Multipolarität und der Völkermord im Gazastreifen Teil II

Der Platz des Himmlischen Friedens und die Rahmung der Palästina‐​Frage durch die Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals

Vorbemerkung der Redaktion: Unnötig zu erwähnen, dass dieser Artikel innerhalb der Redaktion äußerst kontrovers diskutiert wird, besonders die oberflächlichen Anmerkungen über die Sowjetunion, die anarchistischen und antikommunistischen Tendenzen, aber es gilt Theorien und Hypothesen für beobachtbare Erscheinungen zu finden. Die Texte von Rusere Shoniwa tun beides: wichtige Erscheinungen beschreiben sowie Hypothesen darüber aufzustellen. Diese zu diskutieren ist nicht nur im Rahmen der in diesem Magazin geführten Debatte über China, sondern darüber hinaus von Bedeutung.

Bemerkungen zu einer in Real Left veröffentlichten Analyse des Umgangs des chinesischen Staates mit dem Platz des Himmlischen Friedens

Lorraine Pratleys Artikel auf Real Left ist eine Nacherzählung der Ereignisse auf dem Tiananmen‐​Platz als Gegenpol zur westlichen antichinesischen Propaganda. Ich fand ihn zwar informativ und interessant, hatte jedoch Schwierigkeiten, viele der Themen zu akzeptieren, die sich durch ihre Erzählung ziehen. Im Folgenden stelle ich meine Fragen zu dieser Erzählung. Anschließend erläutere ich, warum es für die »Multipolarität« relevant ist, sich mit dieser Erzählung auseinanderzusetzen.

Die Studentenbewegung wird als zersplittert, »ohne einheitliche Vision jenseits der Opposition gegen die Einparteienherrschaft« und naiv dargestellt. Diese Charakterisierung scheint typisch für eine Studentenbewegung oder jede erst entstehende Bewegung zu sein, wie es in China der Fall war. Ein großer Teil des Artikels wird darauf verwendet, Theorien über die Rolle äußerer Einflüsse sorgfältig zu widerlegen – es handelt sich dabei um »Behauptungen über westliche Einflussnahme, die durch die verfügbaren Beweise nicht ausreichend gestützt werden« [Hervorhebung hinzugefügt]. Nach ihrer Darstellung handelt es sich also um eine organische, wenn auch unerfahrene und unzusammenhängende Bewegung, die für China mehr wollte, als die Behörden zu bieten hatten.

Lorraine würde vielleicht entgegenhalten, dass dies nicht ihr Schwerpunkt gewesen sei. Allerdings fand ich es seltsam, dass sie die Unterdrückung des Aufstands durch den KPCh‐​Staat nicht verurteilte. Das Äußerste, zu dem sie sich in ihrer Beurteilung der Reaktion des Staates hinreißen lässt, ist die Feststellung, dass „ein hartes Durchgreifen unvermeidlich war“ und dass „es nicht unvernünftig war, dass die Parteiführung die Studentenbewegung als potenzielle existenzielle Bedrohung ansah“.

Lorraine deutet an, dass die Studenten fehlgeleitet waren, als sie versuchten, sich in der altehrwürdigen Tradition langhaariger Jugendlicher gegen die Obrigkeit aufzulehnen. Sie erklärt, dass diese Studenten, nachdem sie zu reifen und vernünftigen Erwachsenen herangewachsen sind, auf ihre Verfehlungen zurückblicken und »ihren früheren Aktivismus nun als naiv betrachten. Politische Stabilität hat heute für sie Vorrang vor radikalen Veränderungen.« Ich muss zugeben, dass ich die Augenbrauen hochgezogen habe, als ich sah, dass ein Freiheitsaktivist – wenn auch über Zitate aus anderen Quellen – seine scheinbare Zufriedenheit darüber zum Ausdruck brachte, dass eine Gruppe von Studenten schließlich gelernt hat, Big Brother zu lieben.

Auch die Darstellung der chinesischen »dissidenten Intellektuellen« von 1989 hat mich aus der Fassung gebracht. Es mag durchaus zutreffen, dass sie, wie in dem Artikel behauptet wird, »maßgeblich dazu beigetragen haben, die ideologischen Grundlagen für die Bewegung zu legen und ihr zum Durchbruch zu verhelfen«. Dass die Behörden Beweise dafür hatten, ist hier nicht relevant. Was in diesem Bericht schmerzlich fehlt, ist die Frage, warum es so falsch war, dass diese Intellektuellen sich in der Bewegung engagierten und sie inspirierten. Der Artikel enthüllt weiter, dass es »schmutzige Geschichten über die Beteiligung an antichinesischen Aktivitäten in ihren westlichen Gastländern« gab, nachdem sie nach der Niederschlagung der Bewegung aus China fliehen mussten. Aber erwartet Lorraine etwa, dass Intellektuelle, die vom chinesischen Staat verfolgt werden, gut über ihre Verfolger sprechen? Ist dies eine stillschweigende Billigung des Drucks, der auf sie ausgeübt wurde, damit sie das Land verlassen? Wenn die Intellektuellen keine Provokateure waren, sondern ihre aufrichtige Meinung äußerten, wo bleibt dann eine Verteidigung des Pluralismus?

Diese Intellektuellen, die von der Kulturrevolution gezeichnet sind und sich Ideen der Privatisierung, Marktreformen und allgemein »einer Abkehr vom marxistischen Rahmen zugunsten liberaler und neoliberaler Ideen« zugewandt haben, werden in einem vorwurfsvollen Tonfall dargestellt. Meine Leser wissen, dass ich weder Marxist noch Neoliberaler bin. (Ich lehne alle Ismen ab, mit Ausnahme des Voluntarismus, aus den hier erläuterten Gründen.) Dennoch wird in dem Artikel eine Frage nicht behandelt: War es akzeptabel, dass der Staat gegen die Verbreiter solcher Ideen vorging und sie aus China vertrieb? Diese Frage ist besonders relevant angesichts der offiziellen Politik des chinesischen Staates, seine Wirtschaft gegenüber dem Westen zu öffnen, was zur Durchsetzung einer einzigartigen Form des autoritären neoliberalen Kapitalismus führte. Es ist dieses übergreifende Ereignis, das das makroökonomische Umfeld schuf, in dem sich die Intellektuellen damals zurechtfinden mussten. Wie Lorraine einräumt, »war es für die Behörden schwierig, ihre Ideen rundweg abzulehnen, da die offizielle Politik Marktreformen vorantrieb«.

Ein Großteil der Schuld für die Todesopfer während der Tiananmen‐​Krise wird der »wanderndern Bevölkerung« zugeschrieben. Wir haben kaum Zweifel daran, dass »ohne diese soziale Schicht die Zahl der Todesopfer während der Niederschlagung nur einen Bruchteil betragen hätte, wenn überhaupt. Auch gäbe es keinen Mythos vom ›Massaker‹, der jedes Jahr zum Jahrestag wieder aufgewärmt wird.« Und wie setzte sich dieser rückständige soziale Mob zusammen, der für den Großteil der Todesfälle verantwortlich war? Er »bestand aus arbeitslosen Landflüchtlingen, ehemaligen Bauern, die durch Wirtschaftsreformen vertrieben worden waren, Kleinunternehmern (Straßenhändlern) und informellen Arbeitern ohne Aufenthaltsgenehmigung für die Stadt«. Einfach so werden die Unterprivilegierten der Gesellschaft kurzerhand den Wölfen zum Fraß vorgeworfen.

Deutlich wird dies auch dadurch, dass Lorraine trotz einer langen Liste ihrer berechtigten Beschwerden feststellt, dass »ihre Anwesenheit umstritten war, da viele sie eher als ›Punks‹ oder Opportunisten denn als echte Aktivisten betrachteten«.

Dazu habe ich ein paar Fragen. Wer sind diese »vielen«, die die Beteiligung von arbeitslosen Landflüchtlingen und ehemaligen Bauern an Protesten gegen die Kommunistische Partei Chinas kritisch gesehen haben? Und bedeutet das Fehlen einer Gegenmeinung von Lorraine, dass sie die kritische Sichtweise der »vielen« teilt? Mir scheint das so, aber ich bin offen für Gegenbeweise.

Auch hier scheinen diese Beobachtungen, trotz der erklärten Absicht, die Ereignisse zu nuancieren, aus der Website der Kommunistischen Partei Chinas kopiert und eingefügt worden zu sein:

Andere jedoch, die von den Behörden als ›Hooligans‹ oder ›Gesindel‹ bezeichnet wurden, waren eindeutig an der dramatischen Eskalation der Gewalt beteiligt. In Städten wie Xian nutzten kriminelle Elemente die Proteste für Plünderungen und Ausschreitungen und bestätigten damit die Behauptungen der Regierung, dass die Unruhen von gesetzlosen Elementen angezettelt worden seien.

Ich wäre schockiert, wenn die staatlichen Behörden die Unruhestifter, denen sie den Kopf einschlagen wollen, nicht als »Hooligans«, »Gesindel« und »gesetzlose Elemente« bezeichnen würden. Das ist die Standardreaktion der Partei. Wenn der Konsens zwischen dem Staat und seinen Bürgern zerbricht, kann es hässlich werden. Ich befürworte die Ausschreitungen nicht, aber ich hätte eine ausgewogenere Verteilung der Schuld für den Zusammenbruch des Konsenses erwartet. Was ich wissen möchte, ist, warum Lorraine stillschweigend auf der Seite der Partei zu stehen scheint, wenn ich den Ton des Artikels richtig deute.

Nicht aufgrund meiner eigenen Recherchen, sondern aufgrund von Lorraines Analyse der Ereignisse möchte ich vermuten, dass das scheinbare Chaos und die Tatsache, dass so viele verschiedene Gesellschaftsschichten auf dem Tiananmen‐​Platz vertreten waren, eher für einen organischen Charakter des Aufstands sprechen. Die Bezeichnung der Unterprivilegierten der chinesischen Gesellschaft als »Punks« und »Opportunisten« ändert daran nichts und findet meine Zustimmung ganz sicher nicht.

Die Darstellung des Artikels von einem organischen Aufstand ohne Einmischung von außen unterstreicht tatsächlich die Ironie der Öffnung Chinas gegenüber dem Westen, die niemals als Entwicklung hin zur Demokratie gedacht war. Die Ironie dabei ist, dass die Kommunistische Partei Chinas mit ihrer Öffnung ihrem Volk falsche Hoffnungen auf eine pluralistischere Gesellschaft gemacht hat. Der Tiananmen‐​Platz war in der Tat eine »existenzielle Bedrohung« für den autoritären Staatskapitalismus. Wenn das Experiment der Globalisten mit dem totalitären Kapitalismus gelingen sollte, war die Niederschlagung der Proteste tatsächlich »unvermeidlich«.

Obwohl ich den in Lorraines Analyse aufgezeigten Thesen instinktiv ablehnend gegenüberstehe, stimme ich den allgemeinen Schlussfolgerungen des Artikels zu, nämlich dass es notwendig ist, vereinfachende Ost‐​West‐​Narrative zu überwinden. Dazu muss ich noch hinzufügen, dass meine bisherigen Ausführungen zwar wie eine Kritik klingen mögen, aber keine sind. Wie Sie sehen können, gibt es meinerseits keine ernsthafte Widerlegung. Ich habe lediglich erklärt, warum bestimmte Thesen, so wie ich sie verstanden habe, mich stören. Lassen Sie mich also klarstellen: Hätte ich das Thema so gründlich recherchiert wie die Autorin, wäre ich vielleicht zu dem gleichen Schluss gekommen wie sie, dass eine unterdrückte Gruppe von arbeitslosen Landflüchtlingen, vertriebenen Bauern und Straßenhändlern den Löwenanteil der Verantwortung für die endgültige Zahl der Todesopfer tragen sollte und dass den mächtigen Staat praktisch keine Schuld trifft. Aber das wäre eine ziemliche Wendung, und ich glaube einfach nicht, dass diese These ausreichend begründet wurde.

Der Grund, warum ich meine Gegenargumente nicht überzeugend genug dargelegt habe, ist, dass ich darin keinen Sinn sehe. Warum? Weil eine Kritik an pro‐ oder antichinesischen Stimmungen unter dem Paradigma, das ich in Teil I entworfen habe – dem einer globalen öffentlich‐​privaten Partnerschaft, in der alle Regierungen einer globalen Finanzmafia untergeordnet sind –, weitgehend irrelevant ist. Es interessiert mich nicht mehr, ob Chinas Ruf als Menschenrechtsverletzer stark übertrieben ist. Das ist die falsche Debatte, denn die Regierungen des NATO‐ und des BRICS‐​Blocks sind mittlerweile in ihrer grausamen Menschenrechtspolitik völlig aufeinander abgestimmt.

Ich bin mir zwar nicht ganz sicher, warum Lorraine den Westen dafür kritisiert, dass er China wegen seiner Menschenrechtsbilanz angreift, aber sie hat Recht damit. Aber wir müssen das aus den richtigen Gründen tun. Wir müssen verstehen, dass die Vorherrschaft Chinas keine bessere Welt mit sich bringen wird. China wurde aufgebaut (siehe Teil I), um das neue Modell der ultimativen sozialen Kontrolle zu sein, nach dem die Machthaber des Systems lechzen. Es wurde in China beta‐​getestet und nun ist es hier. Deshalb ist das Geschwätz des Westens über Menschenrechte Theater und war es schon immer. Trudeau hat sich verraten, als er sagte: »Ich habe tatsächlich eine gewisse Bewunderung für China, weil ihre grundlegende Diktatur es ihnen ermöglicht, ihre Wirtschaft innerhalb kürzester Zeit umzukrempeln.« Diese Marionette sprach für die Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals.

Die ganze Welt rast in dieselbe Richtung auf einen dystopischen bio‐​digitalen Gulag zu, auch wenn verschiedene Länder dabei unterschiedliche kulturelle Vehikel nutzen mögen. Die Eisenbahnschienen, Straßen und Infrastrukturen, die uns zu diesem Ziel führen, werden von den Industrien des ewigen unipolaren Monarchen – dem globalen Kapital – entworfen und gebaut. Es wird zwei, möglicherweise sogar drei oder vier geografische Gefängniswärter geben. Das ist die wahre Bedeutung von Multipolarität. Über die Frage zu streiten, ob der Ruf eines der Gefängniswärter zu Unrecht geschädigt wurde, geht am Kern der Sache vorbei.

Die Palästinenserfrage

Eine fundierte moralische Einordnung der Palästinenserfrage ist eigentlich ganz einfach. Entgegen der seit 77 Jahren verbreiteten Mainstream‐​Propaganda ist das Thema weder kompliziert noch unlösbar. Israel ist ein brutaler, rassistischer Kolonialstaat, der seine Existenz der Unterstützung einer brutalen, rassistischen Kolonialmentalität verdankt, die in den Machtkorridoren der Vereinigten Staaten von Amerika und der Europäischen Union vorherrscht. In einer vernünftigen und moralischen Welt würde er aufgelöst und durch eine Einheit ersetzt werden, die die Menschenrechte und die Würde aller Menschen innerhalb ihrer Grenzen achtet. Das wurde schon einmal geschafft und kann wieder geschafft werden, aber es müsste mit dem Entzug der Unterstützung durch die Vereinigten Staaten von Amerika und die Europäische Union beginnen.

Der Völkermord an den Palästinensern ist ebenso sehr ein Völkermord der Vereinigten Staaten von Amerika und der Europäischen Union wie Israels. Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Europäische Union sind nicht weniger schuldig an der Ausübung kolonialer Macht als die israelischen Siedler, denen sie die schmutzige Arbeit der Durchsetzung von Apartheid, Völkermord und ethnischer Säuberung übertragen haben. Und vergessen Sie nicht, dass diese Kolonialmächte der ultimativen Kolonialmacht verpflichtet sind – den Eigentümern und Kontrolleuren des globalen Finanzkapitals.

Es ist zwar wichtig, einen moralischen Rahmen für diese Frage zu schaffen, doch müssen wir nun leider zu einem amoralischen, ja sogar unmoralischen Rahmen übergehen, wenn wir überhaupt eine Chance haben wollen, das strategische Denken der Finanzmächte zu verstehen, die die Politik der Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und letztlich der ganzen Welt diktieren. Der Zionismus, wie er sich historisch entwickelt hat, ist das Gegenteil von Moral. Die Finanzmächte – unabhängig von ihrem kulturellen oder religiösen Hintergrund – sind zionistisch. Sie wollten einen zionistischen Staat im Nahen Osten. Den haben sie bekommen. Und wenn ein zionistischer Völkermord an den Palästinensern sowohl profitabel als auch durchführbar wäre, würden sie alles daran setzen, auch das zu erreichen.

Was ich damit sagen will, ist, dass beide Bedingungen, die durch die kursiv gedruckten Wörter im vorigen Satz dargestellt werden, erfüllt sein müssen, damit die Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals grünes Licht für die vollständige Vernichtung des palästinensischen Volkes geben können. Die Kombination aus Rentabilität und Realisierbarkeit würde den ganzen bösartigen Plan für die Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals durchführbar machen. Es gibt noch ein drittes Element, das in die Überlegungen der Finanzmächte einfließt, dessen Auswirkungen jedoch aufgrund seiner Natur weitaus schwieriger zu beurteilen sind. Es ist das Element der Irrationalität, auf das wir am Ende kurz eingehen werden. Aber lassen Sie uns zunächst einige Faktoren untersuchen, die meiner Meinung nach gegen die Durchführbarkeit des Plans sprechen und somit für eine würdige Lösung für die Palästinenser sprechen könnten. Bei der Darlegung dieser Argumente bin ich mir schmerzlich bewusst, dass die Realität vor Ort darauf hindeutet, dass der Völkermord in Gaza in seiner letzten Phase und offenbar unumkehrbar ist.

Multipolarität ist eine mehrgleisige globale Finanzstrategie. In erster Linie zielt sie darauf ab, das Paradoxon einer finanzialisierten westlichen Wirtschaft zu lösen, indem sie anerkennt, dass dieser unproduktive Bereich die durch seine Unproduktivität angehäuften Schulden nicht bedienen kann. Dies wird eine Deflation sowohl der Wirtschaft als auch des Lebens selbst mit sich bringen, da Ersteres unweigerlich zu Letzterem führen muss.

Die größere Relevanz der Multipolarität für die Palästinenserfrage liegt darin, dass sie darauf abzielt, die Weltwirtschaft in geografische Gebiete unter getrennten, aber interoperablen (das Lieblingswort der Technokraten für die Gemeinsamkeit von Kontrollsystemen) technokratischen Lehensgebieten mit unterschiedlichen Spezialisierungen aufzuteilen. Der von Saudi‐​Arabien geführte Golf‐​Kooperationsrat sieht sich als Capo des Nahen Ostens. Ein rücksichtsloser israelischer Staat, der seine Grenzen ausdehnen und den Nahen Osten kontrollieren will, ist in diesem Zusammenhang nicht umsetzbar.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die führenden Akteure im Nahen Osten mit den Eigentümern und Kontrolleuren des globalen Finanzkapitals verhandeln, um sich nach dem Rückzug der Vereinigten Staaten von Amerika ihr eigenes Machtzentrum aufzubauen. Sie haben viel zu bieten, etwa Staatsfonds, die die aufstrebende, energiehungrige Digital‐​Künstliche‐​Intelligenz‐​Wirtschaft finanzieren und gleichzeitig dazu beitragen können, den kontrollierten Zusammenbruch des westlichen Schulden‐​Ponzi‐​Schemas abzufedern. Israel hat außer Gewalt, Waffenhandel und Expansionsstreben nur sehr wenig zu bieten. Das liegt daran, dass es sich seit 77 Jahren darauf spezialisiert hat, als Handlanger der Vereinigten Staaten von Amerika in der Region und anderswo zu fungieren. Wir sollten wohl nicht vergessen, dass Israel einen überproportionalen Beitrag zu der digitalen und Technologie der künstlichen Intelligenz geleistet hat, die uns bald versklaven wird.

Abgesehen von der starken Zurückhaltung der arabischen Eliten am Golf und im Nahen Osten, sich Israel unterzuordnen, besteht ein erhöhtes Risiko der Instabilität in diesen Diktaturen, sollte die Palästinafrage zugunsten Israels gelöst werden. Diese Diktaturen kümmern sich nicht um die Palästinenser, aber ihre Bevölkerung tut es. Aufstände zu provozieren, ist keine gute Überlebensstrategie für diese Diktaturen. Dies ist wahrscheinlich der einzige Grund, warum Ägypten sich bisher den Forderungen nach Unterstützung bei der ethnischen Säuberung des Gazastreifens widersetzt hat. Die angloamerikanische Mafia hat zwar großen Einfluss auf diese Regime, aber es wird ihr schwerfallen (und wahrscheinlich bereits schwerfällt), sie dazu zu bringen, sich selbst eine Pistole an den Kopf zu setzen.

Dann ist da noch die Frage der globalen Governance – eine unabdingbare Voraussetzung für die aufstrebenden globalen Technokraten. Globale Governance ist schließlich der Mechanismus zur Umsetzung technokratischer globaler Kontrolle. Da der globale Süden /​Block der BRICS‐​Staaten mehr Einfluss am Tisch der globalen Governance anstrebt, könnte die multipolare Farce mit politischem und psychologischem Kapital geschmiert werden, wenn dieser Block den Sieg aus der Niederlage reißen und eine für den globalen Süden akzeptable Lösung für Palästina herbeiführen könnte. Ein völliger Misserfolg in dieser Hinsicht, der zugegebenermaßen der derzeitige Kurs der Vereinten Nationen und ihrer Justizorgane ist, würde keine weitere Unterstützung für die bestehenden globalen Institutionen mit sich bringen.

Kurzum: Eine Lösung der Palästinenserfrage, die den Palästinensern ihre Würde bewahrt, könnte für die Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals praktikabler sein als ein erfolgreicher Völkermord. Eine würdige Lösung hat das Potenzial, eine Katharsis auszulösen, die eine Wiederbelebung der internationalen Institutionen bewirken könnte, die für den Plan einer globalen Governance unverzichtbar sind. Denken Sie daran, dass die BRICS‐​Staaten sich offen zu diesen Institutionen bekannt haben, sodass sie auch funktionieren müssen. Ein Scheitern der Lösung der Palästina‐​Frage würde die multipolare Farce untergraben, indem sie genau die Institutionen untergräbt, auf denen sie beruht.

Die offensichtliche und sehr ernüchternde Gegenmeinung dazu ist, dass die aktuellen Ereignisse vor Ort zweifellos äußerst düster sind. Ich versuche jedoch, eine längerfristige Perspektive einzunehmen. Wie ich bereits erwähnt habe, schwächt die Tatsache, dass der Völkermord in Gaza offenbar in seiner Endphase ist, diese Argumente, die eigentlich meine Versuche sind, die Welt mit den Augen der Psychopathen zu sehen, die dieses Blutbad gebilligt haben. Ich bin mir auch bewusst, dass der israelische Militär‐ und Geheimdienstapparat effektiv eine Söldnerfirma finanziert hat, um Hilfe nach Gaza zu liefern, und dass dies offenbar Teil einer Strategie ist, die Vertreibung der Bewohner Gazas zu festigen und die ethnische Säuberung der Enklave zu vollenden.

90 Prozent von Gaza sind unbewohnbar. Die Mehrheit der Bevölkerung hungert. Selbst wenn man die Hungersnot lindern könnte und Israel gezwungen würde, seine brutalen Bombardements und Folterungen der Palästinenser zu beenden, wohin sollten die Bewohner Gazas gehen, während Gaza wieder aufgebaut wird? Ich kann darauf keine fundierte Antwort geben. Sollte jedoch der politische Wille, angetrieben durch die Gebote der Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals entstehen, diese Grausamkeiten zu beenden, wäre eine kurze Antwort auf die Frage, wohin sie gehen würden: Israel.

Das wäre der Beginn einer Ein‐​Staaten‐​Lösung, die die einzige würdige und faire Lösung für alle Menschen in diesem Land ist. Die Alternative wäre eine Wiederholung der letzten zwei Jahre, nur diesmal in der Westbank. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was eine Wiederholung dieses Horrors bedeuten würde. Betrachtet man jedoch die Psychologie der Soziopathen, die dafür verantwortlich wären, stellt sich die Frage: Wäre das für die Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals wirklich durchführbar?

Ein weiterer Faktor, der eine würdige Lösung der Palästinenserfrage erschwert, ist meiner Meinung nach eine wahnsinnige, dämonische religiöse Agenda, die die zweite Nakba der Palästinenser antreibt, die am 8. Oktober 2023 begann. Um es klar zu sagen: Das hat nichts mit dem Judentum zu tun. Jüdische Gelehrte wie Rabbi Dovid Feldman behaupten unmissverständlich, dass der Zionismus das Gegenteil des Judentums ist. Die dämonische Agenda, von der ich spreche, ist der Satanismus, eine Form der Religion, deren gläubigste Anhänger die Throne der Finanzmacht besetzen. Zionisten, die sich als Christen bezeichnen, stehen, indem sie einen abscheulichen Widerspruch zwischen Christentum und Zionismus akzeptieren, unter diesem dämonischen Bann, ob sie es wissen oder nicht. Es ist eine Verehrung der Leere, des Abgrunds, des Todes.

Wenn die totale Vernichtung von Millionen Palästinensern Teil eines teuflischen Selbstzwecks ist, dann wird selbst eine psychopathische Rechtfertigung irrelevant und meine Argumentation überflüssig. Denn wenn die Abspaltung Israels Teil des strategischen Plans der Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals war, um die multipolare Farce voranzutreiben und ihre Neue Weltordnung einzuführen, müsste es doch einfachere Wege geben, als Gaza mit einer Sprengkraft gleich sechs Hiroshima‐​Bomben zu bombardieren.

Andererseits ist es eine tragische Ironie, dass es dieser barbarischen Tat bedurfte, um die weitgehend gleichgültige Bevölkerung des Westens aufzuwecken und ihr die Realität des Zionismus vor Augen zu führen. Es spricht Bände über die moralische Schlafwandelei des Westens, dass er erst einen live übertragenen Völkermord sehen musste, um zu akzeptieren, dass Israel ein Apartheidstaat ist, der weitaus schlimmer ist als das alte Südafrika. Wenn der strategische Plan darin besteht, Israel zu vernichten, dann wussten die Psychopathen in den Machtzentralen der Eigentümer und Kontrolleure des globalen Finanzkapitals, dass ein Holocaust notwendig sein würde, um dies zu verkaufen.

Man muss sich vor Augen halten, dass eine kalte strategische Entscheidung der finanzkriminellen Herrschaftsschicht, den Palästinensern einen Staat zuzugestehen, sei es nun eine Ein‐ oder Zwei‐​Staaten‐​Lösung, ein teuflischer Kompromiss wäre, um die multipolare Farce weiterzuschmieren und uns noch tiefer in die Fänge einer totalen technokratischen Kontrolle zu treiben. Um der Palästinenser willen und um unseretwillen müssen wir die Überlebenschance der Palästinenser mit beiden Händen ergreifen, wohl wissend, dass wir weiterhin kämpfen müssen, da die globale Finanzmafia dies als politisches Kapital nutzen würde, um die Agenda 2030 voranzutreiben.

Wenn ich Schlagzeilen sehe, in denen ein ehemaliger israelischer Ministerpräsident aus Angst vor internationalen Reaktionen ein Ende des Völkermords fordert; oder wenn ich das Aushängeschild für die Klimakatastrophe sehe, wie sie sich in einer Hilfsflotte auf den Weg nach Gaza macht, dann denke ich vielleicht, nur vielleicht, dass »sie« signalisieren, dass der israelische Stiefel vielleicht von den Hälsen der Palästinenser genommen wird. Aber im Moment sieht es eher nach einem Wunschtraum aus, deshalb zitieren Sie mich besser nicht dazu.

Erschienen in englisch im Substack des Autors

Bild: Juden protestieren in London 2022 aus Solidarität mit Palästina (Alisdare Hickson CC BY‐​SA 2.0)

https://​plagueonbothhouses​.substack​.com/

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