Ayn Rand hat in Deutschland und in Europa im Allgemeinen keine große Bekanntheit erlangt. Das liegt auch daran, dass ihre Romane nur selten ins Deutsche übersetzt worden sind, davon vermehrt in den letzten Jahren. Es scheint aber so, dass nur eine spezialisierte sehr pro‐amerikanische Leserschaft überhaupt davon Notiz nimmt. In den USA aber ist Ayn Rand bekannt.
Auch wenn Ayn Rand nicht offiziell auf das Schild der amerikanischen bürgerlichen Ideologie gehievt worden ist, so ist ihr Einfluss dennoch nicht zu leugnen. In Europa bekommt man lediglich davon nicht so viel mit. Eine Auswahl von bedeutenden Ayn‐Rand‐Anhängern: Ex‐US‐Präsident Ronald Reagan, der ehemalige Vorsitzende der Federal Reserve Alan Greenspan1, der Mitbegründer von Wikipedia Jimmy Wales, der Gründer von Paypal Peter Thiel, der Apple‐Gründer Steve Jobs und Amazon‐Gründer Jeff Bezos2.
Ayn Rands Klassenhintergrund sollte man kennen: Sie wurde 1905 im zaristischen Russland als Alissa Rosenbaum in eine großbürgerliche Familie geboren und verließ im Jahre 1926 die Sowjetunion endgültig Richtung USA. Es ist somit ersichtlich, dass sie ausreiste, weil ihre großbürgerliche Haltung unverändert war. Entsprechend sahen auch ihre Werke aus.
Die Rezension von Ayn Rand in Amerika
In den USA sorgte Ayn Rand ursprünglich für negative Rezensionen und einen gewissen Aufschrei gegen die Blöße ihrer Ideologie namens »Objektivismus«. Auf diese Ideologie werde ich später tiefer eingehen. Der Roman Atlas Shrugged (Atlas wirft die Welt ab) wurde nach der Erstveröffentlichung im Jahre 1957 regelrecht zerrissen.3
In der Los Angeles Times wurde der Roman als »das wohl schlechteste Stück großer Fiktion seit Frau Rands gleichgewichtigem ›The Fountainhead‹ « beschrieben. Ihre Charaktere besäßen »Reklametafelgröße«, die Romansituationen seien »unglaubwürdig und unlogisch« und die Handlung sei »fieberhaft eingebildet«. Es sei schwer so eine grotesk exzentrische Darstellung außerhalb einer Irrenanstalt zu finden.
In der New York Times wurde geurteilt, dass es sich bei Atlas Shrugged »im literarischen Sinne« um »keinen ernstzunehmenden Roman« handele. In der Saturday Review wurde kritisiert, dass Ayn Rand ihre »beachtliche Gabe für das Schreiben« weggeworfen habe, indem sie den Leser von ihren Ansichten überzeugen wolle. Kritisiert wird vor allem, dass sie im Roman Strohmänner von Ansichten kreiert, die sich zerstört, um ihre positive Sicht auf Laissez‐Faire zu predigen.
In der Newsweek kam der Roman besser davon, auch wenn er unter anderem als »gigantisch« und »oft fantastisch« bezeichnet worden ist. Vor der Buchlänge von 1.168 Seiten wird gewarnt wie auch vor den Dialogen, die allzu oft zu Monologen ausarten würden. Es wird von »einer Rede« als »Kern des Buches« gesprochen, die sich auf 60 Seiten erstrecken würde. Damit ist die sogenannte »Rede von John Galt« gemeint, welche einen ebensolchen schier endlos langen Monolog darstellt. Diese Rede ist es, der den ideologischen Kern des Buches beinhaltet, auf den ich später zurückkommen werde.
Im New Yorker wurde rezensiert, dass Ayn Rand mit dem Roman eine »Gesellschaftsprophezeiung« machen wollte wie Orwell in 1984, aber dass Orwell den Polizeistaat kritisiert habe, während bei Rand unklar sei, was sie darstellen wollen würde. Anschließend folgte ein grober Umriss der Handlung mit der Interpretation des Rezensenten. Kurzum: Man wurde nicht recht schlau daraus, was Ayn Rand überhaupt mitteilen wollte mit der Handlung ihres Buches, weil diese übermäßig fiktional geschrieben wurde.
In der National Review hieß es: »Atlas Shrugged kann nur als Roman bezeichnet werden, wenn man diesen Begriff entwertet.« Dort wird der philosophische Materialismus von Ayn Rand primär kritisiert, ihr Atheismus, ihre Gottlosigkeit. Nur Leute aus der Oberschicht würden sich von diesem Roman angesprochen fühlen, der »vor Arroganz strotzen« würde. Das Buch besäße »Dogmatismus ohne Anziehungskraft«.
Insgesamt wurde das Buch also als schlechte Literatur abserviert in den Presserezensionen der Veröffentlichungszeit. Teil der literarischen Minderwertigkeit von Ayn Rands Roman ist auch, dass in ihrer Welt keine Kinder vorkommen.4 Sie war einfach nicht in der Lage, eine funktionale Welt auch nur ansatzweise darzustellen. Dass keine Kinder vorkamen kommt sicherlich auch aufgrund ihrer eigenen Kinderlosigkeit. Sie sah die Kindheit bloß als ein »Ödland«, in welchem die erwachsene Vernunft noch nicht entwickelt sei und ihre familiären Verhältnisse tabuisierte sie: »Frag mich nicht über meine Familie, meine Kindheit, meine Freunde oder meine Gefühle. Frag mich über die Dinge, die ich denke.« Dies sagte sie, weil sie meinte, dass ihr Lebens nichts mit den Grundsätzen ihrer Philosophie zu tun hätte.5 George Gilder schrieb 1986 in der Washington Post, dass Ayn Rand mit dem Ausschluss von Familien das Altruismusproblem gänzlich aus ihren Romanen verbannen, also umgehen, wollte, dadurch aber sämtlich kinderlose Protagonisten schuf, und somit die bedingungslose elterliche Liebe außen vor ließe.6 Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass Ayn Rand selbst vom Altruismus anderer materiell abhängig gewesen war. Ayn Rand umging also in ihrer literarischen Phantasiewelt Widersprüche der Realität zu ihrer Ideologie, indem sie in Vogelstraußart ihre Augen vor ihnen verschloss.
Ayn Rand findet nur offenkundigen Zuspruch im Lager der Rechtsaußen – und auch nicht vollständig.
Die in der Zeit der Erstveröffentlichung von Atlas Shrugged bekannte rechtskonservative Kolumnistin Hedda Hopper bezeichnete Ayn Rand in ihrer Kolumne als »eine der feinsten amerikanischen Bürger«, hob ihren Antikommunismus hervor und lobte den Roman.7 Die Bezeichnung als »eine der feinsten amerikanischen Bürger« trifft durchaus zu, wenn man ihre politischen Ansichten betrifft. Ihre Sichtweise ist das Klischee des amerikanischen Denkens. Deshalb ist das Urteil des britischen Magazins The Critic unpassend, dass sie intellektuelle mehr russisch als amerikanisch gewesen sei.8 Ihre Weltanschauung ist eindeutig amerikanisiert.
Trotz Ayn Rands Atheismus ist sie unter der »Christian Right« (christliche Rechten) wegen ihrer pro‐kapitalistischen wirtschaftspolitischen Anschauungen keine persona non grata. »Ich applaudiere ihrer Bemühung, dem negativen Bild von Großunternehmer als Räuberbaronen entgegenzutreten«, schreibt Mark Skousen für den Christian Science Monitor.9 Das ist offensichtlich im Widerspruch zur Bergpredigt und sonstigen Lehren der Bibel. Den Kapitalismus als »gottgewollt« zu sehen ist genauso unhaltbar, wie den Feudalismus als »gottgewollt« zu betrachten.10 Das tiefer zu elaborieren würde aber den gesteckten Themenrahmen dieses Artikels sprengen. Begnügen wir uns also mit diesem Psalmvers: »Ich weiß, dass der Herr des Elenden Sache führen und den Armen Recht schaffen wird.«11
Atlas Shrugged ist also als Roman nicht brauchbar und ideologisch selbst im bürgerlichen Lager mindestens einmal verbal umstritten. Dieser Roman ist, ironischerweise, vielen sozusagen eine »Bibel des Objektivismus«.
John Galts Rede – das »definitive Statement des Objektivismus«
Atlas Shrugged gilt als das Hauptwerk von Ayn Rand und somit des Objektivismus. Für diese Ideologie ist tatsächlich aber nur ein Kapitel von besonderer Wichtigkeit. Das Ayn‐Rand‐Institut beschreibt das Kapitel mit dem Monolog von John Galt12 als »das einprägsamste Kapitel« des Buches und dessen Rede als »Ayn Rands definitives Statement des Objektivismus«.13 Ein Glück! Somit bleiben einem hunderte Seiten sechstklassiger Schriftstellerkunst erspart. Dieser Monolog ist keine sechstklassige Schriftstellerkunst, sondern sechstklassige Philosophie. Man erkennt sehr verschwommen, dass Ayn Rand etwas von Aristoteles gelesen haben muss, wenn sie zum Beispiel John Galt Existenz und Nichtexistenz kontrastieren lässt.
Ayn Rand versucht so alles zu erklären: »A ist A. Eine Sache ist sie selbst. Ihr habt nie die Bedeutung dieser Aussage verstanden. Ich bin hier, um sie zu vervollständigen: Existenz ist Identität, Bewusstsein ist Identifikation.« Welch ein erleuchtendes Axiom! Für diejenigen, die es dennoch nicht verstanden haben, wird dieses Axiom gleich noch einmal auf andere Weise wiederholt: »A ist A. Oder, wenn ihr es in einfacherer Sprache ausgedrückt haben wollt: Du kannst deinen Kuchen nicht haben und auch noch essen.« Küchenphilosophie im buchstäblichen Sinne – aber repetitiv und nichtssagend.
Mit »A = A« wird die Philosophie dieses Monologs aber im Wesentlichen weiter abgehandelt. Diese Gleichung ist eine, wohlgemerkt, vereinfachte Form der aristotelischen Logik. Die Ausführungen des Monologs werden keineswegs besser: »Ein Wilder ist ein Wesen, das nicht versteht, dass A gleich A und die Realität real ist.« Oder: »Das Extreme, das ihr immer versucht habt zu vermeiden, ist die Erkenntnis, dass die Realität endgültig, dass A gleich A ist und dass die Wahrheit wahr ist.«
Das Ganze geht sogar so weit, bis von dieser wässrigen Philosophie nur noch die Wasseressenz geblieben ist, über die sich häufig lustig gemacht wird: »A ist A – und Mensch ist Mensch.« Um es plump und offen auszusprechen: Solche Ausführungen können nur von jemanden stammen, dem die ödeste Trivialität nicht zu blöd ist. In YouTube‐Kacke werden solche »X = X«-Sätze gerne verwendet, um eine reale Vorlage ins Lächerliche zu ziehen. Man kann von YouTube‐Kacke halten, was man will – entweder als eine belustigende Kunstform des Videoschneidens oder als eine hirn‐ und geistlose Unterhaltungsmethode – aber man muss zugeben, dass dieses Niveau an Trivialität dort eher angebracht ist als im »definitiven Statement« von Ayn Rands Philosophie.
Das Schlimmste kommt noch: Ayn Rand versucht aus »A = A« tatsächlich eine Art Weltformel zu machen: »Seht ihr, was mit dieser Welt falsch ist? Alle Desaster, die unsere Welt zerstörten, kamen vom Versuch eurer Führer die Tatsache zu umgehen, dass A gleich A ist. All das geheime Böse, das ihr fürchtet in euch zu sehen und all der Schmerz, den ihr je erlitten habt, kam von eurem eigenen Versuch, die Tatsache zu umgehen, dass A gleich A ist. Der Zweck dieser, die euch erzählt haben, diese zu umgehen, waren diejenigen, die euch vergessen lassen wollten, dass Mensch gleich Mensch ist.« Ist dieses leere Geschwätz überhaupt eines Kommentars würdig? Sicherlich nicht. Eines Lachers? Durchaus!
Die Gleichung »A = A« wird also als rhetorisches Mittel immer wieder benutzt durch den ganzen Monolog hinweg, als sei damit irgendwas bewiesen. Und dieser soll das »definitive Statement des Objektivismus« sein?
Ayn Rand stellt das Objektive (oder wohl eher den Objektivismus) dem Kollektiven gegenüber: »Wenn du deine Macht aufgibst wahrzunehmen, wenn du dem Wechsel deines Standards vom objektiven zum kollektiven akzeptierst und auf die Menschheit wartest, dir zu sagen, was du denken sollst, wirst du einen anderen Wechsel vor den Augen geschehen sehen, auf die du verzichtet hast.« Es bleibt völlig vage, was das bedeuten soll, vor allem, da eine objektive Weltanschauung und Kollektivität so wenig einen antagonistischen Gegensatz bilden wie Möhren und Erbsen.
Weiter mit Ayn Rands Küchenphilosophie: »Die Realität ist etwas Absolutes, Existenz ist etwas Absolutes, ein Häufchen Staub ist etwas Absolutes und so auch das menschliche Leben.« Wieso wohl kommt einem dabei Obi Wan Kenobis Ausspruch »Only a Sith deals in absolutes« (Nur ein Sith kennt nichts als Extreme) aus Star Wars Episode III in den Kopf? Ayn Rand denkt nur in absoluten Gegensätzen, somit sieht sie jeden Widerspruch als einen antagonistischen Widerspruch. Darin besteht die eigentliche Philosophie von Ayn Rand, welche ihre entsprechend extremen, oder besser gesagt, »absoluten« Anschauungen erzeugt haben. Von Aristoteles kann sie solche Sichtweisen nicht haben. Aristoteles ist sinngemäß der Begründer des Prinzips »Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte»14. Er lehnte lediglich eine Sache ab, die von vornherein verwerflich ist.15
Ayn Rand wandte sich in John Galts Monolog gegen den »kostspieligen historischen Fehler« zu sagen: »Ich bin, also denke ich.« Stattdessen solle man die »unwiderrufliche Tatsache akzeptieren«, dass das eigene Leben »vom eigenen Verstand« abhänge. Es handelt sich bei diesem Satz um eine Umkehr des Satzes von Descartes: »Ich denke, also bin ich.« Hier zeigt sich, dass für Ayn Rand der Geist vor der Materie kommt, ihre Weltanschauung also auf idealistischen Prämissen beruht.
»Irgendeine Gruppe, irgendeine Gang, irgendeine Nation, die versucht die Rechte der Menschen zu negieren, ist falsch, was bedeutet: sie ist böse, was bedeutet: sie ist gegen das Leben.« Ayn Rand versteht aber unter diesen »Rechten des Menschen« nicht etwa die UNO‐Menschenrechtscharta. Sie lässt John Galt sagen:
Die Doktrin, dass ›Menschenrechte‹ über den ›Eigentumsrechten‹ stehen würden, bedeutet einfach, dass einige menschliche Wesen das Recht besitzen, Eigentum aus anderen zu machen; da die Kompetenten nichts von den Inkompetenten bekommen können, bedeutet das das Recht der Inkompetenten, die Besseren zu besitzen und sie als produktives Vieh zu benutzen. Wer auch immer das als menschlich und recht ansieht, hat kein Anrecht, den Titel ›Mensch‹ zu tragen.
Ayn Rand dreht die Welt auf den Kopf. Bei ihr bedeutet »Kompetenz« Kapitalbesitz und »Inkompetenz« Kapitallosigkeit. Sie wendet sich dagegen, dass die Menschenrechte vor den Eigentumsrechten stehen sollten, weil somit die Kapitalisten die Arbeiterklasse nicht ausbeuten könnten. Vor ihrem Hintergrund, dass sie aus einer enteigneten Kapitalistenfamilie stammt, kann man ersehen, dass sie nicht als »produktives Vieh« zum Teil der Arbeiterklasse werden wollte, sondern »Mensch«, also Kapitalist, bleiben wollte. Nur durch diese biographische Interpretation aufgrund ihrer Klassenlage lässt sich aus diesem Abschnitt von John Galts Rede überhaupt ein Sinn ziehen.
Das Recht auf Privateigentum lässt Ayn Rand John Galt vehement verteidigen:
Die Quelle der Eigentumsrechte ist das Gesetz der Kausalität. Alles Eigentum und alle Formen des Wohlstands werden durch menschlichen Verstand und Arbeit geschaffen. So wie man keine Wirkungen ohne Ursachen haben kann, so kann man keinen Wohlstand ohne seine Quelle haben: ohne Intelligenz. Man kann keine Intelligenz zur Arbeit zwingen: die, die denken können, werden nicht unter Zwang arbeiten: die, die werden, werden nicht mehr produzieren als der Preis der Peitsche braucht, um sie versklavt zu halten. Man kann die Produkte des Geistes nicht erhalten, außer durch die Konditionen des Eigentümers, durch Handel und durch freiwilliges Überinkommen. Jede andere Politik gegenüber Menschen über das Eigentum von Menschen ist die Politik von Kriminellen, egal wie groß deren Nummer auch sein mag. Kriminelle sind Wilde, die kurzfristig denken und verhungern, wenn ihnen die Beute ausgeht – ganz so wie ihr heute verhungert, ihr, die glaubt, dass Verbrechen ›praktisch‹ sein sollte, wenn eure Regierung dekretiert, dass Raub legal wird und Widerstand gegen Raub illegal.
Es fehlt völlig, dass die Arbeiter ihren Geist und ihre Arbeit den Produkten zusetzen, der Kapitalist bloßer Eigentümer ist, ohne etwas zu leisten und, aufgrund mangelnder Fachkenntnisse, auch nicht leisten zu können. Ayn Rand vertritt damit eine in der Form ähnliche Anschauung wie John Locke, aber unter der Kenntnis der Existenz des monopolistischen Stadiums des Kapitalismus. Außerdem übertragt sie die kurzfristige Profitabschöpfung auf Kosten der Zukunft auf bloße »Räuberei«. Sie ignoriert völlig, dass Löhne, die eine Familiengründung unmöglich machen und Raubbau an der Natur, der das Überleben der Menschheit als ganzes langfristig unmöglich macht, letztendlich zum Mangel an Arbeitskräften und an Möglichkeiten führt, überhaupt zu produzieren. Auch wenn der Bericht Die Grenzen des Wachstums vom Club of Rome damals noch nicht verfasst worden ist, sondern erst 15 Jahre später, im Jahre 1972, so waren die im Bericht beschriebenen Tendenzen schon damals existent16. Auch wenn dieser Bericht sich in vielen Einzelfragen geirrt hat (was natürlich ist für eine Jahrhundertprognose), so ist die Grundtendenz dennoch korrekt geblieben.
Der Nachtwächterstaat ist der Idealstaat von Ayn Rand:
Der einzige angemessene Zweck einer Regierung ist der Schutz der Rechte des Menschen, was heißt: ihn vor physischer Gewalt zu schützen. Eine angemessene Regierung ist nur ein Polizist, der als Agent der Selbstverteidigung des Menschen agiert und als solcher Gewalt nur gegen jene anwendet, die anfangen, Gewalt anzuwenden. Die einzigen angemessenen Funktionen einer Regierung sind: die Polizei, um einen vor Verbrechern zu schützen; die Armee, um einen vor ausländischen Invasoren zu bewahren; und die Gerichte, um das Eigentum von einem und Verträge vor Bruch oder Betrug durch andere zu schützen, um Dispute durch rationale Regeln beizulegen, in Übereinstimmung mit dem objektiven Gesetz.
Hier findet sich durchaus die Übereinstimmung mit John Locke und Adam Smith, dass es die Grundaufgabe des Staates sei, das Privateigentum zu schützen. Dieses Staatsideal ist das, was man am meisten mit den USA in Verbindung bringt, weil es, abgesehen von sehr wenigen sozialstaatlichen Maßnahmen, die sich auch noch von Bundesstaat zu Bundesstaat unterscheiden, am ehesten dieser Staatsidee entspricht. Die Amerikaner nennen das heutzutage gerne »Small Government«.
Ayn Rand sieht ganz offensichtlich den Lohn nicht als Preis der Arbeitskraft an, sondern führt diesen auf völlig andere Prämissen zurück:
Wenn man in einer modernen Fabrik arbeitet, wir man bezahlt, nicht nur für die eigene Arbeit, sondern für den gesamten produktiven Genius, der diese Fabrik möglich gemacht hat: für die Arbeit des Industriellen, der sie gebaut hat, für die Arbeit des Investors, der das Geld gespart hat, um es auf das Unversuchte und das Neue zu riskieren, für die Arbeit der Ingenieure, die die Maschinen entworfen haben, deren Hebel man drückt, für die Arbeit des Erfinders, der das Produkt entworfen hat, mit welchem man seine Zeit verbringt, es herzustellen, für die Arbeit des Wissenschaftlers, der die Gesetze entdeckt hat, die in die Herstellung des Produktes einfließen, für die Arbeit des Philosophen, der den Menschen gelehrt hat, wie man denkt und mit wem du deine Zeit verbringst, jemanden zu denunzieren.
Dass dem Industriellen beziehungsweise dem Investoren die Fabrik gehört und dass er ein gewisses Risiko trägt, ist keine produktive Arbeit, somit, außer dem konstanten Kapital, das investiert worden ist, kein produktiver Faktor. Selbst die intellektuelle Arbeit, etwa die technischen Zeichnungen und Planungen, werden von angestellten Ingenieuren erledigt. Auch diese sind also Arbeiter. Der Industrielle beziehungsweise der Investor ist bloß der Eigentümer. Wenn die Arbeiter die Fabrik unter kapitalistischen Verhältnissen als eine Genossenschaft führen würden, so hätten sie dennoch das Risiko und müssten dennoch konstantes Kapital investieren für die Immobilie, die Gerätschaften und das Material. Auch diese bräuchten eine Betriebsleitung – etwa einen gewählten Betriebsleiter oder ein kleines Kollektiv – aber dieser würde dann wie ein Verwaltungsangestellter seinem Dienst nachgehen. Letztendlich läuft die Betriebsverwaltung im Kapitalismus heutzutage in der Regel auch durch Angestellte und nicht durch den Eigentümer selbst. Man kann sehen, dass Ayn Rand keinerlei Ahnung davon hat, wie wirtschaftliche Gesetzesmäßigkeiten funktionieren. Natürlich fließt in das konstante Kapital eine Kette von Faktoren von vorheriger Arbeit hinein, wie etwa die Arbeit von externen Wissenschaftlern, die die notwendigen Möglichkeiten zur Produktherstellung erforscht haben. Diese haben ja ein produktives Resultat abgeliefert. Der Industrielle beziehungsweise der Investor hatte nur das Geld. Selbst wenn es der Fall sein sollte, dass er dieses Geld tatsächlich »vom Munde abgespart« hätte, spätestens sobald das ersparte Geld aufgebraucht worden ist und durch den Kapitalumschlag die Profite fließen, die dieses Vermögen übersteigen, fängt dieser an, von der Arbeit anderer zu leben.
Sinnlos ist der Aufruf von John Galt, der wohlgemerkt einen Großkapitalisten verkörpert, zum Streik: »Streikt – in der Weise, wie ich es tat.« Dieser »Streik« soll der Streik sein, bei welchem der kapitalistische Unternehmer also streikt und seinen »Genius« nur für sich selbst verwendet. Dieser Aufruf würde gut in ein absurdes Theaterstück passen. Ayn Rand meint dies aber ernst. Selbst wenn die Bourgeoisie unzufrieden ist mit der politischen Situation in einem Lande, so fängt sie niemals an zu streiken. Sie hat nur zwei reale Optionen: 1. Weiterproduzieren und Gruppierungen für Unruhen finanzieren; 2. Ins Ausland gehen mit dem mobilen Kapital und dort weiterproduzieren. Aufzuhören zu produzieren ist für den Kapitalisten keine Option, so wie es keine Option ist, aufzuhören zu atmen. Durch einen derartigen »Streik« zerstört sich der Kapitalist selbst. Natürlich gab und gibt es auch Aussperrungen von Belegschaft im Kapitalismus, wodurch die Produktion kurzzeitig stillgelegt wird, aber dies geschieht in einer Streikwelle, um darum zu kämpfen, wer den längeren Atem hat bei Arbeiterstreiks. Schon an früherer Stelle sagte John Galt mit Bezug auf den »Streik«: »Ihr habt uns nichts anzubieten. Wir brauchen euch nicht.« Diese Worte könnte die Arbeiterklasse den großkapitalistischen Aktieneigentümern entgegenschleudern. Ayn Rand lässt sie aber einen Großkapitalisten sagen. Eine groteske Szene.
Anhand dieser Beispielsituation kann man ziemlich klar ersehen, dass es sich bei Atlas Shrugged nur um einen Roman, also bloße Fiktion, handelt. Eine solche Welt kann es in der Realität nicht geben. Da dieser Monolog von John Galt auf diesen fiktionalen Prämissen basiert, ist dieser nicht ernst zu nehmen, wenn man bei klarem Verstand ist.
Das Urteil »Atlas shrugged ist wie eine Karikatur des Sozialdarwinismus«, trifft genau ins Schwarze, wie man allein an diesem Auszug ersehen kann.17 Mit diesem Monolog ist die Ideologie von Ayn Rand aber noch nicht völlig abgehandelt.
Der »Objektivismus« – Ayn Rands Ideologie
Ayn Rand versuchte eine bürgerliche Ideologie ihrer Prägung zu schaffen, den »Objektivismus« (welchen sie ursprünglich »Existenzialismus« nennen wollte; der Begriff war aber bereits an Sartres lückenhafte Weltanschauung vergeben). Während der Existenzialismus letztendlich eine bürgerliche Ideologie war, die geschaffen worden ist, um linke Intellektuelle vom Sozialismus fernzuhalten, appelliert der Objektivismus an rechte Intellektuelle, falls man die angesprochenen Gruppen überhaupt als intelligent bezeichnen kann.
Den Begriff »Randismus« für den Objektivismus lehnte Ayn Rand ab, obwohl sie sich sonst stets zur Eitelkeit neigte.18 Der lächerliche Personenkult um sie tat sein Übriges. Gewissermaßen mag diese Ablehnung mittlerweile passend sein, denn es hat sich eine ideologische Schule aus ihren vagen Statements heraus entwickelt, angeführt von Leonard Peikoff.19 Dieser versucht aus Ayn Rands Gedanken eine Art systematische Ideologie zu schaffen.
Von Ayn Rand selbst darf man keine allzu ausgearbeitete Tiefe ihrer Ideologie erhoffen. Gegenüber einem Geschäftsmann von Random House hat sie den Objektivismus stichwortartig umrissen: »1. Metaphysik: Objektive Realität; 2. Epistemologie: Vernunft; 3. Ethik: Selbstinteresse; 4. Politik: Kapitalismus.«20 Der damalige Vorsitzende des Ayn‐Rand‐Instituts Michael S. Berliner definierte den Objektivismus in einem Schreiben an die Los Angeles Times 1985 folgendermaßen: »Der Objektivismus steht für Vernunft, rationales Selbstinteresse, Laissez‐Faire‐Kapitalismus, Beinhaltung der individuellen Rechte.«21 Damit könnte man es auch belassen, aber hier soll Ayn Rands Ideologie analysiert werden. Als Grundlage verwende ich Leonard Peikoffs Buch Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand, das als offiziöses Grundlagenbuch der Randschen Ideologie gilt.
Peikoff führt als Grundlage des Objektivismus das bereits im Monolog des John Galt erwähnte aristotelische Axiom »A = A« an für die »Identität»22. Nicht Identität im Sinne der heutigen Identitätspolitiker ist damit gemeint, sondern die Identität einer Sache mit sich selbst. Zum Beispiel: Ein Baum ist ein Baum und somit kein Brokkoli. Dieses Axiom ist trivial. Genauso trivial ist das Axiom: »Die Existenz existiert.«23 Ayn Rand, von der das Zitat stammt, führt weiter aus, dass, wenn nichts existieren würde, es auch kein Bewusstsein geben könnte, das sich etwas bewusst wäre. Über dieses Axiom schreibt Peikoff: »Dieses Axiom erzählt uns nichts über die Natur der Existierenden; es unterstreicht bloß die Tatsache, dass sie existieren.«24 Diese Aussage ist richtig und macht deutlich: Es handelt sich bei Ayn Rands Weltanschauung in dieser Hinsicht um einen sehr wenig ausgefeilten Materialismus. Die Existenz existiert real – es wird kein Grund oder tieferer Einblick geliefert, sondern einfach das angenommen, was da ist. Diese Weltanschauung ist trivial und wird auch von Menschen geteilt, die sich nie mit Philosophie befasst haben und aufgrund dessen einem naiven Materialismus anhängen – einem natürlichen Materialismus der auf der eigenen sinnlichen Erfahrung basiert. Man kann also sagen, dass man durch Ayn Rand rein gar nichts dazulernt im Hinblick auf das Verständnis der objektiv existierenden materiellen Welt.
Peikoff schreibt: »Ursache und Wirkung ist ein universelles Gesetz der Realität.«25 Das ist nicht zu bestreiten. Naive Materialisten sind sich vielleicht nicht immer dieses Grundsatzes bewusst, aber prinzipiell kennt den jeder. Ein weiter ausgefeiltes Verständnis dieses Grundsatzes führt zum dialektischen Denken. Soweit ist der Objektivismus aber nie ausgearbeitet worden.
Peikoff führt aus, dass für Ayn Rand ein »Primat des Bewusstseins« besteht.26 Weil aber Wissen nur Wissen über die Realität sein kann, bestehe auch ein »Primat der Existenz«.27 Peikoffs Ausführungen zu diesem Thema sind schwer verständlich und scheinen auf einen Kompromiss zwischen Primat des Geistes und Primat der Materie hinauszulaufen, denn er lehnt Materialismus und Idealismus gleichermaßen ab.28 Aus der Materie ging der Geist hervor, sozusagen als »selbsterkennende Materie«, zumindest, wenn man als dialektischer Materialist denkt. Die Objektivisten scheinen sich nicht viel darum zu scheren, ob ihre Philosophie überhaupt in sich Sinn ergibt. Sie ist schließlich nur die Beilage zu den neoliberalen Anschauungen von Ayn Rand.
Ich erspare weiteres Gerede aus dem philosophischen Kapitel über Realität von Peikoffs Buch, denn er schreibt: »Der Hauptzweck dieses Kapitels ist es, systematisch die Implikationen von ›Die Existenz existiert‹ zu entwirren.«29 Nichts wurde »entwirrt«, denn die ganze Weltanschauung von Ayn Rand ist eine Verwirrung auf Grundlage eines pervertierten Verständnisses von Aristoteles.
Im nächsten Kapitel geht es um die Sinnesauffassung und den Willen. Aus Sicht von Peikoff ist der Mensch bei Geburt eine »Tabula Rasa«, also ein unbeschriebenes Blatt, im Hinblick auf das Bewusstsein.30 Zumindest im Hinblick auf das Wissen von der Welt stimmt das. Ob das genetisch auch stimmt, im Sinne von einer gewissen Vorprägung in eine bestimmte grundsätzliche Denkrichtung, verhält sich die Angelegenheit schwieriger. Dieser Aspekt ist umstritten, betrifft aber mehr die Biologie als die Geisteswissenschaften. Peikoff ist zumindest zuzustimmen, dass ein Kind ohne Vorkenntnisse über die Welt zur Welt kommt.
Über die Sinnesauffassungen schreibt Peikoff:
Beweise bestehen in der Reduktion einer Idee auf die von den Sinnen bereitgestellten Eindrücke. Diese Eindrücke selbst sind die Grundlage allen darauf folgenden Wissens und gehen jedem Prozess der Schlussfolgerung voraus. Sie sind die Ersten der Erkenntnis, das Unanfechtbare, das Selbstevidente.31
Diese Aussage ist zumindest für das eigene Denken richtig, aber nicht, wenn man einen allgemeinen Beweis führen möchte. Für die eigene Erkenntnis kann man nur das als Input erhalten, was die eigenen Sinne hergeben. Deshalb ist es auch vergeblich, einem Farbenblinden beschreiben zu wollen, wie grüne Farbe aussieht. Für einen wissenschaftlichen Beweis benötigt man aber eine Erkenntnis, die unabhängige Gültigkeit vom eigenen Kopf besitzt, ein Naturgesetz. Dafür benötigt es der Reproduzierbarkeit der eigenen Erkenntnis. Eine Erkenntnis ist bloße Schlussfolgerung. Das müssten genug Worte sein, denn schließlich ist Peikoffs Ausführung eines: Genauso wenig originell, wie die bisher geäußerten Grundsätze. Logischerweise ist das jedem Mensch intuitiv bewusst, dessen Sinne intakt sind.
Apropos: Peikoff schreibt ähnlich: »Solange ein Mensch wach ist (und sein Gehirn intakt), ist er der Realität bewusst in der sensorisch‐wahrnehmenden Form; das ist ihm von Natur aus gegeben.«32 Das ist eine Trivialität, die keiner Diskussion bedarf. Anschließend spricht er davon, dass Bewusstsein alleine nicht ausreiche, sondern auch Wille überlebensnotwendig sei. Damit ist ein freier Wille gemeint. »Das Prinzip des Willens ist ein philosophisches Axiom, mit all seinen involvierten Eigenschaften«, schreibt Peikoff darüber.33 Über den freien Willen gibt es seitdem Menschen denken können eine philosophische Debatte, die nie letztendlich gelöst wurde und womöglich nie letztendlich gelöst wird. Auch ich habe mich im Dezember 201934 dazu geäußert und bin zur Auffassung gekommen, dass es einen freien Willen innerhalb der vorgefundenen materiellen Bedingungen gibt, aber keinen absolut freien Willen. Womit Peikoff durchaus recht hat, ist, dass man von einem freien Willen (wie auch vom Gegenteil) eigentlich nur als Axiom ausgehen kann. Was er nicht erzählt, ist, dass dies einen dennoch nicht davon freispricht, eine Argumentation dafür abzuliefern, wieso man dieses Axiom für glaubwürdiger hält als das entgegengesetzte. Peikoff argumentiert, dass, wenn die Deterministen recht hätten, selbst die pro‐deterministische Sicht determiniert sein müsste, aber fragt sich, ob das Gehirn wirklich unfehlbar sei und wieso jemand dann nicht automatisch Vernunft und Logik folgt.35 Auch hier wird ein absoluter Determinismus attackiert, wobei ich zugeben muss, dass dieser diesmal kein Strohmann ist. Hier kann man Peikoff lediglich vorwerfen, dass er einem relativen Determinismus, nämlich einem, der eingesteht, dass gewisse Dinge unvermeidlich geschehen werden, nur die Frage nach dem Wie und dem Wann offen ist, nicht in Erwägung gezogen hat. Das macht die scheinbar tieferen Ausführungen zu dem Thema wieder einmal oberflächlich.
Das Kapitel über Konzept‐Formation ist selbst an Trivialität kaum ergiebig. Ich werde dieses also stillschweigend übergehen.
Im Kapitel über Objektivität schreibt Peikoff: »Konzepte, wie jeder andere Modus der Erkenntnis, muss mit den Fakten der Realität übereinstimmen. Menschliches Wissen ist deshalb die Erfassung, nicht die Erschaffung, eines Objektes.«36 Objektivität basiert auf der Einstimmung mit den real existierenden Tatsachen. Peikoffs Ausführungen in diesem Kapitel sind selbstverständlich viel länger als diese Feststellung, aber an der Ergiebigkeit gemessen, ist diese Aussage die Quintessenz. Die restlichen Aussagen enthalten nicht viel essenziellen Inhalt. »Es gibt kein Bewusstsein ohne Existenz und keine Kenntnis der Existenz ohne Bewusstsein«, schreibt Peikoff in diesem Kapital ebenfalls.37 Diese Aussage stimmt durchaus. Aber sie ist wieder einmal eine Trivialität.
Über das Prinzip der Vernunft bei Ayn Rand schreibt Peikoff: » ›Vernunft‹ in Ayn Rands Definition ist ›die Begabung, die das Material, das die menschlichen Sinne zur Verfügung stellt, identifiziert und integriert‹.«38 Diese Definition klingt eher, als würde sie auf den Verstand (was im Englischen »mind« wäre) ganz im Allgemeinen zutreffen. Ich glaube nicht daran, dass ich ihre Worte falsch auffasse, denn der verwendete Begriff »reason« setzt zwar »mind« voraus, aber enthält eine rationale Komponente. Setzt man aber »mind« an dieser Stelle ein, weil dies mehr Sinn ergibt, so erhält man einen weiteren Allgemeinplatz. Genauso einer ist die Erkenntnis, dass die Menschheit aufgrund ihres Wissens und dadurch durch ihre Vernunft überleben würde.39 Hier wird der Begriff »reason« verwendet, obwohl »mind« vielleicht durchaus auch zutreffen würde, wenn nicht gar passender wäre. Ayn Rands Ideen sind nicht vernünftig, auch wenn sie ihrem Verstand entsprungen sind. Die Ebene der Vernunft kann man ihrem verdrehten Denken nur absprechen, wenn auch nicht den allen Menschen zu eigenen Verstand.
Peikoff erwähnt, dass Ayn Rand gegen Emotionalismus, aber nicht gegen Emotionen gewesen sei, weil dieser versuche, Gedanken durch Gefühle zu ersetzen.40 In der heutigen Zeit der Identitätspolitiker ist ein solches Statement durchaus wichtig zu betonen, nämlich, dass empfundenes beleidigt fühlen nicht mit der Realität übereinstimmen muss. In der Zeit, als diese These aufgestellt worden ist, war dies aber ein Allgemeinplatz gewesen, der einem auch ein Passant auf der Straße hätte sagen können. Natürlich ist es wichtig für objektives Denken, Fakten statt Gefühle abzuwägen, aber Ayn Rand hat das objektive Denken nicht entdeckt.
Nun zum Kapitel über »das Gute«. Peikoff schreibt eingangs: »Die objektivistische Position kann man in drei Worten zusammenfassen. Der ultimative Wert ist das Leben. Der Hauptwert ist die Rationalität. Der angemessene Begünstigte ist das Selbst.«41 Das Leben als einen Wert zu betrachten ist philosophisch fragwürdig, denn es stellt keinen Wert für sich dar. Das Leben existiert einfach. Es ist möglich, das Leben wertzuschätzen, aber das macht es nicht zu einem philosophischen Wert. Rationalität ist eher ein Grundprinzip der Weltanschauung, es ist schwierig darin einen Wert zu sehen. Ein Wert im philosophischen Sinn hat eine moralische Komponente, aber diese fehlt hier gänzlich. Der letzte Satz ist bloßer Ausdruck des Egoismus. Dieser ist das eigentliche Thema dieses Kapitels, sodass man den Kapiteltitel auch »Der Egoismus« hätte nennen können.
Peikoff schriebt, dass Ayn Rand behauptet habe, dass »rationales Selbstinteresse« (Egoismus) richtig sei und »Irrationalität Selbstlosigkeit« bedeute.42 Peikoff stellt diese Gegensätze gegenüber: » ›Opfere dich selbst für andere‹ (die Ethik des Altruismus) oder ›Opfere andere für dich selbst‹ (die Ethik der subjektivistischen Version des Egoismus).«43 Opferung für andere kennt man nur in zwei Fällen: Als Jesus sich ans Kreuz nageln ließ, um sich für die Erlösung der Menschen zu opfern und in dem Fall, dass jemand einen aus einer tödlichen Gefahr rettet, indem er sein eigenes Leben opfert. Diese beiden Fälle sind nicht alltäglich. Letzterer Fall kommt immer mal wieder vor, aber viele bringen es nicht über sich, ihr eigenes Leben für das eines anderen zu opfern. Es handelt sich dann um eine Dilemma‐Situation, in der keine letztgültig richtige Antwort besteht.
Peikoff behauptet an späterer Stelle im Buch: »Altruismus invertiert das Moralurteil, lehrt Menschen, die Selbstaufopferung zu bewundern und den Selbsterhalt als amoralisch zu schmälern oder schlimmer.«44 Auch hier sieht man wieder einen Altruismus, der zu einem absoluten Altruismus als Karikatur überzeichnet wird. Noch weiter führt Peikoff aus:
Die objektivistische Interpretation repräsentiert keinen vergorenen oder ›selbstlosen‹ Typus des Egoismus. Wir vertreten einen einfachen Egoismus, die Art, die tatsächlich das egoistische Ziel erreicht der Erhaltung der eigenen Existenz. Das Leben des Menschen als der Moralstandard ist kein ›höherer‹ Zusatz zum Leben. Ähnlich ist der rationale Egoismus keine ›höhere‹ Version des Egoismus.45
Peikoff selbst gibt also zu, dass das »rationale Selbstinteresse« beziehungsweise der »rationale Egoismus« keine »höhere Version des Egoismus« sei. Kurzum: Es wurden unnötig zig Seiten verschwendet, um ein simples Prinzip zu erläutern. Das ist nicht das erste Mal in Peikoffs Buch und, zu meinem Leidwesen als Leser, auch nicht das letzte Mal.
Natürlich ist absoluter Altruismus nicht gut für das Individuum; dieser würde krankhaft die Selbstsorge auf null senken. Damit würde die Überlebensfähigkeit der Menschheit genauso wenig gesichert sein wie beim absoluten Egoismus, der dem vorbeigehenden Rabbiner im Gleichnis des barmherzigen Samariters entspricht.46 Aber gibt es überhaupt eine Religion oder eine Weltanschauung, die einen solchen vertritt?
Das Christentum vertritt keinen absoluten Altruismus. In der Bibel steht zur Nächstenliebe: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.«47 Man soll den Nächsten nicht mehr und nicht weniger lieben als sich selbst. Darin steckt kein absoluter Altruismus, sondern eher eine Art »praktischer Altruismus«: Wenn man sich einander in einer Notlage hilft, ist jedem geholfen. Dafür muss sich keiner vollständig bis zur Selbstaufgabe opfern, sondern bloß gelegentlich Hilfsbedürftigen in einer Weise unter die Arme greifen, wie man es selbst wollen würde. Deshalb sagte Jesus: »Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!«48 Diese Art des Altruismus besitzt durchaus auch egoistische Elemente, nämlich die Hoffnung darauf, dass, wenn man anderen hilft, sie einem auch helfen. Das nennt man Kooperation. Mit diesem Verhalten hat die Menschheit ihr Überleben gesichert. Altruismus und Eigennutz stehen sich also keineswegs absolut gegenüber, sondern gehen durchaus Hand in Hand. Wären diese altruistischen Prinzipien nicht da beziehungsweise würde man sie nicht einhalten, dann hätte man in einer Notlage das Nachsehen. Das ist alles andere als im egoistischen Interesse der Einzelperson in einer Fußgängerzone an einer schweren Verletzung zu sterben, nur weil keiner keinem zu Hilfe kommt.
Der Marxismus lehrt auch keinen absoluten Altruismus. Dieser würde aus marxistischer Sicht ohnehin genauso unter die Kategorie des Idealismus fallen wie Ayn Rands absoluter Egoismus. Bekannt ist der Grundsatz, den Karl Marx in seiner »Kritik des Gothaer Parteiprogramms« äußerte: »Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.«49 Dieses Prinzip ist nur gültig in der kommunistischen Gesellschaft nach der Vergesellschaftung sämtlichen Privateigentums, der daraus folgenden Beseitigung der Warenproduktion und deren Ersetzung durch eine Planwirtschaft sowie durch die Hebung des ideologischen Bewusstseins des Volkes auf ein Niveau, das materielle Anreize nicht mehr nötig macht. Es ist also noch ein relativ weiter Weg bis zu diesem Ziel, selbst wenn noch heute mit dem sozialistischen Aufbau begonnen werden würde. Auch hier steckt kein absoluter Altruismus dahinter, sondern die wirtschaftliche und gesellschaftliche Abhängigkeit der Menschen voneinander – im Grunde genommen wieder einmal das gemeinsame Überleben der Menschheit. Nun ist es aber so, dass dieses Prinzip zu keiner Zeit Realität geworden ist. Die sozialistischen Staaten hatten ein abgewandeltes, gewissermaßen »abgeschwächtes«, Prinzip: »Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung.« Stalin befand dieses Prinzip für die »untere Phase des Kommunismus« (also den Sozialismus) für notwendig, während Marx’ Prinzip für die »höhere Phase des Kommunismus« (also der Kommunismus im eigentliche Sinne) vorgesehen ist.50
Aus diesem Prinzip folgte ein sozialistisches Leistungssystem, das materielle Anreize bei Planübererfüllung, technologischen Innovationen und so weiter beinhaltet. Das bedeutet: Wer mehr leistet, der bekommt mehr Lohn; wer etwas erfindet oder eine Entdeckung zur Materialersparnis macht, bekommt eine Prämie. Man könnte dieses Prinzip auch auf Eingaben an die Regierung ausweiten im Sinne einer Belohnung für nützliche Vorschläge, um Beteiligung materiell anzuregen, aber dieser Aspekt sei hier außen vor gelassen. Wie man sieht, sind auch hier Altruismus und Egoismus keine antagonistischen Widersprüche. Die Erhöhung der Produktivität nützt der sozialistischen Gesellschaft (dadurch indirekt auch einem selbst) und dem eigenen Lohnbescheid (dadurch direkt einem selbst).
Man könnte noch andere Beispiele anführen, aber das Christentum und der Marxismus waren Ayn Rands erklärte Gegner. Man kann also sagen: Der »absolute Altruismus«, den Ayn Rand bekämpft, ist bloß ein Strohmann. Die Aussage von Peikoff »Da der Egoismus ein Prinzip des menschlichen Überlebens ist, trifft es auf alle menschlichen Wesen zu«, ist nicht grundlegend falsch, enthält aber lediglich eine von zwei Seiten: Selbsterhalt und Arterhalt, um mal bei biologischen Kategorien zu bleiben (schließlich ist der »Kampf um das menschliche Überleben« im Kern eine biologische Kategorie).51 Egoismus und Altruismus sind beide im Menschen vorhanden und bilden ein dialektisches Spannungsfeld; sie kommen ohne einander nicht aus. Wie das genaue Maß aussieht, kommt auf die konkrete Situation an.
Peikoff schreibt im Kapitel über »Werte«: »In einer Gesellschaft mit Arbeitsteilung, kann sich ein Mensch angemessen in Erkenntnis spezialisieren.«52 Wenn jeder wirklich egoistisch handelt ohne jeglichen Altruismus, so wie es der Objektivismus lehrt, dann kann es gar keine Arbeitsteilung geben. Einfache Zusammenarbeit ist ohne Altruismus gar nicht möglich. Arbeitsteilung, vor allem als Kooperation unter den Massen, ist eben eine Produktivkraft für sich. Zusammenzuarbeiten ist auch wirtschaftlich effektiver, was man besonders bei der Fließbandarbeit erkennen kann. »Von allen Produktionsinstrumenten ist die größte Produktivkraft die revolutionäre Klasse selbst«, schrieb Karl Marx in Elend der Philosophie.53 So tief hat sich kein Ayn‐Rand‐Anhänger die wirtschaftlichen Beziehungen durchdacht. Wenn Peikoff schreibt »Die Mischwirtschaft basiert offensichtlich auf der Philosophie des Pragmatismus und deshalb auf dem Subjektivismus«, so kritisiert hier das Falsche.54 Eine »Mischwirtschaft« ist ein vager Begriff. Eine Mehrsektorenwirtschaft besteht im Kapitalismus genauso wie im Sozialismus, je nach Eigentumsform der Wirtschaftsbetriebe. Der Pragmatismus ist durchaus subjektivistisch, weil er darauf basiert, das subjektiv »Beste« zu tun, ohne eine geschlossene Weltanschauung samt Wissen zu besitzen. Man kann dem Objektivismus aber auch Vorwürfe machen aufgrund dessen Trivialität und Widersprüchlichkeit in vielerlei Hinsicht.
Nun zum Kapitel »Glücklichsein«. Peikoff erwähnt, dass es eine philosophische Ansicht gebe, die Behauptet, Glücklichsein sei unmöglich (er bleibt aber vage, welche das sein soll; möglicherweise handelt es sich dabei wieder einmal um einen Strohmann). Dem stellt er Ayn Rands Anschauungen gegenüber:
Ayn Rand, im Gegensatz dazu, vertrat mit ihrem objektiven Herangehen an die Ethik, dass Vergnügen moralisch ist. Glücklichsein ist deshalb nicht nur möglich, sondern mehr: es ist der Normalzustand des Menschen. Ayn Rand nennt diese Schlussfolgerung, welche für die objektivistische Weltanschauung essentiell ist, die Prämisse vom ›wohlwollenden Universum‹.55
Man kann sich darüber streiten, ob Glücklichsein der »Normalzustand« der Menschen ist, aber: Jeder Mensch strebt danach, glücklich zu sein. Ein Gefühl aber zu einem ideologischen Bestandteil zu verklären, ist typisch amerikanisch. Zum Beispiel schrieb Joseph Smith im Buch Mormon: »Adam fiel, damit die Menschen sein können, und Menschen sind, damit sie Freude haben können.«56 Im Alten Testament gilt der »Fall Adams« als eine Art Betriebsunfall, als die sogenannte »Ursünde«. Die mormonische Verklärung von »Adams Fall« in einen Ausgangspunkt der Freude der Menschen ist außer aus einem amerikanischen Kontext heraus nicht zu erklären. Solche amerikanischen Christen hätten an Jesu Stelle sicherlich auch das Angebot des Satans angenommen, die Welt zu erhalten, wenn er ihn angebetet hätte57 und dafür sicherlich eine theologisch weit hergeholte Erklärung parat. Zurück zu Ayn Rand. Dass das Glücklichsein bei Ayn Rand eine so zentrale ideologische Rolle spielt zeigt auch wieder deutlich, dass man sie lediglich der Herkunft nach als eine russische Autorin bezeichnen kann; inhaltlich gesehen war sie durch und durch amerikanisch und verbrachte dort den bei weitem größten Teil ihres Lebens.
Es ist anzumerken, dass Sex bei Ayn Rand ebenfalls unter dem »Glücklichsein« verwurstet worden ist. Sex sei die »Zelebrierung des Selbst und der Existenz«.58 Peikoff geht sogar so weit zu sagen:
Sex ist Moral, er ist ein herrliches Vergnügen, er ist ein tiefgründiger Wert. Wie Glücklichsein ist Sex deshalb ein Ziel in sich selbst; es ist nicht notwendigerweise ein Mittel zu einem weitergehenden Ende, wie etwa die Fortpflanzung.59
Diese Sicht auf die Sexualität kann man durchaus in der Zeit ab der 68er‐Bewegung finden, wie aber auch bei den Libertins, die de Sade in seiner Literatur der Perversion beschrieben hat. Diese Sexualmoral ist heutzutage vorherrschend. Weder Ayn Rand noch Leonard Peikoff haben auf diese das Erstgeburtsrecht. Das linksliberale Spektrum zum Beispiel vertritt diese Randsche Sexualmoral am lautstärksten, wobei diese sich auf eine aus der 68er‐Zeit herrührenden Tradition berufen. Das problematische bei dieser Sicht auf den Sex ist zum einen, dass er zu einem philosophischen Wert ernannt wird. Dieses Problem taucht immer wieder auf in der sechstklassig ausgearbeiteten objektivistischen Ideologie: Es werden Dinge zu moralischen Werten erklärt, die keine solchen darstellen, sondern Handlungen oder geistige Fähigkeiten. Es ist so, als würde man erklären: Spaghetti mit Tomatensoße sind ein Wert. So gut wie jeder Mensch wertschätzt dieses Gericht, aber das macht es nicht zu einem moralphilosophischen Wert. Ein weiteres Problem stellt die Sicht auf Sex an sich dar. Die Sexualität ist völlig von ihrem biologischen Zweck entkoppelt, nämlich der Fortpflanzung. Ich will an dieser Stelle keine prüde Sexualmoral aus der Adenauer‐Ära predigen. Dennoch muss ich sagen: Aus der Unterdrückung der Äußerung sexueller Bedürfnisse wurde eine Übersexualisierung, Sex, der zum bloßen Jux und Vergnügen wurde.60 Das ist mit einer der Gründe, wieso Homosexualität von Identitätspolitikern als »normal« gepredigt wird, obwohl diese, biologisch betrachtet, unfruchtbar bleiben muss (außer durch künstliche Befruchtung bei Lesben in etwa). Homosexuelle sollten nicht politisch diskriminiert werden, sie sind keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und außerdem ließe sich ein Verbot der Homosexualität nie effektiv durchsetzen. Diese aber nicht als biologisch abnormal zu sehen, als widernatürlich, sondern stattdessen als einen »Normaltyp« entstammt dieser Entkoppelung der Sexualität von der Reproduktion. Es müsste wieder mehr zur Normalität werden, dass Sexualität der Fortpflanzung dient und dass Eltern mehr materielle Unterstützung erhalten. Man könnte mir vorwerfen, ich sei dennoch hinter vorgehaltener Hand »prüde« und würde übertreiben. Bei Ayn Rand und Leonard Peikoff als Vertreter einer solchen pervertierten Sexualmoral ist aber eines festzustellen: Ayn Rand war kinderlos und Leonard Peikoff hat aus drei gescheiterten Ehen nur eine einzige Tochter. Diese Art der Sexualmoral ist im buchstäblichen Sinne unfruchtbar und für den Bestand der Menschheit verderblich. Im Hinblick auf die Sexualmoral leben die ganzen westlichen Staaten bereits im Universum von Atlas Shrugged, auch Deutschland.
So viel zum philosophischen Teil der objektivistischen Ideologie.
Man kann die objektivistische Philosophie folgendermaßen vereinfacht herunterbrechen: Die kurzen und bündigen stimmigen Aussagen sind seit Jahrtausenden bekannte Allgemeinplätze; die in die Länge gezogenen, langatmigen Ausführungen sind in sich inkonsistent. Peikoff schreibt: »Wenn ein Papagei darauf trainiert ist, ›2+2=4‹ zu krähen, macht ihn das nicht zum Mathematiker.«61 In ähnlicher Manier könnte man das polemisch ummünzen gegen Ayn Rand selbst: Einem Menschen beizubringen, dass »A=A« ist, macht diese Person nicht zum Philosophen. Belassen wir nun den philosophischen Teil des Objektivismus.
Ayn Rands Philosophie im Verhältnis zu ihrer Politik ist nicht dasselbe wie das des dialektischen Materialismus zur sozialistischen Politik im Marxismus. Sie scheint, gewissermaßen als das genaue Gegenteil, den Marxismus versucht haben zu spiegeln, wofür sie sich genötigt sah, einen »philosophischen Kern« für ihre Ideologie zu schaffen. Dieser passt aber, um Ayn Rands Lieblingswort zu gebrauchen, absolut nicht zu ihren politischen Anschauungen. Beide schweben zusammenhanglos nebeneinander im Raum. Kommen wir aber dennoch nun zu den politischen Anschauungen des Objektivismus. Die dort vertretenen Meinungen sind der eigentliche Kern dieser Ideologie.
Ayn Rands Anspruch, philosophisch in Aristoteles’ Tradition zu stehen, lässt sich nicht wirklich bestätigen, außer, man betreibt eine massive Klitterung von dessen Philosophie oder stimmt den Allgemeinplätzen dieser zu, die selbst Ayn Rand selbst einigermaßen korrekt wiedergeben konnte – ohne damit einen wesentlichen Punkt zu landen. Eine Ausnahme dazu mag es jedoch geben: Aristoteles Behauptung, dass Sklavenhalter und Sklaven »von Natur aus« in ihrer jeweiligen Klassenlage seien.62 Diese Behauptung mag sie nicht offen unterstützen, aber ihre Sicht, die die Kapitalisten sozusagen »von Natur aus« als »Giganten« ansieht, während das werktätige Volk bei ihr nur als eine Art »undankbares Anhängsel« gilt, kann man ihr dennoch unterstellen, diesen Gedanken im Hinterkopf zu haben. Ansonsten wären ihre politischen Sichtweisen nicht erklärbar, oder, wie sie sagen würde: »irrational«.
Ayn Rand war pro Israel. Dazu direkte Quellen zu finden, ist schwierig. Dass dies aber die offizielle Sichtweise des Objektivismus als Ideologie ist, beweist Leonard Peikoff. Er unterstützt die israelischen Faschisten gegen die »despotischen Araber«.63 Offensichtlicherweise vertreten die Ayn‐Rand‐Anhänger die US‐Außenpolitik im Bezug zu Israel, aber mit einem stark rassistischen Ton gegen die Palästinenser. Diese konkrete politische Sichtweise war aber das geringste Problem im ideologischen Denken von Ayn Rand.
Peikoff beschreibt Ayn Rands Sicht auf die Regierung wie folgt:
Die Regierung ist von Natur aus schlecht. Die Macht des Zwangs ist die Macht der Zerstörung, nicht der Erschaffung, und muss angemessen benutzt werden, zum Beispiel nur um Zerstörung zu zerstören. Für eine Gesellschaft ist es ein tödlicher Widerspruch, diese Macht in irgendein kreatives Reich, spirituell oder materiell, einzuführen: es ist der Versuch, den Tod zu benutzen, um das Leben zu erhalten.64
Ayn Rand war keine Anarchistin, aber diese Sichtweisen ihrer Schule haben schon beinahe anarcho‐kapitalistische Züge. Es wird gar nicht über die Vorteile von steuerfinanzierten Projekten gesprochen, die der Allgemeinheit zugute kommen und, weil jeder ein wenig einbezahlt, günstiger sind, als sie privat zu betreiben und entsprechend die Nutzungskosten für beispielsweise Schulen auf den Einzelnen abzuwälzen. Vor allem die Infrastruktur, wie etwa Straßennetze, sind gar nicht anders zu bewältigen als von staatlicher Seite. Und das soll »zerstörerisch« sein?
Ganz im Sinne von Ayn Rands Atlas Shrugged führt Peikoff weiter aus:
Aus dem selben Grund darf der Staat sich nicht in andere Aspekte des intellektuellen Lebens des Menschen einmischen: das Reich von Produktion und Handel. Der Staat darf nicht unternehmen, Menschen mit wirtschaftlichen Standards oder Nutzen auszustatten, sei es bei Gütern, Dienstleistungen oder den Bedingungen des Handels. Eine angemessene Regierung bietet Freiheit von Zwang (inklusive Betrug), nicht von der Verantwortlichkeit des Selbsterhalts. Sie schützt Menschen vor Dieben, Schwindlern und Mördern, nicht vor der Realität oder der Notwendigkeit, die eigenen Werte durch eigenen Geist und eigene Arbeit zu erschaffen. Politiker dürfen deshalb nichts mit Produktion oder Verteilung zu tun haben; sie sollen keine Schulen, Krankenhäuser, Elektrizitätswerke, Straßen, Parks, Postbüros, Eisenbahnstrecken, Stahlmühlen, Banken und derartiges bauen, leiten oder regulieren, noch sollen sie Subventionen, Franchise, Schutzzölle, Sozialversicherungen, Mindestlebensstandards, Mindestlohngesetze für Arbeiter, Paritätsgesetze für den Bauern, Insider‐Handels‐Gesetze für Investoren, faire Preisgesetze für Konsumenten und so weiter ausgeben.65
Peikoff überlegt gar nicht, dass Schulen, Krankenhäuser und sonstige öffentliche Einrichtungen selbst unter kapitalistischen Bedingungen einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Katalysatoreffekt besitzen, der die Qualifikation und die Überlebensfähigkeit der Arbeitskraft (in diesem ökonomistischen Logikgedankenspiel spreche ich bewusst nicht von Menschen) fördert. Die anderen erwähnten sozialen Errungenschaften müssen sich erkämpft werden von den Werktätigen. Die Kapitalisten geben sie ihnen nicht freiwillig, wie man in den USA ersehen kann, wo es nie eine starke Arbeiterbewegung gab. Dort erzielten dennoch soziale Proteste, wie etwa Occupy Wallstreet im Jahre 2011, höhere Mindestlöhne. Man kann sagen, dass auf Amerika natürlich nicht alle, aber die meisten der Randischen Punkte zutreffen.
Deutschland ist (noch?) kein Land, das nach Ayn Rands Grundsätzen geführt wird. Es genügt aber bereits »normale« neoliberale Politik, um Problemfolgen hervorzurufen, die Ayn Rands Ideologie tausendfach schlimmer hervorrufen würde. So zum Beispiel, dass einem nur in strafrechtlichen Fällen ein Pflichtverteidiger gestellt wird, sodass man in »einfachen« Fällen, wenn man nicht das nötige Kleingeld besitzt, auf sich allein gestellt ist vor Gericht.66 Somit ist eine faire Justiz sehr vom Geldbeutel des Angeklagten abhängig. Die mangelnde Nachqualifikation von Arbeitslosen ist noch immer ein Problem, das die Arbeitsämter jahrzehntelang ausgesessen haben, indem sie die Arbeitslosen in sinnlose Maßnahmen gesteckt haben, um sie aus der Statistik herauszurechnen.67 Nachschulungen hätten sicherlich mehr Investition von staatlicher Seite benötigt, hätte aber auch nützliche Fachkräfte erschaffen. Natürlich ist die Handhabung nicht genauso wie bei Ayn Rand – dafür kümmert sich der bürgerliche Staat in Deutschland noch zu viel um öffentliche Angelegenheiten, als dass er auf dieses Niveau herabsinken würde – aber sie unterliegen der selben Tendenz: Die Betroffenen in Not auf sich allein gestellt lassen.
Peikoff attackiert die »Alte Linke« und die »Neue Linke« folgendermaßen:
Die Alte Linke hat eine Ideologie, ein System, eine Langzeitantwort (wenn auch falsch) verteidigt im Bezug zu sozialen Fragen; die Neue Linke stellt eine Antiideologie zur Schau, ist konkret gebunden, verehrt das Jetzt, ist auf Wahrnehmungsniveau. Die Alte Linke strebte eine Regierung des Gesetzes an (wie gegen eine Regierung von sogenannten ›Wirtschaftsroyalisten‹); die Neue Linke betrachtet Gesetze als Ausbeutung und ruft zu einer Regierung nicht des Gesetzes, sondern der gleichgemachten Interessengruppen aus. Die Alte Linke vertritt den Wert der Gerechtigkeit, gesetzliche ›Gleichheit der Chancen‹ (zum Beispiel den Sozialstaat); die Neue Linke lässt jeden Bezug zur Gerechtigkeit fallen, will ›Gleichheit der Ergebnisse‹ (zum Beispiel Gleichmacherei). Die Alte Linke beförderte einen gewissen breiten Blick (sie sprach von ›einer Welt‹ oder dem vereinigten Proletariat); die Neue Linke, nicht in der Lage überhaupt in solcher Weise zu tagträumen, will einen Nachbarschaftssozialismus; sie will das Stammestum der lokalen Gangkriegsführung, mit einer Gang, die den Bedford‐Stuyvesant‐Distrikt in Brooklyn betreibt und eine andere, die die Columbia‐Universität betreibt und so weiter. Das ist der politische Boden, den Amerikas einstmalige ›Idealisten‹ und ›Progressive‹ letztendlich erreicht haben.68
Man sieht, dass Peikoff die »Alte Linke« (also die Arbeiterbewegung) ablehnt, aber ihr zumindest klare Ziele zugesteht, während er die »Neuen Linken« (die bürgerlich geprägten Linksliberalen) sehr scharf kritisiert. Diese Sichtweise ist nicht vollkommen richtig, aber enthält wichtige richtige Punkte. Ob diese von Peikoff oder tatsächlich die von Ayn Rand ist oder bloß »nach der Art von Ayn Rand«, ist schwer zu sagen. Letzteres halte ich für wahrscheinlicher, da Ayn Rand bereits im hohen Alter war, als die »Neue Linke« auf den Plan trat. Was Peikoff aufzeigt, ist, dass ein Rechtslibertärer offenbar viel objektiver erkennt, dass von Linksliberalen im Sinne des Kampfes um den Sozialismus nichts zu holen gibt, als ein großer Teil von unseren Genossen, die von »Linksfronten« träumen und das »Linkssein« vor das Klassenbewusstsein stellen69 (oder gar behaupten, dies sei identisch). Es ist beschämend, dass viele Genossen in der Erkenntnis der Schädlichkeit des Linksliberalismus hinter einem ausgesprochenen Rechtslibertären zurückstehen. Man muss denen die Regenbogenfarbenen Brillen von der Nase reißen und in den Staub treten, damit diese vielleicht wieder etwas sehen! Die letzten Bemerkungen von Peikoff in diesem langen Zitat haben sich bereits bewahrheitet bei den Aktionen in einigen US‐amerikanischen Städten während der »Defund the police!«-Kampagne im Zuge von Black Lives Matter. Diese Anarchie, die in der amerikanischen Pseudo‐Linken Überhand genommen hat, beschrieb Peikoff bereits 30 Jahre vor diesen Geschehnissen vorzüglich.
Nun zum Kapitel »Kapitalismus«. Peikoff schreibt eingangs: »Politik ist für die Wirtschaft, wie der Geist für den Körper, oder wie eine Abstraktion für ihr Konkretes.«70 Diese Aussage stimmt. Es scheint fast so, als hätte man versucht diesen Ausspruch von Lenin zu plagiieren: »Politik ist der konzentrierte Ausdruck der Ökonomik. […] Die Politik hat notwendigerweise das Primat gegenüber der Ökonomik. Anders argumentieren heißt das Abc des Marxismus vergessen.«71 Wahrscheinlich war dem auch so! Das macht diese Aussage auch zur besten und fundiertesten Aussage dieses Kapitels.
Peikoff präsentiert, dass die Sicht des Objektivismus auf den Kapitalismus eine rein idealistische ist, keine wirtschaftstheoretische: »Es gibt Fehler in den klassischen Wirtschaften, sicherlich, und selbst sein bester moderner Erbe, die Österreichische Schule, die von Ludwig von Mises repräsentiert wird. Aber der Kapitalismus hört nicht auf zu bestehen durch solche Fehler. Er hört auf zu bestehen wegen der Abwesenheit einer rationalen Philosophie.«72 Natürlich wird ein sozioökonomisches System nicht an einem »Mangel an Philosophie« zusammenbrechen, sondern an dessen antagonistischen Widersprüchen im System selbst – im Kapitalismus der Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital, zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie.
Peikoff beschreibt, dass Ayn Rand den Kapitalismus so auffasste: » ›Kapitalismus‹ in Ayn Rands Definition ›ist ein Gesellschaftssystem, das auf der Anerkennung der individuellen Rechte basiert, inklusive der Eigentumsrechte, in welchem sämtliches Eigentum privat besessen wird.‹ «73 Er führte weiter aus, dass der Kapitalismus »nicht als System des Wettbewerbs« definiert werden sollte, auch wenn der Kapitalismus eine »besondere Form des Wettbewerbs« beinhalte. Die Grundwurzel sei die Freiheit. Natürlich ist das Privateigentum an den Produktionsmitteln die Grundlage des Kapitalismus. Stalin schrieb:
Die Warenproduktion führt nur in dem Fall zum Kapitalismus, wenn das Privateigentum an Produktionsmitteln besteht, wenn die Arbeitskraft als Ware auf den Markt tritt, die der Kapitalist kaufen und im Produktionsprozeß ausbeuten kann, wenn folglich im Lande das System der Ausbeutung der Lohnarbeiter durch die Kapitalisten besteht. […] Ohne dies gibt es keine kapitalistische Produktion.74
Kapitalismus basiert also auf Privateigentum, Marktkonkurrenz und Lohnarbeit. Peikoff erwähnt eine »besondere Form des Wettbewerbs«. Damit kann nur die Konkurrenz gemeint sein. Konkurrenz auf dem Markt bedeutet, dass sich der eine Warenproduzent durchsetzt, während der andere den Bankrott anmelden muss. Das ist die Ursache für die Monopolisierungstendenz des Kapitals. Man kann ersehen, dass Ayn Rand und Leonard Peikoff keine völlig falsche Definition abliefern, aber eine unvollständige, und, im Hinblick auf die »individuellen Rechte«, um unnötige Dinge ergänzte Definition. Der Faschismus ist auch eine kapitalistische Ideologie, aber er gesteht den Menschen die individuellen Rechte nur sehr bedingt zu.
Peikoff erwähnt den Einwand, den der »gemeine Mann« anbringen würde: Man könne im Kapitalismus nicht unabhängig sein, wegen der Macht der Unternehmer, Firmen und Monopole. Er behauptet daraufhin, dass Monopole gerechtfertigt seien, weil diese sich nur durch »Verdienste« (merit) erhalten würden.75 Der Begriff »merit« bedeutet nicht Geldverdienste, sondern moralische Verdienste. Und wenn schon: Wer verursacht diese? Die Arbeiter und Angestellten für den großkapitalistischen Eigentümer des Monopols! Das ist ja die Selbstentfremdung des Arbeiters von seinem Produkt, von dem Marx schrieb – der Arbeiter schmiedet seine eigene Kette und kann innerhalb des kapitalistischen Systems nicht anders, weil er sonst seinen Lebensunterhalt nicht verdient. Entsprechend ist dieses System nur durch eine Revolution zu überwinden, also durch eine politische Maßnahme. Ähnlich erhalten sich Monopole in Krisen auch nur durch politische Maßnahmen. Die Bankenrettung nach 2008 ist eines der größten und augenscheinlichsten Beispiel dafür, wie die großkapitalistischen Monopole sich im Falle ihres Versagens in ihren Positionen halten, indem sie sich durch Steuergelder gesunden lassen. Dort zeigt sich sehr augenscheinlich, dass Politik und Wirtschaft im Kapitalismus eben nicht »wie Staat und Kirche getrennt« seien, dass also die wirtschaftlichen Monopole den bürgerlichen Staat kontrollieren.76 Peikoff hat also unrecht und versucht realwirtschaftliche Tatsachen durch idealistisches Gerede von »Verdiensten« (merit) in einem moralphilosophischen Sinn zu rechtfertigen. Peikoff versucht den Kapitalismus als »freigeistig« darzustellen:
Der Kapitalismus ist das einzige System, dass die Erreichung eines Wertes möglich macht – von jedem angemessen Wert und deshalb von jedem moralischen Wert.
Ein freier Markt, wie wir ihn kennen, ist eine Konsequenz eines freien Geistes. Der Punkt hier ist hier der Umkehrschluss: ein freier Geist ist die Konsequenz eines freien Marktes. Jedes andere Gesellschaftssystem kollidiert mit jedem wesentlichen Aspekt mit der Funktion des Verstands.77
Wie viele Menschen müssen noch in der Geschichte in ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung gehemmt werden durch die Beschränkungen des Kapitalismus, damit den Objektivisten die Erkenntnis offensichtlich genug wird, um anzuerkennen, dass dieser eben nicht den Geist befreit? Auf dem »freien Markt« ist man nämlich nur dann frei, wenn man Kapital besitzt. Ein Arbeiter kann noch so gute Qualitäten mitbringen, diese sind völlig irrelevant, solange sie sich nicht für den Profit des Unternehmers verwerten lassen. So wie ein Bauer einen Ochsen auf dem Markt nach seiner Belastbarkeit bemisst, so wird auch ein Mensch auf dem Markt bloß nach seinen verwertbaren Qualitäten bemessen. Ein Ochse, der nicht mehr genug schleppen kann, landet im Schlachthaus; der Mensch, der nicht rentabel genug arbeitet, landet auf der Straße. Erfindungen, die eben »freien Geistern« entspringen, werden im Kapitalismus nicht automatisch wertgeschätzt. Oftmals landen diese jahrelang in der Schublade, weil sie nicht der Profitmaximierung dienlich sind. Peikoff versucht auch gegen die sozialistische Planwirtschaft zu argumentieren:
Wenn, zum Beispiel, die Planer, die eine sozialistische Wirtschaft führen, verantwortliche Individuen sind, werden sie die Bedingungen für die legitime Nutzung des öffentlichen Eigentums setzen müssen; das setzt voraus, dass sie die zugelassenen Wehe des Denkens und Handelns der Menschen definieren. Sie müssen die wissenschaftlichen Theorien, die Laboruntersuchungen wert sind, die Erfindungen, die ökonomische Investitionen wert sind, die Kunst, die s wert ist, öffentlich finanziert zu werden, die Menschen, die der Anstellung und Beförderung wert sind auf jedem Gebiet vom Gruben graben bis hin zur Hochschulbildung, der Dissens, der wert ist auf den (öffentlichen) Straßen gesendet zu werden, in den (öffentlichen) Tagungsorten, und in der (öffentlichen) Presse. […] Wenn die Planer unverantwortliche Menschen sind, wie auch immer, ist Unabhängigkeit der Bürger gleichermaßen unmöglich, solche Menschen werden alles oder nichts verlangen und dann den Aufbau in der nächsten Stunde oder dem nächsten Monat ändern. Sie werden in der Weise handeln, wie es ihren momentanen Launen entspricht, welche dann zum Grundgesetz des bürgerlichen Lebens werden. […] Egal wie, die Planer bekommen der Sache nach totalitäre Diktatoren. Den Menschen, deren Leben geplant werden, ist Unabhängigkeit kein lebenserhaltender Wert. Sie ist eine Bedrohung, wenn auf die Seele begrenzt, und in Aktion, ein Verbrechen.78
Peikoff schaltet völlig den Aspekt der Demokratie aus. In der Tat existiert gar kein Konzept für Demokratie in der ganzen objektivistischen Theorie. Entsprechend geht Peikoff offenbar davon aus, dass Wirtschaftsplaner über dem Volk stehende »Diktatoren« sein müssten, die von diesem in keinster Weise kontrolliert werden. Es ist auffällig, dass Peikoff nicht versucht, auf wirtschaftlicher Basis gegen den Sozialismus zu argumentieren, sondern versucht ihm »Unterdrückung der Freiheit« zu unterstellen. Selbst wenn die Wirtschaftsplaner wirklich »Diktatoren« wären, die für das Volk handeln würden, so würden sie dennoch die Freiheit vor materieller Armut erreichen. Das ist die höchste Freiheit, die es gibt. Peikoffs Freiheit ist eine rein abstrakte, die nicht zu greifen ist. Die Freiheit vor materieller Armut kann natürlich nur auf der Beseitigung der Freiheit des Kapitalisten zum Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhen. Freiheit kann nie als Absolutes existieren. Freiheit bildet mit Beschränkung genauso ein dialektisches Spannungsfeld, wie Egoismus und Altruismus.
Peikoff schreibt weiter: »Individualismus und Unabhängigkeit gehen miteinander auf und ab. Jede andere Politik repräsentiert das Gegenteil dieses Werts der Unabhängigkeit; sie repräsentiert eine Form der Sklaverei.«79 Das schreibt ausgerechnet derjenige, der die Lohnsklaverei unterstützt! Welch eine Ironie.
Peikoff beschreibt, was ein Kapitalist mit seinem Vermögen so alles (theoretisch) anfangen kann:
Im kapitalistischen System kann ein Produzent mit seinem Vermögen tun, was er möchte. Er kann es investieren, es ausgeben für sich selbst und seine Lieben oder es weggeben. Er kann eine angemessene Summe ausgeben, um Unglücklichen zu helfen, die sich selbst nicht helfen können (das ist Moral, wenn die Hilfe mit einer angemessenen Hierarchie der Werte einhergeht). Er kann sich selbst ausbluten durch Selbstaufopferung. Er kann sein Vermögen jedem Erben vermachen, den er auswählt, verdient oder nicht. Unter dem Kapitalismus, wie auch immer, kann der Mensch, der sich selbst ausblutet, keine Transfusion durch den Staat bekommen; während sich das Marktsystem gegen jeden unverdienten Empfänger wendet.80
An diesen Ausführungen ist prinzipiell nichts auszusetzen. Es wird hier aber über rein theoretische Möglichkeiten gesprochen, nicht darüber, wie wahrscheinlich diese Optionen sind. Aus der Logik der Profitmaximierung heraus, diesem kapitalistischen Wirtschaftsgrundsatz, dem die Bourgeoisie folgt, bleiben nur Investition und Ausgaben für sich selbst und die Angehörigen als Optionen bestehen. Selbst »gemeinnützige« Stiftungen wie zum Beispiel die Bill and Melinda Gates Foundation sind nicht wirklich gemeinnützig, sondern dienen auch wiederum dem Profit, indem in Projekte investiert wird, die bei genauerer Betrachtung alles andere als selbstlose Hilfe darstellen.
Peikoff schreibt dem Kapitalismus einige Attribute zu:
- »Der Kapitalismus ist das System der Produktivität.«81
- »Der Kapitalismus belohnt die Verfolgung des rationalen Selbstinteresses.«82
- »Der Kapitalismus zählt auf das Profitmotiv.«83
Der erste Punkt trifft im Vergleich zum Feudalismus zu, aber nicht im Vergleich zum Sozialismus. Punkt zwei und drei sind richtig, wobei Punkt zwei für die Bourgeoisie zutrifft und nicht für die Arbeiterklasse. Der Kapitalismus sorgt nicht für das Allgemeinwohl. Sozialdemokraten wollen einem dies weismachen. Peikoff schreibt aber ehrlicherweise: »Die moralische Rechtfertigung des Kapitalismus ist nicht, dass er der Öffentlichkeit dienen würde.«84 Das ist wenigstens ehrlich.
Peikoff stellt klar: »Wir Objektivisten sind keine Sozialisten.«85 Danke, Herr Peikoff, ich hätte Sie sonst für einen sozialistischen Revolutionär gehalten. Vielen Dank für diese Klarstellung! Im Ernst: Dieser Satz ist komplett unnötig. Niemand käme auf die Idee, einen Kapitalismusapologeten als Sozialisten ansehen zu wollen.
Dass Peikoff sich ideologisch auf einer Linie mit den Chicago Boys outet, ist zwar reaktionär, aber wenigstens nicht lächerlich. Lächerlich ist der Versuch, den Kapitalismus »philosophisch« begründen zu wollen.
Peikoff schreibt: »Der Kapitalismus implementiert den richtigen Kodex der Moral, weil er auf der richtigen Anschauung der Metaphysik und Epistemologie basiert.«86 Sehen wir hier einmal davon ab, dass Peikoff hier im Kern bloß vom Objektivismus spricht, denn das dürfte jedem, der des Lesens mächtig ist, ins Auge fallen. Konzentrieren wir uns eher auf die falsche Sicht auf den Kapitalismus als eine Ideologie. Der Kapitalismus entsteht, indem Privateigentum an den Produktionsmitteln, Marktkonkurrenz und Lohnarbeit zusammenkommen; der Kapitalismus ist gar keine Ideologie, sondern ein sozioökonomisches System.87 Es gibt kapitalistische Ideologien, wofür der Objektivismus das offenkundigste Beispiel ist, aber es gibt nicht DIE kapitalistische Ideologie. Natürlich haben alle dieselben sozioökonomischen Grundlagen, aber die philosophischen Grundlagen teilen sie eben nicht. Es ist nämlich nebensächlich, ob die philosophische Begründung der Politik in irgendeiner Weise Sinn ergibt, ihr Klassencharakter wird in erster Linie durch die realen wirtschaftlichen und politischen Maßnahmen begründet und nicht durch Philosophie.
Ähnlich muss man auch über den Sozialismus sagen, dass er keine Ideologie, sondern ein sozioökonomisches System ist. Der Marxismus ist die eine wissenschaftliche sozialistische Ideologie. Das heißt aber nicht, dass sozialistische Ideologie per se marxistisch wäre. Wäre dem so, dann wäre eine Volksfront der kleinbürgerlich‐sozialistischen Parteien unter Führung der kommunistischen Partei unmöglich, weil es sie gar nicht geben könnte. Der christliche Sozialismus (ich meine ihn im ehrlichen Sinne und nicht als ein Wahlviehfängertrick, als der er in der Geschichte des öfteren verwendet wurde) mag durchaus sich durchaus auf die Bergpredigt berufen und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel damit begründen, dass die Frühchristen auch kein Privateigentum kannten und sich das Eigentum in einer Gütergemeinschaft teilten.88 Das mag wirtschaftspolitisch sozialistisch sein. Auch wenn die christlichen Sozialisten darauf hinweisen, dass die Fischer und Handwerker von damals, unter denen Jesus auftrat, heutzutage Arbeiter und kleinbürgerliche Werktätige seien, könnte man dies durchaus als sozialistische Politik bezeichnen. Dennoch wird man den christlichen Sozialisten nicht zuerkennen, dass sie wissenschaftliche Sozialisten wären, weil sie aufgrund der Bibel zu ihren Schlussfolgerungen gekommen sind und nicht aus der wissenschaftlichen Erkenntnis der Geschichte und Welt heraus, die zur Überzeugung von der Notwendigkeit des Sozialismus führte. Nun zurück zu Peikoff.
Peikoff behauptet, dass der »wirtschaftliche Wert« real existiere, weil dieser auf dem Schwanken von Angebot und Nachfrage basiere.89 Offensichtlich denkt er dabei an Adam Smiths Theorie. Smiths Theorie beschreibt richtig den Preismechanismus des Marktes. Was sie aber nicht beschreibt, ist, woher der Wert kommt. Preise, die um einen Mittelwert schwanken, können nicht auf der Tatsache des Schwankens basieren. Peikoff lässt, in Randscher Manier, die Arbeitswerttheorie außen vor. Das hat aber auch ideologische Gründe: Würden Ayn Rand und Leonard Peikoff anerkennen, dass der ökonomische Wert auf der Arbeitszeit basiert und der Unternehmerprofit von abgeschöpften Mehrwert, also, vereinfacht ausgedrückt, unbezahlter Arbeitszeit basiert, würde ihr ganzes ideologisches Konstrukt in der Hinsicht der »Rationalität« kollabieren. Dann müssten sie anerkennen, dass der Arbeiter im Kapitalismus nicht frei ist, was eben die absolute Mehrheit der Menschen betrifft.
Peikoff behauptet: »Der freie Markt ist der größte aller Lehrer.«90 Darauf folgt die weitere Behauptung, dass der Markt eine Anhebung der Bildung verursachen würde. Es ist bezeichnend, dass nicht einmal die USA, trotz ihres seit Jahrhunderten vorherrschenden Wirtschaftsliberalismus, öffentliche Schulen betreibt. Es ist nämlich nicht so, dass der Markt Menschen lehrt, sondern andere Menschen (und die praktischen Erfahrungen des Lebens natürlich). Wenn sich das eine Reihe von Leuten nicht leisten kann, dann bleiben sie ohne formale Bildung. Da sich Peikoff gegen öffentliche Schulen aussprach, würde er letztendlich die Gesellschaft auf das Niveau eines afrikanischen Landes herabsetzen: Eine reiche Elite kann sich Bildung leisten, die verarmte Mehrheit der Bevölkerung nicht. Es ist selbst mit öffentlichem Schulsystem so, dass Schüler aus ärmeren Familien, die ihnen nicht so viel Unterstützung zukommen lassen können, es viel schwieriger haben, einen guten Abschluss zu erhalten. Studien in Deutschland belegen immer wieder: Die Herkunftsfamilie bestimmt maßgeblich über den Schulabschluss.91 Und das ist nur die formale Seite der Bildung. Der Zugang zu Fachbüchern ist sehr teuer, weshalb sich im Internet Schattenbibliotheken herausgebildet haben, die digitalisierte Fachbücher kostenlos zum Download anbieten. Einer der Gründe dafür ist, dass sich viele Menschen diese Bücher nicht leisten können, aber auf diese angewiesen sind für Recherchen. Peikoff kommt auch auf die Opposition gegen den Kapitalismus zu sprechen. Er schreibt:
Die Opposition gegen den Kapitalismus beinhaltet oft ein Element der Auslassung. Aber oft tut es das nicht; die Gegner sind ehrlich; die sind, muss man sagen, ehrlich blöd – und es ist eine selbstgemachte, epistemologisch induzierte Blödheit. Intellektuelle dieser Art sind Tatsachen gegenüber taub (aber leider niemals dumm); sie kommen zu politischen Schlussfolgerungen mit den selben Mitteln, wie sie den Kapitalisten es im Bezug auf die Preise vorwerfen; sie tun es der Laune nach.92
Letzterer Teil macht klar, dass er sich nicht auf marxistische Kritiker bezieht. Diese würden niemals in der kapitalistischen Preispolitik bloße Willkür sehen, sondern den Preisbildungsprozess analysieren. Nun zu den Vorwürfen: Peikoff wirft seinem Gegenüber Dinge vor, die er selbst nicht einzuhalten vermag. Das Außenvorlassen der Arbeitswerttheorie ist das augenscheinlichste Beispiel dafür, dass das ignoriert wird, was der Randschen Weltanschauung widersprechen könnte. Wäre die Arbeitswerttheorie falsch – wieso sollte man sie dann nicht widerlegen? Peikoff steckt den Kopf in den Sand und versucht somit sich aus der Affäre zu ziehen. Das kann nur innerhalb seines Buches selbst funktionieren und, wenn es von einer ungebildeten Leserschaft, am besten kritikunfähige Ayn‐Rand‐Jünger, gelesen wird. Vor einer Audienz, die rational und objektiv (wie es der Objektivismus doch selbst in Worten fordert) herangeht, haben die Werke des Objektivismus in der Geschichte keinen Bestand gehabt und haben keinen Bestand. Weiter behauptet Peikoff, dass der Marxismus am Kapitalismus nur Dinge kritisieren würde, die vom Statismus kommen würden.93 Dabei handelt es sich dabei wieder einmal um einen unbelegten Strohmann. Entsprechend ist die Behauptung, dass die Intellektuellen »nie den Wert (virtue) des Kapitalismus« verstanden hätten94 ein lächerlicher Strohmann – er wirft dem Gegenüber vor, dass es »taube Ohren« besäße und kommt dann nicht mit realen Argumenten, sondern mit Moralbegriffen. Er selbst ist aber der »Dumme«, aber dabei keineswegs ehrlich. Der einzige Beweis, dass er zumindest ein paar antikapitalistische Demonstrationsbanner gesehen hat, ist, dass er offenbar deren Slogans aufgeschrieben hat.95 Damit erfolgt aber keine ernsthafte Auseinandersetzung in der Tiefe.
Peikoff proklamiert zum Schluss seine Dreieinigkeit des Kapitalismus: »Der Kapitalismus ist ist praktisch. Der Kapitalismus ist moralisch. Der Kapitalismus ist ist wahr.«96 Im Namen des Kapitals, des Marktes und der Lohnarbeit. Amen.
Peikoff schließt damit, dass die nächste amerikanische Revolution das Potenzial dazu hätte, dauerhaft zu sein.97 Das wird sie auch haben, wenn sie denn jemals kommen sollte, aber es ist nicht die Art von Revolution, die sich Ayn Rand und Leonard Peikoff je gewünscht haben: Eine sozialistische Revolution in Amerika.
Das Kapitel »Kunst« erspare ich hier zu analysieren. Dieses hat keine Relevanz für die hier abgehandelte Thematik, es sei denn, man wolle in 68er‐Manier Ästhetik mit Politik verwechseln. Nun zu den realpolitischen Auswirkungen von Ayn Rands Ideologie.
Die Anhänger von Ayn Rand warfen den Libertären vor, dass diese ihre Anschauungen plagiiert hätten.98 Tatsächlich gab es aber die Libertären bereits vor Ayn Rand. Sie ist lediglich unter ihnen beliebt geworden, weil sie ihre Anschauungen am klarsten auf den Punkt brachte. Das macht diese Anschauungen aber nicht korrekter. Adam Smith zum Beispiel vertrat mit seiner »unsichtbaren Hand des Marktes« bereits wirtschaftsliberale Ideen, hatte dabei aber das Gemeinwohl im Kopf.
Adam Smiths Denke, dass die Bourgeoisie dem Allgemeinwohl nutzen würde, ohne es bewusst mitzubekommen, ist natürlich eine naive Idee.99 Man muss aber Adam Smith in seinem historischen Kontext sehen: Ein bürgerlicher Ökonom in einem feudalen Europa. Natürlich ging es den kleinen Warenproduzenten ohne das Feudalsystem besser und die wirtschaftliche Entwicklung nutzte gewissermaßen dem Allgemeinwohl (wobei auch damals, logischerweise, aufgrund der Konkurrenz zunehmend der Ruin auf der einen, die Monopolisierung auf der anderen Seite begann). Ayn Rand hingegen vertrat solche Ideen noch viel vehementer als ihre Urheber. Das Forbes‐Magazin warf ihr deshalb auch vor, dass sie in ihren Schriften, im Gegensatz zu Smith, der Frage aus dem Weg gegangen ist, ob es den Menschen unter dem Kapitalismus tatsächlich besser ergehen würde.100 Wenn eine bürgerliche Zeitschrift so urteilt, dann ist an ihrer Ideologie wirklich nichts wirklich Verwertbares dran.
Ayn Rand wird von manchen als »heuchlerisch« bezeichnet, dass sie die Sowjetunion und den Sozialismus harsch attackierte wegen seinem »totalitären Kollektivismus«, aber die Augen verschloss vor dem »unternehmerischen totalitären Kollektivismus« der Großkonzerne der USA.101 Auch wenn Totalitarismus ein stumpfer Begriff ist, so hat die Sache dennoch einen wahren Kern: Ayn Rand ist in ihrer Kritik nicht einmal anarchistisch »gegen alles« gewesen, sondern war auf dem rechten Auge blind. Das weist darauf hin, dass ihre Ideologie bloß der Rechtfertigung des Kapitalismus galt, ohne Rücksicht auf dessen augenscheinlichste reale Merkmale. Der Kollektivismus, der von den Objektivisten kritisiert wird, ist eine Karikatur. Peikoff beschreibt ihn wie folgt:
Kollektivismus ist eine Anwendung der Politik auf die Ethik des Altruismus. Da der Mensch nur existiert, um anderen Menschen zu dienen, behauptet man, individuelle Rechte seien ein Mythos; die Gruppe ist die Einheit des Wertes und der Gebärer der Souveränität.102
In Peikoffs Sichtweise bedeutet Kollektivismus, dass Menschen wie Kartoffeln für ein Kartoffelpüree, zusammengemischt werden würden. Er ist nicht dazu in der Lage die Dialektik zwischen Individuum und Kollektiv zu erfassen. Ein jedes Kollektiv besteht aus Individuen; ein jedes Individuum ist Mitglied eines oder mehrerer Kollektive. Die Familie ist das grundlegende Kollektiv, in das man hineingeboren wird und sich nicht aussuchen kann. Was erwartet man aber von einer Ideologie, die nicht einmal in der Lage ist, in ihren Werken ein funktionierendes Familienleben zu beschreiben? Wie könnte so eine Ideologie dann erfolgreich die Gesellschaft beschreiben? Letztendlich ist diese Sicht auf den Kollektivismus genauso platt wie die Charaktertiefe von Ayn Rands Protagonisten. Apropos Ayn Rands Protagonisten.
Ayn Rand ließ John Galt die Kapitalisten zum Streik aufrufen. Er rief letztendlich zu seinen Klassenangehörigen. Wie soll das ohne ein kollektivistisches Klassenbewusstsein möglich sein? Sie bediente sich letztendlich dabei einem Motiv, das der Arbeiterbewegung entliehen (aufgrund ihres bürgerlichen Hintergrunds müsste man eher sagen: gestohlen) worden ist, nämlich des Streiks der Arbeiterklasse gegen die Bourgeoisie, um ihre wirtschaftlichen Klasseninteressen durchzusetzen. Die Arbeiterklasse kann dabei nicht viel verlieren, außer ihrem Lohn (weshalb es die Streikkassen gibt), die Bourgeoisie verliert aber den Mehrwert, den Profit der geleisteten Arbeit. Ayn Rands »Kapitalistenstreik« besitzt so viel Sinn, als würde ein Bankräuber die Herausgabe des Geldes damit erzwingen wollen, indem er droht, solange die Luft anzuhalten, bis er erstickt wäre.
Genauso ineffektiv wie im Buch, so sind auch die realwirtschaftlichen Umsetzung von Ayn Rands Ideen. Die amerikanische Kaufhauskette Sears hatte 2008 in Anlehnung an Ayn Rand das Unternehmen in 30 Kleinabteilungen aufgespalten, mit jeweils eigenem Management und eigener Verlust‐ und Gewinnrechnung. Dadurch sollten diese miteinander konkurrieren und, in der Theorie, mehr Profit erzeugen. Die Manager wurden zu egoistischem Handeln angehalten. Die Folge war, dass diese Abteilungen sich gegenseitig sabotierten, um mehr Boni abzustauben, Produkte von Fremdfirmen mehr beworben haben, als die eigenen und aufgehört haben, Rabattaktionen und andere Angebote zu machen, um mehr Käufer in die Läden zu bekommen.103 Kurzum: Die einzelnen Abteilungen waren finanziell handlungsunfähig für größere Aktionen und sabotierten sich gegenseitig, um vom kleineren Kuchen ein größeres Stück abzubekommen. Die kleinen Franchisenehmer von Subway erleben in Städten ein ähnliches Schicksal, wobei diese formell unabhängige Kleinunternehmer auf dem Papier sind. Dies sind nur zwei Beispiele, aber die kapitalistische Welt ist voll mit ihnen. Das liegt an der Monopolisierungstendenz des Kapitals auf Grundlage der Konkurrenz. Die größeren Firmen konkurrieren die kleineren in den Ruin und übernehmen deren Stellung im Markt. Sears hat letztendlich durch die Atomisierung des eigenen Konzerns in Kleinabteilungen dafür gesorgt, dass der Konzern an sich nur noch wie das Heilige Römische Reich Deutscher Nation agierte, aber auf wirtschaftlichem Gebiet: Schwach gegenüber äußeren Gegnern aufgrund der Zersplitterung, innerlich befehdet durch den Kampf um die Vormacht. Und da will Ayn Rand behaupten, dass Großunternehmer die »verfolgte Minderheit Amerikas»104 seien? Es sind die Kleinunternehmer, die von den Großunternehmen zur Strecke gebracht werden.
Ayn Rands Ideologie konnte auch in der Politik keine praktischen Erfolge vorweisen. Alan Greenspan, der 1987 bis 2006 Vorsitzende der Federal Reserve war, geriet im Zuge der Weltwirtschaftskrise 2007/2008 unter Druck und war zumindest dazu gedrängt worden, teilweise Ayn Rand zu widerrufen. Vor dem US‐Kongress antwortete Greenspan 2008, als er gefragt wurde »Haben Sie sich geirrt?«, dies:
Teilweise … Ich habe einen Fehler begangen in der Annahme, dass das Selbstinteresse von Organisationen, besonders Banken, so sei, dass diese am besten in der Lage wären, Aktieneigentümer und Eigenkapital in den Firmen zu schützen… Ich habe einen Fehler im Modell entdeckt, den ich als die kritische Funktionsstruktur wahrnahm, der bestimmt, wie die Welt funktioniert. Ich bin 40 Jahre lang mit beträchtlicher Evidenz herangegangen, dass dies außergewöhnlich gut funktionieren würde.105
Schon ein paar Jahre zuvor soll Greenspan gesagt haben: »Es gibt zu viel Gespiele des Systems, bis es bankrott ist. Der Kapitalismus funktioniert nicht! Es hat ein Verderben des Systems des Kapitalismus gegeben.«106 Dass diese Aussage nicht nachhaltig war, zeigt sein 2018 verfasstes Jubelbuch über den amerikanischen Kapitalismus. Dennoch, es war einige Jahre im Vorfeld der Weltwirtschaftskrise. Man kann ersehen, dass Greenspan in einer Krisenlage zur Selbstkritik genötigt worden ist, auch wenn er diese nicht aus ganzem Herzen äußerte.
Wie man dadurch ersehen kann, ist eine Ideologie im Bezug zur Wirtschaftspolitik wertlos, wenn sie nicht wissenschaftlich fundiert ist. Alan Greenspan war 1966 mit am Buch Capitalism: The unknown Ideal von Ayn Rand beteiligt, welches eine bloße Essaysammlung ist, die den Kapitalismus im Sinne des Objektivismus schönredet, aber keine Versuche unternimmt, aufgestellte Thesen tatsächlich zu beweisen. Greenspan ist ein Beispiel dafür, dass der Objektivismus mit dem Begriff »Subjektivismus« besser bedient gewesen wäre.
Der CNBC-Redakteur Rick Santenelli, ein ausgesprochener Fan von Ayn Rand, schlug einmal als Maßnahme gegen Kapitalismuskritiker vor: »Vielleicht sollten wir die Wallstreet 24 Stunden dicht machen, um zu sehen, wie jeder die Wallstreet dafür beschuldigen wird. Vielleicht sollten wir die Energieversorgung für 24 Stunden abschalten, um zu sehen, wie das den Menschen gefällt.«107 Santenelli wirft zweierlei Dinge durcheinander. Zum einen eine Börse, zum anderen die Realwirtschaft. Die Wallstreet, die übrigens über das Wochenende geschlossen hat, wie andernorts auf der Welt auch (womit das »24 Stunden dicht machen«-Argument null und nichtig ist) ist ein Umschlagplatz für Wertpapiere. Was dort passiert hat nur mittelbare Auswirkungen auf die reale Wirtschaft. Diese Auswirkungen werden nur dann direkt, wenn eine Schuldenblase platzt. Ein Elektrizitätswerk wird von Arbeitern betrieben, einem Kapitalisten gehört es bloß. Ob dieses funktioniert oder nicht, hängt primär von der Belegschaft ab, nicht vom kapitalistischen Eigentümer. Der Fall ist wahrscheinlicher, dass das Kraftwerk aufgrund eines Streiks abgeschaltet wird, als aufgrund einer Anordnung der Chefetage, allein schon aus dem Grund, dass der Unternehmer in der Zeit der Abschaltung keinen Profit macht. Die Anhänger von Ayn Rand wissen genauso wenig, wie die Realwirtschaft funktioniert, wie Ayn Rand selbst.
Man kann daran ersehen, wieso Ayn Rand stets lediglich den Anspruch hegte, Philosophin zu sein: Sie hatte von Wirtschaftspolitik keine Ahnung, geschweige denn eine formelle Qualifikation im Wirtschaftsbereich. Auf Ayn Rand trifft deshalb sehr passend zu, was Louis Althusser einmal sagte: »Philosophen sind Wichtigtuer. Es sind Intellektuelle ohne Praxis.«108 Karl Marx und Friedrich Engels hatten Erfahrung als Revolutionäre der 1848er‐Revolution und werteten die Praxis der Pariser Kommune sorgfältig aus, Lenin und Stalin waren die praktischen Erfahrungen der Oktoberrevolution und des sozialistischen Aufbaus in der Sowjetunion zu eigen, Mao Tsetung war die Erfahrung der chinesischen Revolution und des sozialistischen Aufbaus in China zu eigen, und Walter Ulbricht war die Erfahrung des Kampfes um den Sozialismus und dessen Aufbau in der DDR zu eigen. Ayn Rand hingegen hatte keinerlei Praxis zu bieten, nur ein Oeuvre aus sechstklassiger Fiktion. Das ist zu wenig, um reale Beachtung zu finden.
Nicholas McGinnes vom Rotman‐Institut für Philosophie an der Western University in London (Ontario) stellt zurecht die Frage, wieso man überhaupt akzeptieren sollte, von Ayn Rands Axiomen auszugehen.109 Es gibt letztendlich nichts, was Ayn Rand Thesen beweisen würde. Scotty Hendricks schreibt für BigThink:
Ayn Rands Grundproblem ist, dass ihre Argumente nicht gut sind. Sie unterstützen oftmals nicht die Schlussfolgerungen, die sie gerne hätte, oder sie erreichen Schlussfolgerungen, die inkohärent erscheinen. Gut begründete Argumente sind der kritische Unterschied zwischen einer Person, die ihre Meinung äußert und einem Philosophen, und sie ist oft daran gescheitert, sie zu liefern.110
Damit fällt Ayn Rand unter das Prinzip: Was ohne Grund behauptet wird, kann auch ohne Grund verworfen werden.
Der amerikanische Medienkonzern CBS vertritt die Meinung, dass man den Objektivismus »in die selbe intellektuelle Mülltonne« werfen solle, in die auch der Marxismus und die absolute Monarchie geworfen worden seien.111 Man lehnt bei CBS den Laissez‐Faire‐Kapitalismus in Worten ab, aber nicht den Kapitalismus an sich. Offensichtlich! Schließlich entspricht der Kapitalismus den Klasseninteressen der Eigentümer des CBS‐Konzerns. Man kann auch hieran ersehen, dass die Ablehnung des Objektivismus als Ideologie genauso wie beim Zerriss von Ayn Rands Atlas Shrugged in Wahrheit nur halbherzig erfolgt. Es ist wie bei der Ausrede mancher BILD-Leser, die behaupten, sie würden nur den Sportteil lesen, aber lesen dennoch das ganze Schmierblatt.
Insgesamt hat der Objektivismus in der breiten Masse aber keinen Fuß gefasst. Ein Kritiker von Ayn Rand fasst die Situation folgendermaßen zusammen: »Die sogenannte Philosophie von Ayn Rand, bekannt als Objektivismus, ist ein eher abscheulicher Kult in den USA geworden. Die Europäer sind davon verwirrt, während die akademischen Philosophen sie als einfache Eröffnungen von Witzen benutzen.«112 Dennoch sollte man den Einfluss von Ayn Rand nicht unterschätzen.
Ayn Rands ideologischer Einfluss ist größer als der Einfluss ihrer Ideologie als Gesamtes. Dieser Satz mag paradox klingen, aber ist dennoch zutreffend: Viele wissen nicht, dass sie Ideen von Ayn Rand vertreten, während der Objektivismus als eine orthodoxe Ideologie offiziell von fast niemandem vertreten wird. Ayn Rands Ideologie ist auch zu widersprüchlich, um sie ernsthaft in ein Parteistatut zu verankern.
Ayn Rand sagte einmal: »Als menschliches Wesen hast du keine Wahl über die Tatsache, dass du eine Philosophie brauchst.«113 Zurecht! Aber wer sagt denn, dass diese Philosophie unbedingt ihre verlogene und völlig verdrehte Weltanschauung sein müsste? Eine Philosophie, die die Entwicklungsgesetze der Menschheitsgeschichte widerspiegelt und der Natur – der dialektische und historische Materialismus – das ist eine annehmbare Philosophie, die an Stelle des den Menschen eigenen naiven Materialismus treten kann. Damit kann man die Welt verstehen und die umfassende marxistische Theorie im Zusammenhang verstehen – anders als Ayn Rands Objektivismus, dessen Bestandteile zusammenhanglos wie Möhren und Erbsen auf einem Teller dargereicht werden.
Wenn Ayn Rand Einfluss ausüben kann, dann auf jene, die an ihrem bisherigen Weltbild zweifeln. Man sollte sich um sie kümmern, damit sie nicht in die Falle laufen. »Erbarmt euch derer, die zweifeln.«114 Ich komme nun zum Schluss.
Abschließendes
Insgesamt ist Ayn Rand gewissermaßen die unmaskierte diabolische Seele des amerikanischen Kapitalismus. Selbst wenn gegen sie formell polemisiert worden ist, so war diese Kritik doch oberflächlich. Ihr extremer Atheismus sorgte zum Beispiel für Anstoß bei der sogenannten »christlichen Rechten«, die ansonsten ähnliche wirtschaftspolitische Positionen vertritt, wie Ayn Rand selbst. Es ist den meisten amerikanischen bürgerlichen Ideologen offenbar peinlich, wenn ihre Absichten so plump und offen kundgetan werden. Das hält sie nicht davon ab, ihre Ideen aber in der Praxis zu befürworten.
Es ist schwer vorstellbar, dass Ayn Rands Ideenhaufen erfolgreich nach Deutschland verpflanzt werden könnte. Der amerikanische Einfluss müsste dafür noch tiefere Furchen graben. Was man aber nicht unterschätzen darf, ist der Einfluss von Ayn Rands kapitalismusapologetischen Grundideen vor allem auf Liberale und Konservative in Deutschland, die amerikanische Großkapitalisten idealisieren. Es ist wichtig, den Klassenfeind ideologisch gut zu kennen, um ihn bestmöglich kontern zu können. Ein Arzt, der sich mit Giften nicht auskennt, kann auch kein Gegenmittel finden. Auch im Sozialismus werden wir uns solcher Anschauungen erwehren müssen.
Ayn Rands Denken ist archetypisch für den amerikanischen Neoliberalismus. Indem wir die Grundzüge dieses Denkens kennen, werden wir besser in der Lage sein, gegen den verheerenden ideologischen Einfluss aus den USA uns zu behaupten und diesen besser zu kritisieren, um ihn abzuwehren.
Verweise
1 Alan Greenspan lieferte 1966 sogar Beiträge für Ayn Rands Buch »Capitalism: The unknown ideal«, in welchem der Kapitalismus im Sinne von Ayn Rands Philosophie verherrlicht wird.
2 Siehe: Lisa Duggan »Mean Girl – Ayn Rand and the Culture of Greed«, University of California Press, Oakland 2019, S. XIII/XIV, Englisch. Duggan listet noch weitere amerikanische Kapitalisten auf, die Ayn‐Rand‐Anhänger sind, die aber in Deutschland kaum Bekanntheit besitzen.
3 https://www.latimes.com/opinion/la-xpm-2012-aug-26-la-oe-schneider-atlas-shrugged-reviews-20120826-story.html (Englisch) Die folgenden Auszüge aus den angeführten Rezensionen stammen von hier.
4 https://www.csmonitor.com/2007/0306/p09s01-coop.html (Englisch) »In der Tat tauchen keine Kinder in ihrem Hauptwerk auf.«
6 https://www.washingtonpost.com/archive/entertainment/books/1986/06/29/ayn-rand-sex-money-and-philosophy/6b74b899-2d9d-4c44-a212-a33f7fd96791/ (Englisch)
7 https://www.latimes.com/opinion/la-xpm-2012-aug-26-la-oe-schneider-atlas-shrugged-reviews-20120826-story.html (Englisch)
8 https://thecritic.co.uk/issues/october-2022/the-curious-cult-of-the-friend-of-fascism/ (Englisch)
10 Siehe: »Widerlegung der Forderungen der Bauern« (1525) In: »Melanchthon deutsch«, Bd. 1, Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2011, S. 270. Der Lutheraner Melanchthon zum Beispiel tat dies.
11 Psalm 140, 13.
12 https://amberandchaos.net/?page_id=73 (Englisch) Sämtliche folgenden Zitate von John Galts Monolog entstammen dieser Quelle.
13 https://ari.aynrand.org/galts-speech-ayn-rands-most-carefully-crafted-statement-of-objectivism/ (Englisch)
14 Vgl. »Nikomachische Ethik« In: Aristoteles »Hauptwerke«, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1968, S. 229.
15 Vgl. Ebenda, S. 231. Aristoteles führt Ehebruch, Diebstahl und Mord als Beispiele an.
16 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/club-of-rome-grenzen-des-wachstums-101.html
17 https://popula.com/2019/10/11/the-failures-of-ayn-rand/ (Englisch)
18 https://youtu.be/viGkAZR-x8s (Englisch) Ab 0:13. Hierbei handelt es sich um ein Interview von Mike Wallace mit Ayn Rand.
19 Siehe: Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. XIV, Englisch. Ayn Rand autorisierte im Jahre 1976 Peikoffs Vorträge als ideologische Darlegung des Objektivismus.
20 Zit. nach: Lisa Duggan »Mean Girl – Ayn Rand and the Culture of Greed«, University of California Press, Oakland 2019, S. 9, Englisch.
21 https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1985 – 11-24-me-1752-story.html (Englisch)
22 Siehe: Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 6, Englisch.
23 Ebenda.
24 Ebenda, S. 4, Englisch.
25 Ebenda, S. 15, Englisch.
26 Vgl. Ebenda, S. 18, Englisch.
27 Vgl. Ebenda, S. 20, Englisch.
28 Vgl. Ebenda, S. 30, Englisch.
29 Ebenda, S. 16, Englisch.
30 Vgl. Ebenda, S. 38, Englisch.
31 Ebenda, S. 39, Englisch.
32 Ebenda, S. 56, Englisch.
33 Ebenda, S. 70, Englisch.
34 https://www.die-rote-front.de/gibt-es-einen-freien-willen-oder-ist-alles-vorherbestimmt/
35 Vgl. Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 71, Englisch.
36 Ebenda, S. 116, Englisch.
37 Ebenda, S. 149, Englisch.
38 Ebenda, S. 152, Englisch.
39 Vgl. Ebenda, S. 195, Englisch.
40 Vgl. Ebenda, S. 162, Englisch.
41 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 206, Englisch.
42 Vgl. Ebenda, S. 234, Englisch.
43 Ebenda, S. 235, Englisch.
44 Ebenda, S. 282, Englisch.
45 Ebenda, S. 240, Englisch.
46 Siehe: Lukas 10, 31. Der Rabbi wollte sich selbst nicht mit Blut beschmutzen und missachtete dafür das Gebot der Nächstenliebe.
47 3. Mose 19, 18.
48 Matthäus 7, 12.
49 Karl Marx »Kritik des Gothaer Programms« (April/Mai 1875) In: Karl Marx/Friedrich Engels »Werke«, Bd. 19, Dietz Verlag, Berlin 1987, S. 21.
50 Vgl. »Über den Entwurf der Verfassung der Union der SSR« (25. November 1936) In: J. W. Stalin »Werke«, Bd. 14, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1976, S. 66/67.
51 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 234, Englisch.
52 Ebenda, S. 293, Englisch.
53 Karl Marx »Das Elend der Philosophie« (1846/1847) In: Karl Marx/Friedrich Engels »Werke«, Bd. 4, Dietz Verlag, Berlin 1980, S. 181.
54 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 374, Englisch.
55 Ebenda, S. 342, Englisch.
56 Buch Mormon, 2. Nephi 2, 25.
57 Siehe: Matthäus 4, 8 – 9.
58 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 344, Englisch.
59 Ebenda, S. 346, Englisch.
60 Siehe: »Erinnerungen an Lenin« (1924/1925) In: Clara Zetkin »Ausgewählte Reden und Schriften«, Bd. III, Dietz Verlag, Berlin 1960, S. 139. Bereits Lenin lehnte dies als »Glas‐Wasser‐Theorie« ab, dass Sex nämlich so belanglos werde, wie das Trinken eines Glas Wassers.
61 Ebenda, S. 165, Englisch.
62 Vgl. »Politik« In: Aristoteles »Hauptwerke«, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1968, S. 286.
63 https://peikoff.com/essays_and_articles/israels-and-americas-fundamental-choice/ (Englisch)
64 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 366, Englisch.
65 Ebenda, S. 367/368, Englisch.
66 https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/justiz-gerechtigkeit-100.html
67 https://www.merkur.de/wirtschaft/arbeitsagentur-arbeitsmarkt-deutschland-millionen-arbeitslose-personalmangel-wieso-zr-92183813.html
68 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 370/371, Englisch.
69 https://www.die-rote-front.de/linkssein-versus-klassenbewusstsein/ Ich habe über dieses Thema bereits einen Aufsatz geschrieben.
70 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 378, Englisch.
71 »Noch einmal über die Gewerkschaften, die gegenwärtige Lage und die Fehler der Genossen Trotzki und Bucharin« (25. Januar 1921) In: W. I. Lenin »Werke«, Bd. 32, Dietz Verlag, Berlin 1982, S. 73.
72 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 379, Englisch.
73 Ebenda, S. 380, Englisch.
74 »Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR« (Februar – September 1952) In: J. W. Stalin »Werke«, Bd. 15, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1979, S. 305.
75 Vgl. Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 383, Englisch.
76 Ebenda, S. 380, Englisch.
77 Ebenda, S. 381, Englisch.
78 Ebenda, S. 382/383, Englisch.
79 Ebenda, S. 384, Englisch.
80 Ebenda, S. 386, Englisch.
81 Ebenda, S. 387, Englisch.
82 Ebenda, S. 389, Englisch.
83 Ebenda, S. 390, Englisch.
84 Ebenda, S. 392, Englisch.
85 Ebenda, S. 394, Englisch.
86 Ebenda, S. 395, Englisch.
87 Vgl. »Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR« (Februar – September 1952) In: J. W. Stalin »Werke«, Bd. 15, Verlag Roter Morgen, Dortmund 1979, S. 305.
88 Apostelgeschichte 4, 32.
89 Vgl. Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 396, Englisch.
90 Ebenda, S. 398, Englisch.
91 https://www.welt.de/politik/deutschland/article244874914/Einfluss-sozialer-Herkunft-Das-desastroese-Ausmass-der-Chancenungleichheit-im-Bildungssystem.html
92 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 407, Englisch.
93 Vgl. Ebenda, S. 408, Englisch.
94 Vgl. Ebenda, S. 411, Englisch.
95 Siehe: Ebenda, S. 409 f, Englisch.
96 Ebenda, S. 412, Englisch.
97 Vgl. Ebenda.
98 https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1985 – 11-24-me-1752-story.html (Englisch)
99 Vgl. Adam Smith »Reichtum der Nationen«, Volmedia, Paderborn o. J., 458.
100 https://www.forbes.com/2009/11/03/where-ayn-rand-went-wrong-opinions-columnists-shikha-dalmia.html (Englisch)
101 https://brucelevine.net/how-ayn-rand-seduced-young-men-and-helped-make-the-u-s-into-an-uncaring-nation/ (Englisch)
102 Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 362, Englisch.
103 https://www.pbs.org/newshour/economy/column-this-is-what-happens-when-you-take-ayn-rand-seriously (Englisch)
104 https://ari.aynrand.org/issues/government-and-business/capitalism/americas-persecuted-minority-big-business/ (Englisch)
105 https://www.theguardian.com/business/2008/oct/24/economics-creditcrunch-federal-reserve-greenspan (Englisch)
107https://www.realclearpolitics.com/video/2016/03/14/santelli_we_are_living_atlas_shrugged_those_with_intellectual_property_are_fed_up_where_is_john_galt.html (Englisch)
108 Zit. nach: Frieder Otto Wolf »Warum Louis Althusser heute noch wichtig ist« In: Louis Althusser »Die Krise des Marxismus«, VSA Verlag, Hamburg 2022, S. 91.
109 https://www.rotman.uwo.ca/the-system-that-wasnt-there-ayn-rands-failed-philosophy-and-why-it-matters/ (Englisch)
110 https://bigthink.com/the-present/the-problem-with-ayn-rand/ (Englisch)
111 https://www.cbsnews.com/news/top-10-reasons-ayn-rand-was-dead-wrong/ (Englisch)
112 https://owlcation.com/humanities/The-Virtue-of-Stupidity-A-Critique-of-Ayn-Rand-and-Objectivism (Englisch)
113 Zit. nach: Leonard Peikoff »Objectivism – The Philosophy of Ayn Rand«, Meridian, New York 1993, S. 2, Englisch.
114 Judas 22.
Bild: 28. April 2012. Etwa 500 Menschen nahmen an der jährlichen Steuersenkungskundgebung vor dem Kapitol des Bundesstaates Minnesota teil. Die konservativen Demonstranten fordern niedrigere Steuern und eine kleinere Regierung (Quelle: Minnesota Tax Cut Rally 2012, Photo: Fibonacci Blue)
Das Problem bei marxistischen Analytikern ist, dass sie sich einfach nicht kurz fassen können und trotz geistiger Schärfe oft am Kern des Themas vorbei argumentieren. es wäre dem Kapitalisten mehr marxistischen Denken und den Markisten mehr kapitalistische Pragmatik…
An »WU BU«,
wir würden den Artikel gerne in unserer Wochenzeitung »Der Aufstand« veröffentlichen. Da der Text hier als PDF herrunter zu laden war, bitten wir also um die förmliche Erlaubnis.
Mit freundlichen Grüßen,
J.M.Hackbarth
0171/5505542
jmhackbart@googlemail.com
Geht in Ordnung. PDF werden automatisch generiert, aber leider nicht ganz zufriedenstellend, aber besser als nichts. Es empfiehlt sich das nochmal zu überarbeiten.