Bisher haben wir auf die Probleme mit dem Landverbrauch, dem gar nicht CO2-neutralen Beton und dem noch weniger CO2-neutralen Stahl im Zusammenhang mit den Windkraftanlagen verwiesen, nicht zu vergessen die Balsaholzproblematik (siehe Teil 2 der Serie). Damit sind wir jedoch noch nicht durch mit allem Problematischem in diesem Zusammenhang.
Denn zur Umwandlung der Rotationsbewegung brauchen die Windanlagen Generatoren mit starken Magneten. Um die zu erzeugen wird unter anderem Neodym, Praseodym, Dysprosium und Terbium benötigt. Die gehören zu den sogenannten »seltenen Erden«, die so genannt werden, weil sie erstens nicht häufig vorkommen und zweitens auch nicht gehäuft in Reinform im Gegensatz etwa zu Eisenerz, Kohle, Erdöl oder Erdgas.
Selten heißt wenig häufig
Das bedeutet, daß riesige Erdmengen zu bewegen sind für ein Ergebnis von ein paar Kilo, dort wo diese seltenen Erden vorkommen. Das geschieht alles nicht CO2-frei und hinterläßt Mondlandschaften, wenn nicht darauf geschaut wird das zu rekultivieren. Die Chancen, daß das unterbleibt, sind unter kapitalistischen Vorzeichen groß, ist das doch mit Zusatzkosten verbunden. Aber immerhin wird dabei, im Gegensatz zum Uranbergbau, der ähnlich funktioniert, weniger Radioaktivität freigesetzt. Hier wie dort sind aber aufwendige Verfahren nötig, um die seltenen Erden vom Rest des Gesteins zu trennen. Auch dafür ist Energie aufzuwenden!
Der kollektive Westen, der im Krieg mit Rußland ist und von dort nichts mehr beziehen will, und der ebenso die Volksrepublik China als Feind ansieht, gleichzeitig aber den Rest der Welt beim Ausstieg aus fossilen Energiequellen überrunden will, steht damit vor der Quadratur des Kreises, die er verläßlich nicht gelöst kriegt.
Denn die weltweite Erzeugung ist nicht nur endlich statt riesig, sie ist auch für den kollektiven USA‐geführten Westen ungünstig verteilt. Nach Zahlen von 2020 (neuere haben wir leider nicht gefunden) kamen 58 Prozent oder 140.000 t aus der Volksrepublik China. Die USA brachten es auf 16 Prozent oder 38.000 t, aber sie mußten ihr Material nach Asien bringen für die Endreinigung, da 95 Prozent der weltweiten Kapazität dafür in der Volksrepublik China ist, während die restlichen 5 Prozent in Vietnam und Laos stattfinden. Es lassen folglich auch die restlichen Produzenten dort endreinigen.
Drittgrößter Produzent seltener Erden ist mit 12,5 Prozent oder 30.000 t Myanmar. Wir sind also schon wieder in Asien gelandet. Erst dann folgt mit 7 Prozent oder 17.000 t der brave US‐Vasall Australien, der trotz seiner bestellt antichinesischen Politik in China reinigen lassen muß. Diese vier decken 93,5 Prozent der weltweiten Erzeugung ab, alles weitere rangiert unter ferner liefen. Diese 6,5 Prozent teilen sich die Russische Föderation, Brasilien, Vietnam, Indien, Südafrika, Malawi, Malaysien und Tansania, die allesamt BRICS+ und nicht dem kollektiven Westen zuzurechnen sind.
Vieles rauft um wenig
Nun ist es aber leider so, daß das nicht nur für die Magneten der Generatoren gebraucht wird, denn diese treten in Konkurrenz zu LED‐Lampen, BEV (Batterie‐Elektrische Vehikel), Computern und elektronischen Geräte, Servern von Rechenzentren, Batterien usw. Ein steigender Bedarf bei endlichen Ressourcen, die sich nicht im gleichen Maße steigern lassen, führt zu steigenden Preisen und zu Engpässen, denn am Ende ist nicht genug für alles da.
Natürlich wird geforscht, um hier oder dort ohne seltene Erden und sogar ohne Lithium auszukommen, das zwar häufiger vorkommt, aber ebenfalls zu verheerenden Mondlandschaften in den Fördergebieten führt. Deshalb sollen die ja vorzugsweise weit genug weg sein, und neuerdings macht Oberst außer Dienst und CDU‐Bundestagsabgeordneter Roderich in der BRD Reklame für die größere Unterstützung des faschistischen Regimes in Kiew mit dem Argument, in den Gebieten Luhansk und Donezk, in denen das besagte Regime seit 2014 jeden Zugriff verlor, gäbe es Lithium‐Vorkommen, die die EU dringend brauche für die Energiewende. Es ist äußerst selten, daß ein Räuber im vorhinein ankündigt, was er wo klauen will, aber hier haben wir einen, dem es rausgerutscht ist. Ein Glück für die Menschen im Donbass, daß Kiew den Krieg nicht gewinnt!
Vorkommen seltener Erden wurden zwar inzwischen in der EU auch in Grönland (Kvanefield) und Schweden (Norra Kärr) entdeckt, aber es gibt dort noch keinerlei Ausbeutung, was sicher auch mit der fehlenden Reinigungs‐Infrastruktur zu tun hat. Das Zeugs dafür nach China zu verschiffen dürfte jedenfalls unwirtschaftlich sein, völlig unabhängig von sonstigen Feindschafts‐Phantasien.
Südafrika hat in Steenkampskraal eine Ausbeutung begonnen, doch das Land ist leider für den kollektiven Westen als BRICS‐Land verloren. Bleiben also bisher noch nicht ausgebeutete bekannte Vorkommen in den USA (Bear Lodge), in Kanada (Thor, Hoidas, Strange Lake) oder Australien (Nolans Bore).
Das Problem besteht folglich aus Seltenheit bei hohen Kosten der Gewinnung, die weder CO2-frei noch ohne Umweltschäden vor sich geht. Die Regierungen in der EU verschließen die Augen vor den Problemen, erlauben sich politisches Hick‐Hack mit der Volksrepublik China und werfen ihr gleichzeitig vor, ihre Liefermengen ins Ausland zu begrenzen im Interesse ihrer eigenen Industrie. Das ist eine wenig erfolgversprechende Politik, es sei dann, wir wollen chaotisches Scheitern als Erfolg bezeichnen.
Teil 1, Teil 2, Teil 4 der Serie
Bild: Ein Überblick über eine der Seltene‐Erden‐Mine in Südchina (CC BY‐SA 4.0)