
Die Anfänge von #friedlichzusammen und mein Einsatz in der Bewegung
Neben den sieben Gründerinnen von #friedlichzusammen, das Kernteam ist mittlerweile auf drei Personen geschrumpft, waren zwei weitere Personen und ich von Anfang an bei der Organisation und Durchführung aller bisherigen Veranstaltungen und Demonstrationen von #friedlichzusammen beteiligt. Dabei haben wir – davon bin ich bis heute überzeugt – gemeinsam viel positives bewirkt. Ich bin stolz auf alles, was wir vor dem 02.07.2022 erreicht haben und stehe weiterhin freundschaftlich zu #friedlichzusammen und den handelnden Persönlichkeiten rund um die Gruppe.
Hauptmotivation zur Formierung einer eigenen Protestgruppierung war dabei eine politische Heimat und ein Betätigungsfeld für all diejenigen zu schaffen, die die sogenannten Corona‐Maßnahmen ablehnen, sich aber klar von totalitären Ideologien wie Rassismus, Sexismus und Homophobie abgrenzen wollen. Daher achteten wir von Beginn an sehr auf die Auswahl möglicher Kooperationspartner, sowie eine gewaltfreie und inklusive Außen‐ und Innenkommunikation. Aufgrund meiner politischen Erfahrungen in Form von Gewerkschaftsarbeit, einer Parteimitgliedschaft sowie antikapitalistischen und antifaschistischen Demos, war ich persönlich von Anfang an stark darauf fokussiert, mögliche Fehltritte oder problematische Allianzen zu verhindern, die von den Konzern‐ und Regierungsmedien zur Diskreditierung der Gruppierung genutzt werden könnten. Mein Aufgabenfeld war im Wesentlichen Mobilisierung und Technik wie Megaphone, Lautsprecher oder Mikros sowie Durchsagen und Sprechchöre – und natürlich Tanz und gute Laune. Insbesondere im Hinblick auf das damals bestehende Tanzverbot sagte ich den anderen: »Bei einer Revolution die nicht tanzbar ist, bin ich nicht dabei!«. Bei all der damals zu beobachtenden Zerstörung von Leben und Lebensfreude musste unbedingt mehr als nur Trauer und Wut auf die Straße getragen werden. Dementsprechend sorgte ich – mal mit einer, mal mit zwei weiteren Personen – auf unseren Demos sowohl für politisch passende Musik als auch für Tanzstimmung. Videos einer mit uns tanzenden und das Leben bejahenden Crowd, inklusive antifaschistischer Fahnen, gingen viral. Drohungen und fliegende Eier von der Fake‐Antifa gehörten leider auch dazu.
Dennoch kann und möchte ich kein fester Bestandteil des Zusammenschlusses mehr sein. Die inneren Strukturen haben sich mir über die Zeit eindeutig als zu kopflastig und hierarchisch dargestellt, zudem besteht bislang leider kein Wille zur Veränderung.
Zudem war mir persönlich die im Rahmen von #friedlichzusammen geäußerte politische Kritik an den bestehenden Verhältnissen von Anfang an zu symptomatisch, also zu oberflächlich. Die Wurzel der Probleme, das System beziehungsweise die Strukturen, in den wir leben, blieben bisher stets unangetastet. Das COVID‐Regime und die Ukraine‐Krise etc. sind allerdings keine »Fehler« innerhalb eines ansonsten »gut funktionierenden demokratischen Systems«, sondern systemimmanente, also vom System bedingte und von seinen »Schergen/Anhängern/Profiteuren« bewusst herbeigeführte oder zumindest gezielt vorangetriebene und genutze Krisen. Insbesondere im Hinblick auf die sich bereits ankündigende und von Politik und Konzernen ebenfalls bewusst herbeigeführte extreme soziale Misere ab diesem Herbst. Zusätzlich zur menschlichen Kälte des Corona‐Regimes droht eine generelle Armutsexplosion inklusive kalter Wohnräume und Hunger. Es in meinen Augen Zeit für eine Bewegung, in der systemimmanente Ursachen offen thematisiert und hierarchiefreie Organisationsformen gelebt werden.
Meine Entfremdung von #friedlichzusammen
Den ausschlaggebenden Grund für meinen endgültigen innerlichen Bruch mit #friedlichzusammen lieferte unsere letzte gemeinsame Kundgebung am 02.07.2022, auf der das Kernteam aus meiner Sicht die Werte von #friedlichzusammen geopfert hat. Der anschließende interne Umgang mit meiner Kritik bestätigte mich in meiner Entscheidung, neue Wege für mein Engagement zu suchen und diesen Vorgang auch öffentlich zu machen. Denn für mich gilt seit unserer letzten gemeinsamen Kundgebung:
Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass #friedlichzusammen und dessen Organisatoren nun diesen Ansichten zuzuordnen seien. Doch bei der besagten Kundgebung kam es zu einem Schulterschluss mit AUF1, einem definitiv solche Meinungen vertretenden neurechten TV‐Sender. Ohne Vorankündigung oder Absprache mit der Gruppe wurde dieser Sender kurzfristig vom Kernteam zur Teilnahme an der Veranstaltung eingeladen. Der AUF1-Bus stand direkt neben unserer Bühne, verteilte Luftballons und erhielt dadurch eine Art »Gütesiegel« gegenüber den Teilnehmern, das suggerierte, dass AUF1 mit den Werten von #friedlichzusammen d’accord gehen würde.
Während der Kundgebung schwieg ich zunächst zur Teilnahme von AUF1. Aufgrund meines Vertrauens zu #friedlichzusammen zog ich in Betracht, eventuell selbst falsch zu liegen und fürchtete zudem, von meinen Emotionen gelenkt, möglicherweise falsch zu handeln. Nach der Kundgebung recherchierte ich Hintergründe von AUF1, um meinen Verdacht zu überprüfen. Nach recht eindeutigen Ergebnissen informierte ich das Kernteam von #friedlichzusammen darüber und schlug vor, dass wir uns auf unseren Kanälen nachträglich für unseren Fehler entschuldigen und sowohl über AUF1 als auch das generelle Problem von sogenannten »Rattenfängern« in der Bewegung aufklären.
Des Weiteren machte ich Vorschläge, wie wir unsere internen Strukturen demokratisieren könnten, damit es nicht noch einmal zu einem solchen Fauxpas kommt. Leider stieß ich – bis auf ein naserümpfendes Eingeständnis, dass die Kooperation mit AUF1 vielleicht doch ein Fehler gewesen sein könnte – auf Unverständnis bis starke Ablehnung. Es kam sogar zu einem Framing meiner Person: Ich würde Personen ausschließen wollen, mein Vorschlag würde die Bewegung spalten. Darum ging es mir persönlich jedoch nie.
Zum Begriff »Rattenfänger«
Als »Rattenfänger« werden meiner Meinung nach Menschen, Gruppierungen und Institutionen bezeichnet, die von der Politik und Gesellschaft hinterlassene Leerstellen bei Menschen ausnutzen, um sich mit dem Aussprechen von seitens des Mainstreams abgelehnter Wahrheiten, eine Gefolgschaft für anderweitige, für sie eigentlich im Vordergrund stehende Ideologien, aufzubauen.
Wie funktioniert das?
Die herrschende Klasse ist bestrebt ihre Ansprüche und Privilegien zu erhalten und auszubauen. Zu diesem Zweck braucht sie »gute Gründe«, um Umverteilungen von unten nach oben vornehmen zu können. Als Beispiele seien Steuergelder für die Waffenindustrie, für Großkonzerne, Pharmaunternehmen oder Banken genannt. Um diese im Wesentlichen auf einer krankhaften Wohlstandsverteilung und einem damit einhergehenden Versagen demokratischer Strukturen beruhenden Ansprüche langfristig aufrechterhalten zu können, ist eine Ausweitung der Machtbefugnisse vonnöten und damit einen Abbau von Bürgerrechten und demokratischen Einflussmöglichkeiten durch Überwachung, Notstandsgesetze und Zensur.
Ein solcher Betrug bleibt jedoch eher selten komplett unbemerkt. Die dadurch hervorgerufene Verunsicherung befördert sowohl echten Widerstand als auch sogenannte »Rattenfänger«, die sich für diverse andere – dem Anliegen der Protestierenden äußerliche – Zwecke eine Gefolgschaft bilden wollen. Hinzu kommt, dass einer Staats‐ und Konzernmacht sogenannte »Rattenfänger« oftmals lieber sind als tatsächlicher Widerstand. Erstere sind einfacher zu kontrollieren und lassen sich zudem wunderbar zur gezielten Diffamierung jeglichen echten Widerstands nutzen, indem man ihn absichtlich mit den Rattenfängern framed oder auch zielgerichtet unterwandert. Aus diesem Grund erhalten »Rattenfänger« in aller Regel auch viel mehr öffentliche Aufmerksamkeit als echte Protestgruppierungen. So kann der Widerstand in für Staat und Kapital unproblematische Bereiche gelenkt und zugleich im großen Stil diskreditiert werden.
Natürlich gibt es neben rechten Akteuren auch zahlreiche andere Arten von Rattenfängern unterschiedlicher politischer Couleur. Im Bereich politischer Parteien wären beispielsweise die Grünen zu nennen, welche das von System, Staat und Kapital hervorgerufene Vakuum in Sachen Umweltschutz ausnutzen, um Wähler für eigentlich im Vordergrund stehende transatlantische Ziele zu gewinnen. So wurden aus vermeintlichen Pazifisten und Umweltschützern direkt nach der Wahl Umweltzerstörer und Kriegstreiber.
Das Problem von Rattenfängern in der Corona‐Protestbewegung am Beispiel AUF1
AUF1 ist ein neurechter TV‐Sender, der zur Kategorie der »Rattenfänger« hinzugezählt werden kann. Zwar werden dort auch valide Informationen zum Corona‐Regime oder auch zur Ukraine‐Krise veröffentlicht, doch dies dient dem übergeordneten Ziel, sich Vertrauen von durch das Corona‐Regime verunsicherten Menschen zu erschleichen oder den Widerstand gegen das Corona‐Regime im Auftrag von Staat und Kapital als rechtsradikal zu framen.
Wieso bin ich mir da so sicher?
Auch die Themenwahl sowie die Art der Berichterstattung mitsamt der genutzten Sprache haben ein eindeutiges Geschmäckle. Neben informativen Berichten und Interviews mit bekannten Gesichtern aus »dem Widerstand«, wie Bhakdi, Wodarg und Füllmich, wird unter anderem die Gewerkschaft »Das Zentrum« mit dem Worten »erste unabhängige Gewerkschaft« beworben. Eben jene Gewerkschaft fiel jedoch immer wieder durch Rassismus auf. Ihr Vorsitzender, Oliver Hilburger, ist ein altbekannter Neo‐Nazi. Neben seiner Nähe zur NPD, heute verstärkt zur AfD, oder auch dem verbotenen Blood and Honour-Netzwerk, fuhr dieser früher gerne mit seiner Band »Noie Werte« ins Ausland, damit er auf Konzerten ungestört den Hitlergruß zeigen oder Strophen wie »Lasst die Messer flutschen in den Judenleib« grölen konnte. Entsprechende Konzertmitschnitte sind online leicht zu finden. Zufall? Versehen? Bestimmt nicht!
Als weltoffene, tolerante und demokratisch gesinnte Menschen sollten wir solchen Gruppierungen und ihren Vordenkern keine Bühne geben. Stattdessen sollten wir über deren Mobilisierungsstrategien aufklären und das kritische Bewusstsein innerhalb der Bewegung gegen solche totalitären Ideologien der Menschenfeindlichkeit stärken. Genauso wenig sollten wir, wie es einige sich selbst als Antifa verstehende Personen tun, grundsätzlich das Gegenteil von dem sagen, was irgendwelche rechten Gruppierungen oder Fernsehsender sagen. Denn nur weil der Falsche etwas aus den falschen Gründen sagt, wird das Gegenteil noch lange nicht wahr oder richtig. Ein solch eingeschränktes Verständnis von Politik und Antirassismus dient vielmehr der Agenda der Regierenden und der hinter ihnen stehenden Konzerne und Oligarchen. Schließlich finden sie so zusätzliche Pseudoargumente für die Durchsetzung von die Allgemeinheit schröpfenden und die bestehende Macht der herrschenden Oligarchien stärkenden Politiken. Streng nach dem Motto: »Wenn die Rechten und die AfD das ablehnen, muss man es als guter Demokrat ja unterstützen«.
Auch wenn der Widerstand gegen das Corona‐Regime von Pseudo‐Linken als faschistisch denunziert wird, wodurch die gesamte rechts‐links Einordnung ad absurdum geführt und damit weitestgehend hinfällig wurde (»Danke« dafür!) – heißt das nicht, dass es keine faschistischen Rattenfänger gibt, die den Widerstand für sich vereinnahmen wollen. Auch wenn der Widerstand von Pseudo‐Linken wie der SPD, Teilen der Linken, zahlreichen Stiftungen und Vereinen, sowie Fake‐Antifaschisten à la Jörg Reichel und den Grünen denunziert wird, ist nicht alles, was aus deren Richtung kommt, automatisch falsch. Hier gilt das gleiche Prinzip wie für Aussagen, die von der AfD kommen. Wie Sarah Wagenknecbt einmal exzellent pointierte: »Wenn die AfD sagt, morgen früh geht die Sonne auf, dann ist es nicht falsch, nur weil die AfD es gesagt hat, sondern eine schlichte Tatsache.«
Auch wenn der Widerstand von Pseudo‐Linken verunglimpft wird, heißt dies nicht, dass wir keine soziale Bewegung sind, die »traditionell links« eingeordnet werden kann. Wir sind eine soziale Bewegung und sollten uns daher vergangene sowie bestehende soziale Bewegungen von der Frauenbewegung über die Friedensbewegung bis hin zur Black Panther Party und der Münchener Räterepublik genau anschauen und von ihnen lernen, statt wegen Diffamierungsversuchen von Pseudo‐Linken trotzig an ihnen vorbeizuschauen.
Und zu guter Letzt: Der Feind meines Feindes ist nicht automatisch mein Freund. Selbstverständlich kann es in etwaigen Abstimmungen gut und vorteilhaft sein, wenn Parteien wie die AfD sich gegen eine Impflicht positionieren – aber ein Freund, also jemand, mit dem ich gemeinsame Sache mache und dem ich vertraue, sind sie deshalb noch lange nicht.
Wir alle wollen weder im aktuellen von Konzernen und deren Think Tanks diktierten Corona‐Regime leben noch in einem anderen totalitären Staat, in dem Sexismus, Rassismus und Umerziehung an der Tagesordnung sind – also lasst uns auch entsprechend handeln.
Euer Erdbewohner
Zuerst erschienen auf Substack, von der MagMa leicht redigiert