Der NATO‐und‐EU‐Faschismus erweist sich als in die Ecke getrieben auch in der Hinsicht, daß er kein ideologisches Programm mehr zusammen(sch)leimen kann, das als durchgängiger »humaner« Firnis über seinem antihumanen Nihilismus undurchschaut bliebe.
Solange nach 1945 die Camouflage von »freedom & democracy«, breit und unspezifisch, eine moralische Überlegenheit der reaktionären imperialistischen Diktaturen suggerierte, konnte der Schein relativ leicht gewahrt werden, daß hinter dieser Programmatik Mehrheiten, zumindest in den kapitalistischen Ländern, stünden, da die Propaganda relativ unwidersprochen Kernbegriffe von Mehrheitsinteressen besetzte.
Die innere Krise des Imperialismus zur Zeit des Vietnamkriegs (verbunden mit einer tiefen ökonomischen Krise) ließ solche demokratischen Mehrheitsansprüche fadenscheinig werden. Das erkennbare Hervortreten eines revolutionären Subjekts in der Praxis – in der »eigenen« Klassengesellschaft, in der kolonisierten Welt und ihren nationalen Befreiungsbewegungen, im Sozialismus – macht dem Imperialismus und seinen Bourgeoisien unmöglich, sich auf Mehrheiten zu berufen.
Um die exzeptionalistische »superiority« des imperialistischen »Freiheits«-Pathos zu retten, mußte Abhilfe geschaffen werden, indem der Honigtopf von »freedem & democracy« scheinbar »radikal« auf ein Sammelsurium von »emanzipatorischen Minderheiten« umgestellt wurde. Man bediente sich bei den bürgerlich‐rebellierenden Kräften selber, wozu sich die »Neue Linke« (New Left) bereitwillig anbot. Der ideologische Übeltäter Herbert Marcuse lieferte zu dem Schmu die »Randgruppentheorie«. Die hatte auch den Zweck, der studierenden künftigen wissenschaftlichen Intelligenz in den »Metropolen« (wie man damals gerne sagte) die Erkenntnis auszutreiben, daß das tatsächliche historische, revolutionäre Subjekt sich weiterhin vor ihrer Nase in Gestalt der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten befindet. Dieses Subjekt redeten sie sich aus der Welt, indem sie befanden, es sei »integriert« durch »Konsum«, ergo »falsches Bewußtsein« blablabla, oder aber, daß es infolge »Strukturveränderungen« sowieso keine Arbeiterklasse mehr gebe und jetzt »die Intelligenz« oder sonstwer zur »Avantgarde« berufen sei. Das findet heute seine Fortsetzung in dem bürgerlichen Psychologengeschwätz von »schweigenden Lämmern« und »schlafenden Schafen«.
Nun läßt sich aus einem Haufen von Negationen alles mögliche machen, aber keine Dialektik.
Die Faschisierung, die als Anwalt von Minderheiten auftritt – die monopolbesitzende Klasse, die sie antreibt, ist ja tatsächlich eine sehr kleine Minderheit – mußte die Sache immer mehr zuspitzen und in sich zerstückeln, denn die »Identität« der einen besteht nur noch darin, die Negation der »Identität« der anderen zu sein. Daran ändert sich auch nichts, wenn man durch einen sprachlichen Kunstgriff die gegeneinander gerichteten Anti‐Identitäten scheinbar widerspruchslos unter dem Dach eines fiktiven positiven Gattungsbegriffs zusammenfaßt, nämlich dem der »Diversität«. Die Anti‐Identitäten mußten immer schärfer, gemäß der »Logik« ihrer Begründung, übereinander herfallen und sich gegenseitig kannibalisieren. Heute reicht es nicht mehr, auf einer Gewerkschaftsveranstaltung, zum Zweck der Klassenspaltung, unter dem Mogel‐Etikett »Bunt statt Braun« seine Leidensgeschichte als »im falschen Körper Geborener« vorzutragen. Man muß auch betonen, daß dieses Leiden unendlich vervielfacht wurde, wenn man in einer »dumpfen« ostdeutschen ländlichen Region aufwuchs anstatt in einer feschen rotgrünverwalteten westdeutschen Großstadt. Womit den Spaltungen mit Superioritätsanspruch mindestens zwei neue hinzugefügt werden: Stadt gegen Land, BRD‐Kultur gegen DDR‐Kultur (als »progressiv« versus »rückständig«).
Der Zweck, zu dem das heute mit einer neuen fiktiven Generalisierung als »Wokeness« firmierende ideologische Bündel ins Inventar der Faschisierung aufgenommen wurde, nämlich Verschleierung des Klassengegensatzes und vielfache Oberflächen‐Spaltung der gesellschaftlichen Subjekte, macht vor ihnen selber nicht halt. Aus der ehemals so idyllischen Randgruppen‐Romantik wurde das bellum omnium contra omnes, der Krieg aller gegen alle, bei dem die bürgerliche Gesellschaft, sich selbst ohne Gegenkräfte überlassen und des rosa Lacks entledigt, immer landet. »Woke« trat inzwischen das Erbe des »traditionellen« Rassismus an, mit gleicher Funktion. Je tiefer das Unternehmen Barbarossa Nr. 2 sich verstrickt, desto erkennbarer wird die Herkunft.
Das ist so ungefähr der Stand, der heute mit LGBTQ…XYZ+ erreicht wurde. Deren innere Kannibalisierung ist sowenig aufzuhalten wie die innere Kannibalisierung des ukrainischen Bandera‐Regimes und mittelfristig die der NATO und der EU sein werden. Was sollte die Träger der verschiedenen Großbuchstaben davon abhalten, sich einander gegenseitig – »protestierend«, wie immer – in den Weg zu werfen (was sie ja auf den exhibitionistischen NATO‐und‐EU‐Prozessionen namens CSD seit geraumer Zeit bereits tun)? Was sollte die Träger zum Beispiel des »L«, also lesbische Frauen, die sowohl aufgrund ihrer Selbstauffassung als auch aufgrund ihrer Objektwahl wesentlich auf die Beachtung des biologischen UND gesellschaftlichen objektiven Unterschieds von »Frau« und »Mann« angewiesen sind, dazu bewegen, die männlichen Träger des »T«, also wahlweise mit »weiblichen« Textilien angetane Männer, zu »tolerieren«, die ja seit einiger Zeit den Anspruch vertreten, die verkörperte Universal‐Negation des objektiven Unterschieds von Frau und Mann zu sein, der somit »nicht existiere«?
Überlassen wir den Ganserers und ähnlichen Knallchargen den inneren Widerspruch der männlichen »Ts«, der darin besteht, daß Haartrachten (Perücken), Kleider, Stöckelschuhe, gewisse affektierte Augenaufschläge und Klangfarben beim Sprechen nicht ihrerseits »weiblich« sein können, wenn für die Menschen selber der Unterschied von weiblich und männlich nicht existieren soll. Wie soll ein Zeichen, das für »weiblich« steht, etwas bezeichnen können, wenn es den Gegenstand »Weib« nicht gibt? Der »L«-Teil des Diversitätsmonstrums muß das sogar bekämpfen. Denn wenn die bloße Kostümierung für Männer ausreichen soll, in jahrelang erkämpfte Schutzräume wie zum Beispiel Frauenhäuser, aber auch zig andere mit Bedacht umgrenzte zivilisatorische Zonen einzudringen, dann wird damit auch das eingerissen, wofür die Schwulenbewegung einst kämpfte, als sie noch für demokratische Rechte gemäß Gleichheitsgrundsatz eintrat.
Das einzige, was die LGBTQ…XYZ+-»Community« noch in ihrer »Diversität« zusammenhält, ist das gemeinsame Absingen ukro‐faschistischer Hymnen, wie unlängst auf einem Münchner »CSD« demonstriert (»demonstriert« im wahrsten Sinne des Wortes, sie können ja nicht einmal mehr pinkeln ohne daß es zur »Demonstration« wird). Das ist auch das einzige, was die EU, für die sie Reklame laufen, noch zusammenhält. Fällt die eine, fällt das andere. Die Anti‐Identität hat nurmehr ein gemeinsames Dach: Anti‐Rußland (und wenn es dann zum nächsten USA‐geführten Krieg kommt: Anti‐China, weil das ja ein nicht‐libertärer »Ameisenstaat« sei, seit hundert Jahren die andere große »Anti«-Vorstellung der Europa‐Ideologien).
Die Vorstufen zu den Bandera‐CSDs fanden verhüllt ungefähr während eines Jahrzehnts durch die Inszenierungen des »European Song Contest« statt. Der »Euromaidan« und das Auftreten (spätestens) von Conchita Wurst setzten den Moment, da zum einzigen Inhalt dieser Veranstaltung »Antiputinismus« wurde, und zwar so, daß dieses singende und tanzende Antirussland des faschistoiden Dauer‐Karnevals eine zumindest pop‐kulturelle Hegemonie des »schwulen« libertär-liberal-»emanzipatorischen«-Randgruppenprotests suggerieren sollte. Natürlich gewann die Wurst den Preis. (Die nächsten Würste gab es dann zur von-der-Leichen-»Impfung«.) Die Kulmination fand statt kurz vor der Befreiung von Mariupol, als auf dem ESC eine nach Banderas Geburtsort benannte Ukro‐Combo in einem kaum noch verschleierten Gesamtkunstwerk das Nazi‐Bataillon »Asow« verherrlichte. Natürlich gewann die Combo wiederum den Preis, surprise, surprise. Seither kann von Verhüllung nicht mehr die Rede sein. Seit zwei Jahren leben wir in der Ära der fallenden Masken. Die gesteuerten ehemaligen »Schwulenbewegungen« des NATO‐Reichs knabbern seither an nichts anderem mehr als an den ausgetrockneten Keksen von Victoria Nuland. Ein weiteres »kulturelles« Hegemonieprojekt, das gerade krachend scheitert. Heute müssen sich Schwule, Künstler, Marxisten und Antifaschisten gleicherweise schämen für das, was in ihrem Namen veranstaltet wird.
Währenddessen wurde nebenbei Israel ebenfalls zum Teilnehmer dieses angeblichen »Europäischen« Sängerwettstreits erkoren. Mit Logik oder Ratio darf man da nicht kommen. Das Gemisch aus subjektivem Idealismus und dreister Propaganda orientiert sich in seinen Zuschreibungen an Göbbels’ »Sprachphilosophie«: »Wer oder was Europa ist, bestimme ich«. Also ist Israel »Europa«, Russland aber nicht. Indessen hat der russisch‐chinesisch inspirierte multipolare Befreiungskampf soviele Länder ergriffen, daß auch die neue Phase des Befreiungskampfes um einen souveränen palästinensischen Staat ohne die militärische Sonderoperation gegen die Ukro‐NATO‐Offensive nicht zu denken wäre. Der revolutionäre Weltprozeß ist in eine neue Etappe getreten.
Nun kann ja der subjektive Idealismus, dessen einziger Inhalt die Negation der Erkennbarkeit objektiver Wirklichkeit in Natur und Gesellschaft, ja der Materie überhaupt ist, in seiner »freien geistigen Existenz« soviele willkürliche Kategorien erfinden oder abschaffen wie er will – solange es innerhalb bloßer Literatur oder medialer Selbstbezüglichkeit verbleibt. Da die Veranstaltung aber initiiert, gefördert und am Scheinleben erhalten wird von einer unterdrückenden Klasse, die in ihrer ökonomischen Existenzweise gezwungen ist Weltmacht anzustreben und sie, wo Ideologie und Propaganda versagen, mit offen terroristischen Mitteln durchzusetzen, wird sie eben auch in dieser geleugneten objektiven Wirklichkeit sich irgendwie organisieren und behaupten müssen. Das ist aber mit rein subjektiv‐idealistischen Mitteln nicht möglich, sosehr die imperialistischen Kulturbemühungen das in Poesie und Prosa auch behaupten mögen. Die Techniken des Massenbetrugs erreichen ihre Grenzen. Nichts bringt die Wahrheit, die Widersprüche, so sehr ans Licht, wie der imperialistische Krieg selber und der Verteidigungskampf gegen ihn. Seit dem Februar 2022 beflügelt tatsächlich die »Kritik der Waffen« die »Waffen der Kritik«. Die Behauptung, Propaganda vermöchte ihre Zielobjekte massenhaft »gleichzuschalten«, ist selber eine Erfindung der monopolkapitalistischen Propaganda. Der Zusammenstoß des heute extremen Subjektivismus mit der objektiven Realität ist also unvermeidlich und damit das stufenweise Scheitern des faulenden, sterbenden Kapitalismus der führenden NATO‐ und EU‐Regimes an den äußeren und inneren Widersprüchen.
In dieser Lage müssen wir geradezu erfreut sein, daß die imperialistischen Offensiven, bei den Versuchen sich immer noch aus pseudo‐humanen Flicken einen ideologischen Ganzkörper‐Umhang zu schnüren, weiterhin auf LGBTQ…XYZ+ nicht verzichten können. »Fascismo« kommt ja bekanntlich von »Bündel«. Auch wenn der NATO‐und‐EU‐Faschismus bei der Vortäuschung eines »menschlichen Antlitzes« inzwischen die letzten Propaganda‐Kartuschen verfeuert – er muß immer noch ein ideologisches »Bündel« anbieten, um wenigstens ein halbes oder ganzes Jahr noch als umfassender »geschlossener« Weltanschauungs‐Ersatz über die Runden zu kommen. Auch »Klima« wird es nicht mehr richten. Folglich können sie den Spuk von LBGTQ…XYZ+ nun nicht einfach wieder abbestellen. Es ist zwar längst erwiesen, daß das Scheitern bunter Revolutionen in Osteuropa und Asien durch Auftritte dieser Truppen nur beschleunigt wird. Gleichwohl versuchen sie es nun in Armenien, das gerade von USA, UK und anderen als das nächste Antirussland aufgebaut werden soll, schon wieder damit. Ihre »Fördergelder« genannten Kekse sollen offenbar nur fließen, wenn es dafür auch armenische LBGTQ…XYZ+-Inszenierungen geben wird.
Weiter so!, das wäre außerordentlich zu begrüßen! Je mehr von diesem Quatsch, desto eher wird sich der Widerstand der tatsächlichen Mehrheiten regen.
Übernommen aus der Linken Zeitung, zuerst publiziert bei Facebook
Bild: Welcome to All ! ツ (Pixabay)
Danke für diese Erläuterungen, wozu die vielen Gruppen von LGBT bis XYZ+ dienen. All die bunten Farben nur Schminke, die eintrocknet und bröckelt.