie sich aus. In der Fol­ge nimmt die Reak­ti­vi­tät auto­ma­tisch ab und die Tem­pe­ra­tur sinkt wie­der. Für zusätz­li­che Sicher­heit sor­gen inte­grier­te Schmelz­stop­fen in den Lei­tun­gen: Wenn die vor­ge­se­he­ne Tem­pe­ra­tur doch über­schrit­ten wird, lösen sie sich auf. Dann fließt der Brenn­stoff in Auf­fang­be­häl­ter ab und die Ket­ten­re­ak­ti­on stoppt sofort.[34]

Der Dual-Flu­id-Reak­tor kann auch bei höhe­ren Tem­pe­ra­tu­ren von bis zu 1.000 Grad Cel­si­us betrie­ben wer­den und damit Indus­trie­wär­me erzeu­gen. Er ist auch geeig­net für die Pro­duk­ti­on von syn­the­ti­schen Kraft­stof­fen, mit denen Ver­bren­nungs­mo­to­ren CO2-frei betrie­ben wer­den kön­nen. Ursprüng­lich war der Tho­ri­um-Hoch­tem­pe­ra­tur­re­ak­tor THTR in den 70er-Jah­ren in Deutsch­land für die­se Zwe­cke ent­wi­ckelt wor­den. Der Dual-Flu­id-Reak­tor kann auch Fern­wär­me erzeu­gen, ent­we­der aus­schließ­lich oder zusätz­lich zu elek­tri­schem Strom. Ein wei­te­rer Vor­teil ist, dass der Dual-Flu­id-Reak­tor enorm effi­zi­ent arbei­tet. Da kei­ne ener­gie­auf­wen­di­ge Anrei­che­rung not­wen­dig ist, kann ein Ern­te­fak­tor[35] von 5.000 erreicht wer­den. Im Unter­schied dazu hat Pho­to­vol­ta­ik in Süd­deutsch­land einen Ern­te­fak­tor von 1,6, Wind­ener­gie von 3,9, ein Koh­le­kraft­werk 30 und ein Leicht­was­ser­re­ak­tor je nach Anrei­che­rungs­ver­fah­ren zwi­schen 75 und 100.[36]

Plan eines Kern­kraft­wer­kes mit Dual-Flu­id-Reak­tor. Leis­tung: 1.500 MW[37]

Der Dual-Flu­id-Reak­tor wird vom deut­schen Phy­si­ker Götz Ruprecht ent­wi­ckelt. Aller­dings in Kana­da, da der Neu­bau von Kern­kraft­wer­ken in Deutsch­land ver­bo­ten ist. Nach sei­nen Aus­sa­gen wäre er in weni­gen Jah­ren ein­satz­be­reit, wenn man gro­ße Ent­wick­lungs­res­sour­cen bereit­stel­len wür­de. Da dies auch in Kana­da nicht pas­siert, peilt er den Bau eines Ver­suchs­kraft­wer­kes erst für 2034 an.[38] Im geplan­ten 1.500 MW-Kraft­werk sind bereits eine Auf­ar­bei­tungs­an­la­ge und ein ato­ma­res Zwi­schen­la­ger ent­hal­ten. Eine End­la­ge­rung ist nicht mehr erfor­der­lich, da die radio­ak­ti­ve Strah­lung der rest­li­chen Spalt­pro­duk­te in über­schau­ba­ren Zeit­räu­men abklingt.[39]

Lang­fris­tig wird auch die Kern­fu­si­on wirt­schaft­lich nutz­bar sein. Mög­lich­wei­se muss in Deutsch­land auch der Uran­ab­bau im Erz­ge­bir­ge reak­ti­viert wer­den. Da gibt es durch­aus noch grö­ße­re Vor­rä­te. Die Indus­trie müss­te sich auf die Befrie­di­gung des Inlands­be­darfs umstel­len. Die hohe mani­fes­te und ver­deck­te Arbeits­lo­sig­keit wür­de ver­schwin­den. Für den Bau von Kraft­wer­ken und ande­ren Indus­trie­an­la­gen sowie für den Berg­bau wür­den sehr vie­le Arbeits­kräf­te gebraucht.

Bestimm­te Pro­duk­te, die in Euro­pa vor­erst noch nicht her­ge­stellt wer­den kön­nen, wie zum Bei­spiel Com­pu­ter­pro­zes­so­ren, wür­den sich deut­lich ver­teu­ern, eben­so wie Rei­sen nach Über­see. Die Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät und damit der Lebens­stan­dard wür­den zunächst sin­ken, viel­leicht etwa auf das Niveau des rea­len Sozia­lis­mus. Der gesell­schaft­li­che Reich­tum wäre aber wesent­lich gleich­mä­ßi­ger ver­teilt als heu­te. Bei die­sem Sze­na­rio wären zudem die Grund­be­dürf­nis­se aller Men­schen, also Nah­rung, Wär­me, eine gro­ße, hel­le Woh­nung, öffent­li­che und indi­vi­du­el­le Mobi­li­tät, erfüllt.

Erin­nern wir uns: Das World Eco­no­mic Forum will uns in gro­ßen Schlaf­sä­len zusam­men­pfer­chen. Pri­vat­sphä­re gibt es nicht mehr. Auch der Pri­vat­be­sitz an Kon­sum­gü­tern für die nor­ma­len Men­schen wird abge­schafft, genau­so wie Rei­sen und die indi­vi­du­el­le Mobi­li­tät. Wir sol­len uns haupt­säch­lich von ekel­haf­ten Insek­ten ernäh­ren. Die­se Not­wen­dig­keit ergibt sich allein schon aus dem indi­vi­du­el­len Koh­len­stoff­bud­get von drei Ton­nen pro Per­son und Jahr, das uns die Davos-Cli­que auf­drü­cken will.

Im Ver­gleich zur Schwab­schen Dys­to­pie wäre das Sze­na­rio »Euro­päi­scher Sozia­lis­mus« schon ein gro­ßer Fort­schritt. Es wäre aber noch kein Kom­mu­nis­mus. Aber mit der heu­ti­gen Tech­nik und ins­be­son­de­re, wenn sich die Ver­hei­ßun­gen der Künst­li­chen Intel­li­genz erfül­len, gelangt erst­mals in der Geschich­te der Mensch­heit der Kom­mu­nis­mus in Reichweite.

Was sind die Unter­schie­de? Bereits der Sozia­lis­mus zeich­net sich durch den Gemein­be­sitz an Pro­duk­ti­ons­mit­teln und Plan­wirt­schaft aus. Die Ent­loh­nung erfolgt jedoch noch nach dem Prin­zip »Jedem nach sei­ner Leis­tung«. Das heißt, die­je­ni­gen, die viel zur Ent­wick­lung der Gesell­schaft bei­tra­gen, bekom­men einen höhe­ren Anteil an ihrem Kon­sum­ti­ons­fonds als ande­re. Dem­nach kann das Geld als Wert­maß­stab noch nicht abge­schafft werden.

Im Kom­mu­nis­mus exis­tiert ein mate­ri­el­ler Über­fluss an Kon­sum­gü­tern. Die Ratio­nie­rung die­ser Kon­sum­gü­ter über das Geld ver­liert damit jeden Sinn. Ihre Ver­tei­lung erfolgt des­halb nach dem Prin­zip »jedem nach sei­nen Bedürf­nis­sen«. Der Kom­mu­nis­mus zeich­net sich aus durch das Abster­ben des Gel­des und des Staa­tes. Die Unter­schie­de zwi­schen Stadt und Land wer­den ver­schwin­den. Auch Beru­fe im her­kömm­li­chen Sin­ne wird es nicht mehr geben. Sicher­lich wer­den die Men­schen noch eine bestimm­te Tätig­keit erler­nen und als Arzt oder Inge­nieu­rin arbei­ten. Aber sie sind hier­auf nicht fest­ge­legt. Auf­grund der extrem hohen Arbeits­pro­duk­ti­vi­tät die­ser Gesell­schaft wird es aus­rei­chen, wenn sie viel­leicht zwei Stun­den pro Tag in ihrem Beruf arbei­ten. Die übri­ge Zeit kön­nen sie für ande­re Tätig­keit nut­zen. Zum Bei­spiel Expe­di­tio­nen in das Hima­la­ya unter­neh­men, Thea­ter spie­len, ein Buch schrei­ben oder ein Musik­in­stru­ment erler­nen.[40] Der Kom­mu­nis­mus ist nur glo­bal denk­bar, wenn der Kapi­ta­lis­mus auf der gan­zen Erde gestürzt wor­den ist. Man­del schreibt:

Der Mar­xis­mus ver­wirft ent­schie­den die reak­tio­nä­re Uto­pie eines Kom­mu­nis­mus der Aske­se und der Armut. Die Ent­fal­tung des wirt­schaft­li­chen und sozia­len Lebens der Völ­ker der unter­ent­wi­ckel­ten Län­der erfor­dert nicht nur eine sozia­lis­ti­sche Rah­men­pla­nung der Welt­wirt­schaft, son­dern dar­über hin­aus eine radi­ka­le Umver­tei­lung der mate­ri­el­len Res­sour­cen zuguns­ten die­ser Völ­ker. Dabei muss der Lebens­stan­dard in den west­li­chen Län­dern nicht sin­ken, ganz im Gegen­teil wird er sogar stei­gen und ein bald ein mate­ri­el­ler Über­fluss an Kon­sum­gü­tern erreicht sein.[41]

Um einen mate­ri­el­len Über­fluss an Kon­sum­gü­tern bei allen Men­schen die­ser Erde zu errei­chen, müs­sen also die gro­ßen Mensch­heits­pro­ble­me gelöst wer­den, wobei die Armut der Ent­wick­lungs­län­der nur eines von vie­len ist.

1. Res­sour­cen­knapp­heit: Grü­ne und Olig­ar­chen behaup­ten, dass auf­grund der Knapp­heit gewis­ser Res­sour­cen wie sel­te­ner Erden der west­li­che Lebens­stil nicht ver­all­ge­mei­ner­bar sei, dass man für einen sol­chen Lebens­stil von acht Mil­li­ar­den Men­schen zwei Erden bräuch­te. Des­halb müs­se der Kon­sum der ein­fa­chen Bevöl­ke­rung radi­kal beschnit­ten wer­den. Aller­dings gibt es auch für die­ses Pro­blem eine tech­ni­sche Lösung: Beim Plas­ma­re­cy­cling oder Plas­ma­ver­ga­sung wird Haushalts‑, Land­wirt­schafts- oder Indus­trie­ab­fall durch eine Plas­ma­l­an­ze in den Aggre­gats­zu­stand Plas­ma gebracht und so jede Ver­bin­dung in ihre nie­der­mo­le­ku­la­ren oder ele­men­ta­ren Bestand­tei­le zer­legt. Die­se kön­nen anschlie­ßend ent­we­der erneut genutzt, oder – wenn unge­fähr­lich – in die Umwelt ent­las­sen wer­den. Bei nied­rig oxi­dier­ten Sub­stan­zen fun­giert die Plas­ma­ver­ga­sung sogar als Ener­gie­quel­le, bei hoch­oxi­dier­ten, ins­be­son­de­re Metal­len und Sili­ka­ten, muss Ener­gie zuge­führt wer­den, um die Mole­kül­bin­dun­gen auf­zu­bre­chen. Die­se Ener­gie kann von Kern­kraft­wer­ken der IV. Gene­ra­ti­on gelie­fert wer­den. Durch die Plas­ma­ver­ga­sung kön­nen Roh­stof­fe, unter ande­rem die sel­te­nen Erden, stän­dig wie­der­ver­wen­det wer­den. Die pro­gnos­ti­zier­te Roh­stoff­knapp­heit wür­de damit ein Ende haben.[42] Die Grund­prin­zi­pi­en von Plas­ma­re­cy­cling sind bereits ver­stan­den und es gibt eini­ge Ver­suchs­an­la­gen. Einer groß­tech­ni­schen Anwen­dung ste­hen die hohen Ener­gie­kos­ten entgegen.

2. Kli­ma­wan­del: Angeb­lich müss­ten wir alle unse­ren Kon­sum zuguns­ten des Kli­mas ein­schrän­ken und uns in Zukunft mit einem sehr beschei­de­nen Lebens­stan­dard zufrie­den geben, der nach dem Wil­len des World Eco­no­mic Forums aus einem Leben in gro­ßen Schlaf­sä­len, ohne Kon­sum­gü­ter und ohne indi­vi­du­el­le Mobi­li­tät bestehen soll. Wie aber in Abschnitt 6.2 gezeigt wur­de, haben IPCC und Medi­en die Gefah­ren des Kli­ma­wan­dels stark über­trie­ben dar­ge­stellt. Die Mensch­heit hat durch­aus noch Zeit, die anste­hen­den Pro­ble­me zu lösen, ohne den Lebens­stan­dard der Men­schen ins Boden­lo­se fal­len zu las­sen. Da die Olig­ar­chen aber genau das wol­len, ver­brei­ten sie bewusst Kli­ma­pa­nik in den Medi­en und finan­zie­ren ent­spre­chen­de Orga­ni­sa­tio­nen wie Fri­days for Future und die Letz­te Generation.

Es kann auch nicht dar­um gehen, den gesam­ten Pri­mär­ener­gie­ver­brauch einer Gesell­schaft zunächst auf elek­tri­schen Strom umzu­stel­len und die­sen dann für alle mög­li­chen Pro­zes­se zu nut­zen. Denn die Umwand­lungs­ver­lus­te wären gigan­tisch. Das ist zum Glück auch nicht notwendig.

Wie wir gese­hen haben, bedeu­tet das von der EU beschlos­se­ne Ver­bren­ner­ver­bot ab 2035 de fac­to das Ende der indi­vi­du­el­len Mobi­li­tät für die Mas­sen. Eine Alter­na­ti­ve wäre es, den aus­ge­reif­ten Ver­bren­nungs­mo­tor bei­zu­be­hal­ten und statt des­sen CO2-neu­tra­le Treib­stof­fe ein­zu­set­zen. Dies ist durch­aus mög­lich. Aus Meer­was­ser und dem in der Luft befind­li­chen CO2 kön­nen zum Bei­spiel künst­li­che Koh­len­was­ser­stof­fe gewon­nen wer­den, die dann völ­lig kli­ma­neu­tral wären. Denn das bei ihrer Ver­bren­nung aus­ge­sto­ße­ne CO2 ent­spricht ja genau dem­je­ni­gen, das aus der Luft ent­nom­men wur­de. Dies gilt frei­lich nur unter der Bedin­gung, dass auch bei der Her­stel­lung die­ser künst­li­chen Koh­len­was­ser­stof­fe kein CO2 emit­tiert wird. Für die Her­stel­lung von künst­li­chen Koh­len­was­ser­stof­fen sind enor­me Ener­gie­men­gen not­wen­dig, die nur aus der Kern­kraft stam­men kön­nen.[43] Ent­spre­chen­de Syn­the­se­kom­ple­xe exis­tie­ren bereits als Ver­suchs­an­la­gen. Auch hier ist das größ­te Pro­blem der aku­te Energiemangel.

Als eine bedeu­ten­de CO2-Quel­le gilt der See­trans­port. Die gro­ßen Con­tai­ner­schif­fe könn­ten statt mit Die­sel­mo­to­ren mit Kern­re­ak­to­ren aus­ge­stat­tet wer­den. Damit könn­ten sie völ­lig CO2-neu­tral fah­ren. Bereits heu­te gibt es zahl­rei­che rus­si­sche Atom­eis­bre­cher. Auch vie­le Kriegs­schif­fe, dar­un­ter die US-Ame­ri­ka­ni­schen Flug­zeug­trä­ger und die US-Ame­ri­ka­ni­schen sowie die Rus­si­schen U‑Boote nut­zen Kern­re­ak­to­ren als Antrieb. Die ent­spre­chen­de Tech­nik ist also seit Jahr­zehn­ten aus­ge­reift und funk­tio­niert pro­blem­los.[44]

Der für vie­le indus­tri­el­le Pro­zes­se benö­tig­te Hoch­tem­pe­ra­tur­dampf von mehr als 1000 Grad Cel­si­us könn­te völ­lig CO2-neu­tral eben­falls von spe­zi­el­len inhä­rent siche­ren Kern­kraft­wer­ken wie den Tho­ri­um-Hoch­tem­pe­ra­tur­re­ak­to­ren (THTR) und den Dual-Flu­id-Reak­to­ren her­ge­stellt wer­den. Die Hei­zung von Pri­vat­haus­hal­ten könn­te mit­tels Fern­wär­me ent­we­der durch Heiß­dampf-Aus­kopp­lung aus bestehen­den Kern­kraft­wer­ken oder durch den Bau spe­zi­el­ler Heiz­kern­kraft­wer­ke erfol­gen. Beson­ders gut geeig­net für die­se Auf­ga­be wären eben­falls THTRs und Dual-Flu­id-Reak­to­ren. Mit Kern­ener­gie ist eine hoch­ent­wi­ckel­te und wohl­ha­ben­de Indus­trie­ge­sell­schaft denk­bar, die völ­lig CO2-neu­tral pro­du­ziert und kon­su­miert. Aller­dings erfor­dert der Auf­bau einer ent­spre­chen­den Infra­struk­tur sehr hohe Inves­ti­tio­nen und dürf­te sich über Jahr­zehn­te erstrecken.

In der Zwi­schen­zeit soll­ten vor allem Koh­le­kraft­wer­ke mit CO2-Abschei­dung genutzt wer­den. Nach dem Auf­bau einer weit­ver­zweig­ten Kern­kraft­in­fra­struk­tur wür­den Koh­len­was­ser­stof­fe wie Koh­le, Erd­öl und Erd­gas vor allem als Roh­stof­fe für die che­mi­sche Indus­trie die­nen und dann unter Umstän­den noch für Jahr­tau­sen­de zur Ver­fü­gung ste­hen. Ins­be­son­de­re die bestehen­den Wind­kraft­an­la­gen an Land soll­te so schnell wie mög­lich zurück­ge­baut wer­den, denn sie zer­stö­ren die Land­schaft nach­hal­tig. Die bereits bestehen­de Ener­gie­infra­struk­tur soll­te jeden­falls erst dann abge­baut wer­den, wenn bes­se­re Alter­na­ti­ven zur Ver­fü­gung ste­hen. Die Olig­ar­chen und Grü­nen gehen genau umge­kehrt vor: Zuerst wer­den Aus­stiegs­ter­mi­ne fest­ge­zurrt und die Men­schen müs­sen dann sehen, wie sie damit klarkommen.

3. Land­wirt­schaft: Die Land­wirt­schaft und ins­be­son­de­re die Vieh­hal­tung trägt auch zum CO2-Aus­stoß bei. Des­halb wol­len die Olig­ar­chen sie auf die so gen­n­ann­te Bio­land­wirt­schaft ohne Kunst­dün­ger und Pflan­zen­schutz­mit­tel umstel­len. Die Vieh­hal­tung soll wesent­lich ein­ge­schränkt wer­den. Alle die­se Maß­nah­men wer­den bewir­ken, dass die land­wirt­schaft­li­chen Erträ­ge stark zurück­ge­hen. Mit den Metho­den der Bio­lo­gi­schen Land­wirt­schaft kön­nen glo­bal nur zwei bis drei Mil­li­ar­den Men­schen ernährt wer­den. Des­halb sol­len die Men­schen mit ekel­haf­ten Insek­ten abge­speist wer­den, deren Pro­duk­ti­on weit­aus weni­ger CO2 frei­setzt.[45]

Aber auch im Bereich der Land­wirt­schaft gibt es Alternativen:

Grü­ne Gen­tech­nik: Als Gen­tech­nik bezeich­net man das Ver­fah­ren, ein iso­lier­tes Gen mit bekann­ten Eigen­schaf­ten dem Erb­gut eines Lebe­we­sens hin­zu­zu­fü­gen. Dadurch wer­den etwa Pflan­zen gezüch­tet, die gegen ein bestimm­tes Her­bi­zid wie Gly­pho­sat resis­tent sind, so dass die­ses Her­bi­zid auch wäh­rend der Wachs­tums­pha­se ein­ge­setzt wer­den kann. Das ermög­licht die Aus­wei­tung der pflug­lo­sen Bear­bei­tung und ver­hin­dert Boden­ero­si­on. Der Ein­satz die­ser Pflan­zen führt also zu einem gerin­ge­ren Kraft­stoff­ver­brauch und damit – eigent­lich – zu höhe­ren Gewin­nen der Bauern.

Bis­her wer­den welt­weit auf über 100 Mil­lio­nen Hekt­ar trans­ge­ne Pflan­zen ange­baut. Gefah­ren für Gesund­heit und Umwelt sind dar­aus nicht erwach­sen und es ist unwahr­schein­lich, dass dies jemals pas­sie­ren wird. Gene­tisch ver­än­der­te Pflan­zen kön­nen in Zukunft zu wei­te­ren Ertrags­stei­ge­run­gen füh­ren, die nötig sind, um bis zu zehn Mil­li­ar­den Men­schen zu ernäh­ren. Ins­be­son­de­re wird auf fol­gen­den Gebie­ten geforscht:

  • Pflan­zen, die mit weni­ger Was­ser aus­kom­men bei glei­chen Erträgen
  • Höhe­re Dür­re- und Salztoleranz
  • Ein­ge­bau­te Resis­tenz gegen Schädlinge
  • Pflan­zen mit gerin­ge­rem Dün­ger­be­darf, da sie Stick­stoff aus der Luft bil­den kön­nen wie die Leguminosen
  • Bil­dung zusätz­li­cher Nähr­stof­fe in der Pflanze
  • Höhe­rer Ertrag

Gene­tisch modi­fi­zier­te Pflan­zen wären dann unpro­ble­ma­tisch, wenn die zusätz­li­chen Erträ­ge den Bau­ern und Ver­brau­chern zugu­te­kom­men und nicht als Mono­pol­ge­win­ne von Saat­gut­kon­zer­nen wie Mons­an­to abge­schöpft und an die Olig­ar­chen aus­ge­schüt­tet werden.

Häu­fig wird behaup­tet, der »exzes­si­ve« Fleisch­kon­sum in den Indus­trie­län­dern zer­stö­re die Regen­wäl­der der Erde durch dor­ti­gen Fut­ter­mit­tel­an­bau etwa von Soja. Der Fleisch­kon­sum der Arbei­ter­klas­se müs­se des­halb radi­kal gezü­gelt wer­den. Aller­dings ist Soja als Tier­fut­ter nicht alter­na­tiv­los. Aus Koh­le lässt sich in Bio­re­ak­to­ren so genann­tes Ein­zeller­pro­te­in her­stel­len, das genau­so gut als Tier­fut­ter genutzt wer­den kann.[46]

Ein wei­te­res Argu­ment gegen Fleisch: Kühe emit­tie­ren viel Methan, das ein viel wirk­sa­me­res Treib­haus­gas ist als CO2. Nach unter­schied­li­chen Anga­ben sind Nutz­tie­re für zehn Pro­zent der glo­ba­len Erwär­mung ver­ant­wort­lich. Wenn die Chi­ne­sen und Afri­ka­ner so viel Fleisch ver­zeh­ren wür­den wie die Euro­pä­er, dann wür­de die glo­ba­le Erwär­mung die Erde unbe­wohn­bar machen, heißt es. Des­halb müs­se der Fleisch­kon­sum der Arbei­ter in der BRD gezü­gelt werden.

Eine Alter­na­ti­ve ist Kunst­fleisch. Ein­zel­ne Zel­len wach­sen in einer Nähr­lö­sung zu gro­ßen Gewe­be­stü­cken her­an, bis sie in Aus­se­hen, Geschmack und Kon­sis­tenz natür­li­chem Mus­kel­fleisch nahe kom­men. Selbst wenn Kunst­fleisch von sei­ner Kon­sis­tenz her nicht ganz natür­li­chem Fleisch ent­spre­chen wür­de, gäbe es vie­le Pro­duk­te wie Würs­te oder Hack­fleisch, wo es dar­auf nicht so ankommt. Allein damit könn­ten vie­le Methan­emis­sio­nen ein­ge­spart werden.

Das Haupt­pro­blem in der For­schung zu Kunst­fleisch ist gegen­wär­tig die Nähr­lö­sung. Sie besteht aus Nähr­stof­fen, Hor­mo­nen und ande­ren benö­tig­ten Stof­fen. Bis jetzt wird sie dem Serum unge­bo­re­ner Käl­ber ent­nom­men, was aber vie­le Men­schen aus ethi­schen Grün­den nicht akzep­tie­ren wür­den. Wis­sen­schaft­ler ver­su­chen jetzt, die­se Nähr­stof­fe syn­the­tisch her­zu­stel­len.[47]

In der ver­ti­ka­len Land­wirt­schaft wer­den vor allem pflanz­li­che Erzeug­nis­se wie Gemü­se und Obst in mehr­stö­cki­gen Gebäu­den her­ge­stellt. Die­se kön­nen dann das gan­ze Jahr über geern­tet wer­den. Es besteht ein geschlos­se­ner Was­ser­kreis­lauf. Eine Form die­ser ver­ti­ka­len Land­wirt­schaft ist Hydro­kul­tur. Die sai­son­un­ab­hän­gi­ge Pflan­zen­pro­duk­ti­on erhöht die Pro­duk­ti­vi­tät der meis­ten Nutz­pflan­zen um Fak­tor 4 bis 6.[48] Der hohe Ener­gie­be­darf der ver­ti­ka­len Land­wirt­schaft ver­hin­dert in unse­rer Ener­gie­man­gel­ge­sell­schaft gegen­wär­tig ihre stär­ke­re Aus­brei­tung. Mit der Nut­zung von Kern­ener­gie sähe die Situa­ti­on völ­lig anders aus.

Gegen­wär­tig herrscht in der Land­wirt­schaft ein bru­ta­ler Kon­kur­renz­druck. Jedes Jahr wer­den tau­sen­de Höfe aus dem Markt gedrängt. Die hohe Arbeits­be­las­tung der Ein­zel­hö­fe wol­len sich immer weni­ger Men­schen antun. Wenn die Ent­wick­lung so wei­ter geht, wird auch in der BRD Groß­grund­be­sitz ent­ste­hen. In den neu­en Bun­des­län­dern ist er bereits vorhanden.

Eine Alter­na­ti­ve wären Land­wirt­schafts­ge­nos­sen­schaf­ten wie die LPGs in der DDR. Ihre Mit­glie­der hat­ten ein regu­lä­res, rela­tiv hohes Ein­kom­men, gere­gel­te Arbeits­zei­ten und Urlaubs­an­spruch. Die Mecha­ni­sie­rung und Che­mi­sie­rung der Pro­duk­ti­on war hoch. Dün­ger und Pflan­zen­schutz­mit­tel wur­den nach wis­sen­schaft­li­chen Kri­te­ri­en so spar­sam wie mög­lich ein­ge­setzt. Dafür wur­den eigens agro­che­mi­sche Zen­tren auf­ge­baut, wo Che­mi­ker die genaue Men­ge der ein­zu­set­zen­den Mit­tel und auch den Zeit­punkt ihres Ein­sat­zes fest­leg­ten. Wo es mög­lich war, wur­den die­se Mit­tel mit Agrar­flug­zeu­gen aus­ge­bracht. Das ist extrem boden­scho­nend und spart dar­über hin­aus auch noch Treib­stof­fe. Die DDR-Serie Flug­staf­fel Meine­cke gibt einen Ein­blick in die­se ver­gan­ge­ne Welt.

Mit der grü­nen Gen­tech­nik, ver­ti­ka­ler Land­wirt­schaft, Ein­zeller­pro­te­in und Kunst­fleisch könn­ten ver­mut­lich sogar mehr als die zehn Mil­li­ar­den Men­schen ernährt wer­den, auf die die Welt­be­völ­ke­rung im Jahr 2050 anwach­sen soll. Und dies sogar bei einem ver­rin­ger­ten Flä­chen­ver­brauch. Ins­be­son­de­re die tro­pi­schen Regen­wäl­der könn­ten dann voll­stän­dig geschützt wer­den. Aber auch in den gemä­ßig­ten Brei­ten könn­ten grö­ße­re Flä­chen unter Natur­schutz gestellt wer­den. Eine Vor­aus­set­zung für die­se hoch­tech­ni­sche Land­wirt­schaft wären hohe Ener­gie­men­gen, die nach Lage der Din­ge nur von der Kern­kraft stam­men könn­ten, wenn sie CO2-neu­tral sein sollen.

4. Armut der Ent­wick­lungs­län­der: Mit einer glo­ba­len Plan­wirt­schaft kön­nen beträcht­li­che Res­sour­cen in die Ent­wick­lungs­län­der umge­lei­tet und dort eine Indus­tria­li­sie­rung erreicht wer­den. Die dort immer noch gras­sie­ren­de Armut könn­te in weni­ger als einer Gene­ra­ti­on besei­tigt wer­den und dies, ohne dass der Lebens­stan­dard in den Indus­trie­län­dern zurück­geht. Auch er wird stei­gen, aller­dings weni­ger schnell, als wenn alle Res­sour­cen für die eige­ne Ent­wick­lung genutzt wer­den könnten.

Die Mensch­heit könn­te dann auch gro­ße, heu­te noch völ­lig undenk­ba­re Pro­jek­te umsetz­ten, zum Bei­spiel die Wie­der­be­wal­dung der Saha­ra. An den Rän­dern die­ser Wüs­te könn­ten Kern­kraft­wer­ke gebaut wer­den, deren ein­zi­ger Zweck die Ent­sal­zung von Meer­was­ser ist. Die­ses neu gewon­nen Süß­was­ser wür­de dann in das Lan­des­in­ne­re gepumpt, wodurch es mög­lich wird, dort Bäu­me anzu­pflan­zen, die gro­ße Men­gen von Koh­len­di­oxid bin­den kön­nen. Hans-Peter Schmidt resumiert:

Geht man von einer für die Auf­fors­tung nutz­ba­ren Flä­che der Saha­ra von cir­ca einer Mil­li­ar­de Hekt­ar aus, könn­ten die Saha­ra­wäl­der jähr­lich 20 – 36 Giga­ton­nen CO2 der Atmo­sphä­re ent­zie­hen. Dies ent­spricht in etwa dem welt­wei­ten von Men­schen ver­ur­sach­ten CO2-Aus­stoß von rund 32 Giga­ton­nen.[49]

Selbst­ver­ständ­lich wür­de das Süß­was­ser auch genutzt wer­den, um den Acker­bau der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung zu ver­bes­sern und um Vor­aus­set­zun­gen für eine Indus­tria­li­sie­rung des Kon­ti­nents zu ver­bes­sern. Allein die wie­der­be­grün­te Saha­ra könn­te einen Teil der stark ange­wach­se­nen Bevöl­ke­rung Afri­kas auf­neh­men.[50]

5. Über­be­völ­ke­rung: Die Welt­be­völ­ke­rung ist auf über 8 Mil­li­ar­den Men­schen ange­stie­gen. Auch wenn die Gelüs­te der Olig­ar­chen für eine schar­fe Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on vor allem dar­aus resul­tie­ren, dass längst nicht mehr alle Men­schen durch das Kapi­tal pro­fi­ta­bel aus­ge­beu­tet wer­den kön­nen, so ist doch unver­kenn­bar: Eine Welt­be­völ­ke­rung von die­ser Grö­ße übt einen beträcht­li­chen Druck auf alle Öko­sys­tem der Erde aus. Die Mensch­heit könn­te nach Über­win­dung des Kapi­ta­lis­mus demo­kra­tisch ent­schei­den, dass eine gerin­ge­re Welt­be­völ­ke­rung sinn­voll ist. Eine Alter­na­ti­ve zu den men­schen­ver­ach­ten­den Aus­rot­tungs­pro­jek­ten der Olig­ar­chen wäre eine glo­ba­le Ein-Kind-Poli­tik, die viel­leicht 50 Jah­re betrie­ben wer­den müss­te. Genau wie die chi­ne­si­sche Ein-Kind-Poli­tik wür­de sie vor allem aus Auf­klä­rung, Straf­zah­lun­gen für Eltern, die mehr als ein Kind zur Welt brin­gen und Ver­güns­ti­gun­gen für Eltern mit einem Kind bestehen. Damit sich durch die­se Poli­tik die eth­ni­schen Grö­ßen­ver­hält­nis­se nicht wesent­lich ver­schie­ben, müss­te die Ein-Kind-Poli­tik glo­bal durch­ge­führt wer­den, viel­leicht mit Aus­nah­me von Chi­na, das die­se Poli­tik schon hin­ter sich hat. Außer­dem müss­te es natür­lich auch Aus­nah­men für klei­ne­re Völ­ker und Ter­ri­to­ri­en geben. Eine Ein-Kind-Poli­tik kann nur funk­tio­nie­ren, wenn sie mit einer wesent­li­chen Ver­bes­se­rung der Lebens­ver­hält­nis­se der Men­schen und mit Frau­en­rech­ten einhergeht.

Es gibt aller­dings Stim­men wie Ste­fan Magnet, die behaup­ten, dass die glo­ba­le Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on kein Plan der Olig­ar­chen ist, den sie erst in Zukunft umset­zen wol­len, son­dern dass sich die Mensch­heit schon mit­ten in einer sol­chen Pha­se befin­det. Magnet macht das fest an dem angeb­li­chen Rück­gang der Sper­mi­en­an­zahl euro­päi­scher Män­ner, die bis 2045 zur Unfrucht­bar­keit füh­re, an frucht­bar­keits­re­du­zier­den Imp­fun­gen, die angeb­lich seit den 90er-Jah­ren Frau­en in Ent­wick­lungs­län­dern heim­lich ver­ab­reicht wür­den und natür­lich den Fol­gen der Coro­na-Imp­fun­gen. Der Wahr­heits­ge­halt die­ser Aus­sa­gen kann hier nicht beur­teilt wer­den. Soll­te dem aller­dings so sein, so wäre die Fra­ge einer Über­be­völ­ke­rung hin­fäl­lig.[51]

Aller­dings ist glo­bal gese­hen auch in den letz­ten Jah­ren die Welt­be­völ­ke­rung wei­ter­hin rasant gewach­sen und hat erst vor kur­zem die Schwel­le von acht Mil­li­ar­den Men­schen über­schrit­ten. Noch ist der Kom­mu­nis­mus bei Nut­zung von Kern­ener­gie und einer hoch­ent­wi­ckel­ten Land­wirt­schaft mög­lich. Soll­te aller­dings die Welt­be­völ­ke­rung wei­ter so rasant wach­sen wie bis­her, ist abseh­bar, dass der Mensch­heit irgend­wann wirk­lich nur noch eine glo­ba­le Elends­ver­wal­tung bleibt.

Vie­le Lin­ke reagie­ren gera­de­zu all­er­gisch auf das The­ma Plan­wirt­schaft und leh­nen die­se kate­go­risch ab. Die Erfah­run­gen des Real­so­zia­lis­mus hät­ten gezeigt, dass sie nicht funk­tio­nie­ren kön­ne. Wenn man sich aller­dings die Wirt­schafts­ge­schich­te der DDR und der Sowjet­uni­on genau­er anschaut, kommt man zur Schluss­fol­ge­rung, dass die dort in der Tat bestehen­den wirt­schaft­li­chen Pro­ble­me weni­ger an der Plan­wirt­schaft an sich lagen, son­dern vor allem an den ungüns­ti­gen Rahmenbedingungen.

Wie auch immer man die his­to­ri­sche Plan­wirt­schaft beur­tei­len mag: Mit Super­com­pu­tern, Inter­net und künst­li­cher Intel­li­genz ste­hen um Grö­ßen­ord­nun­gen bes­se­re Pla­nungs­in­stru­men­te zur Ver­fü­gung, als sie noch in den 80er-Jah­ren exis­tier­ten. Die Groß­kon­zer­ne nut­zen mit Soft­ware zum Pro­duct Life­cy­cle Manage­ment und zum Sup­p­ly-Chain-Manage­ment exzes­siv Pla­nungs­tech­ni­ken. Nur kom­men die Erträ­ge die­ser Wirt­schafts­pla­nung ganz weni­gen Mil­li­ar­dä­ren zugu­te und nicht der nor­ma­len Bevöl­ke­rung. Zudem haben Schat­ten­ban­ken wie Black­rock ohne­hin im Kern der west­li­chen Indus­trie ein gigan­ti­sches Mono­pol errich­tet und den Wett­be­werb bewusst heruntergefahren.

Tat­säch­lich führt der viel­ge­prie­se­ne Kapi­ta­lis­mus heu­te zu den Fol­gen, die der Plan­wirt­schaft zuge­schrie­ben wur­den, zu Sta­gna­ti­on, Man­gel­wirt­schaft und Elend. Eine demo­kra­ti­sche Plan­wirt­schaft hin­ge­gen wür­de ein dau­er­haf­tes Wirt­schafts­wachs­tum ohne die Gebre­chen der stän­di­gen Über- und Unter­pro­duk­ti­on und damit ohne Wirt­schafts­kri­sen ermög­li­chen, den tech­ni­schen Fort­schritt wie­der­be­le­ben und die Arbeits­lo­sig­keit besei­ti­gen. Dies ist inzwi­schen noch viel ein­fa­cher als zu Zei­ten des ers­ten Sozia­lis­mus­ver­suchs. Mit der moder­nen Com­pu­ter­tech­no­lo­gie und künst­li­cher Intel­li­genz las­sen sich zum Bei­spiel dyna­mi­sche Natu­ral­wert­ver­flech­tungs­bi­lan­zen für jedes ein­zel­ne Pro­dukt einer Volks­wirt­schaft berech­nen. Dar­an waren die Plan­kom­mis­sio­nen der real­so­zia­lis­ti­schen Län­der man­gels Rechen­ka­pa­zi­tät noch gescheitert.

Es wäre zum Bei­spiel heu­te mög­lich, dass die Pla­nungs­in­stan­zen auf Prä­fe­renz­än­de­run­gen der Ver­brau­cher dahin­ge­hend reagie­ren, dass sie auto­ma­tisch Fabri­ken zusätz­li­che Pro­duk­ti­ons­auf­trä­ge für beson­ders gefrag­te Waren ertei­len und sol­che für weni­ger gefrag­te Waren stor­nie­ren. Das wäre ein Sys­tem ganz ähn­lich dem, wie Super­märk­te heu­te auf die geän­der­te Nach­fra­ge ihrer Kun­den reagie­ren.[52]

Ein wei­te­res Argu­ment der Ver­fech­ter einer (sozia­lis­ti­schen?) Markt­wirt­schaft ist, dass nur Unter­neh­mer tech­ni­sche Inno­va­tio­nen her­vor­brin­gen wür­den. Die Geschich­te spricht aller­dings eher für das Gegen­teil. So haben staat­li­che For­schungs­ein­rich­tun­gen das Inter­net ent­wi­ckelt. Der US-Staat hat die Fir­men­for­schung an inte­grier­ten Schalt­krei­sen stark sub­ven­tio­niert und zwar aus mili­tä­ri­schen Grün­den. Ohne die­se Sub­ven­tio­nen hät­ten die­se For­schun­gen wahr­schein­lich nicht stattgefunden.

In der Sowjet­uni­on gab es die Insti­tu­ti­on des Expe­ri­men­tal-Kon­struk­ti­ons­bü­ros. Die­se Büros wur­den von einem erfolg­rei­chen Inge­nieur gelei­tet und ent­war­fen Flug­zeu­ge, Hub­schrau­ber, Rake­ten, Trieb­wer­ke, U‑Boote und Kern­tech­nik. Häu­fig stan­den sie dabei in Kon­kur­renz mit ande­ren Büros. In die­sen Berei­chen war die Sowjet­uni­on mit an der Welt­spit­ze. Wer die Inno­va­ti­on stär­ken will, soll­te hier wei­ter­den­ken und nicht auf Markt­kon­kur­renz set­zen mit ihren unver­meid­li­chen Begleit­erschei­nun­gen wie Ver­schwen­dung, Wirt­schafts­kri­sen und Arbeits­lo­sig­keit.[53] In einem neu­en Sozia­lis­mus­ver­such könn­te die Insti­tu­ti­on der Kon­struk­ti­ons­bü­ros auch in den Kon­sum­gü­ter­be­reich aus­ge­wei­tet wer­den, in dem man die­sen Büros die Mög­lich­keit gibt, eine klei­ne Serie an Com­pu­tern, tech­ni­schen Gerä­ten etc. her­zu­stel­len und die­se zu ver­kau­fen. Dann wür­de sich zei­gen, wor­an Bedarf besteht und wor­an nicht. Stark nach­ge­frag­te Pro­duk­te könn­ten dann in nor­ma­len Betrie­ben her­ge­stellt wer­den. Soft­ware wird ohne­hin bes­ser nach dem Modell der Open Source entwickelt.

Big Data und künst­li­che Intel­li­genz wer­den heu­te von den Kapi­ta­lis­ten und Olig­ar­chen genutzt, um die Men­schen zu ver­ar­men und sie zu über­wa­chen. Die­se Tech­ni­ken kön­nen aber auch genutzt wer­den, um eine gut funk­tio­nie­ren­de glo­ba­le und demo­kra­ti­sche Plan­wirt­schaft zu etablieren.

Wie gesagt, betont Man­del, dass der Mar­xis­mus die reak­tio­nä­re Uto­pie eines Kom­mu­nis­mus der Aske­se und der Armut ver­wirft.[54] Er führt die­sen Gedan­ken in einem ande­ren Buch wei­ter aus:

Die sozia­lis­ti­sche Plan­wirt­schaft ver­folgt das Ziel, die ver­ge­sell­schaf­te­ten Pro­duk­tiv­kräf­te zu stei­gern, um den Bür­gern schritt­wei­se einen Über­fluss an Gütern und Dienst­leis­tun­gen zu sichern, dadurch die völ­li­ge Ent­fal­tung ihrer Per­sön­lich­keit zu gewähr­leis­ten und auf län­ge­re Sicht die Vor­aus­set­zun­gen für das Ver­schwin­den [der Über­res­te] der Markt­wirt­schaft, der Klas­sen, der gesell­schaft­li­chen Ungleich­heit, des Staa­tes und der Arbeits­tei­lung zu schaf­fen.[55]

Das heißt, damit sich die Vor­aus­sa­gen von Marx und Engels erfül­len, der Staat und die Klas­sen abster­ben kön­nen, müs­sen alle acht Mil­li­ar­den Men­schen der Erde auf ein Kon­sum­ni­veau gebracht wer­den, das dem eines Mit­tel­klas­se­haus­halts in den ent­wi­ckel­ten Län­dern ent­spricht. Es reicht kei­nes­wegs aus, die Grund­be­dürf­nis­se zu befrie­di­gen. Für eine rei­che Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit ist auch die Befrie­di­gung von geho­be­nen Bedürf­nis­sen und – in gewis­sem Umfang – sogar von Luxus­be­dürf­nis­sen erfor­der­lich. Nur wenn die Men­schen über einen lan­gen Zeit­raum hin­weg die Erfah­rung machen, dass die Gesell­schaft für sie wie eine frei­gie­bi­ge Mut­ter ist und nicht wie ein knau­se­ri­ger Stief­va­ter, so Man­del, wer­den sie die im Kapi­ta­lis­mus antrai­nier­ten Ver­hal­tens­wei­sen lang­sam able­gen und ein Repres­si­ons­ap­pa­rat ist nicht mehr erfor­der­lich. Der Staat beginnt dann abzusterben.

Kon­kret bedeu­tet das: Alle Men­schen müs­sen eine gro­ße und hel­le Woh­nung sowie Zugang zur indi­vi­du­el­len und kol­lek­ti­ven Mobi­li­tät und zur Kul­tur haben. Die Men­schen müss­ten wie­der über die Mög­lich­keit min­des­tens einer jähr­li­chen Urlaubs­rei­se ver­fü­gen und sie wür­den auch eine gro­ße Anzahl von Kon­sum­gü­tern besit­zen. Im Kom­mu­nis­mus könn­ten auch heu­te ver­schüt­te­te Erschei­nungs­for­men des tech­ni­schen Fort­schritts reak­ti­viert wer­den, wie zum Bei­spiel Pas­sa­gier­über­schall­flug­zeu­ge. Auch könn­te ein umfang­rei­ches Raum­fahrts­pro­gramm mit Mond­sta­tio­nen und Mars­lan­dun­gen gestar­tet wer­den. Wie oben unter Punkt 3 Land­wirt­schaft beschrie­ben, könn­ten in einer Hoch­en­er­gie- und Hoch­tech­no­lo­gie­welt gro­ße Land­flä­chen unter Natur­schutz gestellt wer­den und zwar in allen Kli­ma­zo­nen. Die­se Flä­chen wür­den zugleich der Erho­lung der Men­schen dienen.

Ver­mut­lich wird im Kom­mu­nis­mus auch das Zusam­men­le­ben der Men­schen ganz ande­re For­men anneh­men als wir sie heu­te ken­nen. Bei den fol­gen­den Über­le­gun­gen geht es nicht dar­um, den Men­schen bestimm­te For­men des Zusam­men­le­bens auf­zu­zwin­gen. Sie sol­len auch nicht als die ein­zig mög­li­chen dar­ge­stellt wer­den. Viel­mehr basie­ren sie auf Erfah­run­gen aus glück­li­che­ren Zei­ten der Menschheit.

Wie Fried­rich Engels in sei­nem Buch Ursprung der Fami­lie, des Pri­vat­ei­gen­tums und des Staa­tes nach­ge­wie­sen hat, ent­stand die patri­ar­cha­le, mono­ga­me Ehe beim Über­gang vom Matri­ar­chat zum Patri­ar­chat. Sie hat­te den Zweck, die Sexua­li­tät der Frau zu kon­trol­lie­ren, da die Män­ner ihren Besitz nur an ihre eige­nen Söh­ne ver­er­ben woll­ten. Heu­te soll eine Ehe auf der roman­ti­schen Lie­be zwi­schen den Betei­lig­ten basie­ren. Eine sol­che Lie­be ist jedoch ein flüch­ti­ges Gefühl und vie­le Ehen sind dem­entspre­chend insta­bil, was sich ins­be­son­de­re nega­tiv auf die Kin­der auswirkt.

Eine Alter­na­ti­ve wären Wohn­kom­mu­nen, wo eine grö­ße­re Anzahl von Erwach­se­nen und ihren Kin­dern zusam­men­le­ben. Sol­che Wohn­kom­mu­nen ent­stan­den in der Sowjet­uni­on nach der Okto­ber­re­vo­lu­ti­on und sie exis­tier­ten noch in den 30er-Jah­ren. Sie ent­stan­den erneut im Wes­ten in den Jah­ren nach der 68er-Revol­te. Wie Wil­helm Reich bei sei­nen For­schun­gen in der Sowjet­uni­on nach­wei­sen konn­te, sind sol­che Wohn­kom­mu­nen mit der patri­ar­cha­len Ehe unver­ein­bar.[56] Sie kön­nen nur funk­tio­nie­ren bei einer gro­ßen sexu­el­len Erfah­rung aller Betei­lig­ten, wenn ein »Sei­ten­sprung« kein Dra­ma ist. Zwar wür­den ver­mut­lich in einer sol­chen Kom­mu­ne meh­re­re Paa­re mit ihren Kin­dern zusam­men­le­ben, aber die sexu­el­len Bezie­hun­gen der Erwach­se­nen wären nicht not­wen­di­ger­wei­se exklu­siv auf die­sen einen Part­ner beschränkt. Wich­tig wäre auch, dass genü­gend Platz für die indi­vi­du­el­le Ent­fal­tung der Per­sön­lich­keit zur Ver­fü­gung steht. Das bedeu­tet neben groß­zü­gi­gen Gemein­schafts­räu­men ein Zim­mer für jedes Kom­mu­ne­mit­glied, Erwach­se­ne und Kin­der glei­cher­ma­ßen. Für die Kin­der hät­te die­se Form des Zusam­men­le­bens den Vor­teil, dass sie vie­le »Geschwis­ter« hät­ten, was in der Ein­zel­fa­mi­lie de fac­to nicht mehr mög­lich ist.

Die Gesell­schaft könn­te allen Jugend­li­chen die mate­ri­el­len Mit­tel für eine Welt­rei­se zwi­schen dem Ende der Schul­zeit und dem Beginn der Berufs­aus­bil­dung bezie­hungs­wei­se dem Stu­di­um bereit­stel­len. Die­se Rei­sen wür­den nicht nur dem Ken­nen­ler­nen der Kul­tur­schät­ze der Mensch­heit die­nen, son­dern auch grö­ße­re Erfah­run­gen im sexu­el­len Bereich ermög­li­chen. In den 70er-Jah­ren gab es bereits mit Inter­rail eine Insti­tu­ti­on, die eini­ges von die­sen Mög­lich­kei­ten vor­weg­nahm. Heu­te dage­gen sind Welt­rei­sen nur noch für eine ver­schwin­den­de Min­der­heit der Men­schen erschwinglich.

8.4. Was bleibt?

Die Mensch­heit hat einen tech­ni­schen Stand erreicht, bei dem der Kom­mu­nis­mus bereits heu­te mög­lich wäre. Arbeits­zei­ten von zwei Stun­den pro Tag oder weni­ger wer­den von einer Uto­pie zur rea­len Mög­lich­keit. Die moder­ne Tech­no­lo­gie könn­te für alle acht Mil­li­ar­den Men­schen ein Para­dies schaf­fen. Unse­re Herr­scher sind aber dabei, die Erde mit der glei­chen Tech­no­lo­gie in eine Höl­le zu ver­wan­deln. Die oben beschrie­be­nen Mög­lich­kei­ten der moder­nen Tech­no­lo­gie sind den Olig­ar­chen natür­lich bekannt. Aber sie unter­drü­cken das Wis­sen dar­über soweit wie sie nur kön­nen, weil sie bei Lösung der gro­ßen Mensch­heits­pro­ble­me ihre Macht ver­lie­ren würden.

Die Kapi­ta­lis­ten sit­zen heu­te so fest im Sat­tel, dass kaum noch eine Mög­lich­keit zu ihrem Sturz erkenn­bar ist. Im 19. Jahr­hun­dert ist der Sozia­lis­mus von einer Uto­pie zur Wis­sen­schaft gewor­den, so der Titel eines bekann­ten Buches von Fried­rich Engels. Im 21. Jahr­hun­dert droht er, wie­der in die Berei­che der Uto­pie zu entschwinden.

Karl Marx war der Mei­nung, dass es Pflicht der Mar­xis­ten ist, »[…] alle Ver­hält­nis­se umzu­wer­fen, in denen der Mensch ein ernied­rig­tes, ein geknech­te­tes, ein ver­las­se­nes, ein ver­ächt­li­ches Wesen ist, […]«. Die­se Par­tei­nah­me für die Aus­ge­beu­te­ten und Unter­drück­ten bleibt auch dann eine mora­li­sche Pflicht, wenn alle Hoff­nun­gen zunich­te sind, den gewünsch­ten befrei­ten Gesell­schafts­zu­stand zu errei­chen.[57] Trotz­ki schreibt:

[…] wenn das Welt­pro­le­ta­ri­at sich tat­säch­lich als unfä­hig erwei­sen soll­te, den Auf­trag zu erfül­len, der ihm vom Ver­lauf der Ent­wick­lung gestellt wur­de, müss­te man not­ge­drun­gen aner­ken­nen, dass das sozia­lis­ti­sche Pro­gramm, das auf die inne­ren Wider­sprü­che der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft gegrün­det ist, in einer Uto­pie endet. Es ist selbst­ver­ständ­lich, dass ein neu­es Mini­mal­pro­gramm erfor­der­lich wäre – zur Ver­tei­di­gung der Inter­es­sen der Skla­ven der tota­li­tä­ren büro­kra­ti­schen Gesell­schaft.[58]

Man muss sich aller­dings fra­gen, wie ein sol­ches Mini­mal­pro­gramm heu­te aus­se­hen könn­te, wol­len doch die Olig­ar­chen die Mensch­heit aus­rot­ten, nicht etwa nur beson­ders bru­tal aus­beu­ten. Wenn sich die Lage wei­ter­hin so rapi­de ver­schlech­tert, wer­den mehr Men­schen auf­wa­chen. Aber ver­mut­lich zu weni­ge und zu spät. Denn Pro­pa­gan­da und Repres­si­on wer­den auch immer wei­ter aufgedreht.

Die ein­zi­ge noch ver­blei­ben­de Mög­lich­keit für einen Über­gang zum Sozia­lis­mus wäre ein unko­or­di­nier­ter und ele­men­ta­rer Auf­stand als Fol­ge der sich immer wei­ter ver­schlech­tern­den Lebens­ver­hält­nis­se, etwa so wie das im Ver­lauf der Febru­ar­re­vo­lu­ti­on 1917 gesche­hen ist. Erst in der fol­gen­den Peri­ode wären über­haupt ernst­haf­te Dis­kus­sio­nen über die Zukunft der Gesell­schaft und damit die Samm­lung der Arbei­ter in einer Avant­gar­de­par­tei mög­lich. Heu­te dage­gen wird jede Oppo­si­ti­on zer­setzt und medi­al nie­der­ge­macht. Aller­dings schließt sich mit dem zivi­li­sa­to­ri­schen Nie­der­gang Euro­pas das Zeit­fens­ter für einen Über­gang zum Sozia­lis­mus hier sehr schnell.

Ver­wei­se

[1] Vgl. Arti­kel »Arbei­ter­klas­se«, in: Georg Klaus, Man­fred Buhr (Hrsg.): Mar­xis­tisch-Leni­nis­ti­sches Wör­ter­buch der Phi­lo­so­phie, Rein­beck bei Ham­burg 1972, S. 116

[2] Vgl. Ernest Man­del: Ein­füh­rung in den Mar­xis­mus, Köln 1998, S. 89

[3] Vgl. Man­del 1998, a.a.O., S. 102

[4] Vgl. Arti­kel »Arbei­ter­klas­se«, a.a.O.

[5] Vgl. Ernest Man­del, Johan­nes Agno­li: Offe­ner Mar­xis­mus, Frank­furt am Main/​New York 1980, S. 91

[6] Lenin 1988, a.a.O., S. 144f

[7] Leo Trotz­ki: Die Leh­ren des Okto­bers, 1924, im Inter­net: https://​www​.mar​xists​.org/​d​e​u​t​s​c​h​/​a​r​c​h​i​v​/​t​r​o​t​z​k​i​/​1​9​2​4​/​l​e​h​r​e​n​/​i​n​d​e​x​.​htm, Kapi­tel 1, abge­ru­fen am 09.03.2023

[8] Trotz­ki 1924, a.a.O., Kapi­tel 7. Das ist auch das zen­tra­le The­ma der Gefäng­nis­hef­te von Anto­nio Gramsci.

[9] Trotz­ki 1924, a.a.O., Kapi­tel 8

[10] Vgl. Man­del 1998, a.a.O., S. 206

[11] Damit meint Man­del die 90er Jah­re des vori­gen Jahrhunderts.

[12] Leo Trotz­ki: Die neue Etap­pe, Ham­burg 1921, S. 52/53, zitiert nach Ernest Man­del: Trotz­ki als Alter­na­ti­ve, Ber­lin 1992, S. 20

[13] Vgl. Man­del 1998, a.a.O., S. 207

[14] Ernest Man­del: Karl Marx – Die Aktua­li­tät sei­nes Wer­kes, Frank­furt am Main 1984, S. 112

[15] Vgl. Man­del 1984, S. 112

[16] Vgl. Dag­mar Henn: Wie die Uni­ver­si­tä­ten »woke« wur­den, 22.11.2022, RT, im Inter­net: https://​deutsch​.rt​.com/​m​e​i​n​u​n​g​/​1​5​3​3​5​5​-​w​i​e​-​u​n​i​v​e​r​s​i​t​a​t​e​n​-​w​o​k​e​-​w​u​r​d​en/, abge­ru­fen am 09.03.2023. Wenn man unbe­dingt will, könn­te man die­se Per­so­nen als »Arbei­ter­aris­to­kra­tie« bezeich­nen, aber ganz gewiss nicht die noch ver­gleichs­wei­se gut ver­die­nen­de Arbei­ter, die das Glück haben, im Nor­mal­ar­beits­ver­hält­nis beschäf­tigt zu sein.

[17] Vgl. Karl Marx: Der acht­zehn­te Bru­mai­re des Lou­is Bona­par­te, in: MEW 8, Ber­lin 1962, S. 160

[18] Ernest Man­del: Kon­tro­ver­sen um das Kapi­tal, Ber­lin 1991, S. 295

[19] Natür­lich war und ist das Grund­an­lie­gen der Les­ben- und Schwu­len­be­we­gung berech­tigt. Aber der dump­fe Fana­tis­mus, mit dem die LGBTQ etc.-Agenda heu­te vor­an­ge­trie­ben wird, ist erschre­ckend und wirkt auf vie­le Men­schen absto­ßend – zu Recht.

[20] Vgl. Ernest Man­del: Mate­ri­al, social and ideo­lo­gi­cal pre­con­di­ti­ons for the Nazi geno­ci­de, 1990, im Inter­net: https://​www​.iire​.org/​n​o​d​e​/​902, abge­ru­fen am 09.03.2023

[21] Vgl. Man­del 1990, a.a.O., und Ralph Giord­a­no: Wenn Hit­ler den Krieg gewon­nen hät­te, Mün­chen 1991, S. 165ff

[22] Vgl. Man­del 1990, a.a.O.

[23] Yuval Noah Hara­ri: 21 Lek­tio­nen für das 21. Jahr­hun­dert, Mün­chen 2018, E‑Book, Kapi­tel 2: Arbeit

[24] Vgl. Man­del 1990, a.a.O.

[25] Selbst­ver­ständ­lich exis­tiert gegen­wär­tig in Chi­na kein Sozia­lis­mus und die chi­ne­si­sche Füh­rung hat auch nicht vor, irgend­wann zu ihm über­zu­ge­hen. Denn das wür­de die Ent­eig­nung der chi­ne­si­schen Kapi­ta­lis­ten­klas­se vor­aus­set­zen, was die­se sich aber kaum gefal­len las­sen wird.

[26] Vgl. Ernest Man­del: Revo­lu­tio­nä­re Stra­te­gien im 20. Jahr­hun­dert, Wien, Mün­chen, Zürich 1978, S. 331

[27] Man­del 1978, a.a.O., S. 331

[28] Vgl. Henn, 04.09.2022, a.a.O.

[29] Vgl. Fritz Vah­ren­holt: Die gro­ße Ener­gie­kri­se, Mün­chen 2023, S. 72f

[30] Vgl. Vah­ren­holt 2023, a.a.O., S. 74f

[31] Vgl. Vah­ren­holt 2023, a.a.O., S. 94

[32] Detail­lier­te Dar­stel­lung der Brü­ter-Tech­no­lo­gie ein­schließ­lich wei­te­rer Quel­len in: Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down und sei­ne Alter­na­ti­ven, in: Autoren­kol­lek­tiv: Dark Win­ter, 2021, S. 194ff, a.a.O.

[33] Vgl. Fabi­an Herr­mann: Mit Brü­tern zu unbe­grenz­ter Ener­gie, Nukle­a­ria, 28.05.2012, im Inter­net: https://​nukle​a​ria​.de/​2​0​1​2​/​0​5​/​2​8​/​m​i​t​-​b​r​u​t​e​r​n​-​z​u​-​u​n​b​e​g​r​e​n​z​t​e​r​-​e​n​e​r​g​ie/, abge­ru­fen am 11.06.2021

[34] Vgl. Dual Flu­id Reak­tor: Stark und geschützt durch die Natur, im Inter­net: https://​dual​-flu​id​.com/​d​e​/​t​e​c​h​n​o​l​o​g​ie/, abge­ru­fen am 09.03.2023

[35] Ern­te­fak­tor = Ver­hält­nis zwi­schen der für den Bau und Betrieb eines Kraft­werks auf­ge­wen­de­ten und erzeug­ten Energie.

[36] Vgl. Götz Ruprecht, Horst Joa­chim Lüdecke: Kern­kraft, Jena 2018, S. 23

[37] Dual-Flu­i­d_­Kraft­werk-1500, im Inter­net: https://​dual​-flu​id​.com/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​2​2​/​0​1​/​D​u​a​l​-​F​l​u​i​d​_​K​r​a​f​t​w​e​r​k​-​1​5​0​0​_​D​E​_​R​G​B​.​png, abge­ru­fen am 09.03.2022

[38] Götz Ruprecht: Kern­ener­gie des 21. Jahr­hun­derts – Die Dual Flu­id Tech­no­lo­gie, Vor­trag, 11.12.2021, You­tube, 0:36:00 h, im Inter­net: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​n​G​8​Q​5​B​X​v​IZI, abge­ru­fen am 09.03.2023

[39] Dual-Flu­id Kraft­werk-1500, a.a.O.

[40] Vgl. Man­del 1998, a.a.O., S. 174

[41] Vgl. Man­del 1998, a.a.O., S. 173

[42] Fabi­an Her­mann: Kurz und knapp: 17 Pro-Atom-Argu­men­te, Nukle­a­ria, 21.09.2012, im Inter­net: https://​nukle​a​ria​.de/​2​0​1​2​/​0​9​/​2​1​/​k​u​r​z​-​u​n​d​-​k​n​a​p​p​-​1​7​-​p​r​o​-​a​t​o​m​-​a​r​g​u​m​e​n​te/, abge­ru­fen am 11.06.2021, sie­he auch: Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, a.a.O., S. 198

[43] Vgl. Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, a.a.O., S. 199

[44] Vgl. Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, a.a.O., S. 200

[45] Vgl. für die fol­gen­den Abschnit­te aus­führ­li­cher: Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, a.a.O., S. 201ff

[46] Bernd Schrö­der: Zur Geschich­te einer ehe­ma­li­gen Zukunfts­tech­no­lo­gie, die noch nicht abge­hakt ist, 20.10.20219, im Inter­net: https://​www​.hei​se​.de/​t​p​/​f​e​a​t​u​r​e​s​/​Z​u​r​-​G​e​s​c​h​i​c​h​t​e​-​e​i​n​e​r​-​e​h​e​m​a​l​i​g​e​n​-​Z​u​k​u​n​f​t​s​t​e​c​h​n​o​l​o​g​i​e​-​d​i​e​-​n​o​c​h​-​n​i​c​h​t​-​a​b​g​e​h​a​k​t​-​i​s​t​-​4​2​2​1​1​6​0​.​h​tml, abge­ru­fen am 11.06.2021

[47] Ellen Dani­els: Essen mit Ellen 10 – Fleisch ist tot. Es lebe das Fleisch, 30.05.20218, im Inter­net: https://​www​.salon​ko​lum​nis​ten​.com/​e​s​s​e​n​-​m​i​t​-​e​l​l​e​n​-​1​0​-​f​l​e​i​s​c​h​-​i​s​t​-​t​o​t​-​e​s​-​l​e​b​e​-​f​l​e​i​s​ch/, abge­ru­fen am 11.06.2021

[48] Wiki­pe­dia-Arti­kel Ver­ti­ka­le Land­wirt­schaft, im Inter­net: https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​V​e​r​t​i​k​a​l​e​_​L​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​aft, abge­ru­fen am 11.06.2021

Bun­des­in­for­ma­ti­ons­zen­trum Land­wirt­schaft: Ver­ti­cal Far­ming – Land­wirt­schaft in der Senk­rech­ten, im Inter­net: https://​www​.land​wirt​schaft​.de/​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​e​r​l​e​b​e​n​/​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​h​a​u​t​n​a​h​/​i​n​-​d​e​r​-​s​t​a​d​t​/​v​e​r​t​i​c​a​l​-​f​a​r​m​i​n​g​-​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​i​n​-​d​e​r​-​s​e​n​k​r​e​c​h​ten, abge­ru­fen am 11.06.2021

[49] Hans-Peter Schmidt: Wäl­der in der Wüs­te pflan­zen, Sola­ri­fy 29.10.2013, im Inter­net: https://​www​.sola​ri​fy​.eu/​2​0​1​3​/​1​0​/​2​9​/​300 – 1‑z­wei­tes-bei­spiel-fur-gsw/, Sei­te am 10.06.2021 nicht mehr verfügbar

[50] Vgl. Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, a.a.O., S. 201

[51] Vgl. Ste­fan Magnet: Trans­hu­ma­nis­mus, Zell an der Pram 2022, E‑Book, Kapi­tel 8

[52] Vgl. van der Pijl 2021, a.a.O., Kapi­tel 7

[53] Vgl. Jan Mül­ler: Rezen­si­on des Buches »Die Selbst­ge­rech­ten« von Sahra Wagen­knecht, 08.05.2021, Frei­er Fun­ke, im Inter­net: https://​back​up​.frei​elin​ke​.net/​r​e​d​a​k​t​i​o​n​-​f​l​/​2​0​2​1​/​0​5​/​r​e​z​e​n​s​i​o​n​-​d​e​s​-​b​u​c​h​e​s​-​d​i​e​-​s​e​l​b​s​t​g​e​r​e​c​h​t​e​n​-​v​o​n​-​s​a​h​r​a​-​w​a​g​e​n​k​n​e​cht, abge­ru­fen am 09.03.2023

[54] vgl. Man­del 1998, a.a.O., S. 173

[55] Ernest Man­del: Mar­xis­ti­sche Wirt­schafts­theo­rie, Band 2, Frank­furt am Main 1979, S. 809.

[56] Vgl. Wil­helm Reich: Die sexu­el­le Revo­lu­ti­on, Frank­furt am Mai 1979, S. 157ff

[57] Vgl. Manu­el Kell­ner: Kapi­ta­lis­mus­ana­ly­se, Büro­kra­tie­kri­tik und sozia­lis­ti­sche Stra­te­gie bei Ernest Man­del, Mar­burg 2005, Dis­ser­ta­ti­on, im Inter­net: https://​archiv​.ub​.uni​-mar​burg​.de/​d​i​s​s​/​z​2​0​0​7​/​0​1​40/, abge­ru­fen am 09.03.2023, S. 405

[58] Leo Trotz­ki: Ver­tei­di­gung des Mar­xis­mus, 1939/40, im Inter­net: https://​www​.mar​xists​.org/​d​e​u​t​s​c​h​/​a​r​c​h​i​v​/​t​r​o​t​z​k​i​/​1​9​3​9​/​v​d​m​/​i​n​d​e​x​.​htm, abge­ru­fen am 09.03.2023, Kapi­tel 2

Bild: Kar­ri­ka­tur aus der Sowjet­uni­on in den frü­hen 20er Jah­ren. »Genos­se Lenin säu­bert die Erde von Unrat.«

One thought on “Per­spek­ti­ven des Sozia­lis­mus auf der Erde (Impe­ria­lis­mus und Gre­at Reset Teil 9)

  1. Man muss gar­nicht auf all die vie­len, ich sage erneut: ver­dienst­vol­l­er­wei­se! wer macht das denn sonst, der­zeit? – ange­schnit­te­nen Tech­nik- und Pro­duk­ti­ons­the­men im Detail ein­ge­hen, um auf der Stel­le ein­zu­se­hen, dass die VER­WAL­TUNG VON SACHEN, die Aus­ein­an­der­set­zung über Sach­fra­gen der­zeit die ent­schei­den­de Hür­de für jed­we­de Form der Kol­lek­ti­vie­rung dar­stellt. Damit sind auch alle Fra­ge­stel­lun­gen, wie kol­lek­ti­ve Beschluss­fas­sung und »Wil­lens­bil­dung« orga­ni­siert wer­den könn­te, etwa »räte­de­mo­kra­tisch«, obso­let. Jan Mül­ler ver­liert – und genau da endet sehr scharf auch das ihm zuge­schrie­be­ne Ver­dient, und wan­delt sich in, wie soll ich sagen: Ver­blüf­fung – nicht ein ein­zi­ges Wort über die Fra­ge, wie die von IHM befür­wor­te­ten Mass­nah­men (wor­an erin­nert uns die­ses Wort nur?) all­ge­mein dis­ku­tiert wer­den sol­len, und kol­lek­ti­ve Ver­stän­di­gung über die zugrun­de­lie­gen­den Theo­rien und Hypo­the­sen zustan­de­kom­men könnte.
    Auf die­sem Hin­ter­grund erschei­nen die »den Olig­ar­chen« oder auch Grü­nen hier zuge­schrie­be­nen Fehl­ein­schät­zun­gen eigen­ar­tig; im Zen­trum für ihr Han­deln sehe ich näm­lich, die­ser Erklä­rung fol­gend, nicht den ten­den­zi­el­len Fall der Profitrate„,
    (krieg ich eigent­lich irgend­wann mal noch eine Ant­wort auf den Ein­wand, dass auch c laut Repro-Sche­ma mehr­wert­träch­tig repro­du­ziert wer­den muss, und die org. Zusam­men­set­zung dar­um kei­nen Ein­fluss auf die Pro­fi­tra­te (pro Zeit, ohne­hin der zutref­fen­de Para­me­ter) haben kann, allen­falls die Zusam­men­set­zung nach Umschlagsfristen?)
    …son­dern schlicht­weg das Ver­feh­len einer bes­se­ren Stra­te­gie: War­um über­neh­men sie denn nicht Jan Mül­lers Vor­schlä­ge und set­zen sich, zur all­ge­mei­nen Mensch­heits-Zufrie­den­heit und genau so, wie es ihnen die Rechts­li­ber­tä­ren stän­dig andich­ten, an die Spit­ze eines, wie vor­ge­schla­gen, tech­no­lo­gisch breit gerüs­te­ten Tech­nofeu­da­lis­mus oder ‑KI – Büro­kra­tis­mus, anstel­le der hoch-ris­kan­ten Ein-Pro­zent-Macht-Durch­set­zung unter Mas­sen­mord- und ‑Tot­schlag? War­um tun sie es, aus­ser dar­um, weil sie nun mal IHREN Ein­schät­zun­gen und Pro­gno­sen fol­gen, und Jan Mül­lers Rat für illu­sio­när halten?
    Was ist mit den »Lin­ken«, die reflex­ar­tig (wirk­lich? nur?) Atom­kraft ableh­nen, alles schlecht-ideo­lo­gisch, alles tech­no­lo­gisch unauf­ge­klärt? so wie etwa die Ein­wän­de gegen die noch immer wei­ter getrie­be­ne tech­no- statt bio­lo­gi­sche Ori­en­tie­rung von Landwirtschaft?
    Und wenn es so wäre… wor­in bestün­de denn dann der Kon­flikt? Ist das noch ein Klas­sen­kon­flikt der alten Art – oder schlicht, ange­sichts der fort­ge­schrit­te­nen Pro­duk­tiv­kräf­te, ein die­sem Stand ent­spre­chen­des Ver­ge­sell­schaf­tungs­pro­blem: Sozia­li­sie­rung der Prin­zi­pi­en ratio­na­ler Erfah­rungs­ver­ar­bei­tung? Ange­sichts des­sen, dass bereits heu­te das MEI­NEN längst POLI­TI­SIERT auf­tritt? Die Olig­ar­chen wol­len wir Jan Mül­ler dabei las­sen, so wie Kant laut Hei­ne dem alten Lam­pe sei­nen Gott, weil er und and­re sich die Ver­hält­nis­se ohne herr­schen­de »Klas­se« nun mal nicht vor­stel­len kön­nen. Am eigent­lich zu lösen­den Pro­blem ändert sich dadurch lei­der nichts.

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