Heute feiern wir den 8. März, den internationalen Frauentag

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Nicht nur für mich als Deutsche ist dieser Tag untrennbar verbunden mit dem Namen Clara Zetkins. Sie hatte auf der zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahr 1910 den Antrag auf Einführung eines solchen Tages gestellt und sorgte dafür, dass er in der deutschen Arbeiterbewegung ab 1911 begangen wurde. Interessanterweise wurde dieser Gedanke von der Arbeiterbewegung in den Vereinigten Staaten übernommen, deren Geschichte mittlerweile noch vergessener ist als die der deutschen.

Clara Zetkin war es auch, die in ihrer letzten Rede als Alterspräsidentin vor dem Reichstag im August 1932 zum Widerstand gegen den aufkommenden Faschismus aufrief. Das verbindet sie mit der Gegenwart. Gleichzeitig steht sie für eine enge Verbindung zu Russland – ihr erster Mann, Ossip Zetkin, war ein im Exil lebender russischer Sozialdemokrat, in Odessa geboren. Ihr gemeinsamer Sohn Maxim leitete lange Jahre als Arzt die Charité in Berlin. Er verbrachte viele Jahre seines Lebens in der Sowjetunion und der DDR.

Als Clara Zetkin sich als junge Frau der Sozialdemokratie anschloss, war politische Tätigkeit Frauen in Deutschland noch verboten; wir durften weder Mitglieder von Parteien werden noch an Versammlungen teilnehmen. Erst 1908 sollte sich das ändern. Über all die Jahre ihrer politischen Tätigkeit zeigte Clara Zetkin als eine der ersten, was Frauen politisch bewegen und bewirken können.

Es war ein schwieriger, aber siegreicher Weg. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte konnten Frauen echte Freiheit finden und die Möglichkeit erhalten, ihre Talente und Stärken entdecken und sich in jedem Bereich zu verwirklichen: wie in der Wissenschaft, der Medizin und in der Politik.

Sie starb im Sommer 1933 im Moskauer Exil. Und so, wie das heutige Deutschland die Erinnerung an Clara Zetkin ebenso auslöschen möchte wie jene an Ernst Thälmann, sorgt es auch dafür, dass es abermals Deutsche im Moskauer Exil gibt.

In meiner Heimat, der DDR, war sie ein großes Vorbild für uns. Die Gleichberechtigung war eine der größten Errungenschaften und sie war verbunden mit der Niederwerfung des deutschen Hitlerfaschismus, sagte Walter Ulbricht auf seiner Rede zum 50. Jahrestag des internationalen Frauentages.

Im heutigen Deutschland ist die Lage der Frauen nur die Kombination aus Gendersternchen und einem Schweigegebot aller konkreten Daten, die belegen, dass sich weder in Bezug auf den Lohnabstand noch in Bezug auf die Lage Alleinerziehender irgend etwas gebessert hat. Das Gegenteil ist der Fall. Jeder angepriesene Frauenförderplan erbleicht vor Scham angesichts dessen, was in der DDR schon 1952 vorgegeben wurde.

Es gibt eine statistische Zahl, die im Grunde alles sagt, was über 1989 und danach zu sagen wäre. Seit es möglich ist, ungewollte Schwangerschaften zu verhüten, gibt die Geburtenrate deutlich wieder, wie zuversichtlich die Menschen, insbesondere die Frauen, die Zukunft sehen. Nichts belegt deutlicher, dass sich damals eine Katastrophe ereignete, wie der Rückgang der Geburten. Nichts widerlegt alles Gerede über »das Land, in dem wir gut und gerne leben« klarer als ihr fortgesetzter Tiefstand. Wer Angst vor der Zukunft hat, bekommt keine Kinder.

Aber ein Text zum Tag der Frau, zum Frauenkampftag würde diesem nicht gerecht, wenn er so resigniert enden würde. Deshalb erinnern wir daran, dass Frauen stets eine tragende Rolle bei fortschrittlichen Revolution spielten. Sei es unter anderem 1789 als sie gen Versailles marschierten, 1871 in der Pariser Commune oder 1917 in der Großen Oktoberrevolution. Nichts gibt der Revolution mehr Auftrieb als kämpfende Frauen. Also lasst uns – zusammen mit den Männern – für ein besseres Leben kämpfen.

Bild: Klara Zetkin und Rosa Luxemburg (aus einem Internetmeme)

One thought on “Heute feiern wir den 8. März, den internationalen Frauentag

  1. Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe die Gleichberechtigung gerade im Polizeiberuf als selbstverständlich angesehen.
    Seit 30 Jahren lebe ich jetzt in NRW
    und hier ist alles anders. Früher habe ich nie solche Angst um die Zukunft gehabt. Diese vielen Lügen…es geht immer um Macht und Geld. Ja, ich bin mit Clara Zetkin aufgewachsen und bin stolz, solche Vorbilder gehabt zu haben.

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