EINI­GE GEDAN­KEN….. ZUM JAH­RES­WECH­SEL, ÜBER DAS LIED ITA­LIE­NI­SCHER ANTI­FA­SCHIS­TEN »BEL­LA CIAO«

Lese­zeit5 min

Eigent­lich ist die­ses Lied nicht mehr aus­schließ­lich das Lied des ita­lie­ni­schen Anti­fa­schis­mus, son­dern hat inzwi­schen doch den Ruf, ein Lied der inter­na­tio­na­len Lin­ken zu sein. Gibt es Län­der in denen es nicht bekannt ist? Schwer vor­stell­bar. Selbst weit in bür­ger­li­che Krei­se ist es wohl­ge­lit­ten bis gern gesun­gen. Und das ist ja auch nicht so ver­wun­der­lich, ist es doch ent­stan­den im Kampf gegen den ita­lie­ni­schen Faschis­mus und sei­nem Kom­pli­zen, dem deut­schen Nazi-Faschis­mus. Ein Lied wel­ches ursprüng­lich wohl aus älte­ren, pro­le­ta­ri­schen Gesän­gen ent­stan­den ist und mit sei­nem anti­fa­schis­ti­schen Bezug in einer Zeit ent­stand, in der sich im ita­lie­ni­schen Volk ein kon­se­quen­ter Anti­fa­schis­mus kraft­voll zu Wort mel­de­te. Die­se kon­se­quen­te, anti­fa­schis­ti­sche Hal­tung eines beträcht­li­chen Tei­les des ita­lie­ni­schen Vol­kes, mani­fes­tier­te sich in der Bil­dung einer bewaff­ne­ten anti­fa­schis­ti­schen Bewe­gung, die nach eini­gen Schät­zun­gen bis zu 300.000 Akti­vis­ten und Kämp­fer umfass­te. Unab­hän­gig von Zah­len­strei­tig­kei­ten in die­ser Ange­le­gen­heit, wird wohl nie­mand bestrei­ten, dass die­se Bewe­gung sowohl den deut­schen Nazi-Ban­di­ten, wie auch ihren ita­lie­ni­schen, faschis­ti­schen Kum­pa­nen schwe­re Schlä­ge zuge­fügt und den blut­trie­fen­den Ober­fa­schis­ten Mus­so­li­ni sei­ner gerech­ten Stra­fe zuge­führt hat. Inso­fern ist die Ach­tung und Wert­schät­zung, die in die­sem Lied für den anti­fa­schis­ti­schen Kampf brei­ter Tei­le des ita­lie­ni­schen Vol­kes zum Aus­druck kommt, nur all zu berechtigt.

Neben­bei bemerkt, fin­den wir die­ses Lied, zumin­dest von sei­nem deut­schen Text her, nicht son­der­lich Aus­sa­ge­kräf­tig. Aber ent­we­der haben wir da Ver­ständ­nis­pro­ble­me, oder dar­auf kommt es in die­sem Fall gar nicht an. Viel­leicht ist es ein­fach das, wofür die­ses Lied stell­ver­tre­tend steht, dass es so viel­be­sun­gen ist. Näm­lich für den muti­gen Kampf selbst­lo­ser Men­schen, gegen eine bar­ba­ri­sche Ideo­lo­gie, wel­che aus der herr­schen­den Klas­se des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems gebo­ren wur­de. Und so kann man rund um den Erd­ball und zu diver­sen Anläs­sen, immer wie­der die­ses Lied, oder des­sen Melo­die erklin­gen hören.

Nun ist ja eine anti­fa­schis­ti­sche Bewe­gung, auch durch­aus eine Bewe­gung, aus sehr brei­ten Krei­sen der Bevöl­ke­rung. Und nicht jeder auf­rech­te Kämp­fer gegen den Faschis­mus, wür­de auch ein vehe­men­ter Kämp­fer für die Abschaf­fung des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems sein. Das schmä­lert aber auch nicht den Wert des anti­fa­schis­ti­schen Kamp­fes. Die Tat­sa­che jeden­falls ist fest­zu­hal­ten, dass das sin­gen von Bel­la Ciao, oft auf brei­te Zustim­mung, bis hin zum Mit­sin­gen von Zuhö­ren­den bei den unter­schied­lichs­ten Anläs­sen führt. Und so war es für uns auch nicht ver­wun­der­lich, dass wir bei ver­schie­de­nen Demons­tra­tio­nen und Kund­ge­bun­gen der aktu­el­len Demo­kra­tie­be­we­gung gegen die Coro­na-Dik­ta­tur die­ses Lied ver­neh­men konn­ten. Mal mehr, mal weni­ger breit vor­ge­tra­gen, aber immer mit Wohl­wol­len, klat­schen, oder sogar mit­sin­gen ande­rer Demons­tra­ti­ons­teil­neh­mer begleitet.

Teil­wei­se into­nier­ten gan­ze Blö­cke von meh­re­ren hun­dert Men­schen die­ses Lied und wir konn­ten nie­mals Pro­test gegen das absin­gen die­ses Lie­des feststellen.

Um das an die­ser Stel­le auch noch ein­mal klar zu stel­len: da tum­meln sich immer noch Rech­te, bis hin zu Nazis in eini­gen Mani­fes­ta­tio­nen der Demo­kra­tie­be­we­gung. Mal erkenn­bar, oft­mals eher nicht ohne geschul­tes Auge. Sol­che Mani­fes­ta­tio­nen sind in der Regel auch kei­ne »lin­ken« Mani­fes­ta­tio­nen. Es ist doch aber ein merk­wür­di­ger Wider­spruch, dass in Demons­tra­tio­nen bspw., wel­che teil­wei­se als von Nazis domi­niert dekla­riert wer­den, eine solch ein­deu­ti­ge anti­fa­schis­ti­sche Kul­tur ihren geach­te­ten Platz hat. Schwer vor­stell­bar, dass die­ses Nazi-Pack sol­che Gesän­ge dul­den wür­de, wenn es sol­che Mani­fes­ta­tio­nen tat­säch­lich domi­nie­ren wür­de. Mit­nich­ten ist das so, jeden­falls gilt dies für die Mani­fes­ta­tio­nen, an denen wir teil­ge­nom­men haben, oder die wir beob­ach­tet haben. Und dass waren nicht weni­ge. Und das sich über­haupt noch Nazis in sol­chen Mani­fes­ta­tio­nen bewe­gen kön­nen, hat wohl mit dem inzwi­schen ein­deu­tig erkenn­ba­ren Total­ver­sa­gen der poli­ti­schen Lin­ken die­ses Lan­des, bezüg­lich der vor­an­ge­trie­be­nen Faschi­sie­rung durch den kapi­ta­lis­ti­schen Staats­ap­pa­rat zu tun, und da neh­men wir uns auch gar nicht aus. Müss­te nicht eigent­lich eine Lin­ke, so sie sich denn sel­ber ernst nimmt, berech­tig­te Mas­sen­ak­tio­nen wie sie der­zeit statt­fin­den, poli­tisch beglei­ten? Und nicht nur beglei­ten. Ist es nicht eigent­lich lin­ker Anspruch, berech­tig­ten For­de­run­gen der Bevöl­ke­rung zum Durch­bruch zu ver­hel­fen, als einen Schritt hin zu einer fort­schritt­li­chen Gesellschaftsordnung?

Viel­leicht soll­te sich so man­cher Lin­ke mal von dem Irr­bild ver­ab­schie­den, dass Faschis­mus immer nur als Stie­fel-Nazi, Kahl­kopf, oder offe­ner Ras­sis­mus daher­kommt. Das fin­det eben auch raf­fi­nier­ter statt und muss gar kei­ne offen­sicht­li­che Ver­bin­dung zu den Nazi­trup­pen haben. Der kapi­ta­lis­ti­sche Staats­ap­pa­rat berei­tet mehr vor, als nur die Men­schen zu zwin­gen, sich mit irgend­wel­chen Sub­stan­zen imp­fen zu las­sen, oder Mas­ken zu tra­gen. Auf­rech­te und ehr­li­che Lin­ke ste­hen jetzt schon auf der Lis­te und wer­den wohl dem­nächst noch weit­aus stär­ker in den Fokus der »Sicher­heits­or­ga­ne« des kapi­ta­lis­ti­schen Staa­tes gelan­gen, unab­hän­gig davon, wel­ches Wohl­ver­hal­ten sie gegen­über den aktu­el­len staat­li­chen Macht­er­grei­fungs­sze­na­ri­en an den Tag gelegt haben, oder nicht. Der not­wen­di­ge Kampf gegen offe­nen Faschis­mus, könn­te sehr schnell zwin­gend wer­den, denn wie hieß es so rich­tig in Losun­gen wel­che vor eini­ger Zeit auf Demons­tra­tio­nen geru­fen wurden:

KAPI­TA­LIS­MUS FÜHRT ZUM FASCHIS­MUS, KAPI­TA­LIS­MUS MUSS WEG

Viel Wahr­heit in einer doch sehr kur­zen Losung.

In die­sem Sin­ne wün­schen wir allen unse­ren auf­rech­ten und fort­schritt­li­chen Lesern ein mög­lichst gesun­des neu­es Jahr 2022. Denn unse­re Gesund­heit wer­den wir wohl drin­gend benö­ti­gen. So wie es der­zeit aus­sieht, wer­den die Zei­ten wohl erheb­lich här­ter und die Kämp­fe für rich­ti­ge und fort­schritt­li­che Zie­le wer­den hof­fent­lich stär­ker wer­den. Und dann auch zum Erfolg führen.


Bel­la Ciao (Wecker & Wader)

Eines Mor­gens in aller Frühe
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
Eines Mor­gens in aller Frühe
Tra­fen wir auf unse­ren Feind
Eines Mor­gens in aller Frühe
Tra­fen wir auf unse­ren Feind

Und wenn ich ster­be – oh ihr Genossen
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
Und wenn ich ster­be – oh ihr Genossen
Bringt mich dann zur letz­ten Ruh
Und wenn ich ster­be – oh ihr genossen
Bringt mich dann zur letz­ten Ruh

In den Schat­ten der klei­nen Blume
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
In den Schat­ten der klei­nen Blume
In die Ber­ge bringt mich dann
In den Schat­ten der klei­nen Blume
In die Ber­ge bringt mich dann

Und die Leu­te, die gehen vorüber
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
Und die Leu­te, die gehen vorüber
Sehen die klei­ne Blu­me steh′n
Und die Leu­te, die gehen vorüber
Sehen die klei­ne Blu­me steh’n

Una mat­ti­na mi sono alzato
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
Una mat­ti­na mi sono alzato
Ed ho tro­va­to l′invasor‹
Ed ho tro­va­to, ed ho tro­va­to, ed ho tro­va­to l′invasor‹

E se io muo­io da partigiano
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
E se io muo­io da partigiano
Tu mi devi seppelir‹
E se io muo­io da partigiano
Tu mi devi seppelir′

E tut­ti quel­li che passeranno
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
E tut­ti quel­li che passeranno
Mi diran­no che bel fior′
E tut­ti quel­li che passeranno
Mi diran­no che bel fior‹

E ques­to fio­re del partigiano
Bel­la Ciao, Bel­la Ciao – Ciao Ciao Ciao
E ques­to fio­re del partigiano
Mor­to per la libertà
E ques­to fio­re del partigiano
Mor­to per la libertà

(Quel­le: song​tex​te​.com)

One thought on “EINI­GE GEDAN­KEN….. ZUM JAH­RES­WECH­SEL, ÜBER DAS LIED ITA­LIE­NI­SCHER ANTI­FA­SCHIS­TEN »BEL­LA CIAO«

  1. Vie­len Dank für die­se Gedanken,
    ich war immer Ver­tei­di­ger der sozia­len Markt­wirt­schaft. Heu­te stel­le ich mir die Fra­ge – gibt es das überhaupt.
    Das Pro­blem was wir heu­te haben liegt dar­an das weni­ge Men­schen unglaub­lich viel Geld und damit Macht besitzen.
    Jeder Kapi­ta­lis­mus ent­wi­ckelt sich irgend­wann zum halt­lo­sen alles ver­nich­ten­den Raub­tier Kapitalismus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert