Wollen wir das dafür bezahlen? – Ausstieg aus Fossilem möglich, aber sauteuer

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Dieser Beitrag ist der erste Teil einer Serie:

  1. Wollen wir das dafür bezahlen? Ausstieg aus Fossilem möglich, aber sauteuer
  2. Strom wird teuer und unregelmäßig verfügbar: Chaos wird organisiert
  3. Auf dem Weg ins Mittelalter: Energienotstand droht
  4. Einhalten, mehr Zeit geben oder mit dem Kopf durch die Wand? Wenn deutsche Energiewende scheitert, leidet Luxemburg

Zur selben Zeit, wo sich in der BRD, an deren Stromnetz Luxemburg dranhängt, die Kassandra-​Rufe mehren, das Stromnetz sei nicht fit »für die Energiewende«, hat die Berliner »e.venture consulting GmbH« eine Studie mit folgendem sperrigen Titel herausgebracht: »Perspektiven zur Energiewirtschaft: Zukunft des deutschen Strommarktes. Auswirkungen eines dekarbonisierten Stromsystems auf Versorgungssicherheit, Investitionserfordernisse und Marktdesign.«

Die Ergebnisse sind für Haushalte wie Betriebe unerfreulich, da diese Dekarbonisierung Strompreise bedeuten werden, die 250% über den heutigen liegen, was dann annähernd 1 €/​kWh für Haushalte ausmacht. Es wird wirklich teuer, und es gibt gar keine Aussicht, jemals wieder auf die historisch günstigen Preise um 40 €/​MWh zu kommen. Sollten wir angesichts dessen das nicht besser abblasen? Denn die Prognose sieht angesichts des hohen Investitionsbedarfs ab 2028 wieder stark steigende Preise bis in die Nähe von 140 €/​MW auf uns zukommen, die dann bis 2040 auch nur sanft auf 120 €/​MW sinken. Billig war also fossil und gestern.

Grüne Ideologen werden sich trotzdem freuen, denn sie werden jubeln über die Schlußfolgerung, das angestrebte Ziel sei wohl möglich, brauche aber Investitionen von 809 Mrd. €, davon allein 200 Mrd. fürs Übertragungsnetz und 47 Mrd. fürs Verteilnetz. Das hat sehr viel damit zu tun, daß 10 Mio. Wärmepumpen, E‑Mobilität mit 35 Mio. batterie-​elektrischen Vehikel (BEV) und Elektrolyseuren für den »grünen« Wasserstoff (berechnet nur für den Bedarf von 70 GW um das Stromnetz stabil zu halten wenn Wind und Sonne sich verweigern) den Bedarf von 564 TWh im Jahre 2021 auf 942 TWh im Jahre 2040 ansteigen lassen.

Außen vor bleibt da allerdings vollständig die große Unbekannte, ob das werte Konsumentenvolk bereit ist, bei Wärmepumpen und BEV mitzuspielen, weil wohl nicht nur der Schreiber dieser Zeilen vorhat, sich im August 2034 noch ein neues Diesel-​Fahrzeug zuzulegen. Denn dem werten Publikum wird auch mitgeteilt, wenn 562 Mrd. in die Stromerzeugung investiert werden bis dahin, müßte trotzdem immer wieder der Strom rationiert werden, damit es nicht zum Netzzusammenbruch kommt. Konkret auswirken wird sich das darin, daß Wärmepumpen bis zu 12 Stunden und BEV-​Aufladestationen bis zu 5 Stunden von der Stromversorgung abgekoppelt werden. Bei Haushalten, die mit Wärmepumpen heizen, wird es dann kalt sein, außer sie haben mit der Zusatzinvestition in eine Batterie für einen eigenen Stromspeicher vorgesorgt (das tut einstweilen niemand), während die stolzen BEV-​Besitzer eben nirgendwohin fahren, wenn’s mit dem Nachladen scheitert. Es gibt also gute Argumente, sich da zu verweigern, wobei die Preisfrage schließlich auch noch eine Rolle spielt.

Daß den Haushalten das aufgenötigt werden muß kommt daher, daß in der Industrie nur ein Abschaltpotential von 13 GW errechnet wird, weil viele Industrieanlagen gar nicht abgeschaltet werden dürfen, um nicht kaputt zu gehen. Dabei sieht die Studie sowieso schon 200 GW Batterie-​Kapazität für 50 Mrd. € vor.

Unklar bleibt in der Studie natürlich auch, woher das viele Geld kommen soll, wenn wir jetzt in eine ordentliche Wirtschaftskrise infolge der antirussischen Sanktionen hineinreiten, die alle EU-​Länder bekanntlich von günstiger russischer Energie ebenso abgekoppelt haben wie von den ebenso preiswerten Rohstoffen aus Rußland.

Absolut unmöglich wird es, ohne Wasserstoff die Stromversorgung aufrecht zu halten, denn an 5.030 von 8.760 Stunden im Jahr reicht die Erzeugung von Wind und Photovoltaik nicht aus, um die Stromnachfrage zu decken. In den restlichen 3.730 Stunden geht diese Erzeugung dann über die Nachfrage hinaus, was für die Wasserstofferzeugung in der Elektrolyse genutzt werden muß.

Die Studie schlägt nicht vor, den Strom zurückzugewinnen über Brennstoffzellen, sondern schlägt vor, das mit Verbrennung des Wasserstoffs in Gaskraftwerken zu tun. Das sei schneller aufzubauen, zumal angenommen wird, die noch nicht 10 Jahre alten Gaskraftwerke von Erdgas- auf Wasserstoffverbrennung günstig umrüsten zu können. Allerdings wird das nicht ausreichen, es braucht auch neue. Wobei uns auffällt, daß die Frage der Taktgeber, an der sich die anderen Einspeiser orientieren können und müssen, völlig unter den Tisch fällt. Mit ständig als Grundlasterzeuger laufenden Brennstoffzellen wäre das organisierbar, aber das setzt zusätzliche Investitionskosten und entsprechend größere Wasserstoffmengen voraus.

Ausdrücklichg abgeraten wird davon, sich auf Stromimporte zu verlassen, um Fehlmengen bei Dunkelflaute (kein Wind, keine Sonne) und bei Verbrauchsspitzen auszugleichen. Dies weil ja alle EU-​Mitgliedsländer dieselben Vorgaben zum Ausstieg aus fossilen Energiequellen haben und folglich ähnliche Erzeugungsprofile bei Wind- und Photovoltaikstrom haben werden. Und leider ist die Stromerzeugung mit Laufwasserkraftwerken nirgends bedeutend genug, um damit auch die Nachbarn über Dunkelflauten zu tragen.

Bild: Mitglied eines Bautrupps beim Bau einer neuen 33000-​Volt-​Stromleitung in Fort Knox 1942, Alfred T. Palmer (United States Library of Congress’s Prints and Photographs division), aus Wikimedia Commons

One thought on “Wollen wir das dafür bezahlen? – Ausstieg aus Fossilem möglich, aber sauteuer

  1. Erdöl und Erdgas: Beide Brennstoffe und Rohstoffe bilden sich in der Erdschale laufend neu und steigen aufwärts. Daher sind sie praktisch unerschöpflich.

    Bislang schrieb ich immer von »irdischen Brennstoffen«, was zwar geologisch genau ist, aber physikalisch ungenau. Aus Pflanzen und Tieren entstehen niemals Brennstoffe, weil sich in Steinen nur Abdrücke von Pflanzen und Tiere befinden, auch in Steinkohle und Braunkohle. Die Besonderheit von Kohlesteinen besteht in ihrer Brennbarkeit, was aber keine Qualität von Pflanzen und Tieren ist.

    Biogas wird aus Faulgasen gewonnen, ist aber kein Indiz für die Entstehung von Erdgas. Das erinnert an das Geschehen in Därmen von Tieren und Menschen. Anders als Erdöl sind die Faulschlämme extrem umweltverseuchend und giftig, während Erdöl von Bakterien im Laufe einiger Monate rückstandsfrei zerlegt wird. Was unterscheidet Menschenwerk von der Schöpfung? Die bisherigen Unglücke aus Biogasbetrieben werden schamhaft verschwiegen. Das jedoch sollte niemanden wundern.

    Braunkohle und Steinkohle, Erdöl und Erdgas befinden sich allesamt in oder auf der Erde in Tiefen, in den es niemals Pflanzen oder Tiere geben kann, selbst wenn sich die Erdschale 100km tief umfalten würde. Sie hat Besseres zu tun. Die tiefsten Bohrungen reichten bis etwa 12km. Die russische Forschung ist schon viel länger für die Entstehung der Kohlenwasserstoffe aufgeschlossen, die sich auf der Erde sowie auf einigen Planeten und Monden laufend neu bilden und daher unerschöpflich sind.

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