Sowjetisches Oberkommando verbot den Truppen Vergewaltigungen in Deutschland

Hoher MI6‐​Beamter und offiziell ernannter Geschichtsforscher des westdeutschen Militärs geben es zu

Was die Befehle des sowjetischen Kommandos zum Thema Vergewaltigung betrifft, so ist es wichtig, Joachim Hoffmann vorzustellen, der »seit 1960 als Berufsforscher im westdeutschen Militärgeschichtlichen Forschungsamt« ein bösartiger Feind der Sowjetunion und der Roten Armee war.1 Doch selbst er konnte nicht verbergen, dass die sowjetische Führung der Roten Armee Befehle erteilte, die Vergewaltigungen, Diebstähle und Plünderungen in Deutschland verboten:

»Viele Kriegsgefangene teilten den Deutschen mit, dass sie im Februar 1945 Kenntnis von den neuen Verhaltensregeln erhalten hatten. So berichtete beispielsweise der Major der Garde des Superintendentendienstes Kostikow vom 277. Garde‐​Infanterieregiment der 91. Garde‐​Infanteriedivision (39. Armee, 3. Weißrussische Front) am 17. Februar 1945, dass ›strenge Befehle erteilt worden sind, die deutsche Zivilbevölkerung in Ruhe zu lassen, nichts zu stehlen und deutsche Frauen nicht zu belästigen‹. Nach Aussage eines Rotarmisten, Schewtschuk, war das bis dahin in der Roten Armee übliche ›Erschießen von Zivilisten und deutschen Kriegsgefangenen‹ in der 44. motorisierten Infanteriebrigade ab dem 6. und 7. Februar 1945 ›streng verboten‹. Ähnliche, durchaus vergleichbare Verbote wurden auch für andere Einheiten erlassen. Als sowjetische Soldaten die Stadt Gleiwitz mutwillig in Brand setzten, wurde auch in diesem Frontabschnitt das Abbrennen von Ortschaften ›streng verboten‹. Der Kommandeur des 1042. Infanterieregiments der 295. Generell geizten die sowjetischen Kommandobehörden nicht mit Strafandrohungen; die Militärgerichte scheinen gelegentlich eingegriffen zu haben.«2

Ein Bericht des US‐​Geheimdienstes bestätigte, dass vor dem 9. Juni 1945 »Marschall Schukow … ein strenges Regime für die sowjetische Besatzungszone aufgestellt und der Roten Armee die Verbrüderung mit der Bevölkerung verboten hatte.3 Für diejenigen, die mit dem Begriff »fraternisieren« nicht vertraut sind, definiert das Wörterbuch Merriam Webster ihn als »enger Umgang mit Mitgliedern einer feindlichen Gruppe, insbesondere wenn dies gegen militärische Befehle verstößt«. Ein nennenswerter gesellschaftlicher Umgang mit der Zivilbevölkerung in den von der Roten Armee »besetzten« Gebieten war untersagt.

Ein Bericht des britischen Militärgeheimdienstes, verfasst von Frank Roberts, dem antisowjetischen Berater Churchills und britischen Minister in der Sowjetunion, bestätigte, dass die Männer der Roten Armee während des Großen Vaterländischen Krieges zwar viele Verbrechen begingen, die Befehlshaber der Roten Armee jedoch mehr taten, um solche Exzesse zu kontrollieren (sprich zu verhindern) – und »anscheinend« hatten sie damit »einigen Erfolg«:

»Seit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in fremde Länder und vor allem seit der Einstellung der Kampfhandlungen und der Übernahme der Besatzungsmacht scheint die Rote Armee jedoch etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein. Die Rotarmisten begannen im Ausland zu plündern, zu vergewaltigen und Disziplinlosigkeiten zu begehen, die zuvor nicht zu beobachten waren, und selbst die Befehlshaber der Roten Armee scheinen bereit gewesen zu sein, viele dieser Exzesse zu dulden, insbesondere in der Anfangsphase. Später, als sie mehr taten, um sie zu kontrollieren, scheinen sie im Großen und Ganzen erfolgreich gewesen zu sein. Die Berichte, die diese Botschaft erreichen, und der Tonfall der sowjetischen Presse lassen jedoch vermuten, dass das Verhalten und die Disziplin der sowjetischen Truppen im Ausland immer noch zu wünschen übrig lassen, auch wenn sie an einigen Orten viel schlechter sein sollen als an anderen.«4

In gewissem Zusammenhang damit steht »ein im Dezember 1941 herausgegebener allgemeiner Befehl«, der »enthüllt, dass das Oberkommando … die Tötung von Gefangenen durch Kampftruppen untersagt.«5

Es lohnt sich auch, einen Blick auf die Berichte der US‐​Geheimdienste zu werfen, die sieben bis acht Jahre nach dem Sturz des Dritten Reichs erstellt wurden. Um die Disziplin zu verbessern«, heißt es in einem CIA‐​Dokument, habe das sowjetische Kommando:

»Befehle erteilt…, die es dem sowjetischen Militärpersonal untersagten, das Folgende zu tun:

a. das Trinken von alkoholischen Getränken (Bier, Wein, Wodka)

b. Sich mit Deutschen zu verbrüdern, deutsche Filme, Cafés, Bars und Wohnungen zu besuchen

c. Mit Deutschen in denselben Zügen zu fahren oder deutsche Wagen zu benutzen

Die [Soldaten] ärgerten sich sehr über diese Einschränkungen, konnten aber nichts dagegen tun.«6

Nach Angaben der CIA saßen bereits sieben Jahre nach dem Sturz des Dritten Reiches etwa 15 Prozent der sowjetischen Streitkräfte sowohl in Deutschland als auch in der Sowjetunion wegen sexueller Übergriffe im Gefängnis. In Ostdeutschland war der Anteil der wegen Vergewaltigung inhaftierten sowjetischen Soldaten sogar unverhältnismäßig höher. Das CIA‐​Dokument berichtet:

»Mindestens 10 – 15 Prozent der sowjetischen Streitkräfte … in Deutschland und in der [Sowjet-]Union befinden sich in Haft. Diese Schätzung beruht auf den Erfahrungen mit der KONTRAZVEDKA. In Deutschland ist der Prozentsatz der Verurteilungen [gegen sowjetische Streitkräfte] noch höher als in der UdSSR. (…) Jeden Tag verlässt ein spezieller Eisenbahnlastwagen das Haupttransitlager voller verurteilter Soldaten, die in der Regel unter Begleitung von Spezialtruppen in einen der Transitzüge nach Russland geschickt werden. Die Hauptvergehen sind Trunkenheit, Kontakt mit deutschen Frauen, Übergriffe auf Frauen, Diebstahlsdelikte und so weiter.«7

Das harte Durchgreifen gegen Vergewaltigungen wurde auch nach 1945 fortgesetzt. Jedes Jahr«, so die CIA, »gab es Fälle von Vergewaltigung und die Versuche der sowjetischen Armeeführung, diese zu verhindern und die Verantwortlichen zu bestrafen:

»Die Beamten trinken daher unvernünftig und viel, suchen sich deutsche Frauen, die sie oft anfallen. Viele von ihnen langweilen sich schließlich zu Tode, sind die ständige Überwachung und die Einschränkungen leid und begehen Selbstmord. Die üblichen Jahreszeiten für Selbstmordversuche von Offizieren sind die Mai‐ und Novemberfeste. Jedes Jahr wiederholt sich die gleiche Geschichte. Die Befehlshaber der Armee veranstalten Konferenzen für höhere Offiziere, ordnen besondere Vorsichtsmaßnahmen, Patrouillen und Kontrollen an, mobilisieren das politische Personal mit der Anweisung, die ›Wachsamkeit‹ zu erhöhen: und die Ergebnisse sind genau die gleichen wie in den Vorjahren. Allein in der 24. Luftarmee begingen während der drei Tage der Novemberfeierlichkeiten 1952 acht Offiziere, allesamt junge Männer, Selbstmord. Im November 1951 erschoss ein junger Offizier drei seiner Kameraden und beging Selbstmord. Es handelte sich um eine ›Flaschenparty der Offiziere‹. Es gab auch Fälle, in denen Offiziere, die von den Patrouillen mit deutschen Frauen erwischt wurden, sich verzweifelt wehrten und von ihren Schusswaffen Gebrauch machten. Im November 1951 tötete ein junger Offizier, der von der Patrouille ertappt wurde und offenbar Angst vor den Konsequenzen hatte, die deutsche Frau und beging Selbstmord, bevor die Männer der Patrouille Zeit hatten, ihn zu entwaffnen. (…). Im Frühjahr 1952 vergewaltigte ein Artilleriehauptmann ein 13‐​jähriges deutsches Mädchen und wurde zu achtzehn Jahren Haft verurteilt. Anfang Juli 1953 nahmen zwei Hauptmänner von Einheiten der 37. Flugtechnischen Division zwei deutsche Frauen mit. Sie versuchten, sie in dem Lastwagen zu vergewaltigen, aber die Frauen leisteten heftigen Widerstand. Die Offiziere erschossen beide Frauen und ließen die Leichen auf der Straße liegen. Sie wurden zu acht Jahren Zwangsarbeitslager verurteilt.«8

Quellen

Die meisten Zitate sind direkt hier in dieser PDF einsehbar

1 Review of: DIE GESCHICHTE DER WLASSOW‐​ARMEE written by Joachim Hoffmann, Published in: Slavic Studies, Vol. 46, Issue 2, summer of 1987, S. 310

2 Stalin’s War of Extermination, 1941 – 1945: Planning, Realization, and Documentation, Joachim Hoffmann, 2001, S. 310 – 311. Citing Nazi German archival materials: ›Tovarisci bojcy, serzanty i oficery!‹, February 17, 1945; BA‐​MA, RH 2/​2685, March 17, 1945, BA‐​MA, RH 2/​2684, February 2, 1945; BA‐​MA, RH 2/​2688, folder 74, 25.2. folder 5, March 1, 1945

3 Chronology of Principal Events Relating to the USSR Part II, OSS, 25. September 1945, S. 313

4 N 14634/​558/​38, Mr. Roberts to Mr. Bevin, Moscow, No. 767. Confidential, author: Frank Kenyon Roberts, October 19, 1945. Received: October 27, 1945. In: British Foreign Office (1945), S. 327

5 Russian Methods of Interrogating Captured Personnel World War II, CIA, the Office of the Chief of the Military History, US Department of the Army, Kermit Stewart (Major, Infantry, US Army), Orland Ward (Major General, USA Chief), September 1951, p. 161

6 Soviet Army Morale, CIA, May 21, 1953, S. 2

7 Political Attitude of Soviet Troops in Germany, CIA, December 2, 1953, S. 5

8 Political Attitude of Soviet Troops in Germany, CIA, December 2, 1953, S. 6

Dieser Artikel ist ein aus dem Englischen übersetztes Unterkapitel (Chapter 10, Section 10) aus Saed Teymuris The History of the USSR & the Peoples‹ Democracies, das auf sovinform​.net veröffentlicht wurde

Bild: Die sowjetische Anweisung an die Militärstaatsanwälte der 48. Armee, rechtliche Maßnahmen gegen Plünderungen, das Niederbrennen von Häusern und die Tötung von Zivilisten durch Soldaten der Roten Armee zu ergreifen (wikimedia commons)

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