Covid-​Dünnpfiff auf Pseudo-​Marx à la Vighi mit roher Kriegserklärung Luxemburgischer Art – Nachspeise

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Covid-​Dünnpfiff auf Pseudo-​Marx à la Vighi mit roher Kriegserklärung Luxemburgischer Art

Vorspeise:

Mächte des Bösen

Pandemie oder Plandemie?

Real- und Finanzwirtschaft

So oder so: Reichtums- und Machterhalt

Hauptspeise:

Verschwörungs- und Wirtschaftstheorien

Finanzregime durch Arbeitsmangel?

Automatisierung

Goldene Kälber

Konsum Lohnabhängiger

Nachspeise:

Ende des Kapitalismus

Neue Weltordnung und Krieg

Ausweg mit kollektivistischem und individualistischem Rand

Ende des Kapitalismus

Vighi wie auch viele andere, die seine Erklärungen mögen oder nicht mögen, spüren, dass aktuell ein tiefgreifender Systemwechsel stattfindet. Aber weshalb, wenn nicht aufgrund eines Aussterbens profitabel ausbeutbarer menschlicher Arbeit?

Eine Teilantwort wurde weiter oben gegeben: Mehwertproduktion für sich genügt nicht, um dem Gesamtkapital Profit zu verschaffen. Zusätzlich muss dafür gesorgt werden, dass auf das Gesamtkapital bezogen Arbeit unbezahlt bleibt. Rosa Luxemburg legte dieses Erfordernis, das aus dem Marxschen Mehrwertbegriff folgt, 1913 in ihrem Buch Die Akkumulation des Kapitals dar.

Güter und Dienstleistungen, die Kapitalistinnen einander verkaufen, taugen zwar für Einzelkapitale zum Profitmachen, aber nicht insgesamt gesehen, weil bei nur innersystemischem Verkauf letztlich keine Arbeit unbezahlt bleibt. Güter und Diestleistungen, die Kapitalistinnen an ihre Lohnabhängigen verkaufen, taugen ebenso wenig zum Profitmachen. Die Lohnabhängigen können nur ausgeben, was ihnen die Kapitalistinnen zuvor gegeben haben. Ihre zahlungsfähige Nachfrage geht nicht über die Entsprechung bezahlter Arbeit hinaus.

Man kann sich das auch durch folgende Fragen klar machen: Könnte ein kapitalistischer Konzern durch Verkäufe nur an sich selbst und an seine Mitarbeitenden, deren sämtliche Einkünfte vom Konzern stammen, Profit machen? Könnten Zehntausende von kapitalistischen Unternehmen zusammengenommen nur durch Verkäufe an sich selbst und an ihre Mitarbeitenden, deren sämtliche Einkünfte von diesen Unternehmen stammen, Profit machen?

Materiell betrachtet könnten die Unternehmen wachsen, indem sie Arbeit, die nicht der Reproduktion des Bestehenden und der Mitarbeitenden dient, in Produktionserweiterungen und Automatisierungen stecken. Nicht-​kapitalistische Wirtschaften, denen es um den Nutzen ihrer Erzeugnisse ginge, wären damit durchaus zufrieden. Der materielle Wohlstand aller Beteiligten könnte wachsen oder die Arbeitszeit ohne materielle Einbuße verkürzt werden. Aber Profit lässt sich auf der Basis von Verkäufen nur an die herstellenden Unternehmen und ihre Mitarbeitenden nicht machen. Deshalb bringt wachsende Arbeitsproduktivität Probleme gesättigter Märkte, der Armut und der Wachstumsstockung mit sich – irrsinnige Effekte vom nicht-​kapitalistischen (einfach-​warenwirtschaftlichen oder sozialistischen) Standpunkt aus gesehen.

Um Mehrwert realisieren zu können, sind kapitalistische Systeme auf Käuferinnen angewiesen, die nicht dem kapitalistischen System angehören. Damit diese Käuferinnen mit Geld bezahlen können, das Wert repräsentiert, müssen sie über eigene Wertproduktionen verfügen (was die meisten Anhängerinnen von Landnahme-​Theorien nicht verstehen).

Verallgemeinert: Um Mehrwert realisieren zu können, sind kapitalistische Systeme von jeher auf den Zufluss von Wert aus anderen Wirtschaftssystemen angewiesen. Wo und wie das Geld entsteht, das den zufließenden Wert repräsentiert, ist nicht entscheidend. Profite für das Gesamtkapital eines kapitalistischen Systems können entsprechend auf vielfältige Weisen entstehen, zum Beispiel durch:

  • Exportüberschüsse
    Exportüberschüsse bringen dem Kapital des exportierenden Systems Profit, da unbezahlt angeeignete Arbeit in den Exportwaren steckt und zusätzlich die Kapitalistinnen des exportierenden Systems diese Waren nicht selber kaufen. Bei ausgeglichenen Handelsbeziehungen, in denen die Kapitalistinnen des exportierenden Systems oder die von ihnen bezahlten Lohnabhängigen dem Exportwert entsprechende Importwaren kaufen, exisiert diese Möglichkeit des Profitmachens nicht.
  • preisliche Gleichbehandlung ungleicher Arbeitsaufwände
    Gleichartige Waren, die mit hoher Produktivität in Land A und mit niedriger Produktivität in Land B hergestellt werden, erhalten auf dem Weltmarkt einen Durchschnittspreis. Dadurch fließt nach Land A mehr Geld als dem Warenwert entspricht und nach Land B weniger Geld als dem Warenwert entspricht. Die Produktivität hängt von Aspekten ab wie: Zustand der Maschinen und Verkehrswege, Zuverlässigkeit der Stromversorgung, Ausgeschlafenheit beziehungsweise Wohnverhältnisse der Arbeiterinnen uvm.
  • wertmäßige Unterbezahlung von Importwaren
    Waren aus wenig industrialisierten Ländern, die außer bestimmten Rohprodukten nichts zu exportieren haben, werden in Folge von Überangeboten und/​oder marktkompatiblen Maßnahmen zur Reduktion von Preisschwankungen zu unterwertigen Preisen verkauft.
  • wertmäßig überhöhte Preise für Exportwaren
    Ermöglicht durch Unterangebote an Waren, deren Herstellung eine weit entwickelte Industrie benötigt, können Industriewaren zu überwertigen Preisen verkauft werden.
    Wie beim vorigen Punkt findet auf der Wertebene ein ungleicher Tausch von mehr Arbeit gegen weniger Arbeit statt, der völlig unsichtbar bleibt, wenn man Geld und Wert identifiziert.
  • Zustrom erwachsener Arbeitskräfte aus dem Ausland oder aus inländischer Landwirtschaft, für deren »Herstellung« das Kapital nicht aufzukommen braucht.
  • Erzeugung von Geld aus dem Nichts durch Kredite, die die Schuldnerinnen im wahren Sinn des Wortes abarbeiten müssen.

Früher einmal fiel das, was ein »kapitalistisches System« ausmacht, weitgehend mit den kapitalistischen Unternehmen zusammen, die ihren Hauptsitz innerhalb derselben Nation hatten. Heutige kapitalistische Systeme sind vielschichtiger und komplexer. Ihr »Außerhalb« bilden nichtkapitalistische Wirtschaften (familiäre Landwirtschaft; Handwerkerinnen/​Selbständige; gemeinwohlorientierte Produktionen; staatliche Unternehmen mit Zwecken, die nicht vorrangig an Profite gebunden sind) und kapitalistische Wirtschaften, mit denen es kaum bis nicht zum Ausgleich der Profitraten kommt. In diesem Zusammenhang veränderte sich die Rolle von Staatswesen: sie repräsentieren nicht mehr unbedingt das national ansässige Kapital, sondern können gegen es gerichtet im Interesse transnationaler Kapitale agieren.

Funktioniert der Wertzufluss aus externen Systemen gut, wächst der Wohlstand der bevorzugten Seite schneller als der der benachteiligten Seite. Die Wohlstandsschere öffnet sich. Beispielsweise ließen sich vor der Entstehung von Stahlwerken in Indien, der Türkei und China mit Stahl und Stahlprodukten enorme Profite machen. Ein Teil des Zugewinns blieb bei den Lohnarbeitenden der bevorzugten Seite hängen und bildete das Futter der »sozialen Marktwirtschaft«. Benachteiligte Wirtschaften wurden je nachdem völlig ausgeplündert oder konnten trotz der Nachteile ihren Wohlstand steigern, nur eben langsamer als die bevorzugte Seite. Zum Beispiel zahlt sich häufig der Kauf von Traktoren und Eisenbahnen trotz wertmäßig überteuerter Preise aus.

Sich schließende Wohlstandsscheren deuten andererseits darauf hin, dass der Wertzufluss aus externen Systemen nicht mehr so gut klappt. Mit Entstehung einer »multipolaren Welt«, wie es so schön heißt, gehen dem Westlichen Kapitalismus zunehmend Möglichkeiten verloren, aus dem Rest der Welt Wert anzusaugen.

Schafft es ein kapitalistisches System nicht, ausreichend Wert von Außerhalb für weiteres Wachstum (zur weiteren Kapitalakkumulation) anzusaugen, läuft die Produktion zunächst auf Basis Wert-​loser werdenden Geldes weiter. Wird dem Kapitalismus freier Lauf gelassen, steigen in dieser Situation die Kreditzinsen – bis es sich nicht mehr lohnt, für Produktionserweiterungen Kredite aufzunehmen, weil die Zinslast größer wird als die geldmäßig machbaren Profite. Bleiben die Zinsen durch Zentralbankpolitiken oder andere Mechanismen niedrig, entstehen Verhältnisse, in denen sich Investitionen in Finanzprodukte mehr lohnen als Investitionen in die Produktion.

Diese Erscheinungen unterscheiden sich praktisch nicht von gewöhnlichen kapitalistischen Konjunkturkrisen. Aber anders als bei diesen helfen aus Wertzufuhrkrisen, aus Krisen der Akkumulierbarkeit von Kapital im Unterschied zu gewöhnlichen Akkumulationskrisen, keine »Selbstheilungskräfte der Märkte« heraus. Das einzige, was aus ihnen heraus hilft, ist die Ausbeutung exerner Wirtschaften. Auf deren Unsichtbarkeit und Gelingen fußt die Illusion eines durch Massenlohnarbeit und damit verbundenem Konsum reproduzierbaren Kapitalismus.

Neue Weltordnung und Krieg

»Unsere Finanzherren« und »die Eliten« in ihrer jetzigen Façon sind das Produkt einer kapitalistischen »produktiven Wirtschaft«, der es seit Jahrzehnten nicht mehr gelingt, durch die üblichen, oben angedeuteten Wirtschaftsmechanismen von Außerhalb ausreichend Wert zur weiteren Kapitalakkumulation einzusaugen.

Umso agiler wurden »unsere Finanzherren« und »Eliten« auf finanztechnischem, politischem und militärischem Gebiet: Deregulierungen des Bankwesens; stärkere Beeinflussung von Regierungen und damit zunehmende Willkür und Vertretung von Partialinteressen; Privatisierungswellen auf Kosten des mittelständischen Kapitals, das die Profite von Strom- und Krankenhauskonzernen usw. zu finanzieren hat; Griff nach externen Rohstoffvorkommen durch Organisation von »Farbrevolutionen«; zunehmend aggressivere Politik gegen Regierungen, die die Arbeitsvermögen und Wirtschaften ihrer Einflussbereiche nicht ausweiden lassen wollen; allgemeine Senkung der Schwelle zu militärischem Vorgehen.

Im Grunde genommen verheimlicht es die im Westen herrschende Propaganda nicht: Wirtschaftswachstum, Kapitalakkumulation kann es nur noch im direkten Kampf gegen ziemlich starke andere Wirtschaftssysteme geben. Zunächst ging es neoliberal um »Weltmarktkonkurrenz« und die Notwendigkeit, »den Gürtel enger zu schnallen«. Dann ging es zunehmend um »Wirtschaftssanktionen«. Inzwischen geht es auch in der EU immer mehr um den Aufbau angriffsfähiger Militärapparate und um Krieg. Die Hauptfeinde sind ausgemacht: China und Russland.

China und Russland verfügen über produktive Staatssektoren, die den kapitalistischen Bereichen ihrer Wirtschaften Wachstumsmöglichkeiten verleihen, ohne über auswärtige Ausbeutungsmöglichkeiten zu verfügen, die denen des Westens vergleichbar wären. In beiden Nationen sind die produktiven Staatssektoren groß genug, um für weiteres Wirtschaftswachstum nicht gegen die nachholende Industrialisierung anderer Länder anarbeiten zu müssen. Die Außenpolitiken der Regierungen dieser Nationen sind im Wesentlichen defensiv und zielen darauf ab, die Bedrohung durch die NATO-​Staaten zurückzudrängen und Handelswege zu sichern. Ihre Innenpolitiken zielen darauf ab, keine bürgerlich-»demokratischen« Verhältnisse nach Westlichem Muster aufkommen zu lassen, da diese auf die Ausweidung der Wirtschaften zu Gunsten transnationaler Großkapitale hinauslaufen, wie sie zur Zeit im Westen zu beobachten ist.

Wie immer sich »unsere Finanzherren« und »Eliten« des Westens die gegenwärtige Weltlage erklären, bleiben ihnen im Prinzip nur zwei Möglichkeiten, um ohne Machtverlust aus der Krise der Akkumulierbarkeit von Kapital herauszukommen:

  1. Kampf gegen andere Wirtschaftssysteme, um die Akkumulierbarkeit Westlichen Kapitals wiederherzustellen.
    Dieser Möglichkeit entsprechen über den bisherigen Neokolonialismus hinaus die Kriegshetze der »Qualitätsmedien«, die Aufrüstung, die Strategie der NATO.
  2. Beseitigung der Notwendigkeit zur Kapitalakkumulation durch Übergang in ein neo-​feudales Wirtschaftssystem, das – anders als die halbkapitalistischen Systeme Chinas und Russlands – die Macht der superreichen Oligarchie nicht zurechtstutzt.
    Dieser Möglichkeit entsprechen die Klima- und Corona-​Strategien und der Ausbau globaler Herrschaftsinstrumente im Rahmen der UNO und WHO.

Soweit unklar ist, ob China und Russland weltpolitisch als Block agieren, könnte die erste Möglichkeit gegen Russland und parallel die zweite in Zusammenarbeit mit China verfolgt werden.

Doch auch, wenn China und Russland einen Block bilden, sind beide Möglichkeiten trotz ihrer Widersprüchlichkeit insoweit parallel verfolgbar, als die militärische Schwächung und Bedrohung Russlands und Chinas die Position der Westlichen »Eliten« hinsichtlich der Ausgestaltung eines neo-​feudalen Wirtschaftssystems stärkt, in dem sie an der Macht bleiben können. Die Bereitschaft der russischen und chinesischen Regierungen zur Unterstützung der zweiten Möglichkeit lässt sich damit erklären, dass sie die einzige realistische Chance ist, einen größeren Krieg zu vermeiden.

Ausweg mit kollektivistischem und individualistischem Rand

Eine zur Zeit unrealistisch erscheinende alternative Möglichkeit besteht darin, »unsere Finanzherren« und »Eliten« ins Museum der Menschheitsgeschichte zu stellen und zu Wirtschaftsweisen überzugehen, die ohne externe Wertzuflüsse funktionieren. Wie das aussehen würde, liegt im Groben auf der Hand:

  • Übergang zu einem gemeinwohlorientierten Geldwesen und Vergesellschaftung der Banken unter Wahrung von Vielfalt (regional, überregional, verschiedene Schwerpunkte und Anliegen)
  • Vergesellschaftung von Großkonzernen und grundlegenden Wirtschaftsbereichen wie Stromerzeugung, Wasserversorgung, Rohstoffgewinnung, Gesundheitsversorgung, Pharmaindustrie, Mietwohnungsbau
  • in den anderen Bereichen traditionelle und kooperative Warenproduktionen ohne Geschäftsführungseingriffe durch nicht mitarbeitende Anteilseignerinnen (Hauptprinzip »Ware – Geld – andere Ware« statt Hauptprinzip »Geld – Ware – mehr Geld«; Hauptfinanzierungsquelle für Investitionen und Ideen: Kredite von gemeinwohlorientierten Banken statt Aktien und Venture-Capital).

In dieser Verfassung ungefähr könnten wir friedlich und ohne Existenzängste einer Zukunft entgegenwirtschaften, in der hoffentlich einmal die »Arbeit in unmittelbarer Form aufgehört hat, die große Quelle des Reichtums zu sein«.

One thought on “Covid-​Dünnpfiff auf Pseudo-​Marx à la Vighi mit roher Kriegserklärung Luxemburgischer Art – Nachspeise

  1. Gute Analyse!
    Die US-​Regierung (und auch EU-​Oligarchie) wird sich mit dem Krieg gegen Russland beeilen müssen: bevor US-​Dollar und Euro in den Keller fallen. Der Anfang ist mit der Drohung der US-​Botschafterin bei der UN getan: Sie erklärte, wenn Russland chemische Waffen einsetzt, werde es eine harte, aggressive Reaktion geben. Das ist eine Einladung für eine False Flag Aktion, der ukrainische Kräfte kaum widerstehen können. Haben sie im Fall Syrien genauso gemacht.

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