Heillose Verwirrung – quo vadis Freidenker‐Verband?

Lesezeit9 min

Sebastian Bahlo – Zeitenwende: Krise des Imperialismus. Vortrag am 20.04.2024, im Internet: https://www.youtube.com/watch?v=gnAOld9fH‑k, abgerufen am 03.05.2024

1 Vgl. Lenin Werke 22, Berlin 1970, S. 288f

4 Details zum Great Reset mit zahlreichen Quellen in Jan Müller: Imperialismus und Great Reset, 2023, Kapitel 6, im Internet: https://​magma​-magazin​.su/​b​r​o​s​c​h​u​e​r​e​n​/​j​a​n​-​m​u​e​l​l​e​r​-​i​m​p​e​r​i​a​l​i​s​m​u​s​-​u​n​d​-​g​r​e​a​t​-​r​e​s​et/, abgerufen am 03.05.2024

Bild: Blick in den Konferenzsaal. Im Präsidium v.l.n.r.: Dr. Manfred Sohn, Klaus Hartmann, Sebastian Bahlo, Dr. Wolfgang Beck. Rechts mit Gitarre: Ernesto Schwarz (Foto: Ralf Lux https://​www​.freidenker​.org/)

9 thoughts on “Heillose Verwirrung – quo vadis Freidenker‐Verband?

  1. China ist ein streikfreudiges Land. Leider wird hier unterschlagen daß die CPC stets in den Gewerkschaften vertreten ist und und sie es ist die zu Streiks aufruft, auch in staatlichen Betrieben. Die Parteiführung fordert gar auf das fortzuführen.
    Die Werktätigen der ausbeutenden Länder haben sehr wohl auch profitiert, auch wenn das vergleichsweise nur Almosen sind. Man braucht nur die Löhne mit denen der ausgebeutenden Länder zu vergleichen. Daß sich das in den letzten Jahren ändert, dank Niedriglöhnen, ist kein Widerspruch, sondern zeigt daß Bahlo recht hat..

    Die Zusammenarbeit mit der AFD kann sich nur auf einzelne Punkte beschränken, sollte also die AFD für Volksentscheide stimmen so kann es keinen plausiblen Grund geben das abzulehnen oder neutral abzustimmen.

    Jan Müller nach Fehlern von anderen, interpretiert zuviel in etwas hinein, übersieht aber das eigene Brett vor seinem Kopf.

  2. Beim Rauswurf der französischen Armee aus dem Niger wurde bekannt, daß bis dahin Frankreich 0,80 € pro Kilo Uran an den Staat bezahlt hat, obwohl der Weltmarktpreis zwischen 80 und 100 US‐​Dollar das Pfund geschwankt hat. Seither muß Frankreich den Weltmarktpreis zahlen, nicht mehr den alten Kolonialpreis.
    Keine Ahnung, ob das Jan Müller entgangen ist, muß aber fast so sein, denn sonst könnte er nicht so leicht behaupten, Surplusgewinne aus dem Kolonialismus und Neokolonialismus seien minimal.

    Hinzu kommt, daß die Verhinderung von Industrialisierung ganz besonders die Länder Afrikas zu reinen Rohstofflieferanten degradiert hat, was diese glücklicherweise jetzt abstellen wollen. Dazu wird auch der EU‐​AKP Vertrag (mit den Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifik) wesentlich anders werden müssen, da dieser zollfreien Import nur erlaubt für Rohstoffe (egal ob aus der Landwirtschaft oder dem Boden), nicht aber für Verarbeitetes. Genau das ist auch der Grund, warum die EU die Beziehungen zu den Militärregierungen im Sahel, hinter denen die lokale Bevölkerung steht, stillgelegt hat. Die haben nämlich drei Ziele als wesentlich ausgerufen: Selbstversorgung bei Lebensmittel, Verarbeitung und Industrialisierung, kostenloses, verbessertes Bildungssystem von der Grundschule bis zur Uni. Es sind die richtigen Ziele.

    Noch eine Bemerkung zu den Kapitalexporten Chinas, die Jan Müller mit der KKE zu Imperialisten erklärt. Es handelt sich dabei um ein Losschlagen der angehäuften Dollar‐​Reserven, indem die ausgegeben werden für den Kauf von Sinnvollem. Das geschieht nicht zur Rettung der Couponschneider als Ausgleich zur fallenden Profitrate. Wobei es mir piepschnurzegal ist, was der Papi der 4. Internationale der 70er im 20. Jh. dazu geschrieben hat.

    1. Ein einziges Beispiel, von dem noch nicht einmal sicher ist, ob es so überhaupt stimmt, wird als Beleg dafür angeführt, dass die Theorie des Surplusprofits durch technologische Renten falsch sei. Das ist theoretisch und inhaltlich abwegig. Um sie zu falsifizieren müsste man selbstverständlich die Relationen der beiden Quellen des Surplusprofits angeben. Das ist empirisch natürlich schwierig, weil er verschleiert wird. Aber die Börsen haben High‐​Tech Firmen nicht erst in den letzten Jahrzehnten sehr hoch bewertet, deutlich höher als Rohstoffkonzerne, was zumindest ein vager Hinweis darauf ist, dass diese Theorie nicht ganz falsch sein kann.

      Selbst wenn deine Aussagen zu China stimmt, spricht das nicht gegen den imperialistischen Charakter Chinas. US‐​Amerikanische Schatzbriefe einerseits und Investitionen in Rohstoffgewinnung und Verkehrsverbindungen andererseits sind nur zwei Formen des aus chinesischen Arbeitern gepressten Profits.

      Bedauerlicherweise bestätigt dieses Posting meine Aussage im obigen Artikel, dass Stalinisten theoretisch steril sind, weil sie alle marxistische Literatur nach Lenin und Stalin nicht mehr zur Kenntnis nehmen, zu ihrem eigenen Schaden!

  3. »Diese Surplusprofite werden wesentlich innerhalb der entwickelten Länder realisiert und fallen in den technisch am weitesten fortgeschrittenen Branchen an …«

    Wenn die Surplusprofite nicht aus Makulaturgeld bestehen, sondern Wert‐​basiert sein sollen, stellt sich die Frage nach der Quelle des Werts. Diese muss nicht unbedingt dieselbe Quelle sein, aus der das Geld kommt.

    Geht man davon aus, dass »Surplusprofit« heißt: beim Warenverkauf eine Geldmenge einheimsen, die über dem Wert der verkauften Waren liegt, gibt es grob zwei Möglichkeiten:

    (a) Die Wertquelle der Suplusprofite liegt innerhalb der entwickelten Länder. Das bedeutet, dass andere Kapitale dieser Länder beim Warenverkauf eine Geldmenge einheimsen, die unter dem Wert der verkauften Waren liegt. Das öffnet eine Schere innerhalb der entwickelten Länder zwischen technisch am weitesten fortgeschrittenen Branchen und den anderen Branchen.

    (b) Die Wertquelle der Suplusprofite liegt nicht innerhalb der entwickelten Länder. Das bedeutet, dass der »Surplusprofit durch technologische Renten« eine Form der gehabten imperialistischen Ausbeutung ist mit sich öffnender Schere zwischen fortgeschrittenen und weniger fortgeschrittenen Ländern.

    Ob (a) oder (b) lässt sich empirisch prüfen. Ich würde ganz grob sagen, dass wir bis zum »Anbruch des Neoliberalismus« als Lohnabhängige in der BRD am »Surplusprofit durch technologische Renten« partizipieren konnten, indem unsere Gewerkschaftskämpfe was brachten. Bis dahin galt demnach (b). Der »Anbruch des Neoliberalismus« zeigte an, dass (b) nicht mehr so gut klappte.

    1. Natürlich stammt der Surplusprofit aus technologischen Renten aus den entwickelten Län‐​dern, insbesondere den nichtmonopolistischen Sektoren der Wirtschaft. Die Surplusprofite aus technologischen Renten sind ein Spezialfall des Monopolprofits und demnach nichts besonders Ungewöhnliches.

      Wieso du zur Schlussfolgerung gelangst, die Surplusprofit müssten per se aus nicht entwickelten Länder kommen, ist mir völlig unbegreiflich. Die einzige ersichtliche Begründung ist, dass bis 1989 auch im Westen die Löhne gestiegen sind. Durch diese Argumentation wird der umstrittene Fakt, also die hauptsächliche Herkunft des Surplusprofits aus Entwicklungslän‐​dern bereits als existent vorausgesetzt.
      Im Übrigen wird dieses Thema in den Kapiteln 3 und 4 von Imperialismus und Grest Reset ausführlich erläutert.

      1. Surplusprofite bedeuten, dass andere Kapitale unter Wert verkaufen. Daraus resultieren Lohn‐ und/​oder Profitsenkungen. Wenn lange Zeit die Lohnniveaus in nicht‐​monopolistischen Wirtschaftszweigen mit denen monopolistischer Wirtschaftszeige mithalten konnten und die mittelständische Wirtschaft nicht pleite ging oder auch, wenn es lange Zeit keinen ausgesprochenen Niedriglohnsektor gab, in dem ein Drittel der Arbeitskräfte unter seinem zur Reproduktion nötigen Wert bezahlt wird, deutet das darauf hin, dass der zur Ermöglichung der Surplusprofite nötige Unterwertverkauf hauptsächlich woanders stattfand.

  4. Bei Punkt.Preradovic ist ein Interview mit einem »Freidenker« aus Österreich (Bilik?) zu sehen. Ziemlich billige und maue Ausrede warum man so lange beim Coronawahn mitgemacht hatte. Und was ist daran »frei denken« wenn man sich die marxistische Ideologiebrille, sprich: Scheuklappen, ganz, ganz fest vor die Augen schnallt und nichts mehr anderes sehen will bzw. kann?

  5. Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen? Wie kann ein Format, das sich als »Magazin für die Masse« versteht, sich mit solchem Streit um des Kaisers Bart beschäftigen? Das sind Themen, die heute hundert Jahre vorbei sind. Aber das ist bezeichnend für solche linken Intellektuellen, die die Wirklichkeit nicht verstehen und sich deshalb lieber in Theorienstreitereien in der Interpretation der Vergangenheit vertiefen und sich darüber in die Haare bekommen. Das ist schlichtweg lächerlich. Glaubt Ihr allen Ernstes, dass das die Masse interessiert, für das sich dieses Magazin einzusetzen vorgibt. die Verwirrung ist nicht nur bei den Freidenkern. Sie herrscht auch bei jenen, die sich als Forum der Massen ausgeben glauben zu können. Der Masse gehen solche Diskussionen am A. vorbei. Das ist intellektuelle Selbstbefriedigung und sonst nix, ausgedrückt in einer Seminarsprache, die die Masse abschreckt.

    1. Wenn mein Notebook nicht anspringt, frage ich: Woran liegt es? Von der Antwort hängen die Lösungen ab. Die Antwort könnte aber schon haarig sein.
      Hier geht es meiner Meinung nach um die Frage: Wieso funktioniert der westliche Laden so schlecht? Weil das politische Führungspersonal bescheuert ist? –> andere wählen. Weil im Hintergrund böse Mächte agieren? –> beten und eventuell andere wählen. Weil das Kapital geizig ist? –> Gewerkschaftskampf. Weil der Kapitalismus an seiner eigenen Funktionsweise aufläuft? –> die Funktionsweise gewisser wirtschaftlicher Aktivitäten ändern

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert