Eine wider­spre­chen­de Auf­klä­rung über die Wie­der­ho­lung des­sel­ben in Varia­ti­on. Über Dirk Osch­manns »Der Osten: Eine west­deut­sche Erfindung«

Lese­zeit68 min

Eine neue alte Best-Verkäufer-»Sensation«

Die Besat­zer haben wie­der ein­mal einen neue Vor­zei­ge-Quo­ten-Gefäl­lig­keits-Stimm­ler »aus dem Osten«. Einen beken­nen­den »ost­deut­schen« Nicht-Ost­deut­scher-Sein-Wol­len­der. Ver­legt bei den alt-reak­tio­nä­ren Ull­stei­nern, kolo­ni­al für die wei­te­re Gleich­schal­tung emp­foh­len mit­tels Lügel-Best­ver­kaufs-Lis­te. Die ganz gro­ße Rekla­me­trom­mel! Wie bei den lafo­ge­steu­er­ten Wagen- und ande­ren Kolo­ni­al-Knech­ten und etli­chen ande­ren schlau­es­ten Bescheid­wis­sern. Das ist nun wirk­lich nicht neu, nicht ori­gi­nell. Es wird aber sen­sa­tio­na­lis­tisch so getan als ob. Seit der feind­li­chen Über­nah­me der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik, die auf Geheiß der Okku­pan­ten seit­her nicht mehr aus­ge­schrie­ben und deren offi­zi­el­les Kür­zel – eigent­lich – nicht ohne falsch-blö­den Zusatz wie »ehe­ma­li­ge« oder »alte« genannt wer­den darf, gab es etli­che sol­cher west­hand­ver­le­se­nen Vor­zei­ge-Mei­nungs­ver­käu­fer: Dahn, Hen­rich, Maaz, Gysi, Hein, Eng­ler, Hen­sel und ande­re. Und jeder ihrer Mei­nungs­fur­ze wur­de jeweils zu Sen­sa­tio­nen auf­ge­bla­sen. Die die gesell­schaft­li­che Funk­ti­on haben, letzt­lich den Besat­zern die Rich­tig­keit ihrer Kolo­ni­sie­rung zu bestä­ti­gen, die Beherrsch­ten zu ver­wir­ren und die angeb­li­che Demo­kra­tie der Okku­pan­ten zu beju­beln. Unter ande­rem mit­tels kri­ti­schem Anmah­nen der angeb­li­chen Feh­ler der »Wie­der­ver­ei­ni­gung«. Die aber gar kei­ne Feh­ler sind, nicht ein­mal ver­fehl­te Poli­tik, son­dern Not­wen­di­ges und Gewoll­tes in Ver­fol­gung der Inter­es­sen und Ideo­lo­gie der Herr­schen­den. Die zwar »Wie­der­ver­ei­ni­gung« sagen, aber doch nur den Anschluß und die Errich­tung einer Kolo­ni­al­ver­wal­tung woll­ten und betrie­ben. Wie 1938. Und so blie­ben die Mah­nun­gen, die »Feh­ler« doch bit­te zu been­den, immer ver­ge­bens. Wäh­rend gleich­zei­tig DDR-Akti­ve gan­ze Biblio­the­ken voll­schrie­ben, von denen die Edel­fe­der-Feuil­le­to­nis­ten der Deutsch-Macht­ha­ber, die nie Macht­ha­ber gehei­ßen wer­den, nie und nim­mer Kennt­nis gaben. So »plu­ra­lis­tisch« muß es schon zuge­hen in der soge­nann­ten Freiheit.

Dahn und Hein zum Bei­spiel waren schon vor 1990 bei den Brd-lern ange­sagt. Grund­la­ge für ihre Wei­ter­be­schäf­ti­gung in der »Frei­heit« war und blieb, daß sie bereit waren, auch wei­ter­hin das Geld der Besat­zer zu neh­men für ein Schrei­ben und Spre­chen, das denen dien­te. Anders Heym und Wolf, die vor 1990 in den West-Medi­en weit wert­vol­ler gehan­delt waren als die bei­den erst­ge­nann­ten. Alle haben gemein­sam: Daß sie durch die Okku­pa­ti­ons-Mei­nungs-Füh­rungs-Offi­zie­re so oder so pri­vi­le­giert und geführt wur­den. Oder auch ent­wer­tet. Die West­ler bestim­men, wer wer ist und war­um. Wie zum Bei­spiel auch der damals jun­ge DDR-Kat­ho­le Alex­an­der Osang durch den Chef-Ari­seur der DDR-Ber­li­ner Zei­tung, Böh­me, erst zu des­sen Edel­fe­der, spä­ter zu der des Lügel auf­gen­or­det wurde.

(Fehl-) Leis­tung soll sich wie­der lohnen!

Also »kri­ti­scher« Ver­rat, Weg­schau­en, Des­in­ter­es­se. Ob Rock­mu­sik, Jour­na­lis­mus, Poli­tik, Lite­ra­tur wie auch alles ande­re: Um einen frei­en Wett­be­werb der »Leis­tungs­trä­ger« ging es nie, immer ging es dar­um, wer den Besat­zern gefiel, wer sich unter­warf und als hörig genug erwies, sei­ne Chan­ce nutz­te, die schein­bar gött­lich gege­ben war und ist, in aller soge­nann­ter Frei­heit. Amen. Und real waren es doch nur die West-Chefs, die gnä­dig waren und die­se für brauch­bar hiel­ten. Kei­ne Göt­ter. Die sich aber gott­gleich gaben, die West­ler, und dies heu­te noch tun. Zum Bei­spiel Bodo der Jesus­ramm­ler, der in Erfurt resi­diert. Ob und war­um die Besat­zer die Chan­cen ver­teil­ten oder auch nicht, wem und wem nicht sie sie gaben, durf­te nie gefragt, nie öffent­lich bloß­ge­legt wer­den. Osch­mann ergeht sich in eini­gen Andeu­tun­gen, indem er Details sei­ner Kar­rie­re erzählt. Bei den Wei­bern ging es meis­tens auch um Bett­gym­nas­tik. Mil­lio­nen­fach. Also nicht nur um Auf­n­ord­nung all­ge­mein, son­dern auch um sexu­el­le. Die Bestim­mer waren und sind in der Regel die West­män­ner, manch­mal auch West­wei­ber, und die bestim­men dann eben, wie gut der DDR-Mann sein darf. Auf kei­nen Fall bes­ser als sie selbst, ver­steht sich, auf jeden Fall nicht ein­mal halb so gut wie sie selbst. Immer nur drit­te Gei­ge. Nach dem Bei­spiel des Ab-März-1990-Brat­schis­ten als Minis­ter­prä­ser von Kohls Gna­den und hier­ar­chisch weit unter die­sem knie­end. Zwei Aus­nah­men wur­den, der eine berühmt, die ande­re berüch­tigt: Hen­ri Mas­ke und Ange­la Mer­kel. Sie waren bes­ser als alle West­ler. Wie Mil­lio­nen ande­re DDR-Bür­ger, aber nur die­se bei­den durf­ten auch.

Osch­mann benennt eini­ge Zusam­men­hän­ge, die tat­säch­lich die wenigs­ten sehen, auch wenn sie in den letz­ten 33 Jah­ren schon ab und an ange­merkt wer­den durf­ten bei Pro­pa­gan­da-Hofe, und die ich schon lan­ge zu the­ma­ti­sie­ren ver­su­che und dafür zumeist nie­der- und zuge­keift wer­de. Und nun gibt es mit die­sem Buch eine ver­leg­te, pro­fes­so­ra­le Bestä­ti­gung des ein und ande­ren. Von einem »Ost­deut­schen« ver­faßt. Denn super »objek­ti­ve« West­ler, selbst wenn sie wie Pat­z­elt und ande­re West-Idio­ten jahr­zehn­te­lang im »Osten« für Pro­fes­so­ren-Salai­re polit-»forschten« oder wie West-Gau­land und West-Höcke super par­la­men­ta­ris­mus-diä­tisch »ost­deut­sche« Poli­ti­ker spie­len, kom­men auf sol­che Ein­fach­hei­ten nicht. Und: DDR-Bür­ger wer­den prin­zi­pi­ell nicht ver­legt. Schon gar nicht bei Ull­stein. Sie haben auch auf Best­ver­käu­fer­lis­ten nichts zu suchen. Das bekam jeder Lis­ten­füh­rer schon mit der Regime-Mut­ter-Milch ein­ge­trich­tert und ‑gehäm­mert. Wie auch den Zusam­men­hang zwi­schen Ver­kaufs­er­folg und Sensation.

Die Skla­ven-Spra­che der Skla­ven­hal­ter und ‑gehal­te­nen

Der neue Autor-Stern am Lügel-Lis­ten-Him­mel hält sich zunächst skla­visch an die nie ver­öf­fent­lich­ten Sprech-Regeln der Mit­re­den-Wol­len­den. Welch intel­lek­tu­el­le Leis­tung eines gan­zen Volks, Lite­ra­tur­pro­fes­so­ren inklu­si­ve, der wei­test­ge­hend ver­ges­sen gemach­ten Dich­ter und Den­ker – wie wür­den die Dunk­ler­häu­tig-Impor­tier­ten sich wohl gestört füh­len oder gar auch empö­ren, wenn die noch gelehrt und gesen­det wür­den und eine deut­sche Kul­tur reprä­sen­tie­ren dürf­ten, die Goe­the, Schil­ler, Hei­ne, Bür­ger, Kant, Hegel, Marx usw. – sich an der­ma­ßen vie­le Falsch-Sprech-Regeln zu hal­ten, die nie ver­öf­fent­licht wur­den! Ein­ge­trich­tert ein­fach nur durch Vor-Sen­den und Nach-Plap­pern! Gemäß dem Herr­schafts-Kon­zept des poli­ti­schen Analpha­be­tis­mus, da die­ses erfolg­reichs­te Kon­zept für den Herr­schafts­be­reich der Brd-Staats-Ari­er gilt. Wie bewußt dem Autor sei­ne Unter­wer­fung ist, kann der Rezen­sent aus dem Buch­text nicht ableiten.

Aus­schnitt aus Wormack­as Fries »Haus des Leh­rers« Nordwestseite

Der Autor ist höchst­ge­bil­det. Wie so vie­le aus der DDR, von denen die wenigs­ten seit 1990 ihrer Bil­dung und Ehr­lich­keit gemäß den Lebens­un­ter­halt erwer­ben dür­fen. Und statt­des­sen auf deren Men­schen­müll­hal­de gewor­fen oder wenigs­tens degra­diert wer­den. Er ist eine sel­te­ne Aus­nah­me, reflek­tiert es auch und bekennt sich dazu. Da er es geschafft hat, von den West­lern die Pro­fes­so­ren-Zulas­sung zu erlan­gen. Hand­ver­le­sen. Da muß man sich schon als recht anstel­lig erwie­sen haben. Und so fir­miert er seit nun schon über einem Jahr­zehnt als Lite­ra­tur-Pro­fes­sor in Leip­zig. Und darf einen Lite­ra­tur­be­reich leh­ren, der weit­ab liegt von aktu­el­len herr­schafts­pro­pa­gan­dis­ti­schen Fokussierungen.

Seit 12 Jah­ren, das ist etwa so lan­ge, wie das tau­send­jäh­ri­ge Reich der Adol­fis­ten dau­er­te. Zuge­ge­ben: Lite­ra­tur ist kein Kern­fach der Herr­schafts­aus­übung. Da gel­ten ande­re Maß­stä­be als in der His­to­rio­gra­phie und Juris­te­rei, Mili­tär-No-Hau und Volks­wirt­schaft. Sein Schutz­um­schlag-Foto zeigt ihn als best­aus­se­hen­den, seriö­sen Herrn in den bes­ten Jah­ren. Ob es noch einen zwei­ten sei­ner Sor­te gibt? Wer weiß. Er ist Welt­lich­ter­bli­ckungs­jahr­gang 1967, begann sein Stu­di­um in der DDR und schloß es in der Brd ab. Ohne den Ort gewech­selt zu haben. Jena. In den 1980ern ein Haupt-Ort der Nazi­fi­zie­rung eini­ger der Pfäf­fi­schen, eini­ger damals jun­gen DDR-Has­ser: Jahn, Rathe­now, Hin­kel­dey uusw. Ein Schul­ort der West­wan­de­rung. Ideo­lo­gisch, ästhe­tisch, aus­rei­se­risch, kri­mi­nell. Etwa zu der Zeit, da der Buch­au­tor in Jena imma­tri­ku­liert wur­de. Ich wäre inter­es­siert gewe­sen, dar­über von ihm zu lesen. Ein Jahr­zehnt spä­ter wur­den in Jena mit öffent­li­chem Geld der Bums­re­gie­rung Nazis gemacht, wie aus den bei­den Uwes und der Bea­te die NSU. Die Besatzer­re­gie­rung gab den DDR-Nazis und Pfaf­fen Mil­lio­nen für die »offe­ne Jugend­ar­beit«, mit der die Pfaf­fen aus harm­lo­sen, freund­li­chen DDR-Jugend­li­chen Nazis mach­ten. Sosehr die­se »offe­ne Jugend­ar­beit« der Staats­pfäf­fe­rei in den 1990ern berich­tet wur­de und auch über das vie­le Geld, das der Staat in die­se steck­te, um die Staats­päf­fe­rei als Superk­ne­bel gegen das gott­lo­se Volk zu instal­lie­ren. Und sosehr die der DDR ent­ge­gen­ge­setz­te Erzie­hungs­zie­le pro­pa­giert wur­den, so wenig darf seit­her auch nur ange­deu­tet wer­den, daß das Gegen­teil des DDR-Anti­fa­schis­mus der Brd-Faschis­mus war und ist. Daß die Uwes und die Bea­te und ihre Mor­de das Ergeb­nis der Umer­zie­hung der Besat­zer waren. Gesche­hen in dem sel­ben Jena, da der Autor Osch­mann sein Stu­di­um been­det hat­te und den bestim­men­den West­lern den Taschen­trä­ger machen durf­te. Und auch dar­über lesen wir nichts bei Osch­mann. Völ­lig unwich­tig, ver­steht sich, um sowohl den Wech­sel, den »Eli­te­wech­sel«, also auch die heu­ti­gen Ergeb­nis­se zu verstehen …

Die Ver­bre­chen der Besat­zer gegen das Volk der DDR wer­den allein schon durch die Trans­po­nie­rung der Ver­bre­cher ins Abs­trak­te wie auch der Opfer ver­harm­lost, ver­ne­belt, weg­ge­lo­gen. Eine der übli­chen Pro­pa­gan­da-Tech­ni­ken der Brd-ler. Wie man in den 1990ern gern DDR-Bür­ger beschul­dig­te, die die Lügen wider die leicht über­prüf­ba­re DDR-Fak­ten benann­ten: Fak­ten gal­ten als »Ver­harm­lo­sung der DDR« und wur­den nie­der­ge­keift. Von den Birth­lers, den Schwar­zers, den Kliers, den Pop­pes und wie sie alle hie­ßen. Nun hei­ßen bei Osch­mann Mil­lio­nen kon­kre­te Ver­bre­cher, die ange­klagt und straf­ver­folgt gehör­ten: Ari­seu­re, Unrechts­ur­tei­le-Spre­cher, Ver­fol­ger, Sui­zi­deu­re, Kriegs­trei­ber, Pro­fi­teu­re »der Wes­ten« und Mil­lio­nen Ver­folg­te, Dis­kri­mi­nier­te, die frei­ge­spro­chen, die reha­bi­li­tiert und ent­schä­digt gehör­ten, zumeist »der Osten« oder »Ost­deutsch­land«. Ana­log zu Pro­pa­gan­da-Abs­trak­tio­nen wie »der Gesetz­ge­ber«. Immer­hin kommt ihm auch die Abs­trak­ti­ons­ebe­ne eine Stu­fe tie­fer in den Text: »Der Ost­mann«. Immerhin!

Wo in der Medi­en­öf­fent­lich­keit hät­te seit 1990 ein kon­kre­tes mensch­li­ches Opfer der Gewalt der Besat­zer als kon­kre­tes Opfer der Besatzer­ver­bre­chen dar­ge­stellt wer­den oder gar als ein sol­ches in eige­nem Namen spre­chen dür­fen? Wo ab 1933 durf­te das in Das Reich oder im Völ­ki­schen Beob­ach­ter ein Opfer der Nazis? Wann wo wie im Reichs­rund­funk? Wo 1933 die Juden raus­flo­gen wie 1990 die Kom­mu­nis­ten bezie­hungs­wei­se SED-Funk­tio­nä­re aus den DDR-Medi­en. Damals immer­hin durf­ten sol­che es im Aus­land: Hans Beim­ler konn­te 1934 sei­ne Erleb­nis­se seit dem Reichs­tags­brand-Putsch Ende Febru­ar 1933 in Eng­land publi­zie­ren. In der Lon­don Times wur­den Juden und auch deut­sche Kom­mu­nis­ten, Sozen, Intel­lek­tu­el­le, Künst­ler publi­ziert, die dort das Nazi-Regime publi­zis­tisch ankla­gen durf­ten. Auch in Mos­kau, bis 1939 in Prag, bis 1940 in Paris konn­ten Nazi-Geg­ner, Geflo­he­ne sich äußern und die Welt von den Bru­ta­li­tä­ten und Gemein­hei­ten der Nazis unter­rich­ten. Seit 1990 wur­de kein ein­zi­ges Bei­spiel dafür bekannt, daß ande­re als die deut­schen Besat­zer bestimmt hät­ten, wel­che Infor­ma­tio­nen die Welt über das Besat­zungs­re­gime gegen das Volk der DDR über DDR-Bür­ger bekom­men durfte.

Osch­mann ver­wen­det zudem, eben­falls eine gewich­tigs­te Ver­harm­lo­sungs-Sprech­norm der Besat­zer, für die Umschrei­bung der Ver­bre­chen der Besat­zer Wör­ter, die nicht im StGB ste­hen. Das ist, wie wenn man »Abtrei­bung« sagt anstatt »Schwan­ger­schafts­ab­bruch«. Er schwätzt also von »Über­grif­fig­keit« anstatt von »Vor­täu­schung einer Straf­tat« oder von »Raub«, »Betrug« usw. Über­grif­fig­keit ist als Begriff nicht defi­niert. Ist kei­ne Straf­tat. Eine Straf­tat wird mit einer sol­chen Benen­nung nicht asso­zi­iert, eine Straf­ver­fol­gung kann gar nicht erst gedacht wer­den, wäh­rend das, was damit bezeich­net wird, durch­aus zur men­schen­rechts­wid­ri­gen Exis­tenz­ver­nich­tung taugt. Mas­sen­haft seit 1990 wider DDR-Bür­ger praktiziert.

Die­se Asym­me­trie ist eine der grund­le­gends­ten ideo­lo­gi­schen Tricks der heu­ti­gen Staats­na­zis: Wenn ein DDR-Bür­ger öffent­lich ver­ur­teilt wer­den soll, damit sei­ner Ankla­ge auch die DDR ange­klagt sein soll und ist, wird den Unter­ta­nen ein belie­bi­ger Arti­kel des StGB an die Köp­fe gewor­fen. Im Fall des DDR-Natio­nal­preis­trä­gers Kurt Demm­ler war es im Januar/​Anfang Febru­ar 2009 der § 176. Am 3.2. wur­de Demm­ler tot in sei­ner Zel­le auf­ge­fun­den. Die­se Nen­nung des StGB-§ ist schon der Beweis sei­ner Ver­bre­chen. Und wird vom Publi­kum genau so hin­ge­nom­men. Wie der 176er eine bezie­hungs­wei­se die Straf­tat defi­niert und ob über­haupt und wie behaup­te­te Hand­lun­gen Demm­lers zu die­sem Para­gra­phen pas­sen, inter­es­siert nicht. Hat nicht zu interessieren.

Die Ver­bre­chen der Besat­zer gegen die Indi­ge­nen hin­ge­gen wer­den immer irgend­wie so umschrie­ben, daß StGB-Ter­mi­ni ja nicht in die Sprü­che und Tex­te kom­men. Wie älte­re DDR-Bür­ger es aus den damals soge­nann­ten »Wes­tern« ken­nen, falls sie sich erin­nern. Die seri­ell auch uns in der DDR via Brd-TV über die Staats­gren­ze gesen­det wur­den. Mord, Mas­sen­mord gar an den nord­ame­ri­ka­ni­schen Urein­woh­nern erschien in die­sen »Unterhaltungs«-Filmen immer begrün­det durch deren Gemein­heit, Hin­ter­list, Aggres­si­vi­tät, Ego­is­mus. Die haben den net­ten wei­ßen Sied­lern in die­sen Fil­men nicht deren Land gönn­ten. Daß jene die­ses Land geraubt hat­ten, wur­de ent­we­der nicht oder immer irgend­wie anders erzählt. Wie seit 1990 der Raub des Eigen­tums der DDR-Bür­ger. Wenn John Way­ne sich den Pis­to­len-Gür­tel umband und gegen die »Rot­häu­te« hetz­te und schimpf­te und sowie­so log, damals, und zum Marsch blies gegen die­se Sachen, also die roten Häu­te, die eben kei­ne Men­schen waren in den Fil­men wie zeit­gleich und spä­ter auch die Viet­na­me­sen, in »Viet­congs« umbe­nannt, und die US-idea­ler­wei­se mit­tels der sel­ben Feind­far­be gekenn­zeich­net waren wie die ande­ren Roten, die umge­bracht wer­den durf­ten und soll­ten, waren die schon so gut wie Tot­häu­te. Dra­ma­tur­gisch-ideo­lo­gisch gerecht­fer­tigt, indem sie jahr­zehn­te­lang nie als Men­schen gezeigt wur­den in die­sen Fil­men. Da sie bes­ten­falls als mords­ge­fähr­li­che Schat­ten durch die Dra­ma­tur­gie husch­ten. Eben­so wenig wie die »Sta­sis« in der Brd-Pro­pa­gan­da seit dem 9.11.1989 mensch­li­che Cha­rak­ter­zü­ge zuge­stan­den bekamen.

Zum Prin­zip gehör­te und gehört, daß die­se Dar­stel­lungs-Asym­me­trie der prag­ma­ti­schen ent­spricht: West­ler, Pro­mis, Rei­che wer­den bei Bedarf öffent­lich ver­tei­digt, mas­sen­me­di­al DDR-Ange­pran­ger­te nie. Wie Kachelm­ann schon fast ein ver­ur­teil­ter Ver­ge­wal­ti­ger war, da das ihn ankla­gen­de »Opfer« über Fami­li­en­ban­de und Exklu­siv­ver­trag mit der Blöd-Zei­tung die Staats­an­walt­schaft­schaft in Marsch gesetzt und das gericht­li­che Urteil prä­ju­di­ziert hat­te und Blöd die doof-kor­rupt-super­kei­fen­de Schwar­zer an die Pro­pa­gan­da-Front gewor­fen hat­te. Aber Kachelm­ann war und ist Inha­ber eines Schwei­zer Passers und beken­nen­der wie aner­kann­ter West­ler. Also war­fen Lügel und Zeit zwei ande­ren Wei­ber an die sel­be Front, ihn wirk­samst zu ver­tei­di­gen. Denn: Wer medi­al nicht ver­tei­digt wird bezie­hungs­wei­se nicht wer­den darf, bekommt auch kein Gerichts­ur­teil zu sei­nen Guns­ten. Wel­cher DDR-ler wäre jemals gegen einen Exklu­siv-Ver­trag mit Blöd medi­al ver­tei­digt wor­den? Wel­cher Lügel, wel­che Zeit hät­ten einen ange­pran­ger­ten DDR-ler jemals als Men­schen aner­kannt, der das Recht hät­te, daß sei­ne Rech­te medi­al und jus­ti­zi­ell aner­kannt und gewährt wer­den müß­ten? Hahahahaha!

Wie Kolo­nien erobert und unter­wor­fen werden

So war das damals vor um die 38 Jah­re: Man begann das Stu­di­um in einem Land und bekam den Abschluß des ande­ren. Wenn man gro­ßes Glück hat­te. Tau­sen­de und aber Tau­sen­de wur­den von den West­lern damals genau des­halb geschei­tert. Mil­lio­nen DDR-Anschlüs­se wur­den ein­fach aberkannt. Men­schen­rechts­wid­rig. Ich kann­te eini­ge, die damals vie­le Jah­re lang stu­diert hat­ten, ohne abschlie­ßen zu kön­nen, weil inmit­ten des Stu­di­ums die Regeln wie auch die Kos­ten geän­dert wur­den, zum Teil mehr als nur ein­mal und die Inhal­te und Prü­fungs-Wahr­hei­ten sowie­so. Ein mir damals Bekann­ter hat­te sei­ne Dis­ser­ta­ti­on über die Nazi­ver­gan­gen­heit der Dresd­ner Bank fer­tig oder fast fer­tig. Die damals noch exis­tie­ren­de Dresd­ner Bank bekam Zugriff auf die Bis-1990-DDR-Archi­va­li­en, eig­ne­te sie sich an und sperr­te sie für die Öffent­lich­keit. Diss erledigt.

Der Brd-Abschluß war eine güns­tigs­te Vor­aus­set­zung für den heu­ti­gen Sta­tus des Buch­au­tors. Zwei bis drei Jah­re frü­her gebo­ren und schon wär’s nix gewe­sen mit der West-Uni-Kar­rie­re. Mit aller­größ­ter Wahr­schein­lich­keit. Was er selbst fest­stellt bezie­hungs­wei­se nächst­legt. Auch sol­che kann­te ich. Denn obwohl die DDR-Bil­dung bis 1990 im Anse­hen und in der Bekannt­heit im inter­na­tio­na­len Ver­gleich fast so pro­mi­nent war wie die sport­li­chen Erfol­ge der DDR und legen­där wie das MfS, wur­den sie von den Besat­zern ab 1990 wei­test­ge­hend und pau­schal und ohne Anse­hen der Unlo­gik ihrer Unmensch­lich­keit ent­wer­tet. Wie die Sport-Struk­tu­ren und ‑Erfol­ge. Jeden­falls in den offi­zi­el­len Wer­tun­gen. Vie­les wur­de erst mit größ­tem Pro­pa­gan­da-Tam­tam abge­lehnt und zer­kloppt, auch wenn eini­ges davon spä­ter klamm­heim­lich doch bei­be­hal­ten, wie­der­ein­führt, unge­konnt nach­ge­ahmt wurde.

Aus­schnitt aus Wormack­as Fries »Haus des Leh­rers« Südostseite

Osch­mann kennt den sprach­li­chen Aus­druck, die ideo­lo­gi­schen Zei­chen der Zuge­hö­rig­keit zu den pro­fes­so­ra­len und sons­ti­gen intel­lek­tu­ell Eta­blier­ten und Dis­kur­sen. Er benennt zunächst nur west­welt­li­che Autoren als Auto­ri­täts­be­weis wie Haber­mas, Lyo­tard, Bour­dieu, Eri­bon, Negt, Kir­ke­gaard, Sied­ler, Baring, Are­ndt, Lettau und sol­che DDR-Gebo­re­nen, die dem west­li­che Lite­ra­tur­be­trieb posi­tiv bekannt sind, die er gefahr­los nen­nen darf: Hein, Grün­bein, Schul­ze, Tell­kamp, Hen­sel. Als Auto­ri­tät, die mit der DDR im Zusam­men­hang steht, taucht ein­mal Brecht mit einem Zitat auf. Immer­hin! Das ist ja eini­ger­ma­ßen unüb­lich. Fast schon mutig. Oder ohne fast? Er ver­wen­det das Brecht-Zitat aber miß­ver­ständ­lich, mei­ne ich, ent­ge­gen der ideo­lo­gi­schen Inten­ti­on Brechts. Jeden­falls gehört es zu den nicht offi­zi­ell bekannt gege­be­nen Regeln der Besat­zer, daß es in der DDR kei­ne Köp­fe gege­ben hat, die des Zitie­rens wür­dig wären, außer geg­ne­ri­sche und sol­che der Lächer­lich­ma­chung und Wider­le­gung wie: Nie­mand hat die Absicht …

Da Osch­mann doch auch auf »Sta­si« und ande­re »Alt­las­ten« zu spre­chen kom­men muß, ohne das geht es auch bei ihm nicht, was der Autor einer­seits kri­tisch ver­merkt und doch selbst nicht las­sen kann, kom­men ihm irgend­wann auch Chris­ta Wolf, Herm­lin, Fries in den Text. Sie sind ihm aber nicht oder eher kei­ne gewe­se­nen Bescheid­wis­ser oder gar höchst­ste­hen­den Lite­ra­ten, son­dern Bei­spie­le für Kon­ta­mi­nie­rung mit dem böses­ten Sozia­lis­mus und für die kri­ti­sier­ten Asym­me­trien: Die West­ler als Ein­tei­ler und Sor­tie­rer und »Stasi«-Jäger: die angeb­lich Guten ins Töpf­chen, die angeb­lich Schlech­ten an den Pran­ger und ins Ver­ges­sen. Die »Ost­deut­schen« als die Zoo­tie­re der Erobe­rer. Die ein­ge­teilt und sor­tiert und kate­go­ri­siert wer­den müs­sen in Fach-Vor­trä­gen und Dis­ser­ta­tio­nen und auf Kon­gres­sen. Haupt­sa­che, die Zoo­tie­re reden nicht selbst. Daß nie­mand auf die Idee kommt, daß sie gar kei­ne Zoo­tie­re waren und sind.

Neben ande­ren Poin­ten: Das MfS wur­de in den 1950ern gegrün­det, und so vie­le Geheim­nis­se deren Mit­ar­bei­ter auch gehü­tet haben, die Exis­tenz des MfS war kei­nes. Es stand mit Anschrift und Kon­takt-Tele­fon­num­mern im Ber­li­ner Tele­fon­buch der Haupt­stadt der DDR. Und in denen der Städ­te, in denen das Minis­te­ri­um Außen­stel­len hatte.

Aus­schnitt aus Wormack­as Fries »Haus des Leh­rers« Südostseite

Es wur­de also in der Brd-Pro­pa­gan­da, im »deutsch-deut­schen« »Brüder-und-Schwestern«-Pop vom Wes­ten aus vor Ende 1989 fast nie erwähnt. Also solan­ge der Schutz­wall stand und schütz­te. Nicht hun­dert­pro­zen­tig, aber doch schütz­te. Er schütz­te nicht nur vor Nazis, Split­ting­ta­bel­len, Nato­pan­zer­trans­por­ten an die Ost­front und so wei­ter, son­dern auch vor Falsch­sprech und den meis­ten Brd-Staats-Lügen. Und nicht nur bei uns. Der Wall schütz­te auch die West­ler vor Schlim­me­rem. Ab Ende 1989 darf die Hys­te­ri­sie­rung des MfS hin­ge­gen fast nie feh­len. Wie in Sachen UdSSR und Sta­lin min­des­tens nicht eines sei­ner angeb­li­chen Ver­bre­chen. Mal der »Gulag«, mal der »Holo­do­mor«, mal die »Schau­pro­zes­se« usw. Das Minis­te­ri­um wird dabei aber nie genannt, son­dern immer »Sta­si«. Egal, wor­um es geht. Das ist die Norm, der sich auch der Autor die­ses Buches unter­wor­fen hat. Und wer sich der­ma­ßen unter­wor­fen hat, kann die Wahr­heit nicht schrei­ben. Sie­he Ber­tolt Brechts Text über die »Sie­ben Schwierigkeiten…«

Poli­ti­sche »Kor­rekt­heit« als »Kritik«-Voraussetzung und deren Entwertung

Er qua­li­fi­ziert die AfD, wie es sich poli­tisch »kor­rekt« gehört, als rechts­extrem (S. 121), nennt die DDR-Brd-Staats­gren­ze »Mau­er« (S. 110), da sie 1989 gar kei­ne Mau­er war, schwatzt vom »Eiser­nen Vor­hang« (S. 110) und betet auch brav den »Krieg Russ­lands gegen die Ukrai­ne« (S. 110) als »Putins Krieg« (S. 190), repe­tiert die in den ers­ten 10 – 15 Jah­ren nach dem Anschluß der DDR viel stra­pa­zier­te Pro­pa­gan­da-Paro­le »Eli­te­wech­sel« (S. 65), da die Selbst-Ein­set­zung der West­ler als Eli­te über die erober­te Bevöl­ke­rung nicht als die­se Macht­er­grei­fung gedacht wer­den soll und befür­wor­tet mit die­sem Blöd­wort, was er kri­ti­siert: den mas­sen­haf­ten Raus­schmiß der DDR-Bür­ger zuguns­ten der Gier und Gemein­heit der West­dik­ta­to­ren. Mit den kolo­ni­al­herr­lich aus­ge­ge­be­nen ver­lo­gen-faschis­ti­schen Begrün­dun­gen. Hys­te­risch gehetzt durch die Besat­zer: Nie hat­te einer der Ange­pran­ger­ten, Raus­ge­wor­fe­nen, Sui­zi­dier­ten die Chan­ce des fai­ren, rechts­staat­li­chen Ver­fah­rens. Nie die Mög­lich­keit, sich in der sel­ben Öffent­lich­keit zu erklä­ren und zu ver­tei­di­gen, in der abge­ur­teilt wor­den war. Wie ab 1933 schon in der Adolf­e­rei Kom­mu­nis­ten, Sozen, Gewerk­schaf­ter, Juden. Das ist die »Demo­kra­tie«, die Osch­mann besingt. Er plap­pert den DDR-»Unrechtsstaat« nach, eine Defi­ni­ti­on gibt es auch von ihm nicht, und behaup­tet für die­sen eine der höchs­ten Sui­zid­ra­ten (bei­des S. 176). Kei­ner wei­ne der Dik­ta­tur (der DDR) eine Trä­ne nach. Das Sui­zid-Argu­ment ken­ne ich von Ard und Zdf seit den 1970ern, über die eige­nen Raten haben sie nie gespro­chen, ana­log zu DDR-Gum­mi-§§, Herz­in­farkt­o­ten und so wei­ter, da sie immer mehr und öfter bestimmt haben, wor­über gespro­chen zu wer­den habe und auch gleich wie. Also auch: wor­über nicht. Den Ter­mi­nus »Selbst­mord« leh­ne ich im übri­gen ab wegen der juris­ti­schen Bedeu­tung des Worts »Mord« im Deut­schen und bevor­zu­ge das Fremd­wort »Sui­zid« bezie­hungs­wei­se des­sen Über­set­zung ins Deut­sche: Selbsttötung.

Der Autor unter­wirft sich der Anti-AfD-Feind­bild-Kon­takt­schuld-Ver­gat­te­rung eben­so wie der gegen die soge­nann­ten Quer­den­ker (S. 176). Wie er auch nach­plap­pert, die »Ost­deut­schen« hät­ten sich revo­lu­tio­när selbst­be­freit. Ich war recht aktiv dabei, in Ber­lin und anders­wo, und sehe mich und uns rück­bli­ckend als die Bau­ern auf dem Welt­po­li­tik­schach­brett der Amis, gesteu­ert durch deren Mas­sen­me­di­en, den brd-ische, durch öffent­li­che Ami‑, Brd- und ande­re West- und gor­bat­scho­wis­ti­sche Polit­niks und klan­des­ti­ne Diens­te. Die bei­tra­gen durf­ten, den sowje­ti­schen König matt­zu­set­zen. Die­ses sein Schrei­ben lesen die Herr­schen­den, die Mei­nungs-Füh­rungs­of­fi­zie­re gern und las­sen es dru­cken und TV-bere­den, da sie die Ver­ur­sa­chung der west­welt­ge­lenk­ten Umstür­ze welt­weit seit 1945 zumeist als den demo­kra­ti­schen Wil­len der Fern- und Fremd­ge­steu­ert-Beherrsch­ten ausgeben.

Der­glei­chen »Revolutions«-Bekenntnisse müs­sen ins­be­son­de­re von »ost­deut­schen« Autoren als Zusi­che­rung der Staats­treue dar­ge­bo­ten wer­den, die krit­teln wol­len, die sich als Köp­fe der ver­nünf­ti­gen Regu­lie­rung anbie­ten, die ein­be­zo­gen wer­den wol­len als Rat­ge­ber für die Effek­ti­vie­rung der Unter­drü­ckung. Bes­tes Bei­spiel die gysi­schen und gysi­is­ti­schen Unter­wer­fungs-Beteue­run­gen als aner­kann­te Vor­aus­set­zung der Diä­ten­be­tei­li­gun­gen. Die der »kri­ti­schen« Wort­mel­dun­gen bedür­fen. Die Gysi­is­ten sind ja zustän­dig, die »mah­nen­de« Stim­me des Ostens zu geben. Heym ver­wei­ger­te der­glei­chen Bekennt­nis­se ab Ende 1989, obwohl die Zei­chen des Regimes über­deut­lich waren und wur­de nie­der­ge­macht, Chris­ta Wolf hat sich dem Ter­ror durch Flucht in die USA ent­zo­gen. Etli­che DDR-Reprä­sen­tan­ten wur­den vernichtet.

Wer dabei sein und blei­ben will, muß liefern

Er lie­fert. Was man muß, wenn man auf der Bezahl-Lis­te der Herr­schen­den blei­ben will. Womög­lich sogar wei­te­re Kar­rie­re machen möch­te. Eine wesent­li­che Vor­aus­set­zung fürs Mit­re­den: Nur Leu­te, die sich fürs Reden bezah­len las­sen, dür­fen in der Brd mehr als nur zufäl­lig öffent­lich reden. Das Sys­tem kann mora­li­schen, auf­klä­re­ri­schen Idea­lis­mus nicht ertra­gen. Alles Öffent­li­che muß kor­rupt sein. Öffent­li­che Mit­red­ner, die nicht bezahlt wer­den fürs reden, könn­ten ja sagen, wofür nie­mand zu zah­len bereit wäre! Das wäre ein uner­hör­ter Ver­stoß gegen die nicht ver­öf­fent­lich­ten Regeln eines durch und durch kor­rup­ten Sys­tems. Sol­che wären dann womög­lich nicht von außen und oben gesteu­ert. Die Red­ner wie deren Äußerungen.

Der Autor bestä­tigt mich in fast allem, was er schreibt: Er bestä­tigt mich in dem, was er auf­zählt und behaup­tet, da es das ist, was ich seit zum Teil schon Jahr­zehn­ten wei­test­ge­hend unge­hört und unge­le­sen, näm­lich epo­chen­weit von jeg­li­cher ver­le­ge­ri­scher Akzep­tanz ent­fernt, mei­ne und schrei­be. Er bestä­tigt mich in dem, was er ent­ge­gen dem behaup­tet, was ich mei­ne, da ich es immer schon als falsch erach­te­te. Er bestä­tigt mich mit sei­nen Weg­las­sun­gen, da er die durch mich fest­ge­stell­ten Ver­bo­te und Tabus des Sys­tems befolgt. Er bestä­tigt mich mit sei­nem Sta­tus, auch mit der Beschrei­bung sei­ner Moti­ve und dem Streit, den er wegen des ursprüng­li­chen Arti­kels in der Faz hat­te, aus dem das Buch wur­de. All das ent­spricht den Regeln, nach denen das Sys­tem sei­ne Kader aus­wählt und vor­tan­zen und gel­ten und fei­ern läßt. Mit denen die Unte­ren pseu­do-demo­kra­tisch abge­rich­tet wer­den. Der Anteil der pro­fes­so­ra­len Bescheid­ge­ber staat­li­chen Ter­rors dürf­te sich mit dem »Pan­de­mie«-, Masken‑, Maßnahmen‑, Spritz-Ter­ror seit Anfang 2020 wesent­lich erhöht haben. Aber auch zuvor schon wur­den die Brd-Vol­ker mit­tels eines Titel­in­ha­ber-Exper­ten­tums mehr und mehr ver­blö­det und in die Irre geführt. Wenn sie gera­de kei­nen Dok­tor- und Pro­fes­so­ren-Titel-Inha­ber zur Hand haben, wer­den sie dann eben »Exper­ten« und »Akti­vis­ten« gehei­ßen. Wie ab 1990 Bär­bel Boh­ley recht plötz­lich die häu­figs­te TV-Künst­le­rin wur­de in den diver­sen Laber­schau­en, da nie­mand von ihr irgend­ein Bild kann­te. Sehr anders als in der DDR. Wo erst und vor allem die Bil­der bekannt waren und die Maler fast nur durch ihre Bil­der bekannt waren. Sie spra­chen durch ihre Bilder.

Der »Ostdeutschen«-Blöd- und des­sen Un-Sinn

Zen­tra­ler Erklär- und Her­um-Eier-Ter­mi­nus ist der »Ost­deut­sche« und sein »Ost­deutsch­land«. Wie oben schon erwähnt. Die Erklär­ver­su­che für die Dif­fe­renz zwi­schen demo­kra­ti­schem »Wieder«-Vereinigungs-Ideal und der mie­sen Wirk­lich­keit müs­sen zwangs­läu­fig schei­tern ab dem Punkt, da die DDR benannt wer­den müß­te, um sie zu ver­ste­hen. Und der Punkt ist ziem­lich am Anfang und gleich­zei­tig die Benen­nung wei­test­ge­hend tabu. Zum Bei­spiel war die omi­nö­se viel­be­schwo­re­ne »Sta­si« kein Ort in der Lau­sitz oder in der Ucker­mark oder im Elb­sand­stein­ge­bir­ge. Also nicht im Osten, son­dern in der DDR. Wie auch die mil­lio­nen­fa­chen Berufs­ab­schlus­se­aberken­nun­gen gemäß soge­nann­tem Eini­gungs­ver­trags­werk DDR-Stu­di­en- und Berufs-Abschlüs­se betra­fen und nicht die irgend­wel­cher geo­gra­phi­scher Orte und Land­schaf­ten. Sie wur­den wegen der DDR aberkannt und wegen des sozia­lis­ti­schen, also anti­ka­pi­ta­lis­ti­schen Cha­rak­ters des Staats. Kei­ne »ost­deut­sche« Land­schaft war jemals anti­ka­pi­ta­lis­tisch. Immer nur Men­schen und deren Orga­ni­sa­tio­nen. Indem von der DDR nicht die Rede ist, kön­nen die Ter­ror­maß­nah­men ab 1990 nicht ange­mes­sen erklärt und nicht ver­stan­den wer­den. Und müs­sen gar nicht erklärt wer­den; die­se Men­schen­rech­te-Ver­bre­chen gegen die DDR-Bür­ger kom­men in den öffent­li­chen Dis­kur­sen der ver­gan­ge­nen drei Jahr­zehn­te eben­so wenig vor wie die Unmög­lich­keit, daß DDR-Bür­ger sich erfolg­reich men­schen­rechts­be­schwe­ren könn­ten. So auch in die­sem Buch.

Fol­ge­rich­tig kommt die DDR in dem Buch als Erklär­grund fast nicht vor, der eigent­li­che Haß-Grund DDR wird ersetzt durch das omi­nö­se »Ost­deutsch­land«. Zudem wird der Buch­in­halt mit dem übli­chen Blöd­sinn von wegen »ehe­ma­li­gen DDR« (S. 81) ver­un­stal­tet. Zuvor ist schon »der ehe­ma­li­ge Osten« (S. 49) The­ma, als hät­te sich mit dem Jahr 1990 an der Him­mels­rich­tung irgend­et­was geän­dert. Frü­her nann­te man die DDR ein­fach DDR. »Wit­zig«: Zumal über etli­che Sei­ten hin­weg die Instru­men­ta­li­sie­rung der Him­mels­rich­tun­gen the­ma­ti­siert wird und deren poli­ti­sche Un- bis Falsch­be­stimmt­heit und die andau­ern­den Ver­wechs­lun­gen. Für einen Ger­ma­nis­tik stu­diert haben­den Lite­ra­tur-Pro­fes­sor eine schwa­che Kür. Fin­det der Rezen­sent. Zumal es dann auch noch um das »Ter­ri­to­ri­um der ehe­ma­li­gen DDR« (S. 81) geht. Die Poin­te hier: Ein ehe­ma­li­ges Land kann gar kein Ter­ri­to­ri­um haben. Das sprach­lich Extra-Umständ­li­che ist das Fal­sche, weil es wie so vie­les ande­re Umständ­li­che ein Dik­tat ist, das der Ver­blö­dung und Abrich­tung und Ver­pei­lung und Wahr­heits­ver­mei­dung dien­te und dient. Die ein­fa­chen und ein­fachs­ten Wahr­hei­ten darf es nicht geben und nie gege­ben haben: Das Ter­ri­to­ri­um als Flä­che des Lands wie als Wort wie als poli­ti­scher Begriff gehö­ren zur DDR. Ohne zwangs-ehe­ma­lig davor.

Immer­hin fällt dem Herrn Pro­fes­sor der Wider­sinn auf, daß es west­deut­sche Städ­te gibt, die öst­lich des »Ostens« lie­gen und daß es auch noch ein angeb­li­ches Mit­tel­deutsch­land gibt (S. 81). Bei­des auch schon jahr­zehn­te­lang mei­ne The­men und Argu­men­te: War­um hei­ßen die, die im angeb­li­chen Mit­tel­deutsch­land sie­deln, »Ost­deut­sche«? Was bedeu­tet es für die Aus­deh­nung des heu­ti­gen Deut­schen Reichs in Rich­tung Osten, daß die Stadt Gör­litz im Sen­de­be­reich des soge­nann­ten mit­tel­deut­schen Rund­funks liegt? Sehr mys­te­ri­ös! Ob die Polen die dar­aus resul­tie­ren­den Gebiets­an­sprü­che jemals ver­stan­den haben? Und im Offi­zi­al­sprech wird völ­lig unklar gehal­ten, wie das eine, also das Mit­tel­deutsch­land, inner­halb die­ses Ost­deutsch­lands lie­gen kann. Wie kann der Osten gleich­zei­tig die Mit­te sein? Wie geht das? Staats­of­fi­zi­ell. In einem Staat vol­ler Juris­ten und Lite­ra­tur­pro­fes­so­ren der soge­nann­ten Frei­heit. Immer­hin zei­gen sol­che Schreib­un­fäl­le den Grad der Gleich­schal­tung der Tuis – wie Brecht sol­che Regi­me­lin­ge nann­te – nach den Denk­dik­ta­ten der Kolo­ni­al-Herr­schen­den an. Zeigt auch der Text des Lite­ra­tur­pro­fes­sors wie auch des­sen posi­ti­ve wie kri­ti­sche Auf­nah­me in den öffent­li­chen Dis­kurs, daß und wie sich die Regi­me­lin­ge eine kom­ple­xe, völ­lig fal­sche, irr­sin­ni­ge Spra­che zuge­legt und die­se nach unten durch­ge­tre­ten haben. Nicht erst, seit dem aktu­el­len Gen­de­ris­mus des Deut­schen. Die­ser ist viel­mehr eine logi­sche Fortsetzung.

Die Ver­spre­chun­gen der Kon­quis­ta­do­ren als Ver­spre­cher und Ein­bil­dun­gen der Unterworfenen

»Vie­les von dem, was der Wes­ten ver­spro­chen hat und was man sich selbst ver­spro­chen hat, ist rea­li­siert wor­den, weil es sich erar­bei­ten ließ« (S. 51), behaup­tet der Autor, erklärt die angeb­li­che Zufrie­den­heit der Unzu­frie­de­nen, der »Ost­deut­schen«, und tat­säch­lich dür­fen die West­ler auch hier­in zufrie­den sein mit dem neu­en »Star«-Bestverkäufer. So liest sich Dank­bar­keit! End­lich mal wie­der! Denn der Autor erklärt die »Ost­deut­schen« zu einem Gegen­teil der »Ost­deut­schen«, wie sie die Pegi­dis­ten und AfD-Wäh­ler nun seit cir­ca einen knap­pen Jahr­zehnt zuneh­mend sicht­bar wer­den. Indi­rekt tut er so, als sei es vor 1990 anders gewe­sen: Als hät­ten die DDR-Bür­ger sich ihr Leben und ihr Glück in der DDR nicht erar­bei­tet. Viel­mehr war es so, daß das Glück weit ver­läß­li­cher oder doch wahr­schein­li­cher erar­bei­tet wer­den konn­te, da die offi­zi­ell aus­ge­ge­be­nen Regeln auch die tat­säch­lich gel­ten­den waren.

Auch das mag ja sein, daß vie­les rea­li­siert wor­den ist. Die­se Behaup­tung ist näm­lich eini­ger­ma­ßen tri­vi­al, eine Fast-Null-Aus­sa­ge: Da »vie­les« alles und nichts ist. Ein unbe­stimm­tes Zahl­wort. Des­sen Men­ge man nicht wider­le­gen kann. Wie­viel mag »vie­les« sein? 10 oder 1.000 oder 2 Pro­zent? So läßt sich pri­ma Bilanz zie­hen im Auf­trag und Inter­es­se von Betrü­gern, Räu­bern, Mör­dern, Ari­seu­ren! Das Polit­bü­ro und die Regie­rung der DDR hat­ten es nie so leicht, daß sie mit sol­chen Hur­ra-Mel­dun­gen durch­ge­kom­men wären. Da wur­de die Plan­erfül­lung und Über­erfül­lung von den West­fein­den der DDR und von den Pfaf­fen­knech­ten im Land immer seziert und zer­ze­tert. So etwas zuguns­ten der DDR hät­te Ull­stein, anders als im vor­lie­gen­den Fall, nicht gedruckt, son­dern immer nur Hetz- und Hohn-Tex­te dagegen.

Das wirk­li­che Ver­spre­chen der Erobe­rer – ver­ges­sen gemacht. Nicht diskutiert

Aber neh­men wir ein­mal das berühm­tes­te, das kon­kre­te Ver­spre­chen der soge­nann­ten Wie­der­ver­ei­ni­gung. Es ist mit ein paar Klicks im www ganz leicht zu fin­den: In sei­ner Rede aus Anlaß der Been­di­gung der mone­tä­ren Sou­ve­rä­ni­tät des DDR-Volks und der Wei­chen­stel­lung in den DDR-Staats­bank­rott, am 1. Juli 1990, ana­log zur spä­te­ren Wei­chen­stel­lung für Grie­chen­land und Por­tu­gal mit der Über­nah­me des Euro, ver­sprach der Kanz­ler und ewi­ge Pimpf sei­nes »Füh­rers« Adolf, Hel­mut Kohl: »Es wird nie­man­dem schlech­ter gehen als zuvor – dafür vie­len besser.«

Aus die­ser Rede stammt auch der blü­hen­de Unsinn von den »blü­hen­den Land­schaf­ten«, die die »neu­en Län­der« in Kür­ze wie­der sein wür­den. Auch hier fällt die rea­lis­ti­sche Bilanz kata­stro­phal aus: Von mil­lio­nen­fa­cher Erwerbs­lo­sig­keit, von den flä­chen­de­cken­den Ari­sie­run­gen, von der Zer­stö­rung von Mil­lio­nen Fami­li­en, Part­ner­schaf­ten, Freund­schaf­ten war nicht die Rede. Und wenn seit 2019/2020 in TV-Umwelt-Sen­dun­gen erzählt wur­de, in den letz­ten 30 Jah­ren habe die Bio­mas­se der Insek­ten um 70 Pro­zent abge­nom­men, »ver­ga­ßen« die Kom­men­tar­tex­ter immer zu erwäh­nen: Seit dem hit­ler­schen End­sieg über die DDR! So ein­fach kann es sein: Man sagt anstatt End­sieg, der 30 Jah­re her ist, man sagt anstatt Ver­nich­tung der DDR, Zusam­men­bruch und 30 Jah­re. Und schon kann der Unter­tan nicht den­ken: Seit dem Endsieg.

Aus­schnitt aus Wormack­as Fries »Haus des Leh­rers« Nordwestseite

Tat­säch­lich: Bis 1990 war in Sachen Arten­viel­falt die DDR die Natur­oa­se, die Arche Hon­ecker, tier­wohl­be­wacht durch die böses­te »Sta­si« der Welt­ge­schich­te, zusam­men mit den ande­ren bewaff­ne­ten Orga­nen also die effek­tivs­te Natur- und Tier­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on Mit­tel­eu­ro­pas! Wäh­rend die Brd damals schon so abge­stor­ben auto­ge­recht war wie heu­te. Wes­halb auf DDR-Ter­ri­to­ri­um sich der Auto­ver­kehr min­des­tens ver­zehn­facht hat, das Stre­cken­netz der Reichs­bahn auf den Bruch­teil der Haupt­stre­cken ein­ge­kürzt, die Güter­bahn­hö­fe still­ge­legt, weg­ge­räumt und gewer­be­be­baut wur­den, um Ber­lin her­um die Flä­chen unse­rer Apfel­plan­ta­gen beton- und anders ver­sie­gelt wur­den, tau­sen­de Allee­bäu­me wur­den gefällt, Stra­ßen ver­brei­tert und geglät­tet, daß man auf ihnen anstatt mit 80 oder 100 Km/​h opti­mal gefe­der­ten Tra­bis und Wart­burgs nun hart und tie­fer­ge­legt mit 250 dahin­ra­sen konnte.

Um die DDR-Arten­viel­falt wuß­te man, zumin­dest andeu­tungs­wei­se, um 1990 zum Teil auch im Wes­ten noch, und fand Ver­sie­ge­lung bis Ende 1989 umwelt­schäd­lich. Um bei­des 1990 schlag­ar­tig »ver­ges­sen« zu haben. Egal ob CDU-schwarz, sozen-rosa, FdP-gelb oder »Grünen«-Verlogenheit. Heu­te darf man der­glei­chen nicht sagen, nicht ein­mal andeu­ten: böse »Ver­schwö­rungs­theo­rie«. Das kohl­sche Ver­spre­chen von 1990 durf­te nie abge­gli­chen wer­den mit den Rea­li­tä­ten ab 1990. Also tut es nun auch der Lite­ra­tur­pro­fes­sor nicht. Statt­des­sen behaup­tet er eine Zufrie­den­heit, die die »ost­deut­schen« Pro­tes­te ein wei­te­res Mal als das erschei­nen läßt, was die West-Kolo­ni­al-Her­ren seit 1990 bekla­gen: Undank­bar­keit und Irr­tum der Ost­ler. Nur der West­ler darf wis­sen, wie es dem Ost­ler gehe. Und in des­sen Auf­trag auch der eine oder ande­re, Pfaf­fe, Rocker, Lite­ra­tur­pro­fes­sor, die west­ge­fick­ten Wei­ber aller Sen­der und Par­tei­en. Und nein: Die Gebur­ten­ra­te in der DDR-Bevöl­ke­rung ist nicht ein­fach »ein­ge­bro­chen« (S. 51). Die Besat­zer haben die öko­no­mi­schen, sozia­len, ideo­lo­gi­schen Grund­la­gen der DDR-Gebur­ten­ra­te absichts­voll, sys­te­ma­tisch, bru­talst­mög­lich, ego­is­tisch, jesus-fun­da­men­ta­lis­tisch, inlän­der­has­send, ohne jeg­li­che Rück­sicht auf mensch­li­che Ver­lus­te zer­stört. Denn die jesus­fun­da­men­ta­lis­ti­sche Haß­leh­re der Brd-Faschos hat immer gelehrt: Wir DDR-Bür­ger waren und sind für jene kei­ne Men­schen. Mas­sen­mord an DDR-Bür­gern ist nicht Mord, son­dern Sach­be­schä­di­gung. Wie das Tot­schla­gen eines Skla­ven im alten Grie­chen­land und wie jahr­hun­der­te­lang im neu­en Nord­ame­ri­ka. Und wird nor­ma­ler­wei­se weder straf­ver­folgt, noch medi­al irgend­wo angeklagt.

»Unse­re« bezie­hungs­wei­se »die« angeb­li­che Demo­kra­tie der Brd

Wir sehen, daß sich der Buch­au­tor Osch­mann, der sich als Anhän­ger der Brd-»Demokratie« bekennt mit der Bezeich­nung »vie­le« an die kohl­sche Vor­ga­be hält. Es mag sein, daß es vie­len bes­ser ging und geht. Mir fal­len sofort ein: Aldi, Lidl, Elf Aqui­taine, VW, Eppel­mann, Gauck, Mer­kel, Thier­se, Gysi, Osch­mann, Mer­kel, Wagen­knecht, Ill­ner usw. Die Ver­si­che­rung, nie­man­dem wür­de es schlech­ter gehen, war aber offen­sicht­lich eine Pro­pa­gan­da-Lüge. Die genau­so wenig jemals öffent­lich ange­mes­sen dis­ku­tiert wer­den durf­te. Schon gar nicht Scha­dens­er­satz­for­de­run­gen der Belo­ge­nen. Denn Wahl­be­trug darf nicht als Straf­tat ver­folgt wer­den, da das Regime auf Wahl- und ande­ren Betrug basiert und Betrug laut StGB eine Straf­tat ist. Sie­he § 263 StGB der Bumsreplik!

Als aus­ge­buff­ter Polit­pro­fi der Bums­re­plik muß­te der Kanz­ler wis­sen, daß er und die sei­nen mit allen Mit­teln ver­hin­dern wür­den, daß es SED-Funk­tio­nä­ren, vie­len Ehr­li­chen und Flei­ßi­gen der DDR, DDR-Funk­tio­nä­ren bes­ser gehe als in der DDR. Die DDR-Staats­an­wäl­te und Rich­ter stan­den schon unter Ver­fol­gung, und Erich Hon­ecker und Erich Miel­ke wur­den schon staats­öf­fent­lich ver­folgt. Das Schlech­ter­ge­hen der angeb­li­chen DDR-Eli­tä­ren und Volks­un­ter­drü­cker war a prio­ri Par­tei­pro­gramm der Par­tei der Kolo­nia­lis­ten, also aller. Geht es schi­zo­phre­ne­si­scher? Auf bei­den Sei­ten: Auf Sei­te der Befehls­aus­ge­ber wie auf Sei­ten der Empfänger.

Der Ver­spre­cher die­ser Bot­schaft, Kohl, hat Anfang der 1980er die Ami-Rake­ten sta­tio­niert und sich 1988 in Bit­burg mit Ronald Rea­gan vor SS-Män­ner-Grä­bern ver­beugt, neben vie­lem ande­ren Unsäg­li­chen, und muß­te sich als Lüg­ner nicht hin­ter Hit­ler und Goeb­bels, Göring, Himm­ler, Freis­ler ver­ste­cken. Die­se Nie­man­dem-wird-es-schlech­ter-gehen-Lüge in den Bilanz-Skat zu drü­cken gehört zur Ent­so­li­da­ri­sie­rung, die zur Staats­rai­son der Brd-ler gehört. Wenn es nie­man­dem schlech­ter ging seit der Macht­er­grei­fung der Koh­lis­ten über die DDR, dann waren die Hon­eckers und Miel­kes Nie­man­de. Und mit ihnen Mil­lio­nen. Eini­ge weni­ge hin­ge­gen wur­den pri­vi­le­giert, daß sie den Besat­zern als Zeu­gen der Zufrie­den­heit zur Ver­fü­gung stün­den, die Mas­se wur­de ent­eig­net, degra­diert, unter­wor­fen, ver­ein­zelt, ver­elen­det, ver­wirrt usw. Und die Pri­vi­le­gier­ten dür­fen dann im Namen der Platt­ge­mach­ten und Ver­folg­ten wie eben labern, wie pri­ma alles sei. Und dür­fen wei­te­re Beloh­nung erwarten.

Geno­zi­der­zäh­lun­gen ver­sus tota­le Nicht­be­nen­nung und tota­les Vergessen

Die DDR-Bevöl­ke­rung wur­de in den ers­ten ca. 12 Jah­ren der Okku­pa­ti­on um min­des­tens 2,2 Mio dezi­miert. 6.000 Sre­bre­ni­ca-Tote hei­ßen seit zwei Jahr­zehn­ten Geno­zid. Über zwei Mio DDR-Bür­ger hei­ßen gar nicht. So ein­fach geht Unter­ta­nen-Pro­gram­mie­rung heute!

Aller­dings: Ist der Kom­pa­ra­tiv »bes­ser« eine Voka­bel mit hohem Mani­pu­lie­rungs­po­ten­ti­al, die gern und oft pro­pa­gan­dis­tisch ange­wen­det wird. Das »Bes­ser« kann ledig­lich tech­nisch gemeint sein, aber ist doch auch eine mora­li­sche Voka­bel. Denn es ist der Kom­pa­ra­tiv von »gut«: Das eine Bom­ben­flug­zeug kann töd­li­cher – also tech­nisch bes­ser – sein als das ande­re, und bleibt doch mora­lisch ein schlech­tes Ding. Eine Mord­ap­pa­ra­tur. Das kann der Brd-Unter­tan nor­ma­ler­wei­se nicht den­ken, wenn die Staats­pro­pa­gan­dis­ten ihm die Voka­bel »bes­ser« an den Kopf knal­len. Die unre­gel­mä­ßi­ge Stei­ge­rung von »gut« macht es schwer, das mög­li­che Ethi­sche oder des­sen Man­gel im Kom­pa­ra­tiv und mit des­sen Ver­wen­dung zu erken­nen. Ver­führt also gera­de­zu, mit dem Wort das Den­ken zu manipulieren.

Der heu­ti­ge Pro­fes­sor benennt dan­kens­wer­ter­wei­se die ideo­lo­gi­schen Instru­men­te sei­ner Abrich­tung im Inter­es­se der Besat­zer: Schon in Kind­heit und Jugend in der DDR wird er mit Brd‑, Ami- und Brit-Musik- und Brd-Fuß­ball­pop fit gemacht für die Unter­wer­fung unter die spä­te­ren Dik­ta­te der West-Profs und fürs Abon­nie­ren der Lügen­pres­se. Auch dar­über reflek­tie­re ich schon vie­le Jah­re: Pop als Instru­ment der poli­ti­schen Gleich­schal­tung, der Nor­mie­rung. Das Rat­ten­fän­ger-von-Hameln-Prin­zip: Die Sen­der und Ansa­ger, die den klei­nen Jungs die net­ten Pop­stars mit den tol­len Songs prä­sen­tie­ren, erzäh­len den grö­ße­ren Jungs dann auch die Poli­tik und den Jesus, an die sie glau­ben sol­len und ihre Stim­men und Steu­ern abge­ben sol­len. In der soge­nann­ten Frei­heit waren es dann für ihn auch das Kon­su­mie­ren – und in die­ser zeit­li­chen Fol­ge – von Taz, Zeit, Faz, Lügel. Also eine pro­pa­gan­dis­ti­sche, ideo­lo­gie­kon­su­mis­ti­sche Bewe­gung von pseu­do-links über ver­meint­lich bür­ger­lich-libe­ral hin zu groß­ka­pi­ta­lis­tisch und extrem ver­lo­gen für Bes­ser­ver­die­nen-Wol­len­de. Die über die sel­be Ver­lo­gen­heit der Blöd wahr­schein­lich die Näs­chen rümp­fen. Dann noch der Kicker. Der Buch-Autor – mir unver­ständ­lich – ist beken­nen­der Fuß­ball­gu­cker und ‑leser. Da ich wegen eige­ner Inter­es­se­lo­sig­keit das Blatt nicht ken­ne, spe­ku­lie­re ich, daß es das ein­zig wahr­haf­ti­ge sei­ner täg­li­chen oder wöchent­li­chen »Nachrichten«-Medien ist. Oder wenigs­tens das am wenigs­ten verlogene.

Emo­tio­nal ein­neh­mend für mich die Erin­ne­rung an den Groß­va­ter. Mir ging es mit dem mei­nen sehr ähn­lich. Aller­dings hat der mir den DDR-Sozia­lis­mus nicht abspens­tig machen wol­len. Wenn er auch in Kon­flik­ten mit Funk­tio­nä­ren geschei­tert und unter­le­gen gewe­sen war in den frü­hen DDR-Jah­ren. In den spä­te­ren dann nicht mehr.

Sexu­el­le Auf­n­ord­nung als kolo­nia­les Steuerungsinstrument

Ein ande­res mei­ner Dau­er-Lieb­lings-The­men ist die sexu­el­le Auf­nordung der DDR-Wei­ber seit 1990 und – kom­ple­men­tär dazu – die Degra­die­rung der DDR-Män­ner. Ich dis­ku­tie­re die­se The­ma­tik seit den frü­hen 1990ern und ern­te dafür seit­her regel­mä­ßig Kei­f­an­fäl­le, vor allem von auf­gen­or­de­ten DDR- und West­wei­bern; im Unter­schied zu der vom Buch-Autor beschrie­be­nen, von den Okku­pan­ten dik­tier­ten Norm der Her­kunfts­scham der »Ost­deut­schen«, bin ich beken­nen­der DDR-Bür­ger und bin es seit mei­ner frü­hen Jugend durch­gän­gig. Seit der Auf­nah­me in die Rei­hen der Erwach­se­nen. Das war – für die Unwis­sen­den und Ver­geß­li­chen sei es hier erwähnt – mit 14 Jah­ren. Das war für mich lan­ge vor dem Anschluß. Ich habe ab 1990 nicht ein­ge­se­hen, es nicht ein­se­hen wol­len, daß ich mei­ne Welt­an­schau­ung, mei­ne Iden­ti­tät, mei­nen Cha­rak­ter gar, zu ändern hät­te, nur weil mein Staat ange­schlos­sen wor­den war wie 1938 die Sude­ten und Ösi­land. Und habe auch, anders als Osch­mann, ab 1990 kei­nem ihrer Lügen­me­di­en ange­han­gen. Dafür wer­de ich seit Ende 1989 bestraft. Weit außer­halb des Brd-StGB und abseits des Pro­vunGs. Und der UN-Men­schen­rechts­de­kla­ra­ti­on sowie­so wie auch der Haa­ger Land­kriegs­ord­nung. Aber wel­chen West­ler, wel­ches Medi­um und wel­chen Kor­rup­ten in der Brd hät­te das jemals inter­es­siert? Wie auch eben­so abseits von öffent­li­cher Wahr­neh­mung und jeg­li­cher Mög­lich­keit der Betrof­fe­nen ist, sich zu äußern und anzu­kla­gen. Osch­mann schreibt: »Kaum eine gesell­schaft­li­che Grup­pe ist nach 1990 so benach­tei­ligt wor­den wie die ost­deut­schen Män­ner.« (S. 37)

Und wei­ter:

Dass von die­ser kon­ti­nu­ier­li­chen Benach­tei­li­gung nicht nur, wie län­ger schon bekannt, die männ­li­chen Jahr­gän­ge der zwi­schen 1945 und 1975 im Osten Gebo­re­nen betrof­fen sind, son­dern dass sich die­se Form der gesell­schaft­li­chen Aus­gren­zung auch auf die bis 1990 dort gebo­re­nen Män­ner erstreckt und daß hier­durch »das Pro­blem« auf Dau­er gestellt ist. Man grenzt die­se Män­ner seit über 30 Jah­ren sys­te­ma­tisch aus … ja man nimmt ihnen die Wür­de und wun­dert sich, daß die­se Män­ner eine Pro­blem­zo­ne bil­den? Erst fabri­ziert man das Pro­blem, dann stellt man über­rascht fest, daß es eines ist. (S. 37)

Das ent­spricht voll und ganz mei­nem Erle­ben als Exem­plar die­ser benann­ten Grup­pe und mei­nem Den­ken sowie­so. Es ist das ers­te Mal, daß ich die­sen Fakt von einem ande­ren ange­sagt bekom­me. Nicht zuletzt: Es ist das Prin­zip des Jesus­is­mus-Kapi­ta­lis­mus-Kolo­nia­lis­mus und auch das der Pro­pa­gan­da die­ses Sys­tems. Undenk- und unaus­sprech­bar für die meisten.

Was des einen Tra­gik, ist der ande­ren Pri­vi­le­gie­rung. Die­se bei­den Sei­ten der Medail­le gehö­ren zusam­men: Die West-Apart­hei­dis­ten sichern sich den bes­ten, leich­tes­ten Zugriff auf die Rosi­nen des Mäd­chen­ge­wächs­hau­ses DDR, indem sie den Män­nern in die Eier tre­ten. Die Degra­die­rung der DDR-Män­ner erhöht sie schein­bar, wie es schon die Skla­ven­hal­ter in Neu­eng­land bezie­hungs­wei­se in den Usa drauf­hat­ten. Wo das in der UN-Men­schen­rechts­de­kla­ra­ti­on steht oder im pro­vunG, ver­ra­ten die­se Staats­ter­ro­ris­ten nicht. Auch in Kohls Demarkre­de von 1990 und in den sons­ti­gen Katho­lo-Evan­go-Sonn­tags­re­den fin­det sich nichts von die­sen Nie­der­träch­tig­kei­ten. Das sind Staats- und Men­schen­rechts-Ver­bre­chen! Die sich für Mil­lio­nen DDR-Män­ner ab 1990 bis zur Dau­er-Tra­gö­die aus­nah­men. Mil­lio­nen­fach. Sei es als Freund, Part­ner, Ehe­mann, Vater, Groß­va­ter. Osch­mann beschreibt sie wie Aller­welts­ne­ben­säch­lich­kei­ten. Im aktu­el­len Buch liest es sich so:

In einer Anek­do­te, also einer mit sozia­ler Ener­gie auf­ge­la­de­nen true sto­ry aus dem Jahr 1992 sagt ein West­deut­scher zu einem Ost­deut­schen, dem er die Frau ›aus­ge­spannt‹ hat: »Erst haben wir euch euer Land weg­ge­nom­men, dann eure Arbeit, jetzt eure Frau­en. (S. 16, die Aus­ge­spannt-Anfüh­rungs­stri­che sind die des Originals)

Was hat er »Ost­deut­sche« wohl geant­wor­tet? Mit wel­chen Fol­gen? Was darf der »Ost­deut­sche«? In einer sol­chen Situa­ti­on? Was darf er gemäß der offi­zi­el­len Regeln, was darf er inof­fi­zi­ell doch nicht? Der Rezen­sent kann die­se Dar­stel­lung aus viel­fa­cher Beob­ach­tung bestä­ti­gen und hat es auch selbst erlit­ten. Unser Buch-Autor kom­men­tiert das so: »So wie­der­um stellt sich das in der pri­va­ten Ver­si­on dar. Kür­zer und schö­ner läßt sich Makro­his­to­rie nicht in Mikro­his­to­rie übersetzen.«

Jaja, schön und immer noch schö­ner. Zu die­sem The­ma gibt es dann noch eini­ge wei­te­re Schmä­cker­chen: »In der Regel … sind es gut eta­blier­te »West­män­ner«, die sich über das Haupt­feind­bild Ost­män­ner in die­ser Wei­se öffent­lich und unge­straft lus­tig­ma­chen.« (S. 35)

Naja: Was Osch­mann als Beob­ach­ter ver­harm­lo­send berich­tet, haben ande­re erlebt und erlit­ten. Und wäre es nur Lus­tig­ma­chen gewe­sen, wür­den wir DDR-Män­ner das fast unbe­scha­det auf einer Arsch­ba­cke abge­ses­sen haben im Anschluß-Ghet­to seit 33 Jah­ren. Die West­ler haben sich nie aufs Lus­tig­ma­chen beschränkt: Lug und Betrug, Mord und Tot­schlag, sel­ber began­ge­ne Ver­bre­chen den DDR-Bür­gern in die Schu­he gescho­ben, Straf­ta­ten vor­ge­täuscht, die im Knast dann für die unschul­dig Abge­ur­teil­ten das Mob­ben bis in den Tod bedeu­te­ten. Geheim, halb­öf­fent­lich, öffent­lich, unge­straft. Zig­tau­send­fach. Zwar klingt die Ent­eig­nung der DDR-Bür­ger an, haupt­säch­lich aber nur indi­rekt. Mit Ter­mi­ni wie »Deindus­tria­li­sie­rung« – der Raus­wurf und die Degra­die­rung von Mil­lio­nen blei­ben so im Unbe­stimm­ten. Direkt betrof­fen von den Ver­bre­chen waren geschätzt zu 98 Pro­zent die männ­li­chen DDR-Bür­ger. Daß auch die von Osch­mann kon­sta­tier­ten Degra­die­run­gen der Männ­li­chen und die mil­lio­nen­fa­che Erwerbs­los­ma­chun­gen kor­re­lie­ren mit vor­zei­ti­gem Ster­ben, kommt im Text nicht vor. Das Sui­zi­die­ren von Tau­sen­den ab Ende 1989, die vie­len Mor­de ab 1990, Depres­si­on als »Volks­krank­heit«, staats­of­fi­zi­ell kon­sta­tiert Mit­te der 90er, aber nie als »Wiedervereinigungs«-Folge, »Wende«-Alkoholismus, zig Tau­sen­de zusätz­li­che Ver­kehrs­un­fäl­le mit den ent­spre­chen­den Toten, faschis­tisch-poli­ti­sche Straf­ver­fol­gun­gen inklu­si­ve Volks­ver­het­zung, Ari­sie­rung des Volks- wie indi­vi­du­el­len Eigen­tums, flä­chen­de­cken­de, zig­tau­send­fa­ches Platt­ma­chen per Betrug auf jede Art, der Jus­tiz­ter­ror gegen die Unter­wor­fe­nen, der den West­ver­bre­chern freie Hand gab und gibt und die DDR-Betro­ge­nen um ihr Hab und Gut, um Gesund­heit und Leben und auch in ihre Knäs­te brach­te. Und auch um ihre Wei­ber, Töch­ter, Söhne.

In den Seri­en­kri­mis für die Ost­ler, also der die Pro­duk­tio­nen in Auf­trag geben­den Sen­der rbb, mdr, NDR sind es aber immer die »Ost­deut­schen«, am liebs­ten »Sta­sis«, die die Ver­bre­cher sind, nie die West­kri­mi­nel­len der Wirk­lich­keit. Und die Deutsch-Dep­pen ver­wech­seln, als wäre nichts selbst­ver­ständ­li­cher, die TV-»Realität« mit der Wirk­lich­keit. Als wäre es immer schon so gewesen.

In der Aus­ein­an­der­set­zung mit den Leser­brie­fen zitiert unser Buch-Autor den eines West­pro­fes­sors, der ab den 1990ern im »Osten« gelehrt hat, um die­sen Text zu kommentieren:

Dabei schwelgt er ledig­lich in Sen­ti­men­ta­li­tä­ten, wie schön es in den 1990ern war, als er selbst in Jena lehr­te und im Osten Tau­sen­de und Aber­tau­sen­de ihre Arbeit oder gar ihre gesam­ten Lebens­grund­la­gen ver­lo­ren: In sei­ner Sicht hat­ten sich frei­lich alle lieb, waren im Auf­bau­fie­ber, die alten und die neu­en Kol­le­gen, die sich beson­ders gut auch mit den »Sekre­tä­rin­nen vor Ort« verstanden (!).

Am Ende die­ses Zitats ein Fuß­no­ten Stern­chen. In die Fußnote:

Die West­pro­fes­so­ren hier und die Ost­se­kre­tä­rin­nen da: zu die­ser poli­ti­schen, geschlechts­ab­hän­gi­gen, sozia­len und poli­ti­schen Hier­ar­chie könn­ten einem auch jen­seits von #ME TOO man­ches ein­fal­len. (S. 143)

Ich wür­de statt Tau­sen­de und Aber­tau­sen­de Mil­lio­nen geschrie­ben und dar­auf hin­ge­wie­sen haben, daß ein Groß­teil der Betrof­fe­nen mehr­fach und jahr­zehn­te­lang immer und immer wie­der die Bei­ne weg­ge­hau­en bekom­men haben. Erst nur von betrü­ge­ri­schen Gem­ein­lin­gen aus’m Wes­ten, im Lauf der Jah­re kamen »ost­deut­sche« Nach­zuch­ten hin­zu. Wie zum Bei­spiel auch der Rezen­sent. Daß es aber wohl nie­mals vor­ge­kom­men ist, daß auch nur einer der Betrof­fe­nen sich selbst groß- oder größtöf­fent­lich hat äußern dür­fen. Anders als gele­gent­lich West­ler, die Opfer des Regimes gewor­den sind wie Kachelm­ann, Har­ry Wörz, Horst Arnold, Klaus Löwitsch usw. Nicht zu ver­ges­sen sol­che vom Kali­ber Höneß und Becker.

Soso: Die West-Profs und die »Ost«-Sekretärinnen. Ergeht sich unser Autor in einer Andeu­tung. Und beläßt es dabei. Ich kann mich nicht erin­nern, daß die­ses poli­tisch-hier­ar­chi­sche Ver­hält­nis irgend­wann-irgend­wo ein­mal öffent­lich the­ma­ti­siert wor­den wäre. Bis­lang ein Staats­ge­heim­nis, offenbar.

Das Anti-DDR-Feind­bild der West­ler als lite­ra­tur-pro­fes­so­ra­le Wahrheit

Daß DDR-Bür­ger sich bis 1990 nicht an Insti­tu­tio­nen der DDR wand­ten, weil sie ansons­ten kol­la­bo­riert hät­ten oder so ange­se­hen wor­den wären, womög­lich, ent­spricht eben­falls nicht mei­ner Erinnerung:

In der DDR wur­den Insti­tu­tio­nen von den meis­ten eigent­lich immer als feind­li­che und bedroh­li­che Macht erfah­ren. (S. 97/98)

Davor muß­te man schon um des eige­nen sitt­li­chen Über­le­bens wil­len immer auf der Hut sein. Denn sich auf Insti­tu­tio­nen ein­zu­las­sen, hieß viel­fach nichts ande­res, als mit der Macht zu pak­tie­ren und sich kor­rum­pie­ren zu lassen.

Die KWV, die die Woh­nun­gen ver­teil­te, eine »feind­li­che Macht«? Der ABV, bei dem man sich über Nach­bar­schafts-Ruhe­stö­rung beschwer­te = Kor­rum­pie­rung? Mir ist das mal pas­siert, da mei­ne dama­li­ge aktu­el­le Freun­din beim Sex recht expres­siv war und mei­ne Nach­barn über mei­ner Woh­nung, Ber­lin-Prenz­lau­er Berg, vom ABV Abhil­fe for­der­te und der mich pflicht­ge­mäß und folg­lich ein­be­stell­te: »Klä­rung eines Sach­ver­halts«. Die Insti­tu­ti­on Poli­kli­nik = feind­lich? Der Schul­di­rek­tor, der Par­tei-Sekre­tär als Ent­schei­dungs-Instanz, die Staats­rats­ein­ga­be – immer­hin eine DDR-medi­al wie pri­vat oft erwähn­te Mas­sen­er­schei­nung – was war sie? Kol­la­bo­ra­ti­on? Das alles best­funk­tio­nie­rend im Sin­ne der Bür­ger, das alles »auf der Hut« sein? Eine der weni­gen Stel­len des Buchs, wo die Schwel­le zur Lächer­lich­keit durch den Autor wei­test über­schrit­ten wur­de: Und wie ist der Buch­au­tor in den 1980ern an die Uni gekom­men? War die kei­ne Insti­tu­ti­on? Hat er sich nicht bewor­ben? Hat er sei­ne Bewer­bung ver­ges­sen, wie ande­re in den 1990ern die­se oder jede Unter­schrift? Hat er pak­tiert, indem er sich bewor­ben und aufs Stu­di­um ein­ge­las­sen hat? Oder wie?

Der Voll­stän­dig­keit hal­ber: Selbst­ver­ständ­lich haben die »Lustig«-Macher-West-Männer nie ein Zurück-Lus­tig-Machen der DDR-ler zuge­las­sen: Alle nen­nens­wert-tv-bekann­ten soge­nann­ten Come­di­ans sind West­ler. Wie Staats­se­kre­tä­re und Pro­fes­so­ren. Wie die Wit­ze­rei­ßer des Völ­ki­schen Beob­ach­ters als sie Juden­wit­ze ris­sen, nicht aber deren Zurück­wit­zeln druck­ten. In die­sem Zusam­men­hang inter­es­sant die Teil-Über­ein­stim­mung in Sachen Selbst­de­mü­ti­gung mit und durch Olaf Schu­bert (S. 188). Wobei die­ser Name der Ergän­zung bedarf durch den Namen Cindy.

Bei­de ver­dan­ken ihre TV- bis Film-Kar­rie­re nicht ihrer Klug­heit und Wit­zig­keit, nicht irgend einem so oder so gear­te­ten Zufall, son­dern der Erfül­lung eini­ger Nega­tiv-Kli­schees der West­ler über die DDR-Bür­ger. Weil die West­ler mit den bei­den Büh­nen-Figu­ren ihre Gelüs­te auf Ost­ler-Abla­chen befrie­di­gen konn­ten, beka­men sie die gro­ße Büh­ne. Und damit den gro­ßen Erfolg. Und je ähn­li­cher ihre Figu­ren den Figu­ren von West-Komi­kern zu sein schei­nen, die irgend­wel­che West-Typen dar­stel­len, so ent­ge­gen­ge­setzt ist die pro­pa­gan­dis­ti­sche Funk­ti­on. Wie abs­trakt betrach­tet Hit­ler und Sta­lin gleich­ge­setzt wer­den, aber ihre Dar­stel­lung pro­pa­gan­dis­tisch ent­ge­gen­ge­setzt ist.

Inzwi­schen gibt es sogar Sepa­rat­pu­bli­ka­tio­nen, mit denen die ver­meint­lich kran­ken und krank­haf­ten ost­deut­schen Män­ner eigens the­ma­ti­siert wer­den wie zum Bei­spiel Pro­blem­zo­ne Ost­mann? (Stutt­gart 2021), wäh­rend die ost­deut­schen Frau­en eher gefei­ert wer­den, weil sie nicht nur erfolg­reich im wie­der­ver­ei­nig­ten Deutsch­land ange­kom­men sind… (S. 35)

Bla­bla­bla. Statt »eher gefei­ert« wür­de ich »zuge­rit­ten« und »west­schwanz­ge­steu­ert« schrei­ben wol­len. Schon im Hin­blick auf Mer­kel, Wagen­knecht. Ill­ner, Unter­lauf usw. Die Stif­tung, die 1999 gegrün­det wur­de, was ich kurz­zei­tig nah-beob­ach­ten durf­te, da ich kurz­zei­tig zur Mit­wir­kung ein­ge­la­den war, und die seit­her den Namen Luxem­burg miß­braucht, hat­te den Haupt­zweck, daß wil­li­ge und ehr­gei­zi­ge DDR-Wei­ber mit lin­kem Anspruch West­män­nern intel­lek­tu­ell vor­tan­zen konn­ten. Für die ande­ren, die ohne links, gab es vie­le ande­re Orte, sich den Kolo­ni­al­her­ren anzu­bie­ten. Dafür braucht man schließ­lich einen Raum, der dem Vor­gang die Pein­lich­keit nimmt. Und das war damals u.a. die­ser Gysi-Laden.

Die Fra­ge, war­um die inzwi­schen mythisch über­höh­ten Frau­en aus dem Osten die Umbrü­che nach 1989 in der Regel bes­ser als die Män­ner bewäl­tigt haben, läßt eine Rei­he von Ant­wor­ten zu. (S. 35)

Das mag sein. Das mit der Rei­he von Ant­wor­ten. Aber war­um nennt Osch­mann die­se und jene Ant­wort und nicht die wich­tigs­te: Für DDR-Gebo­re­ne gilt seit 1990: Die Wei­ber wer­den gefickt, die Män­ner krie­gen die Eier abge­schnit­ten. Die alte Skla­ven­hal­ter­re­gel der wei­ßen Skla­ven­hal­ter der Far­men in Ala­ba­ma, Loui­sia­na usw. in der Ami-Vor­bild-Demo­kra­tur. Nur, daß die Nig­ger in Deutsch-Nord­ost eben seit über drei Jahr­zehn­ten weiß sind. Und irgend­wann durf­ten auch in Ami­land Neger Pro­fes­so­ren wer­den. Was die Situa­ti­on der ande­ren nicht bes­ser­te. Es gilt seit 1990 wie seit Jahr­hun­der­ten bei Kolo­ni­sie­run­gen um die Ver­tei­lung der knap­pen Res­sour­ce Weib:

»Alle west­deut­schen Beam­ten, die in den Osten gin­gen«, gemeint ist die besetz­te DDR, »erhiel­ten fürst­li­che Son­der­zah­lun­gen, »Busch­zu­la­ge« genannt. Laut Wiki­pe­dia war »Busch­zu­la­ge« übri­gens eine redens­art­li­che Wort­schöp­fung für die Zula­ge der kai­ser­lich-deut­schen Beam­ten, die in die Kolo­ni­al­län­der Afri­kas ent­sandt wur­den.« (S. 52 – 53)

Das Busch­geld und was es uns bedeutet

Drei klei­ne Ergänzungen:

1. Anfang der 90er gab es noch kein Wiki. Jeder nicht unter­wür­fi­ge, nicht gleich­ge­schal­te­te DDR-Bür­ger konn­te den Sinn die­ser Voka­bel ver­ste­hen. Auch ohne Wiki-Erklä­rung. Mit der die West­ler ohne vor­ge­hal­te­ne Hand, aber doch indi­rekt zum Aus­druck brach­ten, was sie von DDR-Land und Leu­ten tat­säch­lich hiel­ten – weit abseits des offi­zi­el­len Polit­sprechs. Zum einen dien­te sie der kon­sens­be­stä­ti­gen­den Selbst­ver­stän­di­gung der West­ler. Indem sie über die Größt­me­di­en den DDR-lern zur Kennt­nis gebracht wur­den, wur­den die Macht­ver­hält­nis­se ange­sagt, die Unrecht­staat­lich­keit der Brd wie die Ohn­macht der Kolonisierten.

Was Osch­mann »ver­gißt«: Die Brd-Beam­ten haben die­se Zah­lun­gen, wie damals eben­falls bekannt gege­ben wur­de, vom Staat erpreßt, also rechts­wid­rig ein­ge­for­dert und rechts­wid­rig aus­ge­zahlt bekom­men. Zum Teil, wenn ich es recht erin­ne­re auch län­ger als zehn Jah­re lang. Erwirt­schaf­tet aus dem Raub des DDR-Bür­ger-Eigen­tums. Also indem den DDR-Bür­gern eben­so rechts­wid­rig genom­men wur­de, wie die ande­ren bekamen.

2. Ich erin­ne­re die »Zula­ge« auch als »Geld«, also als »Busch­geld«;

3. Mit dem »Busch­geld« finan­zier­ten die »kaiserlich«-kohlschen Beam­ten ihre Zweit- und Dritt­wei­ber im »Busch«, also DDR-Weib­lich­kei­ten, wäh­rend sie ihren Fami­li­en­müt­tern im tiefs­ten Katho­lo-Wes­ten erzähl­ten, sie soll­ten doch lie­ber zu Hau­se blei­ben, im Wes­ten, da der »Ost«-»Busch« doch der­ma­ßen unzi­vi­li­siert, grob, her­un­ter­ge­kom­men, maro­de sei, daß ihnen die­ser »Osten« nicht zuzu­mu­ten sei. Aus Ade­nau­ers Kanz­ler­zei­ten galt das DDR-Ter­ri­to­ri­um schon als Sibi­ri­en. Als eine Art Vorhölle.

Auch der Hei­rats­markt spielt eine Rol­le, der nicht umsonst »Markt« heißt… Die Pro­zent­zahl der West­deut­schen, die eine Ost­deut­sche gehei­ra­tet haben, liegt um ein Viel­fa­ches höher als im umge­kehr­ten Fall. Den Män­nern aus dem Osten man­gelt es schlicht an Posi­ti­on, Ver­mö­gen und Kar­rie­re­aus­sich­ten (S. 36)

Da haben wir sie wie­der, die Gram­ma­tik der Lüge, die Skla­ven­hal­ter­spra­che, die von den Skla­ven nach­ge­plap­pert wer­den soll. Und genau des­halb schreibt auch der Herr Pro­fes­sor so:

Der »Ost­mann« ist selbst schuld. Er trägt die Ursa­che sei­ner Degra­die­rung als sei­nen Feh­ler in sich: es man­gelt ihm. Der Pro­fes­sor prak­ti­ziert, was er an ande­rer Stel­le kri­ti­siert: Die West­ler set­zen eine Sprach­norm, die auch eine des Den­kens ist, und der Lite­ra­tur-Pro­fes­sor macht sie sich – als Spre­cher der »Ost«-Geborenen – zu eigen und gibt sie ein wei­te­res Mal an die Öffent­lich­keit aus. Als Kri­tik an den Ver­hält­nis­sen. Als die »Wahr­heit« der »Ost­deut­schen«. Er bestä­tigt ull­stein­öf­fent­lich-zitier­wür­dig die Dik­ta­te der Besat­zer, daß die Dik­ta­te nicht als die der Besat­zer erschei­nen, son­dern als Erkennt­nis und Mei­nung des »Ost­deut­schen«. Schließ­lich wird dann die eigent­li­che Her­kunft die­ser Behaup­tung »ver­ges­sen« gemacht, und schon ist das Dik­tat der Besat­zer die Erfin­dung der Betro­ge­nen und Beraub­ten, der Stumm­ge­schal­te­ten und Ver­folg­ten. Der DDR-ler. Der »Ost­deut­schen«. Wie »Der Spitz­bart muß weg« von 1953 angeb­lich die For­de­rung der Bau­ar­bei­ter der Sta­lin­al­lee sein soll­te, wie die Katyn-Lügen der Goeb­bels und Rib­ben­trop von 1943 seit Ende der 1980er als sowje­ti­sche Schuld­ein­ge­ständ­nis­se gel­ten. Eine typi­sche, häu­fig ver­wen­de­te Brd-Propaganda-Methode.

Wel­che Krö­ten geben die Regi­me­li­gne den Unter­ta­nen zu schlu­cken, wenn sie wegen des Auf­mu­ckens von Tei­len der Beherrsch­ten ein wenig Krit­teln zulas­sen? Mit wel­chen Moti­ven? Mit wel­chen Wir­kun­gen? Wenn wir DDR-ler zu den Pro­test-Demos gehen, egal ob Caro­la oder Krieg, müs­sen wir akzep­tie­ren, daß nur West­ler reden oder west­ge­vö­gel­te Wei­ber, daß die meis­ten vom »Imp­fen« reden anstatt vom Sprit­zen, daß nie­mand zu wis­sen scheint, daß und wie die heu­ti­gen Cha­ri­té-Pro­fes­so­ren die Pro­fes­su­ren, die Lehr­stüh­le, Labors, Kathe­der ab 1990 ari­siert haben, daß nicht weni­ge die West­welt-Spritz­dik­ta­tur als »DDR 2.0« und »Sta­si 2.0« denun­zie­ren, obwohl der DDR alle Vor­aus­set­zun­gen fehl­ten für einen der­ar­ti­gen Miß­brauch der Medi­zin im Diens­te der Pro­fi­te eini­ger kapi­ta­lis­ti­scher Phar­ma­kon­zer­ne. Schon weil nie­mand aus dem Ver­kauf von Mas­ken oder »Impf­stof­fen« Mil­lio­nen Pro­fi­te machen konn­te. Also nicht den so hoch geprie­se­nen »Ver­mö­gens­auf­bau« betrei­ben konnte.

Und wenn man – aktu­ell für Anfang 2023 – dem Auf­ruf einer der übels­ten Pro­pa­gan­da­tus­sen, die das Brd-Kolo­ni­al­re­gime je her­vor­ge­bracht hat, Ali­ce Schwar­zer, der gro­ßen Het­ze­rin und Tei­le­rin im Diens­te und zum Vor­teil der Anschluß-Dik­ta­to­ren, und dem der Bett­ge­nos­sin und des Best­ver­käu­fer­sprach­rohrs des Anschluß­ver­bre­chers Lafo, Wagen­knecht, folgt, in Ber­lin für den Frie­den im euro­päi­schen Osten zu demons­trie­ren, dann muß man hin­neh­men, daß sie – wie fast immer – Ursa­che und Wir­kung ver­tau­schen. Von wegen des rus­si­schen Angriffs­kriegs und Putins Grau­sam­kei­ten. Auch hier wie­der wird deut­lich, daß und wie das Regime Regie­rung und Oppo­si­ti­on glei­cher­ma­ßen insze­niert. Wer sich nicht von einem Kolo­ni­al-Dik­ta­tor ficken, wer sich nicht kau­fen läßt, wer nicht ihr Bums­ver­dienst­kreuz­trä­ger, wer nicht ihr Pro­fes­sor ist und so wei­ter, der darf nicht reden. Und dürf­te er oder sie doch ver­se­hent­lich ein­mal, wür­de eh nie­mand zuhö­ren. Denn um ein TV-Gesichts-Pro­mi und damit glaub­wür­dig zu sein, um als Glaub­wür­dig­keits-Exper­te beim Publi­kum anzu­kom­men, bedarf es eines Abon­ne­ments in TV-Bild­schirm-Prä­senz. Und das gibt es nur für gekauf­te Bezahl­te. Und bezahlt wird nur, wer auf lan­ge Distanz von sich gibt, was regime­ge­braucht und gebräuch­lich ist.

Nicht wirk­lich über­ra­schend, daß Schwar­zer, die ideo­lo­gi­sche Gift­sprit­ze des Patri­ar­chats unter dem Rubrum des Femi­nis­mus, der offen­bar doch nur ein ver­lo­ge­ner Fri­gi­dis­mus, Kin­der­lo­sig­kei­tis­mus und Steu­er­be­schiß­mus ist, den im Demo-Auf­ruf behaup­te­ten Pazi­fis­mus gleich nach der Anti-Kriegs-Demo im Früh­jahr 2023 wie­der zurück­ge­nom­men hat.

Die Ver­mö­gens-Nicht-Auf­bau-Lüge

Offen­sicht­lich gibt es eine Hier­ar­chie der the­ma­ti­schen Tabus bezie­hungs­wei­se Dik­ta­te, die zu befol­gen, die zu bewah­ren sind. Zum einen hin­sicht­lich der Erwäh­nung der The­men, also auch hin­sicht­lich der Erzähl­wei­se für die­je­ni­gen, die erzählt wer­den. Der Ego­schwät­zer und Eitel­zwerg Gysi ist das wohl reprä­sen­ta­tivs­te Bei­spiel für die best­do­sier­te Ein­hal­tung der Tabus durch »ost­deut­sche« Kol­la­bo­ra­teu­re. Auch hin­sicht­lich der Beloh­nung. Wie­viel Mil­lio­nen wird der seit 1990 gemacht haben? Der schon 1990/1991 die Paro­le aus­gab, das DDR-Volks­ei­gen­tum sei nichts wert gewe­sen, sonst hät­ten die DDR-Bür­ger es verteidigt.

Also müs­sen wir über den Raub unse­res Eigen­tums seit­her gar nicht erst reden und nicht den­ken, da es ja eh nichts wert war. Angeb­lich. Wir müs­sen auch nicht dar­über den­ken, war­um jeder, der die gysi­is­ti­sche Ver­lo­gen­heit durch­schaut und ihr wider­spre­chen woll­te, nicht mit­re­den darf. Und war­um der Gysi die in sei­nem Eltern­haus, in der DDR, FDJ, SED usw. gelern­ten Klas­sen­kampf­leh­ren völ­lig ver­ges­sen hat wie auch die marx­sche Öko­no­mie – nichts davon taucht in sei­nen »kes­sen« Sprü­chen auf. Nicht ein­mal die berühm­tes­ten Aus­sa­gen des marx­schen »Kapi­tals« kann er erin­nern. Weder in der Kriegs‑, noch in der C‑Frage. Wie auch sein gan­zer Anhang es nicht kann. Man kann, man darf inner­halb sei­nes Diä­ten- und Stif­tungs-Ver­eins nur öffent­lich reden, wenn man feh­ler­frei die sel­ben Ver­geß­lich­kei­ten prak­ti­ziert. Ein Schelm, wer Absicht und Inter­es­se dar­in ver­mu­tet und sich an die Par­tei des Hit­le­ris­mus erinnert:

300 Pro­zent Pro­fit und es gibt kein Verbrechen …

Durch einen simp­len Ver­gleich bricht das Kar­ten­haus der gysi­ischen Schlitz­oh­rig­keit von wegen der Wert­lo­sig­keit des DDR-Volks­ei­gen­tums in sich zusam­men und offen­bart die Jäm­mer­lich­keit sei­ner Dienst­bar­keit gegen­über den Besat­zern, zumal sein Sta­tus im Brd-Polit-Ramsch-Laden sich unter ande­rem aus sei­ner jüdi­schen Her­kunft ergibt: Wie haben eigent­lich die Juden im Deut­schen Reich des impor­tier­ten Ösi-Adolfs, des Hit­ler ab 1933 ihr Eigen­tum ver­tei­digt? Mehr oder weni­ger als die DDR-Bür­ger ab 1990? Was also war ihr, was war unser Eigen­tum wert? Nach der gysi­schen »Logik«, die den Besat­zern damals, Anfang der 90er, min­des­tens so gefal­len hat wie jetzt das Ver­mö­gens-Auf­bau-Nicht-Dür­fen des Osch­mann. Das sind die wich­tigs­ten Tabus: Die Herr­schafts­ver­hält­nis­se, die Eigen­tums­ver­hält­nis­se, die Apart­heid gegen die DDR-Bür­ger, die Ver­bre­chen, die mit den ande­ren Tabus zusam­men­hän­gen. Erschei­nun­gen dür­fen ober­fläch­lich erwähnt wer­den, die fal­schen Schluß­fol­ge­run­gen sind vor­ge­ge­ben und müs­sen strikt befolgt wer­den: Putin ist böse, die Brd sei DIE Demo­kra­tie. Und uns wird ein wei­te­res Mal der Raub unse­res Volks-und ande­ren Eigen­tums ab 1990 als das Nicht-Dür­fen von Ver­mö­gens­auf­bau in der DDR ver­kauft. Um damit die sys­te­ma­ti­sche, besatz­er­ge­woll­te und besatz­er­or­ga­ni­sier­te Ver­ar­mung von Mil­lio­nen DDR-Bür­gern als Schuld der böses­ten aller DDRen zu verkaufen.

Und die Besat­zer-Dik­ta­te, die die Ver­meh­rung des Wohl­stands der DDR-Bür­ger bis Ende 1989 umkehr­ten in die Ver­ar­mung von Mil­lio­nen ab 1990 – in Ber­lin-Mar­zahn, in Pan­kow und anders­wo gibt es heut­zu­ta­ge Sup­pen­kü­chen, Almo­sen­ver­teil­stel­len, in den gro­ßen Städ­ten Obdach­lo­sig­keit und so wei­ter – wer­den uns als die Demo­kra­tie an und für sich erzählt. Da wer­den die Sup­pen­kü­chen­an­stel­ler ihre heu­ti­ge Bedürf­tig­keit wohl irgend­wann frü­her mal gewählt haben. Die zusätz­li­chen Mil­lio­nen- und Mil­li­ar­den-Pro­fi­te der Brd-Eigen­tü­mer, die im pro­vunG nicht erwähnt wer­den, dür­fen weder in den Text, noch in des­sen Unlo­gik gera­ten: Tabu.

Machen wir also auch die Denk-Pro­be in Sachen der Defi­zi­te der »Ost­deut­schen«, die schuld sei­en an ihrer miß­li­chen Situa­ti­on seit 1990: Der Jude gehör­te ins Exil oder KZ oder an einen schlim­me­ren Ort, denn es fehl­te ihm an Posi­ti­on, Ver­mö­gen, Kar­rie­re­aus­sich­ten im »Drit­ten Reich«. Wer wür­de einen sol­chen Unsinn schrei­ben? Der nicht weni­ger wert und wahr ist als ande­rer. Und war­um scheint der­sel­be Unsinn, der bezo­gen auf Juden unsag- und undenk­bar ist, ein selbst­ver­ständ­lich akzep­ta­bles Argu­ment zu sein? Wenn es gegen DDR-Bür­ger geht und um die Erklä­rung, daß ein Kolo­nia­lis­mus gar kei­ner sei, son­dern der aller­bes­te Demo­kra­tis­mus, den die angeb­lich freie Welt je drauf­hat­te. Ein Lite­ra­tur­pro­fes­sor soll­te sol­che Fra­gen auf­klä­ren kön­nen. Zumal Osch­mann ja das Grund­stu­di­um noch in der DDR absol­viert hat und mar­xis­tisch-leni­nis­ti­sche Phi­lo­so­phie wie auch die poli­ti­sche Öko­no­mie in der DDR dazu gehör­ten. In der DDR konn­ten sol­che genau solches.

Wer hät­te jemals Hit­ler und Goeb­bels als Anders­den­ken­de in Sachen Juden bezeich­net? Oder als deren Kri­ti­ker? Haben sie nicht anders gedacht als vie­le Juden und ande­re? Zum Bei­spiel nach­weis­lich anders als Brecht? Haben sie die Juden nicht kri­ti­siert? Und doch wür­de kein Hof­au­tor der Brd-ler auf die Idee kom­men, die­se Wahr­hei­ten zu ver­fas­sen und zu ver­öf­fent­li­chen. Bei­de Bezeich­ner wer­den nor­ma­ler­wei­se posi­tiv ver­wen­det. Der Herr­schafts­sprech der Brd-ler ver­wirrt seit Jahr­zehn­ten die Begrif­fe »Ver­gleich« und »Gleich­set­zung«. Posi­tiv wer­ten­de Wör­ter dür­fen nur für die posi­tiv gewer­te­ten Figu­ren der Gesell­schaft ver­wen­det wer­den. Aus­nah­men, auch wenn ver­se­hent­lich statt­fin­dend, ändern an die­ser Regel des poli­ti­schen Analpha­be­tis­mus nichts. Umge­kehrt: Wenn in Por­träts von hohen und höchs­ten Nazis sol­che Wör­ter ver­wen­det wer­den, wir­ken die­se genau so. Dann soll der Nazi posi­tiv erzählt wer­den. Viel­leicht sol­len es nicht sofort alle mitbekommen.

Der Jude ist ins KZ gekom­men, weil er die­se Feh­ler in sich trug? Die die angeb­lich die Ursa­che der »deutsch-deut­schen« Situa­ti­on sind? Nein! Die Hit­le­ris­ten haben sich den Juden pro­pa­gan­dis­tisch und macht­tech­nisch und geld­geil so zurecht­ge­stutzt, wie sie ihn woll­ten und brauch­ten. Und erfan­den im Lau­fe der Jah­re Begrün­dun­gen, mit denen sie die Infe­rio­ri­tät der Juden immer wei­ter und tie­fer den »Volks­ge­nos­sen« plau­si­bel mach­ten. Daß ihre sons­ti­gen Moti­ve tabu und nicht denk­bar blie­ben. Zum Bei­spiel die Geld­geil­heit der klei­nen Denun­zi­an­ten wie die der größ­ten Indus­tri­el­len. Wie auch die Ver­bre­chen. Bis 1945.

Und so ver­wen­den die Okku­pan­ten für die Anti-DDR-Erzäh­lun­gen gern Pas­siv-Kon­struk­tio­nen, daß sie selbst nicht als han­deln­de Sub­jek­te und also nicht als Ver­bre­cher-Typen in ihren »Wiedervereinigungs«-Märchen erschei­nen: Die DDR ist »zusam­men­ge­bro­chen« und »unter­ge­gan­gen«, denn das läßt Grün­de asso­zi­ie­ren, die in der DDR selbst lie­gen. Man muß sie kaum noch wie­der­ho­len. Nicht ein­mal andeu­ten. War­um die West­ler jahr­zehn­te­lang den Sozia­lis­mus der­ma­ßen aggres­siv, inten­siv und aus­dau­ernd bekämpft haben, uns der­ma­ßen viel Scha­den zuge­fügt, so viel Pro­pa­gan­da-Gül­le über das klei­ne Land aus­ge­kippt haben, da er doch nicht funk­tio­niert habe, der Sozia­lis­mus, bleibt uner­find­lich, bleibt uner­klärt. Die Pas­siv-Gram­ma­tik macht die Emp­fän­ger der Pro­pa­gan­da den­ken, die DDR sei der­ma­ßen feh­ler­haft kon­stru­iert gewe­sen, daß die feind­li­chen Kämp­fer kei­nen Bei­trag geleis­tet hät­ten. Und daß die »Sta­sis« irre Typen gewe­sen sei­en, die Frei­er­fin­der von Fein­den gewe­sen sei­en; wenn es um das Erzäh­len des Nicht-Funk­tio­nie­rens der DDR geht, dür­fen die west­li­chen Diens­te eben­so wenig erwähnt wer­den wie die West­agen­ten in der DDR wie die dama­li­ge Ngo wie die Tat­sa­chen, daß es das Kür­zel »Ngo« damals noch nicht gab im deut­schen Polit­sprech und wann und war­um es spä­ter ein­ge­führt wurde.

Die DDR ist nicht etwa bekämpft und besiegt wor­den. Sprach­lich, obwohl sie es so oft selbst bele­gen, indem sie die »alten Kämp­fer« im TV reden und ihre Anti-»Stasi«-Heldentaten erzäh­len las­sen. Die Hil­de­brandts, die Rathe­now, die Jahns, die Birth­lers, die Kliers, die Bier­män­ner, Kraw­c­zyks, Weg­ners usw. Und selbst die Älte­ren, die die­sen stän­di­gen Ansturm auf die stol­zen Tore der Grenz­be­fes­ti­gung und die Köp­fe der Bür­ger jahr­zehn­te­lang mit­er­leb­ten, wur­den auch mit die­ser Gram­ma­tik über die Jahr­zehn­te, ins­be­son­de­re seit es kei­ne DDR-Mas­sen-Medi­en mehr gibt, erfolg­reich umpro­gram­miert. Wenn man die Beschrei­bung Vic­tor Klem­pe­rers in der LTI – die die Deutsch-Unter­ta­nen nicht ken­nen sol­len, wie auch längst nicht mehr die west­deut­sche »Unfä­hig­keit zu trau­ern« der Mit­scher­lichs, nicht ein­mal frü­her gefei­er­te Nobel­preis­bü­cher wie Bölls Adam… – näm­lich der Falsch­pro­gram­mie­rung der jun­gen Volks­sturm-Nazis denkt und die Mit­tel und die Zeit, die die Hit­le­ris­ten hat­ten, die­se zu bewir­ken, und die­se ver­gleicht mit den über drei Jahr­zehn­ten Unter­tä­nig­ma­chungs-Zeit und Farb-TV und www bis in die Fei­er­abend-Cafés und Knei­pen und bis in die Wohn- und Bett­zim­mer hin­ein, kann einem schon allein des­halb jeg­li­cher Opti­mis­mus schwin­den hin­sicht­lich der Heil­bar­keit der Deut­schen. Wie sie immer­hin von den weni­gen deut­schen Anti­fa­schis­ten 1945 und in den Fol­ge­jah­ren gedacht wer­den konnte.

Hun­der­te klei­ne, »harm­lo­se« Lügen pro Tag: die Kon­di­tio­nie­rung für die großen

Die Mau­er sei gefal­len, hören und lesen wir immer wie­der, da sie gestan­den hat wie ’ne Eins und Leu­te auf ihr tanz­ten und sie gar kei­ne Mau­er war, da das Bau­werk nicht gemau­ert war. Und die Pro­pa­gan­da-Aus­sen­den­den zei­gen Bil­der des auf­recht ste­hen­den Bau­werks geben gleich­zei­tig die Behaup­tung des Gefal­lens­eins aus. Und Sei­ten­ba­cher hat noch nie eine Sen­dung prä­sen­tiert, da es doch dau­ernd behaup­tet wird – und so wer­den die Deutsch-Unter­ta­nen mit den klei­ne­ren, schein­bar harm­lo­sen Lügen tag­täg­lich fit gemacht für die gro­ßen. Zum Bei­spiel, daß die Polen und die Bal­ten Angst hät­ten vor den Rus­sen und daß des­halb Nato-Pan­zer aus West­eu­ro­pa gen Osten rol­len müß­ten. Seit 15 – 20 Jah­ren. Aber die Nato-Sat­zung ist gar kein Psy­cho­the­ra­pie-Papier, dar­in steht nichts von Angst, son­dern vom Ver­tei­di­gungs­fall. Gemäß Nato-Sat­zung. Angst ist gar kein Pan­zer­ver­le­gungs-Argu­ment. Eigent­lich. Nicht ver­trag­lich, aber pro­pa­gan­dis­tisch-ver­blö­dend. Unab­hän­gig davon, ob die Angst ein­ge­bil­det oder rea­lis­tisch ist, ob sie gelo­gen ist oder tat­säch­lich gedacht-emp­fun­den wird.

Das Psy­cho­lo­gi­sie­ren, das die West­ler auf Geheiß und nach dem Vor­bild der Amis seit den 1950ern immer stär­ker in die Staats­pro­pa­gan­da ein­bau­en, ist eine sehr effek­ti­ve, ver­lo­ge­ne Herr­schafts­me­tho­de jesus­fun­da­men­ta­lis­ti­scher Regimes wie das der Brd: Angst kann man nicht bewei­sen, also muß man es auch nicht, die Behaup­tung genügt, und wider­le­gen kann man eine sol­che nicht beweis­ba­ren Behaup­tun­gen schon gar nicht. Im Kon­text des Laber­schau-Demo­kra­tis­mus. Und wenn es um die krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen im Don­bass geht, darf nie­man­dem ein­fal­len, daß das jahr­zehn­te­lan­ge Pre­di­gen die­ser Angst eine selbst­er­fül­len­de Pro­phe­zei­ung gewe­sen sein könn­te. Ein sehr bekann­ter Begriff der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wis­sen­schaft. Also tabu, wenn es um Ukrai­ne und Putin geht. Und daß nie­mand gegen sich selbst und nicht allein Krieg führt. Wie schon eine lang­jäh­ri­ge Idio­ten-Pro­pa­gan­da-Kam­pa­gne gegen die DDR lau­te­te: Die DDR haben mit Men­schen gehan­delt. Indem die Brd Gefäng­nis­in­sas­sen »frei­ge­kauft« habe. Eine selbst­ver­ständ­lich und logi­scher­wei­se zwei­sei­ti­ge Hand­lung wird zu einer ein­sei­ti­gen erklärt. Daß das behaup­te­te Böse an der DDR kle­be und die Brd mit nichts der­glei­chen jemals zu tun gehabt habe. Und die Volks­idio­ten unter­wer­fen sich dem Blöd­sinn. Wie sie sich den Jesus- und Demo­kra­tie-Idio­ti­en unter­wer­fen. Das eine paßt zum ande­ren, das eine hängt am anderen.

Wie unre­flek­tiert oder kor­rupt oder bei­des redet man, wenn man »Putins Krieg« behaup­tet? Auch da es sprach­lich nie­mals einen Krieg Oba­mas, Bushs, Clin­tons oder Bidens gab. Sprach­lich-pro­pa­gan­dis­tisch auch kei­nen US-Angriffs­krieg, schon gar kei­nen grau­sa­men. Es gab Sta­lins Bom­be und Sta­lins Viren und Sta­lins Gulags, aber nie Tru­mans Bom­be, nie Gates’ und Bidens Pan­de­mie, jeden­falls nicht in der Staats­pro­pa­gan­da, die nicht »Pro­pa­gan­da« heißt und mit dem Staat nie etwas zu tun hat­te. Angeb­lich. Und daß die Ver­skla­vung der Mil­lio­nen Afri­ka­ner für die Arbeit in Ame­ri­ka und die wei­test­ge­hen­de Aus­lö­schung von ame­ri­ka­ni­schen Urein­woh­ner-Völ­kern immer angeb­lich jesus­ge­wollt und tat­säch­lich pfäf­fisch abge­seg­net waren, sol­len wir auch nicht den­ken. Nicht den­ken können.

Und so scheint nun im »kri­ti­schen« Text des Osch­mann die fast tota­le Ent­eig­nung und Ver­ohn­mäch­ti­gung der DDR-Bür­ger, auch mit­tels ihrer Umbe­nen­nung in »Ost­deut­sche«, als Bös­ar­tig­keit der DDR, da sie den »Ost­deut­schen« angeb­lich ver­bot, ver­mö­gend zu wer­den. Und daß ab 1990 ein weit grö­ße­rer Raub – die­ses Wort fin­det sich übri­gens auch im StGB der Brd und die­ses Tun wider­sprach ins­be­son­de­re der Ver­fas­sung der Deut­schen Demo­kra­ti­schen Repu­blik und der 1990 eben­falls gel­ten­den UN-Men­schen­rech­te-Dekla­ra­ti­on – statt­ge­fun­den hat als ab 1933 im Deut­schen Reich, dür­fen die Deutsch-Unter­ta­nen nicht den­ken. Wie auch nicht die hun­der­te Mil­li­ar­den Schul­den – gemäß gel­ten­den Völ­ker- und Men­schen­rech­ten – der Brd den DDR-Bür­gern gegen­über, da die Brd-ler der DDR absichtsvoll-»kalt«-kriegerisch Schä­den zufüg­ten, wie und wo sie nur konn­ten, und die immer höher wer­den­den Kos­ten des Schut­zes der Schaf­fens­er­geb­nis­se ver­ur­sach­ten. All das wird durch den Lite­ra­tur-Pro­fes­sor ein­mal mehr sprach­lich ver­schwin­den gemacht, im Wort­laut: »Vor 1989 durf­te man auf­grund der Staats­ideo­lo­gie im Osten kein Ver­mö­gen auf­bau­en, nach 1989 konn­te und kann man es auf­grund die­ser Lohn­un­ter­schie­de in der Regel nicht…« (S. 116)

Osch­mann über­nimmt wie­der­um das kolo­ni­al­herr­li­che Dik­tat. Eine schä­di­gen­de Brd-Staats­ideo­lo­gie: unles‑, undenk­bar. Da er doch die Norm­set­zung durch »den Wes­ten« einer­seits beklagt, ande­rer­seits die­ser das Wort redet. Also durch die der west­li­chen Kolo­ni­al­herr­li­chen, die mit­tels die­ser sprach­li­chen Trans­po­nie­rung anony­mi­siert, abs­tra­hiert wer­den wie mit­tels des »Gesetz­ge­bers« die Diä­ten­ver­bre­cher ver­schwun­den wer­den. So ver­schwin­den kon­kre­te Ver­bre­cher in »der Wes­ten« und kon­kre­te Opfer in »Ost­deutsch­land«. Könn­te man bes­ser bewei­sen, wie »wahr« Osch­manns Lügen doch sei­en? Die DDR-Ver­fas­sung bestimmt, wem die DDR gehört, die UN Men­schen­recht­e­de­kla­ra­ti­on bestimmt: Kom­pen­sa­ti­ons­lo­se Ent­eig­nung ist ver­bo­ten. Genau das haben die Besat­zer getan: Uns kom­pen­sa­ti­ons­los ent­eig­net. Und Osch­mann lügt, die Armut der Ent­eig­ne­ten rüh­re von einem Ver­mö­gens­bil­dungs­ver­bot der DDR, also daß es das Volks­ei­gen­tum nie gege­ben habe und es nicht ent­zo­gen wur­de. Wie auch die Mil­lio­nen geraub­ten Ein­fa­mi­li­en­häu­ser, Dat­schen, das geraub­te Boden­re­form­land, die sich nicht im Volks­ei­gen­tum befan­den, die Werf­ten, die Walz­wer­ke, die zer­klopp­te Tex­til­in­dus­trie, die Koh­le­gru­ben, die Kraft­wer­ke, »Takraf«, »Fort­schritt«, »Robo­tron«, »KWO«, »INT«, »EAW«, »Gleich­rich­ter­werk Tel­tow« und all die anderen.

Wo hät­te es die­ses Ver­bot gege­ben? Mir ist kei­nes bekannt. Wie ist Ver­mö­gen defi­niert? Das man nicht haben durf­te, angeb­lich. Wie auf­bau­en? Aber und vor allem: Wozu hät­te man es wol­len sol­len? Oder müs­sen? Die­se Fra­gen zu unter­schla­gen, heißt tota­le Unter­wer­fung unter die feind­lich-nega­ti­ve Haß-Erzäh­lung der Anschlußverbrecher.

Die Sicher­heit, die in der soge­nann­ten Frei­heit ein Ver­mö­gen für den Not­fall oder das Alter vor­gau­kelt, aber nicht unbe­dingt ist, brauch­te man in der DDR über­haupt nicht. Der Staat garan­tier­te, daß man im Alter eben­so wenig auf der Stra­ße lan­de­te wie zuvor irgend­wann, das Wirt­schafts­sys­tem garan­tier­te, daß man pri­vat nicht plei­te ging. Und das funk­tio­nier­te bes­tens, bis eine laut­star­ke Min­der­heit 1989/1990 den Staat an die West­ler über­gab, wie der­einst die Agen­ten der Geg­ner Tro­jas Tro­ja an ihre Geg­ner über­ga­ben, da sie aus dem berüch­tig­ten Pferd geklet­tert waren wie die Pfaf­fen Ende 1989 aus den Kir­chen­ka­ta­kom­ben. Um die­se gewe­se­ne Rea­li­tä­ten undenk­bar zu machen, wird der End­sieg über die DDR als Nicht-funk­tio­niert-Haben des Sozia­lis­mus aus­ge­ge­ben und zig­tau­send­fach nach­ge­plap­pert. Und wie­der dür­fen DDR-Bür­ger nicht mitreden:

Hat der Anschluß der Sude­ten und Ösi­lands 1938 bewie­sen, daß der tsche­cho­slo­wa­ki­sche oder öster­rei­chi­sche Kapi­ta­lis­mus nicht funk­tio­niert hat? Oder haben die Anschlüs­se womög­lich nur bewie­sen, daß die einen ver­ra­ten wur­den und die Deut­schen Anschluß-Extre­mis­ten waren? War­um ist der eine Anschluß, der von 1990, der Beweis für ein Nicht-funk­tio­niert-Haben, der ande­re von 1938 nicht? Ich sage: Weil DDR-Bür­ger seit 1990 nicht öffent­lich mit­re­den dür­fen wie Kom­mu­nis­ten und Juden es nicht durf­ten in der Adolf-Hitler-Zivil-Gesellschaft.

Die Ari­sie­rung, die nicht statt­ge­fun­den haben darf

Zudem: Die­ses Erzähl­dik­tat wur­de auch erfun­den und wird nach­ge­plap­pert, daß nächst­lie­gen­de »Feh­ler« nicht auf die Lip­pen und in die Zei­len kom­men: Die Besat­zer haben – schlim­mer als ab 1933 wider jüdi­sche Eigen­tü­mer – das Eigen­tum der DDR-Bür­ger geraubt. Denn die Juden muß­ten ver­kau­fen, beka­men also Geld für ihre Lie­gen­schaf­ten und Geschäfts­an­tei­le, die DDR-Bür­ger nicht. Die soge­nann­ten Mod­row-Geset­ze von Anfang 1990 hat­ten den Zweck, das Volks­ei­gen­tum der DDR-Bür­ger indi­vi­du­ell auf­zu­tei­len. Auf die DDR-Bür­ger als die Eigen­tü­mer, nicht auf die West­ler. Das wur­de nach dem kohl­schen »Wahl«-Diktat des 18.3.1990 end­gül­tig ins Gegen­teil ver­kehrt unter Bei­be­hal­tung des sel­ben Worts »Treu­hand«. Das Volks­ei­gen­tum wur­de nicht unter den DDR-Bür­gern gleich­mä­ßig auf­ge­teilt, son­dern ins­ge­samt vom Brd-Staat geraubt und unter den West­lern und eini­gen Raub- und Kolo­ni­al-Kum­pa­nen der Brd-Herr­schen­den ver­scha­chert. Wie ab 1933 die Hit­le­ris­ten dik­tier­ten, daß die Juden ihre Betrie­be und Woh­nun­gen, Vil­len, Betei­li­gun­gen ver­kau­fen muß­ten, Juden aber nicht kau­fen durf­ten. Die Käu­fer der 1930er Jah­re muß­ten Pro­vi­sio­nen an die Nsdap zah­len. Die Lon­don Times publi­zier­te in den 1990ern einen Ari­sie­rung-Anteil von cir­ca 15 Pro­zent, der an Amis, Brits, Fran­zen, Juden ging. Und wie in den 1930ern Mil­lio­nen offi­zi­ell in der hit­le­ris­ti­schen Par­tei­kas­se lan­de­ten, so zahl­ten die Fran­zo­sen nach dem Anschluß der DDR Mil­lio­nen und Aber­mil­lio­nen schwarz für die Über­eig­nung von Minol an die Koh­lis­ten. Die bestimm­ten, wer Käu­fer sein durf­te. Des gesam­ten Tank­stel­len­net­zes der DDR inklu­si­ve. Und das ist ja nur ein Bei­spiel von so vie­len. Mit dem Schwarz­geld, das in der Schweiz gela­gert wur­de und an dem die Schwei­zer wie­der ein­mal mit­ver­dien­ten an einem deut­schen Ari­sie­rungs­feld­zug, finan­zier­te die Kohl­ma­fia den »Wahl«-Sieg von 1994. Für 1998 hat’s dann nicht mehr gereicht.

DDR-Groß­be­trie­be plus Mil­lio­nen­för­de­run­gen angeb­lich für Umstruk­tu­rie­rung, Arbeits­platz­erhal­tung, Sozi­al­plä­ne und so wei­ter wur­den für eine Demark ver­scher­belt, und DDR-Bür­ger waren selbst­ver­ständ­lich vom Kauf aus­ge­schlos­sen. Denn wer hät­te die eine Mark nicht gehabt? Wie ab 1933 bei den Ari­sie­run­gen jüdi­schen Eigen­tums Juden vom Kauf aus­ge­schlos­sen waren. Aller­dings waren die Ori­gi­nal-Hit­le­ris­ten weni­ger ver­lo­gen: Sie sag­ten das als Ver­bot an. 1990 wur­de kein Kauf-Ver­bot für DDR-Bür­ger ange­sagt. Es wur­de umso radi­kal-feind­li­cher prak­ti­ziert. Und vie­le, denen die Anfang der 1970er aus pri­va­tem Besitz vom Staat DDR über­nom­me­nen Betrie­be zurück­ge­ge­ben wur­den, was mit gro­ßen Tam­tam als Rechts­staat­lich­keit gefei­ert wur­den, wur­den danach platt­ge­macht. Ohne Tam­tam. Das Eigen­tum also ent­wer­tet, wie­der weg­ge­nom­men. Unter ande­rem ver­lang­te der Brd-Staat die Kauf­sum­me, mit der die DDR die pri­va­ten Eigen­tü­mer aus­ge­zahlt hat­te, ver­zinst zurück. Die oft­mals nicht zu leis­ten war. Ins­be­son­de­re unter den Bedin­gun­gen einer »Ostler«-feindlichen Poli­tik. Des Staats wie der West-Kon­kur­ren­ten. Auch dar­über berich­te­te die Lon­don Times, auch sehr sel­ten, die deut­schen Medi­en kaum bis gar nicht. Und sehr anders.

Drei Jahr­zehn­te spä­ter macht Osch­mann dann aus dem Raub der Okku­pan­ten eine DDR-Schuld. NEIN! Die DDR-Bür­ger haben in der DDR 40 Jah­re flei­ßig, klug unter der Füh­rung der SED und mit Hil­fe der UdSSR Ver­mö­gen auf­ge­baut. Aber einen Groß­teil davon als Gemein­ei­gen­tum. Ab 1990 raub­ten die West­ler den Größt­teil: die VEBs, die Maschi­ne­rien, die Stra­ßen, Woh­nun­gen, Wäl­der, Seen usw. Indi­vi­du­ell wur­den dann auch Mil­lio­nen DDR-Bür­gern Ein­fa­mi­li­en­häu­ser, Dat­schen, land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen, Fir­men ent­zo­gen. Gern mit ver­lo­gends­ten Begrün­dun­gen und mit ent­wer­ten­dem Gere­de sowie­so. Auch der zer­stör­te Palast der Repu­blik war unse­re Eigen­tum und ist das wohl bekann­tes­te Sym­bol der Ari­sie­rung und Eigen­tums-Ver­nich­tung. Ein in sei­ner Her­stel­lung Aber­mil­lio­nen Mark teu­res Gebäu­de und in sei­nem Gebrauchs- und ideel­len Wert gar nicht zu ermes­sen, wur­de der Palast des Vol­kes als der Pfaf­fen­herr­schaft ver­haß­tes­tes Sym­bol der Volks­herr­schaft (= Demo­kra­tie) mit ver­lo­gens­ten Begrün­dun­gen 1990 erst geschlos­sen, dann vie­le Jah­re als häß­lichs­te Rui­ne ste­hen gelas­sen, um schließ­lich – auch auf Kos­ten der beraub­ten DDR-Bür­ger – teu­erst abge­ris­sen zu wer­den, um aus dem kol­lek­ti­ven Gedächt­nis gelöscht zu wer­den. Gleich­zei­tig wur­de der Abriß von gan­zen ein oder zwei Kir­chen und einem Schloß als schlimms­tes SED-DDR-Ver­bre­chen gekeift. Wäh­rend es die vie­len Kir­chen und Schlös­ser, die in 40 Jah­ren Brd der »auto­ge­rech­ten Stadt« und Boden­spe­ku­la­tio­nen wei­chen muß­ten, schein­bar nie gege­ben hat­te. Zudem war das behaup­te­te Ber­li­ner Schloß kein Schloß, son­dern ein rie­si­ger Schutt­hau­fen mit eini­gem weni­gen noch auf­recht ste­hen­den Gestein. Das erhal­ten geblie­be­ne Schloß­por­tal wur­de Anfang der 1960er in die Fas­sa­de des Staats­rats­ge­bäu­de eingebaut.

Auf dem Platz des Volks­pa­las­tes und der rie­si­gen demo­kra­tie­ge­schwän­ger­ten Frei­flä­che wur­de dann als Sym­bol der Mon­ar­chie ein Dis­ney­land der Archi­tek­tur gesetzt. Als Orgas­mus der Kolo­ni­sie­rung. Anti-Demo­kra­tis­mus als Beweis der angeb­li­chen Demo­kra­tie. DDR-Bür­ger hat­ten auch hier­in nichts zu sagen und über­haupt gar nichts mitzubestimmen.

Also: Was pro­pa­gan­dis­tisch nicht erwähnt wer­den darf, dafür schwät­zen sie von angeb­li­chem Nicht-Dür­fen. Und ihre Pri­vi­le­gier­ten dür­fen nach­schwät­zen, was West­ler vorschwätzten.

Wie auch jün­ge­re DDR-gebo­re­ne Wei­ber seit eini­gen Jah­ren TV-gesen­det wer­den mit dem Blöd­sinn: Die jun­gen DDR-Mädels sei­en eben fle­xi­bler gewe­sen und hät­ten die Hei­mat ver­las­sen, um in der Welt das Glück zu suchen und zu fin­den. Und sie dür­fen sich sogar ein­bil­den, die­sen Blöd­sinn selbst erfun­den zu haben, den mir 25 Jah­re frü­her schon männ­li­che Bescheid­wis­ser aus’m Wes­ten erzählt haben. NEIN! Die Besat­zer haben den jung­schen DDR-Wei­bern Ange­bo­te gemacht, die sie den Jungs nicht gemacht haben. War­um wohl? Wel­cher Art wohl? Mit wel­chen Haupt‑, mit wel­chen Neben­ge­dan­ken? Und die hüb­sche­ren Mädels fan­den sogar Bet­ten, die ihnen den Weg zum sozia­len Auf­stieg und dem ihrer Kin­der ebnen soll­ten. Bes­te Bei­spie­le: Unter­lauf, Mer­kel, Ill­ner, Wagen­knecht, Kachelm­ann und so vie­le andere.

Das ver­lo­re­ne kol­lek­ti­ve Gedächt­nis der Kontostände

Und noch einer: In den ers­ten Jah­ren der Okku­pa­ti­on ver­wen­de­ten die Besat­zer-Funk­tio­nä­re und auch ihre Pro­pa­gan­da-Lüg­ner viel Zeit und Dis­kurs auf die Fra­ge, wie man den DDR-lern die hohen Spar­be­trä­ge auf den Kon­ten abräu­men konn­te. Die durch­schnitt­lich ins­ge­samt höher waren als die der west­li­chen Durch­schnitts­vol­ker. Wenn ich es recht erin­ne­re. Auch nach der Hal­bie­rung des Zah­len­werts durch die Umstel­lung auf Demark war das noch so. Vom Kauf­kraft­ver­fall mit dem Umtausch gar nicht erst anzu­fan­gen. Mit der sel­ben Selbst­ver­ständ­lich­keit, mit der Osch­mann nun behaup­tet, es habe in der DDR kein Ver­mö­gen erwirt­schaf­tet wer­den dür­fen (er kol­por­tiert mit »dür­fen« ja ein Ver­bot oder ähn­li­ches), erzähl­ten die Herr­schafts­me­di­en damals, das Geld habe sich auf den Kon­ten der DDR-Bür­ger gehäuft, da es für das Geld angeb­lich nichts zu kau­fen gab. In der bes­tens funk­tio­nie­ren­den DDR war jede Kon­to­mark übri­gens immer und auto­ma­tisch zu 3 Pro­zent plus bissl ver­zinst. Ganz ohne Son­der­kon­ten, Fest­geld, Anlei­hen usw. Es habe einen erheb­li­chen Kauf­kraft­über­hang gege­ben, war von den Kolo­ni­al-Pro­pa­gan­da-Hei­nis erzählt wor­den. Und nun lese ich bei Osch­mann Gegen­tei­li­ges. Cui bono?

Zum schlech­ten Schluß

So könn­te ich noch etli­che Erzäh­lun­gen und Wör­ter des Buchs auf den pro­pa­gan­dis­ti­schen Prüf­stand stel­len. Aber ich soll­te doch lang­sam zum Ende kom­men, daß die Rezen­si­on nicht län­ger wird als der Buch­text selbst. Es ist ja schon bis hier­her eher ein Gegen­text denn eine Rezension.

Ob und inwie­weit Osch­manns pro­fes­so­ra­le Buch-Wort­mel­dung einen soge­nann­ten Kar­rie­re­knick ver­ur­sacht, ist schwer ein­zu­schät­zen. Zum einen benennt er Miß­stän­de, die auch nach Brd-Maß­stä­ben wel­che sind und zumeist ver­leug­net wer­den und die nicht all­zu oft auf der Tages­ord­nung waren. Zum ande­ren gab es – ich erwähn­te es oben – immer mal Kri­ti­küs­se, die das eine und ande­re Stürm­chen im Was­ser­glas erzeug­ten. Ohne daß des­we­gen die Brd wackel­te oder sonst etwas Posi­ti­ves die Fol­ge gewe­sen wäre. Ins­be­son­de­re nicht für die »Ost­deut­schen«. Danie­la Dahn war in den 90er und 2000er Jah­re immer mal die Vor­zei­ge-Kri­ti­ke­rin; Wei­bern gesteht man im Brd-Patri­ar­chat das eine ums ande­re Mal etwas mehr När­rin­nen­frei­heit zu. Ande­rer­seits hängt, wie wir in den letz­ten 33 Jah­re sehen konn­ten, die Wir­kung kri­ti­scher Wör­ter nicht nur vom Text und nicht nur vom Image des Autors ab und nicht nur von der Reich­wei­te des Ver­lags, son­dern auch vom Grad der Ver­blö­dung der Vol­ker ins­ge­samt. Und die hat kon­ti­nu­ier­lich zuge­nom­men seit der Zer­klop­pung der DDR-Volks­bil­dung und DDR-Medi­en. Also selbst wenn die eine oder ande­re Äuße­rung über Frü­he­res ande­rer Autoren hin­aus gehen soll­te, sind Leser mas­sen­wei­se immer weni­ger in der Lage, zu ver­ste­hen und sich zu empö­ren. An Han­deln ist schon gar nicht zu den­ken. Die von Osch­mann vor­ge­zeig­ten beson­ders auf­fä­li­gen Nega­tiv-Reak­tio­nen stam­men auch des­halb von alten wei­ßen West­män­nern über 70. Und die meis­ten poten­ti­el­len Leser dürf­ten das Anlie­gen des Autors Osch­mann dahin­ge­hend ver­ste­hen, daß er Gefah­ren für die »Demo­kra­tie« sieht, die er ban­nen hel­fen möch­te. Also als Staatsfrömmigkeit.

Jeden­falls ist Osch­mann durch den Pro­fes­so­ren-Titel und ‑Sta­tus sowie durch den Ver­lags­na­men eini­ger­ma­ßen geschützt. Ande­rer­seits: Die gesell­schaft­li­chen Regeln ändern sich der­zeit in einer Geschwin­dig­keit wie sie die Deut­schen um 1918, 1933 und 1945 erleb­ten und die DDR-Bür­ger ab Ende 1989. Wer weiß, was mor­gen ist? Wel­che Regeln gel­ten? Wel­che Aus­sa­ge oder Ent­schei­dung von ges­tern über­mor­gen falsch sein wird? Ohne daß der Nenn-Sou­ve­rän mit­be­stim­men könn­te. In einem Staat, da der Chef­re­dak­teur einer bestimm­ten Zei­tung mal eben den Staats­prä­ser absetz­te. Vor gut cir­ca zehn Jah­ren. Etwa zu der Zeit, da Osch­mann Pro­fes­sor wur­de. Letzt­lich angeb­lich wegen einer Bewir­tungs­rech­nung über 700 Euro. In einem Land, in dem rück­wir­ken­de Geset­ze nicht als sol­che erkannt wer­den. Und beson­ders gern mit­samt Beweis­last­um­kehr gegen DDR-Bür­ger ange­wen­det wer­den, die aber nicht DDR-Bür­ger gehei­ßen wer­den, mit­samt Beweis­last­um­kehr. Um sie als »Ost­deut­sche« im Busch­land zu ver­nich­ten und plattzumachen.

Daß eine Demo­kra­tie von »Hoch­qua­li­fi­zier­ten für Hoch­qua­li­fi­zier­te« (S. 15) kei­ne ist, ver­steht der Autor offen­bar gar nicht erst. Wie er auch nicht ver­steht, nicht ver­ste­hen kann-will, daß die »Feh­ler« der »Wie­der­ver­ei­ni­gung«, zu deren Hei­lung er mit sei­nen Auf­merk­samm­a­chun­gen auf sie wohl bei­tra­gen möch­te, kei­ne Feh­ler sind und des­halb auch nicht geheilt wer­den kön­nen. In der Leh­re des DDR-Staats­bür­ger­kun­de-Unter­richts aus­ge­drückt: Wäre der Kapi­ta­lis­mus-Impe­ria­lis­mus gerecht, mensch­lich, nicht-räu­be­risch, nicht-ver­lo­gen, nicht-men­schen­feind­lich, wür­den die Brd-Herr­schen­den das Grund­ge­setz zu ach­ten und ein­zu­hal­ten ver­su­chen, wäre die Brd nicht kapi­ta­lis­tisch-impe­ria­lis­tisch, son­dern eine deut­sche und eine demo­kra­ti­sche Repu­blik. Und könn­te sich dann auch so genannt wer­den. Sie ist aber eine Ami-Kolo­nie »in Rechts­nach­fol­ge in Iden­ti­tät« mit der Hit­ler-Dik­ta­tur. Wie es das höchs­te Gericht die­ses ScheiSS-Staats (=schein­de­mo­kra­ti­scher, schein­de­mo­kra­ti­scher, schein­so­zia­ler SS-Nobel­preis­trä­ger-Staat) schon vor Jahr­zehn­ten dekretierte.

Sehr schön demons­trie­ren die Herr­schen­den mit dem Buch, daß und wie das Verb »dür­fen« für die DDR reser­viert ist, das des­sen Ver­wen­dung in der Ver­nei­nung die blö­dest-fal­schen Ideen der West­ler und DDR-Pfaf­fen und Pro­fes­so­ren über sie ein­trich­tert. Denn es kommt seit Ende 1989 in den staats-ideo­lo­gi­schen Anti-DDR-Erzäh­lun­gen nur in der Ver­nei­nung, nur als Nicht-Dür­fen vor, nie als Dür­fen. Schon gar nicht als staat­lich und SED-gewünscht oder ‑gesollt. Wenn es sich um »frei­heit­lich« Posi­ti­ves dreht. Wäh­rend das Nicht-Dür­fen in der Brd auf der sel­ben staats­ideo­lo­gi­schen Ebe­ne im all­ge­mei­nen nicht benannt wer­den darf, obwohl es ein gel­ten­des StGB mit sehr vie­len Ver­bo­ten gibt und zudem eine immer wei­ter aus­ufern­de Ver­bots­pra­xis auf der Basis von AGBs zum Bei­spiel, gegen die es nicht ein­mal die Behaup­tung von soge­nann­ten Rechts­mit­teln gibt.

Ull­stein druckt und ver­legt Bücher, und zwar im Gegen­satz zur »Eulen­spie­gel-Ver­lags­grup­pe« nicht für das Ghet­to-Publi­kum, son­dern für die rich­ti­gen Deut­schen. Die Buch­aus­sa­gen sind also größtöf­fent­lich zitier­bar. Das, was die Deutsch-Unter­ta­nen nicht dür­fen sol­len, wird als Nicht-Kön­nen orga­ni­siert: Mil­lio­nen DDR-Bücher wur­den anfangs der 1990er aus den Biblio­the­ken wie aus den Han­dels­la­gern ent­fernt, geraubt und ver­nich­tet, ste­hen seit­her also nicht mehr für einen bil­dungs- und kul­tur­nor­ma­len Umgang mit Büchern zur Ver­fü­gung. Nie muß­te ein Regie­ren­der, Sen­de­fuz­zi oder Pop-Punk das Lesen eines ver­nich­te­ten Buches ver­bie­ten oder ein sol­ches Ver­bot beschö­ni­gen. Man konn­te es nicht mehr lesen und kann es auch heu­te nicht, da es ja ent­fernt wor­den und ver­nich­tet ist. Zig­tau­sen­de Mal öfter als ab Mai 1933. Schon wegen der über 40 Jah­re Buch­pro­duk­ti­on und staat­li­chem Mono­pol. Die LTI erschien schon vor Grün­dung der DDR 1946. Dem­entspre­chend gibt es in den deutsch­spra­chi­gen Aso­zi­al­me­di­en kei­ne Zita­te von DDR-Autoren. Egal wel­cher Denk­be­reich. Ganz weni­ge, sel­te­ne Aus­nah­men: Viel­leicht mal ein Brecht, bei kom­mu­nis­tisch ori­en­tier­ten DDR-Patrio­ten viel­leicht auch mal ein Hacks. Auch die »Fak­ten­che­cker« müs­sen Zita­te aus Büchern, die 1990/1991 aus den öffent­li­chen Biblio­the­ken mil­lio­nen­fach aus­sor­tiert, die druck­frisch ver­nich­tet wur­den, nicht ver­bie­ten und nicht denunzieren.

Hin­ge­gen: Der Deutsch-Unter­tan kann und darf den Osch­mann zitie­ren. Denn Ull­stein hat das Buch auf den angeb­lich frei­en Markt gewor­fen, auf dem es kei­nen ein­zi­gen Ver­lag gibt, der das Wis­sen und Wol­len eines DDR-Bür­gers je ver­legt hat oder ver­le­gen wür­de. So frei ist die­ser Markt. Osch­mann kann sich empö­ren über die Unge­rech­tig­keit, daß es so vie­le West­profs in »Ost­deutsch­land« gibt. Immer­hin. Er darf-kann sich auch empö­ren, daß West­profs für West­ler und gegen Ost­ler stim­men, wenn es um Neu­be­ru­fun­gen geht (S. 67) Immer­hin. Und wie wird die­ser Gegen­satz im Grup­pen­ver­hal­ten zur staats­of­fi­zi­el­len Wie­der­ver­ei­ni­gungs-Rhe­to­rik in die Köp­fe getrich­tert? Er kann nicht ein­mal die Fra­ge stel­len, wie auch sie es nicht kann, ob man nicht auch die Fra­ge stel­len müß­te: Wenn die »Ost­deut­schen« schon auf dem »Gebiet der ehe­ma­li­gen DDR« kei­ne Chan­ce haben, wel­che habe sie dann im Wes­ten? Wenn schon die DDR-Sozia­li­sier­ten in ihren Sied­lungs­ge­bie­ten nichts zu sagen haben und ein paar Quoten-»Ossis« auf dem einen oder ande­ren Par­tei­pos­ten die »Wie­der­ver­ei­ni­gung« und deren Gelin­gen dar­stel­len dür­fen, was haben die dann erst im Wes­ten nicht mit­zu­re­den? Und war­um nennt ein pro­fes­so­ra­ler Trot­tel die­se Dik­ta­tur, die­se Apart­heid andau­ernd »Demo­kra­tie«? Wann, wo, wie haben die wei­ßen Nig­ger dafür gestimmt, daß nur West­ler Staats­se­kre­tä­re, Pro­fes­so­ren, Uni-Chefs, Inten­dan­ten, Chef­re­da­ke­teu­re sein dür­fen? Und was nüt­zen Stimm­vieh­auf­trie­be, wenn nur die und der Stim­men bekom­men kann, die und der über das TV schö­ner­zählt wer­den? Aber das TV total anti­de­mo­kra­tisch-obrig­keits-gesteu­ert ist. Wie Gysi, Kip­ping, Wagen­knecht und eini­ge weni­ge ande­re zu ihren Man­da­ten gekom­men sind.

Die west­dik­tier­te und ‑geführ­te DDR-Kon­ter­re­vo­lu­ti­on frißt der­zeit wie­der ein­mal ihre Kin­der. Selbst wenn sie sich jahr­zehn­te­lang den brau­nen Sprech- und Denk­dik­ta­ten unter­wor­fen haben. Sie wer­den läs­sig durch Impor­tier­te und noch ver­blö­de­te­re Nach­fol­gen­de ausgetauscht.

Epi­log – mit beken­nen­den »Ost­deut­schen«

In der ab 1990 ari­sier­ten Ber­li­ner Zei­tung der Deut­schen Demo­kra­ti­schen mel­den sich Wider­spre­cher zu Wort. Zum Bei­spiel ein DDR-Sozia­li­sier­ter, der Anfang/​Mitte der 1990er ein tech­ni­scher Pro­fes­sor in Cott­bus gewor­den war. Und schreibt eben­falls wie ein Brd-Pri­vi­le­gier­ter. Da er einer ist. Der aber doch wert dar­auf legt, sich immer als »Ost­deut­scher« bekannt zu haben. Also die Osch­mann­sche Scham bezie­hungs­wei­se sei­ne Scham-Dia­gno­se nicht tei­len mag. Auch er stellt Ver­glei­che an, auch er beschreibt Rea­li­tä­ten. Die der Brd, wie er sie erlebt habe, wie die davor. Er kann DDR nicht mehr beschrei­ben ohne die Brd-Denk- und Schreib-Dik­ta­te zu ver­mei­den. Und so wird – aus Sicht des DDR-Bür­gers – das Ver­gleichs-Bild arisch schief und verzerrt.

Es bleibt dabei: Die West­ler unter­hal­ten sich mit sich selbst. Und gele­gent­lich las­sen sie den einen und ande­ren »Ost­deut­schen« das reden und schrei­ben, was ihnen gefällt. Und nützt.

Dirk Osch­mann: Der Osten: Eine west­deut­sche Erfin­dung, Ull­stein Ver­lag, Ber­lin 2023.

Bild: Graf­fi­ti am Fun­da­ment des abge­ris­se­nen Palasts, Okto­ber 2008 (Schreib­kraft CC BY-SA 4.0); Haus des Leh­rers (Chris­ti­an Thie­le CC BY-SA 3.0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert