Die Stabilisierung der Dinge: Kreuzritter, Islamhass und der kaputte Westen

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Viele fühlen sich – auf allen Seiten des politischen Spektrums – seit dem 7. Oktober endlich wieder wohl. Die (richtige) Ordnung der Dinge ist zurück.

Ein Jahr war es eine Tugend, die Ungeimpften zu hassen, dann waren die Russen dran und jetzt wieder zurück zum Ausgangspunkt: Hasst die Muslime. Denn sie haben es verdient, sagt man uns. Fussi ersetzt Sellner, schreit nach Remigration. Scholz will alle raus haben, die nicht der deutschen – zionistischen – Gesinnungsgemeinschaft entsprechen. Und »kriegstüchtig« sollen wir werden, denn bald schicken sie uns los – um unsere »Zivilisation« zu verteidigen. Gegen die Barbaren mit dem Halbmond (und vielleicht auch noch gegen die orthodoxen Barbaren im Osten).

So richtig Kreuzzugstimmung

Das ist komfortabel: Die Progressiven können wieder die »Islamophobie« kritisieren, die Konservativen schreien über den »linken Judenhass und Antisemitismus«. Alles wieder wie früher. Gender-​Studies-​Leute fügen sich über ihre anti-​universalistische postkoloniale Kritik (wo sie herkommen) wieder in den antiimperialistischen Block ein und konservative Covid-​Dissidenten können sich wieder hinter die Staatsräson stellen.

Alles wie vor 2020. Als sich die Welt noch nicht auf den Kopf gestellt hatte

9/​11 hat damals den ersten War on Terror gebracht. Die westlichen Bomben brachten bald später die ISIS und machten den fundamentalistischen Islam massentauglicher. Während der Hass auf die Muslime im Westen zunahm kamen zugleich immer mehr aus dem Orient ins Land. Zionistisch – ob Kurden, oppositionelle Syrer, christliche Ägypter oder Erdogan-​treue Türken – ist dabei kaum jemand.

Also alle raus – um kriegstüchtig zu werden

Der zweite War on Terror macht gerade den Gazastreifen platt, täglich sterben hunderte Kinder und jede Bombe radikalisiert die Überlebenden mehr. Den Westen schütteln aber mittlerweile seine eigenen Widersprüche heftig durch. Anders als im ersten War on Terror ist der liberale US-​Konsens aber bei weitem nicht mehr so hegemonial.

9/​11 wird letztlich der Anfang vom Ende des US-​Empires gewesen sein. Es sieht eher nach (Staats)-Zerfall als nach Generalmobilisierung aus. Auch kein Kreuzzug wird retten, denn »christliche Abendland« gibt es gar nicht mehr. Wir sollten uns alle mehr lieb haben.

Zuerst erschienen auf Twitter

Bild: Kreuzritter (wikimedia commons)

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