Es gab am Ende der COP28 ein riesiges Theater um den Ausstieg aus den fossilen Energiequellen, der es am Ende doch in den Text der Abschlußerklärung schaffte, obwohl etliche Staaten das gar nicht wollten.
Die Regierung von Nigeria, einem OPEC‐Staat, in dem noch nicht alle gleichermaßen Zugang zu Energie haben, ließ daraufhin mitteilen, man denke nicht daran, aus fossilen Energiequellen auszusteigen, zumindest ganz sicher nicht jetzt. Denn aktuell habe man das Problem für mehr Energie für die Bevölkerung wie für die Wirtschaft des Landes sorgen zu müssen, wofür alles gebraucht wird, was da ist, und wozu vieles dazukommen müsse. Das sei in den anderen afrikanischen Ländern durchaus auch so, während die industrialisierten Länder aufpassen sollten, nicht auszusteigen ohne eine andere Energie‐Infrastruktur stehen zu haben, in die sie einsteigen können, hieß es.
Über so viel Vernunft in einer Regierung kommt regelrecht Freude auf bei mit EU‐Energieministern Geschlagenen. Nigeria ist demnach sowohl um mehr Erdölprodukte wie um mehr Strom bemüht und investiert wie selbstverständlich in Photovoltaik, allerdings vorrangig in Gegenden, wo es überhaupt noch kein Stromnetz gibt. Denn das erreicht auch noch nicht alle bewohnten Gebiete.
Das ist sowas Ähnliches wie die fehlende Wasserstoff‐Infrastruktur in der EU, deren Aufbau mit dem Verbot der Übertragung von Geldern aus einem auf Staatsschuldenaufnahme basierenden »Sondervermögen« auf einen anderen Zweck durch das Bundesverfassungsgericht in der BRD einen kräftigen Schlag versetzt wurde. Denn plötzlich fehlt das dafür veranschlagte Geld, da die nicht verbrauchten 60 Mrd. aus dem Corona‐Fonds nicht in den Klima‐Fonds wandern dürfen.
Hinzu kommen die leider schwindenden Aussichten auf steigende Steuereinnahmen mit der Fahrt aufnehmenden Deindustrialisierung in der BRD, die für die grüne Agenda nur den einen Punkt eines sinkenden Energiebedarfs hergibt als Grund zur Freude. Denn ansonsten ist damit Arbeitslosigkeit und Armut für immer mehr verbunden.
Vernünftig wäre es nun einzusehen, daß man die Sache mit dem Ausstieg aus dem funktionierenden fossilen Energiesystem langsamer angehen muß, weil sonst der dritte Schritt vor dem zweiten erfolgt und man sich die Nase sprichwörtlich blutig schlägt beim Hinfallen. Aber genau diese Vernunft, die Nigeria aufbringt, ist in der EU nicht in Sicht.
Dabei fehlt es einstweilen nicht nur an der mit der nötigen Elektrolyse verbundenen Windmühlen, es fehlt auch für den Import von Wasserstoff, ohne den der Bedarf von Industrienationen absolut nicht zu decken ist, die nötigen Hafeninfrastrukturen und die daran anschließenden Pipelines für den Transport zu den Industriezentren.
Bockige Uruguayaner
Wobei sich neuerdings auch Probleme auftun mit den für die günstige Erzeugung auserkorenen Ländern, speziell in Uruguay. Geplant war, bereits 2030 1 GW Wasserstoff zu Kosten von 1,2 – 1,4 US‐Dollar pro kg zu erzeugen und das über den großen Teich rund 12.000 km nach Europa zu exportieren. Bis 2040 sollte die Menge mindestens verneunfacht werden, wobei auf 30.000 Arbeitsplätze und einen Beitrag von 2% zum zukünftigen Bruttoinlandprodukt gehofft wurde.
Doch nun legen sich die undankbaren Landesbewohner quer, weil in der Elektrolyse sauberes Süßwasser gebraucht wird. Die zu erzeugende angestrebte Menge Wasserstoff droht auf Kosten des Trinkwassers der Menschen zu gehen, und das haben die jetzt schon spitz gekriegt, bevor das Projekt angelaufen ist.
Dabei ist den Menschen in diesem an den Südatlantik grenzenden Land oberhalb Brasiliens und unterhalb Argentiniens aufgefallen, daß es wohl auch noch gelte, einen entsprechenden Tiefseehafen zu bauen für die allerdings ebenso noch fehlenden riesigen Tankschiffe für die weite Reise. Denn mit kleinen Schiffen wird die Fahrt wohl zu teuer, wobei sowieso das Problem der Leerfahrt zurück sich schon verteuernd auswirkt. Und das alles kostet!
Wer auf ein Problem gestoßen ist, dem fallen rasch weitere ein. Es gibt die vielen Windkraftanlagen wie Photovoltaikpanele nicht, während große Laufwasserkraftwerke in dem wasserreichen Land zwar genauso denkbar wären wie eine Perlenkette kleinerer, die ökologisch weniger problematisch wären, aber sicher nicht schon 2030 in Betrieb gehen könnten, wenn das dafür nötige Kapital aufgestellt würde. Da müßte das ehrgeizige Projekt wohl um 10 – 20 Jahre in die Zukunft verschoben werden, aber diese komischen Europäer wollen rasch die Ware Wasserstoff sehen, und zwar natürlich »grünen«.
In der Pampa kämen großflächige Photovoltaikanlagen sehr rasch in Konflikt mit der Viehzucht.
Wir fallen also von einem Problem ins nächste. Tja, da wäre noch eins. Wenn die Elektrolyse jeweils in der Nähe der Stromerzeugung stattfindet, braucht es ein Pipelinesystem zum Tiefseehafen, den es noch nicht gibt. Wenn bei diesem Hafen die Elektrolyse konzentriert wird, entfällt das Transportproblem für den Wasserstoff (wobei noch zu überlegen wäre ob für die Energiedichte nicht Ammoniak verschifft werden sollte), aber es entsteht das Problem des extrem leistungsfähigen Stromnetzes, das dann den Strom aus dem Landesinnern zur Küste bringen muß. Das gibt es natürlich genauso wenig.
Windkraftanlagen könnten ins Meer gepflanzt werden, was die Viehzucht nicht stört, aber auch die gibt es noch nicht. Also wär’s vernünftig, sich mehr Zeit zu geben!
Bild: Gasleitungen