Die Kommunisten von heute stehen vor mehreren wichtigen ihre Taktik und Strategie bestimmenden Fragen, die ihre gesammelten Erfahrungen beschreiben und es ihnen ermöglichen, die Richtung der gesellschaftlichen Entwicklung zu verstehen.
Eine dieser brennenden Fragen ist das Gesellschaftssystem der Sowjetunion. Was war die Sowjetunion? War sie Sozialismus, eine Übergangsperiode oder etwas anderes? In der sozialistischen Bewegung gibt es unterschiedliche Auffassungen über das Wesen der Sowjetunion. Wir wollen versuchen herauszufinden, welche Theorie über das Gesellschaftssystem der Sowjetunion korrekt ist.
Sozialismus
Obwohl Marx die meiste Zeit mit der Erforschung der gegenwärtigen Gesellschaftsformation verbrachte, versäumte er es nicht, auch eine kommunistische Gesellschaft zu beschreiben. In der »Kritik des Gothaer Programms« schrieb er:
Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage entwickelt hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft hervorgeht, also in jeder Beziehung, ökonomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Schoß sie herkommt. […]
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen – erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!1
In diesem Werk beschrieb Marx nicht nur die Merkmale des Kommunismus, sondern skizzierte auch die Entwicklung dieses Systems. Er geht von zwei Phasen oder zwei Entwicklungsstufen aus: einer niedrigeren und einer höheren Phase beziehungsweise einem unvollständigen Kommunismus und einem vollständigen Kommunismus.
Im unvollständigen Kommunismus werden materielle und immaterielle Werte entsprechend dem Umfang der geleisteten Arbeit verteilt. Marx ging auch davon aus, dass es gewisse Abschläge für Reserve‑, Akkumulations‐ und Konsumtionsfonds geben müsse:
Die Beseitigung der kapitalistischen Produktionsform erlaubt, den Arbeitstag auf die notwendige Arbeit zu beschränken. Jedoch würde die letztre, unter sonst gleichbleibenden Umständen, ihren Raum ausdehnen. Einerseits weil die Lebensbedingungen des Arbeiters reicher und seine Lebensansprüche größer. Andrerseits würde ein Teil der jetzigen Mehrarbeit zur notwendigen Arbeit zählen, nämlich die zur Erzielung eines gesellschaftlichen Reserve‐ und Akkumulationsfonds nötige Arbeit.2
Der Arbeiter erhält einen Teil der Werte direkt. Er arbeitet eine Zeit lang, bekommt einen Anspruchscheck und erhält entsprechend diesem Scheck bestimmte Werte: Lebensmittel, Haushaltsgegenstände und so weiter. Ein anderer Teil der produzierten Werte wird indirekt als ungeteilter Wert erhalten: Wohnung, Bildung, Gesundheitsfürsorge, Entwicklung von Wissenschaft und Technik, Ausweitung der Produktion, Renten, Zulagen und so weiter. Es wird erwartet, dass solche integralen Leistungen hauptsächlich nach den eigenen Bedürfnissen verteilt werden.
So weist der unvollständige Kommunismus noch immer die Arbeitsteilung, den Unterschied zwischen Stadt und Land, das Fehlen von Produkten im Überfluss wie auch von allgemeiner Gleichheit, das Ungleichgewicht in der Produktion, soziale und kulturelle Unterschiede und so weiter auf, überwindet sie aber.
Es handelt sich aber schon um Kommunismus, wo die »Produktionsmittel […] der ganzen Gesellschaft [gehören]« und »die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen […] nicht mehr möglich sein [wird].«3 Hier verwalten die Arbeiter die Wirtschaft selbst, die Produktionsmittel gehören der ganzen Gesellschaft, die Produktivkräfte sind zentralisiert und werden nach einem einheitlichen Plan betrieben. Die Werte werden im Verhältnis zum Arbeitseinsatz verteilt. Diesen unvollständigen, völlig unentwickelten Kommunismus mit den Überbleibseln der vergangenen Formationen nennen wir Sozialismus.
Folglich glaubt die große Mehrheit der Kommunisten, dass es in der Sowjetunion einen Sozialismus oder einen unvollständigen Kommunismus gab. So seltsam es klingen mag, aber diese Theorie ist weder ein Produkt der Phantasie noch das Ergebnis persönlicher Meinungen. Im Großen und Ganzen entspricht sie den Tatsachen und der Realität ziemlich gut.
In der Sowjetunion zum Beispiel wurde die direkte und indirekte Regulierung der Wirtschaft von den Werktätigen durchgeführt.4 In den ersten sechs Monaten der Jahre 1926 – 1927 unterbreiteten die Arbeiter 11.868 Vorschläge, von denen 75 Prozent von der Verwaltung angenommen und 7.000 in diesem Zeitraum umgesetzt wurden.5 Seitdem nahm die Beteiligung der Arbeiter an der Produktionsleitung enorm zu. Bis 1963 beteiligten sich über 30 Millionen Arbeiter, Ingenieure, Techniker und Angestellte an den Produktionsversammlungen.
In den Sitzungen wurden jährlich mehr als zwei Millionen Vorschläge zur Verbesserung der Produktionsorganisation und der Arbeitsbedingungen, zur Einführung der besten Erfahrungen der Arbeiter und Entwickler, zu Kultur‐ und Alltagsfragen und dergleichen mehr angenommen und umgesetzt.6
Bis 1935 hatte der proletarische Staat direkt und indirekt alle Produktivkräfte in seinen Händen konzentriert. Der Boden, die Bodenschätze, die Fabriken, die Traktorendepots, die Kolchosen, die Einrichtungen und so weiter – all das stellte »staatliches« oder öffentliches Eigentum dar.7
Obwohl ein Teil der Arbeitsmittel in den Genossenschaften und Kolchosen isoliert war, befand er sich dennoch im Besitz des sozialistischen Staates, das heißt der gesamten Gesellschaft. Die Eigentumsinteressen dieser Unternehmen wurden erheblich eingeschränkt, und ihre Aktivitäten waren in das System des Gosplan (des Staatlichen Planungskomitees) eingebunden.8
Mit anderen Worten: Bis 1935 waren alle Produktivkräfte im ganzen Land zentralisiert und bildeten einen einheitlichen Komplex. Das Wirtschaftsleben des Landes wurde nach einem einheitlichen Plan geführt und von denselben Stellen kontrolliert.
Da das Staatseigentum öffentlich war, sollte es die Bedürfnisse des Volkes befriedigen. Das »staatliche« (oder öffentliche) Einkommen versorgte die Arbeiter mit kostenlosem und hochwertigem Wohnraum, Gesundheitsfürsorge und Medizin, Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Freizeit‐ und Erholungsaktivitäten und so weiter. Wir können ohne jeden Zweifel sagen, dass die Sowjetbürger für das Wohl der gesamten Gemeinschaft arbeiteten.
Die Struktur der sowjetischen Gesellschaft war wie folgt. In der Sowjetunion gab es zwei soziale Klassen: die Arbeiterklasse, die Kolchosbauern und eine Schicht von arbeitenden Intellektuellen.9 Eine separate Schicht könnte man in Bezug auf den Staat und die wichtigsten Parteifunktionäre unterscheiden.
Wie zuvor erhielten die Staats‐ und Parteifunktionäre Gehälter und Prämien für ihren täglichen Dienst. Sie tauschten ihre Arbeitskraft gegen ein öffentliches Einkommen ein. Das Einkommen dieses Personenkreises stand in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit und war von dieser abhängig. Sie waren mit der gesellschaftlich notwendigen Verwaltungsarbeit beschäftigt, die ihnen bestimmte Tätigkeiten abverlangte. Sie erforderte nicht den Verbrauch der Arbeitskraft anderer, was schlicht unmöglich war.
Die arbeitenden Intellektuellen (Wissenschaftler, Techniker, Professoren, Kulturschaffende) erhielten ihren Anteil am Gemeinwohl für ihre Arbeit, ihre Aktivitäten, ihren Beitrag zum öffentlichen Wohl.
Kolchosen hatten eine genossenschaftsähnliche Struktur. Jeder Kolchosnik war Miteigentümer (oder Aktionär) der Kolchose und erhielt seinen Anteil von der Genossenschaft entsprechend der geleisteten Arbeit. Die Kolchosbauern als Klasse stellten niemandem ihre Arbeitskraft zur Verfügung und verkauften sie auch nicht an jemanden.
Die Kolchosen verkauften einen Teil der Lebensmittel zu festgelegten Preisen an den Staat (es war ein gleichmäßiger Tausch), der zweite Teil wurde an die Haushalte der Kolchose oder an andere Betriebe verkauft und der dritte Teil wurde als Anteil oder Vorrat für die Zukunft zurückbehalten.
Die sowjetische Arbeiterklasse war nicht länger eine ausgebeutete und unterdrückte Klasse.
Aufgrund der Abschaffung des Privateigentums:
- konnte Arbeitskraft an niemanden verkauft werden, da es keine Klasse von Kapitalisten gab;
- brauchten Menschen ihre Arbeitskraft nicht zu verkaufen, da es keine Entfremdung von den Produktionsmitteln gab;
- es gab niemanden, der sie verkaufen konnte, da es keine Klasse von Proletariern gab;
- es war unmöglich, die Arbeitskraft eines anderen zu verkaufen, da sie nicht mehr entfremdet wurde und aufhörte Ware zu sein.
Die Arbeiter erhielten ihr Einkommen für ihre Arbeit in Übereinstimmung mit ihrer geleisteten Arbeit.
Seit 1935 und bis 1985 war die sowjetische Gesellschaft frei von Privateigentum und Ausbeutung, Lohnarbeit und Kapital, Marktelementen und Produktionsanarchie. In der gesamten sowjetischen Gesellschaft herrschten kollektives Eigentum, wissenschaftliche Planung und die Verteilung der Werte entsprechend dem Arbeitseinsatz vor. Stalin nannte diese Gesellschaftsform Sozialismus, was von vielen Kommunisten unterstützt wurde.
Die Theorie des Sozialismus in der Sowjetunion deckt sich offensichtlich mit einer zuverlässigen Beschreibung der Realität. Sie erfindet nichts und beruft sich nicht auf ein metaphysisches »Es muss so sein …«. Sie beruht auf Tatsachen, kann durch eine Reihe von Beweisen belegt werden und entspricht der Realität.
Allerdings hat die Theorie eine Reihe von Problemen. Zum Beispiel widerspricht sie einigen Aussagen der Klassiker. Diese waren der Ansicht, dass der unvollständige Kommunismus oder Sozialismus bereits ohne alle Klassen, Warenproduktion und Staatlichkeit auskommen würde:
Die zukünftige Gesellschaft ist die sozialistische Gesellschaft. Dies bedeutet ferner, daß dort zusammen mit der Ausbeutung auch die Warenproduktion und der Kauf und Verkauf beseitigt sein werden […]. […] die sozialistische Gesellschaft [wird] auch nicht der Existenz einer politischen Gewalt bedürfen.10
Der Sozialismus besteht bekanntlich in der Beseitigung der Warenwirtschaft. […]. Da der Tauschverkehr bestehen bleibt, so ist es lächerlich, von Sozialismus zu reden.11
[…] den Klassenunterschied zwischen Arbeitern und Bauern aufheben. Gerade das ist auch unser Ziel. Eine Gesellschaft, in der der Klassenunterschied zwischen Arbeitern und Bauern weiterbesteht, ist weder eine kommunistische noch eine sozialistische Gesellschaft.12
Die Sowjetunion war bekannt für gut entwickelte Staatlichkeit und Bürokratie, reguläre Armee und Miliz, Klassen und Warenproduktion. Und die Befürworter des Sozialismus in der Sowjetunion geben zu, dass all diese Phänomene im Sozialismus existieren können. Außerdem arbeitete die sowjetische Wirtschaft mit so alten Kategorien wie »Profit«, »Lohn«, »Rentabilität«, « Mehrarbeit«, »Mehrprodukt« und so weiter.
Diese beiden Umstände wecken bei vielen Theoretikern Zweifel an der Richtigkeit der Theorie und erlauben es ihnen, offen zu sagen, dass es keinen Sozialismus gab. Nehmen wir an, dass diese Umstände für eine solche Schlussfolgerung ausreichend sind. Es stellt sich die Frage: Wenn es keinen Sozialismus gab, was war das sowjetische Regime dann? Welche der bestehenden Theorien entspricht am besten den Tatsachen und den Thesen des Marxismus?
Degenerierter Arbeiterstaat
Eine der ersten sich gegen die Sowjetunion richtenden Theorien wurde von Leo Trotzki aufgestellt. Er war der Ansicht, dass »die UdSSR eine zwischen Kapitalismus und Sozialismus stehende, widerspruchsvolle Gesellschaft […]« sei.13 Außerdem sei es der Bürokratie aufgrund einiger Umstände gelungen die Macht an sich zu reißen und ein bonapartistisches Regime zu errichten.
In der Regel entwickelt sich der Bonapartismus als mit demokratischen Elementen kokettierende Militär‐ und Polizeidespotie. Das Wesen dieses Regimes ist jedoch »das Lavieren der sich auf das Militär (auf die übelsten Elemente des Heeres) stützenden Staatsmacht zwischen den zwei feindlichen Klassen und Kräften, die sich gegenseitig mehr oder weniger die Wage halten«.14 Der Bonapartismus tritt in bestimmten Perioden des gesellschaftlichen Lebens auf. Das sind die Perioden des Gleichgewichts zwischen den Klassen, wenn eine Klasse nicht mehr herrschen kann und eine andere noch nicht die Macht ergreifen kann; wenn eine Klasse noch nicht in der Lage ist die Revolution auf einmal zu beenden und eine andere nicht mehr die Macht ergreifen kann.
Und hier entsteht das Problem. Eine Reihe grundlegender und zentraler Fragen sind bis heute (!) in Rätsel gehüllt. Alle Theoretiker des Trotzkismus, einschließlich Trotzki selbst, haben jegliche Erklärungen und Klarstellungen wie die Pest vermieden. Es ist immer noch eine Frage, wann, zwischen welchen Klassen und worin genau es ein Gleichgewicht in Sowjetrussland oder der Sowjetunion gab; es ist unbekannt, wie genau der Übergang zum Bonapartismus erfolgte; es ist unklar, was genau das Manövrieren zum Ausdruck brachte und zwischen wem es durchgeführt wurde.
Bemerkenswerterweise räumte Trotzki ein, dass die antagonistischen Klassen in der sowjetischen Gesellschaft nach der NEP (Neue Ökonomische Politik) beseitigt worden waren. In diesem Fall ist nicht ganz klar, von welcher Art von Manövern zwischen den kämpfenden Klassen er sprechen könnte, wenn es keine solchen Klassen mehr gegeben hätte.
Darüber hinaus ist die sozioökonomische Charakteristik der Sowjetunion als »Übergangsgesellschaft« ebenso problematisch. Dieser Gesellschaftstyp entspricht der Periode der sozialen Revolution.15 Hier koexistieren Lohnarbeit und Kapital mit kollektivem Eigentum und Verteilung nach Arbeitseinsatz, der Markt wird mit Embryonen der staatlichen Planwirtschaft kombiniert. Gleichzeitig sind die Vergesellschaftung der Produktionsmittel und der Aufbau des Sozialismus in vollem Gange. Mit anderen Worten, die Übergangsgesellschaft umfasst die Perioden des Militärkommunismus, der NEP und der Perestroika, als der Sozialismus zusammenbrach und der Kapitalismus sich regenerierte.
Wir wissen bereits, dass 1934 alle Produktionsmittel in gewisser Weise in den Händen des Staates zentralisiert worden waren. Selbst Trotzki gab zu, dass nur noch wenige unwesentliche Merkmale des Kapitalismus vorhanden waren: die Arbeitsteilung, die bürgerlichen Verteilungsmuster, das Ungleichgewicht in den Industrien, die geringe Arbeitsproduktivität und so weiter. Ted Grant, einer der wichtigsten Theoretiker des Trotzkismus, fügte hinzu, dass in der Sowjetunion die Elemente des Kapitalismus auch solche Dinge waren wie »[…] Lohnarbeit, Warenproduktion, dass die Bürokratie einen enormen Teil des Mehrwerts verbraucht […].«16
Gleichzeitig erkannte Grant das Fehlen von Privateigentum, also von Lohnarbeit und Kapital, an. Das bedeutet, dass es in der Sowjetunion weder Lohn als objektives Phänomen noch Mehrwert gab.
Mit anderen Worten: Trotzkis Theorie kann kaum den Anspruch auf eine zuverlässige Beschreibung der Wirklichkeit erheben. Sie entspricht nicht den Tatsachen und der Logik, sie hat viele unbestimmbare Leerstellen, aber auch Glanzstücke und schiere Verrücktheiten. Die Sowjetunion war definitiv keine Übergangsgesellschaft und der Sowjetstaat war nicht bonapartistisch.
Staatskapitalismus
Viele Forscher und prominente Persönlichkeiten der kommunistischen Bewegung lehnen sowohl Trotzkis Theorie des degenerierten Arbeiterstaates als auch die der Übergangsperiode in der Sowjetunion überhaupt ab. Sie glauben, dass es in der Sowjetunion einen Staatskapitalismus gab.17
Das Kapital hatte den höchsten Konzentrationsgrad in den Händen eines einzigen Eigentümers erreicht. Die Bourgeoisie wurde als Klasse der Bürokratie monolithisch. Der Staatskapitalismus ist im Wesentlichen Imperialismus, was die Sowjetunion zu einer imperialistischen Macht macht.
Die Anhänger dieser Theorie werden in der Regel in zwei Kategorien unterteilt. Einige von ihnen glauben, dass der Staatskapitalismus in den 20 – 30er Jahren durch »Stalins Bürokratie« entstanden ist. Andere gehen davon aus, dass das Regime unter der Führung von Chruschtschow entstand, der Sozialismus aber schon vorher existierte. Der wichtigste Vertreter der ersten Linie ist der ehemalige Anhänger Trotzkis, Tony Cliff. Die wichtigsten Vertreter der anderen Linie sind der deutsche Maoist Willi Dickhut und der Führer des sozialistischen Albaniens Enver Hoxha.
Es ist interessant, dass es nur ein Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen politischen Figuren gibt, nämlich den zeitlichen Rahmen. Im übrigen sprechen der Trotzkist, der Maoist und der orthodoxe Marxist fast identisch und leiden an den gleichen Symptomen.
Es ist zum Beispiel absolut nicht deutlich, was eine monolithische Bourgeoisie ist. Die Theoretiker des Staatskapitalismus ziehen es vor, sich vor dieser Frage zu drücken. Dabei handelt es sich um ein ziemlich einzigartiges Phänomen. Schon der Begriff »Klasse« impliziert die Existenz von Individuen, die durch einige objektive Merkmale vereint sind. Außerdem gibt es in unserer Welt eigentlich keine unteilbaren Dinge. Alle Phänomene und Prozesse bestehen aus einer bestimmten Anzahl anderer Details, anderer Phänomene und Prozesse. Wie ist also die »monolithische Bourgeoisie« möglich?
Außerdem ist nicht klar, wie und auf welcher Grundlage die Gewinne innerhalb dieser »monolithischen Bourgeoisie« verteilt werden. Die Erklärung dieses Mechanismus würde es ermöglichen, den Grad der Korrektheit der Theorie und die Art und Weise, wie die sowjetische Gesellschaft organisiert war, zu verstehen. Keiner der Theoretiker hat dies jedoch tatsächlich getan. Außerdem stellen nur wenige Menschen solche Fragen, geschweige denn die Forderung nach einer detaillierten Beschreibung des Mechanismus selbst.
Allerdings wird auch anderen Fragen viel Aufmerksamkeit gewidmet. Zum Beispiel wird die Existenz von Mehrarbeit und Mehrwert, Lohnarbeit und Kapital wie folgt bewiesen:
Selbst wenn er [der Spezialist] das Sechsfache des ungelernten Arbeiters verdiente, während er nur das Fünffache produzierte, bestünde noch immer kein Ausbeutungsverhältnis […]. Aber wenn der Spezialist 100 oder 200 Schilling verdiente […] würde ein großer Teil seines Einkommens notwendigerweise aus der Arbeit anderer stammen.18
[…] die Höhe dieses Einkommens reicht an sich schon aus, um den qualitativen Unterschied zwischen dem Einkommen der Bürokratie und den Löhnen der Arbeiter aufzuzeigen […].19
Der Bürokrat verdient 100 Dollar und der Arbeiter 30 Dollar. Wie können sie aus dieser Tatsache ableiten, dass der Arbeiter sein Einkommen aus dem Verkauf seiner Arbeitskraft bezieht und der Bürokrat aus dem Besitz der Produktionsmittel und der Abschöpfung des Mehrwerts? In diesem Fall sind weitere Klarstellungen, Argumente und Beweise auf der Grundlage solider Forschung erforderlich. Cliff, Dickhut und andere verzichten darauf ganz gerne. Sie brauchen nur einen oberflächlichen Unterschied, nicht um einfache Annahmen zu machen, sondern um donnernde Schlussfolgerungen zu ziehen.
Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion wird auf die gleiche seltsame und oberflächliche Weise beschrieben. So behauptete Dickhut, Chruschtschow habe die Diktatur des Proletariats abgeschafft, er sagte genau »abgeschafft«, und die politische Hegemonie der Bürokratie eingeführt. Im gleichen Moment verwandelte sich das Staatseigentum von öffentlichem Eigentum in Privateigentum der Bürokratie, was letztere zur »monolithischen Bourgeoisie« machte. Und schließlich wurde der Kapitalismus durch die Einführung des Begriffs »Profit« als grundlegende und treibende Kategorie in der Wirtschaft des Landes wiederhergestellt.20
Natürlich wird diese Beschreibung nicht durch Beweise, sondern lediglich durch hohle Worte gestützt. Außerdem ist die Beschreibung an sich ziemlich zweifelhaft und seltsam. Zum Beispiel war der sowjetische »Profit« keine transformierte Form des Mehrwerts. Dickhut wusste das ganz genau, denn er hatte die eigentümliche Verwendung der alten Kategorien in der neuen Wirtschaft charakterisiert. Dennoch weigerte er sich zu verstehen, dass der »Profit« als führender Indikator der sozialistischen Wirtschaft lediglich eine Voraussetzung für die kommende Konterrevolution war und nicht die Bestätigung einer vollendeten Restauration.
Darüber hinaus ist es unmöglich, die Diktatur des Proletariats »abzuschaffen«. Sie ist ein objektives Phänomen. Sie kann transformiert, zerstört, ersetzt werden und so weiter, aber nicht abgeschafft. Der Autor der Theorie gab auch keine Erklärungen darüber ab, welche Art von Umwandlung mit dem Überbau der Sowjetunion stattgefunden hatte, dass sie sich in eine Diktatur der Bourgeoisie verwandelt hatte, welcher Art die Manifestation dieser Veränderung und der bürgerlichen Diktatur gewesen war oder welche Struktur die Diktatur gehabt hatte.
Während Cliff und Dickhut zumindest einige Beweise (durch Manipulation und Fehlinterpretation der Fakten) und Argumente vorzutäuschen versuchten, entledigte sich Enver Hoxha solch einer Last. Der Führer des sozialistischen Albaniens lieferte nicht das geringste Argument zur Stützung seiner Behauptungen. Der Schurke Chruschtschow habe den Kapitalismus in seiner höchsten Phase restauriert, die Bürokratie und das Parteiestablishment hätten sich in eine »monolithische Bourgeoisie« verwandelt und so weiter. Warum Hoxha dies behauptete, wie die Restauration erfolgte, wie der Staatskapitalismus funktionierte – all das ist ein Rätsel. Wir müssen »der Fackel des orthodoxen Marxismus« glauben, was sie sagt.
Außerdem entpuppt sich die Sowjetunion als faschistischer Staat, der faschistische Aggressionen begangen und andere Länder besetzt habe. Hoxha betrachtete den Krieg in Afghanistan als eine der letzten und größten faschistischen Aggressionen. Seiner nicht gerade bescheidenen Meinung21 nach waren die Mudschaheddin wahre Patrioten: »[…] sie zeigen beispielhaften Mut und beweisen ihre Entschlossenheit, das Banner der Freiheit und der nationalen Souveränität hochzuhalten und bis zum Ende zu kämpfen, um die Besatzer zu vertreiben«.22 Und auch hier findet sich nicht das geringste Argument.
Eine andere Sache ist, dass alle Mudschahedin Islamisten waren: Hezb‐e‐Islami (die Islamische Partei Afghanistans), Jamayat‐E‐Islami (die Islamische Gesellschaft Afghanistans), der ägyptische Islamische Dschihad, die iranische Hisbollah und so weiter. All diese Organisationen kämpften für das islamische Kalifat in Afghanistan. Noch interessanter ist die Tatsache, dass die meisten Mudschaheddin Bürger Pakistans und Palästinas, des Irak und des Iran, Saudi‐Arabiens, Jordaniens und Kuwaits, des Jemen und der Türkei, des Libanon, Ägyptens und anderer Länder waren.
Geblendet vom Hass auf die Sowjetunion ahnt Hoxha vielleicht nicht einmal, dass er regelrechten Reaktionären, Faschisten, Beifall spendet.
Um es mit einfachen Worten zu sagen: Die Konsistenz und Richtigkeit der Theorie des »Staatskapitalismus« bricht aus allen Nähten. Sie ist nicht nur unfähig die sowjetische Realität zu beschreiben, weil sie mit vielen Tatsachen nicht übereinstimmt und unangenehme leugnet, sondern sie ist auch nicht in der Lage, ihre eigenen Thesen zu verdeutlichen und auch nur irgendwie sinnvolle Beweise für ihre eigenen Aussagen zu liefern.
Kapitalismus
Der italienische »Kommunist« Amadeo Bordiga und seine Anhänger hielten die Sowjetunion ebenfalls für ein kapitalistisches Land. Diese Leute waren jedoch der Meinung, dass es in der Sowjetunion einen gewöhnlichen Kapitalismus gegeben habe. Nach dieser Theorie ist der Unterschied zwischen der Sowjetunion und der Russischen Föderation nicht von Belang: Es handelt sich lediglich um ein Ein‐ oder ein Mehrparteiensystem, das Vorhandensein oder Fehlen des Eisernen Vorhangs und so weiter. Im übrigen habe die Sowjetunion die gleichen Probleme wie das moderne Russland: Arbeits‐ und Obdachlosigkeit, Lohnarbeit und Kapital, versklavende Hypotheken, Aktienmärkte, Aktiengesellschaften, Makler und dergleichen mehr.
Diese Theorie stützt sich auf eher oberflächliche, amüsante und bisweilen hervorstechende Erklärungen:
Für Marxisten ist es Kapitalismus, wenn die Arbeiter in Geld entlohnt werden.23
Die Tatsache, dass die russische Wirtschaft alle Markt‐ und Kapitalkategorien kennt […]. […] die stalinistische Konterrevolution [hat] die unsinnige Theorie erfunden, dass der Sozialismus mit den Marktkategorien vereinbar sei, dass er durch dieselben Kategorien wie der Kapitalismus gekennzeichnet sei, aber … mit einem anderen Inhalt!24
Eine Geldbelohnung hat an sich keine Bedeutung. Für einen Marxisten ist sie nur eine trockene und isolierte Tatsache. Um etwas abzuleiten, sollte ein Marxist herausfinden, wofür die Arbeiter Geldbelohnungen erhalten und was sich hinter diesen Belohnungen verbirgt und woher sie stammen. Kapitalismus ist dann und dort, wo und wenn die Arbeiter für den Verkauf ihrer Arbeitskraft Geldlohn erhalten und dieser Lohn im wesentlichen ein Teil des variablen Kapitals ist.
Kann die sowjetische »Geldbelohnung« auf diese Weise charakterisiert werden? Bordiga wie auch seine wichtigsten Anhänger in der Internationalen Kommunistischen Partei vermeiden jede Analyse dieser Frage. Sie begnügen sich mit der Existenz von »Geldbelohnungen« und der Verwendung der alten Begriffe, die sie nicht untersucht haben. Dies ist die Vorgehensweise von Amateurwissenschaftlern, die nicht nach der Wahrheit, sondern nach der Widerlegung des Sozialismus in der Sowjetunion streben.
Der Nachteil der Theorie liegt nicht nur in der Erkenntnismethode, sondern auch in der vollständigen Ablehnung der Realität. So waren die Börsen – der Finanzmarkt – bereits 1930 und die Arbeitsmärkte 1934 geschlossen worden. In der sowjetischen Gesellschaft gab es keine Wirtschaftseinheiten wie PAO (öffentlich gehandelte Aktien, ähnlich einer Corporation in den USA), АО (privat gehaltene Aktien, ähnlich einer geschlossenen Corporation in den USA), OOO (Gesellschaft mit beschränkter Haftung). Keine ihrer Einrichtungen konnte gekauft oder verkauft, vermietet, verschenkt oder vererbt werden. In der Sowjetunion lebte niemand von Kapitalzinsen, Dividendenzahlungen auf Aktien und Anleihen, Mieten und Zinsen auf Urheberrechte.
Die Theorie des »Staatskapitalismus« mit all ihren Schattenseiten, Fehlern und Perlen beruht auf bestimmten Tatsachen – Staatseigentum, bürokratische Kontrolle und Einkommensunterschiede. Die Theorie des gewöhnlichen Kapitalismus verdrängt alle Fakten und erzählt Fabeln. Die sowjetische Gesellschaft war definitiv keine kapitalistische Gesellschaft.
Bürokratischer Kollektivismus
Die Bordigisten sind die einzigen Theoretiker, die das Staatseigentum in der Sowjetunion ablehnen. Alle anderen Theoretiker, ob sie nun von Staatskapitalismus, einer Übergangsperiode oder etwas anderem sprechen, erkennen Staatseigentum und Planwirtschaft an. Das Eingeständnis einiger Tatsachen, nicht aller, ist die halbe Miete. Die richtige und angemessene Interpretation dieser Tatsachen ist nicht weniger wichtig. Und hier treten Herausforderungen auf.
Wir haben bereits gesehen, wie Cliff und Dickhut die Fakten interpretieren. Einige Theoretiker gingen sogar noch weiter und stellten unglaubliche Theorien auf. So betrachteten beispielsweise Bruno Rizzi, Yvan Craipeau und Max Schachtman die Sowjetunion als eine völlig neue Formation, nämlich als bürokratischen Kollektivismus.25 In dieser Formation ist die Bürokratie die herrschende Ausbeuterklasse, sie hat sich nicht in die Bourgeoisie verwandelt, sondern ist zur ausbeuterischen Bürokratie als solche geworden. Rizzi schrieb:
In der Sowjetgesellschaft eignen sich die Ausbeuter den Mehrwert nicht direkt an, wie es der Kapitalist tut, wenn er die Dividenden seines Unternehmens kassiert, sondern sie tun es indirekt, über den Staat, der sich den gesamten nationalen Mehrwert aneignet und ihn dann unter den Beamten selbst aufteilt.26
Hier lässt sich eine interessante Sache finden. Es geht um eine neue Formation, also um eine neue Produktionsweise und eine neue Form der Ausbeutung. Aber auch diese Formation hat Großindustrie und allgemeine Warenproduktion, Lohnarbeit und Entfremdung des Mehrwerts. All dies sind Merkmale der kapitalistischen Produktion. Interessanterweise liefern die Autoren keine Erklärungen für diese Tatsachen.
Diese Idee ähnelt sehr derjenigen des »Staatskapitalismus«. Sie weist die gleichen Probleme auf. Zum Beispiel ist das Problem der monolithischen Klasse und der Verteilung des Überschussprodukts innerhalb dieser Klasse noch offen. Es werden diesbezüglich jede Menge unnützer Gedankengänge angestellt, die sich auf keinerlei Tatsachen oder Beweise stützen.
Jede ausbeuterische Produktionsweise ist mit der Existenz einer gekoppelten Klasse verbunden: »der Sklavenhalter – der Sklave«, »der Feudale – der Bauer«, »der Bourgeois – der Arbeiter«. Jede Klasse ist mit einer anderen Klasse gekoppelt. Dementsprechend kann nur die Bourgeoisie Arbeiter ausbeuten. Darüber hinaus hat Marx herausgefunden und bewiesen, dass der Kapitalismus die letzte Ausbeutungsformation in der Geschichte der Menschheit ist und das Paar »Bourgeois – Arbeiter« ist das letzte Antagonistenpaar der Geschichte.
Alles, was im Kapitalismus heranreift, einschließlich einiger Merkmale des Kapitalismus selbst, dient allein der klassenlosen Gesellschaft.
Politarismus
Der »bürokratische Kollektivismus« ist nicht die einzige Theorie, in der die Sowjetunion eine neue Formation aufbaute, in welcher die Bürokratie die herrschende Klasse war. Der sowjetische Historiker und Ethnograf Jurij Semenow hat ebenfalls eine solche Theorie entwickelt und sprach von »Politarismus«.
Semenow zufolge gab es in der Sowjetunion ein industrielles Politarsystem.27 Großindustrie und Warenproduktion bildeten die Grundlage, aber alles gehörte der Bürokratie, der politaristischen Klasse. Diese Klasse beutete alle aus, die auf die eine oder andere Weise an der materiellen Produktion beteiligt waren: Arbeiter, Bauern und sogar Arbeitslagerhäftlinge. Einerseits sackte die Bürokratie den Mehrwert ein, was ihr viel Geld einbrachte und andererseits erhielt sie direkte Vorteile in Form von Privilegien und so weiter.
Die Gründe für Semenows Schlussfolgerungen sowie seine Studien über die sowjetische Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sind von großem Interesse. Sie lauten wie folgt:
Nur wenn die politische Macht tatsächlich dem Volk gehört, kann das Staatseigentum ein öffentliches sein […]. Es ist nun allgemein anerkannt, dass wir weder eine wirkliche noch eine formale Demokratie hatten […]. Sogar in den Reden der höchsten KPdSU‐Führer […] wurde das politische Regime als totalitär charakterisiert […]. Die gängige Aussage in den letzten KPdSU‐Dokumenten lautete, dass in unserem Land die Werktätigen von der Macht und dem Eigentum entfremdet worden waren. Und das bedeutet nur eines: Unser Staatseigentum war nicht öffentlich und nicht das des ganzen Volkes.28
Es wird von allen anerkannt, aber es werden keine Hinweise und Tatsachen geliefert; selbst die höchsten Ränge der Partei sagen so etwas. Da sie sich nicht irren oder lügen können, war das Eigentum in der Sowjetunion definitiv nicht öffentlich, es war Eigentum der Bürokratie. Über eine solche Argumentation kann man nur lachen. Aber Semenow stützt sich auf diese leere, spekulative Argumentation und redet weiter um den heißen Brei herum:
Die Kolchosbauern waren bekanntlich an das Land gebunden, was sie dazu zwang, für den Staat zu arbeiten, und zwar in der Tat umsonst. Sie wurden unverhohlen ausgebeutet […]. Die Ausbeutung eines riesigen Heeres von Arbeitern, die während der stalinistischen Periode in den Gulag‐Kasernen inhaftiert waren, war grob und eindeutig […]. Sie erhielten ihr Einkommen nicht als Arbeiter, sondern als Eigentümer, d.h. sie erhielten Überschussprodukte […]. Alle Mitglieder dieser Gruppe genossen das, was man Privilegien nennt. Sie hatten Zugang zu exklusiven Vertriebszentren, exklusiven Geschäften, exklusiven Imbissbuden, exklusiven Sanatorien, exklusiven Krankenhäusern und so weiter. Sie standen jenseits der gewöhnlichen Warteschlangen und oft genug bekamen sie die Wohnungen der höchsten Qualität vor der Schlange.29
Es wäre interessant, Semenow zu fragen, wie genau die Menschen in den Arbeitslagern ausgebeutet wurden. Ebenso wäre es interessant, etwas über die unbezahlte Arbeit der Kolchosbauern zu erfahren, da wir wissen, dass sie einen Teil ihres Produkts zu einem festgelegten Preis an den Staat verkauften und so weiter. Außerdem hätten wir gerne eine Erklärung dafür, wie die speziellen Verteilungszentren, falls es sie wirklich gab, (1) das Vorhandensein von überschüssiger Arbeit/Produkt und (2) die unentgeltliche Aneignung des Produkts durch die Bürokratie anzeigen. Aber Semenow hat keine Argumente oder Beweise, Tatsachen oder Referenzen geliefert und wird dies auch in Zukunft nicht tun. Es sind lediglich leere und bloße Worte, die von einer anderen »Fackel der Wahrheit« verkündet werden, der wir vertrauen sollten.
Darüber hinaus hat die Theorie über die Ausbeuter der Bürokraten die gleichen Probleme wie jene über den Staatskapitalismus, den bürokratischen Kollektivismus und andere Theorien über die Staatsbediensteten als Ausbeuter. Ausbeutung ist die unentgeltliche Aneignung von stellvertretender Arbeit. Der Eigentümer als Klasse trägt kein bisschen seiner eigenen Arbeit zur unmittelbaren Schaffung eines bestimmten Produkts oder Werts bei. Er besitzt lediglich die Produktionsmittel und erlaubt den Arbeitern, sie zu benutzen. Wenn der Arbeiter ein Produkt schafft, nimmt der Eigentümer einen Teil des Produkts oder Werts durch das Eigentumsrecht weg.
Semenow, wie auch andere, behauptet, dass das Überschussprodukt unter den Bürokraten aufgeteilt wird, je nach ihrem Platz in der Parteihierarchie und der eingenommenen Position. Ein Mensch ist ein Ausbeuter, solange er im öffentlichen Dienst steht. Einfach ausgedrückt: Ein »Politarist« verdient ein Einkommen durch seine Arbeit und im Austausch für seine Arbeit. Es stellt sich die Frage: Wo liegt die Ausbeutung? Dann gibt es noch eine weitere Frage. Nehmen wir an, die Bürokratie missbraucht ihre Autorität und erhält zum Beispiel Wohnungen vor der Schlange, besitzt luxuriöse Dienstwagen, Landhäuser, hat Zugang zu Elitekrankenhäusern und Sanatorien und anderes mehr. Kann man das als Ausbeutung der Arbeitskraft betrachten? Ist es richtig, diese Privilegien als etwas anderes zu betrachten als einfachen (wenn auch äußerst unzulässigen und ungerechten) Missbrauch von Autorität?
Keiner der Theoretiker hat diese Fragen beantwortet. Aber es sind diese Fragen in Verbindung mit dem Fehlen jeglicher Beweise, Spitzfindigkeiten und dergleichen, die den Tod der politaristischen Theorie bedeuten.
Superetatismus
Einige Theoretiker waren sich darüber im klaren, dass die ganze Idee der »monolithischen Bourgeoisie«, der Kollektivisten und Politaristen ziemlich prekär war. Aber diese Autoren erfanden stattdessen nicht weniger prätentiöse und seltsame Theorien. Eine dieser Theorien wurde von Alexander Tarasow ausgearbeitet. Das sowjetische Regime hat den furchterregenden Namen »Superetatismus« erhalten.
Tarasow stützte seine Theorie auch auf das Staatseigentum und die Großindustrie in der Sowjetunion. Aber hier befanden sich die Produktionsmittel nicht in den Händen von Einzelpersonen oder monolithischen Klassen, sondern in den Händen des Staates. Das ist es: Nicht die Bürokratie, sondern der Staat selbst, als ob er eine lebende Substanz wäre, besaß die Produktionsmittel. Dabei gab es im sowjetischen »Superetatismus« keine Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Es gab die Ausbeutung des Menschen durch den Staat. Der Superetatismus basierte auf einer bestimmten »industriellen Produktionsweise«. Ein solches Regime entstand, weil »[…] die Merkmale einer neuen Produktionsweise nicht einmal in naher Zukunft sichtbar waren, ganz zu schweigen davon, dass diese neue Produktionsweise ihre Hauptbestandteile im Rahmen der alten bilden musste… das revolutionäre Subjekt wurde fälschlicherweise als Proletariat definiert«.30
Tarasows Theorie ist der von Bordiga sehr ähnlich, denn beide lehnen die marxistische Theorie wie auch die Realität völlig ab. So wird in den marxistischen Klassikern immer wieder die Tatsache betont, dass die kommunistische Produktionsweise nach der Machtergreifung von Grund auf neu geschaffen werden muss.31Nur die Voraussetzungen der neuen Formation können im kapitalistischen Schoß entstehen: die assoziierte Arbeit, die Maschinerie, die hohe Konzentration des Kapitals, die Liquidierung der ganzen Klassen und so weiter. Alle Voraussetzungen, die sich innerhalb des kapitalistischen Systems bilden (und die im vorrevolutionären Russland bestanden), führen nur zu einer klassenlosen Gesellschaft.
Wenn man es logisch betrachtet, bedeutet Kommunismus kollektives Eigentum an den Produktionsmitteln, Zentralisierung im Rahmen der Nation und Abwesenheit von Ausbeutung. Es ist nicht klar, warum Tarasow beschloss, dass der Kommunismus aus dem Schoß der alten Gesellschaft hervorgehen könnte und müsste. Es ist auch nicht ersichtlich, unter welchen Voraussetzungen und woraus sich der »Superetatismus« entwickelt hat.
Darüber hinaus ist nicht klar, was das Phänomen der »Ausbeutung des Menschen durch den Staat« bedeutet. Die Ausbeutung der Arbeit ist das Verhältnis zwischen zwei Menschen (oder Klassen), in dem der eine auf Kosten des anderen lebt, der eine entfremdet die Ergebnisse der Arbeit des anderen. Marx und Engels fanden auch heraus, dass der Staat lediglich ein Werkzeug ist, eine Art Hammer in den Händen der herrschenden Klasse. Wie der Hammer selbst die Menschen ausbeuten kann, ist unverständlich, denn Tarasow hat keine Erklärungen hinterlassen.
Abgesehen davon hat Tarasows »Superetatismus« denselben Nachteil wie die Theorie des »bürokratischen Kollektivismus«: Das System ist ein Mischmasch aus anderen Systemen. Es ist kein Kapitalismus und es gibt kein Privateigentum, aber es gibt Ausbeutung und Mehrwert. Es ist kein Feudalismus und es gibt kein Privateigentum, aber der Arbeiter ist persönlich von seinem Ausbeuter abhängig.
Mit anderen Worten, die Theorie von Tarasow ist die Apotheose all der theoretischen Armut, die oben diskutiert wurde. Die Theorie verwirft zynisch Tatsachen, Realität und Marxismus in der Hoffnung, dass diese Ansicht als Alternative zu derjenigen des Sozialismus in der Sowjetunion akzeptiert werden wird. Dabei liegt es auf der Hand, dass eine solche Theorie keinen Anspruch auf eine zuverlässige Beschreibung der Realität erheben kann.
Schlussfolgerung
Die Ablehnung des Sozialismus in der Sowjetunion führt also unweigerlich zur Verleugnung von Tatsachen und Realität, von Logik und gesundem Menschenverstand, von Marxismus und einem wissenschaftlichen Ansatz im Allgemeinen. Die Leute, die den Sozialismus leugnen, dürsten nicht nach Wahrheit und dem Verständnis des Systems der Sowjetunion. Sie wollen beweisen, dass es in der Sowjetunion keinen Sozialismus gegeben hat. Für dieses Ziel kann alles geopfert werden. Die Verteidiger des Sozialismus in der Sowjetunion erzählen keine Geschichten und erschaffen Frankensteins Monster, nur um zu beweisen, dass es Sozialismus war. Im Gegenteil, diese Theorie beruht auf Tatsachen und Logik, auf dem Marxismus und einem wissenschaftlichen Ansatz. Sie hat eine umfangreiche Beweisgrundlage und ist mit der Logik vereinbar.
Wir haben bereits auf die Tatsache hingewiesen, dass diese Theorie eine Reihe von Nachteilen hat. Insbesondere ist es die Verwendung der alten kapitalistischen Kategorien. Es ist erwähnenswert, dass es nicht ganz richtig ist, von der Verwendung der alten Kategorien zu sprechen. Es geht darum, dass eine Kategorie ein abstrakter und subjektiver Ausdruck eines objektiven Phänomens ist. Die Kategorie »Lohn« spiegelt das Phänomen des Preises der Arbeitskraft als Ware wider. Aber in der Sowjetunion erhielt der Arbeiter einen Geldlohn für seine Arbeit. Der Geldlohn ist nur eine materielle Repräsentation von Quantität und Qualität des Reichtums, der dem Umfang der vom Arbeiter geleisteten Arbeit entspricht.
Die hier verwendete Kategorie ist also aufgrund des anderen Phänomens und des anderen Inhalts eine völlig andere. Die Sowjetunion benutzte nicht die alten Kategorien, sondern lediglich die alten Namen, also die Bezeichnungen. Das neue Phänomen wurde immer noch »Löhne« genannt, obwohl es nicht mehr dasselbe war. Das ist auch bei anderen Bezeichnungen der Fall: »Gewinn«, »Rentabilität«, »Überschussprodukt«, »Überschusszeit« und so weiter. All dies sind Bezeichnungen, die dem Inhalt und den neuen Kategorien nicht ganz entsprechen. Das schafft natürlich eine gewisse Verwirrung bei den einfachen Leuten und blinden Forschern. Aber für den Sozialismus selbst gibt es kein Problem.
Was die Übereinstimmung mit den Klassikern betrifft, sind die Dinge etwas zweideutig. Der sowjetische Sozialismus erfüllt nur wenige Aussagen der Klassiker nicht: darunter die Abwesenheit von Staatlichkeit, aller Klassen und der Warenproduktion. Gleichzeitig entspricht der sowjetische Sozialismus vollständig den anderen Aussagen der Klassiker. In der Sowjetunion gab es kein Privateigentum und keine Ausbeutung, sondern kollektives Eigentum und eine Wirtschaftsplanung, eine Verteilung des Reichtums entsprechend dem Arbeitseinsatz und so fort.
Wie man sehen kann, ist die Abwesenheit von Ausbeutung das grundlegende Merkmal des Sozialismus. Staatlichkeit, besondere Warenproduktion und solidarische Klassen sind sekundäre Merkmale, die von den konkreten historischen Bedingungen abhängen. Das bedeutet, dass Marxisten die Theorie korrigieren und unser Verständnis des Sozialismus aktualisieren müssen. Das hat Stalin getan, als er von der Notwendigkeit der besonderen Warenproduktion, der möglichen Existenz solidarischer Klassen in der ersten Phase des Kommunismus und dem Vorhandensein von Staatlichkeit sprach.
Folglich hat die betreffende Theorie keine Nachteile mehr. In der Sowjetunion gab es wirklich Sozialismus. Aber es ergibt sich sofort ein anderes Problem, nämlich der Zusammenbruch der Union. Die Konterrevolution verleitet viele Gelehrte zu höchst unglaubwürdigen Schlussfolgerungen: von der üblichen wie »der Sozialismus ist ungültig« bis hin zu »es gab keinen Sozialismus, weil er nicht zusammenbrechen kann«. Solche Schlussfolgerungen beruhen auf der Vorstellung, dass die historische Entwicklung der Sowjetunion geradlinig verlief. Es gab einen Sozialismus, dann entwickelte er sich und schritt zum vollständigen Kommunismus, und dann brach er plötzlich zusammen. Aber es war ein bisschen anders.
Unter der Führung Stalins und den entsprechenden Voraussetzungen entwickelte sich der sowjetische Sozialismus zum vollständigen Kommunismus. Dieser Prozess bedeutete die schrittweise Abschaffung der Warengeldbeziehungen, die Überwindung der Arbeitsteilung, die Beseitigung der ideologischen Überbleibsel der Vergangenheit und so weiter. 1952 stellte Stalin fest, dass sich die Warenproduktion nach und nach in ein Hindernis für die gesellschaftliche Entwicklung verwandelt hatte und dass es notwendig war, den Warenaustausch einzuführen, Kolchosen und Genossenschaften bis hin zum Volkseigentum zu entwickeln.
Die harten Bedingungen, die ein hohes Maß an praktischer Arbeit erforderten, führten zu theoretischer Nachlässigkeit bei den Parteimitgliedern und der Staatsführung. Einige andere Faktoren trugen ebenfalls zu diesen Umständen bei. So wurden beispielsweise während des Zweiten Weltkriegs die Partei und die sowjetische Demokratie auf ein Minimum reduziert. Die Partei übernahm die Rolle eines Verwaltungszentrums. Die Entwicklung und das Massenstudium der Theorie wurden eingestellt, und das theoretische Niveau der Massen sank.
Diese und andere Umstände führten dazu, dass das Land von Opportunisten wie Chruschtschow, seinen Anhängern und Nachfolgern geführt wurde. Seitdem hat sich der sowjetische Sozialismus in die entgegengesetzte Richtung entwickelt. Innerhalb des Sowjetsozialismus gab es objektive und subjektive Voraussetzungen für die Restauration des Kapitalismus. Einige dieser Voraussetzungen haben wir bereits erwähnt: die Einführung des »Profits« als treibende Wirtschaftskategorie, die Lockerung der proletarischen Diktatur, die Erhaltung und Ausweitung der Warenproduktion, die zunehmende wirtschaftliche Autarkie der lokalen Einrichtungen und so weiter. Parallel dazu entwickelte sich die Schattenwirtschaft: Schwarzmarkthändler untergruben allmählich die Effizienz der sozialistischen Wirtschaft.
Bis 1980 führte der gesamte Komplex dieser Voraussetzungen zur Etablierung bürgerlicher Verhältnisse. Die Restauration des Kapitalismus begann nicht ohne die Beteiligung des politischen Überbaus. Einerseits kam es zu Veränderungen im Überbau selbst: Glasnost, die Zulassung der Aktivitäten verschiedener Fraktionen und Parteien, die Umwandlung der Sowjets in Parlamente und anderes mehr. Andererseits fand eine tiefgreifende Umgestaltung der Wirtschaft statt: das Entstehen von Kleinunternehmen, die Zulassung von Lohnarbeit und so weiter.
Wie man sieht, verlief die Entwicklung des sowjetischen Sozialismus nicht geradlinig. Zunächst entwickelte sich die Sowjetunion zum vollständigen Kommunismus, dann schlug sie die Richtung zum Kapitalismus ein. Trotz der allmählichen Gegenbewegung war die Sowjetunion von 1953 bis 1985 immer noch sozialistisch.
Heute wissen wir mit Sicherheit, dass es in der Sowjetunion Sozialismus gab. Es war nur ein kurzer Moment, aber es gelang den Werktätigen, die untere Stufe des Kommunismus in der Praxis aufzubauen. Natürlich wurde das Potenzial des Regimes nicht in vollem Umfang ausgeschöpft, weil die höhere Phase nicht erreicht wurde.
Aber auch die untere Stufe des Kommunismus, der Sozialismus, garantierte einen hohen Lebensstandard, trug Siege davon und sorgte für eine stürmische Entwicklung der Gesellschaft. Der Arbeiter konnte sich frei entfalten und war der Architekt seines eigenen Glücks. Das ganze Volk hatte Anteil an der von ihm geschaffenen Kultur und Wohlstand.
Sicherlich können mit diesem Artikel nicht alle Fragen zum Sowjetsozialismus geklärt werden. Wir haben nur einige Aspekte seiner Entwicklung, seines Niedergangs und der Gründe für seine Restauration erörtert, was nicht ausreicht. In den folgenden Artikeln werden wir die Funktionsweise der sowjetischen Wirtschaft und des öffentlichen Lebens im Detail untersuchen, der Entwicklung des sowjetischen Sozialismus mehr Aufmerksamkeit widmen und die Ursachen der Konterrevolution erforschen.
Verweise
1 Karl Marx/Friedrich Engels – Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 19, 4. Auflage 1973, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 13 – 32.
2 Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Band 23, »Das Kapital«, Bd. I, Fünfter Abschnitt, S. 542 – 552.
Dietz Verlag, Berlin/DDR 1968.
3 Lenin, »Staat und Revolution«, in: Werke, Band 25, Seite 393 – 507, Dietz Verlag Berlin, 1972.
4 Профсоюзы СССР. Документы и материалы. Т. 2 [Gewerkschaften der UdSSR. Dokumente und Materialien, Bd 2].
5 http://istmat.info/node/23930
6 Воскресенская M. A., Новоселов Л. И., Производств. совещания — школа управления [Voskresenskaya M. A., Novoselov L. I., Produktionsbesprechungen – Hochschule für Verwaltung].
7 См. Экономическая жизнь СССР. Хроника событий и фактов 1917 — 1959; С.Г. Струмилин. Очерки социалистической экономики СССР; Политическая экономия социализма и др [Siehe Das Wirtschaftsleben der UdSSR. Chronik der Ereignisse und Fakten 1917 – 1959; S.G. Strumilin. Aufsätze über die sozialistische Wirtschaft der UdSSR; Politische Ökonomie des Sozialismus, usw. ].
8 https://politsturm.com/stalinskie-arteli/
9 Краткий политический словарь. М., 1988, с. 411 – 413 [Ein kurzes politisches Wörterbuch. Moskau, 1988, S. 411 – 413].
10 Jossip Wissarionowitsch Stalin, »Anarchismus oder Sozialismus«, in: J. W. Stalin – Werke, Band 1, Dietz Verlag Berlin 1950, S. 257 – 323.
11 Wladimir I. Lenin, »Die Agrarfrage in Russland am Ende des 19. Jahrhunderts«, in: Werke, Band 15, Seite 59 – 139, Dietz Verlag Berlin, 1972.
12 Wladimir I. Lenin, »Rede über den Volksbetrug mit den Losungen Freiheit und Gleicheit« – 1. Gesamtrussissischer Kongreß für außerschulische Bildung, in: Werke, Band 29, Seite 347.
13 Leo Trotzki, Verratene Revolution. Was ist die Sowjetunion und wohin treibt sie?, Lee, Antwerpen‐Zürich‐Prag 1936.
14 Wladimir I. Lenin, »Der Beginn des Bonapartismus«, in: Sämtliche Werke, Wien‐Berlin 1931, S. 74 – 78, https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/lenin/lenin-1917/wladimir-i-lenin-der-beginn-des-bonapartismus
15 Siehe Lenins Werke von 1918 bis 1923; N.I. Bucharin, Die Ökonomik der Transformationsperiode (1920), Dietz‐Verlag, Berlin 1990.
16 Ted Grant, »Against the Theory of State Capitalism – Reply to comrade Cliff«, in: The Unbroken Thread, 1949.
17 Siehe Tony Cliff, »State Capitalism in Russia«, in: Stalinist Russia. A Marxist Analysis, 1955 (republished with revised chapter order as State Capitalism in Russia in 1974) ; Willi Dickhut, Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, Verlag Neuer Weg, 1988 (zuerst 1971/72 in der Ausgabe des Revolutionären Weges); Enver Hoxha, Die Chruschtschowianer. Erinnerungen, Verlag »8 NËNTORI«, Tirana 1980 und Imperialismus und Revolution, Verlag »8 NËNTORI«, Tirana 1979.
18 Tony Cliff, State Capitalism in Russia, Chapter 1: Socio‐economic relations in Stalinist Russia (Part 4), https://www.marxists.org/archive/cliff/works/1955/statecap/ch01-s4.htm#s14
19 Ebenda Chapter 6: Further consideration of Stalinist society, economics and politics.
20 Willi Dickhut, Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, Verlag Neuer Weg, 1988 (zuerst 1971/72 in der Ausgabe des Revolutionären Weges).
21 E. Hoxha, »Bravo the Afghan patriots!«, in: E. Hoxha. Reflections on the Middle East. Extracts from the Political Diary 1958 – 1983, S. 510 [Übersetzung aus dem Englischen].
22 E. Hoxha, »Aggressors must get out of Afghanistan«, in: Hoxha. Selected works, Vol. 5, S. 755 – 757 [Übersetzung aus dem Englischen].
23 »Le trotskisme.Critique de la théorie de l’État ouvrier dégénéré«, in: Programme Communiste, n. 57, Octobre‐Décembre 1972, S. 50.
24 »Der Mythos von der ’sozialistischen Planung‹ in Russland«, in: Kommunistisches Programm«, Nr.11, Juli 1976
25 B. Rizzi, L’URSS : collectivisme bureaucratique. La bureaucratisation du monde (1939), Champ libre, 1976 ; M. Shachman, The Bureaucratic Revolution: The Rise of Stalinist State, Donald Press 1962; T. Cliff, »The Theory of Bureaucratic Collectivism: A Critique«, reprinted as an appendix to T. Cliff, State Capitalism in Russia, London 1988, pp. 333 – 353.
26 B. Rizzi, La bureaucratisation du monde, S.46.
27 Ju. I. Semenow, Die Große Oktoberrevolution der Arbeiter und Bauern; Die politische (»asiatische«) Produktionsweise: Die Menschheit und Russlands Wesen und Platz in der Geschichte: Philosophische und historische Essays (Volshebnyi Klyuch, Moskau, 2008, S. 149 – 235) [auf Russisch].
28 Ebenda.
29 Ebenda.
30 Tarasow, A. Superetatismus und Sozialismus: Zu einer Stellungnahme des Problems [Russisch], http://screen.ru/Tarasov/etatism_eng.html
31 Siehe das Kommunistische Manifest, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, Kritik des Gothaer Programms, Anti‐Duhring, Staat und Revolution, etc.
Das englische Original erschien bei Politsturm
Bild: Arbeitstreffen, Leningrad, 1969 (https://t.me/svetskoe)
Auweia! Die SU war vom ersten Tage an eine systematisch auf Gewalt beruhende Konstruktion. Nichts davon ist auch nur annähernd mit Sozialismus oder Kommunismus zu beschreiben.