In allen Sonntagsreden kommt das Thema »Klimaschutz« prominent vor, aber von Umweltschutz wird nicht mehr geredet. Leider kümmert sich kaum noch wer um die Folgen aktueller Politik für die Umwelt. Dabei hat Umweltzerstörung weit direktere und bedrohlichere Folgen für unser Leben als wärmere Temperaturen. Bei fossilen Energiequellen, Frackinggas einmal ausgenommen, wird die Umweltverträglichkeit inzwischen gut beherrscht. Am sichtbarsten ist das wohl bei den neuen Kohlekraftwerken in der Volksrepublik China, deren optimale Filteranlagen verhindern, daß die Luft rundherum extrem staubgeschwängert und ungenießbar wird. Aber bei den sogenannt nachhaltigen Energiequellen wird vornehm weggeschaut.
Wegwerfen wird gefördert
Das beginnt bei den völlig irrsinnigen Förderungsrichtlinien. Je nach Land wird die Abnahme des mittels Photovoltaik oder Windenergie erzeugten Stroms 15 – 20 Jahre subventioniert. Das bewirkt unter den Bedingungen des real existierenden Kapitalismus und seiner Sucht nach Maximalprofit dazu, daß diese Anlagen nicht weiterproduzieren, so lange sie könnten, sondern sie werden nach dieser Zeit abgebaut, »entsorgt« und durch neue ersetzt. Das ist zunächst einmal eine Verschwendung von Rohstoffen, die logisch überlegt völlig absurd ist. Das umso mehr als gleichzeitig Kampagnen laufen gegen die Wegwerfmentalität, wobei den Menschen gesagt wird, sie sollten Geräte, die nicht mehr funktionieren, doch nicht durch neue ersetzen, sondern die alten (teurer) reparieren lassen.
Dabei wäre es ein Leichtes, die Anlagenförderung bei der Installation zu erhöhen und den Strom wie jeden anderen zu bezahlen, um diese Absurdität zu beseitigen, die es bisher bei keiner stromerzeugenden Anlageform jemals gab.
Kreislaufwirtschaft ist schöne Theorie
Schön, bei Photovolaik‐Panelen hat das den Vorteil, daß deren Produktivität zuletzt im Halbjahres‐Rhythmus wuchs. Das wirkt sich positiv in der Stromerzeugung aus. doch wer allein darauf blickt übersieht, wie viel von der alten Anlage dabei zu Müll wird, weil es schwer und daher teuer ist es wiederzuverwerten. Es ist halt einfacher und somit billiger, neues Material zu nehmen: Nickel, Kupfer, Zink, Silizium, Bor, Silber, Cadmium und Tellur.
Das auseinanderzudröseln bräuchte Anlagen, die es nicht gibt, weil das dabei gewonnene Material wesentlich teurer würde als Neues zu nehmen. Was sich nicht profitabel organisieren läßt, findet nun aber unter kapitalistischen Bedingungen nicht statt. So viel zur nicht existierenden Kreislaufwirtschaft und warum es die unter den gegebenen Bedingungen gar nicht geben kann.
Dabei ist das ein grundsätzliches Problem, das sich überall dort stellt, wo unterschiedliche Materialien zu einem Werkstoff zusammengefügt werden. Also auch bei den Rotorblättern der Windkraftanlagen, wobei hier noch ein weiteres Problem hinzukommt. Fürs Innenteil wird bisher das besonders leichte Balsaholz verwendet, das aber leider verdammt selten ist. Drei Viertel davon steht im Nationalpark Yasuní in Ecuador, der Rest im Amazonasgebiet. Zwar wird ansonsten die Wichtigkeit der Urwälder immer besonders betont, aber hier findet ein regelrechter Raubbau statt, der definitiv nicht nachhaltig ist. Das macht es eigentlich problematisch, von einer nachhaltigen Windenergie zu sprechen.
Doch auch wenn sich irgendwann eine Alternative findet oder erfunden wird, löst das nicht das Problem fürs Recycling vom aus vielen Einzelteilen bestehenden Ganzen. Also sollte es wirklich so lange als nur irgend möglich genutzt und im Fall des Falles eher repariert und renoviert als abgerissen werden.
Flächenkonkurrenz mit Lebensmittelproduktion
Während Photovoltaik auf Dächern zu keinem Flächenverbrauch führt, ändert sich das sofort, wenn in der freien Landschaft auf irgendwelchen Grundstücken große Anlagen hinkommen, weil das dort kurzfristig mehr Profit verspricht als mit Landwirtschaft zu erzielen wäre. Unter kapitalistischen Vorzeichen sieht das zwar aus wie eine völlig vernünftige Entscheidung, aber sie ist es allenfalls betriebs‐ und nicht volkswirtschaftlich. Denn am Ende fehlt die Fläche der Lebensmittelerzeugung. Es müßte daher zumindest vorgeschrieben werden, die Panele auf so hohe Stützen zu stellen, daß eine Beweidung möglich bleibt. Aber das gibt es zumindest in unseren Breitengraden keineswegs und leider auch nicht in Lateinamerika, von wo die EU gedenkt saubilligen »grünen« Wasserstoff zu beziehen. Ach ja, Stützen würden ja die Anlage und damit am Ende den Wasserstoff verteuern, also muß das wohl unterbleiben, nicht wahr!
Bei der Windkraft ist der Flächenverbrauch allerdings unvermeidbar. Zwar gibt es mittlerweile auch Mikrowindanlagen fürs Dach zwischen 600 und 1.000 Watt Maximalleistung zum Beispiel der deutschen Firma SkyWind, aber das ist allenfalls interessant für Haushalte, die sich über die Lebenszeit der Anlage ein paar Euro einsparen können mit selbst erzeugtem Strom.
Kommerzielle Großanlagen kommen allerdings immer mit Landverbrauch daher, es sei denn, sie stehen ausnahmsweise im Meer. Dort hat sich allerdings herausgestellt, daß die Anlagen viel schneller vom Salzwasser zerfressen werden, als das ursprünglich gedacht wurde. Klar, es wird getüftelt, das Material resistenter zu machen, was zu unvermeidlichen Zusatzkosten führen wird, aber bei der angestrebten Ernte an Windstrom wird es so und anders nicht ausreichen, nur im Meer Windkraftanlagen aufzustellen.
Teil 2, Teil 3, Teil 4 der Serie
Bild: Yasuni Nationalpark (Matanya CC BY 2.0 Deed)