Perspektiven des Sozialismus auf der Erde (Imperialismus und Great Reset Teil 9)

Genosse Lenin reinigt die Erde von Unrat
Lesezeit58 min

Dies ist der siebzehnte und letzte Teil der mehrteiligen Serie von Jan Müller zur aktuellen Imperialismusdebatte in der kommunistischen Bewegung. Sie beinhaltet folgendene Teile:

1. Einleitung & Marxsche Methode

2. Klassischer Imperialismus (1895 – 1945)

3. Der Spätkapitalismus (1945 – 1989)

4. Die expansive Phase des neoliberalen Kapitalismus (1989 – 2007)

5. Der Neoliberalismus in der Krise (seit 2007)

6. Chinas Aufstieg und der Abstieg des Westens (bis 2020)

7. Eine vierte imperialistische Epoche?

7.1 Der Great Reset

7.2 Die Klima-​Hysterie von 2019 als Vorspiel

7.3 Die Corona-​Hysterie von 2020 bis 2022

7.4 Der Dritte Weltkrieg

7.4.1 Der Ukrainische Kriegsschauplatz 2022

7.4.2 Der Wirtschaftskrieg gegen Russland

7.4.3 Der Wirtschaftskrieg der USA gegen Deutschland und Europa

7.4.4. Klimalockdown und Great Reset

7.4.5. Faschismus in der Ukraine, Demokratieabbau im Westen

7.4.6. Umbruch in der Weltwirtschaft

7.4.7. Die Eskalation des Krieges

8. Exkurse zur aktuellen Imperialismusdebatte

9. Perspektiven des Sozialismus auf der Erde

Die Serie kann als Broschüre im PDF- und Epubformat frei heruntergeladen werden.

Imperialismus und Great Reset Teil 9: Perspektiven des Sozialismus auf der Erde

9.1. Die historische Mission der Arbeiterklasse

Die hinter dem World Economic Forum stehenden Oligarchen haben der gesamten Menschheit den Krieg erklärt. Wenn es nach ihnen geht, werden 99 Prozent aller Menschen vom Angesicht der Erde verschwinden. Die Frage der Enteignung dieser Oligarchen und der globale Übergang zum Sozialismus ist im wortwörtlichen Sinne zu einer Überlebensfrage der Menschheit geworden. Rosa Luxemburgs Ausspruch »Sozialismus oder Barbarei« ist also von brennender Aktualität.

Wie wahrscheinlich sind überhaupt Sturz und Enteignung der Kapitalisten im Allgemeinen und dieser Oligarchen im Besonderen? Welche Klasse ist hierzu überhaupt in der Lage? Um das beurteilen zu können, wollen wir zunächst betrachten, was die Klassiker zu diesem Thema gesagt haben.

Aus der Sicht des Marxismus ist nur die Arbeiterklasse in der Lage, die kapitalistische Gesellschaftsordnung zu stürzen und den Kommunismus aufzubauen. Darin besteht auch ihre historische Mission.

Die Arbeiterklasse ist eine Grundklasse der kapitalistischen Gesellschaft und Antipode der Bourgeoisie. Die Arbeiter sind Nichteigentümer der Produktionsmittel. Sie besitzen nur ihre Arbeitskraft, die sie an die Kapitalisten verkaufen müssen, wenn sie ihre notwendigen Existenz- und Lebensmittel erhalten wollen. Deshalb befinden sie sich trotz formalrechtlicher Freiheit in Unfreiheit gegenüber der Klasse der Kapitalisten.

Die Arbeiter sind die unmittelbaren Produzenten der kapitalistischen Produktion und erzeugen den hauptsächlichen Teil des gesellschaftlichen Reichtums. Die Arbeiterklasse wird im Kapitalismus von der Bourgeoisie, die alle wichtigen Produktionsmittel besitzt, ökonomisch ausgebeutet, politisch unterdrückt und ideologisch niedergehalten. Sie kann ihre Stellung als ausgebeutete Klasse nur aufheben, wenn sie die kapitalistischen Produktionsverhältnisse überwindet. Die Arbeiterklasse hat sowohl die materiellen Möglichkeiten als auch ein zumindest potentielles Interesse am Sturz des Kapitalismus und am Aufbau des Sozialismus.[1]

Andere gesellschaftliche Klassen und Gruppen mögen ebenfalls ein Interesse am Sturz des Kapitalismus und besonders der ultrareichen Oligarchen haben, aber sie sind materiell hierzu nicht in der Lage. Nur die Arbeiter können zum Beispiel als unmittelbaren Produzenten den ganzen Produktionsorganismus durch einen Generalstreik stilllegen und damit die Kapitalisten in die Knie zwingen. Wie zahlreiche Beispiele aus der Geschichte zeigen, hängt in diesem Fall selbst der hochgerüstete Repressionsapparat des bürgerlichen Staates in der Luft. Dies passierte zum Beispiel während der Februarrevolution 1917 in Russland, beim Kapp-​Putsch 1920 in Deutschland und beim Militärputsch in Spanien 1936. Wenn aber die Produktion normal weiterläuft, kann das Militär notfalls Proteste gewaltsam niederschlagen. Auch das passierte in der Geschichte nur allzu häufig.

Voraussetzung für den Sturz des Kapitalismus ist, dass sich die Arbeiterklasse ihrer Macht als Klasse bewusst wird. Seit dem Beginn des Kapitalismus führen die Arbeiter einen elementaren Klassenkampf gegen die Kapitalisten. Dieser Kampf dreht sich immer um folgende Forderungen:

  1. Die Erhöhung der Löhne als direktes Mittel, die Aufteilung des Sozialproduktes zwischen Kapitalisten und Arbeitern zugunsten der Lohnabhängigen zu ändern.
  2. Die Verkürzung der Arbeitszeit ohne Lohnverlust als ein anderes direktes Mittel, um diese Aufteilung zugunsten der Arbeiter zu ändern.
  3. Die Organisationsfreiheit. Während der Kapitalist die gesamte ökonomische Macht besitzt, sind die Arbeiter so lange ohnmächtig, als sie gegeneinander konkurrieren, um einen Arbeitsplatz zu erhalten. Unter diesen Umständen wirken sich die ökonomischen Gesetze einseitig zugunsten der Kapitalisten aus, die die Löhne so niedrig festsetzen können, wie sie wollen, während die Arbeiter gezwungen sind, sie zu akzeptieren oder den Arbeitsplatz und somit die Existenzgrundlage zu verlieren. Diese gegenseitige Konkurrenz kann durch die Gründung von Gewerkschaften und kollektiven Tarifverträgen zurückgedrängt werden.[2]

Die Arbeiter erkennen sehr schnell, dass sie nur als Kollektiv ihre Situation verbessern können, während sie als Einzelperson hilflos der Macht der Kapitalisten ausgeliefert sind. Ein funktionierender elementarer Klassenkampf ist die Voraussetzung, damit höhere Formen des Klassenkampfes überhaupt entstehen können. Denn nur wenn die Arbeiter die Erfahrung machen, dass kollektive Aktionen wie Streiks zur Verbesserung ihrer Lebenssituation führen, erlangen sie genug Selbstbewusstsein, um auch weitergehende Ziele anzustreben.[3]

Höhere Formen des Klassenkampfes reichen von der Gründung von Arbeitermassenparteien und Avantgardeparteien bis hin zu Generalstreiks, Räten und schließlich der bewaffneten Machtübernahme des Proletariats, also der sozialen Revolution. Solche höheren Formen entstehen nicht spontan, sondern nur bei einer Verbindung des wissenschaftlichen Sozialismus mit den elementaren Organisationen der Arbeiterklasse.[4]

Der Großbetrieb schafft durch die Konzentration einer großen Zahl Arbeitern auf engem Raum eine Reihe von zusätzlichen Möglichkeiten zur Selbstorganisation. Die höheren Formen des Klassenkampfes entstanden immer zunächst dort.[5]

Die Macht der Arbeiterklasse befand sich global in den Jahren 1917/​18 auf ihrem Höhepunkt. Nach Ansicht der damaligen Sozialisten war im Jahr 1917 zwar nicht jedes einzelne Land, aber doch die Welt in ihrer Gesamtheit reif für den Sozialismus. Das heißt, dass damals die für eine Planwirtschaft notwendige Technik vorhanden war. Nicht nur das, auch die kapitalistischen Produktionsverhältnisse hatten sich nachhaltig überlebt, wie Lenin schreibt:

»Wenn aus einem Großbetrieb ein Mammutbetrieb wird, der planmäßig, auf Grund genau errechneter Massendaten, die Lieferung des ursprünglichen Rohmaterials im Umfang von zwei Dritteln oder drei Vierteln des gesamten Bedarfs für Dutzende von Millionen der Bevölkerung organisiert; wenn die Beförderung dieses Rohstoffs nach den geeignetsten Produktionsstätten, die mitunter Hunderte und Tausende Meilen voneinander entfernt sind, systematisch organisiert wird; wenn von einer Zentralstelle aus alle aufeinanderfolgenden Stadien der Verarbeitung des Materials bis zur Herstellung der verschiedenartigsten Fertigprodukte geregelt werden; wenn die Verteilung dieser Produkte auf Dutzende und Hunderte von Millionen Konsumenten nach einem einzigen Plan geschieht […] – dann wird es offensichtlich, dass wir es mit einer Vergesellschaftung der Produktion zu tun haben […].« [6]

Unter diesen Umständen besteht jede Möglichkeit, dass die gesamte Wirtschaft eines Landes oder einer Gruppe von Ländern wie ein solcher Konzern geführt wird. Nur die Erträge würden dann der gesamten Bevölkerung und nicht nur einer kleinen Gruppe von Kapitalisten zugutekommen. Das versteht man unter Sozialismus: Gemeineigentum an den Produktionsmitteln und Planwirtschaft.

Die erste sozialistische Revolution der Welt fand 1917 in Russland statt. Nicht etwa deshalb, weil der dortige Kapitalismus besonders hoch enzwickelt war, sondern weil die durch den Krieg weiter zugespitzten sozialen Wiedersprüche besonders schroff ausgeprägt waren. Russland war das schwächste Kettenglied des Weltimperialismus, wie es damals hieß.

Aus bestimmten historischen Gründen entstand dort mit den Bolschewiki die erste sozialistische Avantgardepartei der Welt. Sie hatte zudem mit Lenin einen in der Partei allgemein anerkannten Anführer. Aber selbst diese fortschrittliche Partei geriet im September 1917 beim Übergang von revolutionärer Propaganda zur unmittelbaren Vorbereitung auf den bewaffneten Aufstand in eine tiefe Krise. Denn jede sozialistische Partei ist unvermeidlich dem Druck feindlicher Klassen ausgesetzt. In Zeiten einer taktischen oder sogar strategischen Wendung schwindet ihre Kraft, sich den zerstörenden äußeren Kräften zu widersetzen. Es besteht die Gefahr, dass sie schließlich fremden Klassen als Stützpunkt dient. Hierzu Leo Trotzki:

Die gewaltigste Umstellung ist aber die, wenn die proletarische Partei von der Vorbereitung, der Propaganda, der Organisation, der Agitation übergeht zum unmittelbaren Kampf um die Macht, zum bewaffneten Aufstand gegen die Bourgeoisie. Alles, was in der Partei vorhanden ist an unentschlossenen, skeptischen, opportunistischen, menschewistischen Elementen, erhebt sich gegen den Aufstand, sucht für seine Opposition nach theoretischen Formeln und findet sie – bei den gestrigen Feinden – den Opportunisten.[7]

Eine solche Krise machten auch die Bolschewiki am Vorabend der Oktoberrevolution durch. Nur durch Lenins Autorität gelang es, diese Krise zu überwinden und die Partei nahm schließlich am 6. Oktober 1917 (alten Stils) Kurs auf den Aufstand. Aber nicht jede Partei hat ihren Lenin. Die Kommunistische Partei Deutschlands scheiterte 1923 genau an diesem Punkt und eine einmalige Chance für eine soziale Revolution verstrich ungenutzt.

Nun hat die Weltbourgeoisie die Ereignisse in Russland genau betrachtet und selbstverständlich aus ihnen gelernt. Ein solches Ereignis sollte sich nicht wiederholen. Zu diesem Zweck hat sie ihre Herrschaftstechniken verfeinert. Insbesondere die 20er-​Jahre sahen ganz neue Methoden der Massenbeeinflussung.

Zumindest einigen führenden Kommunisten wie Leo Trotzki waren bewusst, dass Revolutionen in den westlichen Ländern ohnehin schwieriger sein würden als in Russland. Trotzki schrieb 1924 in seinem Buch Die Lehren des Oktobers:

Als eine allgemeine Regel kann man annehmen […] dass die Kraft des Oktoberwiderstandes der Bourgeoisie in den alten kapitalistischen Ländern in der Regel weit stärker sein wird als bei uns, der Sieg des Proletariats viel schwieriger, dagegen wird diesem die Eroberung der Macht sogleich eine festere Lage zusichern, als diejenige, in die wir am Morgen nach dem Oktober kamen.

Vieles spricht dafür, dass die Eroberung der Macht in Zentral- und Westeuropa mit viel größeren Mühen verknüpft sein wird, dagegen wird das Proletariat nach der Ergreifung der Macht unvergleichlich mehr Bewegungsfreiheit haben.[8]

Das hat seinen Grund, fährt Trotzki fort:

Die Zielbewusstheit und die Planmäßigkeit hatten in den bürgerlichen Revolutionen eine unvergleichlich kleinere Rolle gespielt, als sie jetzt in den proletarischen Revolutionen zu spielen berufen sind und bereits gespielt haben. […] Die proletarische Revolution unterscheidet sich gerade dadurch, dass in ihr das Proletariat nicht nur die treibende, sondern durch ihre Vorhut auch die führende Kraft ist. Die Rolle, die in den bürgerlichen Revolutionen die ökonomische Macht der Bourgeoisie, ihre Bildung, ihre städtischen Verwaltungen und Universitäten gespielt haben, kann in der proletarischen Revolution nur die Partei des Proletariates innehaben. Die Bedeutung dieser Rolle ist umso größer, als doch auch das Bewusstsein des Gegners unermesslich gestiegen ist. Die Bourgeoisie hat im Laufe der Jahrhunderte, während der sie die Vorherrschaft hatte, eine politische Schulung durchgemacht, die unvergleichlich höher zu werten ist, als die Schule der alten bürokratischen Monarchie. War der Parlamentarismus für das Proletariat eine Vorbereitung für die Revolution, so war er bis zu einem gewissen Grade für das Bürgertum in noch größerem Maße eine Schule der gegenrevolutionären Strategie. Es genügt darauf hinzuweisen, dass die Bourgeoisie durch den Parlamentarismus die Sozialdemokratie großgezogen hat, die heute die Hauptstütze des Privateigentums ist. Die Epoche der sozialen Revolution in Europa wird, wie die ersten Schritte gezeigt haben, eine Zeit angestrengter, rücksichtsloser, aber durchdachter und reiflich erwogener Kämpfe sein – in weit höherem Grade durchdachter als bei uns im Jahre 1917.[9]

Da stellt sich natürlich die Frage, wie eine proletarische Revolution trotzdem siegen kann. Nach Ansicht Trotzkis kommt es darauf an, die bisherigen Revolutionen, ihre Erfolge und Misserfolge genau zu studieren und daraus Schlussfolgerungen für Strategie und Taktik der kommunistischen Parteien zu ziehen. In dem Maße wie die Bourgeoisie ihre Herrschaftstechniken verfeinert und ausbaut, muss das Proletariat diese Techniken analysieren und versuchen, sie zu neutralisieren.

Eine wichtige Rolle bei diesem Prozess sollte die Kommunistische Internationale als Weltpartei des Proletariats spielen. Vor allem die KomIntern sollte die Erfahrungen des Weltproletariats verallgemeinern und ihren Mitgliedsparteien zur Verfügung stellen. Leider ist sie dieser Rolle nach 1924 immer weniger gerecht geworden. Dass führende Repräsentanten der kommunistischen Weltbewegung wie Stalin, Sinowjew und Bucharin die KomIntern für ihre persönlichen Machtspielchen und ehrgeizigen Ambitionen missbraucht haben und sie schließlich zu einer Revolutionsverhinderungsagentur gemacht wurde – zum Beispiel in China 1926, Spanien 1936 – 39 und Deutschland 1932 – 33 – dürfte global gesehen das folgenschwerste Verbrechen Stalins gewesen sein. Denn zu sozialen Revolutionen in den hochentwickelten kapitalistischen Ländern ist es nicht mehr gekommen.

Bis 1989 stärkte trotzt alledem allein die Existenz des sozialistischen Lagers das Selbstbewusstsein auch der westlichen Arbeiterklasse. Zudem gelang es den sozialistischen Staatssicherheitsorganen wie dem KGB und dem MfS, einige westliche ideologische Einflussoperationen zu unterbinden und den Westen seinerseits ideologisch unter Druck zu setzen, zum Beispiel durch lancierte Dokumente über die Nazi-​Verstrickungen vieler führender Politiker. Allein hierdurch wurde die Macht der Bourgeoisie begrenzt.

Wie wir gesehen haben, ist eine sozialistische Revolution an zahlreiche Voraussetzungen gebunden:

  1. Existenz einer Großindustrie und einer zahlenmäßig starken Arbeiterklasse
  2. Existenz des elementaren Klassenkampfes
  3. Existenz der höheren Formen des Klassenkampfes und insbesondere einer Avantgardepartei
  4. Existenz einer revolutionären Situation
  5. Überwindung der »Engpasskrise« der revolutionären Führung am Vorabend der Revolution

In der Zwischenkriegszeit gab es in jedem Land Europas mindestens eine, häufig sogar mehrere revolutionäre Situationen, selbst in der Schweiz! Aber nicht überall gab es eine revolutionäre Partei, was das Scheitern vieler dieser Revolutionen erklärt. In denjenigen Ländern, wo es eine solche gab, gelang die Machteroberung des Proletariats nicht. Spätestens an der »Engpasskrise« am Vorabend der Revolution scheiterten alle Revolutionen mit Ausnahme der russischen.

Vermutlich würden wir bereits im Kommunismus leben, hätte sich die historische Entwicklung nur an ganz wenigen Stellen etwas positiver gestaltet. Ein Erfolg der deutschen Revolution von 1918 bis 1923 hätte wahrscheinlich ausgereicht. In diesem Fall hätte sich die Geschichte ganz anders entwickelt. Es hätte weder Faschismus noch Stalinismus gegeben. Zwar wäre wohl auch bei diesem Szenario ein Kalter Krieg ausgebrochen, aber die Arbeiterstaaten wären um Größenordnungen stärker, der Kapitalismus entsprechend schwächer gewesen.

Aus der obigen Darstellung ergibt sich auch, dass ein großer industrieller Sektor eines Landes Voraussetzung sowohl für das Aufkommen des elementaren wie auch der höheren Formen des Klassenkampfes ist. Man braucht bloß die Industrie stillzulegen, dann ist an Klassenkampf und die Machtübernahme des Proletariats nicht mehr zu denken. In solchen Gesellschaften wie zum Beispiel in Syrien oder der Ukraine verschwinden Klassenorganisationen des Proletariats nahezu vollständig. Sie werden von Gruppen wie dem Islamischen Staat oder der Asow-​Bewegung ersetzt, die Ultragewalt ausüben und bei denen jede zivilisatorische Firnis verloren gegangen ist.

8.3. Sozialismus oder Barbarei

Ernest Mandel hat in seinen Büchern immer wieder darauf hingewiesen, dass das Endergebnis jeder Epoche mit großen sozialen Erschütterungen ungewiss bleibt. Es kann der Sieg der revolutionären Klasse sein, es kann aber auch der Niedergang aller entscheidenden Klassen einer Gesellschaft sein, wie das gegen Ende der Antike der Fall war. Der römische Sklavenhalterstaat war bis zu seinem Untergang immer noch stark genug, jede Rebellion niederzuschlagen, aber den Zerfall der Produktivkräfte, der aus dem Verschwinden der Sklaverei resultierte, konnte er nicht aufhalten. Viele soziale Formationen sind verschwunden, ohne wesentliche Spuren zu hinterlassen, hauptsächlich wegen des Fehlens oder der Schwäche einer revolutionären Klasse, die fähig gewesen wäre, den Weg in Richtung Fortschritt zu finden.[10] Die offensichtliche Dekadenz des zeitgenössischen Kapitalismus[11] führt nach Mandel nicht automatisch zum Sozialismus. Sie führt zur Alternative »Sozialismus oder Barbarei«. Trotzki hatte bereits 1921 einen ähnlichen Gedanken geäußert:

Aber es ist keineswegs immer so, dass, sobald sich die gegebene Gesellschaftsordnung überlebt hat, das heißt reaktionär geworden ist, eine neue Klasse auftaucht, die bewusst, organisiert und stark genug wäre, um die alten Herren des Lebens zu stürzen und den neuen gesellschaftlichen Beziehungen den Weg zu bahnen … Auf diese Weise bewegte sich die menschliche Gesellschaft nicht immer von unten nach oben, in aufsteigender Linie. Nein, es gab lange Perioden der Stagnation, Rückfälle in die Barbarei kamen vor… Wenn die Aufwärtsentwicklung unmöglich wird, stürzt die Gesellschaft in den Abgrund; wenn keine Klasse vorhanden ist, die imstande wäre, sie höher zu treiben, fällt sie auseinander und öffnet Tür und Tor der Barbarei.[12]

Mandel schreibt:

Der Sozialismus ist eine historische Notwendigkeit für einen neuen Aufschwung der Produktivkräfte entsprechend dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technologie. Er ist vor allem eine Notwendigkeit im humanistischen Sinne, weil nur mit ihm die Befriedigung der Bedürfnisse für die gesamte Menschheit möglich ist unter Bedingungen, die das Aufblühen aller, in jedem Individuum schlummernden Fähigkeiten erlauben.

Aber das historisch Notwendige ist nicht notwendigerweise das historisch Erreichte. Nur die revolutionäre und bewusste Aktion des Proletariats kann den Triumph des Sozialismus garantieren.[13]

Das schrieb Mandel am Anfang der 90er-​Jahre. Diese Aussagen treffen aber erst recht auf die Jetztzeit zu. Im Nachhinein muss man feststellen, dass die Weltbourgeoisie spätestens seit 1989 so fest im Sattel sitzt, dass an eine Überwindung des Kapitalismus kaum mehr zu denken ist. Möglicherweise hat sich das Zeitfenster für eine sozialistische Revolution unwiderruflich geschlossen. Die Niederlage des Sozialismus 1989 zerstörte das Selbstbewusstsein der Arbeiterklasse auf der ganzen Welt. In den hochentwickelten westlichen Ländern findet gegenwärtig kaum noch ein elementarer Klassenkampf statt; am ehesten noch in den obersten 20 Prozent der Arbeiterklasse, also bei den festangestellten Arbeitern der Großbetriebe.

Die Schaffung von globalen Wertschöpfungsketten im Neoliberalismus hatte sich verheerend auf die Macht der Arbeiterklasse ausgewirkt. Sie war jetzt mit Drohungen der Produktionsverlagerung in andere Länder erpressbar und konnte bestenfalls noch Lohnerhöhungen in Höhe der Inflationsrate durchsetzen. Über lange Jahre hinweg war China als Niedriglohnland der Anker, zu dem die Löhne hin gravitierten. Die chinesische Führung trägt also eine große Verantwortung dafür, dass die globale Macht der Bourgeoisie wesentlich zunahm und die Macht der Arbeiterklasse gebrochen wurde. Andererseits ist dieses Verhalten verständlich, da es die westliche Arbeiterklasse nicht fertig gebracht hat, den Kapitalismus zu stürzen oder die Konterrevolution 1989 in Osteuropa aufzuhalten. Unter diesen Umständen setzte auch China primär auf die eigene Entwicklung, auch wenn diese den Menschen anderswo schadete.

Vor allem im Jahr 2011 fanden als Folge der großen Weltwirtschaftskrise in Griechenland und Spanien dutzende (!) Generalstreiks statt, ohne das die lokalen Bourgeoisien auch nur minimale Zugeständnisse an die Arbeiter gemacht haben. Offenbar ist die Weltbourgeoisie inzwischen so stark, dass sie jede Konzession an die Arbeiterklasse für unnötig hält. Dies geschieht sicherlich auch aus der Angst heraus, dass diese das Selbstbewusstsein der Arbeiterklasse stärkt und damit weitere Konzessionen nach sich zieht.

Die 00er und 10er-​Jahre sahen zusätzlich einen Schub an neuen Herrschaftstechniken. Insbesondere das Regieren mit Angst und die bewusste gesellschaftliche Spaltung wurden perfektioniert. Demgegenüber erwiesen sich Proteste wie die ursprüngliche globalisierungskritische Bewegung 1999 bis 2001, die Krisenproteste nach der großen Weltwirtschaftskrise mit dem Höhepunkt im Protestjahr 2011 und schließlich die Coronaproteste 2020 bis 2022 als ein unkoordiniertes Aufbegehren, das die Herrschaft der Bourgeoisie in keinster Weise gefährden und womit die Staatsapparate leicht fertig werden konnten.

Ernest Mandel untersuchte bereits 1984 die Frage, ob die Vollautomatisierung nicht zu einem radikalen Rückgang des Gewichts der Arbeiterklasse also der produktiven menschlichen Arbeit in Wirtschaft und Gesellschaft führen wird, was die objektiven Möglichkeiten der proletarischen Revolution infrage stellt. Seine Antwort war, dass bereits lange vor Erreichen der Vollautomatisierung die kapitalistische Produktionsweise mangels Mehrwert zusammenbrechen wird. Das ist ein Prozess, den wir in der Tat gegenwärtig erleben.

Mandel ging davon aus, dass die in seiner Zeit ablaufende Halbautomation das soziale Gewicht der Arbeiterklasse nicht verminderte, denn die absolute Zahl der Arbeiter ging zwar zurück, aber ebenso die Zahl der Kleinbürger und der Bourgeois:

Der aus dem Proletariat herausfallende Teil der Bevölkerung wird normalerweise nicht in das Kleinbürgertum aufgenommen, sondern versinkt in der Masse der Deklassierten. Das wirtschaftliche Gewicht des Proletariats würde dadurch per se eher zu als abnehmen: Denn eine zahlenmäßig geringere Masse an produktiven Arbeitern würde dann nicht dann die materielle Existenzbasis nicht nur für das Bürgertum und ihren Tross an Bediensteten, sondern auch für die wachsende Zahl an Deklassierten schaffen.[14]

Nur dann, wenn die Zahl der Deklassierten so stark ansteigt, dass sie politisch und gesellschaftlich die Lohnarbeiter vollkommen neutralisiert, wenn eine Situation wie jene des spätantiken römischen Proletariats entsteht, würde diese Aussage nicht mehr zutreffen.[15]

Man kann sich durchaus fragen, ob heute eine solche Situation nicht tatsächlich besteht. Denn der westliche Kapitalismus braucht weder genügend Arbeiter noch Intellektuelle, um die gesamte arbeitsfähige Bevölkerung zu beschäftigen. Die versteckte Arbeitslosigkeit ist in allen westlichen Gesellschaften enorm hoch. Dazu gehören nicht nur zahlreiche »Bullshit-​Jobs« wie Auslieferungsfahrer der unzähligen Lieferdienste, die tatsächlich leicht rationalisiert werden könnten, wenn man es denn wollte, sondern auch zahlreiche Akademiker, die mangels Bedarf an naturwissenschaftlichen Berufen in die Sozial- und Geisteswissenschaften gelenkt werden.

Dort werden sie in unzähligen NGOs beschäftigt und relativ gut bezahlt, etwa indem man systematisch Kapitalismuskritik mit Antisemitismus und Aufklärung mit Verschwörungstheorien und Fake News in Verbindung bringt. Diesen gigantischen Propaganda-​Apparat lässt sich die Bourgeoisie einiges kosten. Im Grunde genommen gehen die dort beschäftigten Personen genauso wenig einer sinnvollen Arbeit nach wie Hartz-​IV-​Empfänger in ihren zahllosen Zwangsmaßnahmen. Aber auch hier ist es dem Kapital gelungen, eine Schwäche seiner Produktionsweise in eine Stärke zu verwandeln: Teile der Überschuss-​Bevölkerung werden genutzt und besoldet, um die Arbeiterklasse noch weiter herabzudrücken.[16]

Eine Lumpenbourgeoisie bildete schon immer den Kern von faschistischen und protofaschistischen Gruppierungen, angefangen bei der bonapartistischen Gesellschaft des 10. Dezember, die 1849 gegründet wurde und wesentlich zum Aufstieg des diktatorisch regierenden französischen Kaisers Napoleon III. führte.[17] Mandel beschreibt in seinem Buch Kontroversen um das Kapital von 1991 diese drohende Entwicklung ausführlicher:

Der Trend zur Aufwertung der Arbeit in den produktiven Sektoren mit der höchsten technischen Entwicklung wird jedoch mit Notwendigkeit von seiner Negation begleitet: Dem Wachstum der Massenarbeitslosigkeit, dem Wachstum vieler verheerender deklassierter und demoralisierter Randsektoren der Bevölkerung, der Zahl jener, welche die Entwicklung der kapitalistischen Technik aus dem Produktionsprozess ausschließt. Das bedeutet nur, dass das In-​Frage-​Stellen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse innerhalb der Fabrik von wachsender In-​Frage-​Stellung aller grundlegenden bürgerlichen Beziehungen und Werte der Gesellschaft als Ganzes begleitet ist, und dass dies ein wichtiges und periodisch explosives Element der Tendenz des Kapitalismus zum endgültigen Zusammenbruch bildet.

Der Zusammenbruch muss jedoch nicht notwendigerweise zu einer höheren Form der gesellschaftlichen Organisation oder Zivilisation führen. Erscheinungen des kulturellen Verfalls, der Regression in den Gebieten der Ideologie und der Achtung der Menschenrechte multiplizieren Erscheinungen der Entartung des Kapitalismus, der wir schon gegenüberstehen. Die Barbarei als ein mögliches Resultat des Zusammenbruchs des Systems ist heute eine durchaus konkretere Perspektive, als sie es in den zwanziger und dreißiger Jahren war. Selbst die Schrecken von Auschwitz und Hiroshima werden als gering erscheinen im Vergleich zu den Schrecken, mit denen ein fortgesetzter Verfall des kapitalistischen Systems die Menschheit konfrontieren wird.[18]

Diese Worte von Mandel sind geradezu prophetisch: Tatsächlich erleben wir mit der Identitätspolitik, der Cancel-​Culture, der fanatischen LGBTQ-​Agenda[19], dem Transgender-​Hype und der totalen Verflachung von Journalismus und Kultur einen solchen kulturellen Verfall, wie er vor einigen Jahren noch undenkbar schien. Auch die Malträtierung der Menschen während der Corona-​Hysterie war nur möglich wegen der Ohnmacht der Arbeiterklasse. Die in Oligarchenkreisen sehr einflussreichen Transhumanisten geben selbst offen zu, dass sie die meisten Menschen auf dieser Erde, eigentlich sogar die gesamte Art Homo sapiens für entbehrlich halten, weshalb früher oder später ihre Ausrottung folgen solle. Würden diese monströsen Vorstellungen jemals in die Tat umgesetzt, wären die Schrecken von Auschwitz und Hiroshima in der Tat vergleichsweise gering.

Ernest Mandel untersucht in einem anderen Artikel die ökonomischen und ideologischen Voraussetzungen für das Zustandekommen des Holocausts, des bis heute schlimmsten Menschheitsverbrechens.[20] Ökonomisch wurzelt er im deutschen Imperialismus. Dieser war zwischen 1914 und 45 besonders aggressiv, da ein eklatantes Missverhältnis zwischen dem erreichen Stand der Produktivkräfte und seinen ökonomischen Einflusszonen bestand. Deutschland wollte im Zweiten Weltkrieg ein großes Territorium im Osten Europas erobern als Sprungbrett für seine Weltherrschaft. Die bisherigen Bewohner sollten zum Teil ausgerottet, zum Teil auf den Status einer Helotenrasse herabgedrückt werden. Insgesamt waren 100 Millionen Menschen zur Ausrottung bestimmt. Dass die Faschisten mit den Juden anfingen, lag daran, dass Hitler und seine Helfer der Wahnidee von der jüdischen Weltverschwörung anhingen.[21]

Ideologisch wurden diese Pläne gerechtfertigt mit einer extremen Form des Sozialdarwinismus und Rassismus, die behauptete, dass es Untermenschen gäbe, die auszurotten seien. Der biologische Rassismus steht in einem Zusammenhang mit dem Aufkommen von anti-​humanistischen, antiprogressiven, antiegalitären und antiemanzipatorischen Ideologien, die offen eine extreme und systematische Gewaltanwendung gegen ganze Menschengruppen fordern. Sie verbreiteten sich bereits am Ende des 19. Jahrhunderts, blieben aber zunächst noch marginal. Der Erste Weltkrieg brachte für sie den Durchbruch in breiteren Bevölkerungskreisen. Stark verbreitet war der extreme Rassismus innerhalb der Bourgeoisie und teilweise dem Kleinbürgertum, kaum dagegen innerhalb der Arbeiterklasse. Sowohl liberal-​humanistische wie auch reaktionär-​rassistische Tendenzen existierten in jeder Bourgeoisie Europas, der USA und Japans. In Großbritannien und Frankreich blieben letztere in der Minderheit, in Japan und Deutschland setzten sie sich durch und in den USA hielten sich beide Tendenzen die Waage.[22]

Nach dem zweiten Weltkrieg waren Rassismus und Sozialdarwinismus völlig diskreditiert. Erst in den folgenden Jahrzehnten gewannen sie innerhalb der Bourgeoisie erneut Anhänger. Jetzt nahmen sie die Form des extremen Ökologismus an, der sich erstmals mit dem Bericht Die Grenzen des Wachstums des Club of Rome von 1972 bemerkbar machte. Menschen gelten danach als ein gefährliches Virus, das die Erde befallen habe. Hieraus folgt das Verlangen nach einer allgemeinen Bevölkerungsreduktion. Der Transhumanismus und die Industrie 4.0 sollen das Problem lösen, wie die Oligarchen ihre Macht und ihren aufwendigen Lebensstil behalten können, ohne auf eine große Arbeiterklasse angewiesen zu sein, die all dies produziert. Bourgeoise Ideologen wie Harari erklären bereits 99 Prozent der Menschheit, im Grunde genommen die ganze Art des Homo sapiens für obsolet und tasten sich langsam an Forderungen nach großangelegten Vernichtungsprogrammen für die Menschheit heran. Aber auch in diesem Bereich dürfte das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht sein.

Dass es der Bourgeoisie letztlich darum geht, die Macht der Arbeiterklasse endgültig zu brechen, bestreiten ihre Ideologen gar nicht. So schreibt Harari triumphierend:

Nehmen wir beispielsweise den Kommunismus. Da die Automatisierung das kapitalistische System in seinen Grundfesten zu erschüttern droht, könnte man annehmen, dass der Kommunismus ein Comeback erlebt. Doch der Kommunismus war nicht dafür gemacht, eine derartige Krise für sich zu nutzen. Der Kommunismus des 20. Jahrhunderts ging davon aus, dass die Arbeiterklasse von zentraler Bedeutung für die Wirtschaft ist, und kommunistische Denker versuchten dem Proletariat beizubringen, wie es seine ungeheure wirtschaftliche Macht in politische Macht übersetzen konnte. Der politische Plan der Kommunisten sah eine Revolution der Arbeiterklasse vor. Welche Relevanz haben diese Lehren, wenn die Massen ihren ökonomischen Wert verlieren und deshalb weniger gegen ihre Ausbeutung als vielmehr gegen ihre Bedeutungslosigkeit kämpfen müssen? Wie bricht man eine Revolution der Arbeiterklasse vom Zaun, wenn es gar keine Arbeiterklasse mehr gibt?[23]

Letztlich sind diese wahnsinnigen Pläne und Projekte Ausdruck der destruktiven Tendenzen des Kapitalismus. Solche Tendenzen existieren so lange, wie es den Kapitalismus gibt und sie können in ihrer schlimmsten Form, die bisher im Holocaust gipfelte, durchaus wieder durchbrechen.[24]

8.3. Kommunismus – reale Möglichkeit oder Utopie?

Der westliche Kapitalismus tritt ökonomisch in sein Zerfallsstadium ein. Die wahnwitzigen Pläne des Great Reset mit ihren Corona- und Klimalockdowns, den Kriegen gegen Russland und China sind der beste Beleg dafür. Wenn der Westen den Dritten Weltkrieg gewinnt, landet die ganze Welt in einer Dystopie, einem Alptraum, aus dem es kein Erwachen mehr gibt. Die meisten Menschen würden so oder so vom Angesicht der Erde verschwinden. Die wenigen Milliardäre und ihre Nachkommen würden göttergleich herrschen, ihre Domestiken hätten noch ein einigermaßen erträgliches Leben. Das ist eine Welt, wie sie sich Klaus Schwab und Yuval Noah Harari vorstellen.

Wenn China und seine Alliierten aus dem globalen Ringen des Dritten Weltkriegs siegreich hervorgehen sollten, dürfte es zwar dort sowie in Afrika, West- und Südasien zunächst einen großen Wirtschaftsaufschwung geben. Allerdings auf der Basis der ganz »normalen« kapitalistischen Ausbeutung. Damit bestünde immerhin eine, wenn auch geringe Chance, dass der elementare Klassenkampf zur Gründung von Avantgardeparteien führt, die in der Lage sind, die Bourgeoisie zu stürzen und weltweit den Sozialismus einzuführen.[25]

Sollte das nicht passieren, macht sich spätestens in einer Generation auch dort das Problem des tendenziellen Falls der Profitrate erneut bemerkbar. Dann würden die chinesischen Kapitalisten ihre Macht genauso skrupellos verteidigen, wie das jetzt die westlichen Kapitalisten tun. Damit wäre also langfristig nichts gewonnen.

Ob es zu einem solchen Sieg Chinas überhaupt kommt, ist eher unwahrscheinlich. Ernest Mandel war Zeit seines Lebens davon überzeugt, dass der amerikanische Imperialismus den Kampf um die Erhaltung seiner Macht bis zum Atomkrieg führen wird. Der US-​Imperialismus wird eher die gesamte Welt mit sich in den Abgrund reißen, als dass er auch nur einen relativen Bedeutungsverlust hinnehmen wird. Letztlich gewinnt diejenige herrschende Klasse das globale Ringen, die ihre Interessen am skrupellosesten und rücksichtslosesten durchsetzt. Das ist zweifellos die US-​Bourgeoisie. Nur die US-​Arbeiterklasse könnte möglicherweise – unter großen Opfern an Menschenleben – die eigene Bourgeoisie entwaffnen.[26] Mandel schreibt:

In diesem Sinne wird der endgültige Kampf um das Überleben der Menschheit in den USA stattfinden. Der amerikanische Imperialismus kann nicht von außen entwaffnet werden. Seine relative Schwäche führt nicht zu seiner Entwaffnung, sondern eher zu gesteigerter Aggressivität.[27]

Wie auch immer das globale Ringen zwischen den USA und China, dem Westen und dem asiatischen Block ausgehen wird, Europa ist spätestens seit 2022 nachhaltig ins geopolitische Abseits geraten. Selbst bei einer optimalen Entwicklung wird der bis 2020 übliche Wohlstand zumindest in dieser Generation nicht mehr erreichbar sein. Gegenwärtig geht es nicht mehr um eine globale Wettbewerbsfähigkeit oder darum, die produktivste Region der Erde zu werden, wie das die EU anstrebte, sondern nur noch, gewisse industrielle Kerne zu behalten.

Eine optimale Entwicklung bedeutet außenpolitisch den Sieg des chinesisch-​russischen Blocks und innenpolitisch, dass die brutalen Reduktionsverpflichtungen der EU und Deutschlands gekippt werden. Dann müssten auch noch Blackrock und Co. enteignet werden, damit diese die europäische Industrie nicht in die USA »entführen« können. Außerdem müsste Deutschland aus der NATO austreten und die US-​amerikanischen Besatzungstruppen nach Hause schicken. Ob diese allerdings freiwillig gehen, darf bezweifelt werden. Auch die Bundeswehr dürfte eher die Interessen der US-​Oligarchen als die der deutschen Bevölkerung vertreten und sich gegen sie wenden. Notfalls stünde immer noch Polen bereit, in Deutschland einzumarschieren. Immerhin wird östlich der Oder gerade die stärkste Militärmacht Europas aufgebaut.

Im Grunde genommen ist das nicht ohne Revolution und Krieg machbar. Eine Voraussetzung hierfür wäre, dass sich die Menschen nicht nur von der tagesaktuellen Medienindoktrination freimachen, etwa dass Corona eine tödliche Seuche sei oder die Ukraine der Leuchtstern der Freiheit, der verteidigt werden müsse, sondern auch von der Tiefenindoktrination, die die Menschen seit ihrer Schulzeit begleitet. Darunter fallen etwa Aussagen, dass eine Klimakatastrophe unmittelbar bevorstehe, dass Kernkraft gefährlich sei oder dass die USA beziehungsweise die westlichen Kapitalisten wie Bill Gates es gut mit uns meinen, sie Wohltäter seien, die nur unser Bestes wollen.

Allein die Aufzählung der Voraussetzungen zeigt, wie unwahrscheinlich diese Entwicklung ist. Nehmen wir einmal an, dass es doch dazu kommt. Wie könnte dann die gesellschaftliche Entwicklung auf dem europäischen Kontinent aussehen? Grundkonstante ist, dass die großen russischen Energieressourcen in keinem Fall mehr zur Verfügung stehen. Diese wurden im Verlauf des Jahres 2022 nach China und Südasien umgelenkt und die Nordstream-​Pipelines zerstört. Damit ist die europäische Industrie global nicht mehr wettbewerbsfähig. Das kann vielleicht einige Jahre mit finanziellen Harakiri-​Aktionen wie dem »Doppelwumms« kaschiert werden. Wenn aber sonst nichts getan wird, ist der zivilisatorische Zerfall Europas, wie ihn Dagmar Henn beschrieben hat, nicht mehr aufzuhalten.[28] Europa muss sich vor allem auf seine eigenen Ressourcen verlassen. Da sieht es zum Glück nicht allzu schlecht aus. Im Folgenden soll ein solches Szenario, nennen wir es »europäischer Sozialismus« beschrieben werden.

Wichtigste Aufgabe wäre es zunächst, die Strom- beziehungsweise Energieversorgung zu stabilisieren. Zu diesem Zweck müssten die drei letzten Kernkraftwerke Deutschlands und zwar Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland weiterbetrieben werden. Das bedeutet, es müssten so schnell wie möglich neue Brennstäbe bestellt werden, so dass sie in einem Jahr wieder in Betrieb gehen könnten. Außerdem müssten die bereits abgeschalteten Kernkraftwerke Grohnde, Gundremmingen C und Brockdorf wieder auf den Betrieb vorbereitet werden, was technisch vielleicht in einem weiteren Jahr möglich sein könnte. Vielleicht lassen sich auch noch weitere Kernkraftwerke wie Philippsburg 2 und Gundremmingen B in einigen Jahren wieder betriebsfertig machen. Desweiteren dürften keine Kohlekraftwerke mehr stillgelegt, sondern notfalls müssten sogar weitere Tagebaue erschlossen werden.

Es versteht sich von selbst, dass die Börsenspekulation mit Strom und Energierohstoffen unterbunden werden muss. Das bedeutet unter anderen, dass das preistreibende Merit-​Order-​Prinzip abgeschafft wird und die Preise vom Staat festgelegt werden. Die CO2-Steuer und ähnliche indirekte Steuern, die die einfache Bevölkerung belasten, müssten ebenfalls abgeschafft werden. Mit diesen Maßnahmen könnte die kriselnde Energieversorgung kurzfristig stabilisiert und die Bevölkerung sowie die Industrie entlastet werden, ohne die Staatsverschuldung in astronomische Höhen zu treiben.

Mittelfristig wird das aber nicht ausreichen. Europa und Deutschland müssen in viel größerem Maße als bisher ihre eigenen Energieressourcen erschließen. Das bedeutet unter anderem die Förderung der großen norddeutschen Erdgasvorräte mittels Fracking. Bei modernen Frackingtechnologien und der großen Fördertiefe von über 1500 m ist eine Umweltgefährdung nahezu ausgeschlossen. Inzwischen reicht es, dass bestimmte Sandarten in die erdgasführenden Schichten eingebracht werden. Zusätzliche Chemikalien sind nicht mehr erforderlich.[29] Die beträchtlichen Vorräte an Schiefergas in der Norddeutschen Tiefebene reichen für eine vollständige Gasversorgung Deutschlands für mindestens 20 Jahre aus. Binnen eines Jahres könnte das erste Erdgas gefördert werden. Dieses Gas wäre dann nicht nur um Größenordnungen preiswerter als das US-​Frackinggas, sondern seine Förderung wäre dann auch noch deutlich umweltfreundlicher als das mit Chemikalien geförderte US-​Gas.[30] Allein an dieser Tatsache ist deutlich zu erkennen, dass die von den Grünen genannten Umweltgesichtspunkte, die angeblich gegen das Fracking sprächen, nur vorgeschoben sind.

Die Steinkohleförderung im Ruhrgebiet sollte wiederaufgenommen werden. Dann könnte Deutschland Kohlevergasung betreiben und einige Gasnetze von Erdgas auf Stadtgas rückumstellen. Teile der chemischen Industrie könnten ebenfalls von Erdgas auf Steinkohle rückumgestellt werden. Vermutlich wäre diese Industrie auf dem Weltmarkt dann nicht mehr wettbewerbsfähig. Aber das ist sie bei den heutigen Gaspreisen auch nicht. Dieses Szenario hätte trotzdem einen großen Vorteil: Bei hohen Zollmauern würden dann große Teile des gesellschaftlichen Reichtums nicht mehr ins Ausland abfließen, wie das heute passiert. Er würde stattdessen für die gesellschaftliche Entwicklung des eigenen Landes genutzt werden können.

Auch bei Nutzung von Stein- und Braunkohlekraftwerken könnte sich der zusätzliche CO2-Ausstoß in Grenzen halten. Kohlekraftwerke könnten mit der Technologie der CO2-Abscheidung ausgestattet werden. In Island ist im letzten Jahr eine Methode entwickelt worden, bei der das CO2 in wässriger Lösung in Basaltgestein gepresst wird. Nach zwei Jahren mineralisiert es sich zu 95 Prozent mit Magnesium- und Calciumsilikaten zu Dolomit. Ein Entweichen des CO2 ist dann nahezu ausgeschlossen. Fast der gesamte Ozeanboden besteht aus Basalt. An vielen Stellen könnte dort CO2 sicher verpresst werden.[31]

Langfristig wird man auch in Deutschland neue Kernkraftwerke bauen müssen, zum Beispiel inhärent sichere Dual Fluid Reaktoren oder Thorium-​Hochtemperaturreaktoren. Bei diesen Reaktoren sind Unfälle wie in Tschernobyl oder Fukushima aus rein physikalischen Gründen unmöglich. Aber bereits nicht ganz so fortschrittliche Reaktoren wie der europäische Druckwasserreaktor EPR sind auf die Beherrschung von Kernschmelzunfällen ausgelegt. Er besitzt einen Kernfänger, der geschmolzenes Kernmaterial im Notfall sicher einschließen kann. Das gilt auch für alle anderen modernen Kernreaktoren wie zum Beispiel den Natrium- und den Bleigekühlten schnellen Brüter, die im Rahmen des Generation-​IV-​Forums entwickelt werden.

Schnelle Brüter arbeiten mit schnellen Neutronen. Sie können deshalb nicht nur Uran als Kernbrennstoff um Größenordnungen besser ausnutzen als herkömmliche Leichtwasserreaktoren, sondern auch Uran, Plutonium und minore Aktinide aus den abgebrannten Brennstäben für die Energieerzeugung verwenden. Die wenigen verbleibenden Spaltprodukte müssten dann nur noch – je nach Reaktortyp – 300 bis 1.100 Jahre sicher gelagert werden, bis deren Radioaktivität vollkommen abgeklungen ist. Das sind durchaus überschaubare Zeiträume. Das angeblich unlösbare Endlagerproblem ist also sehr wohl lösbar.

Bei Brütern reicht eine Tonne Uran für ein Gigawattjahr Elektrizität im Unterschied zu 100 Tonnen bei herkömmlichen Leichtwasserreaktoren. Damit werden auch Mineralien mit geringeren Uran- und Thoriumanteilen als die momentanen verwendeten energetisch nutzbar, zum Beispiel Phosphate oder Tonschiefer. Sogar das Extrahieren von Uran aus Meerwasser ist möglich.[32] Dadurch werden die Kernbrennstoffressourcen praktisch unendlich. Mit Brutreaktoren wird die Kernenergie zu einer Quelle, die Jahrzehntausende, eventuell sogar Jahrmilliarden lang vorhält. Man kann den Brüter daher mit Recht und Fug bei den Erneuerbaren einreihen.[33]

Der Dual-​Fluid-​Reaktor gilt als erster Reaktor der 5. Kernkraftgeneration. Er ist auch ein Schneller Brüter. Im Unterschied zu den oben genannten Kraftwerkstypen hat er aber keine festen Brennstäbe mehr, sondern die Kettenreaktion findet in einer Salzlösung statt. Die erzeugte Wärme wird von einer anderen Flüssigkeit, zum Beispiel Blei, abgeführt. Der Dual-​Fluid-​Reaktor ist inhärent sicher: Wenn sich die Brennstoff-​Flüssigkeit erhitzt, dehnt sie sich aus. In der Folge nimmt die Reaktivität automatisch ab und die Temperatur sinkt wieder. Für zusätzliche Sicherheit sorgen integrierte Schmelzstopfen in den Leitungen: Wenn die vorgesehene Temperatur doch überschritten wird, lösen sie sich auf. Dann fließt der Brennstoff in Auffangbehälter ab und die Kettenreaktion stoppt sofort.[34]

Der Dual-​Fluid-​Reaktor kann auch bei höheren Temperaturen von bis zu 1.000 Grad Celsius betrieben werden und damit Industriewärme erzeugen. Er ist auch geeignet für die Produktion von synthetischen Kraftstoffen, mit denen Verbrennungsmotoren CO2-frei betrieben werden können. Ursprünglich war der Thorium-​Hochtemperaturreaktor THTR in den 70er-​Jahren in Deutschland für diese Zwecke entwickelt worden. Der Dual-​Fluid-​Reaktor kann auch Fernwärme erzeugen, entweder ausschließlich oder zusätzlich zu elektrischem Strom. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Dual-​Fluid-​Reaktor enorm effizient arbeitet. Da keine energieaufwendige Anreicherung notwendig ist, kann ein Erntefaktor[35] von 5.000 erreicht werden. Im Unterschied dazu hat Photovoltaik in Süddeutschland einen Erntefaktor von 1,6, Windenergie von 3,9, ein Kohlekraftwerk 30 und ein Leichtwasserreaktor je nach Anreicherungsverfahren zwischen 75 und 100.[36]

Plan eines Kernkraftwerkes mit Dual-​Fluid-​Reaktor. Leistung: 1.500 MW[37]

Der Dual-​Fluid-​Reaktor wird vom deutschen Physiker Götz Ruprecht entwickelt. Allerdings in Kanada, da der Neubau von Kernkraftwerken in Deutschland verboten ist. Nach seinen Aussagen wäre er in wenigen Jahren einsatzbereit, wenn man große Entwicklungsressourcen bereitstellen würde. Da dies auch in Kanada nicht passiert, peilt er den Bau eines Versuchskraftwerkes erst für 2034 an.[38] Im geplanten 1.500 MW-​Kraftwerk sind bereits eine Aufarbeitungsanlage und ein atomares Zwischenlager enthalten. Eine Endlagerung ist nicht mehr erforderlich, da die radioaktive Strahlung der restlichen Spaltprodukte in überschaubaren Zeiträumen abklingt.[39]

Langfristig wird auch die Kernfusion wirtschaftlich nutzbar sein. Möglichweise muss in Deutschland auch der Uranabbau im Erzgebirge reaktiviert werden. Da gibt es durchaus noch größere Vorräte. Die Industrie müsste sich auf die Befriedigung des Inlandsbedarfs umstellen. Die hohe manifeste und verdeckte Arbeitslosigkeit würde verschwinden. Für den Bau von Kraftwerken und anderen Industrieanlagen sowie für den Bergbau würden sehr viele Arbeitskräfte gebraucht.

Bestimmte Produkte, die in Europa vorerst noch nicht hergestellt werden können, wie zum Beispiel Computerprozessoren, würden sich deutlich verteuern, ebenso wie Reisen nach Übersee. Die Arbeitsproduktivität und damit der Lebensstandard würden zunächst sinken, vielleicht etwa auf das Niveau des realen Sozialismus. Der gesellschaftliche Reichtum wäre aber wesentlich gleichmäßiger verteilt als heute. Bei diesem Szenario wären zudem die Grundbedürfnisse aller Menschen, also Nahrung, Wärme, eine große, helle Wohnung, öffentliche und individuelle Mobilität, erfüllt.

Erinnern wir uns: Das World Economic Forum will uns in großen Schlafsälen zusammenpferchen. Privatsphäre gibt es nicht mehr. Auch der Privatbesitz an Konsumgütern für die normalen Menschen wird abgeschafft, genauso wie Reisen und die individuelle Mobilität. Wir sollen uns hauptsächlich von ekelhaften Insekten ernähren. Diese Notwendigkeit ergibt sich allein schon aus dem individuellen Kohlenstoffbudget von drei Tonnen pro Person und Jahr, das uns die Davos-​Clique aufdrücken will.

Im Vergleich zur Schwabschen Dystopie wäre das Szenario »Europäischer Sozialismus« schon ein großer Fortschritt. Es wäre aber noch kein Kommunismus. Aber mit der heutigen Technik und insbesondere, wenn sich die Verheißungen der Künstlichen Intelligenz erfüllen, gelangt erstmals in der Geschichte der Menschheit der Kommunismus in Reichweite.

Was sind die Unterschiede? Bereits der Sozialismus zeichnet sich durch den Gemeinbesitz an Produktionsmitteln und Planwirtschaft aus. Die Entlohnung erfolgt jedoch noch nach dem Prinzip »Jedem nach seiner Leistung«. Das heißt, diejenigen, die viel zur Entwicklung der Gesellschaft beitragen, bekommen einen höheren Anteil an ihrem Konsumtionsfonds als andere. Demnach kann das Geld als Wertmaßstab noch nicht abgeschafft werden.

Im Kommunismus existiert ein materieller Überfluss an Konsumgütern. Die Rationierung dieser Konsumgüter über das Geld verliert damit jeden Sinn. Ihre Verteilung erfolgt deshalb nach dem Prinzip »jedem nach seinen Bedürfnissen«. Der Kommunismus zeichnet sich aus durch das Absterben des Geldes und des Staates. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land werden verschwinden. Auch Berufe im herkömmlichen Sinne wird es nicht mehr geben. Sicherlich werden die Menschen noch eine bestimmte Tätigkeit erlernen und als Arzt oder Ingenieurin arbeiten. Aber sie sind hierauf nicht festgelegt. Aufgrund der extrem hohen Arbeitsproduktivität dieser Gesellschaft wird es ausreichen, wenn sie vielleicht zwei Stunden pro Tag in ihrem Beruf arbeiten. Die übrige Zeit können sie für andere Tätigkeit nutzen. Zum Beispiel Expeditionen in das Himalaya unternehmen, Theater spielen, ein Buch schreiben oder ein Musikinstrument erlernen.[40] Der Kommunismus ist nur global denkbar, wenn der Kapitalismus auf der ganzen Erde gestürzt worden ist. Mandel schreibt:

Der Marxismus verwirft entschieden die reaktionäre Utopie eines Kommunismus der Askese und der Armut. Die Entfaltung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens der Völker der unterentwickelten Länder erfordert nicht nur eine sozialistische Rahmenplanung der Weltwirtschaft, sondern darüber hinaus eine radikale Umverteilung der materiellen Ressourcen zugunsten dieser Völker. Dabei muss der Lebensstandard in den westlichen Ländern nicht sinken, ganz im Gegenteil wird er sogar steigen und ein bald ein materieller Überfluss an Konsumgütern erreicht sein.[41]

Um einen materiellen Überfluss an Konsumgütern bei allen Menschen dieser Erde zu erreichen, müssen also die großen Menschheitsprobleme gelöst werden, wobei die Armut der Entwicklungsländer nur eines von vielen ist.

1. Ressourcenknappheit: Grüne und Oligarchen behaupten, dass aufgrund der Knappheit gewisser Ressourcen wie seltener Erden der westliche Lebensstil nicht verallgemeinerbar sei, dass man für einen solchen Lebensstil von acht Milliarden Menschen zwei Erden bräuchte. Deshalb müsse der Konsum der einfachen Bevölkerung radikal beschnitten werden. Allerdings gibt es auch für dieses Problem eine technische Lösung: Beim Plasmarecycling oder Plasmavergasung wird Haushalts‑, Landwirtschafts- oder Industrieabfall durch eine Plasmalanze in den Aggregatszustand Plasma gebracht und so jede Verbindung in ihre niedermolekularen oder elementaren Bestandteile zerlegt. Diese können anschließend entweder erneut genutzt, oder – wenn ungefährlich – in die Umwelt entlassen werden. Bei niedrig oxidierten Substanzen fungiert die Plasmavergasung sogar als Energiequelle, bei hochoxidierten, insbesondere Metallen und Silikaten, muss Energie zugeführt werden, um die Molekülbindungen aufzubrechen. Diese Energie kann von Kernkraftwerken der IV. Generation geliefert werden. Durch die Plasmavergasung können Rohstoffe, unter anderem die seltenen Erden, ständig wiederverwendet werden. Die prognostizierte Rohstoffknappheit würde damit ein Ende haben.[42] Die Grundprinzipien von Plasmarecycling sind bereits verstanden und es gibt einige Versuchsanlagen. Einer großtechnischen Anwendung stehen die hohen Energiekosten entgegen.

2. Klimawandel: Angeblich müssten wir alle unseren Konsum zugunsten des Klimas einschränken und uns in Zukunft mit einem sehr bescheidenen Lebensstandard zufrieden geben, der nach dem Willen des World Economic Forums aus einem Leben in großen Schlafsälen, ohne Konsumgüter und ohne individuelle Mobilität bestehen soll. Wie aber in Abschnitt 6.2 gezeigt wurde, haben IPCC und Medien die Gefahren des Klimawandels stark übertrieben dargestellt. Die Menschheit hat durchaus noch Zeit, die anstehenden Probleme zu lösen, ohne den Lebensstandard der Menschen ins Bodenlose fallen zu lassen. Da die Oligarchen aber genau das wollen, verbreiten sie bewusst Klimapanik in den Medien und finanzieren entsprechende Organisationen wie Fridays for Future und die Letzte Generation.

Es kann auch nicht darum gehen, den gesamten Primärenergieverbrauch einer Gesellschaft zunächst auf elektrischen Strom umzustellen und diesen dann für alle möglichen Prozesse zu nutzen. Denn die Umwandlungsverluste wären gigantisch. Das ist zum Glück auch nicht notwendig.

Wie wir gesehen haben, bedeutet das von der EU beschlossene Verbrennerverbot ab 2035 de facto das Ende der individuellen Mobilität für die Massen. Eine Alternative wäre es, den ausgereiften Verbrennungsmotor beizubehalten und statt dessen CO2-neutrale Treibstoffe einzusetzen. Dies ist durchaus möglich. Aus Meerwasser und dem in der Luft befindlichen CO2 können zum Beispiel künstliche Kohlenwasserstoffe gewonnen werden, die dann völlig klimaneutral wären. Denn das bei ihrer Verbrennung ausgestoßene CO2 entspricht ja genau demjenigen, das aus der Luft entnommen wurde. Dies gilt freilich nur unter der Bedingung, dass auch bei der Herstellung dieser künstlichen Kohlenwasserstoffe kein CO2 emittiert wird. Für die Herstellung von künstlichen Kohlenwasserstoffen sind enorme Energiemengen notwendig, die nur aus der Kernkraft stammen können.[43] Entsprechende Synthesekomplexe existieren bereits als Versuchsanlagen. Auch hier ist das größte Problem der akute Energiemangel.

Als eine bedeutende CO2-Quelle gilt der Seetransport. Die großen Containerschiffe könnten statt mit Dieselmotoren mit Kernreaktoren ausgestattet werden. Damit könnten sie völlig CO2-neutral fahren. Bereits heute gibt es zahlreiche russische Atomeisbrecher. Auch viele Kriegsschiffe, darunter die US-​Amerikanischen Flugzeugträger und die US-​Amerikanischen sowie die Russischen U‑Boote nutzen Kernreaktoren als Antrieb. Die entsprechende Technik ist also seit Jahrzehnten ausgereift und funktioniert problemlos.[44]

Der für viele industrielle Prozesse benötigte Hochtemperaturdampf von mehr als 1000 Grad Celsius könnte völlig CO2-neutral ebenfalls von speziellen inhärent sicheren Kernkraftwerken wie den Thorium-​Hochtemperaturreaktoren (THTR) und den Dual-​Fluid-​Reaktoren hergestellt werden. Die Heizung von Privathaushalten könnte mittels Fernwärme entweder durch Heißdampf-​Auskopplung aus bestehenden Kernkraftwerken oder durch den Bau spezieller Heizkernkraftwerke erfolgen. Besonders gut geeignet für diese Aufgabe wären ebenfalls THTRs und Dual-​Fluid-​Reaktoren. Mit Kernenergie ist eine hochentwickelte und wohlhabende Industriegesellschaft denkbar, die völlig CO2-neutral produziert und konsumiert. Allerdings erfordert der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur sehr hohe Investitionen und dürfte sich über Jahrzehnte erstrecken.

In der Zwischenzeit sollten vor allem Kohlekraftwerke mit CO2-Abscheidung genutzt werden. Nach dem Aufbau einer weitverzweigten Kernkraftinfrastruktur würden Kohlenwasserstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas vor allem als Rohstoffe für die chemische Industrie dienen und dann unter Umständen noch für Jahrtausende zur Verfügung stehen. Insbesondere die bestehenden Windkraftanlagen an Land sollte so schnell wie möglich zurückgebaut werden, denn sie zerstören die Landschaft nachhaltig. Die bereits bestehende Energieinfrastruktur sollte jedenfalls erst dann abgebaut werden, wenn bessere Alternativen zur Verfügung stehen. Die Oligarchen und Grünen gehen genau umgekehrt vor: Zuerst werden Ausstiegstermine festgezurrt und die Menschen müssen dann sehen, wie sie damit klarkommen.

3. Landwirtschaft: Die Landwirtschaft und insbesondere die Viehhaltung trägt auch zum CO2-Ausstoß bei. Deshalb wollen die Oligarchen sie auf die so gennannte Biolandwirtschaft ohne Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel umstellen. Die Viehhaltung soll wesentlich eingeschränkt werden. Alle diese Maßnahmen werden bewirken, dass die landwirtschaftlichen Erträge stark zurückgehen. Mit den Methoden der Biologischen Landwirtschaft können global nur zwei bis drei Milliarden Menschen ernährt werden. Deshalb sollen die Menschen mit ekelhaften Insekten abgespeist werden, deren Produktion weitaus weniger CO2 freisetzt.[45]

Aber auch im Bereich der Landwirtschaft gibt es Alternativen:

Grüne Gentechnik: Als Gentechnik bezeichnet man das Verfahren, ein isoliertes Gen mit bekannten Eigenschaften dem Erbgut eines Lebewesens hinzuzufügen. Dadurch werden etwa Pflanzen gezüchtet, die gegen ein bestimmtes Herbizid wie Glyphosat resistent sind, so dass dieses Herbizid auch während der Wachstumsphase eingesetzt werden kann. Das ermöglicht die Ausweitung der pfluglosen Bearbeitung und verhindert Bodenerosion. Der Einsatz dieser Pflanzen führt also zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch und damit – eigentlich – zu höheren Gewinnen der Bauern.

Bisher werden weltweit auf über 100 Millionen Hektar transgene Pflanzen angebaut. Gefahren für Gesundheit und Umwelt sind daraus nicht erwachsen und es ist unwahrscheinlich, dass dies jemals passieren wird. Genetisch veränderte Pflanzen können in Zukunft zu weiteren Ertragssteigerungen führen, die nötig sind, um bis zu zehn Milliarden Menschen zu ernähren. Insbesondere wird auf folgenden Gebieten geforscht:

  • Pflanzen, die mit weniger Wasser auskommen bei gleichen Erträgen
  • Höhere Dürre- und Salztoleranz
  • Eingebaute Resistenz gegen Schädlinge
  • Pflanzen mit geringerem Düngerbedarf, da sie Stickstoff aus der Luft bilden können wie die Leguminosen
  • Bildung zusätzlicher Nährstoffe in der Pflanze
  • Höherer Ertrag

Genetisch modifizierte Pflanzen wären dann unproblematisch, wenn die zusätzlichen Erträge den Bauern und Verbrauchern zugutekommen und nicht als Monopolgewinne von Saatgutkonzernen wie Monsanto abgeschöpft und an die Oligarchen ausgeschüttet werden.

Häufig wird behauptet, der »exzessive« Fleischkonsum in den Industrieländern zerstöre die Regenwälder der Erde durch dortigen Futtermittelanbau etwa von Soja. Der Fleischkonsum der Arbeiterklasse müsse deshalb radikal gezügelt werden. Allerdings ist Soja als Tierfutter nicht alternativlos. Aus Kohle lässt sich in Bioreaktoren so genanntes Einzellerprotein herstellen, das genauso gut als Tierfutter genutzt werden kann.[46]

Ein weiteres Argument gegen Fleisch: Kühe emittieren viel Methan, das ein viel wirksameres Treibhausgas ist als CO2. Nach unterschiedlichen Angaben sind Nutztiere für zehn Prozent der globalen Erwärmung verantwortlich. Wenn die Chinesen und Afrikaner so viel Fleisch verzehren würden wie die Europäer, dann würde die globale Erwärmung die Erde unbewohnbar machen, heißt es. Deshalb müsse der Fleischkonsum der Arbeiter in der BRD gezügelt werden.

Eine Alternative ist Kunstfleisch. Einzelne Zellen wachsen in einer Nährlösung zu großen Gewebestücken heran, bis sie in Aussehen, Geschmack und Konsistenz natürlichem Muskelfleisch nahe kommen. Selbst wenn Kunstfleisch von seiner Konsistenz her nicht ganz natürlichem Fleisch entsprechen würde, gäbe es viele Produkte wie Würste oder Hackfleisch, wo es darauf nicht so ankommt. Allein damit könnten viele Methanemissionen eingespart werden.

Das Hauptproblem in der Forschung zu Kunstfleisch ist gegenwärtig die Nährlösung. Sie besteht aus Nährstoffen, Hormonen und anderen benötigten Stoffen. Bis jetzt wird sie dem Serum ungeborener Kälber entnommen, was aber viele Menschen aus ethischen Gründen nicht akzeptieren würden. Wissenschaftler versuchen jetzt, diese Nährstoffe synthetisch herzustellen.[47]

In der vertikalen Landwirtschaft werden vor allem pflanzliche Erzeugnisse wie Gemüse und Obst in mehrstöckigen Gebäuden hergestellt. Diese können dann das ganze Jahr über geerntet werden. Es besteht ein geschlossener Wasserkreislauf. Eine Form dieser vertikalen Landwirtschaft ist Hydrokultur. Die saisonunabhängige Pflanzenproduktion erhöht die Produktivität der meisten Nutzpflanzen um Faktor 4 bis 6.[48] Der hohe Energiebedarf der vertikalen Landwirtschaft verhindert in unserer Energiemangelgesellschaft gegenwärtig ihre stärkere Ausbreitung. Mit der Nutzung von Kernenergie sähe die Situation völlig anders aus.

Gegenwärtig herrscht in der Landwirtschaft ein brutaler Konkurrenzdruck. Jedes Jahr werden tausende Höfe aus dem Markt gedrängt. Die hohe Arbeitsbelastung der Einzelhöfe wollen sich immer weniger Menschen antun. Wenn die Entwicklung so weiter geht, wird auch in der BRD Großgrundbesitz entstehen. In den neuen Bundesländern ist er bereits vorhanden.

Eine Alternative wären Landwirtschaftsgenossenschaften wie die LPGs in der DDR. Ihre Mitglieder hatten ein reguläres, relativ hohes Einkommen, geregelte Arbeitszeiten und Urlaubsanspruch. Die Mechanisierung und Chemisierung der Produktion war hoch. Dünger und Pflanzenschutzmittel wurden nach wissenschaftlichen Kriterien so sparsam wie möglich eingesetzt. Dafür wurden eigens agrochemische Zentren aufgebaut, wo Chemiker die genaue Menge der einzusetzenden Mittel und auch den Zeitpunkt ihres Einsatzes festlegten. Wo es möglich war, wurden diese Mittel mit Agrarflugzeugen ausgebracht. Das ist extrem bodenschonend und spart darüber hinaus auch noch Treibstoffe. Die DDR-​Serie Flugstaffel Meinecke gibt einen Einblick in diese vergangene Welt.

Mit der grünen Gentechnik, vertikaler Landwirtschaft, Einzellerprotein und Kunstfleisch könnten vermutlich sogar mehr als die zehn Milliarden Menschen ernährt werden, auf die die Weltbevölkerung im Jahr 2050 anwachsen soll. Und dies sogar bei einem verringerten Flächenverbrauch. Insbesondere die tropischen Regenwälder könnten dann vollständig geschützt werden. Aber auch in den gemäßigten Breiten könnten größere Flächen unter Naturschutz gestellt werden. Eine Voraussetzung für diese hochtechnische Landwirtschaft wären hohe Energiemengen, die nach Lage der Dinge nur von der Kernkraft stammen könnten, wenn sie CO2-neutral sein sollen.

4. Armut der Entwicklungsländer: Mit einer globalen Planwirtschaft können beträchtliche Ressourcen in die Entwicklungsländer umgeleitet und dort eine Industrialisierung erreicht werden. Die dort immer noch grassierende Armut könnte in weniger als einer Generation beseitigt werden und dies, ohne dass der Lebensstandard in den Industrieländern zurückgeht. Auch er wird steigen, allerdings weniger schnell, als wenn alle Ressourcen für die eigene Entwicklung genutzt werden könnten.

Die Menschheit könnte dann auch große, heute noch völlig undenkbare Projekte umsetzten, zum Beispiel die Wiederbewaldung der Sahara. An den Rändern dieser Wüste könnten Kernkraftwerke gebaut werden, deren einziger Zweck die Entsalzung von Meerwasser ist. Dieses neu gewonnen Süßwasser würde dann in das Landesinnere gepumpt, wodurch es möglich wird, dort Bäume anzupflanzen, die große Mengen von Kohlendioxid binden können. Hans-​Peter Schmidt resumiert:

Geht man von einer für die Aufforstung nutzbaren Fläche der Sahara von circa einer Milliarde Hektar aus, könnten die Saharawälder jährlich 20 – 36 Gigatonnen CO2 der Atmosphäre entziehen. Dies entspricht in etwa dem weltweiten von Menschen verursachten CO2-Ausstoß von rund 32 Gigatonnen.[49]

Selbstverständlich würde das Süßwasser auch genutzt werden, um den Ackerbau der einheimischen Bevölkerung zu verbessern und um Voraussetzungen für eine Industrialisierung des Kontinents zu verbessern. Allein die wiederbegrünte Sahara könnte einen Teil der stark angewachsenen Bevölkerung Afrikas aufnehmen.[50]

5. Überbevölkerung: Die Weltbevölkerung ist auf über 8 Milliarden Menschen angestiegen. Auch wenn die Gelüste der Oligarchen für eine scharfe Bevölkerungsreduktion vor allem daraus resultieren, dass längst nicht mehr alle Menschen durch das Kapital profitabel ausgebeutet werden können, so ist doch unverkennbar: Eine Weltbevölkerung von dieser Größe übt einen beträchtlichen Druck auf alle Ökosystem der Erde aus. Die Menschheit könnte nach Überwindung des Kapitalismus demokratisch entscheiden, dass eine geringere Weltbevölkerung sinnvoll ist. Eine Alternative zu den menschenverachtenden Ausrottungsprojekten der Oligarchen wäre eine globale Ein-​Kind-​Politik, die vielleicht 50 Jahre betrieben werden müsste. Genau wie die chinesische Ein-​Kind-​Politik würde sie vor allem aus Aufklärung, Strafzahlungen für Eltern, die mehr als ein Kind zur Welt bringen und Vergünstigungen für Eltern mit einem Kind bestehen. Damit sich durch diese Politik die ethnischen Größenverhältnisse nicht wesentlich verschieben, müsste die Ein-​Kind-​Politik global durchgeführt werden, vielleicht mit Ausnahme von China, das diese Politik schon hinter sich hat. Außerdem müsste es natürlich auch Ausnahmen für kleinere Völker und Territorien geben. Eine Ein-​Kind-​Politik kann nur funktionieren, wenn sie mit einer wesentlichen Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen und mit Frauenrechten einhergeht.

Es gibt allerdings Stimmen wie Stefan Magnet, die behaupten, dass die globale Bevölkerungsreduktion kein Plan der Oligarchen ist, den sie erst in Zukunft umsetzen wollen, sondern dass sich die Menschheit schon mitten in einer solchen Phase befindet. Magnet macht das fest an dem angeblichen Rückgang der Spermienanzahl europäischer Männer, die bis 2045 zur Unfruchtbarkeit führe, an fruchtbarkeitsreduzierden Impfungen, die angeblich seit den 90er-​Jahren Frauen in Entwicklungsländern heimlich verabreicht würden und natürlich den Folgen der Corona-​Impfungen. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen kann hier nicht beurteilt werden. Sollte dem allerdings so sein, so wäre die Frage einer Überbevölkerung hinfällig.[51]

Allerdings ist global gesehen auch in den letzten Jahren die Weltbevölkerung weiterhin rasant gewachsen und hat erst vor kurzem die Schwelle von acht Milliarden Menschen überschritten. Noch ist der Kommunismus bei Nutzung von Kernenergie und einer hochentwickelten Landwirtschaft möglich. Sollte allerdings die Weltbevölkerung weiter so rasant wachsen wie bisher, ist absehbar, dass der Menschheit irgendwann wirklich nur noch eine globale Elendsverwaltung bleibt.

Viele Linke reagieren geradezu allergisch auf das Thema Planwirtschaft und lehnen diese kategorisch ab. Die Erfahrungen des Realsozialismus hätten gezeigt, dass sie nicht funktionieren könne. Wenn man sich allerdings die Wirtschaftsgeschichte der DDR und der Sowjetunion genauer anschaut, kommt man zur Schlussfolgerung, dass die dort in der Tat bestehenden wirtschaftlichen Probleme weniger an der Planwirtschaft an sich lagen, sondern vor allem an den ungünstigen Rahmenbedingungen.

Wie auch immer man die historische Planwirtschaft beurteilen mag: Mit Supercomputern, Internet und künstlicher Intelligenz stehen um Größenordnungen bessere Planungsinstrumente zur Verfügung, als sie noch in den 80er-​Jahren existierten. Die Großkonzerne nutzen mit Software zum Product Lifecycle Management und zum Supply-​Chain-​Management exzessiv Planungstechniken. Nur kommen die Erträge dieser Wirtschaftsplanung ganz wenigen Milliardären zugute und nicht der normalen Bevölkerung. Zudem haben Schattenbanken wie Blackrock ohnehin im Kern der westlichen Industrie ein gigantisches Monopol errichtet und den Wettbewerb bewusst heruntergefahren.

Tatsächlich führt der vielgepriesene Kapitalismus heute zu den Folgen, die der Planwirtschaft zugeschrieben wurden, zu Stagnation, Mangelwirtschaft und Elend. Eine demokratische Planwirtschaft hingegen würde ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum ohne die Gebrechen der ständigen Über- und Unterproduktion und damit ohne Wirtschaftskrisen ermöglichen, den technischen Fortschritt wiederbeleben und die Arbeitslosigkeit beseitigen. Dies ist inzwischen noch viel einfacher als zu Zeiten des ersten Sozialismusversuchs. Mit der modernen Computertechnologie und künstlicher Intelligenz lassen sich zum Beispiel dynamische Naturalwertverflechtungsbilanzen für jedes einzelne Produkt einer Volkswirtschaft berechnen. Daran waren die Plankommissionen der realsozialistischen Länder mangels Rechenkapazität noch gescheitert.

Es wäre zum Beispiel heute möglich, dass die Planungsinstanzen auf Präferenzänderungen der Verbraucher dahingehend reagieren, dass sie automatisch Fabriken zusätzliche Produktionsaufträge für besonders gefragte Waren erteilen und solche für weniger gefragte Waren stornieren. Das wäre ein System ganz ähnlich dem, wie Supermärkte heute auf die geänderte Nachfrage ihrer Kunden reagieren.[52]

Ein weiteres Argument der Verfechter einer (sozialistischen?) Marktwirtschaft ist, dass nur Unternehmer technische Innovationen hervorbringen würden. Die Geschichte spricht allerdings eher für das Gegenteil. So haben staatliche Forschungseinrichtungen das Internet entwickelt. Der US-​Staat hat die Firmenforschung an integrierten Schaltkreisen stark subventioniert und zwar aus militärischen Gründen. Ohne diese Subventionen hätten diese Forschungen wahrscheinlich nicht stattgefunden.

In der Sowjetunion gab es die Institution des Experimental-​Konstruktionsbüros. Diese Büros wurden von einem erfolgreichen Ingenieur geleitet und entwarfen Flugzeuge, Hubschrauber, Raketen, Triebwerke, U‑Boote und Kerntechnik. Häufig standen sie dabei in Konkurrenz mit anderen Büros. In diesen Bereichen war die Sowjetunion mit an der Weltspitze. Wer die Innovation stärken will, sollte hier weiterdenken und nicht auf Marktkonkurrenz setzen mit ihren unvermeidlichen Begleiterscheinungen wie Verschwendung, Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit.[53] In einem neuen Sozialismusversuch könnte die Institution der Konstruktionsbüros auch in den Konsumgüterbereich ausgeweitet werden, in dem man diesen Büros die Möglichkeit gibt, eine kleine Serie an Computern, technischen Geräten etc. herzustellen und diese zu verkaufen. Dann würde sich zeigen, woran Bedarf besteht und woran nicht. Stark nachgefragte Produkte könnten dann in normalen Betrieben hergestellt werden. Software wird ohnehin besser nach dem Modell der Open Source entwickelt.

Big Data und künstliche Intelligenz werden heute von den Kapitalisten und Oligarchen genutzt, um die Menschen zu verarmen und sie zu überwachen. Diese Techniken können aber auch genutzt werden, um eine gut funktionierende globale und demokratische Planwirtschaft zu etablieren.

Wie gesagt, betont Mandel, dass der Marxismus die reaktionäre Utopie eines Kommunismus der Askese und der Armut verwirft.[54] Er führt diesen Gedanken in einem anderen Buch weiter aus:

Die sozialistische Planwirtschaft verfolgt das Ziel, die vergesellschafteten Produktivkräfte zu steigern, um den Bürgern schrittweise einen Überfluss an Gütern und Dienstleistungen zu sichern, dadurch die völlige Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu gewährleisten und auf längere Sicht die Voraussetzungen für das Verschwinden [der Überreste] der Marktwirtschaft, der Klassen, der gesellschaftlichen Ungleichheit, des Staates und der Arbeitsteilung zu schaffen.[55]

Das heißt, damit sich die Voraussagen von Marx und Engels erfüllen, der Staat und die Klassen absterben können, müssen alle acht Milliarden Menschen der Erde auf ein Konsumniveau gebracht werden, das dem eines Mittelklassehaushalts in den entwickelten Ländern entspricht. Es reicht keineswegs aus, die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Für eine reiche Entfaltung der Persönlichkeit ist auch die Befriedigung von gehobenen Bedürfnissen und – in gewissem Umfang – sogar von Luxusbedürfnissen erforderlich. Nur wenn die Menschen über einen langen Zeitraum hinweg die Erfahrung machen, dass die Gesellschaft für sie wie eine freigiebige Mutter ist und nicht wie ein knauseriger Stiefvater, so Mandel, werden sie die im Kapitalismus antrainierten Verhaltensweisen langsam ablegen und ein Repressionsapparat ist nicht mehr erforderlich. Der Staat beginnt dann abzusterben.

Konkret bedeutet das: Alle Menschen müssen eine große und helle Wohnung sowie Zugang zur individuellen und kollektiven Mobilität und zur Kultur haben. Die Menschen müssten wieder über die Möglichkeit mindestens einer jährlichen Urlaubsreise verfügen und sie würden auch eine große Anzahl von Konsumgütern besitzen. Im Kommunismus könnten auch heute verschüttete Erscheinungsformen des technischen Fortschritts reaktiviert werden, wie zum Beispiel Passagierüberschallflugzeuge. Auch könnte ein umfangreiches Raumfahrtsprogramm mit Mondstationen und Marslandungen gestartet werden. Wie oben unter Punkt 3 Landwirtschaft beschrieben, könnten in einer Hochenergie- und Hochtechnologiewelt große Landflächen unter Naturschutz gestellt werden und zwar in allen Klimazonen. Diese Flächen würden zugleich der Erholung der Menschen dienen.

Vermutlich wird im Kommunismus auch das Zusammenleben der Menschen ganz andere Formen annehmen als wir sie heute kennen. Bei den folgenden Überlegungen geht es nicht darum, den Menschen bestimmte Formen des Zusammenlebens aufzuzwingen. Sie sollen auch nicht als die einzig möglichen dargestellt werden. Vielmehr basieren sie auf Erfahrungen aus glücklicheren Zeiten der Menschheit.

Wie Friedrich Engels in seinem Buch Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates nachgewiesen hat, entstand die patriarchale, monogame Ehe beim Übergang vom Matriarchat zum Patriarchat. Sie hatte den Zweck, die Sexualität der Frau zu kontrollieren, da die Männer ihren Besitz nur an ihre eigenen Söhne vererben wollten. Heute soll eine Ehe auf der romantischen Liebe zwischen den Beteiligten basieren. Eine solche Liebe ist jedoch ein flüchtiges Gefühl und viele Ehen sind dementsprechend instabil, was sich insbesondere negativ auf die Kinder auswirkt.

Eine Alternative wären Wohnkommunen, wo eine größere Anzahl von Erwachsenen und ihren Kindern zusammenleben. Solche Wohnkommunen entstanden in der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution und sie existierten noch in den 30er-​Jahren. Sie entstanden erneut im Westen in den Jahren nach der 68er-​Revolte. Wie Wilhelm Reich bei seinen Forschungen in der Sowjetunion nachweisen konnte, sind solche Wohnkommunen mit der patriarchalen Ehe unvereinbar.[56] Sie können nur funktionieren bei einer großen sexuellen Erfahrung aller Beteiligten, wenn ein »Seitensprung« kein Drama ist. Zwar würden vermutlich in einer solchen Kommune mehrere Paare mit ihren Kindern zusammenleben, aber die sexuellen Beziehungen der Erwachsenen wären nicht notwendigerweise exklusiv auf diesen einen Partner beschränkt. Wichtig wäre auch, dass genügend Platz für die individuelle Entfaltung der Persönlichkeit zur Verfügung steht. Das bedeutet neben großzügigen Gemeinschaftsräumen ein Zimmer für jedes Kommunemitglied, Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Für die Kinder hätte diese Form des Zusammenlebens den Vorteil, dass sie viele »Geschwister« hätten, was in der Einzelfamilie de facto nicht mehr möglich ist.

Die Gesellschaft könnte allen Jugendlichen die materiellen Mittel für eine Weltreise zwischen dem Ende der Schulzeit und dem Beginn der Berufsausbildung beziehungsweise dem Studium bereitstellen. Diese Reisen würden nicht nur dem Kennenlernen der Kulturschätze der Menschheit dienen, sondern auch größere Erfahrungen im sexuellen Bereich ermöglichen. In den 70er-​Jahren gab es bereits mit Interrail eine Institution, die einiges von diesen Möglichkeiten vorwegnahm. Heute dagegen sind Weltreisen nur noch für eine verschwindende Minderheit der Menschen erschwinglich.

8.4. Was bleibt?

Die Menschheit hat einen technischen Stand erreicht, bei dem der Kommunismus bereits heute möglich wäre. Arbeitszeiten von zwei Stunden pro Tag oder weniger werden von einer Utopie zur realen Möglichkeit. Die moderne Technologie könnte für alle acht Milliarden Menschen ein Paradies schaffen. Unsere Herrscher sind aber dabei, die Erde mit der gleichen Technologie in eine Hölle zu verwandeln. Die oben beschriebenen Möglichkeiten der modernen Technologie sind den Oligarchen natürlich bekannt. Aber sie unterdrücken das Wissen darüber soweit wie sie nur können, weil sie bei Lösung der großen Menschheitsprobleme ihre Macht verlieren würden.

Die Kapitalisten sitzen heute so fest im Sattel, dass kaum noch eine Möglichkeit zu ihrem Sturz erkennbar ist. Im 19. Jahrhundert ist der Sozialismus von einer Utopie zur Wissenschaft geworden, so der Titel eines bekannten Buches von Friedrich Engels. Im 21. Jahrhundert droht er, wieder in die Bereiche der Utopie zu entschwinden.

Karl Marx war der Meinung, dass es Pflicht der Marxisten ist, »[…] alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist, […]«. Diese Parteinahme für die Ausgebeuteten und Unterdrückten bleibt auch dann eine moralische Pflicht, wenn alle Hoffnungen zunichte sind, den gewünschten befreiten Gesellschaftszustand zu erreichen.[57] Trotzki schreibt:

[…] wenn das Weltproletariat sich tatsächlich als unfähig erweisen sollte, den Auftrag zu erfüllen, der ihm vom Verlauf der Entwicklung gestellt wurde, müsste man notgedrungen anerkennen, dass das sozialistische Programm, das auf die inneren Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft gegründet ist, in einer Utopie endet. Es ist selbstverständlich, dass ein neues Minimalprogramm erforderlich wäre – zur Verteidigung der Interessen der Sklaven der totalitären bürokratischen Gesellschaft.[58]

Man muss sich allerdings fragen, wie ein solches Minimalprogramm heute aussehen könnte, wollen doch die Oligarchen die Menschheit ausrotten, nicht etwa nur besonders brutal ausbeuten. Wenn sich die Lage weiterhin so rapide verschlechtert, werden mehr Menschen aufwachen. Aber vermutlich zu wenige und zu spät. Denn Propaganda und Repression werden auch immer weiter aufgedreht.

Die einzige noch verbleibende Möglichkeit für einen Übergang zum Sozialismus wäre ein unkoordinierter und elementarer Aufstand als Folge der sich immer weiter verschlechternden Lebensverhältnisse, etwa so wie das im Verlauf der Februarrevolution 1917 geschehen ist. Erst in der folgenden Periode wären überhaupt ernsthafte Diskussionen über die Zukunft der Gesellschaft und damit die Sammlung der Arbeiter in einer Avantgardepartei möglich. Heute dagegen wird jede Opposition zersetzt und medial niedergemacht. Allerdings schließt sich mit dem zivilisatorischen Niedergang Europas das Zeitfenster für einen Übergang zum Sozialismus hier sehr schnell.

Verweise

[1] Vgl. Artikel »Arbeiterklasse«, in: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Marxistisch-​Leninistisches Wörterbuch der Philosophie, Reinbeck bei Hamburg 1972, S. 116

[2] Vgl. Ernest Mandel: Einführung in den Marxismus, Köln 1998, S. 89

[3] Vgl. Mandel 1998, a.a.O., S. 102

[4] Vgl. Artikel »Arbeiterklasse«, a.a.O.

[5] Vgl. Ernest Mandel, Johannes Agnoli: Offener Marxismus, Frankfurt am Main/​New York 1980, S. 91

[6] Lenin 1988, a.a.O., S. 144f

[7] Leo Trotzki: Die Lehren des Oktobers, 1924, im Internet: https://​www​.marxists​.org/​d​e​u​t​s​c​h​/​a​r​c​h​i​v​/​t​r​o​t​z​k​i​/​1​9​2​4​/​l​e​h​r​e​n​/​i​n​d​e​x​.​htm, Kapitel 1, abgerufen am 09.03.2023

[8] Trotzki 1924, a.a.O., Kapitel 7. Das ist auch das zentrale Thema der Gefängnishefte von Antonio Gramsci.

[9] Trotzki 1924, a.a.O., Kapitel 8

[10] Vgl. Mandel 1998, a.a.O., S. 206

[11] Damit meint Mandel die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts.

[12] Leo Trotzki: Die neue Etappe, Hamburg 1921, S. 52/​53, zitiert nach Ernest Mandel: Trotzki als Alternative, Berlin 1992, S. 20

[13] Vgl. Mandel 1998, a.a.O., S. 207

[14] Ernest Mandel: Karl Marx – Die Aktualität seines Werkes, Frankfurt am Main 1984, S. 112

[15] Vgl. Mandel 1984, S. 112

[16] Vgl. Dagmar Henn: Wie die Universitäten »woke« wurden, 22.11.2022, RT, im Internet: https://​deutsch​.rt​.com/​m​e​i​n​u​n​g​/​1​5​3​3​5​5​-​w​i​e​-​u​n​i​v​e​r​s​i​t​a​t​e​n​-​w​o​k​e​-​w​u​r​d​en/, abgerufen am 09.03.2023. Wenn man unbedingt will, könnte man diese Personen als »Arbeiteraristokratie« bezeichnen, aber ganz gewiss nicht die noch vergleichsweise gut verdienende Arbeiter, die das Glück haben, im Normalarbeitsverhältnis beschäftigt zu sein.

[17] Vgl. Karl Marx: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte, in: MEW 8, Berlin 1962, S. 160

[18] Ernest Mandel: Kontroversen um das Kapital, Berlin 1991, S. 295

[19] Natürlich war und ist das Grundanliegen der Lesben- und Schwulenbewegung berechtigt. Aber der dumpfe Fanatismus, mit dem die LGBTQ etc.-Agenda heute vorangetrieben wird, ist erschreckend und wirkt auf viele Menschen abstoßend – zu Recht.

[20] Vgl. Ernest Mandel: Material, social and ideological preconditions for the Nazi genocide, 1990, im Internet: https://​www​.iire​.org/​n​o​d​e​/​902, abgerufen am 09.03.2023

[21] Vgl. Mandel 1990, a.a.O., und Ralph Giordano: Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, München 1991, S. 165ff

[22] Vgl. Mandel 1990, a.a.O.

[23] Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert, München 2018, E‑Book, Kapitel 2: Arbeit

[24] Vgl. Mandel 1990, a.a.O.

[25] Selbstverständlich existiert gegenwärtig in China kein Sozialismus und die chinesische Führung hat auch nicht vor, irgendwann zu ihm überzugehen. Denn das würde die Enteignung der chinesischen Kapitalistenklasse voraussetzen, was diese sich aber kaum gefallen lassen wird.

[26] Vgl. Ernest Mandel: Revolutionäre Strategien im 20. Jahrhundert, Wien, München, Zürich 1978, S. 331

[27] Mandel 1978, a.a.O., S. 331

[28] Vgl. Henn, 04.09.2022, a.a.O.

[29] Vgl. Fritz Vahrenholt: Die große Energiekrise, München 2023, S. 72f

[30] Vgl. Vahrenholt 2023, a.a.O., S. 74f

[31] Vgl. Vahrenholt 2023, a.a.O., S. 94

[32] Detaillierte Darstellung der Brüter-​Technologie einschließlich weiterer Quellen in: Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown und seine Alternativen, in: Autorenkollektiv: Dark Winter, 2021, S. 194ff, a.a.O.

[33] Vgl. Fabian Herrmann: Mit Brütern zu unbegrenzter Energie, Nuklearia, 28.05.2012, im Internet: https://​nuklearia​.de/​2​0​1​2​/​0​5​/​2​8​/​m​i​t​-​b​r​u​t​e​r​n​-​z​u​-​u​n​b​e​g​r​e​n​z​t​e​r​-​e​n​e​r​g​ie/, abgerufen am 11.06.2021

[34] Vgl. Dual Fluid Reaktor: Stark und geschützt durch die Natur, im Internet: https://​dual​-fluid​.com/​d​e​/​t​e​c​h​n​o​l​o​g​ie/, abgerufen am 09.03.2023

[35] Erntefaktor = Verhältnis zwischen der für den Bau und Betrieb eines Kraftwerks aufgewendeten und erzeugten Energie.

[36] Vgl. Götz Ruprecht, Horst Joachim Lüdecke: Kernkraft, Jena 2018, S. 23

[37] Dual-​Fluid_​Kraftwerk-​1500, im Internet: https://​dual​-fluid​.com/​w​p​-​c​o​n​t​e​n​t​/​u​p​l​o​a​d​s​/​2​0​2​2​/​0​1​/​D​u​a​l​-​F​l​u​i​d​_​K​r​a​f​t​w​e​r​k​-​1​5​0​0​_​D​E​_​R​G​B​.​png, abgerufen am 09.03.2022

[38] Götz Ruprecht: Kernenergie des 21. Jahrhunderts – Die Dual Fluid Technologie, Vortrag, 11.12.2021, Youtube, 0:36:00 h, im Internet: https://​www​.youtube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​n​G​8​Q​5​B​X​v​IZI, abgerufen am 09.03.2023

[39] Dual-​Fluid Kraftwerk-​1500, a.a.O.

[40] Vgl. Mandel 1998, a.a.O., S. 174

[41] Vgl. Mandel 1998, a.a.O., S. 173

[42] Fabian Hermann: Kurz und knapp: 17 Pro-​Atom-​Argumente, Nuklearia, 21.09.2012, im Internet: https://​nuklearia​.de/​2​0​1​2​/​0​9​/​2​1​/​k​u​r​z​-​u​n​d​-​k​n​a​p​p​-​1​7​-​p​r​o​-​a​t​o​m​-​a​r​g​u​m​e​n​te/, abgerufen am 11.06.2021, siehe auch: Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown, 2021, a.a.O., S. 198

[43] Vgl. Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown, 2021, a.a.O., S. 199

[44] Vgl. Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown, 2021, a.a.O., S. 200

[45] Vgl. für die folgenden Abschnitte ausführlicher: Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown, 2021, a.a.O., S. 201ff

[46] Bernd Schröder: Zur Geschichte einer ehemaligen Zukunftstechnologie, die noch nicht abgehakt ist, 20.10.20219, im Internet: https://​www​.heise​.de/​t​p​/​f​e​a​t​u​r​e​s​/​Z​u​r​-​G​e​s​c​h​i​c​h​t​e​-​e​i​n​e​r​-​e​h​e​m​a​l​i​g​e​n​-​Z​u​k​u​n​f​t​s​t​e​c​h​n​o​l​o​g​i​e​-​d​i​e​-​n​o​c​h​-​n​i​c​h​t​-​a​b​g​e​h​a​k​t​-​i​s​t​-​4​2​2​1​1​6​0​.​h​tml, abgerufen am 11.06.2021

[47] Ellen Daniels: Essen mit Ellen 10 – Fleisch ist tot. Es lebe das Fleisch, 30.05.20218, im Internet: https://​www​.salonkolumnisten​.com/​e​s​s​e​n​-​m​i​t​-​e​l​l​e​n​-​1​0​-​f​l​e​i​s​c​h​-​i​s​t​-​t​o​t​-​e​s​-​l​e​b​e​-​f​l​e​i​s​ch/, abgerufen am 11.06.2021

[48] Wikipedia-​Artikel Vertikale Landwirtschaft, im Internet: https://​de​.wikipedia​.org/​w​i​k​i​/​V​e​r​t​i​k​a​l​e​_​L​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​aft, abgerufen am 11.06.2021

Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Vertical Farming – Landwirtschaft in der Senkrechten, im Internet: https://​www​.landwirtschaft​.de/​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​e​r​l​e​b​e​n​/​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​h​a​u​t​n​a​h​/​i​n​-​d​e​r​-​s​t​a​d​t​/​v​e​r​t​i​c​a​l​-​f​a​r​m​i​n​g​-​l​a​n​d​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​-​i​n​-​d​e​r​-​s​e​n​k​r​e​c​h​ten, abgerufen am 11.06.2021

[49] Hans-​Peter Schmidt: Wälder in der Wüste pflanzen, Solarify 29.10.2013, im Internet: https://​www​.solarify​.eu/​2​0​1​3​/​1​0​/​2​9​/​300 – 1‑zweites-​beispiel-​fur-​gsw/​, Seite am 10.06.2021 nicht mehr verfügbar

[50] Vgl. Jan Müller: Der vermutlich kommende Klimalockdown, 2021, a.a.O., S. 201

[51] Vgl. Stefan Magnet: Transhumanismus, Zell an der Pram 2022, E‑Book, Kapitel 8

[52] Vgl. van der Pijl 2021, a.a.O., Kapitel 7

[53] Vgl. Jan Müller: Rezension des Buches »Die Selbstgerechten« von Sahra Wagenknecht, 08.05.2021, Freier Funke, im Internet: https://​backup​.freielinke​.net/​r​e​d​a​k​t​i​o​n​-​f​l​/​2​0​2​1​/​0​5​/​r​e​z​e​n​s​i​o​n​-​d​e​s​-​b​u​c​h​e​s​-​d​i​e​-​s​e​l​b​s​t​g​e​r​e​c​h​t​e​n​-​v​o​n​-​s​a​h​r​a​-​w​a​g​e​n​k​n​e​cht, abgerufen am 09.03.2023

[54] vgl. Mandel 1998, a.a.O., S. 173

[55] Ernest Mandel: Marxistische Wirtschaftstheorie, Band 2, Frankfurt am Main 1979, S. 809.

[56] Vgl. Wilhelm Reich: Die sexuelle Revolution, Frankfurt am Mai 1979, S. 157ff

[57] Vgl. Manuel Kellner: Kapitalismusanalyse, Bürokratiekritik und sozialistische Strategie bei Ernest Mandel, Marburg 2005, Dissertation, im Internet: https://​archiv​.ub​.uni​-marburg​.de/​d​i​s​s​/​z​2​0​0​7​/​0​1​40/, abgerufen am 09.03.2023, S. 405

[58] Leo Trotzki: Verteidigung des Marxismus, 1939/​40, im Internet: https://​www​.marxists​.org/​d​e​u​t​s​c​h​/​a​r​c​h​i​v​/​t​r​o​t​z​k​i​/​1​9​3​9​/​v​d​m​/​i​n​d​e​x​.​htm, abgerufen am 09.03.2023, Kapitel 2

Bild: Karrikatur aus der Sowjetunion in den frühen 20er Jahren. »Genosse Lenin säubert die Erde von Unrat.«

One thought on “Perspektiven des Sozialismus auf der Erde (Imperialismus und Great Reset Teil 9)

  1. Man muss garnicht auf all die vielen, ich sage erneut: verdienstvollerweise! wer macht das denn sonst, derzeit? – angeschnittenen Technik- und Produktionsthemen im Detail eingehen, um auf der Stelle einzusehen, dass die VERWALTUNG VON SACHEN, die Auseinandersetzung über Sachfragen derzeit die entscheidende Hürde für jedwede Form der Kollektivierung darstellt. Damit sind auch alle Fragestellungen, wie kollektive Beschlussfassung und »Willensbildung« organisiert werden könnte, etwa »rätedemokratisch«, obsolet. Jan Müller verliert – und genau da endet sehr scharf auch das ihm zugeschriebene Verdient, und wandelt sich in, wie soll ich sagen: Verblüffung – nicht ein einziges Wort über die Frage, wie die von IHM befürworteten Massnahmen (woran erinnert uns dieses Wort nur?) allgemein diskutiert werden sollen, und kollektive Verständigung über die zugrundeliegenden Theorien und Hypothesen zustandekommen könnte.
    Auf diesem Hintergrund erscheinen die »den Oligarchen« oder auch Grünen hier zugeschriebenen Fehleinschätzungen eigenartig; im Zentrum für ihr Handeln sehe ich nämlich, dieser Erklärung folgend, nicht den tendenziellen Fall der Profitrate„,
    (krieg ich eigentlich irgendwann mal noch eine Antwort auf den Einwand, dass auch c laut Repro-​Schema mehrwertträchtig reproduziert werden muss, und die org. Zusammensetzung darum keinen Einfluss auf die Profitrate (pro Zeit, ohnehin der zutreffende Parameter) haben kann, allenfalls die Zusammensetzung nach Umschlagsfristen?)
    …sondern schlichtweg das Verfehlen einer besseren Strategie: Warum übernehmen sie denn nicht Jan Müllers Vorschläge und setzen sich, zur allgemeinen Menschheits-​Zufriedenheit und genau so, wie es ihnen die Rechtslibertären ständig andichten, an die Spitze eines, wie vorgeschlagen, technologisch breit gerüsteten Technofeudalismus oder ‑KI – Bürokratismus, anstelle der hoch-​riskanten Ein-​Prozent-​Macht-​Durchsetzung unter Massenmord- und ‑Totschlag? Warum tun sie es, ausser darum, weil sie nun mal IHREN Einschätzungen und Prognosen folgen, und Jan Müllers Rat für illusionär halten?
    Was ist mit den »Linken«, die reflexartig (wirklich? nur?) Atomkraft ablehnen, alles schlecht-​ideologisch, alles technologisch unaufgeklärt? so wie etwa die Einwände gegen die noch immer weiter getriebene techno- statt biologische Orientierung von Landwirtschaft?
    Und wenn es so wäre… worin bestünde denn dann der Konflikt? Ist das noch ein Klassenkonflikt der alten Art – oder schlicht, angesichts der fortgeschrittenen Produktivkräfte, ein diesem Stand entsprechendes Vergesellschaftungsproblem: Sozialisierung der Prinzipien rationaler Erfahrungsverarbeitung? Angesichts dessen, dass bereits heute das MEINEN längst POLITISIERT auftritt? Die Oligarchen wollen wir Jan Müller dabei lassen, so wie Kant laut Heine dem alten Lampe seinen Gott, weil er und andre sich die Verhältnisse ohne herrschende »Klasse« nun mal nicht vorstellen können. Am eigentlich zu lösenden Problem ändert sich dadurch leider nichts.

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