Großer Sprung nach vorne, Bruch mit der Sowjetunion und Kulturrevolution: Der Hochmaoismus (1958 – 69) – Artikelserie zu China Teil VIII

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Dies ist der achte Teil einer umfassenden auf mehrere Teile angelegten Artikelserie von Jan Müller über China. Beinhalten wird die Serie folgende Teile:

  1. Das alte China (plus Einleitung)
  2. Die Entstehung des Kapitalismus in China und die Erste Chinesische Revolution
  3. Die Zweite Chinesische Revolution (1925 – 27)
  4. Die KPCh wird Guerillabewegung (1928 – 1945)
  5. Der Chinesische Bürgerkrieg und die Dritte Chinesische Revolution (1945 – 49)
  6. Von der »neudemokratischen« zur sozialistischen Revolution
  7. Im Bündnis mit der Sowjetunion (1949 – 60)
  8. Großer Sprung nach vorne, Bruch mit der Sowjetunion und Kulturrevolution: Der Hochmaoismus (1958 – 69)
  9. Umkehr der Allianzen und Drei-​Welten-​Theorie: Der Spätmaoismus (1969 – 78)
  10. Erste Etappe der Wirtschaftsreformen und Putschversuch (1978 – 89)
  11. China im Zeitalter des Neoliberalismus (1989 – 2008)
  12. Kleiner Wohlstand und neue Seidenstraße (ab 2008)
  13. China und Corona
  14. China und der Ukrainekrieg
  15. Schlussfolgerungen über den Charakter Chinas

Die Artikelserie als Broschüre mit weiteren Anhängen, Literaturverzeichnis und weiterführender Literatur kann man unter folgendem Link herunterladen: China: Ein langer Weg – wohin?

Großer Sprung nach vorne, Bruch mit der Sowjetunion und Kulturrevolution: Der Hochmaoismus (1958 – 69)

Bis 1958 entsprach die chinesische Industrialisierung noch im Wesentlichen dem sowjetischen Modell. Danach jedoch wählte China unter Mao Tse-​tung einen eigenständigen Weg.

Der zweite Fünfjahrplan von 1958 bis 62 war zwar sehr ehrgeizig, aber im Großen und Ganzen realistisch. Er sah folgende Produktionssteigerungen gegenüber 1957 vor:

  • Bei Stahl von 5,3 auf 10,5 bis 12 Millionen Tonnen, also auf das 2,2 fache
  • Bei Elektroenergie von 19,6 auf 40 bis 43 Millionen Kilowattstunden
  • Bei Kohle von 130 auf 190 bis 210 Millionen Tonnen
  • Bei Erdöl von 1,5 auf 5 bis 6 Millionen Tonnen
  • Bei Mineraldünger von 0,63 auf 3 bis 3,2 Millionen Tonnen
  • Bei Baumwollgeweben von 5 auf 7,2 bis 8 Milliarden Meter
  • Bei Baumwolle von 1,6 auf 2,4 Millionen Tonnen
  • Bei Getreide von 185 auf 220 Millionen Tonnen

Mit dem zweiten Fünfjahrplan sollte das Entwicklungstempo der Landwirtschaft und einiger Zweige der Leichtindustrie beschleunigt werden. Es waren Maßnahmen zur Angleichung des Lebensstandards von Stadt und Land geplant. Der Entwicklung der organischen Synthesechemie sowie der Erzeugung von Mineraldünger wurde große Bedeutung zugemessen.[1]

Diese beträchtliche Steigerung bei den meisten wichtigsten Industriegütern und in der Landwirtschaft hielt Mao Tse-​tung jedoch noch viel zu gering. Mit einer einzigen Kraftanstrengung wollte er in kürzester Frist zum Kommunismus vorstoßen. Mao: »Im Laufe von 22 Jahren bewaffneten Kampfes haben wir immer gesiegt. Warum sollen wir beim kommunistischen Aufbau nicht auf dieselbe Weise vorgehen?«[2]

In mehreren Beratungen des Politbüros im Laufe des Jahres 1958 wurde der große Sprung nach Vorne vorbereitet. Die wichtigste war die erweiterte Sitzung des Politbüros der KP Chinas vom 17. bis 30. August 1958 in Beidaihe.[3]

Die Politik des großen Sprunges nach Vorne beruhte auf drei Säulen, die als die drei Roten Banner bezeichnet wurden:

  • Starke Beschleunigung beim Aufbau der Großindustrie
  • Schaffung einer einfachen, ländlichen Industrie
  • Errichtung der Volkskommunen

Großindustrie

In diesem Bereich kam es zunächst zu Lohnkürzungen für die städtischen Arbeiter. Der bisher an drei Arbeiter gezahlte Lohn sollte nun an fünf Arbeiter ausgezahlt werden. Das entsprach einer Lohnkürzung von 40 Prozent. Die hier eingesparten Mittel sollten für den Akkumulationsfonds verwendet werden.[4]

Im Juni/​Juli 1958 arbeitete die Plankommission auf Weisung Maos eine neue Variante des zweiten Fünfjahrplanes aus. 1962 sollten 6,5 mal so viel Industriegüter und 2,5 mal so viel landwirtschaftliche Produkte wie 1958 erzeugt werden. Das bedeutete einen durchschnittlichen Jahreszuwachs von 45 Prozent in der Industrie und 20 Prozent in der Landwirtschaft.

Als Voraussetzung dafür sollte die Stahlerzeugung gesteigert werden und zwar einerseits durch Erhöhung der Stahlproduktion in den Großbetrieben, aber auch durch einfache »einheimische Methoden«.[5]

In der Industrie nahmen die Disproportionen schnell zu. Der Anteil unvollendeter Erzeugnisse am Gesamtumfang der Produktion wuchs. Die Ausschussproduktion und Maschinenschäden schnellten in die Höhe.[6]

Dass es nicht schon 1958 und 59 zu beträchtlichen Produktionsrückgängen in der Großindustrie kam, lag an der erhöhten Lieferung von Ausrüstungen und kompletten Industrieanlagen durch die Sowjetunion und anderer sozialistischer Länder.[7]

Ländliche Industrie

Durch Massenaktionen sollte zusätzlich zur Großindustrie eine ländliche dezentrale Industrie geschaffen werden, um die saisonal im Winter brachliegende Arbeitskraft der Bauern in örtlichen Kleinbetrieben zu nutzen.[8]

In einer vom September bis Dezember 1958 laufenden Massenkampagne wurden die Menschen in Stadt und Land mit der Parole »Das ganze Volk kämpft um Stahl« aufgefordert, Stahl mit einfachen Methoden zu erzeugen. Überall im Land entstanden primitive Schmelzöfen und Gebläse. In den letzten Monaten des Jahres 1958 war der Himmel über den chinesischen Städten nachts gerötet, denn es wurde in mehreren Schichten gearbeitet.[9]

Nur ein kleiner Teil des einfachen Roheisens konnte später noch verwendet werden. Der mit einfachen Methoden erzeugte Stahl war fast überhaupt nicht nutzbar. Hauptursache hierfür war die geringe Erfahrung der Menschen. Facharbeiter in diesem Bereich gab es nur wenige.[10]

Des Weiteren wurden im ländlichen Bereich auch Kokereien, Zementfabriken, Schmieden und Reparaturwerkstätten aufgebaut, in denen nach einfachen, handwerklichen Methoden gearbeitet wurde.[11]

90 Millionen Arbeitskräfte, vor allem Bauern, wurden von ihrer eigentlichen Beschäftigung abgezogen und zum Stahlschmelzen, zum Kohlenabbau, zum Wegebau, zum Wasserbau und für andere Projekte eingesetzt.[12]

Volkskommunen

In den Volkskommunen waren die politische, ökonomische und militärische Verwaltung von der Größe eines Landkreises vereint. Die bisherigen kleineren landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften von der Größe eines Dorfes wurden zu einer einzigen Landwirtschaftskommune zusammengefasst. Die Volkskommunen sollten ab jetzt die Grundeinheit von Staat, Gesellschaft, Armee und Partei bilden. Es sollte zu einer engen Verbindung zwischen Industrie, Landwirtschaft, Handel, Bildung und Armee kommen.[13]

Der Boden und alle anderen Produktionsmittel der Bauern sowie auch das Hofland der einzelnen Bauern wurden nun Kommuneeigentum. Die ehemaligen Genossenschaften wurden zu Produktionsbrigaden.

Es wurde kostenlose Verpflegung in Gemeinschaftskantinen eingeführt. Die Kinder gingen in Kindergärten und Kinderkrippe, die Alten wurden in Altersheimen mit leichten Arbeiten beschäftigt.[14]

Die Entlohnung der Mitglieder der Volkskommune sollte durch eine Verbindung des Prinzips »Jedem nach seiner Leistung« mit dem Prinzip »Jedem nach seinen Bedürfnissen« erfolgen. Einige Produkte wie Ernährung, Kleidung, Wohnung, ärztliche Versorgung waren kostenlos. Zusätzlich sollte noch ein Lohn entsprechend der Arbeitszeit ausgezahlt werden. Dazu kam es aber in den ersten Jahren meistens nicht. Denn die Abführungen an die Fonds für Akkumulation, Verwaltung und ähnliches machten vielfach 60 – 70 Prozent der Gesamteinnahmen der Kommune aus. Nur mit dieser hohen Akkumulationsrate konnte in kürzester Frist die von Mao geforderte ländliche Industrie aufgebaut werden. Das Entgelt für die geleistete Arbeit bestand also im Wesentlichen zunächst nur aus kostenlosen Lebensmittelzuteilungen.[15]

Die Volkskommunen waren auch militärische Einheiten. Ihre arbeitsfähige Bevölkerung gehörte der Volksmiliz an. Dieser Aspekt hat zu besonders vielen Missbräuchen geführt. Manche Leiter verwandelten ihre Volkskommune in ein riesiges Milizlager. Dann wurden die Bauern in Reih und Glied und im Gleichschritt zur Arbeit auf den Feldern geführt. Aus den körperlich kräftigsten jungen Bauern wurden Stoßarmeen für die Produktion formiert. Diese Praxis wurde allerdings später durch einen ZK-​Beschluss untersagt.[16]

Nach der Politbürositzung in Beidaihe im August 1958 wurden innerhalb von wenigen Monaten aus 740.000 Genossenschaften 26.000 Volkskommunen gebildet.[17] Bei der jetzt notwendigen Umorganisation aller Lebensbereiche waren die meisten lokalen Führungskräfte überfordert.[18]

Durch die Bildung der Volkskommunen sollte der Kommunismus in kürzester Frist erreicht werden. Selbst Greise von 70 und sogar 80 Jahren glaubten daran, dass sie noch im Kommunismus leben würden.[19]

Selbstverständlich waren diese Hoffnungen illusionär. Änderungen der den Produktionsverhältnissen allein reichen hierfür nicht aus, wenn die Produktivkräfte ihnen nicht entsprechen. Der Kommunismus setzte in der Landwirtschaft mindestens eine Vollmechanisierung und Chemisierung voraus. Davon war die Volksrepublik China am Ende der 50er Jahre noch weit entfernt.

Die Politik des großen Sprungs, besonders die zahlreichen Kampagnen und die Desorganisation auf dem Lande als Folge der überstürzten Bildung der Volkskommunen führte dazu, dass die reiche Ernte von 1958 vielfach nur mit Verlusten eingebracht werden konnte. Ursache hierfür war vor allem ein Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft.[20]

Der staatliche Aufkaufplan für Nahrungsmittel konnte nicht erfüllt werden. Es kam zu Stockungen bei der Versorgung der Städte mit Lebensmitteln und bei der Bereitstellung von Rohstoffen für die Leicht- und Nahrungsmittelindustrie.

Bereits auf der 6. Sitzung des ZK der KPCh im November/​Dezember 1958 wurden einige Aspekte des Großen Sprunges zurückgenommen. Die Inanspruchnahme der der Ressourcen der Volkskommunen für die örtlichen Aufbaupläne wurde begrenzt und betont, dass die Produktionsbrigade die wichtigste Einheit bei der Landarbeit ist. Der Übergang zum Kommunismus sei kurzfristig nicht zu erreichen, sondern ein langwieriger Prozess.[21]

Auf dieser Tagung kündigte Mao Tse-​tung an, nicht mehr für die Position des Vorsitzenden der Volksrepublik China zu kandidieren. Er wurde 1959 durch Liu Shaoqui ersetzt.

Die Getreideernte fiel im Jahr 1959 auf 168 Millionen Tonnen und damit erheblich unter den Stand von 1957. Die immer noch hohen Zielstellungen führten dazu, dass der Akkumulationsfonds der Volkskommunen weiter erhöht und damit der Lebensstandard der Bauern erneut unter Druck geriet. Zusammen mit einer Dürre bewirkte dies einen weiteren Ernterückgang. Die Getreideernte 1960 ging auf 165 Millionen Tonnen und damit auf den Stand von 1954 zurück.[22]

1961 kam es auch aufgrund der Erschöpfung von Ressourcen, Material und Lebensmitteln zu einem einschneidenden Rückgang der Industrieproduktion und zwar um fast 50 Prozent gegenüber 1959. Die Produktion von Stahl ging um 46 Prozent, Kohle um 48 Prozent, Eisenerz um zwei Drittel, Koks um 70 Prozent und Zement um 40 Prozent zurück. Das aber lag nicht nur an den Folgen des großen Sprunges nach Vorne, sondern auch daran, dass die Sowjetunion 1960 nach dem chinesisch-​sowjetischen Streit ihre gesamte Wirtschaftshilfe mit einem Mal einstellte (siehe unten).

Der Kurs des Großen Sprunges nach Vorne stürzte die Volksrepublik China in eine tiefe ökonomische und politische Krise.[23]

Dass der Große Sprung nach Vorne ein schwerer Fehler war, ist allgemeiner Konsens und wird heute auch von der KPCh so gesehen. Niemand befürwortet gegenwärtig eine vergleichbare Politik. Dennoch wird gerade dieses Ereignis dazu genutzt, den »Kommunismus« im Allgemeinen zu diskreditieren und ihn zu einer massenmörderischen Ideologie zu stempeln. Dabei werden auch diejenigen marxistischen Richtungen in Mithaftung genommen, die diese Politik Maos von Anfang an abgelehnt haben.

Gerade der große Sprung nach Vorne spielt dabei eine zentrale Rolle. Mao wird als der größte Massenmörder der Welt geschmäht. So sagte zum Beispiel der australische Arzt Dr. Augusto Zimmermann in der 83. Sitzung des Corona-​Ausschusses am 17.12.2021, Mao habe 40 Millionen Todesurteile vollstrecken lassen. Diese Zahl bezieht sich offensichtlich auf die angeblichen Todesopfer, die durch den Großen Sprung nach vorne verursacht worden sein sollen.

Joseph Ball hat die Beschuldigungen gegen Mao eingehend untersucht.[24]

In den 50er und 60er Jahren zirkulierten im Westen ständig Behauptungen über angebliche Hungersnöte in China. Verbreitet wurden sie unter anderen von der US-​Zeitschrift China Quarterly, die von der CIA finanziert wurde.

Ernst genommen wurden diese Vorwürfe erst in den 80er Jahren. Eine Resolution zur Parteigeschichte von 1981 sprach von ernsthaften Verlusten zwischen 1959 und 61. Daraufhin bezifferten einige chinesische Wissenschaftler die Anzahl der Überschusstoten in diesem Zeitraum mit 16,5 Millionen.[25]

Diese Attacken auf Mao stehen offenbar in einem Zusammenhang mit Fraktionsauseinandersetzungen innerhalb der KPCh. Damals waren die Maoisten durchaus noch nicht vollständig besiegt.[26] Deng Xiao-​ping musste sich nach 1978 für die Absetzung von Hua Guo-​feng, dem designierten Nachfolger von Mao, rechtfertigen. Die Attacken auf Mao halfen Deng zudem dabei, nicht nur die überdimensionierten Volkskommunen, sondern jede Form der Genossenschaften auf den Lande aufzulösen und damit die soziale Sicherheit der Bauernschaft zu beseitigen. Freier Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen und zu Bildung gab es in den 80er Jahren nicht mehr. Das war durchaus unpopulär.

US-​amerikanische Demographen wie Ansley Cole, John Aird und Judy Bannister setzten die Zahl der Toten des Großen Sprungs durch Simulationen und Computerberechnungen von 16,5 zuerst auf 30 Millionen und dann auf 38 Millionen Menschen herauf. Alle drei sind Angestellte der US-​Zensusbehörde und ausgesprochene Antikommunisten.

John Halliday geht sogar noch weiter: Seiner Meinung nach habe Mao 70 Millionen umgebracht, davon 38 Millionen im Großen Sprung nach Vorne. Er kommt auf diese horrenden Zahlen, in dem er Mao offenbar für die Opfer aller Kriege, Revolutionen und Wetterkapriolen nach 1911 verantwortlich macht, darunter die Massaker der Kuomintang und der Japaner an Arbeitern, die eine Millionen abgeschlachteter Bauern nach der Wiedereroberung der Rätegebiete durch die Weißen 1934/​35 und die Hungersnot in Henan 1942/​43, die durch exorbitant hohe Pachtforderungen der Grundherren ausgelöst wurde.

Angebliche Parteidokumente, die eine Hungersnot in den 60er Jahren belegen sollen, tauchten erst in den 90er Jahren in den USA auf. Sie seien von Dissidenten aus dem Land geschmuggelt worden, heißt es. Wie diese Dissidenten überhaupt an Parteidokumente gekommen sein können, die ein 30 Jahre zurückliegendes Ereignis beschreiben, wird nicht erklärt.

Es gibt auch keine zeitgenössischen Belege für eine Hungersnot großen Ausmaßes, wie sie zum Beispiel in Bangladesch, im Sahel, in Äthiopien oder früher in China selbst stattgefunden haben. Das hätte kaum verborgen werden können. Aber auch westliche Reisende durch die angeblich am stärksten betroffenen Provinzen wie Anhui bemerkten in dieser Zeit zwar eine strenge Lebensmittelrationierung, aber keine ausgesprochene Hungersnot.[27]

Die große Hungersnot in Bangladesch von 1975 gilt als eine der schlimmsten Hungernöte der Welt. Sie führte zu offiziell 30.000 und inoffiziell 100.000 Toten bei einer Bevölkerung von 76 Millionen Menschen. Die chinesische Hungersnot soll angeblich 30 Millionen Menschen bei einer Bevölkerung von damals 660 bis 670 Millionen getötet haben. Das wären mehr als 35 mal so viel wie bei der großen bangladeschischen Hungersnot. Ohne dass das irgendjemand bemerkt haben soll. Das ist extrem unwahrscheinlich.[28]

Dennoch dürfte der Große Sprung nach vorne Auswirkungen gehabt haben. Zwar gab es vermutlich keine akute Hungersnot, aber die strenge Lebensmittelrationierung führte wohl zu einer höheren Sterblichkeit in den Jahren 1960 und 61, wobei insbesondere ältere und vorgeschädigte Personen häufiger gestorben sind, als es in normalen Zeiten der Fall gewesen wäre. Die chinesischen Ereignisse sind demnach wohl eher mit dem Steckrübenwinter im Deutschen Reich von 1916/​17 zu vergleichen, der ebenfalls zu einer erhöhten Sterblichkeit führte. Das ist freilich schlimm genug.

Die höhere Sterblichkeit ist auf eine falsche Politik Maos zurückzuführen, nicht aber auf Absicht. Eine falsche Politik hat aber auch in kapitalistischen Ländern vielfach Hungersnöte hervorgerufen oder verschlimmert, ohne dass der Kapitalismus zu einer massenmörderischen Ideologie erklärt oder die jeweils verantwortlichen Politiker wie John Russel, britischer Premierminister zur Zeit der großen irischen Hungersnot, als Massenmörder geschmäht worden sind.

Gegen die Schmähung von Mao als Massenmörder spricht auch, dass die die Lebenserwartung in China unter seiner Herrschaft von 35 Jahren 1949 auf 65 Jahre 1976 gestiegen ist. In dieser Zeit ist die Getreideproduktion stark angestiegen, sehr wohl auch die Getreideproduktion pro Kopf, was westliche Demographen bestritten. Tatsächlich stieg sie von 204 auf 328 Kilogramm, was angesichts des starken Bevölkerungswachstums und der ohnehin großen Bevölkerungsdichte durchaus beträchtlich ist. Nur in fünf Jahren kam es aufgrund von natürlichen und menschengemachten Faktoren zu Ernterückgängen. Ein Ereignis wie der Große Sprung hat sich nach 1961 nicht mehr wiederholt.[29]

Im Jahr 1960 kam es zum Bruch der Volksrepublik Chinas mit der Sowjetunion. Dieser kam zustande nach erbitterten Diskussionen um die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung. Bestand sie aus der friedlichen Koexistenz mit dem Imperialismus und dem friedlichen wirtschaftlichen Wettbewerb, was die Sowjetunion unter Chruschtschow vertrat oder musste es darum gehen, die Weltrevolution zu Ende zu führen, also den Kapitalismus auf der ganzen Welt durch lokale Revolutionen zu stürzen? Das war die Position der Volksrepublik China.[30]

Diese Diskussion können wir nur verstehen, wenn wir die hier aufgeworfenen Fragen historisch betrachten. Nach der Oktoberrevolution nahm der Klassenkampf im Weltmaßstab eine doppelte Gestalt an: Der Kampf zwischen den Gesellschaftsklassen in jedem Lande und der Kampf zwischen der Sowjetunion und anderen Arbeiterstaaten einerseits und den bürgerlichen Staaten andererseits.[31]

Die Verteidigung des Sowjetstaates gegen ausländische Intervention war von Anfang an eine wichtige Verpflichtung für alle Parteien der Kommunistischen Internationale. Aber in der Zeit Lenins waren die für die Verteidigung der Sowjetunion vorgeschlagenen Mittel allein Mittel des revolutionären Klassenkampfes: Demonstrationen, Streiks bestimmter Gruppen der Arbeiterklasse (Hafen‑, Eisenbahnarbeiter, Arbeiter in Munitionsfabriken) oder Generalstreiks. Auf diese Weise harmonierte die revolutionäre Verteidigung Sowjetrusslands mit der Schaffung günstiger Voraussetzungen für die Ausbreitung der Revolution in jedem Land.[32]

Solange die Weltrevolution in den meisten Ländern noch nicht gesiegt hat, muss der Arbeiterstaat längere Perioden des Waffenstillstands mit den bürgerlichen Staaten schließen und zwischenstaatliche Beziehungen zur Stärkung seiner eigenen Position nutzen. Aber diese friedliche Koexistenz kann nicht zur Generallinie der Arbeiterstaaten oder der revolutionären Weltbewegung allgemein werden. Sie ist ein vorübergehender Waffenstillstand an einer Front des internationalen Klassenkampfes. Dieser Kampf geht aber weiter an anderen Fronten. Zum Beispiel als Klassenkampf innerhalb der kapitalistischen Länder.

Als Stalin die Macht in der Sowjetunion und der Komintern übernahm, ließ er zahlreiche Revolutionen abwürgen, darunter die Chinesische Revolution 1925 – 27 und die Spanische Revolution. Nach seiner Theorie des Sozialismus in einem Lande könne der Sozialismus und sogar der Kommunismus in einem einzigen Land aufgebaut werden. Andere Länder waren angeblich dazu nicht mehr erforderlich. Stalin setzte nun auch auf die Bourgeoisie zur Verteidigung der Sowjetunion. Er glaubte zum Beispiel, dass Chiang Kai-​scheck in China ein besserer Verbündeter gegen die Japaner sei als die damals noch schwache Kommunistische Partei. Also verlangte er deren Unterordnung unter die Kuomintang.[33]

In Spanien ließ Stalin unter dem Vorwand, zuerst den Krieg gegen Franco zu gewinnen, die dortige Revolution 1937 abwürgen, denn er setzte auf ein Bündnis mit der britischen und französischen Bourgeoisie gegen Hitler.

Allerdings hatte diese fatale Strategie zur Folge, dass der Spanische Bürgerkrieg verloren ging. Eine erfolgreiche spanische Revolution zum Beispiel hätte 1937 die Weltbourgeoisie und insbesondere die faschistischen Regime geschwächt und eine Aggression gegen die Sowjetunion erschwert. So aber ist die Weltbourgeoisie gestärkt worden und die Invasion der Sowjetunion rückte näher.

Auch wird der Imperialismus nicht allein durch die Ausbreitung der Revolution »provoziert«, sondern durch ihr bloßes Vorhandensein. Bereits die Existenz eines oder mehrerer Arbeiterstaaten ist für ihn langfristig nicht hinnehmbar.[34] Dies zeigt die Geschichte des Kalten Krieges von 1945 bis 1989 im Nachhinein zur Genüge.

Stalins Hoffnung, dass sich die Antihitler-​Koalition in die Nachkriegszeit hinüberretten lassen würde, wurde bereits 1945 auf der Potsdamer Konferenz durch die Drohungen Trumans gegen ihn mit der Atombombe enttäuscht. Auch versuchten die USA schon 1947, die Sowjetunion aus ihren Positionen in Osteuropa zu verdrängen. Sie bedienten sich dabei vor allem der Bourgeoisien dieser Länder, die deshalb enteignet werden mussten. Das hatte Stalin ursprünglich durchaus nicht vorgesehen.[35]

Der Sieg der chinesischen Revolution 1949 und die Errichtung der Volksrepublik China durchbrach die kapitalistische Einkreisung der Sowjetunion und schuf eine völlig neue strategische Weltlage, wo der die Arbeiterstaaten zunächst eine enorme Überlegenheit bei den konventionellen Armeen besaßen. Der sehr schnelle Fortschritt der UdSSR im Bereich der Atomforschung beseitigte das amerikanische Atomwaffenmonopol und damit die Illusion der USA, dank der Atomdiplomatie die Vorteile des sozialistischen Lagers durch die Androhung der atomaren Vernichtung der Sowjetunion ausgleichen zu können.

Der Sieg der chinesischen Revolution verlieh auch der Kolonialrevolution mächtigen Auftrieb. Aber die neu entstanden Staaten waren voller sozialer Widersprüche. Damit wurden sie nicht zu einer Pufferzone zwischen »Freier Welt« und Sozialismus, wie dies die Führer der Sowjetunion, aber auch bürgerliche Exponenten der Dritten Welt wie Nehru, Sukarno und Kenyatta erwarteten, sondern zu einem Gebiet heftiger gesellschaftlicher und sozialer Polarisierung, wo die Zusammenstöße und Bürgerkriege ständig zunahmen. Auf der Tagesordnung stand nicht eine irgendwie geartete »Neue Demokratie«, sondern ein Kampf zwischen bürgerlichen Staaten und verarmten Massen, die danach strebten, proletarische Staaten zu errichten.[36]

Auch in und um China war der Kalte Krieg die ganzen 50er Jahre phasenweise ein heißer Krieg. Der US-​Imperialismus verhängte eine totale Wirtschaftsblockade über China und finanzierte das Marionettenregime Chiang Kai-​Scheks auf Formosa. Er hat zudem China mit Raketen‑, Flugzeug- und Flottenstützpunkten eingekreist.

Im Koreakrieg drangen im November 1950 US-​Amerikanische Truppen bis zum chinesischen Grenzfluss Yalu vor. Daraufhin griffen chinesische Volksfreiwillige auf Seiten der KDVR in den Krieg ein. Zusammen mit der Koreanischen Volksarmee vernichteten sie die amerikanische 8. Armee am Tschongtschongang.

In dieser Situation forderte der US-​amerikanische Oberbefehlshaber Douglas MacArthur, den Koreakrieg zu einem allgemeinen Krieg gegen den Kommunismus eskalieren zu lassen. Unter anderem sollten auch Nuklearwaffen gegen China und die Sowjetunion eingesetzt werden.

Die Vereinigten Stabschefs analysierten diese Pläne und kamen schließlich zu dem Schluss, dass sie undurchführbar waren. Zwar wäre es möglich gewesen, große Teile China zu verwüsten, aber die Kräfte der USA würden in diesem Fall nicht mehr ausgereicht haben, um auch in Europa die UdSSR in Schach zu halten. Wenn die USA große Teile ihrer Streitkräfte in Ostasien einsetzten, würde die Sowjetunion vermutlich eine Offensive in Europa starten und den Kapitalismus dort beenden. Dies war allein deswegen zu erwarten, weil die USA Westdeutschland, Frankreich, die Benelux-​Länder, Italien und Großbritannien geradezu mit Luftstützpunkten gespickt hatten, von denen aus Bomber Nuklearwaffen in das Gebiet der Sowjetunion tragen sollten. Ballistische Raketen als Atomwaffenträger gab es ja noch nicht.[37]

Nach 1949 hielten die Kuomintang-​Truppen nicht nur Taiwan besetzt, sondern auch einzelne Inseln in der Formosastraße in der Nähe des chinesischen Festlandes, darunter Quemoy und Matsu. Die hier stationierten Streitkräfte blockierten nicht nur die wichtigen Häfen Amoy und Futschou, sondern auch den gesamten rotchinesischen Schiffsverkehr durch die Formosastraße entlang der chinesischen Küste.

Bereits während des Koreakrieges waren die Inseln Ausgangspunkt für Geheimdienst‑, Sabotage- und Spionageaktionen gegen die Volksrepublik China.

Zudem unterhielt Chiang Kai-​scheck auch in Burma (heute Myanmar) mit Hilfe der CIA eine Armee von mindestens 12.000 Mann. Dabei handelte es sich um die Überreste einer Weißen Armee, die sich 1949 nach dort abgesetzt hatte.

Im Mai 1954 kam es zu Luftgefechten zwischen Rotchinesischen und Taiwanesischen Flugzeugen über der Formosastraße.

Im Sommer 1954 wurden in den USA erneut Pläne für einen Großangriff auf die Volksrepublik China erwogen, in dessen Verlauf auch Nuklearwaffen eingesetzt werden sollten. Dieser Angriff sollte von mehreren Positionen aus erfolgen: Von Burma, durch eine amphibische Landungsoperation auf die Insel Hainan, von den Inseln in der Formosastraße und von Korea aus.

Im Spätsommer 1954 verlegte Tschiang fast 100.000 Mann der nationalchinesischen Armee auf die Inseln, vor allem auf Quemoy. Als Reaktion zog die Volksbefreiungsarmee mehr als 150.000 Mann vor den Inseln zusammen und begann am 3. September 1954 mit einem Artilleriebombardement.

Die USA schreckten vor der Auslösung eines Dritten Weltkrieges letztlich doch zurück und Tschiang musste seine Truppen im April 1955 abziehen. Damit endete die erste Quemoy-​Krise.[38]

Im Sommer 1958 verlegte Chiang Kai-​scheck erneut 100.000 Soldaten, ein Drittel seiner ganzen Armee, auf die Inseln in der Formosa-​Straße. Als Reaktion darauf eröffneten die Festlandsbatterien am 23. August 1958 das Feuer auf Quemoy.

Wie schon im Gefolge der ersten Quemoy-​Krise kam es noch einmal zu Verhandlungen. Die Kuomintang-​Soldaten wurden großenteils nach Taiwan zurückgeführt und ab dem 25. Oktober 1958 wurde Quemoy nur noch an ungeraden Tagen beschossen, damit die Garnison an geraden Tagen Nachschub erhalten konnte. Damit wurde die Krise zu einem Operettenkrieg und in den 70er Jahren stellte die VBA die Beschießungen ganz ein.[39]

Angesichts dieser akuten Bedrohungslage ist der chinesische Wunsch nach Nuklearwaffen zur Abschreckung der USA verständlich. Ein entsprechendes »Abkommen über neue Technologien im Verteidigungsbereich« wurde mit der Sowjetunion im Jahr 1957 geschlossen.

Ende 1958 arbeiteten nach unbestätigten Berichten 111 sowjetische Physiker und Ingenieure, 43 Geologen, 13 hochrangige KGB-​Mitarbeiter sowie 340 Militärspezialisten in China und halfen bei der Entwicklung von Nuklearwaffen.

Am 15. Oktober 1957 kamen Anfragen aus China, ob die Sowjetunion das Land auch bei der Entwicklung von Atom-​U-​Booten unterstützen würde. Chruschtschow lehnte dies jedoch strikt ab. Er antwortete mit einem Gegenvorschlag, eine gemeinsame Flotte aufzubauen, in der die UdSSR das letzte Wort hätte. Die Sowjets waren auch an Langwellenradiostationen in China zur Kommunikation mit ihren U‑Booten interessiert. Sie schlugen vor, diese mit China gemeinsam zu betreiben. Mao Tse-​tung lehnte beide Vorschläge ab, denn sie erinnerten seiner Meinung nach stark an ungleiche Verträge.

Chruschtschow wollte China auch in die 1955 gegründete Warschauer Vertragsorganisation einbeziehen. Das hätte sich angeboten, denn es gab ja bilaterale militärische Beistandspakte zwischen den beiden Ländern. Aber nach den oben genannten Irritationen im sino-​sowjetischen Verhältnis kam es nicht mehr dazu. Hierzu gehörte auch der chinesische Eindruck, dass die Sowjetunion die Politik der Friedlichen Koexistenz immer stärker zur Generallinie ihrer Politik erhob.[40]

Am 20. Juni 1959 stoppte Chruschtschow die Hilfe zur Entwicklung von Nuklearwaffen für China und zog alle sowjetischen Experten in diesem Bereich ab. Die Sowjetunion war damit offenbar in Vorleistung getreten für die in Kürze stattfindenden Verhandlungen mit den USA und Großbritannien über eine Atomteststopp und die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.

Chruschtschow versuchte nach 1957 mit dem US-​Imperialismus zu einer Übereinkunft auf der Basis der friedlichen Koexistenz zu gelangen und war zu beträchtlichen Konzessionen auf Kosten Chinas bereit. Denn vom 15. bis 27. September 1959 besuchte er die USA mit dem ausdrücklichen Ziel, den Kalten Krieg zu beenden. Offenbar wurde in den Verhandlungen in Camp David dahingehend Einvernehmen erzielt, dass keine der Mächte ihre Technologie der Atomwaffen an andere weitergibt. Die Sowjetunion hatte dies bereits verwirklicht. Chruschtschow erreichte wohl, dass die USA auch an die BRD keine Informationen zu Atomwaffen weitergeben würden. Ob sie das jemals geplant hatten, ist freilich eine ganz andere Frage.

Ungeachtet der Verweigerung von weiterer Hilfe bei der Entwicklung von Nuklearwaffen durch die Sowjetunion wurde die erste Atombombe in China am 16. Oktober 1964 gezündet, die erste Wasserstoffbombe am 17. Juni 1967.

Die relativ kurze Frist von fünf Jahren zwischen dem Abzug der sowjetischen Experten und der Zündung der ersten Atombombe deutet darauf hin, dass diese in den 50er Jahren die Grundlagen für das chinesische Nuklearwaffenprogramm gelegt haben.

Der US-​Imperialismus übte also massiven Druck auf die Volksrepublik China aus, erwog ständig Angriffe mit Nuklearwaffen, finanzierte und unterstützte das Marionettenregime von Chiang Kai-​schek auf Taiwan, hatte eine totale Wirtschaftsblockade verhängt und ließ das Land nicht in die UNO. Dagegen waren die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion freundlicher.

Die unterschiedlichen Positionen der KPCh und der KPdSU in den Fragen der Strategie hatten also materielle Ursachen. Dass hieraus auch ein Zerwürfnis zwischen den Staaten wurde, hatte aber einen anderen Grund. Nach Stalins Tod war Mao Tse-​tung unzweifelhaft eine der führenden Persönlichkeiten in der kommunistischen Weltbewegung. Auf jeden Fall war er Chruschtschow intellektuell weit überlegen. Sogar seine Analyse der stalinschen Fehler und Verbrechen zum Beispiel in seinem Text »Die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats«[41] waren weit anspruchsvoller als Chruschtschows Theorie vom »Personenkult«.

China bemühte sich, die 1956 aufkommenden Konflikte in Ungarn und Polen friedlich beizulegen, was der KPCh in ganz Osteuropa große Sympathien einbrachte. In dieser Zeit gab es wohl in den meisten kommunistischen Parteien Osteuropas maoistische Tendenzen. Umgekehrt gab es in der KPCh auch starke Sympathien für die Sowjetunion. Ein Beispiel hierfür ist der von Mao abgesetzten Verteidigungsminister Peng Te-huai.

Diesen Polyzentrismus konnten weder Mao noch Chruschtschow dulden. Insbesondere letzter sah darin wohl eine große Gefahr für das Machtmonopol der Bürokratie und für seine eigene Macht. Durch Druck versuchte er die chinesische Führung auf Linie zu bringen.[42]

Am 16. Juli 1960 zog die Sowjetunion ihre Experten aus China ab und stoppte alle Hilfslieferungen. Damit verletzte die Sowjetunion zahlreiche bilaterale Verträge mit der Volksrepublik China.[43]

In dieser Situation hat die Sowjetbürokratie de facto die Blockade Chinas durch den US-​Imperialismus unterstützt. Ernest Mandel kommentiert diesen Schritt wie folgt:

Nach 1960 schnitt Moskau den Chinesen ihre gesamte Wirtschaftshilfe ab, in einem Zeitpunkt, als die chinesische Wirtschaft unter der außerordentlichen Belastung des Fehlschlags der zweiten Phase des ›großen Sprungs nach vorne‹ litt. Dadurch wurde die industrielle Entwicklung Chinas in mehreren Schlüsselindustrien brutal gestoppt.[44]

Die Verweigerung der Unterstützung bei der Entwicklung von Nuklearwaffen trug objektiv zur atomaren Erpressung Chinas durch den Imperialismus bei.

Wie oben gezeigt, befriedet ein Zurückweichen der Arbeiterstaaten den Imperialismus nicht und macht ganz im Gegenteil einen großen Krieg wahrscheinlicher.

Ernest Mandel:

Die Anhänglichkeit der Bürokratie an das Märchen der ‚Friedlichen Koexistenz‘ kann nur durch ihre speziellen gesellschaftlichen Interessen, ihren tiefgehenden Konservatismus erklärt werden. Sie sind nicht nur mit den Interessen der Weltrevolution, sondern auch mit denen der Sowjetvölker und der Sowjetunion selbst unvereinbar. Erfolgreiche Revolutionen, besonders in den entwickelten Ländern, könnten die Aktivität der Arbeiterklasse auch in der Sowjetunion steigern und damit die Macht der Bürokratie einschränken.[45]

Der Sino-​Sowjetische Bruch hat wesentlich zur weltweiten Niederlage des Sozialismus 1989 beigetragen. Auch wenn sich die chinesische Seite teilweise ebenfalls dogmatisch verhalten hat, so trägt doch die sowjetische Führung unter Chruschtschow die Hauptschuld an dieser Entwicklung.

In den Jahren von 1961 bis 65 bestand die wichtigste Aktivität der chinesischen Politik darin, die Folgen des Großen Sprunges zu beseitigen. Diese Zeit wird deshalb als Regulierungsperiode bezeichnet.

Die Volkskommunen wurden umgestaltet. Es wurde festgelegt, dass die Produktionsbrigade die Grundeinheit der wirtschaftlichen Rechnungsführung ist. Es kam zu einer weitgehenden Wiedereinführung der Entlohnung nach Arbeitsleistung und zur Abschaffung der gemeinsamen Essen.

70 Prozent des Konsumptionsfonds einer Brigade sollte nach Anzahl der Arbeitstage ausgezahlt und 30 Prozent nach der Zahl der Esser in Naturalform abgegeben werden. Dadurch sollte ein Mindestniveau der Ernährung für die ärmsten Schichten des Dorfes, die Arbeitsunfähigen und die großen Familien gesichert werden.

Die Bauern durften ihr Hofland wieder zum Nebenerwerb nutzen, zum Beispiel zur Geflügel- und Schweinezucht. Bauernmärkte entstanden erneut.

Durch diese Maßnahmen hörten die Volkskommunen auf, als einheitliche Wirtschaftsorganisation zu bestehen und wurden zu unteren Staatsorganen. Sie entsprachen damit den früheren Kreisen.

In einigen Teilen des Landes wurden sogar die Obliegenheiten der Produktionsbrigaden Einzelfamilien übertragen und die Brigaden damit aufgelöst. Bereits 1962 forderte der ZK-​Sekretär Deng Xiao-​ping, diese Maßnahmen zu verallgemeinern. Er schlug also die völlige Abschaffung der Kollektivwirtschaften und die Wiederherstellung der Einzelbauernwirtschaften vor. Deng konnte sich damals aber nicht gegen die Maoisten durchsetzen.[46]

Diese Maßnahmen bewirkten, dass 1963 das frühere Niveau in der Produktion von Getreide erreicht und in den Folgejahren überschritten wurde. Auch das Angebot an Schweinefleisch, Geflügel und Eiern nahm beträchtlich zu.[47]

Handwerks- und Handelsgenossenschaften wurden erneut gefördert. Auch Einzelhandwerker durften wieder arbeiten.[48]

In der Industrie wurden viele Betriebe geschlossen oder zweitweise stillgelegt, Bauvorhaben aufgegeben und der Investbau stark eingeschränkt. In den Jahren 1961/​62 wurden 30 Millionen Menschen von den Städten in die Dörfer geschickt, da es in den Städten nicht mehr genug Arbeitsplätze gab.[49]

In den folgenden Jahren wurden Investitionen im Bereich des Bergbaus und der Schwerindustrie bedeutend gekürzt, die Entwicklung der chemischen Industrie, besonders der Düngemittelproduktion, der Erdölförderung sowie der Erzeugung von Elektroenergie durch den Bau kleiner und mittlerer Kraftwerke vorangetrieben. Die Produktion von Traktoren und Kraftfahrzeugen wuchs über den Stand von 1959 hinaus.

Die Kürzung der zentralen Investitionen in die Großindustrie sollte durch den Ausbau der örtlichen, auf handwerklicher Basis arbeitenden Mittel- und Kleinbetriebe kompensiert werden. Die von Mao im Zusammenhang mit dem Großen Sprung nach vorne propagierte ländliche Industrialisierung hat sich durchaus als sinnvoll erwiesen. Aber erst in den folgenden Jahren, als sie nicht kampagnenhaft, sondern langfristig geplant und unter Berücksichtigung der landwirtschaftlichen Erfordernisse durchgeführt wurde. Die ländliche Industrie wurde nur in dem Maße ausgebaut, in dem die Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft die Freisetzung von Arbeitskräften ermöglichte.[50]

1965 entfielen auf die Mittel- und Kleinbetriebe 60 Prozent der Produktion einfacher landwirtschaftlicher Geräte, 40 Prozent der Kunstdüngerproduktion, 60 Prozent der Kohlengewinnung und 70 Prozent der Zementerzeugung.[51]

Andererseits konnte sie zur Durchindustrialisierung des Landes nur wenig beitragen und war wohl eher ein Notbehelf.

Zwar wuchs die Wirtschaft ab 1963 wieder. Aber der durchschnittliche Jahreszuwachs betrug in den folgenden Jahren nur ein Drittel des ersten Fünfjahplanes und nur die Hälfte dessen, was für den zweiten Fünfjahrplan vorgesehen war. Erst 1964 konnten im Landesmaßstab überhaupt wieder Wirtschaftspläne ausgearbeitet werden, die eine ungefähre Vorstellung von dem Umfang, den Quellen und der Verteilung der Einnahmen und Ausgaben vermittelten.

1964 und 1965 wurden die Löhne der Arbeiter beträchtlich erhöht, auch die Einkünfte der Bauern stiegen an. Allerdings blieb die materielle Lage für die Mehrheit der Bevölkerung nach wie vor unbefriedigend. Es konnten nur die Verschlechterungen des Großen Sprunges rückgängig gemacht werden.

1964 führte Deng Xiao-​ping unter dem Motto »Sowohl Arbeiter als auch Bauer« das System der Wanderarbeiter ein. Diese wurden verstärkt bei Arbeiten eingesetzt, die keine Qualifikation erforderten und geringer bezahlt als reguläre Arbeiter. Damit wurde eine besondere Kategorie von Arbeitern mit weniger Rechten geschaffen.[52]

Der zahlenmäßige Umfang der chinesischen Arbeiterklasse (der Stammbelegschaften) entsprach am Ende der 60er Jahre mit 11 bis 12 Millionen Menschen etwa dem Stand von 1957. Gleichzeitig war die Zahl der Wanderarbeiter stark angestiegen.[53]

Bis 1966 sank der Warenumsatz im Handel mit den sozialistischen Ländern gegenüber 1959 um 55 Prozent, mit der Sowjetunion um mehr als 80 Prozent.[54]

Der Import kompletter Anlagen und die wissenschaftlich-​technische Zusammenarbeit gingen spürbar zurück. Deshalb war China gezwungen, viele Maschinentypen selbst zu entwickeln, die es bereits in der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Ländern gab.

Die chinesische Führung baute als Alternative zum Handel mit den sozialistischen Staaten die wirtschaftlichen Beziehungen zu kleineren kapitalistischen Ländern wie Japan und der BRD aus. Allerdings musste China den Import von Anlagen mit harter Währung bezahlen, die sehr knapp war.[55]

Nach 1960 wurde der Plan für einen gemeinsamen sino-​sowjetischen Wirtschaftsraum aufgegeben. Neue Industriebetriebe entstanden jetzt vor allem in den Küstenstädten. Denn der Außenhandel mit den kapitalistischen Ländern wurde fast ausschließlich per Schiff abgewickelt. Auch die Erschließung der Ölfelder von Daqing in der Provinz Heilongjiang ab 1959 wirkte in diese Richtung. Der Wirtschaftsschwerpunkt des Landes verlagerte sich zurück in die Küstengebiete. Die Bedrohung dieser Region durch die US-​Flotten wurde in den 60er Jahren nicht mehr als besonders hoch eingeschätzt.[56]

Der Große Sprung verkomplizierte die Lösung vieler sozialer und gesellschaftlicher Probleme: Die Zahl der Studenten ging von 695.000 im Jahr 1960 auf 250.000 im Jahr 1964 zurück. Gleichzeitig verringerte sich auch die Zahl der Schüler an den Grund- und Mittelschulen. Hauptursache war, dass die relativ hohen Schulgelder nicht – wie geplant – in den 60er Jahren abgeschafft werden konnten. In den Jahren 1964 und 65 erhielten etwa 30 Millionen Kinder im Schulalter keinen Unterricht.

Nur etwa 50 Prozent der Absolventen der verbliebenen Mittelschulen konnten an eine Hochschule gelangen. Die Absolventen der Mittelschulen und Hochschulen hatten beträchtliche Schwierigkeiten, einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. Denn das Wirtschaftswachstum war geringer als in den 50er Jahren geplant. Viele Schüler und Studenten standen vor der Aussicht, zu den Kommunen auf das Land geschickt zu werden. Das führte zu wachsender Unzufriedenheit unter den Jugendlichen.[57]

Die Politik der Regulierungsperiode hatte zwar die Wirtschaft stabilisieren können, aber es waren neue Widersprüche aufgekommen. Insbesondere die soziale Ungleichheit war im Vergleich zu den 50er Jahren stark angewachsen. Die Widersprüche zeigten zeigte sich insbesondere in folgenden Sektoren:

  • Unterschiede zwischen armen und reichen Bauern.
  • Unterschiede zwischen Stammbelegschaften und Wanderarbeitern. Immer noch vergleichsweise geringe Löhne für alle Arbeiter.
  • Unzulänglichkeiten des Bildungswesens. Nicht genug Arbeitsplätze für die gebildete Jugend.[58]

Diese Widersprüche sollten in der Kulturrevolution eine bedeutende Rolle spielen.

Aufgrund der krisenhaften Entwicklung sah sich Mao Tse-​tung in den Jahren nach 1960 gezwungen, Liu Shaoqi und Deng Xiao-​ping große Handlungsfreiheit bei der Beseitigung der Folgen des Großen Sprunges einzuräumen.

Er verlegte seine Aktivitäten vor allem in den Bereich der Kultur und Ideologie. Aber auch hier fanden heftige Angriffe auf ihn statt.

Im Jahr 1961 veröffentlichte der stellvertretende Oberbürgermeister von Peking, der Schriftsteller und Historiker Wu Han das Drama »Die Absetzung des Hai Rui«. Darin wurde Hai Rui, ein Heerführer aus der Ming-​Zeit (1386 – 1644) gerühmt, weil er sich nicht scheute, den Kaiser zu kritisieren.

Dieser Hai Rui sagte zum Kaiser: »Früher hast du noch manches Gute getan, aber was machst du jetzt? Berichtige die Fehler und lass das Volk in Glück leben. Du hast zu viele Fehler gemacht, meinst aber, dass du in allem Recht hast und lehnst deshalb Kritik ab.«

Mit Recht erblicke man im Theaterstück eine Anspielung auf Mao Tse-​tung und seine Abrechnung mit dem damaligen Verteidigungsminister Peng Te-​hui nach dem Großen Sprung. Dieser hatte es gewagt, Mao wegen des ökonomischen Desasters offen zu kritisieren und war abgesetzt worden. 1961/​62 lief das Theaterstück in vielen Theatern des Landes.[59]

Im August 1962 erschien eine Neuauflage des 1939 verfassten Buches von Liu Shaoqi mit dem Titel »Wie man ein guter Kommunist wird«. Darin wurde Mao Tse-​tung nicht als Schüler von Marx und Lenin erwähnt. Völlig unmissverständlich war die Passage über die Haltung »einiger Genossen«:

Ein solcher Mensch wusste absolut nichts vom Marxismus-​Leninismus und vermochte lediglich marxistisch-​leninistische Phrasen daherzuplappern, betrachtete sich aber selbst als einen chinesischen Marx oder einen chinesischen Lenin, trat als solcher in der Partei auf und hatte die Unverschämtheit, von den Mitgliedern unserer Partei zu verlangen, dass sie ihm ebensolche Ehrerbietung entgegenbringen, wie sie Marx und Lenin zuteil geworden war, dass sie ihn als den Führer unterstützen und ihm ihre Treue und Ergebenheit bezeugen.[60]

1939 war Mao zwar nicht gemeint gewesen, aber 1962 sehr wohl. In vielen Parteiorganisationen an der Basis wurde 1961/​62 im breiten Ausmaß Unzufriedenheit und Kritik geäußert.

Mao Tse-​tung erklärte 1962, dass er den Sinn der »äsopischen Äußerungen« in der Presse und die Mode »historische Schauspiele und Romane zu schreiben« durchaus verstehe und bezeichnete diese Erscheinung als parteifeindliche Tätigkeit.[61]

Immer wenn Mao irgendwelche Vorschläge machte, zum Beispiel zur Säuberung der unteren Ebenen der Parteiorganisationen auf dem Lande, wurde ihm im Politbüro zwar nicht offen widersprochen. Aber anschließend formulierte das ZK-​Sekretariat »Ausführungsbestimmungen«, die diese Kampagnen neutralisierten oder sogar in ihr Gegenteil verkehrten.

Mao reagierte darauf, in dem er zunächst seine Kontrolle über die Volksbefreiungsarmee ausbaute. Wie gesagt, der Verteidigungsminister Peng Te-​hui wurde abgesetzt und Maos Anhänger Lin Biao zum neuen Verteidigungsminister ernannt.

Ab 1963 wurde der Personenkult um Mao Tse-​tung durch zahlreiche Kampagnen angefacht. Hiermit wollte er seine Position im Kampf gegen die »Rechten« innerhalb der Partei verbessern.

1964 erschien in der Volksbefreiungsarmee das Rote Buch, offiziell »Worte des Vorsitzenden Mao Tse-​tung« eine Sammlung von Zitaten aus seinen Schriften. Kurz darauf forderten die Maoisten, dass dieses Buch auch außerhalb der Armee studiert werden sollte.

In dem von Lin Biao geschriebenen Vorwort zur zweiten Auflage des Roten Buches von 1966 heißt es:

Genosse Mao Tse-​tung ist der größte Marxist-​Leninist unserer Zeit. In genialer, schöpferischer und allseitiger Weise hat Genosse Mao Tse-​tung den Marxismus-​Leninismus als Erbe übernommen, ihn verteidigt und weiterentwickelt; er hat den Marxismus-​Leninismus auf eine völlig neue Stufe gehoben.

Und: »Die Ideen Mao Tse-​tungs sind das Leitprinzip für die gesamte Tätigkeit der ganzen Partei, der ganzen Armee, des ganzen Landes.«[62]

Damit wurde der Personenkult um Mao Tse-​tung ins Unermessliche gesteigert und es wurde der Glauben an seine Unfehlbarkeit erzeugt. Maos Weisungen galten als sakrosankt.

Im Oktober 1965 forderte Mao im Politbüro eine Kampagne gegen Wu Han, den Autor des Dramas »Die Absetzung des Han Rui«. Diese Forderung stieß erstmals auf offenen Widerstand. Mao hatte offensichtlich seine Mehrheit in Politbüro und Zentralkomitee verloren. Deshalb verließ er im November 1965 Peking und begab sich nach Schanghai, um dort mit seinen Anhängern einen Gegenangriff auf die »Rechten« vorzubereiten. In der Schanghaier Zeitung »Wenhui Bao« erschienen nun Angriffe gegen Wu Han. Das war der Beginn der eigentlichen Kulturrevolution.[63]

Mao behauptete, dass einige »Machthaber in der Partei« wie Deng Xiao-​ping »den kapitalistischen Weg gehen«, also den Kapitalismus in China wiederherstellen wollten. Die Hauptursache dieser Entwicklung liege im ideologischen Bereich. Wenn der Revisionismus auf wissenschaftlichem, künstlerischem, literarischen Gebiet nicht beendet wird, müsse die Diktatur des Proletariats zwangsläufig scheitern. Um den nichtkapitalistischen Entwicklungsweg dauerhaft zu sichern, brauche es eine Kulturrevolution, in der die klassisch-​chinesische Kultur und die kapitalistisch-​westliche Kultur durch eine wahrhaft sozialistische Kultur ersetzt wird.

Es versteht sich von selbst, dass diese Auffassung mit dem Marxismus nichts mehr zu tun hat, sondern eine idealistische Theorie ist. Wie sich im Nachhinein herausstellte, hat Mao die Ambitionen von Deng Xiao-​ping und anderen »Machthabern« durchaus richtig erkannt. Aber – wie Mandel schreibt – bedrohte das Gewicht der bürgerlichen und vorbürgerlichen Kultur, Religion, Kunst, Literatur und Ideologie den chinesischen Arbeiterstaat viel weniger als ein einziges Jahr des Überlebens der einfachen Warenproduktion. Die Revolution wurde also nicht so sehr durch Überbleibsel der Vergangenheit behindert, sondern durch die unzureichende Entwicklung der Produktivkräfte.[64]

Im Mai 1966 klebte die Dozentin und Parteisekretärin der Philosophischen Fakultät an der Universität Beijing, Nie Yuanzi, die erste kulturrevolutionären Großschriftwandzeitung. Das war der Beginn der Bewegung der Roten Garden. Sie bestanden aus städtischen Schülern und Studenten, die sich mit den Zielen der Kulturrevolution identifizierten:[65]

Getragen vom jugendlichen Eifer und der Verehrung des Staatsgründers Mao und seiner Ideen protestierten die Roten Garden gegen Lehrer und Parteikader und begehrten mit dem ›Kleinen Roten Buch‹ gegen die Ordnung auf.[66]

Im August 1966 verfasste Mao eine eigene Großschriftwandzeitung mit der bekannten Parole »Bombardiert das Hauptquartier!«. Am 18. August 1966 fand in Peking ein Meeting der Roten Garden statt, an dem 1,5 Millionen Menschen teilnahmen. Mao Tse-​tung, Lin Biao und andere führende Maoisten waren anwesend. Im Namen Maos begrüßte Lin Biao die Roten Garden als Avantgarde der Kulturrevolution.

Im gleichen Monat tagte das 11. Plenum des 8. Zentralkomitees. Hier hatte sich Mao durch »Hinzuziehung« von Vertretern der Roten Garden eine Mehrheit gesichert. Das Plenum beschloss die sogenannten 16 Punkte, in denen gefordert wurde, »die Machthaber, die den kapitalistischen Weg gehen«, zu stürzen, die reaktionären wissenschaftlichen Autoritäten der Bourgeoisie zu verurteilen, Bildung sowie Literatur und Kunst umzugestalten sowie jeglichen Überbau, der nicht der sozialistischen ökonomischen Basis entspricht, im Interesse der Festigung und Entwicklung der sozialistischen Ordnung umzugestalten‘.[67]

Die Gruppe für Kulturrevolution beim ZK der KPCh wurde ursprünglich von den »Rechten« gegründet, um Maos Initiativen zu unterlaufen. Jetzt wurde sie umgebildet und stand unter der Leitung des Maoisten Chen Boda und von Maos Frau Jiang Qing.[68]

Die Aufnahme an die Hochschulen wurde um ein halbes Jahr verschoben, damit die Studenten an der Kulturrevolution teilnehmen konnten.[69] Kurz darauf wurden die Universitäten geschlossen. Der Unterricht sollte für die Dauer der Kulturrevolution nicht mehr aufgenommen werden.

Es wurde den Roten Garden gestattet, unentgeltlich mit allen Verkehrsmitteln im Lande umherzureisen. Aus Beständen der Armee wurden Uniformen an sie ausgegeben und sie erhielten unentgeltlich Verpflegung.[70]

Entsprechend der Theorie der Kulturrevolution verbrannten die Rotgardisten im Sommer 1966 in Peking zahlreiche Werke der Weltliteratur, aber auch chinesische Romane und Bücher zu Philosophie und Geschichte. Anschließend zogen sie durch ganz China und zerstörten zahlreiche Kunstwerke und Kulturgüter.[71]

Maos Frau Jing Qing versuchte durch so genannte Modellschauspiele das in traditionellen Formen erstarrte Theater umzugestalten. Wegen der großen materiellen Armut waren Fernsehen und sogar Kino im China der 60er Jahre noch relativ wenig verbreitet. Das Theater war immer noch das wichtigste audiovisuelle Medium und damit von sehr großer ideologischer Bedeutung. Die neuen Stücke, zum Beispiel die Oper »Der Osten ist Rot« verherrlichten Mao und die Kulturrevolution.

In einem Artikel der Parteizeitung Renmin Ribao hieß es, die Roten Garden hätten nicht nur das Recht, alle Parteiorganisationen zu kritisieren, sondern auch zu korrigieren, also einzelne Personen abzusetzen und zu verhaften. Die Aktionen der Rotgardisten richteten sich nun mehr und mehr gegen »die Machthaber in der Partei, die den kapitalistischen Weg gehen«.[72]

»Ihr Agieren gegenüber Menschen, die als Feinde der Kulturrevolution und der sozialistischen Entwicklung wahrgenommen wurden, geriet immer gewalttätiger und forderte immer mehr Opfer.«[73]

Es war der Polizei ausdrücklich verboten gegen die Aktionen der Roten Garden einzuschreiten.

Die von Mao angegriffenen »Parteirechten« begannen nun ihrerseits die Arbeiterklasse gegen die jugendlichen Rotgardisten zu mobilisieren. Zunächst kam es zu Streiks in vielen Betrieben, die sich gegen die Angriffe der Rotgardisten auf bestimmte Personen richteten. Außerdem forderten die Arbeiter häufig Lohnerhöhungen.

Am Ende des Jahres 1966 trafen in Peking zahlreiche Arbeiterdelegationen aus den verschiedensten Städten des Landes ein, die eine Verbesserung ihrer materiellen Lage forderten. Die Leitungen der jeweiligen Betriebe legten diesen Delegationsreisen nicht nur keine Hindernisse in den Weg, sondern begünstigten sie sogar, indem sie den Arbeitern dafür Vorschüsse gaben und ihnen für die Zeit der Abwesenheit ihren Lohn weiter zahlten.[74]

Die Maoisten reagierten darauf, in dem sie ihrerseits die Kulturrevolution auf die Industriebetriebe ausdehnten. Den Roten Garden entsprachen hier die so genannten Rebellen-​Organisationen. Mitglieder waren vor allem Angestellte und Wanderarbeiter.

Im Jahr 1967 entglitt den Maoisten zunehmend die Bewegung der Roten Garden und Rebellen. In vielen Landesteilen kam es zu chaotischen Zuständen. Inzwischen forderten nämlich auch die Rebellen häufig Lohnerhöhungen. So zum Beispiel das nationale Rebellen-​Hauptquartier der Roten Arbeiter. Dabei handelte sich offenbar um eine nationale Organisation von Wanderarbeitern, die in Peking eine große Demonstration organisiert hatte, zu der Menschen aus ganz China zusammenströmten. Sie forderten höhere Löhne und die Änderung ihres Status, also eine Gleichstellung mit den festangestellten Lohnarbeitern.

Da dieses Hauptquartier die Keimzelle einer neuen Arbeiterpartei bilden konnte, wurde es von den Maoisten als konterrevolutionär bezeichnet und aufgelöst.[75]

In anderen Landesteilen, besonders im Süden des Landes, rührten sich unter dem Deckmantel von Kulturrevolution und Roten Garden tatsächlich konterrevolutionäre Elemente. Sie überfielen Kasernen der VBA, brachten Waffen an sich, raubten Banken aus und plünderten Magazine. Es kam sogar zur Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs nach Vietnam. Nachschub und Waffen für die Vietnamesische Armee und die südvietnamesische Befreiungsbewegung FNL wurden geraubt. Dies zu einer Zeit, wo sich der Vietnamkrieg auf seinem Höhepunkt befand.[76]

Als Reaktion auf diese Entwicklung wurden zu Beginn des Jahres 1967 alle Rundfunksender, Fabriken, Werke, Institutionen und Behörden der Militärkontrolle unterstellt und in den folgenden Monaten immer häufiger auch von Einheiten der Volksbefreiungsarmee besetzt.

Nachdem Partei- und Staatapparat durch die Aktionen der Rotgardisten weitgehend gelähmt waren, forderten die Maoisten Ende Januar 1967 dazu auf, Revolutionskomitees als neue Machtorgane zu bilden. Sie sollten eine Dreierverbindung darstellen aus Vertretern der revolutionären Massen, also der Roten Garden und Rebellen, der Militärs und der revolutionären Funktionäre. Diese drei Gruppen sollten zu je einem Drittel vertreten sein.

In den Revolutionskomitees sollte die Macht von Partei, Staat und Militär vereint sein. Sie umfassten demnach Legislative, Exekutive und Judikative.

Tatsächlich dauerte es aber noch bis zum August 1968, bis die letzten Revolutionskomitees auf Provinzebene gebildet werden konnten.[77]

Aber bereits September 1967 sah sich Mao Tse-​tung gezwungen, den Kampf der Roten Garden und Rebellen zu dämpfen. In diesem Monat fordert er, die »Front des Schlagens zu verkleinern und die Front der Erziehung zu vergrößern«. Überhaupt gäbe es nur ein winziges Häuflein an Funktionären, die den kapitalistischen Weg gehen würden.

Das führte dazu, dass in einigen Revolutionskomitees die alten Funktionäre und die Militärs das Übergewicht erlangten. Unter der Parole »Säuberung der Klassenreihen« forderte Mao Anfang 1968 die Säuberung dieser Revolutionskomitees. Damit fachte er Aktionen der Roten Garden erneut an.[78]

Erst in der Mitte des Jahres 1968 hatten die Maoisten ein so großes Übergewicht über ihre Gegner erreicht, dass Mao Tse-​tung am 28. Juli dieses Jahres den Roten Garden die Anweisung erteilte, den bewaffneten Kampf einzustellen. Der ideologische Kampf sollte jetzt von Arbeiter-​Propaganda-​Trupps geführt werden, die aber nicht mehr zustande kamen. Das bedeutete de facto die Auflösung der Roten Garden, deren Mitglieder am 22. Dezember 1968 zur »Umerziehung« auf das Land geschickt wurden. Mehr als 10 Millionen Jugendliche wurden im Winter 1968/​69 in Dörfer, in die Berge und die Grenzgebiete des Landes verschickt.[79]

In den Revolutionskomitees spielte die Volksbefreiungsarmee als einzige noch funktionierende Organisation eine immer größere Rolle. In den Mitte 1968 gegründeten letzten Revolutionskomitees waren Rotgardisten dagegen kaum noch vertreten.

Der IX. Parteitag der KPCh, der in Peking vom 1. bis 24. April 1969 stattfand, bestätigte den maoistischen Kurs der Kulturrevolution, die Bildung von Revolutionskomitees und die Säuberungen der Partei.

Trotz seines Sieges über seine innerparteilichen Widersacher konnte sich Mao nicht dazu entschließen, erneut ökonomische Kampagnen wie die des Großen Sprunges zu starten. Er beschränkte sich auf ideologische Kampagnen zur Verherrlichung der Volkskommune Dazhai, der Arbeiter der Erdölfelder von Daqing, des Großen Sprunges und der Volkskommunen allgemein. Daraus folgte aber keine andere Wirtschaftspolitik. Deshalb blieb es bis zu Maos Tod 1976 bei den wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Regulierungsperiode.[80]

Mit dem IX. Parteitag endete die aktive Phase der Kulturrevolution und damit der Hochmaoismus.

In einer Reihe von Branchen kam es wegen der chaotischen Zustände im Land in den Jahren 1967 und 68 zu Produktionsrückgängen. Um diese aufzuhalten, wurden seit Beginn des Jahres 1967 die wichtigsten Betriebe unter Militärkontrolle gestellt und teilweise direkt von Armeeeinheiten besetzt. Insgesamt aber wuchs die Wirtschaft während der Kulturrevolution immer noch um 6 Prozent jährlich. Das war mehr als in vielen kapitalistischen Entwicklungsländern wie Indonesien.[81]

Trotz der großen Zerstörungen und Erschütterungen der chinesischen Gesellschaft hatte die Kulturrevolution auch einige positive Aspekte, wie Hannes A. Fellner hervorhebt:

  • Die chinesische Revolution war vor allem eine Agrarumwälzung. Im Unterschied zur Russischen Revolution wurde das chinesische Bildungswesen nie grundlegend umgestaltet. Es war immer noch sehr autoritär strukturiert und vom Konfuzianismus geprägt. Das änderte sich erst nach der Kulturrevolution.
  • Weitere Fortschritte gab es im Gesundheitssystem. Seit der Zeit der Kulturrevolution wurden Bauern mit Kenntnissen in der traditionellen chinesischen Medizin sowie traditionelle Hebammen in Kurzkursen auch in moderner westlicher Medizin ausgebildet. Durch diese später so genannten Barfußärzte war im ländlichen Bereich trotz weiterbestehender Armut wenigstens eine rudimentäre Gesundheitsversorgung gesichert.[82]
  • Um den Schulbesuch besonders in ländlichen Regionen zu erhöhen, wurde das System vier-​vier eingeführt. Das heißt, anstatt Schulgeld zu bezahlen, sollten die Schüler vier Stunden am Tag lernen und vier Stunden arbeiten. Das ist freilich nur als Notlösung akzeptabel. Denn bereits damals erkannten die meisten Bildungsfunktionäre, dass ein solches System zu einer Verlangsamung des Bildungsprozesses und zu einer Verringerung der Qualität der Bildung führen musste.[83] Mit einer »polytechnischer Prägung« des Bildungssystems, wie Hans A. Fellner behauptet, hat so etwas nichts zu tun.
  • Die gesellschaftliche Stellung der Frauen verbesserte sich im Verlauf der Kulturrevolution wesentlich. Sie spielten in Politik und Gesellschaft eine viel größere Rolle als vorher.[84]
  • Auf die außerdem von Hans A. Fellner genannte Modernisierung des Theaters als positiver Aspekt der Kulturrevolution wurde bereits hingewiesen.

Mao Tse-​tung war in 60er Jahren nach dem gescheiterten Großen Sprung nach vorne in den Führungsgremien der Partei zunehmend in die Minderheit geraten. In dieser Situation appellierte er über die Parteigremien hinweg an die breiten Massen, insbesondere die Studenten und Oberschüler.

Dass dieser Appell erfolgreich war, lag auch an den sich verdüsternden Berufsaussichten dieser Gruppe. Zudem war es vergleichsweise einfach, sie im Sinne Maos zu indoktrinieren. Sie kannten die Geschichte der chinesischen Revolution nicht aus eigener Anschauung und konnten deshalb leichter Beschuldigungen gegen führende Funktionäre übernehmen.

Trotzdem wäre es falsch von einer ferngesteuerten Bewegung auszugehen. Dagegen spricht der chaotische Verlauf der Kulturrevolution, die Kämpfe zwischen einzelnen Roten Garden und Rebellen-​Gruppen, sowie die Tatsache, dass sich die Roten Garden nicht einfach »abschalten« ließen.

Mao hat an den revolutionären Enthusiasmus der Jugend appelliert, der damals zweifellos vorhanden war. Die Themen der Mobilisierung entsprachen den wirklichen Sorgen dieser Jugendlichen.[85]

Außerdem bot die Kulturrevolution den Jugendlichen eine Möglichkeit zum Experimentieren und zur antiautoritären Auflehnung gegen patriarchale Autoritäten. Die Roten Garden wurden deshalb nicht zufällig zu einem Vorbild für die europäische 68er-​Bewegung.[86]

Der in den 60er Jahren angefachte Personenkult um Mao Tse-​tung ist zwar äußerlich mit dem um Stalin vergleichbar. Aber Stalin erlangte seine Macht in einem Prozess der schrittweisen Konsolidierung der Macht der Bürokratie, die mit einer schrittweisen Verdrängung des Proletariats von der Ausübung der politischen Macht einherging.[87]

Der Kult um Mao Tse-​tung entsprach auch nicht wie der Stalinkult den Erfordernissen einer schrittweisen Abschaffung der Rätedemokratie oder der innerparteilichen Demokratie, da es in China solche Formen der Demokratie seit den 30er Jahren nicht mehr gegeben hatte. Er entsprach vielmehr den Erfordernissen eines Kampfes zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der Parteiführung.

Die Massen zeigten keineswegs vollständige Passivität und schrittweise Demoralisierung, sondern ein plötzliches Erwachen, das für alle im Januar 1967 für alle sichtbar wurde. Dies ist auch durch den völlig anderen internationalen Kontext begründet: Statt einer Folge von Niederlagen wie 1923 bis 1933 gab es seit 1949 Fortschritte der Weltrevolution.[88]

Verweise

[1] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 260

[2] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 267

[3] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 267

[4] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 265

[5] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 265

[6] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 271

[7] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 277

[8] Vgl. Robert Fahrle, Peter Schöttler: Chinas Weg – Marxismus oder Maoismus, Frankfurt am Main 1969, S. 73

[9] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 271

[10] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 74

[11] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 74

[12] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 271, Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., 74

[13] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 76

[14] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 76

[15] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 272

[16] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 78

[17] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 269

[18] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 79

[19] Vgl. Fahrle /​Schöttler a.a.O., S. 80

[20] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 272

[21] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 272

[22] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 277

[23] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 277

[24] Vgl. Ball 2006, a.a.O.

[25] Vgl. Ball 2006, a.a.O.

[26] Ein Parteidokument vom 11. Oktober 1983 klagte, dass es in der KPCh noch viele Anhänger von Lin Biao und Jiang Qings, also der Hauptprotagonisten der Kulturrevolution, gäbe. Vgl. Helmut Peters: Die Volksrepublik China aus dem Mittelalter zum Sozialismus – Auf der Suche nach der Furt, Essen 2009, S. 415

[27] Vgl. Ball 2006, a.a.O.

[28] Vgl. Ball 2006, a.a.O.

[29] Vgl. Ball 2006, a.a.O.

[30] Vgl. Ein Vorschlag zur Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung, in: Polemik über die Generallinie der internationalen kommunistischen Bewegung, Beijing 1965, Nachdruck 2007 von www​.secrets​.org, S. 6.

[31] Vgl. Ernest Mandel: Friedliche Koexistenz und Weltrevolution, ISP Theorie 1, Frankfurt am Main 1975, S. 5

[32] Vgl. Mandel 1975, S. 8

[33] Vgl. Mandel 1975, S. 11ff

[34] Vgl. Mandel 1975, S. 11ff

[35] Vgl. Helmut Wolfgang Kahn: Der Kalte Krieg, Band 1: Spaltung und Wahn der Stärke 1945 – 1955, Köln 1986, S. 41ff

[36] Vgl. Mandel 1975, S. 27ff

[37] Vgl. Olaf Groehler: Der Koreakrieg, Berlin 1980, S. 72

[38] Vgl. Kahn 1986 a.a.O., S. 322ff

[39] Vgl. Helmut Wolfgang Kahn: Der Kalte Krieg, Band 2: Alibi für das Rüstungsgeschäft 1955 – 73, Köln 1987, S. 36

[40] Vgl. Mori Kazuko: A Brief Analysis of the Sino-​Soviet Alliance: The Political Process of 1957 – 1959, Parallel History Project on NATO and the Warsaw Pact, 2005, S. 2ff, im Internet: https://​www​.php​.isn​.ethz​.ch/​l​o​r​y​1​.​e​t​h​z​.​c​h​/​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​s​/​a​r​e​a​s​t​u​d​i​e​s​/​d​o​c​u​m​e​n​t​s​/​s​i​n​o​s​o​v​/​M​o​r​i​.​pdf, abgerufen am 05.03.2022.

[41] Vgl. Mao Tse-​Tung: Über die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats, 1956, Nachdruck in: Dokumente des Kampfes der KP Chinas gegen den modernen Revisionismus 1956 – 66, Offenbach 2002, im Internet: https://​www​.verlag​-benario​-baum​.de/​W​e​b​R​o​o​t​/​H​o​s​t​E​u​r​o​p​e​/​S​h​o​p​s​/​e​s​1​5​1​1​7​5​/​M​e​d​i​a​G​a​l​l​e​r​y​/​P​D​F​-​D​a​t​e​i​e​n​/​D​o​k​u​m​e​n​t​e​_​d​e​s​_​K​a​m​p​f​e​s​_​d​e​r​_​K​P​_​C​h​i​n​a​s​_​B​a​n​d​_​1​a​.​pdf, abgerufen am 05.03.2022.

[42] Vgl. Ernest Mandel: Revolutionärer Marxismus heute, Frankfurt am Main 1982, S. 208

[43] Vgl. Kahn 1987 a.a.O., S. 110ff

[44] Vgl. Mandel 1982 a.a.O., S. 213f

[45] Mandel 1982 a.a.O., S. 221

[46] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 280

[47] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 292

[48] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 280

[49] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 280

[50] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 292

[51] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 292

[52] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 299

[53] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 313

[54] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 295

[55] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 296

[56] Vgl. Schöller a.a.O., S. 150f

[57] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 296

[58] Vgl. Mandel 1978 a.a.O., S. 160f

[59] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 283

[60] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 284

[61] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 290

[62] Worte des Vorsitzenden Mao Tse-​Tung, Vorwort zur Zweiten Auflage von Lin Biao, im Internet: http://​www​.infopartisan​.net/​a​r​c​h​i​v​e​/​m​a​o​b​i​b​e​l​/​m​a​o​b​i​b​e​l​.​h​tml, abgerufen am 05.03.2022.

[63] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 316

[64] Vgl. Mandel 1978 a.a.O., S. 182

[65] Vgl. Hanns A. Fellner: „Rebellion ist gerechtfertigt“, junge Welt, 14.05.2006, im Internet: http://​www​.jungewelt​.de/​2​0​1​6​/05 – 14/076.php, abgerufen am 05.03.2022.

[66] Vgl. Fellner 2006 a.a.O.

[67] Vgl. Fellner 2006 a.a.O.

[68] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 316 und 318

[69] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 318

[70] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 321

[71] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 318, Fellner 2006 a.a.O.

[72] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 321

[73] Vgl. Fellner 2006 a.a.O.

[74] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 323

[75] Vgl. Mandel 1978 a.a.O., S. 177

[76] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 333

[77] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 324ff, Fellner 2006 a.a.O.

[78] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 331

[79] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 334 und 336

[80] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 338

[81] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 336, Fellner II

[82] Vgl. Hanns A. Fellner: Ohne Sündenbock, 17.05.2006, im Internet: https://www.jungewelt.de/artikel/286383.ohne-sündenbock.html, abgerufen am 05.03.2022.

[83] Vgl. Autorenkollektiv 1979 a.a.O., S. 297

[84] Vgl. Fellner 2006a, a.a.O.

[85] Vgl. Mandel 1978, a.a.O., S. 172ff

[86] Vgl. Fellner 2006a, a.a.O.

[87] Vgl. Mandel 1978, a.a.O., S. 181

[88] Vgl. Mandel 1978, a.a.O., S. 181ff

Bild: 1967 nahm die Dreiundzwanzigste Mittelschule in Peking »den Unterricht wieder auf und machte eine Revolution«, mit dem Text »Beschwerde und Kritik an der revisionistischen Erziehungslinie« an der Tafel, veröffentlicht in People’s Pictorial im Februar 1968

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