Hat Mao wirklich Millionen von Menschen während des Großen Sprungs nach vorn getötet?

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In den letzten 25 Jahren [dieser Artikel erschien 2006/​Anm. d. Übers.] wurde der Ruf von Mao Zedong durch immer extremere Schätzungen der Zahlen von Todesfällen, für die er angeblich verantwortlich war, ernsthaft untergraben. Zu seinen Lebzeiten genoss Mao Zedong großes Ansehen für die Art und Weise, wie seine sozialistische Politik das Wohlergehen des chinesischen Volkes verbesserte, indem er die Armut und den Hunger in China verringerte und für kostenlose Gesundheitsversorgung und Bildung sorgte. Maos Theorien waren auch eine große Inspiration für diejenigen, die den Imperialismus in der ganzen Welt bekämpften. Wahrscheinlich erklärt dieser Faktor einen Großteil der Feindseligkeit der Rechten ihm gegenüber. Eine Tendenz, die sich mit dem offensichtlichen Erstarken der maoistischen Bewegungen in Indien und Nepal in den letzten Jahren sowie dem anhaltenden Einfluss maoistischer Bewegungen in anderen Teilen der Welt wahrscheinlich noch verstärken wird.

Der Großteil der Versuche, Maos Ruf zu untergraben, konzentriert sich auf den Großen Sprung nach vorn, der 1958 begann. Mit diesem Zeitraum befasst sich der vorliegende Artikel hauptsächlich. Die Bauern hatten bereits in den 1950er-​Jahren begonnen, das Land genossenschaftlich zu bewirtschaften. Während des Großen Sprungs nach vorn schlossen sie sich in großen Kommunen zusammen, die aus Tausenden oder Zehntausenden von Menschen bestanden. Um die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern, wurden groß angelegte Bewässerungsprojekte durchgeführt. Maos Plan war es, sowohl die landwirtschaftliche als auch die industrielle Produktion massiv zu steigern. Es wird behauptet, dass diese Politik zu einer Hungersnot in den Jahren 1959 – 61 führte (obwohl einige glauben, dass die Hungersnot bereits 1958 begann). Für die Hungersnot wird eine Vielzahl von Gründen angeführt. Zum Beispiel die übermäßige Beschaffung von Getreide durch den Staat oder die Verschwendung von Lebensmitteln durch die kostenlose Verteilung in den Gemeinschaftsküchen. Es wurde auch behauptet, dass die Bauern die Landwirtschaft vernachlässigten, um an den Bewässerungsanlagen oder in den berühmten »Hinterhof-​Stahlöfen« (kleine Stahlöfen, die in ländlichen Gebieten gebaut wurden) zu arbeiten.

Mao räumte ein, dass in dieser Zeit Probleme aufgetreten waren. Er schob jedoch die meisten dieser Schwierigkeiten auf schlechtes Wetter und Naturkatastrophen. Er gab zu, dass es auch politische Fehler gegeben habe, für die er die Verantwortung übernahm.

Offizielle chinesische Quellen, die nach Maos Tod veröffentlicht wurden, gehen davon aus, dass 16,5 Millionen Menschen während des Großen Sprungs nach vorn starben. Diese Zahlen wurden während einer ideologischen Kampagne der Regierung von Deng Xiaoping gegen das Erbe des Großen Sprungs nach vorn und der Kulturrevolution veröffentlicht. Es scheint jedoch keine Möglichkeit zu geben, diese Zahlen unabhängig zu überprüfen, da es ein großes Geheimnis ist, wie sie gesammelt und zwanzig Jahre lang aufbewahrt wurden, bevor sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Amerikanischen Forschern gelang es, diese Zahl auf etwa 30 Millionen zu erhöhen, indem sie die chinesischen Daten mit eigenen Hochrechnungen aus den Volkszählungen von 1953 und 1964 kombinierten. Kürzlich haben Jung Chang und Jon Halliday in ihrem Buch Mao: the Unknown Story die Zahl der von Mao getöteten Menschen mit 70 Millionen angegeben, davon 38 Millionen während des Großen Sprungs nach vorn.

Westliche Autoren, die sich mit diesem Thema befassen, haben eine völlig unverhältnismäßige Sichtweise auf diese Zeit, die von massiven Todeszahlen aus dubiosen Quellen fasziniert ist. Sie konzentrieren sich nur auf politische Exzesse. Es ist wahrscheinlich, dass ihre Ansichten über den Schaden, den diese verursacht haben, stark übertrieben sind. Es wurde versäumt zu verstehen, wie einige der im Großen Sprung nach vorn entwickelten politischen Maßnahmen dem chinesischen Volk tatsächlich zugute kamen, nachdem die anfängliche Störung überwunden worden war.

Staatliche Stellen in den USA haben während der gesamten Nachkriegszeit diejenigen unterstützt, die dem Maoismus (und dem Kommunismus im Allgemeinen) negativ gegenüberstanden. Der altgediente Maoismus-​Historiker Roderick MacFarquhar gab beispielsweise in den 1960er-​Jahren die Zeitschrift The China Quarterly heraus. Diese Zeitschrift veröffentlichte Behauptungen über massive Hungersnöte, die seither immer wieder zitiert werden. Später stellte sich heraus, dass diese Zeitschrift Geld von einer CIA-​Tarnorganisation erhielt, wie MacFarquhar kürzlich in einem Brief an The London Review of Books zugab (Roderick MacFarquhar erklärte, er habe nicht gewusst, dass das Geld von der CIA stammte, als er die Zeitschrift The China Quarterly herausgab).

Diejenigen, die qualitative Beweise vorgelegt haben, wie beispielsweise Augenzeugenberichte, die Jasper Becker in Hungry Ghosts, seinem berühmten Bericht über die Zeit zitiert, haben nicht genügend begleitende Beweise vorgelegt, um diese Berichte zu bestätigen. Die von Chang und Halliday zitierten wichtigen dokumentarischen Belege für den Großen Sprung nach vorn werden nachweislich irreführend dargestellt.

Die Behauptung des Deng Xiaoping-​Regimes, Mao habe Millionen von Menschen während des Großen Sprungs nach vorn sterben lassen, ist nicht zuverlässig. Beweise von Bauern widersprechen der Behauptung, dass Mao die Hauptschuld an den Todesfällen in der Zeit des Großen Sprungs nach vorn trug.

US-​Demographen haben versucht, Todesraten und andere demographische Daten aus offiziellen chinesischen Quellen zu verwenden, um die Hypothese zu beweisen, dass es während des Großen Sprungs nach vorn eine »massive Todesrate« gab ( also die Hypothese, dass die »größte Hungersnot aller Zeiten« oder »eine der größten Hungersnöte aller Zeiten« während des Großen Sprungs nach vorn stattfand). Ungereimtheiten in den Beweisen und allgemeine Zweifel an der Quelle ihrer Beweise untergraben jedoch diese Hypothese einer »massiven Todesrate«.

Die wahrscheinlichere Wahrheit über den Großen Sprung nach vorn

Die Idee, dass »Mao für den Völkermord verantwortlich war«, wurde als Sprungbrett benutzt, um alles, was das chinesische Volk während Maos Herrschaft erreicht hat, in den Schmutz zu ziehen. Doch selbst jemand wie die Demografin Judith Banister, einer der wichtigsten Verfechter der Hypothese der »massiven Todesrate«, muss die Erfolge der Mao-​Ära zugeben. Sie schreibt, dass 1973 – 75 die Lebenserwartung in China höher war als in Afrika, im Nahen Osten, in Südasien und in vielen Ländern Lateinamerikas.1 1981 war sie Mitverfasserin eines Artikels, in dem sie die Volksrepublik China als »Super-​Achiever« in Bezug auf die Senkung der Sterblichkeitsrate bezeichnete, da die Lebenserwartung seit Beginn der kommunistischen Herrschaft im Jahr 1949 um etwa 1,5 Jahre pro Kalenderjahr gestiegen ist.2 Die Lebenserwartung stieg von 35 Jahren im Jahr 1949 auf 65 Jahre in den 1970er Jahren, als die Herrschaft Maos zu Ende ging.3

Liest man viele moderne Kommentatoren4 über Maos China, so könnte man den Eindruck gewinnen, dass Maos Agrar- und Industriepolitik zu einer absoluten wirtschaftlichen Katastrophe führte. Noch zurückhaltendere Kommentatoren wie der Wirtschaftswissenschaftler Peter Nolan5 behaupten, dass der Lebensstandard in China in der Zeit nach der Revolution erst mit der Machtübernahme durch Deng Xiaoping gestiegen sei. Natürlich ist der Anstieg des Lebensstandards nicht der einzige Grund für den Anstieg der Lebenserwartung. Es ist jedoch absurd zu behaupten, dass die Lebenserwartung während der Mao-​Ära so stark gestiegen sein könnte, ohne dass sich der Lebensstandard erhöht hätte.

So wird beispielsweise von vielen, die die von Deng Xiaoping nach Maos Tod veröffentlichten Zahlen studiert haben, behauptet, dass die Pro-​Kopf-​Getreideproduktion während der Mao-​Zeit überhaupt nicht gestiegen sei.6 Aber wie lassen sich solche Statistiken mit den Zahlen zur Lebenserwartung vereinbaren, die dieselben Autoren anführen? Außerdem werden diese Zahlen durch andere Zahlen widerlegt. Guo Shutian, ein ehemaliger Direktor für Politik und Recht im chinesischen Landwirtschaftsministerium in der Nach-​Mao-​Ära, gibt ein ganz anderes Bild von Chinas landwirtschaftlicher Gesamtleistung in der Zeit vor Dengs »Reformen«. Es stimmt, dass er schreibt, dass die landwirtschaftliche Produktion in fünf Jahren zwischen 1949 und 1978 aufgrund von »Naturkatastrophen und Fehlern bei der Arbeit« zurückging. Er stellt jedoch fest, dass zwischen 1949 und 1978 der Hektarertrag der mit Nahrungsmitteln bestellten Flächen um 145,9 Prozent und die gesamte Nahrungsmittelproduktion um 169,6 Prozent gestiegen ist. In diesem Zeitraum wuchs die Bevölkerung Chinas um 77,7 Prozent. Auf der Grundlage dieser Zahlen stieg die Pro-​Kopf-​Nahrungsmittelproduktion Chinas in dem fraglichen Zeitraum von 204 Kilogramm auf 328 Kilogramm.7

Selbst nach den vom Deng Xiaoping-​Regime veröffentlichten Zahlen stieg die Industrieproduktion von 1952 bis 1976 um 11,2 Prozent pro Jahr (während der angeblichen katastrophalen Kulturrevolution sogar um 10 Prozent pro Jahr). Im Jahr 1952 machte die Industrie 36 Prozent des Bruttowertes der nationalen Produktion in China aus. Im Jahr 1975 lag der Anteil der Industrie bei 72 Prozent und der Anteil der Landwirtschaft bei 28 Prozent. Es liegt auf der Hand, dass Maos angeblich katastrophale sozialistische Wirtschaftspolitik den Weg für die rasante (aber unegalitäre und unausgewogene) wirtschaftliche Entwicklung der Nach-​Mao-​Ära ebnete.8

Es gibt gute Argumente dafür, dass die Politik des Großen Sprungs nach vorn nach einer anfänglichen Phase der Unterbrechung tatsächlich viel zum allgemeinen Wirtschaftswachstum Chinas beigetragen hat. Ende der 1950er-​Jahre war klar, dass China sich aus eigener Kraft entwickeln musste, ohne auf einen großen Teil der aus der Sowjetunion importierten Maschinen und technologischen Kenntnisse zurückgreifen zu können.

In den späten 1950er-​Jahren steuerten China und die Sowjetunion auf eine Spaltung zu. Dies war zum Teil auf die ideologischen Auseinandersetzungen nach dem Tod Stalins zurückzuführen. Zwischen Stalin und Mao hatte es viele Differenzen gegeben. Mao war unter anderem der Ansicht, dass Stalin den Bauern misstraute und die Entwicklung der Schwerindustrie überbetonte. Mao war allerdings der Ansicht, dass Chruschtschow seine Anprangerung des Stalinismus als Deckmantel für die schrittweise Abschaffung der sozialistischen Ideologie und Praxis in der Sowjetunion nutzte.

Die Spaltung war auch auf die Tendenz Chruschtschows zurückzuführen, den Verbündeten die eigene Vorgehensweise der Sowjetunion aufzudrängen. Chruschtschow handelte nicht im Geiste des sozialistischen Internationalismus, sondern eher im Geiste der Behandlung wirtschaftlich weniger entwickelter Nationen wie Klientelstaaten. Für ein Land wie China, das so erbittert um seine Freiheit von fremder Herrschaft gekämpft hatte, wäre eine solche Beziehung niemals akzeptabel gewesen. Mao hätte es seinem Volk nicht verkaufen können, selbst wenn er es gewollt hätte.

Im Jahr 1960 spitzte sich der Konflikt zwischen den beiden Nationen zu. Die Sowjets hatten das chinesische Industrialisierungsprogramm in großem Umfang unterstützt. Im Jahr 1960 verließen alle sowjetischen technischen Berater das Land. Sie nahmen die Baupläne der verschiedenen geplanten Industrieanlagen mit.

Mao machte von Anfang an deutlich, dass es bei der Politik des Großen Sprungs nach vorn darum ging, dass China eine unabhängigere Wirtschaftspolitik entwickelte. Chinas Alternative zur Abhängigkeit von der Sowjetunion war ein Programm zur Entwicklung der Landwirtschaft parallel zur Entwicklung der Industrie. Dabei wollte Mao die Ressourcen nutzen, über die China im Überfluss verfügte – Arbeitskraft und Begeisterung des Volkes. Die Nutzung dieser Ressourcen sollte den Mangel an Kapital und Spitzentechnologie ausgleichen.

Trotz der Probleme und Rückschläge, die der Große Sprung nach vorn mit sich brachte, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass er eine sehr wichtige Rolle für die weitere Entwicklung der Landwirtschaft spielte. Maßnahmen wie Wassererhaltung und Bewässerung ermöglichten eine nachhaltige Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, nachdem die Zeit der schlechten Ernten vorbei war. Sie halfen dem Land auch, mit dem Problem der Dürre umzugehen. Auch der Hochwasserschutz wurde ausgebaut. Die Terrassierung trug dazu bei, die Anbaufläche schrittweise zu vergrößern.9

Die industrielle Entwicklung erfolgte unter dem Motto »auf zwei Beinen gehen«. Dies bedeutete die Entwicklung der kleinen und mittleren Industrie auf dem Lande neben der Entwicklung der Schwerindustrie. Neben den Stahlöfen wurden viele andere Werkstätten und Fabriken auf dem Lande eröffnet. Die Idee war, dass die ländliche Industrie die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung befriedigen sollte. Die ländlichen Werkstätten unterstützten die Bemühungen der Gemeinden, die landwirtschaftlichen Arbeitsmethoden zu modernisieren. Die ländlichen Werkstätten versorgten die Gemeinden sehr effizient mit Düngemitteln, Werkzeugen, anderen landwirtschaftlichen Geräten und Zement (der für Wasserschutzmaßnahmen benötigt wurde).10

Verglichen mit dem starren, zentralisierten Wirtschaftssystem, das in der Sowjetunion vorherrschte, war der Große Sprung nach vorn ein herausragender Akt des Querdenkens. Normalerweise würden beispielsweise Zement und Düngemittel in großen Fabriken in städtischen Gebieten hergestellt, weit weg von den ländlichen Gebieten, die sie benötigten. In einem armen Land gäbe es das Problem, das Kapital und die Maschinen zu beschaffen, die notwendig sind, um solche Industrieprodukte mit der modernsten Technik herzustellen. Für den Transport der hergestellten Produkte wäre dann eine Infrastruktur erforderlich, die die Städte mit den Dörfern verbindet. Dies allein wäre schon mit enormen Kosten verbunden. Infolge solcher Probleme verläuft die Entwicklung in vielen ärmeren Ländern entweder sehr langsam oder gar nicht.

Die während des Großen Sprungs nach vorn gegründete ländliche Industrie arbeitete eher mit arbeitsintensiven als mit kapitalintensiven Methoden. Da sie den lokalen Bedarf bediente, war sie nicht von der Entwicklung einer teuren landesweiten Infrastruktur aus Straßen und Schienen für den Transport der fertigen Waren abhängig.

Tatsache ist, dass die vermeintlich wilde, chaotische Politik des Großen Sprungs nach den Problemen der ersten Jahre recht gut ineinander griff. Die lokale Zementproduktion ermöglichte die Durchführung von Wasserschutzprojekten. Eine stärkere Bewässerung ermöglichte die Ausbringung von mehr Dünger. Dieser Dünger wurde wiederum von den örtlichen Fabriken bereitgestellt. Eine höhere landwirtschaftliche Produktivität setzte mehr landwirtschaftliche Arbeitskräfte für den industriellen Produktionssektor frei und förderte so die Gesamtentwicklung des Landes.11 Dieser Ansatz wird oft als Beispiel für Maos wirtschaftlichen Analphabetismus angeführt (was ist mit der Arbeitsteilung und den Vorteilen der regionalen Spezialisierung und so weiter). Für China war er jedoch richtig, wie die positiven Auswirkungen von Maos Politik in Bezug auf das Wohlergehen der Menschen und die wirtschaftliche Entwicklung zeigen.

Die Landwirtschaft und die ländliche Kleinindustrie waren nicht die einzigen Sektoren, die während der sozialistischen Periode Chinas wuchsen. Auch die Schwerindustrie verzeichnete in dieser Zeit ein großes Wachstum. Entwicklungen wie die Erschließung des Taching-​Ölfelds während des Großen Sprungs nach vorn gaben der Entwicklung der Schwerindustrie einen großen Auftrieb. In China wurde ein riesiges Ölfeld erschlossen.12 Dieses wurde nach 1960 mit einheimischen Techniken und nicht mit sowjetischen oder westlichen Techniken erschlossen. (Insbesondere nutzten die Arbeiter den Druck von unten, um das Öl zu fördern. Sie waren nicht darauf angewiesen, eine Vielzahl von Bohrtürmen zu bauen, wie es bei Ölfeldern üblich ist.)

Die Argumente über die Produktionszahlen täuschen über die Tatsache hinweg, dass es beim Großen Sprung nach vorn mindestens ebenso sehr darum ging, die Denkweise der chinesischen Bevölkerung zu verändern, wie um die industrielle Produktion. Die so genannten »Hinterhof-​Stahlöfen«, in denen Bauern versuchten, in kleinen ländlichen Gießereien Stahl zu produzieren, wurden wegen der geringen Qualität des erzeugten Stahls berüchtigt. Sie dienten jedoch ebenso sehr der Ausbildung der Bauern in der industriellen Produktion wie der Erzeugung von Stahl für die chinesische Industrie. Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass die »Sprünge«, von denen Mao am häufigsten sprach, keine Sprünge in der Menge der produzierten Waren waren, sondern Sprünge im Bewusstsein und Verständnis der Menschen. Es wurden Fehler gemacht. Viele müssen demoralisiert gewesen sein, als sie erkannten, dass einige der Ergebnisse des Sprungs enttäuschend waren. Aber der Erfolg der chinesischen Wirtschaft in den folgenden Jahren zeigt, dass nicht alle Lektionen umsonst waren.

Großer Sprung nach vorn und qualitative Beweise

Natürlich widerspricht es der vorherrschenden westlichen Meinung, dass der Große Sprung nach vorn eine Katastrophe weltgeschichtlichen Ausmaßes war, wenn man solche Punkte anführt. Doch worauf stützt sich diese Ansicht? Eine Möglichkeit für diejenigen, die an die These von der »hohen Zahl der Todesopfer« glauben, wäre es, glaubwürdige qualitative Beweise wie Augenzeugenberichte oder Dokumente zu finden. Die qualitativen Beweise, die es gibt, sind jedoch nicht überzeugend.

Der auf die Geschichte Chinas spezialisierte Wissenschaftler Carl Riskin ist der Ansicht, dass es sich um eine sehr schwere Hungersnot handelte, stellt aber fest: »Im Allgemeinen scheinen die Anzeichen für Hunger und Not nicht an die qualitativen Beweise für eine Massenhungersnot heranzureichen, die bei anderen Hungersnöten vergleichbaren (wenn auch nicht gleichen) Ausmaßes, einschließlich früherer Hungersnöte in China, aufgetreten sind.« Er weist darauf hin, dass ein Großteil der zeitgenössischen Beweise, die im Westen vorgelegt wurden, damals tendenziell abgelehnt wurde, da sie von rechtsgerichteten Quellen stammten und kaum schlüssig waren. Er erwägt, ob die repressive Politik der chinesischen Regierung verhindert hat, dass Informationen über die Hungersnot an die Öffentlichkeit gelangten, stellt aber fest: »Ob dies eine ausreichende Erklärung ist, ist zweifelhaft. Es bleibt hier etwas rätselhaft«.13

Es gibt Autoren wie Roderick MacFarquhar, Jasper Becker und Jung Chang, die durchaus behaupten, dass die von ihnen gesichteten Beweise die These von der großen Hungersnot belegen. Es stimmt, dass ihre Hauptwerke zu diesen Themen Quellen für diese Beweise anführen.14 Allerdings machen sie in diesen Büchern nicht ausreichend deutlich, warum sie diese Quellen für authentisch halten.

Es bleibt daher eine offene Frage, warum die Berichte dieser Autoren im Westen als sichere Tatsache behandelt werden sollten. In seinem berühmten Buch über China aus dem Jahr 1965, A Curtain of Ignorance (Ein Vorhang der Unwissenheit), sagt Felix Greene, dass er 1960 durch Gebiete Chinas reiste, in denen die Lebensmittelrationierung sehr streng war, er aber keine Massenverhungerung gesehen hat. Er zitiert auch andere Augenzeugen, die das Gleiche sagen. Es ist wahrscheinlich, dass es in einigen Gebieten tatsächlich eine Hungersnot gab. Greenes Beobachtungen deuten jedoch darauf hin, dass es sich nicht um ein landesweites Phänomen von dem apokalyptischen Ausmaß handelte, das Jasper Becker und andere behaupten. In den Gebieten, die er bereiste, kam es nicht zu einer Massenverhungerung, obwohl es anderswo Hungersnöte gegeben haben mag. Warum wird den Berichten von Leuten wie Becker so bereitwillig geglaubt, während die Berichte von Felix Greene und den anderen, die er zitiert, nicht berücksichtigt werden? Natürlich kann in diesem Zusammenhang die Sympathie Greenes für das Mao-​Regime ins Feld geführt werden. Man könnte meinen, er habe die Wahrheit aus politischen Gründen verzerrt. Aber auch Becker, MacFarquhar und Jung Chang haben ihre eigenen Ansichten zu diesem Thema. Könnte irgendjemand ernsthaft bezweifeln, dass diese Autoren nicht ziemlich überzeugte Antikommunisten sind?

Bevor wir uns mit der Frage der Authentifizierung von Quellen befassen, muss der Kontext für die Diskussion dieser Fragen festgelegt werden. Der Kommunismus ist eine Bewegung, die eine massive Opposition hervorruft. Die westlichen Länder haben einen intensiven Propagandakrieg gegen den Kommunismus geführt. Als die kommunistischen Regierungen an der Macht waren, enteigneten sie eine große Zahl von Menschen ihres Kapitals und ihres Landes. In weiten Teilen Asiens und Europas wurde die gesamte Klasse der Grundbesitzer und Unternehmer ihrer sozialen Macht und ihres Status beraubt. Es überrascht nicht, dass dies zu großer Verbitterung führte. Viele gut ausgebildete Menschen, die in diesen Ländern geboren wurden, hatten und haben immer noch die Motivation, den Kommunismus zu diskreditieren. Es ist keine »Paranoia«, von denjenigen, die über die kommunistische Ära schreiben, zu verlangen, dass sie sich vergewissern, dass ihre Quellen über Tatsachen berichten und nicht durch antikommunistische Voreingenommenheit verzerrte oder verzerrte Zeugnisse liefern.

Darüber hinaus hatte die US-​Regierung ein Interesse daran, negative Propaganda über den chinesischen Kommunismus und den Kommunismus im Allgemeinen zu verbreiten. Allzu oft werden Diskussionen darüber als »Verschwörungstheorien« abgetan, und die Beweise dafür, was wirklich passiert ist, werden nicht sehr weit diskutiert.

Die verdeckten Versuche der USA, den Kommunismus zu diskreditieren, sind jedoch aktenkundig. Die US-​Geheimdienste suchten oft eine Verbindung zu denjenigen, die Arbeiten über kommunistische Regime veröffentlichten. Man darf nicht denken, dass diese Personen, mit denen sie diese Verbindung suchten, einfach nur Schreiberlinge waren, die dafür bezahlt wurden, billige Sensationsmeldungen zu verbreiten. Weit gefehlt. So veröffentlichte The China Quarterly in den 1960er-​Jahren zahlreiche Artikel, die immer noch häufig als Beleg für die Lebensbedingungen in China und den Erfolg oder Misserfolg der Regierungspolitik in diesem Land angeführt werden. Im Jahr 1962 veröffentlichte die Zeitschrift einen Artikel von Joseph Alsop, in dem er behauptete, Mao versuche, ein Drittel seiner Bevölkerung durch Verhungern auszulöschen, um seine Wirtschaftspläne zu erleichtern!15 Dieser Artikel wird allen Ernstes als zeitgenössischer Beweis für die Hypothese der »massiven Todesopfer« in vielen späteren Werken zu diesem Thema zitiert (zum Beispiel in dem Artikel »Hungersnot in China«, der weiter unten besprochen wird).

Der Herausgeber von The China Quarterly war Roderick MacFarquhar, der später viele wichtige Werke über die kommunistische Regierung Chinas schrieb. MacFarquhar gab Band 14 der Cambridge History of China heraus, der den Zeitraum 1949 – 1965 abdeckt. Er schrieb das Buch The Origins of the Cultural Revolution (Die Ursprünge der Kulturrevolution), das einen Band über die Ereignisse von 1956 und 1957 sowie einen Band über den Großen Sprung nach vorn enthält, in dem die These von der »massiven Todesrate« aufgestellt wird. Er ist auch Herausgeber von Maos Geheimreden. Auf den Seiten von The China Quarterly wird angegeben, dass es von Information Bulletin Ltd. im Auftrag des Congress for Cultural Freedom (CCF) veröffentlicht wurde. Am 13. Mai 1967 gab der CCF eine Pressemitteilung heraus, in der er zugab, dass er von der CIA finanziert wurde, nachdem die Zeitschrift Ramparts darüber berichtet hatte.16

MacFarquhar erklärte auf meine Frage hin, dass:

Als ich gebeten wurde, der Gründungsredakteur des CQ [China Quarterly] zu sein, wurde mir erklärt, dass die Aufgabe des CCF darin bestehe, westliche Intellektuelle zu ermutigen, eine Gemeinschaft zu bilden, die sich dem freien Austausch von Ideen verpflichtet. Ziel war es, eine Art organisatorisches Gegengewicht zu den sowjetischen Bemühungen zu schaffen, westliche Intellektuelle in verschiedene Tarnorganisationen zu locken… Alles, was mir über die Finanzierung gesagt wurde, war, dass der CCF von einer Vielzahl von Stiftungen unterstützt wurde, darunter vor allem Ford, und die Tatsache, dass von diesen Stiftungen die Farfield Foundation eine CIA-​Tarnorganisation war, wurde nicht bekannt gegeben.

In der Ausgabe vom 26. Januar 2006 der London Review of Books schreibt MacFarquhar über »die ersten Ausgaben des China Quarterly von 1960, dessen Herausgeber ich damals war«.

Er schreibt auch, dass »geheime Gelder der CIA (von der Farfield Foundation über den Congress for Cultural Freedom, der Muttergesellschaft von CQ, Encounter und vielen anderen Magazinen) einen Teil der Finanzierung des CQ ausmachten – etwas, das ich bis zu den öffentlichen Enthüllungen in den späten 1960er-​Jahren nicht wusste.«

Das Problem geht über diejenigen hinaus, die wie MacFarquhar für Zeitschriften gearbeitet haben, die mit dem CCF verbunden sind. Es wird auch behauptet, dass andere Zeitschriften Finanzmittel erhielten, die von der CIA im Allgemeinen stammten. So schrieb Victor Marchetti, ein ehemaliger Stabsoffizier im Büro des CIA-​Direktors, dass die CIA die Asia Foundation gegründet und mit 8 Millionen Dollar pro Jahr subventioniert habe, um die Arbeit von »antikommunistischen Akademikern in verschiedenen asiatischen Ländern zu unterstützen und in ganz Asien eine negative Sichtweise des chinesischen Festlandes, Nordvietnams und Nordkoreas zu verbreiten«.17

Natürlich ist das Thema nicht schwarz-​weiß. So erklärt MacFarquhar, dass er in seiner Zeitschrift ein breites Spektrum an Meinungen von verschiedenen Seiten des politischen Spektrums zuließ. Er argumentiert, dass Alsops Artikel auch dann an anderer Stelle veröffentlicht worden wäre, wenn er ihn abgelehnt hätte, und dass er Antworten auf den Artikel veröffentlichte, die sich negativ über Alsops These äußerten.

Das mag wahr sein. Allerdings haben Leute wie MacFarquhar solche Sachen veröffentlicht, von denen man annehmen könnte, dass die CIA sie im Allgemeinen wohlwollend betrachtet. (Warum hätte die CIA sonst Geld dafür zur Verfügung gestellt?) Der springende Punkt ist, dass diese Leute über eine Finanzierungsquelle des westlichen Staates verfügten, die anderen, die einen anderen Standpunkt vertraten, fehlte.

In den letzten Jahren hat eine neue Generation von Autoren angebliche Augenzeugen- und Dokumentationsbeweise für die Hypothese der »massiven Todesopfer« veröffentlicht. Das Hauptproblem bei diesen Beweisen ist die Authentifizierung der Quellen. Diese Autoren legen in den in diesem Artikel zitierten Arbeiten keine ausreichenden Beweise vor, um die Authentizität der Quellen zu belegen.

Jasper Becker führt in seinem Buch Hungry Ghosts über den Großen Sprung nach vorn zahlreiche Beweise für Massenverhungerung und Kannibalismus in China während des Großen Sprungs nach vorn an. Es ist anzumerken, dass diese Beweise erst in den 1990er-​Jahren aufgetaucht sind. Die reißerischen Geschichten über Kannibalismus werden durch keine Quelle bestätigt, die zur Zeit des Großen Sprungs nach vorn oder noch viele Jahre später erschienen ist. Viele der Berichte über Massenhunger und Kannibalismus, die Becker verwendet, stammen aus dem 600-​seitigen Dokument »Dreißig Jahre auf dem Lande«. Laut Becker handelt es sich dabei um ein geheimes offizielles Dokument, das 1989 aus China herausgeschmuggelt wurde. Becker schreibt, dass seine Quellen für Hungry Ghosts Dokumente sind, die 1989 von Intellektuellen, die ins Exil gingen, aus China herausgeschmuggelt wurden. Der Leser muss jedoch erfahren, wie Menschen, die offensichtlich Dissidenten waren, die während einer scharfen Verfolgung aus dem Land flohen, in der Lage waren, offizielle Dokumente über Ereignisse zu schmuggeln, die dreißig Jahre zurücklagen.

Außerdem hätte Becker allgemeiner darauf eingehen sollen, warum er »Dreißig Jahre auf dem Lande« und die anderen Texte für authentisch hält. Im Jahr 2001 besprach Becker in der London Review of Books die Tiananmen Papers.18 Bei den Tiananmen Papers handelt es sich um angeblich parteiinterne Dokumente, die von einem Dissidenten außer Landes geschmuggelt wurden. Sie geben angeblich Aufschluss über die Denkweise der Parteiführung zum Zeitpunkt des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens. In seiner Rezension erörtert Becker ernsthaft die Möglichkeit, dass es sich bei diesen Papieren um Fälschungen handeln könnte. In Hungry Ghosts musste Becker erklären, warum er die Dokumente, die er in seinem eigenen Buch zitierte, für echt hielt, obwohl er glaubte, dass andere geschmuggelte offizielle Dokumente nicht authentisch sein könnten.

In ähnlicher Weise zitiert Becker ein angebliches internes chinesisches Armeejournal aus dem Jahr 1961 als Beweis für eine massive humanitäre Katastrophe während des Großen Sprungs nach vorn. Die Berichte in diesem Tagebuch deuten in der Tat auf eine ziemlich große Katastrophe hin, die sich auf die Moral der chinesischen Truppen auswirkt. Doch ist dieses Tagebuch ein echtes Dokument? Das Journal wurde 1963 vom US-​Außenministerium freigegeben und 1966 in einer Sammlung der Hoover Institution mit dem Titel The Politics of the Chinese Red Army veröffentlicht. Laut der britischen Zeitung Daily Telegraph19 »sind sie [die Journale] schon seit einiger Zeit in amerikanischer Hand, obwohl niemand preisgeben will, wie sie erworben wurden.« Becker und die vielen anderen Autoren über den Großen Sprung nach vorn, die diese Tagebücher zitiert haben, müssen erklären, warum sie sie für authentisch halten.

Beckers Buch stützt sich auch auf Augenzeugenberichte über den Hunger während des Großen Sprungs nach vorn. Mitte der neunziger Jahre interviewte er Menschen auf dem chinesischen Festland, in Hongkong und chinesische Einwanderer im Westen. In seinem Buch stellt er fest, dass es ihm in Festlandchina »selten, wenn überhaupt, erlaubt wurde, frei mit den Bauern zu sprechen«. Lokale Beamte »coachten« die Bauern vor dem Interview, saßen während des Interviews bei ihnen und beantworteten einige der Fragen für sie. In Anbetracht der Tatsache, dass die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass diese Beamten versuchten, das Beweismaterial zugunsten der negativen Sichtweise Deng Xiaopings auf den Großen Sprung nach vorn zu manipulieren, ist es sicherlich wichtig, dass der Leser erfährt, welche der im Buch zitierten Interviews unter diesen Bedingungen geführt wurden und welche nicht. Becker tut dies in Hungry Ghosts nicht. Nirgendwo in diesem Buch geht er ausreichend ins Detail, um dem Leser zu zeigen, dass die Berichte, die er in seinem Buch zitiert, authentisch sind.

Einige Jahre lang war Hungry Ghosts der wichtigste Text, was die Kritik an Mao betraf. Im Jahr 2005 wurde jedoch Mao: the Unknown Story veröffentlicht und im Westen sehr stark beworben. Die darin enthaltenen Behauptungen sind sogar noch extremer als Beckers Buch. Von den 70 Millionen Toten, die das Buch Mao zuschreibt, sollen 38 Millionen während des Großen Sprungs nach vorn ums Leben gekommen sein. Das Buch stützt sich sehr stark auf eine inoffizielle Sammlung von Reden und Äußerungen Maos, die angeblich von seinen Anhängern aufgezeichnet wurden und auf unklaren Wegen in den Westen gelangten. Die Autoren verwenden häufig Materialien aus dieser Sammlung, um Maos Fanatismus und seine Gleichgültigkeit gegenüber dem menschlichen Leben zu belegen. Es handelt sich um eine Gruppe von Texten, die in den 1980er-​Jahren dank des Center of Chinese Research Materials (CCRM) in den USA neu zugänglich wurden. Einige dieser Texte wurden ins Englische übersetzt und in Maos Geheimreden veröffentlicht.20

In diesem Band schreibt Timothy Cheek einen Aufsatz, in dem er die Echtheit der Texte bewertet. Er schreibt: »Die genaue Herkunft dieser Bände, die über verschiedene Kanäle zu uns gelangt sind, kann nicht dokumentiert werden…« Timothy Cheek argumentiert, dass die Texte aus zwei Gründen wahrscheinlich authentisch sind. Erstens, weil einige der Texte, die das CCRM erhielt, zuvor in anderen Ausgaben in Festlandchina veröffentlicht worden waren. Zweitens, weil Texte, die in einem von der CCRM erhaltenen Band erscheinen, auch in mindestens einem anderen von der CCRM erhaltenen Band erscheinen. Es ist für mich nicht ersichtlich, warum diese beiden Tatsachen ein starkes Indiz für die allgemeine Echtheit der Texte sein sollen.

Vielleicht noch wichtiger ist, dass Chang und Halliday in ihrem Kapitel über den Großen Sprung nach vorn Passagen aus diesen Texten in irreführender Weise zitieren. Chang behauptet, dass Mao 1958 gegen das vorging, was er als »Menschen, die unkontrolliert auf dem Land umherziehen« bezeichnete. Im nächsten Satz behaupten die Autoren, dass »die traditionelle Möglichkeit, einer Hungersnot zu entkommen, indem man an einen Ort flieht, an dem es Nahrung gibt, nun blockiert war«. Aber der Teil der »geheimen« Rede, in dem sich Mao angeblich über die »unkontrolliert umherziehenden Menschen« beschwert, hat nichts mit der Verhinderung von Bevölkerungsbewegungen in China zu tun. Liest man die gesamte Passage, aus der die Autoren selektiv zitieren, so wird deutlich, dass die Autoren in die Irre führen. Was Mao tatsächlich gesagt haben soll, lautet wie folgt:

»[Ein Mitglied] einer LPG [Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften – Joseph Ball] in Handan [Hebei] fuhr mit einem Wagen zum Stahlwerk in Anshan und wollte nicht gehen, bevor er nicht etwas Eisen bekommen hatte. Überall gibt es so viele Menschen, die unkontrolliert herumlaufen; das muss völlig verboten werden. [Wir] müssen ein Gleichgewicht zwischen den Ebenen schaffen, wobei jede Ebene der nächsthöheren Ebene unterstellt ist – die LPGs den Kreisen, die Kreise den Präfekturen, die Präfekturen den Provinzen – das nennt man sozialistische Ordnung.«21

Worüber Mao hier spricht, ist die Kampagne zur Steigerung der Stahlproduktion, unter anderem durch den Einsatz der ländlichen Kleinproduktion. Jemand, der keine Befugnisse hatte, verlangte Eisen aus Anshan, um seiner Genossenschaft zu helfen, ihre Stahlproduktionsquote zu erfüllen. Mao scheint zu sagen, dass dieser spontane Ansatz falsch ist. Er scheint für ein hierarchischeres sozialistisches Planungssystem einzutreten, in dem die Menschen sich an höhere Behörden wenden müssen, um die Rohstoffe zu erhalten, die sie zur Erfüllung der Produktionsziele benötigen. (Das klingt sehr untypisch für Mao – aber das nur nebenbei.) Er spricht sich hier eindeutig nicht für ein generelles Verbot für alle Chinesen aus, im Land herumzureisen!

Ein zweites, stark irreführendes Zitat findet sich am Ende des Kapitels über den Großen Sprung nach vorn. Zunächst schreiben Chang und Halliday: »Wir können jetzt mit Gewissheit sagen, wie viele Menschen Mao bereit war, zu beseitigen.« Der Absatz gibt dann einige Beispiele für angebliche Zitate Maos darüber, wie viele chinesische Todesopfer in Kriegszeiten akzeptabel wären. Der nächste Absatz beginnt mit »Mao dachte auch nicht nur an eine Kriegssituation«. Dann wird Mao auf der Wuchang-​Konferenz mit den Worten zitiert: »Wenn wir so arbeiten, mit all diesen Projekten, wird vielleicht die Hälfte Chinas sterben müssen.« Dieses Zitat erscheint in der Überschrift des Kapitels von Chang und Halliday über den Großen Sprung nach vorn. Die Art und Weise, wie die Autoren dieses Zitat wiedergeben, sieht so aus, als ob Mao damit sagen wollte, dass es in der Tat notwendig sein könnte, dass halb China stirbt, um seine Pläne zur Steigerung der industriellen Produktion zu verwirklichen. Aus dem eigentlichen Text der Rede geht jedoch klar hervor, dass Mao vor den Gefahren von Überarbeitung und Übereifer im Rahmen des Großen Sprungs nach vorn warnt, wobei er sich einer gewissen Übertreibung bedient. Mao macht deutlich, dass er nicht will, dass irgendjemand an den Folgen seiner Industrialisierungsbemühungen stirbt. In diesem Teil der Diskussion spricht Mao von der Idee, alle wichtigen Industrien und die Landwirtschaft auf einen Schlag zu entwickeln. Der vollständige Text der Passage, aus der die Autoren selektiv zitieren, lautet wie folgt:

»Wenn wir in einer solchen Situation [all diese Dinge gleichzeitig] tun, wird zweifellos die Hälfte der chinesischen Bevölkerung sterben; und wenn es nicht die Hälfte ist, wird es ein Drittel oder zehn Prozent sein, also 50 Millionen Tote. Als in Guangxi [1955 – Joseph Ball] Menschen starben, wurde da nicht Chen Manyuan entlassen? Wenn Sie bei einer Zahl von 50 Millionen Toten Ihre Arbeit nicht verloren haben, sollte ich zumindest meine verlieren; ob ich meinen Kopf verlieren würde, ist fraglich. Anhui will so viele Dinge tun, es ist völlig in Ordnung, viel zu tun, aber mach es zu einem Prinzip, keine Toten zu haben.«22

Ein paar Sätze später sagt Mao: »Was die 30 Millionen Tonnen Stahl betrifft, brauchen wir wirklich so viel? Sind wir in der Lage, [so viel] zu produzieren? Wie viele Menschen können wir mobilisieren? Könnte das zu Todesfällen führen?«

Es ist sehr wichtig, dass die Quellen, die Chang und Halliday für ihr Buch verwendet haben, umfassend geprüft werden. Diese Forderung wurde bereits an anderer Stelle erhoben. Nicholas D. Kristofs Rezension des Buches in der New York Times wirft einige interessante Fragen auf. Kristof spricht über Maos Englischlehrer Zhang Hanzhi (Mao versuchte, als Erwachsener Englisch zu lernen), den Chang und Halliday als eine der Personen anführen, die sie für ihr Buch interviewt haben. Zhang erzählte Kristof (der mit ihr befreundet ist) jedoch, dass sie sich zwar mit den beiden Autoren traf, aber ein Interview ablehnte und ihnen keine wesentlichen Informationen gab.23 Kristof fordert die Autoren auf, ihre Quellen im Internet zu veröffentlichen, damit sie auf Fairness geprüft werden können.

Dengs Kampagne gegen Maos Erbe

In den 1960er-​Jahren gab es einige Verfechter der Geschichte von den »massiven Todesopfern«. Wie Felix Greene in A Curtain of Ignorance (Vorhang der Unwissenheit) darlegte, behaupteten Antikommunisten in den 1950er- und frühen 1960er-​Jahren praktisch jedes Jahr massive Hungersnöte in China. Die Geschichte über den Großen Sprung nach vorn wurde erst in den 1980er-​Jahren wirklich ernst genommen, als die neue chinesische Führung begann, diese Idee zu propagieren. Dies hat dazu geführt, dass die Behauptungen von Becker und Jung Chang im Westen wirklich glaubwürdig sind.

Im Jahr 1979 begann die chinesische Führung mit ihrem Angriff auf den Großen Sprung nach vorn. Deng ging gegen Mao-​Anhänger vor und wies die offizielle Presse an, sie anzugreifen.24 Dies geschah in Form einer ideologischen Kampagne gegen den »Ultralinksradikalismus«. Wie Meissner in seiner Studie über die Ära Deng Xiaoping schreibt, »wurden Scharen von Gelehrten und Theoretikern aufgeboten, um die ›kleinbürgerlichen‹ sozialen und ideologischen Wurzeln des Großen Sprungs nach vorn und der Kulturrevolution herauszustellen«.25

Der Grund für diese Verunglimpfung des Großen Sprungs nach vorn hatte viel mit den Machtkämpfen nach Mao und dem Kampf um die Rücknahme der sozialistischen Politik von 1949 – 76 zu tun. Nach Maos Tod im Jahr 1976 war Hua Guofeng an die Macht gekommen und hatte sich auf die Fahnen geschrieben, »jedes Wort und jede Politik von Mao aufrechtzuerhalten«. Deng Xiaoping brauchte dringend eine politische Rechtfertigung für seine Amtsenthebung von Hua im Jahr 1978 und seine Übernahme der Führung. Dengs Behauptung, Mao habe »zu 70 Prozent Recht und zu 30 Prozent Unrecht« gehabt, war eine Möglichkeit, seine eigene »pragmatische« Herangehensweise an Geschichte und Ideologie von seinen Vorgängern abzugrenzen. (Die marktfreundliche Politik, die Deng umsetzte, deutete darauf hin, dass er tatsächlich glaubte, dass Mao zu 80 % im Unrecht war.)

Die chinesische Partei tat alles in ihrer Macht Stehende, um die Vorstellung zu fördern, dass der Große Sprung nach vorn eine durch ultralinke Politik verursachte Katastrophe war. Marschall Ye Jian Ying sprach 1979 in einer wichtigen Rede von Katastrophen, die durch linke Fehler beim Großen Sprung nach vorn verursacht wurden.26 1981 sprach die Kommunistische Partei Chinas in ihrer »Resolution zur Parteigeschichte« von »schweren Verlusten für unser Land und unser Volk zwischen 1959 und 1961«. Akademiker schlossen sich dem Angriff an. 1981 nannte Professor Liu Zeng, Direktor des Instituts für Bevölkerungsforschung an der Volksuniversität, ausgewählte Zahlen zur Sterblichkeitsrate in den Jahren 1954 – 78. Diese Zahlen wurden auf einer öffentlichen akademischen Versammlung genannt, die im Westen viel Aufmerksamkeit erregte. Die Zahlen, die er für 1958 – 1961 nannte, deuteten darauf hin, dass es in diesem Zeitraum 16,5 Millionen überzählige Todesfälle gegeben hatte.27 Zur gleichen Zeit machte Sun Yefang, ein prominenter chinesischer Wirtschaftswissenschaftler, öffentlich auf diese Zahlen aufmerksam und erklärte, dass für die Fehler des Großen Sprungs nach vorn »ein hoher Preis mit Blut bezahlt wurde«.28

Neben dem parteiinternen Kampf wollte Deng praktisch alle positiven Errungenschaften Maos im Namen der Einführung des Kapitalismus oder des »Sozialismus mit chinesischen Merkmalen«, wie er es nannte, rückgängig machen. Der Angriff auf den Großen Sprung nach vorn lieferte die ideologische Rechtfertigung für die Umkehrung von Maos »linker« Politik. Anfang der 1980er-​Jahre löste Deng die Agrarkommunen auf. In den Jahren nach dem Großen Sprung nach vorn hatten die Kommunen begonnen, Wohlfahrtsdienste wie kostenlose Gesundheitsversorgung und Bildung anzubieten. Die Auflösung der Kommune bedeutete das Ende dieser Leistungen. In einem Artikel über den Großen Sprung nach vorn beschrieb Han Dongping, Assistenzprofessor am Warren Wilson College, einen »humorvollen« Bericht in der in New York erscheinenden chinesischen Zeitung The World Journal über einen Bauern aus der Provinz Henan, der die Arztrechnungen für die Behandlung seiner infizierten Hoden nicht bezahlen konnte. Von Schmerzen gequält, schnitt er sie mit einem Messer ab und brachte sich fast um.29 Diese Art von Vorfällen ist das wahre Vermächtnis von Dengs »Reformen« auf dem Land.

Es wird oft behauptet, dass Dengs Agrarreformen den Wohlstand der Bauernschaft verbessert haben. Es stimmt, dass die Auflösung der Kommunen zu einer fünfjährigen Periode beschleunigter landwirtschaftlicher Produktion führte. Aber darauf folgten Jahre des Rückgangs der Pro-​Kopf-​Nahrungsmittelproduktion.30 Trotz dieses Rückgangs neigen westliche Kommentatoren dazu, die Auflösung der Kommunen als uneingeschränkten wirtschaftlichen Erfolg zu bezeichnen.

Tatsache ist jedoch, dass die Auflösung der Bauernkommunen für die Bauern eine Ursache echter Entbehrungen darstellte. Indem Deng die herrschende Klasse Chinas ermutigte, den Großen Sprung nach vorn als eine Katastrophe zu beschreiben, die Millionen von Menschen das Leben kostete, konnte er eine politische Linie entwickeln, die seine regressive Politik auf dem Lande legitim erscheinen ließ.

Deng Xiaoping gibt Mao die Schuld an den Hungertoten

Damit sich Dengs Linie durchsetzen konnte, musste er nicht nur beweisen, dass es in den Jahren 1959 – 61 zu einem Massensterben kam, sondern auch, dass dies hauptsächlich auf politische Fehler zurückzuführen war. Nach dem Großen Sprung nach vorn lautete der offizielle Standpunkt der chinesischen Regierung zur Hungersnot, dass sie zu 70 Prozent auf Naturkatastrophen und zu 30 Prozent auf menschliches Versagen zurückzuführen sei. Dieses Urteil wurde von der Regierung Deng Xiaoping revidiert. In den 1980er Jahren wurde behauptet, die Probleme seien zu 30 Prozent durch Naturkatastrophen und zu 70 Prozent durch menschliches Versagen verursacht worden. Aber wenn Maos Maßnahmen zum Tod von Millionen von Bauern geführt hätten, hätten die Bauern sicherlich erkannt, was vor sich ging. Es ist jedoch erwiesen, dass sie Mao nicht für die meisten Probleme verantwortlich machten, die während des Großen Sprungs nach vorn auftraten.

Lange nach Maos Tod reiste Professor Han Dongping nach Shandong und Henan, wo in den Jahren 1959 – 1961 die schlimmsten Hungersnöte auftraten.

Han Dongping stellte fest, dass die meisten der von ihm befragten Bauern eher die erste als die zweite Interpretation der Ereignisse bevorzugten, sprich, sie glaubten nicht, dass Mao die Hauptschuld an den Problemen trug, unter denen sie während des Großen Sprungs nach vorn litten.31 Das soll nicht heißen, dass es nicht auch tragische Fehler gab. Dongping schrieb über die Einführung des gemeinschaftlichen Essens in den Landgemeinden. Zunächst war dies eine sehr beliebte Politik unter den Bauern. In der Tat berichteten 1958 viele Bauern, dass sie noch nie in ihrem Leben so gut gegessen hätten. Das Problem war, dass dieser neue, scheinbare Überfluss zu Nachlässigkeit bei der Ernte und dem Verzehr der Lebensmittel führte. Die Menschen schienen davon auszugehen, dass die Regierung die Versorgung mit Lebensmitteln garantieren könne und sie selbst keine Verantwortung für die Ernährungssicherheit trügen.

Angesichts der Armut Chinas in den späten 1950er Jahren war dies ein Fehler, der zwangsläufig zu ernsten Problemen führen musste. Die kommunistische Führung hätte schnellere Korrekturmaßnahmen ergreifen müssen, um diesen Fehler zu beheben. Drei Jahre mit schrecklichen Naturkatastrophen machten die Dinge noch viel schlimmer. Die Solidarität zwischen den Kommunemitgliedern in den am schlimmsten betroffenen Regionen brach zusammen, da Einzelne versuchten, die Ernte vor der Ablieferung zu beschlagnahmen. Auch diese Praxis verschlimmerte eine schlechte Situation. Es muss jedoch betont werden, dass die Bauern selbst Han Dongping nicht sagten, dass Fehler in der Organisation der Gemeinschaftsverpflegung die Hauptursache für die von ihnen erlittene Hungersnot waren. Han Dongping selbst kritisiert Mao scharf für die Folgen seiner »übereilten« Politik während des Großen Sprungs nach vorn. Er schreibt jedoch auch:

»Ich habe zahlreiche Arbeiter und Bauern in Shandong und Henan befragt, und ich habe keinen einzigen Bauern oder Arbeiter getroffen, der gesagt hätte, Mao sei schlecht gewesen. Ich habe auch mit einem Wissenschaftler in Anhui gesprochen [wo die Hungersnot am schlimmsten gewesen sein soll – Joseph Ball], der zufällig in ländlichen Gebieten aufgewachsen ist und in Anhui geforscht hat. Er hat nie einen Bauern getroffen, der sagte, Mao sei schlecht gewesen, und auch keinen, der sagte, Deng [Xiaoping] sei gut gewesen.«32

Man könnte argumentieren, dass Han Dongpings – zumindest teilweise – Sympathie für Mao seine Interpretation dessen, was er von den Bauern hörte, gefärbt haben könnte. Man muss jedoch auch bedenken, dass zwei seiner Großeltern während des Großen Sprungs nach vorn an Krankheiten starben, die mit dem Hunger zusammenhingen, und Han Dongping klingt oft kritischer gegenüber Maos Politik in dieser Zeit als die Bauern, die er interviewt.

Massive Todesfälle? Die demografischen Beweise

Die relative Sympathie der Bauern für Mao, wenn sie sich an den Großen Sprung nach vorn erinnern, muss die demographischen Beweise in Frage stellen, die darauf hindeuten, dass in dieser Zeit Dutzende von Millionen von ihnen verhungerten. Westliche Akademiker scheinen sich über die Stichhaltigkeit dieser Beweise einig zu sein. Selbst diejenigen, die sie in Frage stellen, wie Carl Riskin, beharren am Ende immer darauf, dass alle »verfügbaren Beweise« darauf hindeuten, dass in dieser Zeit eine Hungersnot riesigen Ausmaßes grassierte.

Tatsache ist, dass eine Reihe von Quellen belegen, dass es in dieser Zeit zu einer Hungersnot kam, aber die entscheidende Frage ist, ob es sich um eine Hungersnot handelte, der 30 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Das wäre wirklich beispiellos gewesen. Obwohl wir es gewohnt sind, in den Zeitungen Schlagzeilen wie »Dutzende Millionen stehen vor dem Hungertod in Afrika« zu lesen, ist es nicht ungewöhnlich, dass tatsächlich mehrere zehn Millionen Menschen bei einer Hungersnot sterben. Die Hungersnot in Bangladesch von 1974-​Prozent beispielsweise ist als ein äußerst tragisches Ereignis in der Geschichte des Landes in Erinnerung geblieben. Die offizielle Zahl der Todesopfer der Hungersnot in Bangladesch betrug jedoch 30.000 (bei einer Bevölkerung von 76 Millionen in einem Jahr), obwohl inoffizielle Quellen die Zahl der Todesopfer mit 100.000 beziffern.33 Vergleichen Sie dies mit einer angeblichen Zahl von 30 Millionen Todesopfern bei einer Bevölkerung von 660 – 670 Millionen in einem Jahr während des Großen Sprungs nach vorn. Proportional gesehen soll die Zahl der Todesopfer des Großen Sprungs nach vorn etwa 35 Mal höher sein als die geschätzte Zahl der Todesopfer der Hungersnot in Bangladesch!

Es ist ziemlich irreführend zu sagen, dass alle »verfügbaren Beweise« die Gültigkeit der These von den massiven Todesfällen belegen. Die Wahrheit ist, dass alle Schätzungen von zig Millionen Todesopfern des Großen Sprungs nach vorn auf Zahlen für die Todesraten der späten 1950er- und frühen 1960er-​Jahre beruhen. Es gibt nur sehr unsichere Bestätigungen für diese Zahlen aus anderen Statistiken für diesen Zeitraum.

Das Problem ist, dass die Sterbeziffern für den Zeitraum 1940 – 82, wie die meisten chinesischen demografischen Informationen, von der chinesischen Regierung bis Anfang der 1980er-​Jahre als Staatsgeheimnis betrachtet wurden. Wie wir noch sehen werden, untergräbt die Ungewissheit darüber, wie diese Daten erhoben wurden, ernsthaft ihren Status als konkrete Beweise. Erst 1982 wurden die Sterbeziffern für die 1950er- und 1960er-​Jahre veröffentlicht (siehe Tabelle 1).

Sie zeigen angeblich, dass die Sterbeziffer von 10,8 pro Tausend im Jahr 1957 auf 25,4 pro Tausend im Jahr 1960 anstieg und dann auf 14,2 pro Tausend im Jahr 1961 und 10 pro Tausend im Jahr 1962 zurückging. Aus diesen Zahlen geht hervor, dass zwischen 1958 und 1961 etwa 15 Millionen Menschen zu viel durch die Hungersnot starben.34

Tabelle 1. Offizielle Sterbeziffern für China 1955 – 1962

US-​Demographen und die chinesische Statistik

Chinesische Daten über Hungertote wurden von einer Gruppe amerikanischer Demographen in ihrer eigenen Arbeit zu diesem Thema verwendet. Diese Demographen waren Ansley Coale, John Aird und Judith Banister. Man kann sagen, dass sie die drei Personen sind, die die Hypothese der »Massensterblichkeit« im Westen erstmals popularisiert haben. Ansley Coale war eine sehr einflussreiche Persönlichkeit in der amerikanischen Demografie. Er war beim Office of Population Research beschäftigt, das in den 1980er-​Jahren von der Rockefeller Foundation finanziert wurde, als er seine Arbeit über China veröffentlichte. John Aird war ein Forschungsspezialist für China beim U.S. Bureau of the Census. Im Jahr 1990 schrieb er ein Buch, das vom American Enterprise Institute veröffentlicht wurde, einer Einrichtung, die neoliberale Politiken fördert. Dieses Buch trug den Titel Slaughter of the Innocents (»Das Schlachten der Unschuldigen«) und war eine Kritik an Chinas Ein-​Kind-​Geburtskontrollpolitik. Judith Banister war eine weitere Arbeiterin im U.S. Bureau of the Census. Sie wurde von ihrer Arbeit freigestellt, um ein Buch zu schreiben, in dem auch die Todesfälle des Großen Sprungs nach vorn behandelt wurden.35 John Aird las ihr Buch vor der Veröffentlichung und gab ihr Ratschläge.

Judith Banister hat Zahlen vorgelegt, aus denen hervorgeht, dass während des Großen Sprungs nach vorn 30 Millionen Menschen zu viel starben. Das ist fast doppelt so viel wie in den offiziellen chinesischen Statistiken angegeben. Sie ist der Ansicht, dass die offiziellen Statistiken die Gesamtsterblichkeit unterschätzen, weil die chinesische Bevölkerung in der fraglichen Zeit zu wenig Todesfälle gemeldet habe.

Banister berechnet die Gesamtzahl der nicht gemeldeten Todesfälle in diesem Zeitraum, indem sie zunächst die Gesamtzahl der Geburten zwischen den beiden Volkszählungen von 1953 und 1964 berechnet. Dazu verwendet sie Daten aus der Volkszählung und Daten aus einer retrospektiven Fruchtbarkeitsuntersuchung aus dem Jahr 1982. (Die Teilnehmer an dieser Erhebung wurden gebeten, die Anzahl der Babys zu beschreiben, die sie zwischen 1940 und 1981 zur Welt gebracht hatten). Sobald die Bevölkerung von 1953 und 1964 bekannt ist und die Gesamtzahl der Geburten zwischen diesen beiden Jahren bekannt ist, ist es möglich, die Zahl der Todesfälle zu berechnen, die in diesem Zeitraum aufgetreten wären. Anhand dieser Informationen errechnet sie die Gesamtzahl der Sterbefälle für den Zeitraum von elf Jahren, die viel höher ist als die offiziellen Sterbeziffern.

Um abzuschätzen, wie viele dieser Todesfälle während des Großen Sprungs nach vorn auftraten, greift Banister auf die offiziellen chinesischen Todesratenstatistiken zurück. Sie geht davon aus, dass diese Zahlen die tatsächliche Entwicklung der Todesfälle in China in diesem Zeitraum widerspiegeln, auch wenn sie in absoluten Zahlen zu niedrig waren. So geht sie zum Beispiel davon aus, dass die offizielle Sterbeziffer von 25 pro Tausend im Jahr 1960 tatsächlich auf einen enormen Anstieg der Sterblichkeitsrate im Jahr 1960 hinweist. Kombiniert sie dies jedoch mit ihren Schätzungen über die zu niedrig gemeldeten Todesfälle im Zeitraum 1953 – 1964, kommt sie auf eine Zahl von 45 Todesfällen pro Tausend im Jahr 1960. In Jahren, in denen keine Hungersnot behauptet wird, steigt die Zahl der Todesopfer nach dieser Methode ebenfalls an. Im Jahr 1957 beispielsweise erhöht sie die Sterblichkeitsrate von der offiziellen Zahl von 10,8 pro Tausend auf 18 pro Tausend. Banister vergleicht dann die revidierten Todesraten in guten Jahren mit den revidierten Todesraten in angeblichen Hungerjahren. Auf diese Weise kommt Banister zu ihrer Schätzung von 30 Millionen zusätzlichen Todesfällen während des Großen Sprungs nach vorn.36

Fragen zu den chinesischen Statistiken

Zur Untermauerung der These, dass eine große Hungersnot stattgefunden habe, wird eine Vielzahl chinesischer Zahlen angeführt. Es werden auch Statistiken zitiert, die angeblich zeigen sollen, dass Mao daran schuld war. Dazu gehören Zahlen, die angeblich eine Aufschlüsselung der erhöhten Sterblichkeitsrate in den Provinzen während des Großen Sprungs nach vorn enthalten37 sowie Zahlen, die einen massiven Rückgang der Getreideproduktion während des Großen Sprungs nach vorn zeigen38 und auch Zahlen, die angeblich zeigen, dass schlechtes Wetter nicht für die Hungersnot verantwortlich sei.39 Diese Zahlen wurden alle in den frühen 1980er-​Jahren zur Zeit von Dengs »Reformen« veröffentlicht.

Doch wie vertrauenswürdig sind diese Zahlen überhaupt? Wie wir gesehen haben, wurden sie Anfang der 1980er-​Jahre veröffentlicht, zu einer Zeit, in der der Große Sprung nach vorn und die Volkskommunen scharf kritisiert wurden. China war unter Deng eine Diktatur, die versuchte, den Informationsfluss zu ihrer Bevölkerung rigoros zu kontrollieren. Man kann davon ausgehen, dass eine Regierung, die sich ständig in die Berichterstattung über öffentliche Angelegenheiten durch die Medien einmischt, sich auch in die Erstellung von Statistiken einmischt, wenn es ihr passt. John Aird schrieb 1982:

»Der Hauptgrund dafür, dass so wenige nationale Bevölkerungsdaten in chinesischen Quellen erscheinen, ist jedoch die zentrale Zensur. Ohne vorherige Genehmigung durch den Staatsrat dürfen keine nationalen Bevölkerungszahlen veröffentlicht werden. Selbst Beamte des SSB [Staatliches Statistisches Büro] dürfen solche Zahlen nicht verwenden, bevor sie nicht freigegeben wurden.«40

Von besonderem Interesse ist die Frage, unter welchen Umständen das Staatliche Statistische Amt die Zahlen zur Sterblichkeitsrate ermittelt hat. Die Zahlen, die US-​amerikanische und chinesische Wissenschaftler für die Gesamtzahl der Todesopfer während des Großen Sprungs nach vorn angeben, hängen alle von der wichtigsten Statistik zur Todesrate in den betreffenden Jahren ab.

Wenn wir im Detail wüssten, wie die Informationen über die Sterblichkeitsraten während des Großen Sprungs nach vorn gesammelt wurden, könnten wir natürlich mit größerer Sicherheit sagen, dass sie korrekt sind. Das Problem ist, dass diese Informationen nicht verfügbar sind. Wir müssen uns darauf beschränken, die chinesischen Regierungen beim Wort zu nehmen, dass ihre Zahlen wahr sind. Darüber hinaus deuten die Aussagen von Aird und Banister darauf hin, dass es sich bei den Zahlen zur Sterblichkeitsrate um Schätzungen handelt, die nicht auf einer tatsächlichen Zählung der gemeldeten Todesfälle beruhen.

Aird stellt fest, dass »die offiziellen Vitalraten [Geburten- und Sterberaten] der Krisenjahre [des Großen Sprungs nach vorn] Schätzungen sein müssen, deren Grundlage jedoch nicht bekannt ist«.41 Banister schreibt, dass China 1954 versucht hat, mit der Registrierung von Todesfällen zu beginnen, aber das System war sehr unvollständig. Sie schreibt:

»Wenn das System der Sterberegistrierung als Grundlage für die geschätzten Sterbeziffern für 1955 bis 1957 herangezogen wurde, so wurden diese nur von den Orten abgeleitet, die das System eingeführt hatten, was in der Regel fortschrittlichere oder stärker verstädterte Orte waren.«42

Banister weist darauf hin, dass sich die Situation während oder nach dem Großen Sprung nach vorn nicht sehr verbessert hat. Sie schreibt:

In den späten 1960er-​Jahren und in den meisten Jahren davor war das ständige Erfassungs- und Meldesystem für die Bevölkerung möglicherweise so unvollständig und uneinheitlich, dass das statistische Personal auf nationaler oder Provinzebene die Gesamtzahlen ganz oder teilweise schätzen musste. Insbesondere in den 1950er-​Jahren befand sich das ständige Registrierungs- und Meldesystem für die Bevölkerung erst im Aufbau und erfasste anfangs nicht die gesamte Bevölkerung. Alle nationalen Bevölkerungszahlen für die 1950er-​Jahre, mit Ausnahme der Volkszählungsergebnisse, basierten wahrscheinlich auf unvollständigen lokalen Meldungen, die durch Schätzungen ergänzt wurden.43

Sie schreibt weiter:

»In allen Jahren vor 1973 – 75 waren die Daten der Volksrepublik China über die rohe Sterblichkeit, die Säuglingssterblichkeit, die Lebenserwartung bei der Geburt und die Todesursachen nicht vorhanden, unbrauchbar oder bestenfalls eine Unterschätzung der tatsächlichen Sterblichkeit.«44

Der Leser sucht in der Arbeit von Aird, Coale und Banister vergeblich nach einem Hinweis darauf, warum sie auf der Grundlage der offiziellen Sterblichkeitszahlen so zuversichtlich Zahlen für zig Millionen Tote im Großen Sprung nach vorn angeben können. Diese Autoren wissen nicht, wie diese Zahlen zustande gekommen sind, und insbesondere im Fall von Banister scheinen sie wenig Vertrauen in sie zu haben.

Angebliche Todesfälle unter Jungen während des Großen Sprungs nach vorn

Einige Demographen haben versucht, die Kindersterblichkeitsrate zu berechnen, um die Hypothese der »Massensterblichkeit« zu belegen. Die Beweise, die sie dabei erbringen, trüben jedoch eher das Bild, als dass sie die Beweise aus den Todesraten untermauern.

Eine mit dieser Methode durchgeführte Berechnung der Todesfälle findet sich in dem Artikel »Hungersnot in China« von 1984.45 In diesem Artikel wurden die früheren Arbeiten von Aird, Coale und Banister überprüft. Er akzeptiert die Behauptung der letztgenannten Autoren, dass während des Großen Sprungs nach vorn insgesamt eine große Zahl von Todesfällen zu verzeichnen war. Die Autoren versuchen jedoch auch, getrennte Zahlen für den Tod von Kindern und Erwachsenen in diesem Zeitraum zu berechnen. Die Beweise, die der letztgenannte Artikel zusammenzustellen versucht, werden von denjenigen, die über diese Zeit schreiben, sehr häufig zitiert.

Die Autoren von »Hungersnot in China« berechnen die Säuglingssterblichkeit anhand der Retrospektiven Fruchtbarkeitserhebung von 1982. Sie verwenden diese Erhebung, um die Zahl der Geburten in jedem Jahr des Großen Sprungs nach vorn zu berechnen. Sobald die Zahl der Geburten für jedes Jahr geschätzt ist, kann berechnet werden, wie viele der in den Jahren 1958 – 1962 Geborenen überlebten, um bei der Volkszählung von 1964 gezählt zu werden. Dies kann mit den Überlebensraten von Säuglingen verglichen werden, die in Jahren geboren wurden, in denen es angeblich keine Hungersnot gab.

Anhand von Modell-​Lebenszeittabellen wird berechnet, wie viele der vor der Volkszählung gestorbenen Säuglinge in jedem Hungerjahr gestorben sind. Anschließend wird diese Zahl in eine Zahl für die Anzahl der Todesfälle von Kindern unter zehn Jahren in jedem der Hungerjahre umgerechnet. Diese endgültige Zahl wird mit Hilfe von Sterbetafeln und den Sterblichkeitsraten des jeweiligen Zeitraums ermittelt.

Die Autoren dieses Artikels argumentieren, dass die Hungersnot in den Jahren 1958 – 59 begann. Sie berechnen, dass in diesem Zeitraum 4.268.000 überzählige Todesfälle bei den unter 10-​Jährigen auftraten, was einer Verdoppelung der Todesrate in dieser Altersgruppe entspricht (siehe Tabelle 2). Gleichzeitig gab es jedoch nur 216000 überzählige Todesfälle bei den über 10-​Jährigen (in einem Land mit über 600 Millionen Einwohnern liegt diese Zahl sicherlich innerhalb einer vernünftigen Fehlermarge). Die Erklärung dafür ist, dass die Kinder in dieser Zeit verhungern mussten, weil es keine wirksamen Rationierungen gab. Aber bei Hungersnöten leiden traditionell sowohl die ganz Jungen als auch die ganz Alten. Doch in diesem Jahr waren nur die Jungen betroffen. In den Jahren 1960 – 1961 geht die Zahl der überzähligen Todesfälle bei den unter 10-​Jährigen auf 553.000 zurück, während die Zahl der über 10-​Jährigen auf 9 Millionen ansteigt. Noch bizarrer ist, dass für 1961 – 62 4.424.000 überzählige Todesfälle bei Kindern berechnet werden, aber keine überzähligen Todesfälle bei den über 10-​Jährigen in diesem Zeitraum auftreten.

Tabelle 2. Geschätzte überzählige Todesfälle aufgrund von Hungersnöten 1958 – 1962

Hier liegt eindeutig ein Paradoxon vor. Nach den von den Chinesen vorgelegten Todesraten war 1960 das schlimmste Kalenderjahr der Hungersnot. Die Sterblichkeitsrate stieg von 10,8 pro Tausend vor der Hungersnot auf 25,4 pro Tausend im Jahr 1960, dem Jahr, in dem die Zahl der Hungertoten bei weitem am höchsten war. Wenn dies zuträfe, müsste man erwarten, dass die Jahre 1959 – 60 und 1960 – 61 die schlimmsten Steuerjahre in Bezug auf die Zahl der Todesfälle bei Kindern waren. Nach Angaben der Autoren traten jedoch nur 24,6 Prozent der überzähligen Todesfälle bei Kindern in diesen Steuerjahren auf, im Gegensatz zu 98,75 Prozent der überzähligen Todesfälle bei den Zehnjährigen oder Älteren!

Es ist schwer zu verstehen, warum die Kindersterblichkeit in den Jahren 1958 – 59 so hoch gewesen sein soll. Alle sind sich einig, dass 1958 ein Rekorderntejahr war, auch wenn die Zahlen zur Getreideproduktion übertrieben waren. Der Großteil der chinesischen Ernte wird im Herbst46 eingebracht, so dass es schwer zu verstehen ist, warum die hohe Sterblichkeitsrate Ende 1958 begann oder sogar in den ersten drei Monaten des Jahres 1959 auftrat. Wie wir gesehen haben, befragte Han Dongping, Assistenzprofessor für Politikwissenschaften am Warren Wilson College, Bauern in Shandong und Henan, wo die schlimmsten Auswirkungen der Probleme in der Zeit von 1959 bis 1961 zu spüren waren. Sie gaben an, dass sie noch nie so gut gegessen hatten wie nach der Rekordernte von 1958.47 Die offiziellen Zahlen zur Sterblichkeitsrate zeigen einen leichten Anstieg von 10,8 pro Tausend im Jahr 1957 auf 12 pro Tausend im Jahr 1958. Warum war die Säuglingssterblichkeit im Steuerjahr 1958/​59 nach den von den Demographen vorgelegten Zahlen so viel schlechter? Warum hat sich die Situation im Jahr der angeblichen schwarzen Hungersnot verbessert?

Die Autoren von »Famine in China« führen dies darauf zurück, dass ein Rationierungssystem eingeführt wurde, das alle Menschen im arbeitsfähigen Alter und darunter unterstützte, die Alten aber dem Tod überließ. Sicherlich gibt es Hinweise darauf, dass die Jungen im arbeitsfähigen Alter höhere Rationen erhielten als die Alten, weil die Jungen körperliche Arbeit verrichteten.48

In den Jahren 1961 – 62, als die Autoren behaupten, dass die Hungersnot noch andauerte, stieg die Sterbeziffer der unter 10-​Jährigen auf 4.424.000 an, während die Sterbeziffer der über 10-​Jährigen auf Null sank. Es wird behauptet, dass die Rationierung in dieser Zeit gelockert wurde, so dass die jungen Menschen sterben konnten. Es wird nicht erklärt, warum in diesem Zeitraum auch keine alten Menschen starben. Behaupten die Autoren, dass chinesische Familien bei Hungersnöten ihre Kinder sterben lassen würden, nicht aber alte Menschen? Die Autoren liefern keine Beweise für diese kontraintuitive Schlussfolgerung ihrer Analyse.

Sie versuchen, ihre These mit Zahlen zu untermauern, die angeblich einen Rückgang der Zahl der älteren Menschen zwischen den beiden Volkszählungen von 1953 und 1964 belegen. Das Argument lautet, dass in einem Land, das sich gesund entwickelt, die Zahl der alten Menschen in der Bevölkerung eher steigen als sinken sollte. Sie argumentieren, dass die Zahlen für China in diesem Zeitraum einen Rückgang der Zahl der alten Menschen zeigen, der darauf zurückzuführen ist, dass ihnen während des Großen Sprungs nach vorn Rationen verweigert wurden.

Die von ihnen genannten Zahlen sind jedoch nicht mit einem Massensterben vereinbar, das durch eine Unterversorgung aller Menschen ab einem bestimmten Alter verursacht wird. Die Autoren stellen fest, dass die altersspezifischen Wachstumsraten bei Männern über 45 und bei Frauen über 65 Jahren zwischen den beiden Volkszählungen sinken. Was für ein Rationierungssystem hätte zu einer solchen Disparität geführt? Eines, das Frauen im Alter von 45 bis 65 Jahren versorgt, Männer im gleichen Alter aber nicht? Außerdem sind die Zahlen für Frauen auch nach dem Alter von 65 Jahren nicht einheitlich. Die Zahl der 75- bis 79-​Jährigen stieg in den vorgelegten Zahlen um 0,51 Prozent. Diese Zahl lässt sich gut mit den Wachstumsraten der Altersgruppen unter 65 Jahren vergleichen. So stieg beispielsweise die Zahl der 20- bis 24-​Jährigen um 0,57 Prozent und die der 45- bis 49-​Jährigen um 0,55 Prozent. Die Zahlen für Frauen zeigen kein Muster, das auf ein Rationierungssystem schließen lässt, das alte Menschen diskriminiert. Fehlerhafte Ausgangsstatistiken sind eine weitaus plausiblere Erklärung für die verwirrenden Zahlen, die die Autoren präsentieren, als ihre eigenen schwer zu schluckenden Hypothesen über Rationierung.

Tabelle 3. Interzensische alters- und geschlechtsspezifische Wachstumsraten der Bevölkerung 1953 – 1964

Dieser Artikel kann die Zweifel an den massiven Hungertoten nicht ausräumen. Zwar können die Autoren des Artikels auf eine gewisse Bestätigung der von ihnen vorgelegten Beweise verweisen. So gibt es zum Beispiel eine vernünftige Korrelation zwischen der Zahl der Geburten, die in der Geburtenzählung von 1982 angegeben wurde, und den Zahlen zur Geburtenrate, die angeblich in den Jahren 1953 – 1964 erhoben wurden. Auch die Überlebensraten der in der Hungersnot geborenen Jahrgänge bei der Volkszählung von 1964 und die Überlebensraten bei der Volkszählung von 1982 stimmen einigermaßen überein.

Wenn verschiedene Beweise, die angeblich unabhängig voneinander gesammelt wurden, miteinander korrelieren, dann ist das ein gewisser Beweis dafür, dass die Hypothese des Autors wahr ist. In diesem Fall könnte man meinen, es gäbe eine Patt-​Situation. Auf der einen Seite gibt es die Korrelation zwischen diesen Beweisen, auf der anderen Seite das enorme Missverhältnis zwischen Kindersterblichkeit und Erwachsenensterblichkeit in angeblichen Hungerjahren.

Wir dürfen jedoch nicht die Bedenken vergessen, die hinsichtlich der allgemeinen Gültigkeit der von der chinesischen Regierung nach dem Tod von Mao veröffentlichten Bevölkerungsstatistiken bestehen. Angesichts dieser Unsicherheiten sind die Korrelationen zwischen den Zahlen der Geburtenrate und der Fertilitätserhebung nicht wirklich entscheidend. Korrelationen zwischen den chinesischen Bevölkerungszahlen kommen auch anderswo vor und wurden von Demographen in Betracht gezogen. Banister spricht in einem anderen Zusammenhang von der Möglichkeit einer »gegenseitigen Abhängigkeit« chinesischer demografischer Erhebungen, die vermeintlich unabhängig voneinander durchgeführt wurden. Sie weist darauf hin, dass die Volkszählungszahlen für 1982 und die aus der Lebensregistrierung im Jahr 1982 abgeleiteten Bevölkerungszahlen angeblich unabhängig voneinander erhoben wurden. Es besteht jedoch eine extrem hohe Korrelation zwischen den beiden Zahlen.49 Die Möglichkeit einer solchen »gegenseitigen Abhängigkeit« zwischen den Zahlen des Fertilitätssurveys und den Zahlen der Geburtenrate sollte nicht ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus muss gesagt werden, dass die Autoren von »Hungersnot in China« nur eine Schätzung der Überlebensrate der während des Großen Sprungs nach vorn geborenen Kinder vorlegen. Der Artikel von Ansley Coale, der im selben Jahr veröffentlicht wurde, zeigt einen ziemlich signifikanten, aber viel geringeren Rückgang der Überlebensrate in den Jahren 1958 – 59 bis zur Volkszählung 1982 als in »Hungersnot in China« angegeben.50 Dies deutet auf einen weitaus geringeren »Überschuss« an Kindersterblichkeit in den fraglichen Jahren hin. Außerdem zeigen die Zahlen von Coale im Gegensatz zu den Zahlen in »Hungersnot in China« keine Verschlechterung der Überlebensrate von Babys, die in den Jahren 1961 – 2 bis zur Volkszählung von 1982 geboren wurden.

Zweifel an den Beweisen für die Überlebensrate in Verbindung mit Zweifeln an den Beweisen für die Sterblichkeitsrate untergraben die etablierten Ansichten über die Geschehnisse während des Großen Sprungs nach vorn erheblich. Insgesamt hinterlässt die Durchsicht der Literatur den Eindruck, dass eine nicht sehr gut begründete Hypothese einer massiven Sterblichkeitsrate in eine absolute Gewissheit umgewandelt wurde, ohne dass es dafür eine wirkliche Begründung gibt.

Fragen zu chinesischen Volkszählungsinformationen

Ein letzter Beweis für die These der »massiven Todesopfer« ergibt sich aus den Rohdaten der Volkszählung. Das heißt, wir können uns einfach ansehen, wie groß die Zahl der 1959 – 1961 Geborenen ist, die bis zu den nachfolgenden Volkszählungen überlebt haben, verglichen mit den umliegenden Jahren, in denen es keine Hungersnot gegeben hat. Diesen Nachweis können wir aus den verschiedenen Volkszählungen seit dem Großen Sprung nach vorn ziehen. Diese zeigen in der Tat, dass die Kohorten der in den Hungerjahren Geborenen im Vergleich zu den anderen Jahren stark geschrumpft sind.

Selbst wenn man davon ausgeht, dass es zu solchen Ausfällen gekommen ist, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass es eine große Zahl von Todesfällen gab. Die vom Regime Deng Xiaopings veröffentlichten Geburtenzahlen zeigen einen massiven Rückgang der Fruchtbarkeit während des Großen Sprungs nach vorn. Es ist möglich, die Hypothese aufzustellen, dass es einen sehr großen Geburtenrückgang gab, ohne dass dies zwangsläufig bedeutet, dass auch Millionen Menschen starben. Natürlich musste es irgendeinen Grund geben, warum die Fruchtbarkeit so schnell abnahm, wenn dies tatsächlich der Fall war. Der Hunger hätte dabei sicherlich eine große Rolle gespielt. Die Menschen hätten das Kinderkriegen aufgeschoben, weil sie befürchteten, einen weiteren Mund zu füttern, bis die Nahrungsmittelversorgung wieder besser wäre. Wenn die Menschen solche Sorgen hatten, hätte dies eindeutig auf eine Zunahme der Unterernährung hingedeutet, die zu einem gewissen Anstieg der Kindersterblichkeit geführt hätte. Dies beweist jedoch keineswegs, dass die »schlimmste Hungersnot der Weltgeschichte« unter Mao stattfand. Die niederländische Hungersnot von 1944 – 1945 führte zu einem Rückgang der Fruchtbarkeit um 50 Prozent. Die Hungersnot in Bangladesch von 1974 – 1975 führte ebenfalls zu einem Rückgang der Geburtenrate um fast 50 Prozent.51 Dies ist vergleichbar mit den Zahlen, die in der Ära Deng Xiaoping für den Rückgang der Fruchtbarkeit während des Großen Sprungs nach vorn veröffentlicht wurden. Obwohl sowohl die Hungersnöte in Bangladesch als auch in den Niederlanden sehr tragisch waren, führten sie nicht zu den wilden Sterblichkeitszahlen, die im Zusammenhang mit dem Großen Sprung nach vorn kolportiert wurden, wie oben erwähnt. In Bangladesch starben Zehntausende, nicht Zehnmillionen.

Wir sollten jedoch nicht automatisch davon ausgehen, dass die Erkenntnisse aus den einjährigen Altersverteilungen korrekt sind. Es gibt ein generelles Problem bei allen Versuchen, Informationen aus den einjährigen Altersverteilungen der Volkszählungen von 1953 und 1964 abzuleiten. Diese Zahlen tauchten erst in den frühen 1980er Jahren52 auf, als all die anderen Zahlen, die Mao für die Ermordung von Millionen von Menschen verantwortlich machten, auftauchten. Spätere Volkszählungen ( beispielsweise 1982, 1990 und so weiter) weisen weiterhin Defizite auf, aber auch hier ist Vorsicht geboten. Banister spricht von der Konsistenz der Alters- und Geschlechtsstrukturen zwischen den drei Volkszählungen von 1953, 1964 und 1982 mit sehr plausiblen Überlebensmustern für jede Altersgruppe von Volkszählung zu Volkszählung. Sie schreibt:

»Es ist überraschend, dass die drei Volkszählungen Chinas fast gleich vollständig zu sein scheinen. Man hätte erwartet, dass bei den ersten beiden Zählungen viele Menschen übersehen wurden, da sie unter nicht idealen Bedingungen durchgeführt wurden. Die Zählung von 1953 war Chinas erste moderne Volkszählung, die mit nur sechsmonatiger Vorbereitungszeit durchgeführt wurde, kurz nachdem das Staatliche Statistikamt gegründet worden war. […] Die Volkszählung von 1964 wurde unter großer Geheimhaltung durchgeführt […] und enthielt eine Frage zur Herkunft der Menschen […], die einige dazu veranlasst haben könnte, sich der Zählung zu entziehen.«53

Ping-​ti Ho von der University of British Colombia schrieb, dass die Volkszählung von 1953 zumindest teilweise auf Schätzungen und nicht auf der Zählung der Bevölkerung beruhte und »keine Volkszählung im Sinne der technischen Definition des Begriffs war«.54 Dennoch stimmt die Altersstruktur dieser Volkszählung sehr gut mit allen nachfolgenden Zählungen überein.

Um das Durcheinander noch zu vergrößern, erhielt John Aird in den 1960er-​Jahren aus chinesischen, nicht-​offiziellen akademischen Quellen Informationen über die Alters- und Geschlechtsverteilung in der Volkszählung von 1953. Er hielt die Zahlen für unzuverlässig und stellte fest, dass die Zahlen für die 5 – 24-​Jährigen niedriger sind, als man erwarten würde, und die Zahlen für die über 75-​Jährigen viel zu hoch sind. Er schlug vor, diese Zahlen zum Zwecke der akademischen Debatte durch eine hypothetische Alters-​Geschlechts-​Struktur zu ersetzen.55

Angesichts solcher Zweifel ist es sicherlich möglich, dass die konsistenten Alters-​Geschlechts-​Strukturen in aufeinanderfolgenden Strukturen durch ein gewisses Maß an »gegenseitiger Abhängigkeit« zwischen den Aufzeichnungen haben beeinflusst werden können.

Eine Durchsicht der Belege zeigt deutlich, dass absolute Gewissheit in einer politisch umstrittenen historischen Frage niemals aus »akademischer Forschung« oder »offiziellen Statistiken« abgeleitet werden sollte. Die Politik wirkt sich immer auf die Darstellung von Statistiken aus, und die Geschichte einer Periode wird in der Regel von den Gewinnern geschrieben. In Bezug auf China gehörten die Bewunderer von Maos sozialistischer Politik eindeutig nicht zu den Gewinnern.

Schlussfolgerung

Die Betrachtungsweise moderner Autoren über den Großen Sprung nach vorn ist absurd einseitig. Sie sind nicht in der Lage, das Verhältnis zwischen den Misserfolgen und den Erfolgen zu begreifen. Sie können nur erkennen, dass in den Jahren 1959 – 1961 ernsthafte Probleme auftraten. Sie können nicht begreifen, dass die Arbeit, die in diesen Jahren geleistet wurde, auch die Grundlage für den anhaltenden Gesamterfolg des chinesischen Sozialismus bei der Verbesserung des Lebens der Bevölkerung bildete. Sie versäumen es, Beweise ernsthaft in Betracht zu ziehen, die darauf hinweisen, dass die meisten Todesfälle während des Großen Sprungs nach vorn auf Naturkatastrophen und nicht auf politische Fehler zurückzuführen sind. Außerdem müssen die Todesfälle während des Großen Sprungs nach vorn gegen den Erfolg des chinesischen Volkes bei der Verhinderung vieler anderer Todesfälle während der maoistischen Periode abgewogen werden. Die Verbesserung der Lebenserwartung rettete das Leben von vielen Millionen Menschen.

Wir müssen auch bedenken, was passiert wäre, wenn es den Großen Sprung nicht gegeben hätte und die Politik der Eigenständigkeit nach dem Bruch mit der Sowjetunion nicht angenommen worden wäre. China war zu arm, um seine landwirtschaftliche und industrielle Entwicklung stagnieren zu lassen, nur weil die Sowjets ihre Hilfe verweigerten. Dies ist kein Argument dafür, dass man es nicht besser hätte machen können. Vielleicht hätte man mit besserer Planung, weniger Überoptimismus und mehr Sorgfalt einige Todesfälle vermeiden können. Dies ist eine schwierige Frage. Es ist schwer zu beurteilen, was andere vor vielen Jahren unter schwierigen Umständen getan haben.

Natürlich ist es auch wichtig, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, um sie in Zukunft zu vermeiden. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass auch Mao sich selbst für Fehler kritisierte, die er in dieser Zeit machte. Aber diese Selbstkritik sollte keinesfalls denjenigen Munition liefern, die auf der Wahrheit lächerlicher Zahlen über die Zahl der Toten in dieser Zeit bestehen. Es bleibt zu hoffen, dass irgendwann eine vernünftige Debatte über diese Fragen geführt werden kann.

Wäre die Verbesserung der Lebenserwartung in Indien so groß gewesen wie in China nach 1949, hätten Millionen von Toten verhindert werden können. Selbst Maos Kritiker räumen dies ein. Vielleicht bedeutet das, dass wir Nehru und seine Nachfolger beschuldigen sollten, »schlimmer als Hitler« zu sein, weil sie eine nicht-​maoistische Politik verfolgten, die »zum Tod von Millionen« führte. Vielleicht wäre dies aber auch eine kindische und törichte Art, die Geschichte Indiens nach der Unabhängigkeit zu beurteilen. Vielleicht genauso töricht wie die Anschuldigungen, die in den letzten 25 Jahren gegen Mao erhoben wurden.

Joseph Ball lebt in England und engagiert sich seit zwanzig Jahren in der politischen und gewerkschaftlichen Arbeit. Sein Hauptinteresse gilt der Erforschung der Organisation sozialistischer Volkswirtschaften.

Englisches Original zuerst erschienen 2006 auf MR online

Verweise

1 J. Banister, China’s Changing Population, Stanford University Press 1987.

2 J. Banister and S. Preston »Mortality in China« in Population and Development Review Volume 7, No. 1, 1981.

3 M. Meissner, The Deng Xiaoping Era. An Inquiry into the Fate of Chinese Socialism, 1978 – 1994, Hill and Way 1996.

4 Siehe zum Beispiel J. Becker, Hungry Ghosts. China’s Secret Famine, Murray 1996.

5 J. Eatwell, M. Milgate, P. Newman (eds) Problems of the Planned Economy, Macmillan Reference Books 1990.

6 Ebenda.

7 Siehe Guo Shutian »China’s Food Supply and Demand Situation and International Trade« in Can China Feed Itself? Chinese Scholars on China’s Food Issue. Beijing Foreign Languages Press 2004.

8 M. Meissner, The Deng Xiaoping Era. An Enquiry into the Fate of Chinese Socialism, 1978 – 1994, Hill and Wray 1996.

9 Siehe zum Beispiel den Bericht der amerikanischen Delegation für ländliche Kleinindustrie, Vorsitzender Dwight Perkins, Rural Small-​Scale Industry in the People’s Republic of China, University of California Press 1977 und E. Wheelwright und B. McFarlane, The Chinese Road to Socialism, Penguin 1973.

10 Ebenda.

11 Ebenda.

12 Siehe W. Burchett with R. Alley China: the Quality of Life. Penguin, 1976.

13 C. Riskin. »Seven Questions About the Chinese Famine of 1959 – 61« China Economic Review, vol 9, no.2. 1998.

14 Siehe R. MacFarquhar The Origins of the Cultural Revolution, Oxford University Press, 3 vols, 1974, 1983, 1997, J. Becker 1996 und J. Chang und J. Halliday Mao :The Unknown Story, Johnathan Cape, 2005.

15 J. Alsop »On China’s Descending Spiral« in The China Quarterly, No. 11, (July-​September 1962).

16 F. Saunders Who Paid the Piper? The CIA and the Cultural Cold War. Granta, 1999.

17 V. Marchetti, The CIA and the Cult of Intelligence, Johnathan Cape, 1974.

18 London Review of Books, Volume 23, no. 10, 24 May 2001.

19 Daily Telegraph 06/​08/​63.

20 R. MacFarquhar, T. Cheek and E. Wu (eds) The Secret Speeches of Chairman Mao. From the Hundred Flowers to the Great Leap Forward. The Council on East Asian Studies/​Harvard University Press, 1989.

21 Ebenda.

22 Ebenda.

23 New York Times 23.10.05.

24 M. Meissner, 1996.

25 Ebenda.

26 Ebenda.

27 A. Coale, »Population Trends, Population Policy and Population Studies in China.« in Population and Development Review, Volume 7, No. 1, 1981.

28 J. Aird ‘Population Studies and Population Policies in China.’ In Population and Development Review, Volume 8, No.2, 1982.

30 M. Meissner, 1996.

31 H. Dongping, 2003.

32 Ebenda.

33 R. Sobhan »Politics of Food and Famine in Bangladesh« in E. Ahmad (ed) Bangladesh Politics, Centre of Social Studies, Dacca University, 1979.

34 J. Banister China’s Changing Population Stanford University Press, 1987.

35 Ebenda.

36 Ebenda.

37 P. Xizhe »Demographic Consequences of the Great Leap Forward in China’s Provinces.« Population and Development Review, Volume 13, 4, 1987.

38 Ebenda.

39 Ebenda.

40 J. Aird 1982.

41 Ebenda.

42 J. Banister 1987.

43 Ebenda.

44 Ebenda.

45 Siehe B. Ashton, K. Hill, A. Piazza, R. Zeitz ‘Famine in China 1958 – 1961’ in Population and Development Review volume 10, no. 4, 1984.

46 Siehe C. Riskin 1998.

47 H. Dongping 2003.

48 Ebenda.

49 J. Banister, 1987.

50 A. Coale, Rapid Population Change in China 1952 – 1982. Committee on Population and Demography Report no. 27, 1984.

51 J. Bongaarts, »Does Malnutrition Affect Fecundity?« in Science 9 May, 1980.

52 B. Ashton et al 1984.

53 J. Banister, An Analysis of Recent Data on the Population of China, Indian Institute of Asian Studies, 1983.

54 Ping-​ti Ho. Studies on the Population of China 1368 – 1953. Harvard East Asian Studies 4, University of British Colombia, 1959.

55 J. Aird, »Population Growth and Distribution in Mainland China.« in Joint Committee of the U.S. Congress. An Economic Profile of Mainland China. Praeger, 1968.

Bild: »Kühn wie Wind und Wellen, alles hat bemerkenswerte Fähigkeiten« (乘风破浪 各显神通 Chengfeng polang gelei shentong). Ein Propagandaplakat des »Großen Sprungs nach vorn« (大跃进), das sich auf die »Acht Unsterblichen« (八仙, Baxian) der daoistischen Mythologie bezieht (wikimedia commons)

2 thoughts on “Hat Mao wirklich Millionen von Menschen während des Großen Sprungs nach vorn getötet?

  1. Maos Beziehungen zur Yale-​Universität? Maos Buchlobpreisung eines kanadischen Arztes? Dass des Deutschen Juden Marx‹ Ideen ausgerechnet in einem der europäisch-​jüdischer Kultur vollkommen fremden Land angewandt/​umgesetzt/​wie auch immer/​plakatiert/​plagiiert/​wurden?

    Sicherlich gibt es Kräfte, die falsche Bilder über alles mögliche in die Welt setzten wollen. Was leicht gelingt, wenn die Adressaten sich kein eigenes Bild machen können/​konnten und denen aber suggeriert wird, sie MÜSSTEN ein Bild, eine Haltung, einen Standpunkt dazu haben.

    Was mich bedenklich stimmt ist das SF-​Buch des Chinesen Cixin Liu »Die drei Sonnen« in der eine Chinese über die (für die SF-​Geschichte irrelevanten) Ausartungen der »Kulturrevolution« schreibt. Sollte das auch erfunden sein? Waren die geschilderten Dramen nur Einzelfälle?

    Man weiß es nicht – zumindest nicht, wenn man keine Zeitzeugen persönlich kennt und sowieso weit weg von dem Land ist. Und was man mir so alles erzählt wenn der Tag lang ist … man weiß es nicht …

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