Mul­ti­po­la­re Welt­wäh­rung voraus!

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Die Welt ist im Begrif­fe mul­ti­po­lar zu wer­den. Mit der poli­ti­schen Vor­herr­schaft der USA schwin­det auch die des west­li­chen Finanz­sys­tems. Wel­che Leh­ren kön­nen aus den Erfah­run­gen mit den bis­he­ri­gen Reser­ve­wäh­run­gen für die Schaf­fung einer neu­en mul­ti­po­la­ren Wäh­rung gezo­gen werden?

Vor­aus­set­zun­gen

Unter­schied­li­che Ent­wick­lun­gen ste­hen an der Wie­ge einer neu­en Reser­ve­wäh­rung: die Finanz­kri­se von 2007/8 mit der anschlie­ßen­den Aus­wei­tung der Geld­men­gen, die Poli­ti­sie­rung des Dol­lar und die exzes­si­ven Sank­tio­nen des soge­nann­ten Wer­te­wes­tens, beson­ders aber das gewach­se­ne Miss­trau­en von Staa­ten und Pri­vat­per­so­nen gegen­über dem bestehen­den Finanz­sys­tem. Sie alle durch­drin­gen ein­an­der und sind bestimmt durch die poli­ti­sche, mili­tä­ri­sche und finan­zi­el­le Vor­macht­stel­lung der USA. Die­se Ent­wick­lun­gen sol­len im Fol­gen­den genau­er betrach­tet wer­den, da sich aus ihnen her­aus die Not­wen­dig­kei­ten und Vor­aus­set­zun­gen erklä­ren für den Auf­bau eines neu­en, sozu­sa­gen demo­kra­ti­sche­ren Währungssystems.

Der Bei­na­he­zu­sam­men­bruch des kapi­ta­lis­ti­schen Finanz­sys­tems infol­ge der Insol­venz von Leh­man Brot­hers im Jah­re 2007/8 hat­te das Ver­trau­en wei­ter Tei­le der Bevöl­ke­rung in die Sta­bi­li­tät des Ban­ken­we­sens erschüt­tert. Vie­le Men­schen fürch­te­ten um ihre Lebens­grund­la­gen, um ihre Erspar­nis­se und ihren Wohl­stand. Aus dem einst unver­brüch­li­chen Ver­trau­en in Geld und Ban­ken waren Ver­un­si­che­rung und zum Teil Miss­trau­en geworden.

Vie­le began­nen, sich erst­mals inten­si­ver mit dem The­ma Geld zu beschäf­ti­gen, und schon bald merk­ten sie, dass das schein­bar Selbst­ver­ständ­li­che sich nicht von selbst ver­stand, son­dern kom­pli­zier­ter war als gedacht. Das ver­un­si­cher­te noch mehr, zumal die Erklä­rungs­ver­su­che der soge­nann­ten Exper­ten für die meis­ten Men­schen unver­ständ­lich waren. Ohne die Zusam­men­hän­ge zu ver­ste­hen, began­nen Visio­nä­re, sich Alter­na­ti­ven zum Geld­sys­tem aus­zu­den­ken – poli­ti­sche wie auch finanz­tech­ni­sche. Einer die­ser Ansät­ze war die Ent­wick­lung des Bit­co­in und ande­rer soge­nann­ter Kryptowährungen.

Nicht all­tags­taug­lich

Der Bit­co­in (1) ver­folg­te das Ziel, dem Staat die Kon­trol­le über das pri­va­te Geld zu ent­zie­hen. Das betraf einer­seits die Schaf­fung des Gel­des, aber auch sei­ne Ver­wah­rung und Bewe­gung. Denn in der aus­ufern­den Geld­schöp­fung durch Ban­ken und Noten­ban­ken sahen vie­le die Ursa­chen der Infla­ti­on und der damit ver­bun­de­nen Gefahr für die Sta­bi­li­tät des Gel­des. Zur Ver­mei­dung die­ser Gefah­ren soll­te die Men­ge der Bit­co­ins begrenzt sein.

Die­se Beschrän­kung der Geld­schöp­fung wird durch die Block­chain gewähr­leis­tet, einer neu­en Tech­no­lo­gie, die die Vor­gän­ge rund um die Ent­wick­lung und Bewe­gung von Bit­co­ins doku­men­tier­te und gleich­zei­tig auch nach fest­ge­leg­ten Grund­sät­zen abwi­ckel­te. Die­se Doku­men­ta­ti­on war nur für jene zugäng­lich, die nach den Kri­te­ri­en der Block­chain dazu berech­tigt waren. Dadurch waren die Besit­zer der Bit­co­ins und deren Trans­ak­tio­nen der Kon­trol­le durch staat­li­che oder ande­re Insti­tu­tio­nen entzogen.

Das war die Theo­rie. Die­se aber schien die wirt­schaft­li­chen Rea­li­tä­ten und Pro­zes­se im Kapi­ta­lis­mus nicht zu ken­nen oder nicht wahr­ha­ben zu wol­len. Gute Absich­ten allei­ne rei­chen nicht aus, man muss auch die Grund­la­gen in der Wirk­lich­keit ken­nen. Denn ent­ge­gen den idea­lis­ti­schen Vor­stel­lun­gen der Urhe­ber des Bit­co­in gab es in den ver­gan­ge­nen Jah­ren kaum eine Anla­ge, geschwei­ge denn ein Zah­lungs­mit­tel, das einem solch infla­tio­nä­ren Preis­schub unter­lag wie der Bitcoin.

Bei einer ers­ten Notie­rung im März 2010 betrug sein Wert nur 0,003 US-Cent, in sei­ner Spit­ze Ende 2021 waren es 65.000 Dol­lar. Das ent­spricht einem Zuwachs von etwa 2,166 Mil­li­ar­den Pro­zent. Kein ande­res Zah­lungs­mit­tel außer der Reichs­mark im Jah­re 1923 kann eine ähn­li­che Infla­ti­on inner­halb so kur­zer Zeit vor­wei­sen. Das Zah­lungs­mit­tel, das der Spe­ku­la­ti­on hat­te die Stirn bie­ten sol­len, wur­de selbst zu einem der größ­ten jemals dage­we­se­nen Spekulationsobjekte.

Es war gera­de das Feh­len eines staat­li­chen Rah­mens, das die­se von Spe­ku­la­ti­on getrie­be­ne Infla­ti­on begüns­tig­te. Staat­li­che Regu­lie­rung des Markt­ge­sche­hens bedeu­tet nicht nur Kon­trol­le son­dern auch Sicher­heit. Im unre­gu­lier­ten Raum der Kryp­to­wäh­run­gen konn­te eine ein­zel­ne Per­son wie Elon Musk durch sei­ne Käu­fe oder Ver­käu­fe sowie Ankün­di­gun­gen und Äuße­run­gen zum Bit­co­in unkon­trol­lier­ba­re Ver­wer­fun­gen und Mani­pu­la­tio­nen der Markt­vor­gän­ge aus­lö­sen. Durch das Feh­len von Ein­griffs­mög­lich­kei­ten war es weder den Staa­ten noch den Noten­ban­ken mög­lich, beru­hi­gend auf die Kurs­ent­wick­lun­gen einzuwirken.

Die­se enor­men Schwan­kun­gen und Mani­pu­la­ti­ons­mög­lich­kei­ten jedoch machen den Bit­co­in untaug­lich als Zah­lungs­mit­tel für den all­täg­li­chen Gebrauch. Allein im Zeit­raum von nur vier Jah­ren, beweg­te er sich von ca 19.500 USD Ende 2017 auf Wer­te um 65.000 USD Ende 2021, um dann aber bis Ende 2022 wie­der auf ca 17.000 Dol­lar einzubrechen.

Unter die­sen Umstän­den sind lang­fris­ti­ge Inves­ti­tio­nen und Preis­kal­ku­la­tio­nen mit einem unüber­schau­ba­ren Risi­ko ver­bun­den, wes­halb kaum ein Ein­zel­han­dels­ge­schäft die Kryp­to­wäh­rung als Zah­lungs­mit­tel ent­ge­gen­nahm. Wie will man bei Wer­ten von 65.000 Dol­lar noch den Preis einer Tas­se Kaf­fee berech­nen? Im nor­ma­len Leben konn­te kaum jemand mit Bit­co­in bezah­len. In den meis­ten Staa­ten war er als Zah­lungs­mit­tel gar nicht zuge­las­sen, und noch unter­liegt die Fest­le­gung der Zah­lungs­mit­tel allein staat­li­cher Hoheit.

Aus dem Bei­spiel des Bit­co­in wer­den die Schwie­rig­kei­ten deut­lich, mit denen sich jede Wäh­rung, so auch eine neue Reser­ve­wäh­rung als Alter­na­ti­ve zum Dol­lar gegen­über sehen wird: der Aner­ken­nung durch die Markt­teil­neh­mer. Die­se wird sehr wesent­lich abhän­gen von der Wert­hal­tig­keit und Sta­bi­li­tät eines neu­en Zah­lungs­mit­tels. Wie die­se Anfor­de­run­gen im Fal­le einer neu­en Reser­ve­wäh­rung erfüllt wer­den sol­len, ist im Moment noch nicht absehbar.

Der Euro

Die jüngs­te Reser­ve­wäh­rung, die als all­tags­taug­li­ches Zah­lungs­mit­tel geschaf­fen wor­den war, war der Euro. Die Ein­füh­rung des Euro hat­te zur Abschaf­fung der bis­he­ri­gen natio­na­len Wäh­run­gen geführt und damit wesent­li­che Hoheits­rech­te der Natio­nal­staa­ten beschnit­ten. Über­na­tio­na­le Insti­tu­tio­nen wie die EZB haben die Geld­po­li­tik für den neu­ge­schaf­fen Wäh­rungs­raum übernommen.

Ob das der Weg einer neu­en Reser­ve­wäh­rung sein wird, ist bis­her nicht erkenn­bar. Der­zeit deu­tet sich eine ver­gleich­ba­re Kon­struk­ti­on, in der natio­na­le Wäh­run­gen in einer neu­en Reser­ve­wäh­rung auf­ge­hen, nicht ein­mal in Ansät­zen an. Erkenn­bar ist eine ver­stärk­te Zusam­men­ar­beit von Chi­na, Russ­land und dem Iran in Wäh­rungs­fra­gen und Zah­lungs­me­cha­nis­men. Auch wün­schen sich immer mehr Staa­ten die Über­win­dung der Dollar-Vorherrschaft.

Wofür aber die Ent­wick­lung des Euro als Bei­spiel die­nen kann, ist die Bewer­tung der wirt­schaft­li­chen Leis­tungs­kraft und Stär­ke der Ein­zel­staa­ten bei der Schaf­fung der Gemein­schafts­wäh­rung. Die­se Fest­le­gung der Gewich­tung der Ein­zel­wäh­run­gen unter­ein­an­der war der Aus­gangs­punkt. Im wei­te­ren Ver­lauf der Ent­wick­lung aber war den Ein­zel­staa­ten durch die gemein­sa­me Wäh­rung die Mög­lich­keit genom­men, durch wäh­rungs­po­li­ti­sche Maß­nah­men für ihre natio­na­len Unter­neh­men wirt­schaft­li­che Vor­tei­le gegen­über denen ande­rer euro­päi­scher Natio­nen zu erringen.

Die Leis­tungs­kraft der Unter­neh­men war allein über den Preis ihrer Pro­duk­te ver­gleich­bar. Das unter­schei­det den Euro vom frü­he­ren Sys­tem von Bret­ton Woods und des­sen Wei­ter­ent­wick­lung unter dem Dik­tat des Dol­lars. In die­ser poli­tisch nicht beein­fluss­ba­ren Ver­gleich­bar­keit der Waren­prei­se und der Leis­tungs­kraft der Unter­neh­men mit­tels Zöl­len oder Sank­tio­nen dürf­te ein grund­le­gen­des Merk­mal einer mul­ti­po­la­ren Wäh­rung liegen.

Das Dol­lar-Sys­tem

Die Macht kommt aus den Gewehr­läu­fen, wie Mao Zedong ein­mal fest­stell­te. Das gilt auch für den Dol­lar. Die mili­tä­ri­sche Über­le­gen­heit der USA kann die meis­ten Staa­ten der Welt zu wirt­schaft­li­chen Zuge­ständ­nis­sen zwin­gen. Das ist aber in den meis­ten Fäl­len gar nicht not­wen­dig. Denn neben der mili­tä­ri­schen Macht wird der Dol­lar vor allem gestützt durch die Stär­ke der ame­ri­ka­ni­schen Wirt­schaft und des gewal­ti­gen US-Binnenmarktes.

Alle gro­ßen Unter­neh­men wol­len in den USA prä­sent sein, denn sie sind der größ­te Markt der Welt. Das ist die wirt­schaft­li­che Grund­la­ge der Dol­lar­stär­ke – zumin­dest war sie es über lan­ge Zeit. Egal ob der Aus­tausch von Waren, Direkt­in­ves­ti­tio­nen in Pro­duk­ti­ons­an­la­gen oder Finanz­in­ves­ti­tio­nen in Form von US-Anlei­hen oder Akti­en, jede wirt­schaft­li­che Akti­vi­tät auf dem US-Markt fin­det auf der Basis von Dol­lars statt.

Durch die bei­den Welt­krie­ge waren die USA zur unum­strit­te­nen wirt­schaft­li­chen Füh­rungs­macht auf­ge­stie­gen. Sie ver­füg­ten über gewal­ti­ge Pro­duk­ti­ons­an­la­gen, die im Gegen­satz zu den euro­päi­schen Kon­kur­ren­ten nicht zer­stört wor­den waren. Davon pro­fi­tier­ten die USA beim Wie­der­auf­bau in Europa.

Zur Stär­kung des Dol­lars trug zusätz­lich das Sys­tem von Bret­ton Woods bei, das schon wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs geschaf­fen wor­den war. In die­sem Sys­tem erhielt die US-Wäh­rung die Funk­ti­on einer Anker­wäh­rung zur Abwick­lung und Regu­lie­rung der inter­na­tio­na­len Han­dels­strö­me. Es bestan­den fes­te Aus­tausch­ver­hält­nis­se der ande­ren Wäh­run­gen gegen­über dem Dol­lar, der selbst mit einem Wert von 35 Dol­lar an die Fein­un­ze (31,1g) Gold gebun­den war.

Die­se Kon­struk­ti­on galt durch die Gold­de­ckung als sta­bil. Denn über­all auf der Welt konn­ten Dol­lars gegen Gold und umge­kehrt in einem garan­tier­ten Ver­hält­nis getauscht wer­den. Damit war die US-Wäh­rung zu einem welt­weit und ein­fach ver­wend­ba­ren Zah­lungs­mit­tel gewor­den, ähn­lich dem Gold, nur leich­ter zu hand­ha­ben. Wer Dol­lar besaß, konn­te über­all auf der Welt Han­del betrei­ben zu kla­ren Wechselkursen.

Da der Vor­teil die­ser Rege­lung für den Welt­han­del auf der Hand lag, schlos­sen sich bei sei­ner Grün­dung im Jah­re 1944 bereits 44 Staa­ten die­sem Sys­tem an. Sogar die UdSSR als sozia­lis­ti­scher Staat nahm dar­an teil. Spä­ter kam auch die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land hin­zu. Damit war der Dol­lar zum Maß­stab gewor­den nicht nur für die unter­schied­li­chen natio­na­len Wäh­run­gen, son­dern auch für die Leis­tungs­kraft der ver­schie­de­nen Volks­wirt­schaf­ten und die Ver­gleich­bar­keit ein­zel­ner Waren auf dem Welt­markt. Der Preis einer Ton­ne Stahl war trans­pa­rent, unab­hän­gig von der Her­kunft des Anbie­ters und des­sen Wäh­rung. Der Vor­teil der leich­te­ren Bere­chen­bar­keit fes­tig­te die Stel­lung des Dol­lars im Weltfinanzsystem.

Die Spreng­kraft des Dollars

Die­se leich­te­re Ver­gleich­bar­keit der Pro­duk­te auf dem Welt­markt wur­de aber gera­de dem Sys­tem von Bret­ton Woods zum Ver­häng­nis. Mit dem Wie­der­auf­bau der euro­päi­schen Indus­trie nach dem 2. Welt­krieg stieg auch deren Kon­kur­renz­fä­hig­keit gegen­über der US-Wirt­schaft. Euro­päi­sche Waren aber muss­ten mit euro­päi­schen Wäh­run­gen bezahlt wer­den, was zu einer zuneh­men­den Stär­ke der euro­päi­schen Wäh­run­gen gegen­über dem Dol­lar führ­te. Glei­ches galt für den japa­ni­schen Yen.

Das setz­te die ver­ein­bar­ten Spiel­räu­me der Wech­sel­kur­se zuneh­mend unter Druck. Die­se bil­de­ten nicht mehr die tat­säch­li­che Leis­tungs­kraft der unter­schied­li­chen natio­na­len Wirt­schaf­ten ab. Außer­dem ver­schlan­gen die Krie­ge der USA in Süd­ost­asi­en Unsum­men. Die Fol­ge war ein stei­gen­der Finanz­be­darf der USA. Die Bin­dung des Dol­lars an das Gold aber setz­te der Aus­wei­tung der Kre­dit­auf­nah­me immer enge­re Gren­zen. In der Fol­ge stie­gen die Zinsen.

Die USA konn­ten zwar theo­re­tisch unbe­grenzt Geld dru­cken, konn­ten aber nicht mehr unbe­grenzt die Dol­lars zum ver­ein­bar­ten Kurs gegen Gold ein­tau­schen. Des­sen Bestän­de wuch­sen lang­sa­mer als die Dol­lar­men­gen und konn­ten zudem nicht belie­big ver­mehrt wer­den. Die­se Ein­schrän­kun­gen begrenz­ten die Mög­lich­kei­ten der Kre­dit­auf­nah­me und stell­ten damit eine Gefahr für das Wirt­schafts­wachs­tum dar. Denn Wirt­schafts­expan­si­on braucht Kredite.

1973 kün­dig­ten die USA das Abkom­men von Bret­ton Woods auf und damit auch ihre ein­ge­gan­ge­ne Ver­pflich­tung, Dol­lars in Gold umzu­tau­schen. Nicht zuletzt auf­grund der mili­tä­ri­schen Stär­ke der USA füg­ten sich die ande­ren Staa­ten in die­se für sie nach­tei­li­ge Ent­schei­dung. Zwar wur­de der Dol­lar welt­weit genutzt, unter­lag aber als natio­na­le Wäh­rung allei­ne den Inter­es­sen und Ent­schei­dun­gen der ame­ri­ka­ni­schen der Poli­tik. »Der US-Dol­lar ist unse­re Wäh­rung, aber Euer Pro­blem«, kom­men­tier­te 1971 der US-Finanz­mi­nis­ter John Conn­al­ly die­se Situation.

Die­ser Wider­spruch hat sich durch die enor­me Ver­schul­dung der USA, vor allem aber durch den Ein­satz des Dol­lars als poli­ti­sches Druck­mit­tel in der Fol­ge­zeit immer wei­ter ver­schärft. Die meis­ten Staa­ten der Welt hät­ten einen unpo­li­ti­schen Dol­lar sicher­lich wei­ter­hin gedul­det. Aber auf­grund der infla­tio­när betrie­be­nen Sank­ti­ons­po­li­tik der USA wächst in der Welt der Druck zuguns­ten eines Zah­lungs­mit­tels und Abrech­nungs­sys­tems, die nicht im poli­ti­schen Inter­es­se eines Staa­tes oder einer Grup­pe von Staa­ten ein­ge­setzt wer­den können.

Sank­tio­nen und die Poli­ti­sie­rung der Zah­lungs­mit­tel scha­den der welt­wei­ten wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung. Der Auf­bau einer Gesell­schaft mit beschei­de­nem Wohl­stand, die Chi­na für sich als nächs­tes Ent­wick­lungs­ziel anstrebt, ent­spricht nicht nur dem Inter­es­se der chi­ne­si­schen Bevöl­ke­rung son­dern dem der gesam­ten Menschheit.

Die­sem Inter­es­se wer­den sowohl die USA wie auch der Wes­ten und deren Zah­lungs­sys­te­me immer weni­ger gerecht. Die west­li­chen Sank­tio­nen machen eine mul­ti­po­la­re Reser­ve­wäh­rung nötig und die ste­tig wach­sen­de Zahl sank­tio­nier­ter Staa­ten macht sie mög­lich. Die west­li­che Wäh­run­gen sägen sich den Ast ab, auf dem sie sitzen.

Ver­wei­se

1 Rüdi­ger Rauls: Schö­ne neue Bitcoin-Welt

Rüdi­ger Rauls ist Buch­au­tor und betreibt den Blog Poli­ti­sche Analyse

Bild: Aus­chnitt aus der chi­ne­si­schen Welt­kar­te »Kunyu Wan­guo Quan­tu«, japa­ni­sche Fas­sung aus der Kano-Samm­lung der Uni­ver­si­täts­bi­blio­thek Tōho­ku (wiki­me­dia com­mons)

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