Sub­sis­tenz­wirt­schaft und Maschi­nen­we­sen oder die gefähr­li­chen Illu­sio­nen der Clau­dia von Werlhof

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Die Sozio­lo­gin Clau­dia von Werl­hof ist in den letz­ten Wochen häu­fi­ger in maß­nah­men­kri­ti­schen Zusam­men­hän­gen auf­ge­tre­ten, so bei der Frei­en Lin­ken Öster­reich am 16. März 20231 und in einem Rubi­kon-Inter­view am 1. April 20232.

Ihr zen­tra­les The­ma ist Kri­tik am moder­nen Maschi­nen­we­sen. Sie hält es für eine durch und durch patri­ar­cha­le Erfin­dung. Es wur­de angeb­lich aus­schließ­lich von Män­nern ent­wi­ckelt nach dem Vor­bild der Alche­mie. Grund­prin­zip des Maschi­nen­we­sens sei es, leben­di­ge Mate­rie abzu­tö­ten (zu mor­ti­fi­zie­ren) und ver­bes­sert wie­der zusam­men­zu­set­zen. Haupt­mo­ti­va­ti­on der Män­ner für die Ent­wick­lung von Maschi­nen sei ihr Gebär­neid. Ihnen ist die Her­vor­brin­gung von neu­em Leben nicht mög­lich, also müss­ten sie die­se abwer­ten und sich auf Ersatz­hand­lun­gen stürzen.

Dem­ge­gen­über behaup­tet sie, dass sol­che Maschi­nen in Matri­ar­cha­ten nicht auf­tra­ten und matri­ar­cha­le Men­schen im Ein­klang mit der Natur leb­ten. Dar­aus folgt logisch eine Ableh­nung des Maschi­nen­we­sens und eine Rück­kehr zur Sub­sis­tenz­wirt­schaft, was Clau­dia von Werl­hof seit Jahr­zehn­ten ver­tritt. Die­se Vor­stel­lung war immer schon illu­sio­när. Unter den heu­ti­gen Bedin­gun­gen des Gre­at Reset sind sol­che The­sen rich­tig­ge­hend gefähr­lich, denn sie pas­sen sehr gut zu den For­de­run­gen der Trans­hu­ma­nis­ten nach Ver­ar­mung und radi­ka­ler Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on. Bei einer tat­säch­li­chen Sub­sis­tenz­wirt­schaft kön­nen – wenn es hoch­kommt – viel­leicht 100 Mil­lio­nen Men­schen auf der gesam­ten Erde ernährt wer­den, aber garan­tiert nicht acht Mil­li­ar­den, auf die die Welt­be­völ­ke­rung in die­sem Jahr gewach­sen ist.

Clau­dia von Werl­hof kann mit ihren The­sen die Wider­stands­be­we­gung gegen den Coro­na-Wahn, Krieg und Gre­at Reset läh­men und auf Abwe­ge füh­ren. Wenn Kri­tik an der Ideo­lo­gie des Trans­hu­ma­nis­mus zu einer Kri­tik der moder­nen Tech­nik aus­ge­wei­tet wird, nützt das letzt­end­lich nur Schwab und Co., auch wenn es nicht beab­sich­tigt ist. Die Glo­ba­lis­ten sind bei der Nut­zung von Ideo­lo­gien nicht zim­per­lich. Sie stüt­zen sich genau­so auf bestimm­te Spiel­ar­ten des Mar­xis­mus wie auf die Iden­ti­täts­po­li­tik, einen über­bor­den­den Mora­lis­mus und den Links­neo­li­be­ra­lis­mus. Auch ein Öko­fe­mi­nis­mus könn­te die­se Funk­ti­on als Legi­ti­ma­ti­ons­ideo­lo­gie für den Gre­at Reset erfül­len, wenn er auch sicher­lich nicht zum ideo­lo­gi­schen Haupt­strom wer­den wird. Aber für eine Des­ori­en­tie­rung der Wider­stands­be­we­gung reicht er unter Umstän­den allemal.

Was sind Matriarchate?

Ange­sichts einer über­bor­den­den Iden­ti­täts­po­li­tik ist eine per­sön­li­che Vor­be­mer­kung erfor­der­lich. Denn wie kommt ein »alter wei­ßer Mann« dazu, über Matri­ar­cha­te, Öko­fe­mi­nis­mus und Sub­sis­tenz­wirt­schaft zu schrei­ben, wer­den sich man­che fra­gen. Sicher­lich wird die fol­gen­de Erklä­rung kei­ne Hard­core-Iden­ti­täts­po­li­ti­ke­rin­nen befrie­di­gen, aber es mag viel­leicht von Inter­es­se sein, dass ich die Matri­ar­chats­for­schung von Hei­de Gött­ner-Abend­roth seit den 1980er Jah­ren, seit ihrem Buch »Die Göt­tin und ihr Heros« ver­folgt und jedes neue Buch von ihr gera­de­zu ver­schlun­gen habe. Bekannt­lich gin­gen ja schon die Klas­si­ker des Mar­xis­mus, beson­ders Fried­rich Engels in sei­nem Buch »Der Ursprung der Fami­lie, des Pri­vat­ei­gen­tums und des Staa­tes« von 1884 von einer matri­ar­cha­len Früh­ge­schich­te aus.

Erst im Jahr 2019 erschien der drit­te Band der Rei­he »Das Matri­ar­chat« von Hei­de Gött­ner-Abend­roth, der his­to­ri­sche Matri­ar­cha­te behan­delt. Er hat den Titel »Geschich­te matri­ar­cha­ler Gesell­schaf­ten und Ent­ste­hung des Patri­ar­chats«. Die­ser Band ent­hält in der Tat zahl­rei­che neue und bis­her so nicht bekann­te Erkennt­nis­se. So zum Bei­spiel, dass in eini­gen Gesell­schaf­ten Matri­ar­cha­te bis weit in das Metall­zeit­al­ter hin­ein­ra­gen. Das gilt für die Minoi­sche Kul­tur, die Indus­kul­tur3, Alt­eu­ro­pa und die frü­hen Sta­di­en der meso­po­ta­mi­schen Kulturen.

Gött­ner-Abend­roth defi­niert Matri­ar­cha­te – basie­rend auf ihren For­schun­gen – wie folgt:

  • Matri­ar­cha­te sind Aus­gleichs­ge­sell­schaf­ten, in der Frau­en die lebens­not­wen­di­gen Güter wie Land, Häu­ser und Nah­rungs­mit­tel ver­wal­ten und durch Ver­tei­lung für einen öko­no­mi­schen Aus­gleich sor­gen. Pri­vat­ei­gen­tum an Land ist unbe­kannt. Auch grö­ße­re sozia­le Unter­schie­de und die Spal­tung der Gesell­schaft in Klas­sen exis­tier­ten nicht.
  • Matri­ar­cha­te beru­hen auf dem Ver­wandt­schafts­sys­tem mit Matri­li­nea­ri­tät (Ver­wandt­schaft in der Mut­ter­li­nie) und der Matri­lo­ka­li­tät (Wohn­sitz bei der Mut­ter). Es gilt die Gleich­wer­tig­keit der Geschlechter.
  • Matri­ar­cha­te sind poli­tisch eine Kon­sens­ge­sell­schaft mit Clans als Basis. Die Män­ner agie­ren in eini­gen die­ser Gesell­schaf­ten als Dele­gier­te und Spre­cher ihrer Sip­pen in aus­wär­ti­gen Versammlungen.
  • Matri­ar­cha­te besit­zen kom­ple­xe reli­giö­se und welt­an­schau­li­che Sys­te­me, wobei die grund­le­gen­de Vor­stel­lung der Wie­der­ge­burts­glau­be ist. Frau­en wer­den geehrt, weil sie Tod in Leben zurück­ver­wan­deln kön­nen. Es gibt kei­ne männ­li­chen Göt­ter, son­dern das weib­lich Gött­li­che in vie­len Erschei­nun­gen prägt das Welt­bild.4

Matri­ar­cha­te sind also kei­nes­wegs umge­kehr­te Patri­ar­cha­te und eine der spä­te­ren Män­ner­herr­schaft ana­lo­ge Frau­en­herr­schaft hat es in Matri­ar­cha­ten nie gegeben.

Wie Aus­gra­bun­gen in Alt­eu­ro­pa und auf Kre­ta gezeigt haben, hat­te das Leben in die­sen Matri­ar­cha­ten einen hei­te­ren und fried­li­chen Cha­rak­ter. Archäo­lo­gen prei­sen den Zau­ber und die »voll­kom­me­ne Beja­hung der Anmut des Lebens«, die noch in zahl­rei­chen minoi­schen Abbil­dun­gen erkenn­bar ist.5 Der all­ge­mei­ne Wohl­stand in den ent­wi­ckel­ten Matri­ar­cha­ten war ver­gleichs­wei­se hoch. So hat­te in Mohen­jo-Daro, der größ­ten Stadt der Indus­kul­tur, jedes Haus Anschluss an die Kana­li­sa­ti­on, was selbst im heu­ti­gen Indi­en noch nicht erreicht ist. In jedem Haus gab es Möbel wie Tische, Stüh­le und Tru­hen, was eben­falls im heu­ti­gen Indi­en noch nicht all­ge­mein üblich ist. Auch der Ver­brauch an Tex­ti­li­en war hoch. Anzei­chen für eine Klas­sen­spal­tung konn­ten bei allen die­sen Gesell­schaf­ten trotz ver­zwei­fel­ter Suche der Archäo­lo­gen nicht gefun­den wer­den. Herr­schafts- und Monu­men­tal­ar­chi­tek­tur, Stadt­mau­ern und Waf­fen waren unbe­kannt. An zen­tra­ler Stel­le der »Zita­del­le« lag ein Bad. Es ist nicht mehr zu rekon­stru­ie­ren, ob es reli­giö­sen Zwe­cken dien­te, wie die meis­ten Archäo­lo­gen mei­nen oder doch eher welt­li­chen. Dann wäre es wohl das Schwimm­be­cken eines grö­ße­ren Ther­men­kom­ple­xes, wie sie auch aus dem Römi­schen Reich bekannt sind6.

Die­se Ent­de­ckun­gen haben auch Aus­wir­kun­gen auf die Theo­rie des his­to­ri­schen Mate­ria­lis­mus. Offen­bar ist ein gesell­schaft­li­ches Mehr­pro­dukt nur die Vor­aus­set­zung für die Tei­lung der Gesell­schaft in Klas­sen. Die­se voll­zieht sich aber nicht sofort und auto­ma­tisch, wenn es vor­han­den ist. In vie­len Gesell­schaf­ten wie dem minoi­schen Kre­ta exis­tier­ten Aus­gleichs­me­cha­nis­men, die der Akku­mu­la­ti­on des Mehr­pro­duk­tes Gren­zen setz­ten. Wohl­ha­ben­de­re Sip­pen waren mora­lisch ver­pflich­tet, auf­wen­di­ge Fes­te aus­zu­rich­ten, auf denen das Mehr­pro­dukt gemein­sam ver­zehrt wur­de. Des­halb konn­ten sich die klas­sen­lo­sen Gesell­schaf­ten auf einem viel höhe­ren Ent­wick­lungs­ni­veau hal­ten, als dies bis­her ange­nom­men wurde.

Vor allem der Krieg hat aus einer Mög­lich­keit zur Klas­sen­spal­tung eine Rea­li­tät gemacht. Das kann exem­pla­risch an der Geschich­te der Indo­eu­ro­pä­er demons­triert wer­den. Ihre Urhei­mat liegt in den ukrai­ni­schen und süd­rus­si­schen Step­pen. Auf­grund einer Kli­ma­ver­schlech­te­rung war Acker­bau kaum noch mög­lich, statt­des­sen bekam die Tier­hal­tung eine über­ra­gen­de Bedeu­tung. Da dies bedeu­te­te, mit den Her­den weit umher­zu­zie­hen, wur­de die­ses Tätig­keit zuneh­mend zur Domä­ne der Män­ner und sie wur­de immer wich­ti­ger für die Ernäh­rung, wäh­rend der Acker­bau der Frau­en nur noch küm­mer­li­che Resul­ta­te erbrach­te. Damit wur­den die Män­ner zum wich­ti­ge­ren Geschlecht, was sich auch im Über­bau aus­wirk­te, zum Bei­spiel im Auf­tre­ten männ­li­cher Gott­hei­ten. Die Män­ner erlern­ten dann um das Jahr 5.000 v.u.Z. das Rei­ten, was ihre Mobi­li­tät bedeu­tend erhöh­te. Bald kam es zu Zusam­men­stö­ßen mit benach­bar­ten Stäm­men um die immer knap­per wer­den­den Wei­de­grün­de. Der Krieg wur­de schließ­lich in der Step­pen­re­gi­on ende­misch. Mit dem Krieg kam auch das Pri­vat­ei­gen­tum ein­zel­ner Män­ner an den geraub­ten Her­den der Fein­de auf. Mäch­ti­ge Män­ner hat­ten nun das Inter­es­se, die­ses Pri­vat­ei­gen­tum exklu­siv an ihre Söh­ne zu ver­er­ben. Das aber war nur mög­lich, wenn die Sexua­li­tät der Frau­en lücken­los kon­trol­liert und über­wacht wird, was bereits Fried­rich Engels erkann­te. Hier liegt der Ursprung der patri­ar­cha­len mono­ga­men Ehe und Fami­lie, die bis heu­te exis­tiert. Zunächst setz­te sich die­ser Brauch aber nur sehr lang­sam und nur inner­halb der indo­eu­ro­päi­schen Eli­ten durch.

Ab 4.400 v.u.Z. stie­ßen die­se Indo­eu­ro­pä­er mor­dend und brand­schat­zend nach Euro­pa, Klein­asi­en und Indi­en vor, zer­stör­ten die völ­lig fried­li­chen matri­ar­cha­len Hoch­kul­tu­ren und führ­ten über­all Patri­ar­chat und Pri­vat­ei­gen­tum ein. Gene­ti­sche Unter­su­chun­gen bestä­tig­ten die­sen Befund, der bereits von der Archäo­lo­gin Mari­ja Gim­bu­tas beschrie­ben wur­de. Offen­bar töte­ten sie die ein­hei­mi­schen Män­ner, um die Frau­en zu ver­ge­wal­ti­gen und sie in die patri­ar­cha­le Ehe zu zwingen.

Erst jetzt kam es zu einer schar­fen sozia­len Spal­tung. Wo die bis­he­ri­gen Bewoh­ner nicht getö­tet oder gewalt­sam in die patri­ar­cha­le Fami­lie ein­ge­glie­dert wur­den, nah­men ihnen die Erobe­rer gewalt­sam das gesam­te Mehr­pro­dukt ab. Sie waren nicht mehr ver­pflich­tet, davon etwas mit den Unter­joch­ten zu tei­len. Damit wur­den sie zu einer herr­schen­den Klasse.

Ver­gleich­ba­re Pro­zes­se spiel­ten sich über­all auf der Welt ab. Ent­we­der wur­den fried­li­che matri­ar­cha­le Gesell­schaf­ten erobert oder es bil­de­ten sich endo­gen patri­ar­cha­le Struk­tu­ren, wenn sich Män­ner bewaff­ne­ten, um ihre Gesell­schaf­ten gegen Ein­dring­lin­ge zu ver­tei­di­gen. Da Patri­ar­cha­te dyna­mi­scher waren, setz­ten sie sich schließ­lich gegen­über den Matri­ar­cha­ten durch und die bekann­te Geschich­te der Klas­sen­ge­sell­schaf­ten begann.

Arbeit und Maschinenwesen

Clau­dia von Werl­hof kri­ti­siert am Maschi­nen­we­sen, dass es auf dem Prin­zip basie­re, bestehen­de Mate­rie abzu­tö­ten und sie ver­bes­sert neu zusam­men­zu­set­zen. Die­ses Prin­zip kommt aber bereits in Matri­ar­cha­ten vor.

So haben Töp­fe­rin­nen7 der matri­ar­cha­len Gesell­schaf­ten wah­re Meis­ter­wer­ke geschaf­fen. Das aber setz­te den Abbau des Tones, sei­ne Umfor­mung auf der Töp­fer­schei­be, die Lackie­rung und dann das Bren­nen der Gefä­ße vor­aus, wofür Holz ein­ge­schla­gen und ange­zün­det wer­den muss. Das gilt auch für die Bron­ze­me­tall­ur­gie. Kup­fer und Zinn müs­sen aus der Erde geholt, geschmol­zen, in einem bestimm­ten Ver­hält­nis gemischt und dann mit ver­schie­de­nen Tech­ni­ken bear­bei­tet werden.

Auf alle die­se bereits im Matri­ar­chat bekann­ten Tech­ni­ken trifft die Defi­ni­ti­on für eine Maschi­ne von Clau­dia von Werl­hof zu. Das ist letzt­lich auch kein Wun­der, denn die­se Defi­ni­ti­on ist eine sehr abs­trak­te und welt­frem­de Defi­ni­ti­on von Arbeit über­haupt. Denn Arbeit ist ja eine zweck­mä­ßi­ge, bewuss­te Tätig­keit, ein Pro­zess, wor­in der Mensch sei­nen Stoff­wech­sel mit der Natur durch sei­ne eige­ne Tat ver­mit­telt und kon­trol­liert.8 Sie ist zugleich eine Bedin­gung für das Über­le­ben der Men­schen. Wer die Umfor­mung von Natur­stof­fen ablehnt, lehnt letzt­lich die Men­schen ab.

Matri­ar­cha­te leb­ten kei­nes­falls immer und in jedem Fall im Ein­klang mit der Natur. So begann die Boden­ver­sal­zung in Süd­me­so­po­ta­mi­en bereits in der matri­ar­cha­len Epo­che und hat wesent­lich zum Ende der Matri­ar­cha­te dort bei­getra­gen. Den dama­li­gen Men­schen waren die Zusam­men­hän­ge von Bewäs­se­rung und Salz­an­rei­che­rung noch nicht bekannt und konn­ten es auch nicht sein.

Das eigent­li­che Maschi­nen­we­sen ent­stand viel spä­ter aus dem Bedürf­nis her­aus anstren­gen­de und ein­tö­ni­ge Arbei­ten zu erleich­tern. Die Ver­aus­ga­bung mensch­li­cher und tie­ri­scher Kör­per­kraft wur­de zuneh­mend durch die Nut­zung von Natur­kräf­ten ersetzt. Als ers­te Maschi­ne im enge­ren Sin­ne gilt die Was­ser­müh­le, die das Mah­len von Getrei­de sehr erleich­ter­te. Sie wur­de bereits im Römi­schen Reich erfun­den, setz­te sich damals aber wegen der im Über­fluss vor­han­de­nen bil­li­gen Skla­ven­ar­beit nicht durch. Erst seit dem Früh­mit­tel­al­ter wur­den in Euro­pa zahl­rei­che Müh­len gebaut. Das Prin­zip des Was­ser­an­triebs wur­de eini­ge Jahr­hun­der­te spä­ter auf zahl­rei­che wei­te­re Arbeits­be­rei­che über­tra­gen. So gab es zum Bei­spiel Säge­müh­len und Ham­mer­müh­len, wo Metal­le bear­bei­tet wurden.

Einen qua­li­ta­ti­ven Sprung mach­te das Maschi­nen­we­sen mit der Erfin­dung der Dampf­ma­schi­ne im 18. Jahr­hun­dert. Nicht mehr Was­ser, son­dern Heiß­dampf dien­te nun zum Antrieb von Maschi­nen, Loko­mo­ti­ven und spä­ter auch von Tur­bi­nen zur Strom­erzeu­gung. Dampf ist eine um Grö­ßen­ord­nun­gen effek­ti­ve­re Antriebs­me­tho­de als Was­ser mit Umge­bungs­tem­pe­ra­tur. Bis­her waren Indus­trie­an­la­gen an natür­li­che Was­ser­läu­fe gebun­den. Bei Nut­zung von Dampf­ma­schi­nen konn­ten sie prak­tisch über­all errich­tet werden.

Noch die ers­ten Dampf­ma­schi­nen wur­den von Hand­wer­kern ohne wis­sen­schaft­li­che Bil­dung nach der Metho­de Ver­such und Irr­tum kon­stru­iert. Es dau­er­te noch bis in die 1840er Jah­re, bis sich die Wis­sen­schaft des Maschi­nen­we­sens bemäch­tig­te. Es kann also auch empi­risch über­haupt nicht die Rede davon sein, dass das Maschi­nen­we­sen nach dem Vor­bild der anti­ken Alche­mie entstand.

Bis heu­te bil­det Dampf die Basis der Strom­erzeu­gung und von vie­len indus­tri­el­len Pro­zes­sen. Fort­schrit­te gab es nur bei den Metho­den der Dampf­erzeu­gung. Lan­ge Zeit wur­den die Dampf­kraft­wer­ke aus­schließ­lich mit fos­si­len Roh­stof­fen wie Koh­le, Erd­öl und Erd­gas betrie­ben. Das ermög­licht Ern­te­fak­to­ren9 von bis zu 30.

Mit der Kern­ener­gie kann erst­mals eine der vier Grund­kräf­te der Natur und zwar die Star­ke Kraft unmit­tel­bar zur Dampf- und damit Ener­gie­er­zeu­gung genutzt wer­den. Die in Kern­kraft­wer­ken erreich­ba­ren Ern­te­fak­to­ren sind dem­nach noch­mals um Grö­ßen­ord­nun­gen höher. Sie rei­chen von 100 bei her­kömm­li­chen Druck­was­ser­re­ak­to­ren bis zu 5.000 bei moder­nen Dual-Flu­id-Reak­to­ren, die sich gera­de in der Ent­wick­lung befinden.

Lösung der Menschheitsprobleme

Die Welt steht gegen­wär­tig vor gro­ßen Pro­ble­men, wie zum Bei­spiel gras­sie­ren­der Armut, Umwelt­zer­stö­run­gen, Kli­ma­wan­del, Ver­sie­gen von Res­sour­cen und unge­brems­tem Bevöl­ke­rungs­wachs­tum. Die­se Pro­ble­me las­sen sich aber nicht mit weni­ger, son­dern nur mit mehr Tech­nik lösen. Dies zumin­dest dann, wenn man den Lebens­stan­dard der Men­schen nicht ins Boden­lo­se fal­len las­sen will.

Ein Bei­spiel von vie­len: Die Grü­nen und die super­rei­chen Olig­ar­chen des World Eco­no­mic Forum behaup­ten, dass auf­grund der Knapp­heit gewis­ser Res­sour­cen wie sel­te­ne Erden der west­li­che Lebens­stil nicht ver­all­ge­mei­ner­bar sei, dass man für einen sol­chen Lebens­stil von acht Mil­li­ar­den Men­schen zwei Erden bräuch­te. Des­halb müs­se der Kon­sum der ein­fa­chen Bevöl­ke­rung radi­kal beschnit­ten werden.

Aller­dings gibt es auch für die­ses Pro­blem eine tech­ni­sche Lösung: Beim Plas­ma­re­cy­cling oder Plas­ma­ver­ga­sung wird Haushalts‑, Land­wirt­schafts- oder Indus­trie­ab­fall durch eine Plas­ma­l­an­ze in den Aggre­gats­zu­stand Plas­ma gebracht und so jede Ver­bin­dung in ihre nie­der­mo­le­ku­la­ren oder ele­men­ta­ren Bestand­tei­le zer­legt. Die­se kön­nen anschlie­ßend ent­we­der erneut genutzt, oder – wenn unge­fähr­lich – in die Umwelt ent­las­sen wer­den. Bei nied­rig oxi­dier­ten Sub­stan­zen fun­giert die Plas­ma­ver­ga­sung sogar als Ener­gie­quel­le, bei hoch­oxi­dier­ten, ins­be­son­de­re Metal­len und Sili­ka­ten, muss Ener­gie zuge­führt wer­den, um die Mole­kül­bin­dun­gen auf­zu­bre­chen. Durch die Plas­ma­ver­ga­sung kön­nen Roh­stof­fe, unter ande­rem die sel­te­nen Erden, stän­dig wie­der­ver­wen­det wer­den. Die pro­gnos­ti­zier­te Roh­stoff­knapp­heit wür­de damit ein Ende haben.10 Die Grund­prin­zi­pi­en von Plas­ma­re­cy­cling sind bereits ver­stan­den und es gibt eini­ge Ver­suchs­an­la­gen. Einer groß­tech­ni­schen Anwen­dung ste­hen die hohen Ener­gie­kos­ten entgegen.

Mit genü­gend Ener­gie könn­te jedes gro­ße Mensch­heits­pro­blem gelöst wer­den und zwar ohne den Lebens­stan­dard der Men­schen ins Boden­lo­se stür­zen zu las­sen. Nach Lage der Din­ge kann die­se Ener­gie nur von Kern­kraft­wer­ken gelie­fert wer­den; im Augen­blick noch von fort­schritt­li­chen Kern­spal­tungs­re­ak­to­ren, spä­ter viel­leicht auch von Kernfusionsreaktoren.

Es stimmt auch nicht, dass die welt­wei­ten Uran­vor­rä­te nur noch für eine kur­ze Zeit rei­chen wür­den. Das wäre nur dann der Fall, wenn die Welt­ener­gie­er­zeu­gung plötz­lich zu 100 Pro­zent mit Kern­ener­gie erfol­gen wür­de und zwar mit her­kömm­li­chen Leicht­was­ser­re­ak­to­ren. Aber bereits Schnel­le Brü­ter wür­den die vor­han­de­nen Kern­brenn­stof­fe 100 mal effek­ti­ver aus­nut­zen. Damit wer­den auch Mine­ra­li­en mit gerin­ge­ren Uran- und Tho­ri­um­an­tei­len als die momen­ta­nen ver­wen­de­ten ener­ge­tisch nutz­bar ohne den Strom­preis merk­lich anstei­gen zu las­sen, zum Bei­spiel Phos­pha­te oder Ton­schie­fer. Sogar das Extra­hie­ren von Uran aus Meer­was­ser ist mög­lich. Dadurch wer­den die Kern­brenn­stoff­res­sour­cen prak­tisch unend­lich. Mit Brut­re­ak­to­ren wird die Kern­ener­gie zu einer Quel­le, die min­des­tens Jahr­zehn­tau­sen­de, even­tu­ell sogar Jahr­mil­li­ar­den Jah­re vorhält.

Schnel­le Brü­ter kön­nen auch den bis­he­ri­gen Atom­müll als Ener­gie­res­sour­ce nut­zen und ihn damit ver­nich­ten. Man kann die Kern­kraft daher mit Recht und Fug bei den erneu­er­ba­ren Ener­gien einreihen.

Die Sicher­heit der Kern­ener­gie kann hier nicht ver­tieft dis­ku­tiert wer­den. Aber im Arti­kel »Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down« aus dem Jahr 2021 habe ich aus­führ­lich und anhand von Sta­tis­ti­ken dar­ge­stellt, dass die Kern­ener­gie kei­nes­falls die gefähr­lichs­te, son­dern die sichers­te Ener­gie­quel­le ist.11

Die ult­ra­rei­chen Olig­ar­chen wie Gates, Bezos und Co. betrei­ben den Gre­at Reset, die Zer­stö­rung des Wohl­stan­des der Men­schen unter dem Vor­wand der Kli­ma­ret­tung und Pro­jek­te zur Bevöl­ke­rungs­re­duk­ti­on nicht etwa des­halb, weil die Res­sour­cen der Erde abso­lut an ihr Ende gekom­men sind, son­dern weil sie auf­grund der extrem pro­duk­ti­ven Indus­trie 4.0 min­des­tens 99 Pro­zent der Men­schen nicht mehr pro­fi­ta­bel aus­beu­ten kön­nen. Sie betrach­ten die­se Men­schen – uns alle – als Tau­ge­nicht­se, die ihnen nur auf der Tasche lie­gen und die eher frü­her als spä­ter vom Ange­sicht der Erde ver­schwin­den sollten.

Die glei­che Tech­nik, mit der die Olig­ar­chen uns das Leben zur Höl­le machen, kann auch ein­ge­setzt wer­den, um ein Para­dies für alle acht Mil­li­ar­den Men­schen zu schaf­fen. So wird künst­li­che Intel­li­genz heu­te vor allem als Werk­zeug zur effek­ti­ven Über­wa­chung und Bestra­fung der Men­schen ein­ge­setzt. Sie setzt zudem immer mehr Arbei­ter außer Kurs und ver­ur­teilt sie – bes­ten­falls – zu einem Dahin­ve­ge­tie­ren auf Hartz-IV-Niveau.

Künst­li­che Intel­li­genz kann aber auch für eine effek­ti­ve Wirt­schafts­pla­nung ein­ge­setzt und so Waren­man­gel jeder Art ver­mie­den wer­den. Auch könn­te die noch ver­blei­ben­de Arbeit gleich­mä­ßig auf alle Arbei­ter ver­teilt wer­den. Dann wären Arbeits­ta­ge von zwei Stun­den oder weni­ger in Reich­wei­te. Das funk­tio­niert natür­lich nur, wenn die weni­gen noch ver­blie­be­nen Kapi­ta­lis­ten ent­eig­net und ihr Besitz in Gemein­ei­gen­tum über­führt würde.

Das Matri­ar­chat ist – mit Aus­nah­me eini­ger klei­ne­rer Gesell­schaf­ten – unter­ge­gan­gen und wird sich wohl auch nicht mehr wie­der­her­stel­len las­sen. Dass aller­dings die patri­ar­cha­le mono­ga­me Ehe der Weis­heit letz­ter Schluss ist, darf auch bezwei­felt wer­den. Hof­fent­lich wird es in einer bes­se­ren Welt ohne Repres­si­on, Zen­sur und Dik­ta­tur und in gesi­cher­ten mate­ri­el­len Ver­hält­nis­sen eines Tages mög­lich sein, über ande­re For­men des Zusam­men­le­bens nach­zu­den­ken und sie auch aus­zu­pro­bie­ren, so wie es in den bes­se­ren Zei­ten der Mensch­heit schon prak­ti­ziert wurde.

Gebär­neid und Patriarchat

Clau­dia von Werl­hof hat aller­dings in einem Punkt recht: In beson­ders reak­tio­nä­ren Peri­oden der Geschich­te kam bei den herr­schen­den Patri­ar­chen immer wie­der die Vor­stel­lung auf, Frau­en und Müt­ter ganz abzu­schaf­fen und sich an ihre Stel­le zu set­zen. In der Ver­gan­gen­heit war die­se Vor­stel­lung aus­schließ­lich auf das ima­gi­nä­re Reich der Phan­ta­sie beschränkt. Das reicht von der Mythe, dass die Göt­tin Pal­las Athe­ne aus dem Kopf des Zeus ent­sprang hin zu den zahl­rei­chen männ­li­chen Schöp­fer­göt­tern, von denen der christ­li­che Gott der bekann­tes­te ist. Auch er schuf angeb­lich die gesam­te Natur ein­schließ­lich der Men­schen aus sich selbst her­aus ohne jede weib­li­che Hilfe.

Heu­te wol­len die Olig­ar­chen durch künst­li­che Gebär­müt­ter das weib­li­che Geschlecht irrele­vant machen, was sei­ne Abschaf­fung ermög­licht. Dass die­se wahn­sin­ni­gen Plä­ne etwas mit hef­ti­gem Gebär­neid zu tun haben, liegt für mich auf der Hand. Der gegen­wär­ti­ge Gen­der­wahn soll die­se Ent­wick­lung vor­be­rei­ten. Müt­ter wer­den bereits sprach­lich abge­schafft und durch den Begriff »gebä­ren­de Per­son« ersetzt.

Wie Yuval Noah Hara­ri offen zugibt, wol­len die Olig­ar­chen selbst zu Göt­tern wer­den und über die Erde göt­ter­gleich herr­schen.12 Es bleibt nur zu hof­fen, dass sie damit nicht durchkommen.

Ver­wen­de­te Lite­ra­tur und Videos

Hei­de Gött­ner-Abend­roth: Das Matri­ar­chat, Band III: Geschich­te matri­ar­cha­ler Gesell­schaf­ten und Ent­ste­hung des Patri­ar­chats, Stutt­gart 2019

Yuval Noah Hara­ri: Homo Deus, E‑Book, Mün­chen 2017

Fabi­an Her­mann: Kurz und knapp: 17 Pro-Atom-Argu­men­te, Nukle­a­ria, 21.09.2012, im Inter­net: https://​nukle​a​ria​.de/​2​0​1​2​/​0​9​/​2​1​/​k​u​r​z​-​u​n​d​-​k​n​a​p​p​-​1​7​-​p​r​o​-​a​t​o​m​-​a​r​g​u​m​e​n​te/, abge­ru­fen am 11.06.2021

Micha­el Jan­sen: Die Indus-Zivi­li­sa­ti­on, Köln 1986

Karl Marx: Das Kapi­tal, Band 1, MEW 23, Ber­lin 1989

Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, im Inter­net: https://​mag​ma​-maga​zin​.su/​b​r​o​s​c​h​u​e​r​e​n​/​d​a​r​k​-​w​i​n​t​e​r​-​a​n​a​l​y​s​e​n​-​z​u​m​-​c​o​r​o​n​a​-​k​a​p​i​t​a​l​i​s​m​us/, abge­ru­fen am 22.02.2023

Clau­dia von Werl­hof: Leben in der Megama­schi­ne?, Vor­trag, 16.03.2023, You­Tube, im Inter­net: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​4​o​6​4​b​6​7​e​RyI, abge­ru­fen am 06.04.2023

Clau­dia von Werl­hof: Die gro­ße Ver­wir­rung, Inter­view mit Eli­sa Gra­ti­as vom Rubi­kon, 01.04.2023, You­Tube, im Inter­net: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​o​_​c​j​F​2​E​j​VCw, abge­ru­fen am 06.04.2023

1 Clau­dia von Werl­hof: Leben in der Megama­schi­ne?, Vor­trag, 16.03.2023, You­Tube, im Inter­net: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​4​o​6​4​b​6​7​e​RyI, abge­ru­fen am 06.04.2023

2 Clau­dia von Werl­hof: Die gro­ße Ver­wir­rung, Inter­view mit Eli­sa Gra­ti­as, 01.04.2023, You­Tube, im Inter­net: https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​o​_​c​j​F​2​E​j​VCw, abge­ru­fen am 06.04.2023

3 Die Indus­kul­tur wird in dem Buch nicht behandelt.

4 Vgl. Hei­de Gött­ner-Abend­roth: Das Matri­ar­chat, Band III: Geschich­te matri­ar­cha­ler Gesell­schaf­ten und Ent­ste­hung des Patri­ar­chats, Stutt­gart 2019, S. 15f

5 Vgl. Gött­ner-Abend­roth 2019, a.a.O., S. 343

6 Vgl. für Mohen­jo-Daro: Micha­el Jan­sen: Die Indus-Zivi­li­sa­ti­on, Köln 1986

7 Das Töp­fern gehör­te im Matri­ar­chat tra­di­tio­nell zum Arbeits­be­reich der Frau­en. Vgl. für Kre­ta Gött­ner-Abend­roth 2019, a.a.O., S. 344

8 Vgl. Karl Marx: Das Kapi­tal, Band 1, MEW 23, Ber­lin 1989, S. 192

9 Ern­te­fak­tor = Ver­hält­nis zwi­schen der für den Bau und Betrieb eines Kraft­werks auf­ge­wen­de­ten und erzeug­ten Energie.

11 Vgl. Jan Mül­ler: Der ver­mut­lich kom­men­de Kli­ma­lock­down, 2021, a.a.O., S. 209ff

12 Yuval Noah Hara­ri: Homo Deus, E‑Book, Mün­chen 2017, Kapi­tel 1, Unter­ka­pi­tel Die Göt­ter des Pla­ne­ten Erde

Bild: Palast von Knos­sos, Stier­sprung­fres­ko, Kre­ta, Grie­chen­land. Bei­spiel für ein ent­wi­ckel­tes Matri­ar­chat in der Bron­ze­zeit auf Kre­ta. Männ­li­che und weib­li­che Jugend­li­che bei der Sport­art Stier­sprin­gen (CC-BY-SA wiki­me­dia com­mons)

3 thoughts on “Sub­sis­tenz­wirt­schaft und Maschi­nen­we­sen oder die gefähr­li­chen Illu­sio­nen der Clau­dia von Werlhof

  1. Jede mate­ria­lis­ti­sche Geschichts‑, also Gesell­schafts­theo­rie und Kri­tik nimmt ihren Aus­gang von der Ermitt­lung anste­hen­der Auf­ga­ben auf der Pro­duk­tiv­kraf­tebe­ne. In die­ser Hin­sicht kann man Jan Mül­ler gar­nicht dank­bar genug sein, wenn er uner­müd­lich die Ant­wort auf die Fra­ge der Ener­gie­ver­sor­gung (und die des (Plasma)Recyclings) allen andern Über­le­gun­gen vor­an­stellt. (Schon jetzt, so scheint mir, zeich­net sich da ein Allein­stel­lungs­merk­mal der Frei­en Lin­ken ab.)
    Aber mit die­sem Schritt ist allen­falls ein Anfang gemacht; es gibt noch erheb­lich mehr Exis­tenz-Pro­ble­me zu lösen; dazu gehört zen­tral an nächs­ter Stel­le die Besin­nung auf das Ver­hält­nis von Tech­no- und Bio­sphä­re, oder, ganz banal: auf Arbeit und Sich-Repro­du­zie­ren. Wenn Frau von Werl­hofs Begriff von Tech­nik zu abs­trakt sein soll­te, so ist ver­mut­lich ihr Begriff von Leben, Leben­di­gem, voll­ends irra­tio­nal. Damit ist sie lei­der nicht allein; denn auch die mate­ria­lis­ti­sche Theo­rie hat da der­zeit wenig Sub­stan­zi­el­les vor­zu­wei­sen, allen­falls mit der Kate­go­rie PRA­XIS eine bis­lang nicht wirk­lich gefüll­te Leer­stel­le geöff­net. Die Stoss­rich­tung der v.Werlhofschen Patri­ar­chats­kri­tik scheint mir dabei sogar noch zuläs­sig. Wenn man näm­lich ver­gisst, dass wir Teil der gesam­ten Bio­sphä­re sind (und an und in ihr unse­re durch nichts ersetz­ba­re Exis­tenz-Vor­aus­set­zung haben) – und statt­des­sen uns als ein einst­wei­len noch unent­behr­li­ches Uni­ver­sal­tool betrach­ten, das sich im Ver­bund mit Tech­nik zuneh­mend sel­ber über­flüs­sig macht: Dann hat man den ambi­va­len­ten Tief- und End­punkt nicht nur der von Marx vor­aus­ge­ahn­ten Kapi­tal-Bewe­gung (leben­di­ge Arbeit zuguns­ten toter zurück­drän­gen) ins Auge gefasst, son­dern auch gleich den Kern-Glau­bens­satz der trans­hu­ma­nis­ti­schen Tech­nik-Reli­gi­on, in Abwand­lung von Har­a­ris Dys­to­pie: Gera­de nicht HOMO deus, son­dern MACHI­NA dea. Das zutiefst Alber­ne an die­sem Gedan­ken ist bloss, dass er uns im spe­zi­el­len und ansons­ten der Bio­sphä­re all­ge­mein unse­re und ihre gröss­te Errun­gen­schaft als zu besei­ti­gen­den Man­gel ankrei­det: Unse­re und ihre Fähig­keit zur Selbst-Repro­duk­ti­on inner­halb der Vor­ga­ben der Geo­sphä­re, wobei dann spe­zi­ell die als evo­lu­tio­nä­re etwas lang­sa­me­re, als kol­lek­tiv-kul­tu­rell-kogni­ti­ve deut­lich schnel­le­re und ins­ge­samt ziem­lich uni­ver­sel­le LERN­FÄ­HIG­KEIT auf­fällt. Die Selbst­er­hal­tung stellt aller­dings Ansprü­che, die nicht nur der Kapi­tal­ver­wer­tung, son­dern auch der tech­ni­schen Opti­mier­bar­keit unüber­schreit­ba­re Gren­zen zie­hen: Intel­li­genz ist und bleibt eine BIO­LO­GI­SCHE Qua­li­tät. Die Fra­ge, die die Trans­hu­ma­nis­ten zu beant­wor­ten ver­su­chen, lau­tet daher auch nicht: Ob KI bes­ser rech­net als wir (soll sie doch, als Werk­zeug, als das sie zu genau die­sem Zweck erfun­den wur­de). Son­dern: Ob sie oder ein ande­res Tech­nik­ding an unse­rer Stel­le LEBT, sogar bes­ser als wir, und dabei UNSE­RE Geschich­te fort­setzt. Nur das könn­ten wir doch ernst­haft als Selbst-Stei­ge­rung anse­hen. Man muss das nur aus­spre­chen um zu wis­sen, WIE weit die dep­per­ten Möch­te­gern-Fran­ken­steins in MIT, Davos oder Sili­con Val­ley davon ent­fernt sind.

  2. 1) Ohne Ener­gie im Über­fluß kein Wohl­stand und folg­lich kein ange­neh­mes Leben.
    2) So lan­ge Radio­ak­ti­vi­tät gesund­heits­schäd­lich bleibt und es kei­ne Lösung für radio­ak­ti­ven Müll gibt, ist egal wel­che Art von Atom­ener­gie kei­ne Lösung.
    3) Es gibt gar kei­nen Man­gel an fos­si­len Ener­gie­trä­gern, wobei die Nut­zung von Was­ser, Wind und Son­ne zur Ener­gie­ge­win­nung kei­nes­falls abzu­leh­nen, son­dern im Gegen­teil aus­zu­bau­en ist.
    4) Nach­dem 0,15 – 0,35% CO2 in der Luft die bes­ten Wer­te fürs Pflan­zen­wachs­tum sind, gibt es kei­nen Grund sich auf­zu­re­gen, wenn der Wert von 0,04 auf 0,041 % steigt.
    5) Maschi­nen­stür­me­rei war noch nie rich­tig, wich­tig ist die pri­va­te Aneig­nung des Mehr­werts zu unterbinden.
    6) Es gibt kei­ne Gleich­heit unter unglei­chen Ver­hält­nis­sen. Das gilt auch für die Gleich­heit der Geschlechter.

  3. Sehe ich das rich­tig, dass hier ernst­haft Gött­ner-Abend­roth als Abhil­fe zu Werl­hof prä­sen­tiert wer­den soll? Lei­der ist die soge­nann­te »Matri­ar­chats­for­schung« ins­ge­samt eine an Schar­la­ta­ne­rie gren­zen­de Geschichts­klit­te­rung, und in empi­ri­scher Hin­sicht größ­ten­teils Mum­pitz. Man neh­me nur das Bei­spiel der Iro­ke­sen: matri­li­ne­ar, ega­li­tär und poli­ti­sches Mit­spra­che­recht, und zugleich eine der krie­ge­rischs­ten Gesell­schaf­ten des indi­ge­nen Ame­ri­ka. Das angeb­li­che Pan­the­on ohne männ­li­che Gott­hei­ten ist gro­ber Unfug, Gim­bu­tas‹ Bild der Indo­eu­ro­pä­er eine ideo­lo­gi­sche Pro­jek­ti­on, die Ein­wän­de lie­gen seit Jahr­zehn­ten auf dem Tisch, bloß kön­nen die Damen mit Kri­tik nicht umge­hen und jam­mern statt­des­sen über die »Dis­kri­mi­nie­rung der Matriarchatsforschung«.

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