- Der heutige georgische Nationalismus ist so neoliberal und antisozialistisch, dass man kaum glauben kann, dass er eigentlich massiv von der Sozialdemokratie geprägt wurde.
- Nino Maisuradze untersuchte die Entwicklung des georgischen Unabhängigkeitsdiskurses zwischen 1893 und 1917 in einer Sozialdemokratie, die von über 80 Prozent der Bevölkerung unterstützt wurde.
- Die Nationalideen wurden dabei im Wesentlichen aus dem Westen importiert, insbesondere von Karl Kautsky oder den Austromarxisten.
- Die georgische Arbeiter‐ und Bauernschaft hingegen fremdelte stark mit dem nationalen Diskurs, pflegte eher lokale Kulturen und erwartete eine primäre Lösung der sozialen Fragen.
- Dieser Gegensatz führte bis 1917 zu Kompromissformeln, ständigen theoretischen Wechseln und letztendlich der Orientierung einer gemeinsamen sozialdemokratischen Bewegung in Russland.
Wer in den vergangenen Wochen die Bilder aus Tblissi gesehen hat, der könnte glauben, dass Georgien schon immer ein Land gewesen sei, dass von Russland unterdrückt wurde, in der Sowjetunion gegen seinen Willen ein sozialistisches System oktroyiert bekam und nach dem Zerfall endlich seine historische Identität wiedergefunden habe: neoliberal, kulturell autochton und anti‐russisch.
Nino Maisuradze untersuchte im Journal of Contemporary Central and Eastern Europe diese Legende und zeigt auf, wie wenig Wahres daran ist. Vielmehr stammt die georgische Nationalidee aus einer Zeit, in der die Sozialdemokratie ideologisch federführend im kleinen Kaukasusland war und in der es ständig der Widerstand des eigenen Volkes war, der die Überordnung der nationalen Frage über die soziale verhinderte. Über die Ursprünge der georgischen Unabhängigkeitsidee aus dem Schoße der Linken.
Die Besonderheiten der georgischen Sozialdemokratie
Um die vorletzte Jahrhundertwende war Georgien, ein Teil des Zarenreiches, ein stark durch die Sozialdemokratie geprägtes Land. Von 20 Mitgliedern der vierten Staatsduma aus Georgien waren 16 Menschewiki, zwei Sozialföderalisten, einer Monarchist und einer liberal. Damit ist klar, dass jegliche Diskussion über eine eigenständige georgische Nation nicht an der Sozialdemokratie vorbeikam, wobei es neben den Menschewiki auch noch viele andere linke Gruppen wie Volkstümler, Bolschewiki, Anarchisten und einiges mehr gab.
Die Stärke der georgischen Sozialdemokratie wäre nicht zu erklären, wenn man moderne nationalistische Schemata einfach in die Vergangenheit projizieren würde. Wie in den meisten Teilen des Zarenreiches empfanden sich die Menschen weniger als Angehörige einer Nation als mehr einer Religionsgemeinschaft, einer Region, einer Sprache oder einer politischen Klasse. Wenn nationale Kategorien gebraucht wurden, dann im Wesentlichen als negative Abgrenzung. Die Russen galten als die zaristischen Bürokraten und die Armenier die urbane Bourgeoisie. Beiden stellte man eher eine naturalistisch verklärte Dorfkultur entgegen als eine georgische Nation. Und gerade weil der Nationalismus so stark mit sozialer Ungleichheit konnotiert war, war es die Sozialdemokratie, welche 80 Prozent des Rückhalts in der Bevölkerung genoss.
Ende des 19. Jahrhunderts war es nur der kleine Teil der jungen georgischen politischen Landschaft, der sein Glück in den größeren Städten versuchte, der tatsächlich einen politischen Nationalismus anstrebte. Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass die Unabhängigkeit von Russland einige Gefahren mit sich brachte. Schließlich befand man sich an der Grenze zum Ottomanischen Reich und befürchtete, als kleine Nation von diesem geschluckt zu werden. Dann schon lieber Russland und Zar. Unter diesen gesellschaftlichen Voraussetzungen begann nun die Diskussion um eine georgische Unabhängigkeit, wie sie Maisuradze darstellt.
Exportschlager Kautsky
Man kann wohl begründet die These aufstellen, dass die georgischen nationalen Dilematta schwer mit Rückgriff auf Marx und Engels zu bewältigen waren. Daher war in Georgien ein anderer deutscher Linker populär und zwar Karl Kautsky. Das wesentlich von ihm mitkonzipierte Erfurter Programm stellte eine passenden Mischung aus praktischer Tagespolitik und revolutionärem Horizont bereit und viele seiner Schriften wurden auch ins Georgische übersetzt. Ungeachtet dessen, dass Kautsky sich natürlich in erster Linie dem proletarischen Internationalismus verpflichtet fühlte, hatte dieser auch einiges über Patriotismus geschrieben. Diesen hielt er in der bürgerlichen Republik für eine Farce, wenn Land und Maschinen den Kapitalisten gehörten. Würde sich aber ein revolutionäres sozialdemokratisches Programm durchsetzen, dann würden die breiten Volksmassen an der Regierung und Produktion beteiligt und hier sei ihre organische Verbindung zum Land und zur Kultur ein entscheidender Hebel, um die Arbeit zum Wohle der Menschen organisieren zu können. Dann würden auch Unabhängigkeit und Patriotismus politische Formen annehmen, die mit den Interessen der Arbeiterklasse zu vereinbaren seien.
Kautskys Konzept eines relativen Patriotismus schlug genau in die Kerbe, welche der georgischen Sozialdemokratie nutzte. Und umgekehrt erregte auch Georgien die Aufmerksamkeit Kautskys. Er hielt Georgien für eines der wenigen Länder, in denen ein Sozialismus auch ohne vollständige Entwicklung der Produktivkräfte bereits angegangen werden könne. Grund dafür sei, dass das kleine georgische Proletariat eine wirkliche Avantgardefunktion einnehme und deren sozialistische Theorien bis tief in die Dorfgemeinschaften übertragen wurden. Im Gegenzug dazu gab es keine georgische Bourgeoisie, die Gegenangebote machen konnte. Daher sei die Idee des Sozialismus so fest im Volk verankert, dass auch ohne die unmittelbare proletarische Erfahrung der Massen ein demokratischer Sozialismus ohne Despotie und Terror errichtet werden könnte.
Marx selbst fand über ein spannendes Seitengleis Eingang in den georgischen Diskurs. Erstmals wurde sein Name 1871 in einer georgischen Zeitung erwähnt und zwar als einer der Väter der Pariser Kommune. Die Pariser Kommune selbst war der eigentliche Gegenstand des Interesses und Marx wurde quasi über die Commune aufgenommen. Seine Schriften wurden jedoch erst sehr spät übersetzt. So findet sich das erste Kapitel des Kommunistischen Manifests als Teil eines Reiseberichts von Gogichaishvili 1897 erstmals abgedruckt. Marxistische Theorie wurde in der Sozialdemokratie zunächst kaum diskutiert, sondern nur von den bürgerlichen Nationalisten, die dessen historischen Materialismus zu Gunsten völkischer Besonderheiten entkräften wollten. Nur innerhalb der Bolschewiki wurde die marxistischen Klassenanalyse versucht, fruchtbar anzuwenden und nachzuweisen, dass auch in Georgien sich Proletariat und Bourgeoisie als die beiden dominierenden Klassen herausbilden würden.
Die plurale Sozialdemokratie
Die Bolschewiki stellten nur eine von vier größeren Richtungen dar, in denen die Nation in Georgien diskutiert wurde. Mit der Betonung des georgischen Klassencharakters verwarfen sie sämtliche nationalen Unabhängigkeitsbestrebungen und wollten allein den Klassenkampf gemeinsam mit allen werktätigen Völkern des Zarenreiches führen. Die Hauptrichtung der Menschewiki hingegen wollte zunächst die Produktionsmittel so vorantreiben und vergesellschaften, sodass überhaupt ein Fundament für eine unabhängige Gesellschaft vorhanden wäre. Die patriotische Richtung wiederum hielt es für einen Irrglauben, zu meinen, dass man eine solche Gesellschaft unter den Bedingungen der Zarenbürokratie errichten könnte und verlangte deshalb zuerst nach politischer und dann nach ökonomischer Unabhängigkeit. Und dann gab es noch eine gemäßigt‐patriotische Orientierung die sich irgendwo zwischen Linkspatrioten und Menschewiki orientierte. Wesentlich ist dabei, dass die Menschewiki mehr oder weniger mit allen Strömungen engen Kontakt halten konnten, während sich die Bolschewiki selbst eher in einer isolierten Position befanden.
Allerdings unterlagen diese Ansichten auch immer ständiger Wechselwirkung mit den politischen Programmen der russischen Großparteien. Die Mehrheit der Menschewiki sah sich immer noch als Teil der russischen Sozialdemokratie an und unterstützte etwa Lenins Nationales Programm vom Zweiten Kongress der russischen Sozialdemokratie, dass zwar weitgehende Selbstbestimmung der Völker forderte, territoriale Abtretungen aus taktischen Gründen aber verwarf. Separatistische Ansichten kamen insbesondere aus Europa nach Georgien. Vladimir Darchiashvili, 1913 – 1914 Chefredakteur der sozialdemokratischen Wochenzeitung Fikri, war zum Beispiel der erste, der nach einer Reise in die Schweiz und nach Frankreich, mit der Forderung nach nationaler Autonomie flirtete.
Fallstudie I: Noe Zhordania
So viel zunächst zum Querschnitt des politischen Spektrums, das die Nationalitätenfrage in Georgien diskutierte. Maisuradze untersuchte aber auch, wie sich die Diskussion innerhalb des Untersuchungszeitraums zwischen 1893 und 1917 geändert hat. Hierzu nahm er sich zum einen Noe Zhordania zur Hand. Zhordania war ein Repräsentant der so genannten »Dritten Generation« und wurde zu Beginn seiner politischen Karriere stark von polnischen und ukrainischen Sozialisten, sowie den russischen Narodniki beeinflusst. Diese »Dritte Generation« übernahm einerseits den Gedanken, dass ein Sozialismus wesentlich auf den Schultern der Bauern errichtet werden könne und ging in ihrem Aktionsprogramm 1892 als einziges sozialistisches Programm so weit, die nationale Unabhängigkeit als Bedingung für den Sozialismus auszuloben.
Ab 1893 begann Zhordania mit einer intensiven Lektüre Kautskys und Bernsteins. Insbesondere Kautskys Diskussion der polnischen Frage bestärkte ihn in seiner Ansicht, dass die nationale Frage kein blinder Fleck der sozialistischen Bewegung sei. Von den europäischen Sozialdemokraten übernahm er die Idee, dass moderne Kommunikationsmittel wie Zeitungen das wichtigste Propagandamittel seien, während viele volkstümliche Marxisten eher die Kommunikation über lokale und familiäre Beziehungen als Basis ihrer Arbeit betrachteten. Für ihn wurde es auch zweitrangig, ob die Arbeiterklasse einen revolutionären oder reformistischen Weg einschlüge, solange man sich nahe genug an einer Demokratie deutschen oder französischen Vorbilds bewegte. Damit sah er auch den Marxismus als Lehre des Klassenkampfes als Problem bei der Schaffung einer nationalen Einheit an.
Ab 1896 trat er außenpolitisch für einen an Europa orientierten Kurs ein. Er verwarf Kritik am europäischen Imperialismus, die sich in Russland nach dem 50. Jahrestages der Schlacht bei Balaklawa häufte. 1897 musste er jedoch bei einer großen Konferenz der Dritten Generation zur Kenntnis nehmen, dass er starken Gegenwind gegen seine Positionen von den Delegierten aus Batumi und Tblissi erhielt. Es wurde sogar beschlossen, die nationale Frage von der Agenda zu nehmen, da sie für viele Bauern und Arbeiter zu abstrakt sei und kaum in Verbindung mit den sozialen Problemen gebracht wurde. Bis zur Vereinigung der russischen und der georgischen Sozialdemokratie 1903 versuchte Zhordania zwar mehrmals, diese Entwicklung umzukehren; nach 1905 schwenkte er jedoch auf einen pragmatisch‐patriotischen Kurs um und forderte nur noch die kulturelle Autonomie Georgiens. Nach seiner Ansicht sei die nationale Frage der georgischen Bevölkerung fremd, da sie ein Produktion der kapitalistischen Transformation sei, während viele Georgier noch eher in feudalen Strukturen lebten.
Ab 1913 führte er darüber eine Kontroverse mit dem Bolschewiki Stalin. Während Stalin, anders als die Bolschewiki zuvor, wieder mehr Emphase auf die territoriale Souveränität Georgiens legte, um die zaristische Zentralmacht zu schwächen, argumentierte Zhordania, dass eine Nation eher ein kulturelles statt ein territoriales Konzept sei. In einem Vielvölkerstaat wie Russland könnten die Georgier durchaus Autonomie auch innerhalb der Grenzen des Zarenreiches genießen, wenn sie sich demokratisch und frei von den Grundherren organisieren könnten. Wesentlich bezog er sich auf die Austromarxisten Otto Bauer und Rudolf Springer. Damit vertrat er eine viel diffusere Konzeption von Unabhängigkeit als zunächst die Bolschewiki. Die finale Pointe hierbei. Im Februar 1917 wurde Zhordania Vorsitzener des Arbeiter‐ und Soldatenrates in Tblissi, setzte die Unabhängigkeit Georgiens um und wurde des erster Ministerpräsident; er konnte also seinen Traum von einem unabhängigen georgischen Staat für kurze Zeit in die tat umsetzen. Im Februar 1921 wurde er von der Roten Armee vertrieben und ging ins französische Exil. Vertrieben wurde er also von seinem einstigen Opponenten Stalin, nur unter umgekehrten Vorzeichen.
Fallstudie II: Akaki Chkhenkeli
Einen etwas anderen Fall repräsentiert der Sozialdemokrat Akaki Chkhenkeli. Er stieß erst 1898 zur Dritten Generation und entwickelte sich von da aus zu einem menschewistischen Führer. Zwischen 1904 und 1908 lebte er im Exil unter anderem in Berlin, Leipzig, Wien, London und Genf. Er widersprach ebenfalls der sozialdemokratischen Kompromissformel, erst die Institutionen innerhalb des Zarenreiches aufzubauen, die eine freie Entfaltung einer individuellen Nation ermöglichten. Allerdings verwarf er diese Position nicht zu Gunsten einer nationalistischen, sondern einer kosmopolitisch‐internationalistischen. Für ihn war die Nationenbildung ein Produkt der Kohäsionsbemühungen der Bourgeoisie, die mit dem Kapitalismus aufkommenden Klassenkonflikte ideologisch zu bewältigen, und damit eng mit Urbanisierung und Modernisierung verbunden. Was Chkhenkeli also vorschwebte, war nicht eine Berufung auf die traditionelle Kultur der georgischen Landbevölkerung, sondern die Mitgestaltung einer neuen städtischen Nationalkultur durch die Sozialdemokratie. So kritisierte er in einer Rede in der Vierten Gesamtrussischen Duma 1912 scharf, dass der Zar keine Universität in Tblissi zulassen wollte.
Da das Zarenreich der Entwicklung einer solchen neuen Nationalkultur feindlich gegenüberstand, reichte ihm eine politische oder kulturelle Autonomie nicht aus, sondern er sprach sich für die vollständige Unabhängigkeit Georgiens aus. Gerade weil soziale Fragen keine kulturellen Fragen waren, konnte die georgische Arbeiterklasse nicht allein durch kulturelle Autonomie ihre Stellung verbessern. Oder um es taktisch zu sagen: Der übergroße Einfluss des Menschewismus in Georgien hätte ein unabhängiges Georgien stärker prägen können, als eines, dass noch auf vielerlei Arten mit dem Zarenreich verwoben war. Doch wie schon bei Zhordania waren diese Konzepte welche, die er im Ausland unter austromarxistischem Einfluss entwickelt hatte. Ab 1909, also nach seiner Rückkehr nach Georgien, schwächte sich seine Position immer weiter ab und schloss sich bis zum Ausbruch des Erstens Weltkrieges der sozialdemokratischen Generallinie an. Auch er musste am Ende einsehen, dass die georgischen Bauern und Arbeiter nicht bereit waren, der Nationalfrage die gleiche Bedeutung einzuräumen, wie es die sozialdemokratische Intelligentsia tat.
Nach 1917 diente Chkhenkeli als Außenminister unter Zhordania und holte als Kenner Deutschlands den Schutz des Kaisers für die junge georgische Republik gegen die territorialen Ambitionen des Ottomanenreiches ein. Während eines Besuchs beim Französischen Präsidenten besetzte die Rote Armee jedoch Tblissi und Chkhenkeli konnte nicht mehr zurückkehren. Mit Zhordania teilte er letztlich auch das Schicksal eines späten Todes im französischen Exil.
Zusammenfassung
Aus der Untersuchung der Diskussion der georgischen Nationalfrage in der Sozialdemokratie lassen sich zwei konträre Entwicklungen herauslesen. Zum einen wurde die sozialdemokratischen Ideen und Theorien ganz wesentlich aus dem westlichen Europa importiert, was zum einen die Verbindungen zum Westen stärkte bzw. die Bindung zu Russland schwächte und auf der anderen Seite die Stufentheorie einer kapitalistischen Entwicklung innerhalb einer souveränen Nation als Voraussetzung für den Sozialismus in den linken Diskurs einbettete. Auf der anderen Seite bestanden die praktischen Strukturen der Sozialdemokratie innerhalb des Zarenreiches und die Vereinigung mit der Russischen Sozialdemokratie schuf einen gemeinsamen Diskussionsraum, der nationale Partikularinteressen hinten anstellte. Unterhalb der Parteidebatten sprach man zudem zu einer Arbeiter‐ und Bauernschaft, denen die Lösung der lokalen sozialen Probleme viel näher lagen als die Entwicklung einer nationalen Identität. Das Hick‐Hack der Versuche, die individuell in Europa entwickelten Nationalideen in der Partei zu etablieren und das ständige Scheitern an der Realität vor Ort bezeugen, dass die Zeit der georgischen Nationalidee vor 1917 einfach nicht gekommen war. Man kann sagen, dass die Sozialdemokratie ein wesentlicher Träger des georgischen Nationalgedankens war, aber trotzdem und nicht deswegen so populär in der breiten Bevölkerung war. Der georgische Menschewismus scheiterte ebenso wie der russische an der Unfähigkeit die Landreform durchzuführen, wodurch der Einmarsch der Roten Armee auf geringen Widerstand stieß. Das war der Bevölkerung zu jener Zeit wichtiger als bürgerliche Souveränitätsideen.
Heute verbindet sich der georgische Nationalismus vor allen Dingen mit einer neoliberalen Gesellschaftsidee. Alles Linke und jede Umverteilung wird als sowjetische Altlast betrachtet und damit dem Fremden zugeordnet. Diese Ideologie hat jedoch keine historischen Wurzeln, sondern sie ist ein postsowjetisches Produkt, eine Nationalerzählung, die keine 35 Jahre alt ist. Das sollte man sich immer im Hinterkopf behalten, wenn gerade in Zeiten der harten politischen Auseinandersetzungen das original Georgische bemüht wird.
Literatur
Maisuradze, N. (2024): Understanding the concept of the nation by Georgian Marxists and their influence on the process of Georgian nationbuilding in the Years 1893 – 1917. In: Journal of Contemporary Central and Eastern Europe. Online First. DOI: 10.1080/25739638.2024.2426334.
Zuerst erschienen bei Spectrum of Communism unter einer CC4.0‑BY-NC-Lizenz, im Gegensatz zum Original wurde auf gendern nach Rücksprache mit den Autoren verzichtet, Abkürzungen ausgeschrieben
Bild: Orden des Roten Banners der Arbeit der SSR Georgiens (wikimedia)