Regierende schenken keinen klaren Wein ein: Umsteigen oder einschränken?

In diesen Zeiten stehen wir vor einem doppelten Problem, das verschärft wird durch die antirussischen Sanktionen ganz besonders auf den Gebieten Rohstoffe und Energie, was uns in der EU eine gar nicht lustige Deindustrialisierung zu bescheren droht.

Das doppelte Problem besteht darin, daß einerseits die offizielle Politik beschlossen hat, wir müßten von fossilen Energiequellen auf sogenannt nachhaltige (Wind, Sonne, Wasser) umsteigen, andererseits sollten wir 2050 nur mehr 10 Prozent der heutigen Energiemenge verbrauchen.

Umstieg ins Leere

Ein Ausstieg aus Erdöl, Erdgas, Kohle und Atom bei gleichzeitigem Einstieg in eine Kombination von Windkraft, Photovoltaik, Solar‐​Thermie, Wasserkraft mit Wasserstoff ist theoretisch denkbar und wäre bei entsprechender Planung und Schaffung der dafür nötigen Infrastrukturen langfristig tatsächlich möglich. Allerdings gilt es festzustellen, daß diese Infrastrukturen aktuell gar nicht vorhanden sind im nötigen Ausmaß. Ein forcierter Umstieg jetzt ist also vergleichbar einem Pferdewechsel mitten in der Furt, wo gar keine Pferde vorhanden sind.

Leider ist es genau das, was die EU‐​Kommission mit den meisten Regierungen der Mitgliedsstaaten – mit Ausnahme Ungarns – gerade jetzt betreibt, wobei ursprüngliche unrealistische Termine noch einmal vorverlegt wurden. Das wird begleitet von der Lüge, »die Russen« hätten »den Hahn zugedreht«, weswegen jetzt der Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschleunigt werden müsse. Fakt ist, daß die EU in Nibelungentreue zu den USA sich mittels antirussischer Sanktionen von russischem Holz, russischer Kohle, russischem Gas und Erdöl abgenabelt hat noch bevor die USA die Nordstream‐​Pipeline sprengten. Wobei eine der vier Röhren intakt blieb, aber dennoch ebenso wenig in Betrieb geht wie die von Polen blockierte Jamal‐​Pipeline, und obwohl die Druschba‐​Pipeline noch bis zur ungarischen Raffinerie Erdöl liefert, verweigert die BRD‐​Regierung russischem Erdöl den Zutritt zu den beiden auf vormaligem DDR‐​Gebiet befindlichen Raffinerien, die darob in den größten Schwierigkeiten stecken.

Wir hatten gerade eben einen milden Winter, weswegen die Katastrophe des Energie‐​Notstands ausblieb, wobei das kräftig dadurch unterstützt wurde, daß zahlreiche Betriebe energieintensive Produktionen zurückfuhren oder ganz einstellten. BASF etwa hat hoch offiziell angekündigt, Produkte, die sie nicht mehr in ihrem Stammwerk in Ludwigshafen herstellt, aus ihrer neuen chinesischen Fabrik, die im Herbst 2022 den Betrieb aufnahm, importieren zu wollen.

Denn in China haben sich die Energiepreise nicht versechsfacht binnen Jahresfrist wie am Standort Ludwigshafen und es gibt dort ohne Ende günstiges Gas von Gazprom wie vor den Sanktionen in Westeuropa.

Dabei wird nirgends so viel in Windkraft, Sonnenenergie und Wasserstoff‐​Infrastruktur investiert wie in der Volksrepublik China. Aber gleichzeitig steigt der Gas‐ und Erdölverbrauch und um mehr Strom zu haben wird in neue Kohlekraftwerke investiert, die in der EU regelrecht verteufelt werden. Denn es ist das Ziel der chinesischen Führung, nachdem die extreme Armut ganz und die relative Armut fast beseitigt ist, den allgemeinen Wohlstand aufzubauen. Dafür wird jede Menge Energie gebraucht, und die wird mit allen verfügbaren Techniken bereitgestellt. Es wird folglich bedarfsgerecht geplant und investiert, und das ohne ideologische Scheuklappen. Wobei Ideologie, wie wir wissen, als falsches Bewußtsein definiert ist.

Gleichzeitig wird sich in China bemüht um die Verbesserung der Luftqualität ganz besonders in den Städten. Ein Kohlekraftwerk muß ja nicht zwingend die ganze Umgebung mit Staub und Schwefel verpesten, denn schließlich gibt es mittlerweile Filteranlagen dagegen. Allerdings gibt es in China nicht die Panik vor zu viel CO2, denn der Anstieg des Anteils in der Luft von 0,04 auf 0,041 Prozent schreckt dort niemanden.

Dennoch findet langfristig ein Umsteigen auf nicht importierte Energiequellen statt, wobei in China erkannt wurde, daß eine sinnvolle Nutzung der nicht steuerbaren und daher volatilen Energie‐​Ernte aus Wind und Sonne nur möglich ist zusammen mit der Wasserstoff‐​Elektrolyse, wobei dann die erzeugte Energie auch speicherbar wird. Gleichzeitig kann sie Gas dort ersetzen wo Strom nicht funktioniert. Darüber hinaus läßt sich mit Strom kein Straßenbelag herzaubern, aber mit sogenanntem violetten Wasserstoff aus Erdgas geht das sehr wohl, etwas das aus ideologischen Gründen in der EU verteufelt wird.

In China kommt auch niemand auf eine solche Schnapsidee wie die, den Verbrennungsmotor in Fahrzeugen zu ebener Erde ab 2035 verbieten zu wollen, wie das die EU jetzt tut. Denn es ist klar, daß die Zeit bis dahin zu kurz ist für einen Umstieg, bei dem die individuelle Mobilität ebenso wenig verloren geht wie der wirtschaftlich nötige Lieferverkehr. Es macht definitiv keinen Sinn, die Ladefähigkeit der LKW mit tonnenschweren Batterien zu verringern, wobei die batterie‐​elektrisch betriebenen Autos außerhalb des Kurzstreckenverkehrs ebenfalls untauglich sind. Das funktioniert alles ohne Probleme mit Wasserstoff und Brennstoffzelle, aber da fehlen noch die Anlagen für eine Großserien‐​Produktion. Wobei die Anlagen für die Millionen Batterien genauso nicht vorhanden sind; sie zu schaffen ist aber unsinnig, weil sie eine untaugliche Lösung des Mobilitätsproblems darstellen.

Das hat China erkannt, die EU aber leider nicht.

Zu Teil 2 dieses Zweiteilers.

Bild: Gasleitung bei Halle

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