Freilichtmuseum Bad Sobernheim – das vergessene Museum

Der offizielle Name ist »Rheinland‐​Pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim«. Es liegt im Kreis Bad Kreuznach bei Bad Sobernheim westlich der Landeshauptstadt Mainz. Das Museum selbst liegt außerhalb der Kernstadt südlich der Nahe im Nachtigallental. Ausreichende Parkplätze sind vorhanden.

Aufgabe des Museums ist es, verschiedene historische Hausformen aus den Gebieten des heutigen Bundeslandes Rheinland‐​Pfalz zu sammeln und zu dokumentieren. Diese Häuser wurden an ihren Originalstandorten abgebaut und im Museum wieder aufgebaut. Es gibt insgesamt vier Häusergruppen und zwar Mosel‐​Eifel, Pfalz‐​Rheinhessen, Mittelrhein‐​Westerwald und Hunsrück‐​Nahe. Jede dieser Häusergruppen weist Besonderheiten auf. So sind zum Beispiel die Untergeschosse der Moselhäuser mit Schiefersteinen gemauert. Die Obergeschosse fast aller Häuser bestehen aus Fachwerk.

Bekanntlich gibt es ja in einigen Regionen Deutschlands typische Bauernhäuser, so das Niedersachsenhaus mit Wohnbereichen und Ställen unter einem Dach sowie das Schwarzwaldhaus und das Alpenhaus mit einer ähnlichen Lösung. Dann gibt es noch den Drei‐ oder Vierseithof mit einer typischen Anordnung von Wohnhaus, Stall und Scheune.

Die dem rheinfränkischen Bereich angehörenden Bauernhäuser des Museums entsprechen nicht diesen bekannten Hofformen. Sie sind durchschnittlich kleiner, denn das Rheinland war ein prototypisches Realteilungsgebiet. Die schmalen Felder der einzelnen Bauern waren zudem in Gemengelage über die ganze Flur verteilt. Insgesamt dominierte die Kleinbauernschaft bei weitem. Großbauern oder gar Großgrundbesitzer kamen hier überhaupt nicht vor. Im 19. Jahrhundert führte diese Entwicklung zur Verelendung der Bauernschaft. Die Bauern mussten sich Arbeit in der Industrie suchen. Sie wanderten in die großen Industriereviere aus oder betrieben Landwirtschaft nur noch als Nebenerwerb. Zudem unterstützten sie teilweise die bürgerliche 1848er Revolution. Banditen, die von den Reichen stahlen und die Beute teilweise den Armen gaben wie der Schinderhannes, waren in der Bevölkerung hoch angesehen.

Aber wieder zurück zum Museum: Typisch für fränkische Bauernhäuser ist eine an der Straße giebelständige Bauweise mit Zugang an der längeren Traufseite im Hof, wobei häufig eine Treppe zum Eingang führt. Das Untergeschoss ist gemauert. Ställe und Scheunen sind relativ willkürlich angeordnet, wo gerade Platz ist.

Neben den Bauernhäusern gibt es auch noch einige Handwerkerhäuser zu besichtigen, so die Häuser eines Schmiedes, eines Töpfers und eines Schusters, jeweils mit vollständig ausgerüsteter Werkstatt. Zudem gibt es noch eine Wassermühle, einen Tanzsaal aus dem 19. Jahrhundert, eine Poststelle mit Postkutsche und ein Trafohäuschen aus dem Jahr 1922. Auch wurden einige kleinere Bauwerke gesammelt, so Wegkreuze, Grenzsteine, eine Kapelle und die Napoleonsbank, eine Steinbank, auf der der französische Kaiser tatsächlich gesessen haben soll.

In vielen Häusern wurden Ausstellungen aufgebaut. So Wäsche und Waschen, Wein sowie Spielzeug im Laufe der Zeiten. In den Handwerkerhäusern finden periodisch Vorführungen statt, allerdings nicht allzu häufig. In einigen wenigen Häusern ist die Originaleinrichtung erhalten. In der Poststelle zum Beispiel das Wohnzimmer mit einem täuschend echt nachgemachten Sonntagsbraten.

Es werden auch Haustiere gehalten, insbesondere Enten, Hühner, Schafe und Schweine.

Bis auf eine einzige Ausnahme sind die Informationstafeln sachlich und angemessen. Sie kommen ohne woke Belehrung von oben herab aus. Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein, ist aber in der heutigen Museumslandschaft sehr selten.

Die Ausnahme bezieht sich auf eine Tafel eines in das Museum integrierten Waldlehrpfades, wo ohne jeden Beleg behauptet wird, 2018 sei der Beginn starker klimawandelbedingter Waldschäden. Dabei kamen trockene Jahre immer wieder vor. Der trockene Sommer 1976 war dann auch der Ausgangspunkt der neuartigen Waldschäden, des »Waldsterbens«, wobei der Wald bekanntlich nicht abgestorben ist.

Das Freilichtmuseum Bad Sobernheim ist besonders für Kinder geeignet, wobei Familien mit Kindern nach meiner Beobachtung den weit überwiegenden Teil der Besucher ausmachten.

Das Museum wurde im Jahr 1972 gegründet. Wie es scheint, sind die Häuser vor allem im ersten Jahrzehnt aufgebaut worden. In einem Buch aus dem Jahr 1986 ist die Häusergruppe Hunsrück‐​Nahe schon so abgebildet, wie sie auch heute noch existiert. Es hat sich also seit dieser Zeit überhaupt nichts getan. Spätestens als 2011 der Bauhof mit allen 11 dort lagernden Fachwerkhäusern abbrannte, ist wohl jede weitere Bautätigkeit zum Erliegen gekommen. Das steht im völligen Gegensatz etwa zum Freilichtmuseum Hessenpark, wo jedes Jahr weitere Gebäude hinzukommen.

Letztlich ist diese Entwicklung im Rot‐​Grün regierten Rheinland‐​Pfalz auch kein Wunder. Die Bauernhausforschung ist Teil der deutschen Volkskunde. Die Grünen verachten aber die deutsche Kultur und halten sie nicht für bewahrenswert. Wie wenig sie die Belange der Einheimischen Interessieren, zeigt sich allein daran, dass sie es nicht fertiggebracht haben, das Ahrtal nach der Hochwasserkatastrophe von 2021 wieder aufzubauen.

Andererseits würde eine Schließung des Museums durchaus unerwünschte Aufmerksamkeit erregen. Also wird es wohl vorerst ökonomisch kurz gehalten und »vergessen«, bis es dann bei passender Gelegenheit doch geschlossen wird.

Bild: Gehöft Weinsheim, Rheinland‐​Pfälzisches Freilichtmuseum Bad Sobernheim

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