In der Theorie sind Marxisten Materialisten. Materialisten entscheiden auf der Grundlage von Beweisen über die Wahrheit oder Falschheit von Hypothesen. Doch in Bezug auf Josef Stalin und die sowjetische Geschichte während seiner Regierungszeit sind viele Marxisten in Wirklichkeit Idealisten, die Beweise zugunsten ihrer vorgefassten Meinungen ignorieren. In diesem Aufsatz geht es um die Notwendigkeit von Objektivität in der Geschichtsforschung, um das dialektische Verhältnis von Praxis und Theorie und um sechs Begriffe, die für Idealismus und Antikommunismus in der pseudo‐marxistischen »Linken« kennzeichnend sind: Totalitarismus; Stalinismus; Stalin der »Diktator«; »Der große Terror«; der GULAG; Demokratie. Die antimarxistische Natur der trotzkistischen Website Marxists.org wird entlarvt und kritisiert. Der Aufsatz kommt zu dem Schluss, dass eine echte marxistische Linke die hier untersuchten Fehler zurückweisen muss.1
Im Jahr 1843 schrieb Karl Marx in einem Brief an Arnold Ruge diese Worte:
[…] so ist desto gewisser, was wir gegenwärtig zu vollbringen haben, ich meine die rücksichtslose Kritik alles Bestehenden, rücksichtslos sowohl in dem Sinne, daß die Kritik sich nicht vor ihren Resultaten fürchtet und ebensowenig vor dem Konflikte mit den vorhandenen Mächten.2
Marxisten müssen Materialisten sein. Der dialektische Materialismus ist eine Wissenschaft. Aber nur wenige Marxisten handeln wie Materialisten. Die meisten Marxisten »glauben« – sie glauben Chruschtschow, sie glauben Gorbatschow, sie glauben Trotzki und sie glauben den westlichen antikommunistischen Akademikern, die über die sowjetische Geschichte schreiben.
Objektivität
Die einzige Möglichkeit, bei einer Untersuchung zur Wahrheit zu gelangen, besteht darin, mit Objektivität vorzugehen. Ein Wissenschaftler versucht, objektiv zu sein, das heißt seine eigenen Vorurteile zu hinterfragen und nicht zuzulassen, dass diese Vorurteile – die jeder Mensch besitzt – die Ergebnisse seiner Analyse bestimmen.
Wir müssen eine Methode entwickeln, um Beweise, die unsere eigenen Vorurteile und vorgefassten Meinungen unterstützen, mit besonderer Skepsis zu betrachten. Wir müssen auch alle Beweise, die unseren eigenen Vorurteilen und vorgefassten Meinungen widersprechen, besonders großzügig berücksichtigen, denn sonst erreichen wir das Gegenteil.
Unweigerlich werden wir Beweise, die unsere vorgefassten Meinungen stützen, besonders großzügig behandeln und Beweise, die unsere vorgefassten Meinungen widerlegen, schnell zurückweisen. Wir werden dem Bestätigungsfehler [confirmation bias] verfallen.3 Dann haben wir überhaupt keine Chance, die Wahrheit zu entdecken, denn selbst wenn wir über sie stolpern, werden wir sie nicht erkennen.
Antikommunisten und Trotzkisten können es sich nicht leisten, objektiv zu sein, weil die Beweise ihre Unwahrheiten und Erfindungen nicht stützen. Nur sehr wenige der akademischen Gelehrten, die über die sowjetische Geschichte der Stalinzeit schreiben, bemühen sich um Objektivität.
Praxis und Theorie
Lenin schrieb: »Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben«.4 Was aber macht eine Theorie wissenschaftlich und damit potenziell revolutionär? Dass die Theorie durch ein genaues Verständnis der Welt geprüft wird, das durch die Praxis gewonnen wird. Lenin verstand, dass die Praxis für die marxistische Theorie unerlässlich ist:
In seiner Erwiderung an Dühring, der die Marxsche Dialektik angriff, führt Engels aus, daß Marx nie auch nur im Sinne gehabt habe, irgend etwas mit Hilfe der Hegelschen Triaden »beweisen« zu wollen, daß Marx bloß den tatächlichen Prozeß studiert und erforscht habe und daß ihm als einziges Kriterium der Theorie ihre Übereinstimmung mit der Wirklichkeit gegolten habe.5
Von der lebendigen Anschauung zum abstrakten Denken und von diesem zur Praxis – das ist der dialektische Weg der Erkenntnis der Wahrheit, der Erkenntnis der objektiven Realität.6
[…] der Mensch [beweißt] durch seine Praxis die objektive Richtigkeit seiner Ideen, Begriffe, Kenntnisse, seiner Wissenschaft […].7
Das Leben erzeugt das Gehirn. Im menschlichen Gehirn widerspiegelt sich die Natur. Indem der Mensch die Richtigkeit dieser Widerspiegelungen in seiner Praxis und in der Technik überprüft und anwendet, gelangt er zur objektiven Wahrheit. Die Wahrheit ist ein Prozeß. Von der subjektiven Idee gelangt der Mensch zur objektiven Wahrheit durch die ›Praxis‹ (und Technik).8
Die Praxis ist höher als die (theoretische) Erkenntnis, denn sie hat nicht nur die Würde des Allgemeinen, sondern auch der unmittelbaren Wirklichkeit. 9
Die Einheit der theoretischen Idee (der Erkenntnis) und der Praxis – dies NB – und diese Einheit gerade in der Erkenntnistheorie […].10
Die Überprüfung durch die Tatsachen resp. durch die Praxis findet hier bei jedem Schritt der Analyse statt.11
In dem Maße, wie marxistische Theoretiker von der Praxis getrennt sind, sind sie in Wirklichkeit gar keine Marxisten.
Marxisten, die die Geschichte – das heißt, die Praxis – des ersten sozialistischen Staates, der UdSSR, während seiner dynamischsten Periode, nämlich der »Stalin«-Periode von 1929 bis 1953, nicht kennen, die ihre Interpretation der Sowjetunion auf antikommunistische Lügen stützen, können nicht aus der kommunistischen Bewegung der Vergangenheit lernen, weil sie nicht wissen, was die Praxis dieser Bewegung wirklich war. Sie haben unkritisch eine falsche und verleumderische Version dieser Praxis aus den Schriften von Leo Trotzki, von Nikita Chruschtschow und seinen angeheuerten Geschichtslügnern, von Gorbatschow und dessen angeheuerten Geschichtslügnern sowie von westlichen antikommunistischen Schriftstellern und Akademikern übernommen.
Solche selbsternannten »Marxisten« richten Schaden an, indem sie den Status eines »Marxisten« oder »Kommunisten« für sich beanspruchen, während sie innerhalb der Linken Unwahrheiten über die sowjetische Geschichte verbreiten. Damit führen sie jüngere oder naive Menschen, die, angewidert vom Kapitalismus, lernen wollen, wie man für den Kommunismus kämpft, auf fatale Weise in die Irre.
In einer Rezension von Phil Slaters Origin and Significance of the Frankfurt School (Ursprung und Bedeutung der Frankfurter Schule) schrieb Terry Eagleton:
Als Marxist legt Slater den Finger genau auf die zentrale, verheerende Unfähigkeit der gesamten [Frankfurter] Schule: ihre chronische Unfähigkeit, ihre Theorien in eine produktive Beziehung zur politischen Praxis zu bringen.12
Das gilt für alle Trotzkisten, denn ihr Geschichtsverständnis beruht auf dem »Glauben« an antikommunistische Lügen über Stalin und die UdSSR seiner Zeit und auf ihrer Hingabe an das, was einem Kult um Leo Trotzki gleichkommt.
Sechs Worte
In den Jahren, in denen ich mich mit der sowjetischen Geschichte der Stalinzeit befasst habe, bin ich auf eine Reihe falscher Konzepte gestoßen, die die nicht objektive, nicht wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet kennzeichnen. Einige davon sind in der Tat unehrlich, andere jedoch schlichtweg fehlgeleitet. Ich werde hier auf sechs der wichtigsten Unwahrheiten eingehen. Sie lauten: »Totalitarismus«, »Stalinismus«, »Diktator«, »Terror«, der »GULAG« und »Demokratie«.13
1. »Totalitarismus«
Der Begriff »totalitär« wird im Oxford English Dictionary (OED) wie folgt definiert:
Bezieht sich auf ein Regierungssystem, das nur eine politische Partei duldet, der alle anderen Institutionen untergeordnet sind und das in der Regel die vollständige Unterordnung des Einzelnen unter den Staat verlangt.14
Die OED-Zitate zeigen, dass der Begriff auf das Christentum, den italienischen Faschismus und den »totalen« Krieg angewendet wurde. Aber er wird auch seit langem von Antikommunisten verwendet, um zu behaupten, der Kommunismus sei dem Faschismus ähnlich.
Juri Fjelschtinskij und Georgii Tscherniavskij, sehr pro‐trotzkistische und sehr stalinfeindliche Schriftsteller, sind die Autoren der neuesten umfassenden fünfbändigen Biographie Trotzkis in russischer Sprache. Ihnen zufolge war Trotzki der erste, der den Begriff »totalitär« in Bezug auf Stalin verwendete.
Trotzki … war der erste Autor, der die Stalinzeit in das allgemeine Thema des Totalitarismus einbezog und, was für einen Kommunisten beispiellos war, so weit ging, dass er drei Diktatoren miteinander verglich: den bolschewistischen Führer Stalin mit dem faschistischen Duce Mussolini und dem nationalsozialistischen Führer Hitler.
… im Vokabular Trotzkis und im Buch ›Stalin‹ wurde der Begriff ›totalitäre Macht‹ eingeführt, um das Wesen der politischen Herrschaft Stalins zu bezeichnen.15
Im politischen Sprachgebrauch seit Trotzki wurde der Begriff verwendet, um die Sowjetunion mit Nazideutschland in einen Topf zu werfen und so die Tatsache zu verwischen, dass Hitler ein Kapitalist, Imperialist und Antikommunist war, der den westlichen Alliierten ähnlicher war als unterschiedlicher.
Und hier ist das trotzkistische Marxists.org: »Stalins Regime ist wahrscheinlich das effektivste totalitäre Regime der Geschichte …«16
2. »Stalinismus«
So wie Leo Trotzki der erste war, der den Begriff »totalitär« auf die UdSSR während der Zeit von Stalins Führung anwendete, war er auch der erste, der den Begriff »Stalinismus« verwendete. Das Oxford English Dictionary identifiziert die erste Verwendung des Wortes »Stalinismus« in der englischen Sprache: »1927 Daily Tel.22 Nov. 10/3A heftige Anprangerung des ›Stalinismus‹ und seiner ›Terrorisierung der Partei‹.«
Dies ist ein Verweis auf einen Artikel über die Aktivitäten von Trotzki und anderen Oppositionellen während und nach den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der bolschewistischen Revolution am 7. November 1927. Die Anführungszeichen weisen darauf hin, dass die Zeitung die Oppositionellen zitiert.
Die trotzkistische Website Marxists.org schließt sich offen pro‐kapitalistischen Autoren an und erklärt: »Der Stalinismus dauerte länger und war totaler als der Faschismus. Aber Faschismus und Stalinismus hatten gemeinsam, dass sie sich auf absoluten Terror stützten …«17
Marxists.org erkennt an, dass der Begriff »Stalinismus« keine feste Bedeutung hat:
… an die Kerndefinition des ›Stalinismus‹ heranzukommen [ist] schwierig, aber nicht unmöglich.18
Die politischen Grundsätze des Stalinismus beruhen auf der Theorie des Sozialismus in einem Land, die von Stalin entwickelt wurde, um der bolschewistischen Theorie entgegenzuwirken, dass das Überleben der russischen Revolution von proletarischen Revolutionen in Europa abhängt. Im Gegensatz dazu besagt die stalinistische Theorie, dass eine sozialistische Gesellschaft innerhalb eines einzigen Landes erreicht werden kann.19
Dies ist falsch. Marxists.org fährt fort [Hervorhebung von mir]:
Im April 1924 hatte Stalin in der ersten Auflage seines Buches Grundlagen des Leninismus die Idee, dass der Sozialismus in einem einzigen Land aufgebaut werden kann, ausdrücklich abgelehnt. Er schrieb: ›Bedeutet das aber, dass es [das Proletariat] damit schon den vollständigen, endgültigen Sieg des Sozialismus erreichen wird, das heißt, bedeutet es, dass das Proletariat mit den Kräften eines Landes allein endgültig den Sozialismus verankern und das Land gegen die Intervention und folglich auch gegen eine Restauration völlig sichern kann? Nein, das bedeutet es nicht.‹20
Im November 1926 hatte Stalin die Geschichte völlig revidiert, indem er feststellte: ›Die Partei ist stets davon ausgegangen, dass der Sieg des Sozialismus in einem Lande … mit den Kräften eines Landes gelöst werden kann.21 (Ebenda)
Man beachte, dass Stalin in diesem letzten Zitat vom »Sieg des Sozialismus« sprach, nicht vom »endgültigen Sieg des Sozialismus« wie in dem Zitat von 1924.
Damit dies nicht als »Haarspalterei« erscheint, sei hier als Beispiel für meine eigene Voreingenommenheit angemerkt, dass im Kurzen Lehrgang, der 1938 auf Russisch und 1939 auf Englisch veröffentlicht wurde, folgendes zu lesen ist [Hervorhebung von mir]:
… der Sieg des Sozialismus in der Sowjetunion, der seinen Ausdruck findet in der Beseitigung des kapitalistischen Wirtschaftssystems und in der Errichtung des sozialistischen Wirtschaftssystems, dennoch nicht als endgültiger Sieg betrachtet werden kann …22
Die Autoren von Marxists.org haben diesen Text in ihre Website aufgenommen, aber sie ignorieren ihn. Entweder täuschen sie ihre Leser absichtlich oder dies ist ein Beispiel für ihre eigene Voreingenommenheit. Ihre Schlussfolgerung, dass Stalin »die bolschewistische Theorie, dass das Überleben der russischen Revolution von proletarischen Revolutionen in Europa abhing«, aufgegeben habe, ist daher ungültig und eher ein Zeichen von Vorurteilen als von Objektivität.
In dem Artikel von Marxists.org wird behauptet, Lenin habe die Idee des »Sozialismus in einem Land« abgelehnt. Auch dies ist falsch. In Wirklichkeit hat Lenin klar gesagt, dass der Sozialismus in einem Land erreicht werden kann.
Die Ungleichmässigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalismus. Hieraus folgt, dass der Sieg des Sozialismus zunächst in wenigen kapitalistischen Ländern oder sogar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist. (»Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa«)23
Die Entwicklung des Kapitalismus geht höchst ungleichmäßig in den verschiedenen Ländern vor sich. Das kann nicht anders sein bei der Warenproduktion. Daraus die unvermeidliche Schlußfolgerung: Der Sozialismus kann nicht gleichzeitig in allen Ländern siegen. Er wird zuerst in einem oder einigen Ländern siegen, andere werden für eine gewisse Zeit bürgerlich oder vorbürgerlich bleiben. (»Das Militärprogramm der proletarischen Revolution«)24
In der Tat, die Verfügungsgewalt des Staates über alle großen Produktionsmittel, die Staatsmacht in den Händen des Proletariats, das Bündnis dieses Proletariats mit den vielen Millionen Klein‐ und Zwergbauern, die Sicherung der Führerstellung dieses Proletariats gegenüber der Bauernschaft usw. … ist das nicht alles, was notwendig ist, um die vollendete sozialistische Gesellschaft zu errichten? Das ist noch nicht die Errichtung der sozialistischen Gesellschaft, aber es ist alles, was zu dieser Errichtung notwendig und hinreichend ist. (»Über das Genossenschaftswesen«)25
Diese Lenin‐Zitate und die Werke, denen sie entnommen sind, befinden sich alle auf der Website Marxists.org. Die Marxist.org-Autoren haben Zugang zu all diesen Zitaten, aber ihr Anti‐Stalin‐Paradigma wirkt wie ein Hindernis, das sie davon abhält, diese Texte in ihr Denken zu integrieren – vorausgesetzt, sie sind nicht absichtlich unehrlich.
Sie sollten wissen, dass Lenin die Theorie des »Sozialismus in einem Land« unterstützte und dass es Stalin und nicht Trotzki war, der in dieser Hinsicht Lenins Theorie folgte. Einmal mehr sind die Autoren von Marxist.org entweder Opfer ihrer eigenen Voreingenommenheit oder sie belügen ihre Leser absichtlich.
Stützen sich die Autoren von Marxists.org auf irgendwelche Beweise? Nun, Trotzki behauptete, dass Lenin die Idee des »Sozialismus in einem Land« ablehnte. Das ist alles! Nur eine Behauptung Trotzkis, die ausreicht, um ihre bereits bestehenden Vorurteile gegen Stalin zu bestätigen. Diese nehmen dabei die Form an, dass »der Stalinismus die Grundlagen des Marxismus und Leninismus entwurzelt hat«.
In Wirklichkeit war es Trotzki, nicht Stalin, der den Leninismus »entwurzelt« hatte, wenn man bedenkt, dass Lenin den »Sozialismus in einem Land« befürwortete! Die meisten Leser von Marxists.org wissen wenig oder gar nichts über die sowjetische Geschichte und sind daher anfällig für Anti‐Stalin‐ und Pro‐Trotzki‐Fälschungen.
Natürlich sollten Lenins Schriften nicht verehrt und als fehlerfrei angesehen werden. In diesem Fall versucht Marxists.org, Lenins Schriften für eine unredliche Anklage gegen Stalin zu verwenden.
3. »Stalin der Diktator«
Es gibt viele Beweise dafür, dass Stalin kein Diktator war und keine Beweise dafür, dass er einer war. Im Jahr 2004 veröffentlichte Stephen Wheatcroft, ein führender akademischer Spezialist für die Stalinzeit, einen Artikel mit dem Titel »From Team‐Stalin to Degenerate Tyranny« (Vom Team‐Stalin zur entarteten Tyrannei).26 Der gesamte Artikel von Wheatcroft bezieht sich auf Stalins Hingabe an die kollektive Führung.
Das System wurde von Stalin dominiert, aber trotz des populären Bildes des Diktators, der anderen seinen Willen aufzwingt, zeigen die Aufzeichnungen seiner privaten Treffen, dass Stalin in den 1930er und frühen 1940er Jahren einen sehr breiten Bekanntenkreis hatte und viel Zeit damit verbrachte, sich mit anderen zu treffen und mit ihnen zu arbeiten … Sein Arbeitsstil war eher der eines Arbeitskollektivs oder Redaktionsteams als der eines ›Einzelgängers‹.27
In einer Rezension des Bandes, in dem Wheatcrofts Aufsatz erscheint, kommt Gabor T. Rittersporn zu dem Schluss:
… man kann auch der Bemerkung von Rees zustimmen, dass letztendlich kaum eine Regierung den Standards der kollektiven Entscheidungsfindung gerecht wird, selbst in demokratischen Staaten und dass dieser Umstand berücksichtigt werden muss, wenn man über das sowjetische System schreibt.28
Aber Moment mal – was ist mit dem Teil »degenerierte Tyrannei«? Das wird erst in den letzten Sätzen erwähnt, ohne dass es einen Beweis dafür gibt. Wheatcroft beendet seinen Artikel folgendermaßen:
Aber gleichzeitig wurde er [Stalin] mit dieser Abhängigkeit immer unzufriedener und begann, unberechenbare und tyrannische Entscheidungen zu treffen.29
Welche Entscheidungen? Im Jahr 2004 konnte Wheatcroft nicht einen einzigen Akt der »Diktatur« oder »Tyrannei« Stalins feststellen! Und auch heute kann dies niemand tun.
In einem geheimen Bericht vom 2. März 1955 erklärte die U.S. Central Intelligence Agency:
Selbst zu Stalins Zeiten gab es eine kollektive Führung. Die westliche Vorstellung von einem Diktator innerhalb des kommunistischen Systems ist übertrieben. Die Missverständnisse zu diesem Thema beruhen auf einem mangelnden Verständnis der tatsächlichen Natur und Organisation der kommunistischen Machtstruktur. Stalin hatte zwar weitreichende Befugnisse, war aber nur der Kapitän einer Mannschaft und es ist offensichtlich, dass Chruschtschow der neue Kapitän sein wird.30
In seiner berüchtigten »Geheimrede« vor dem XX. Parteitag am 25. Februar 1956 stellte Chruschtschow eine Reihe von Behauptungen über seltsame Entscheidungen auf, die Stalin angeblich in seinen letzten Lebensjahren traf. In meinem Buch Chruschtschows Lügen habe ich gezeigt, dass alle diese Behauptungen Chruschtschows in dieser Rede falsch sind (bis auf eine, die ich weder als wahr noch als falsch beweisen kann).31
Es gab einige Versuche westlicher antikommunistischer »Gelehrter« zu behaupten, Stalin sei ein »Diktator« gewesen. Alle stützen sich auf die Behauptung, dass die Angeklagten des Moskauer Prozesses unschuldig waren, dass die Hungersnot von 1932 – 33 durch die Kollektivierung verursacht wurde, wenn sie nicht sogar von Stalin gewollt war sowie, dass die Angeklagten der Tukhachevsky‐Affäre unschuldig waren und dass der »Große Terror« – auf den weiter unten noch eingegangen wird – tatsächlich von Stalin geplant wurde.
Nichts davon ist wahr, wie ich in den letzten zehn Jahren in meinen Büchern und Artikeln anhand von Primärquellen gezeigt habe. Aber auf dem politisch aufgeladenen Gebiet der sowjetischen Geschichte ist es obligatorisch, Stalin einen »Diktator« zu nennen.
4. »Der Große Terror«
Ein genauerer Begriff, der vor allem in Russland verwendet wird, ist »Jeschowschtschina« – »die schlimme Jeschowzeit«. Der Begriff »Großer Terror« wurde vom antikommunistischen britischen Geheimdienstagenten und Propagandisten32 Robert Conquest erfunden, der ihn auf praktisch die gesamte sowjetische Geschichte der 1930er Jahre anwandte.33 Nur wenige Mainstream‐Historiker der Stalinzeit haben es gewagt ihn zurückzuweisen. Er impliziert irreführenderweise, genau wie die trotzkistische Website Marxist.org fälschlicherweise behauptet, dass die UdSSR durch »absoluten Terror« regiert wurde.
Unter dieser Überschrift zitiert Marxists.org eine Liste von wertlosem antikommunistischem Material aus den 1930er Jahren sowie Trotzkis eigene Lügen.34 Sie beginnen mit den folgenden kleingedruckten Worten:
Statistiken auf der Grundlage von Archivquellen, aber dennoch ungefähre Zahlen:
- Hingerichtet (1930 – 53): 786.098
- Inhaftierte: 3,5 Millionen
- Tod in Haft und Exil: 2 Millionen
3,5 Millionen »Inhaftierte« für den Zeitraum 1930 – 1953. Für 24 Jahre ist das eine kleine Zahl. In den USA sind heute mehr als 2 Millionen Menschen inhaftiert. Aber Russland und die UdSSR erlebten in diesen Jahren Katastrophen, die in der amerikanischen Geschichte keine Parallele haben: Der Erste Weltkrieg; der Bürgerkrieg 1918 – 1921; vier Hungersnöte allein in den 1920er Jahren; die verheerende Hungersnot von 1932 – 33; die Verschwörungen der 1930er Jahre; der Zweite Weltkrieg.
Der Begriff »Tod im Gefängnis und im Exil« ist irreführend. Sechzig Prozent der Gefangenen, die im GULAG starben, verloren ihr Leben während der großen Hungersnot von 1932 – 33 oder während des Zweiten Weltkriegs von 1942 – 44.
Während dieser Zeiten starben auch sehr viele Sowjetbürger vorzeitig. Ein Beispiel: Während des Zweiten Weltkriegs erkrankten und verhungerten sowjetische Arbeiter an ihrem Arbeitsplatz, weit entfernt von jeglichen Kampfhandlungen.
Die hohe Arbeitsintensität in der Fabrik und die unzureichende Verpflegung machen es dringend erforderlich, dass [die Arbeiter ihren rechtmäßigen freien Tag erhalten], wie die Häufigkeit zeigt, mit der die Arbeiter direkt an der Arbeit an Auszehrung sterben. An manchen Tagen sieht man mehrere Leichen in den Werkstätten. In den beiden Monaten Dezember 1942 und Januar 1943 wurden allein in den Werkhallen 16 Leichen gezählt. Bei den an Auszehrung Verstorbenen handelt es sich hauptsächlich um Arbeiter, die manuelle Arbeiten verrichten. (Schliajew, Oberstaatsanwalt der Provinz Tscheljabinsk, an Bochkov, Generalstaatsanwalt der UdSSR, 29. März 1943)
Dies ist einem Artikel von Donald Filtzer entnommen, »Starvation Mortality in Soviet Home Front Industrial Regions During World War II« (Hungersterblichkeit in den sowjetischen Industrieregionen an der Heimatfront während des Zweiten Weltkriegs).35 Filtzer ist ein konventionell‐antikommunistischer Wissenschaftler, der sich auf die Untersuchung der sowjetischen Arbeiterklasse spezialisiert hat. Er erklärt:
In den Jahren 1943 und 1944 waren Hunger und Tuberkulose – eine in der UdSSR endemische und vor allem auf akute Unterernährung anspringende Krankheit – die häufigste Todesursache bei der Zivilbevölkerung ohne Kinder.
Filtzer fährt fort:
Die UdSSR verfügte nicht über genügend Nahrungsmittel, um sowohl das Militär als auch die Zivilbevölkerung zu ernähren, selbst als die Lend‐Lease‐Nahrungsmittelhilfe eintraf. Der Staat musste daher eine knallharte Rechnung aufstellen und entscheiden, wie er seine begrenzten Ressourcen am effizientesten einsetzen konnte, das heißt wie viele Kalorien und Gramm Eiweiß er den verschiedenen Gruppen zuteilen konnte. Unter diesen Umständen war es unvermeidlich, dass einige Menschen nicht genug zu essen bekamen und viele sterben mussten. Unabhängig davon, welches Regime in der UdSSR an der Macht gewesen wäre – ob stalinistisch, trotzkistisch, menschewistisch oder kapitalistisch – es hätte vor denselben Entscheidungen gestanden.36
Ein neueres Buch von Filtzer und Goldman ist Fortress Dark and Stern. The Soviet Home Front during World War II (Oxford University Press, 2021). Auf der Grundlage von Primärquellen‐Dokumentationen der sowjetischen Organisationen, die während des Krieges für den Transport, die Unterbringung, die Arbeit und die Verteilung von Lebensmitteln zuständig waren, ist es ein wahrhaft erschütternder Bericht über das massive Leiden, den Hunger, die Krankheiten und den Hunger unter der zivilen Arbeiterklasse, die angesichts all dieser Entbehrungen und unter der Führung der Kommunistischen Partei die Fabriken in Bewegung setzte und wieder zusammenbaute, die Maschinen besetzte und die Fahrzeuge, Waffen, Munition, Kleidung und Lebensmittel produzierte, ohne die die Rote Armee die faschistischen Invasoren und Massenmörder nicht hätte zerschlagen können.
Für die Verhafteten und Inhaftierten können wir uns an Arkadij Roginskij wenden. Er war der Gründer der »Memorial Society«, einer stark antikommunistischen Gruppe, die sich selbst als »Menschenrechtsorganisation« bezeichnet. Sie wird von westlichen Nichtregierungsorganisationen finanziert und hat ein widersprüchliches Verhältnis zur russischen Regierung, die ihr einen privilegierten Zugang zu vielen Materialien gewährt, ihn aber gleichzeitig zu beschränken versucht (im April 2022 wurde Memorial in Russland geschlossen).
So äußerte sich der 2014 verstorbene Roginskij in einem Interview über den sogenannten »Terror«:
In den frühen 90er Jahren habe ich eine Menge Statistiken über den sowjetischen Terror erstellt. Ich studierte eine riesige Anzahl von Berichtsblättern über den Terror für alle Jahre, aus verschiedenen Regionen der Sowjetunion. Die Statistik, die wir haben, beginnt 1921, bis 1921 blieben nur Fragmente übrig. Und seit 1921 – riesige Ordner. Im Jahr 1994 habe ich alles studiert, alles transkribiert und weggelegt. Später sollte es veröffentlicht werden. Ich sah mir die Zahlen an, die ich erhalten hatte…
Es gibt Leute um mich herum in der Außenwelt, deren Meinung für mich wichtig ist: Es gibt die traditionelle intellektuelle öffentliche Meinung, aber vor allem die Meinung der ehemaligen Häftlinge, die 1994 noch sehr lebendig waren. Und sie bezifferten unsere Opfer in der gesamten Geschichte des Terrors mit absolut unvorstellbaren Zahlen, mit zweistelligen Millionenbeträgen.
Doch nach meinen Berechnungen wurden in der gesamten Geschichte der Sowjetmacht, von 1918 bis 1987 (die letzten Verhaftungen erfolgten Anfang 1987), nach den erhaltenen Dokumenten sieben Millionen einhunderttausend Menschen im ganzen Land von den Sicherheitsorganen verhaftet. Dabei wurden viele von ihnen nicht nur wegen politischer Verbrechen verhaftet. Ja, sie wurden von den Sicherheitsbehörden verhaftet, aber die Sicherheitsbehörden verhafteten auch Menschen wegen Banditentum, Schmuggel und Fälschung. Und wegen vieler anderer »allgemeiner« Verbrechen…
Und hier ist die endgültige Zahl: sieben Millionen. Diese Zahl bezieht sich auf die gesamte Geschichte der Sowjetmacht.
Was kann man dagegen tun? Die öffentliche Meinung sagt, dass wir allein für die Jahre 1937 – 1939 fast 12 Millionen Verhaftete haben. Und ich gehöre zu dieser Gesellschaft, ich lebe unter diesen Menschen, ich bin ein Teil von ihnen. Nicht der Teil der Sowjetregierung, nicht der Teil der russischen Demokratie, sondern diese Menschen. Ich war mir nur sicher, dass man mir erstens nicht glauben würde. Und zweitens würde es für den Kreis, dem ich mich zugehörig fühle, bedeuten, dass alles, was man uns bisher über die von uns Menschen durchaus respektierten Zahlen gesagt hat, nicht stimmt.
Also habe ich alle meine Berechnungen beiseite gelegt. Für eine lange Zeit. Nach Jahren könnte es möglich sein, sie zu veröffentlichen. Aber nicht jetzt. Später!37
Dieser prominente Antistalinist stimmte zu, dass Antikommunisten wie er selbst – »seine Leute« – die Verhaftungen durch die OGPU‐NKVD weit überschätzt haben. Aber seine Berechnung ist immer noch unvollständig.
- Roginskij versäumte es hinzuzufügen, dass 7,1 Millionen Verhaftungsakten nicht 7,1 Millionen verschiedene Personen bedeuten: Viele Personen wurden mehr als einmal oder unter zwei oder mehr Identitäten verhaftet. Die tatsächliche Zahl der verhafteten Personen – nicht verurteilt, nicht inhaftiert, hingerichtet und so weiter, sondern verhaftet – muss viel niedriger sein als 7,1 Millionen. Und dies über einen Zeitraum von 67 Jahren – 1921 bis 1987.
- Roginskij versäumte es, die mehr als eine Million Verhaftungen durch Nikolai Jeschow und seine Schergen im Zuge ihrer antisowjetischen Verschwörung herauszurechnen. Im Jahr 1939, dem ersten Jahr, in dem Lawrentij Berija das NKWD nach Jeschow leitete, wurden mindestens 110.000 Personen freigelassen, die von Jeschow und seinen Schergen zu Unrecht verhaftet worden waren.38
Die »Exil«-Zahl von Marxists.org impliziert, dass diese Personen starben, weil sie im Exil waren. In Wirklichkeit bedeutet dies einfach, dass die Menschen – hauptsächlich ehemalige Kulaken und ihre Familien, aber auch Antikommunisten – schließlich an den Orten starben, an die sie verbannt worden waren, normalerweise um in Kolchosen zu arbeiten (»Exil« bedeutete nicht die Einweisung in ein Arbeitslager). Es handelte sich dabei um natürliche Todesfälle, die auf Alter, Krankheiten, Hungersnöte und den Krieg zurückzuführen waren, also auf Ursachen, die eine große Zahl von Sowjetbürgern töteten.
Was die Hinrichtungen anbelangt, so ergeben sich aus dem Chruschtschow im Dezember 1953 vorgelegten »Pawlow‐Bericht«39 und den jüngsten Nachforschungen von Oleg W. Mozochin40, einem Experten für die NKWD‐Archive, folgende Zahlen für die Hinrichtungen in den Jahren 1936 bis 1939:
- 1936: 1118
- 1937: 353,074
- 1938: 328,618
- 1939: 2552/2601 (Pawlow/Mozochin)
- 1940:1649/1863 (Pawlow/Mozochin)
Die Gesamtzahl für 1937 – 1938 beträgt 681.692 oder 86,7 Prozent der insgesamt 786.098 Hinrichtungen zwischen 1930 und 1953. Man beachte, dass in den Jahren 1939 und 1940, Berijas erstem und zweitem Jahr als Leiter des NKWD, die Zahl der Hinrichtungen weniger als ein Prozent der Zahl der von Jeschow in den Jahren 1937 bis 1938 Getöteten betrug. Viele von ihnen waren Jeschows Handlanger, die die Massenmorde begangen hatten – und natürlich Jeschow selbst, der für seine ungeheuerlichen Verbrechen am 4. Februar 1940 vor Gericht gestellt und hingerichtet wurde.
Da die meisten Hinrichtungen während der Jeschowschtschina stattfanden, die Stalin ablehnte, als er von ihr erfuhr41, sollten wir kurz darauf eingehen, was in den Jahren 1937 – 1938 geschah. Nikolai Jeschow, Kommissar (Leiter) des Kommissariats für innere Angelegenheiten42 oder NKWD, tötete so viele Menschen wie möglich, um Wut und Unmut in der sowjetischen Bevölkerung zu schüren. Sein Plan war es, die Macht in der UdSSR an sich zu reißen, indem er aus der so geschaffenen Unzufriedenheit eine Armee oder zumindest Rebellengruppen rekrutierte, wenn die japanischen und/oder deutschen Machthaber die UdSSR angriffen. Im Folgenden gehe ich kurz auf Jeschows vorsätzliche Misswirtschaft in den GULAGs (Arbeitslagern) ein.
Die Primärdokumente, die diese Fakten belegen, sind seit mehr als einem Jahrzehnt verfügbar. Im Jahr 2010 habe ich einen Online‐Artikel veröffentlicht, in dem ich dies sehr viel ausführlicher zusammenfasste. Dem Artikel habe ich alle Geständnisse von Jeschow aus den Jahren 1939 und 1940 beigefügt, sowohl im russischen Original als auch in englischer Übersetzung.43 Im Januar 2017 habe ich ein Buch in voller Länge zu diesem Thema veröffentlicht.44 Ich habe auch einen Artikel veröffentlicht, in dem ich die wichtigsten Punkte meines Buches zusammenfasse.45 Das Buch enthält Beweise, die die Geständnisse von Jeschow und einigen seiner Komplizen bestätigen.
Die trotzkistische Website Marxists.org und die meisten Antikommunisten beginnen den »Großen Terror« mit dem Moskauer Prozess 1936 und führen ihn entweder bis zum Moskauer Prozess im März 1938 (Marxists.org) oder bis zum Ende des Jeschowschtschina im November 1938 fort. In Wirklichkeit waren die Angeklagten in den Moskauer Prozessen sowie die Militärkommandanten der »Tukhachevsky‐Affäre« alle schuldig. In meinen Büchern The Moscow Trials as Evidence, Stalin Waiting for … the Truth und – in jüngster Zeit – Trotsky and the Military Conspiracy habe ich die primären Beweismittel identifiziert, ausfindig gemacht und studiert, von denen wir jetzt einen großen Teil haben.46
5. Der »Gulag«
Jedes Land hat ein Strafvollzugssystem. Meines Erachtens sind die einzigen sinnvollen Fragen, die man zum »GULAG« stellen kann, die folgenden:
- Waren die im Strafvollzug Eingesperrten tatsächlich der Verbrechen schuldig, derer sie beschuldigt wurden?
- Wie waren die Lebens‐ und Arbeitsbedingungen im Strafvollzug?
Der GULAG – eigentlich der Name der Strafvollzugsverwaltung (er bedeutet »Hauptdirektion der Lager«) – umfasste Gefängnisse, Arbeitslager und Exilsiedlungen. Viele der Insassen der Exilsiedlungen waren ehemalige Kulaken, also Bauern, die im Vergleich zu ihren Nachbarn reich waren und Arbeitskräfte beschäftigten. Andere waren diejenigen, die sich der Kollektivierung mit Gewalt widersetzten, aktive Antikommunisten und gewöhnliche Kriminelle.
Zur Kollektivierung der Landwirtschaft: Wie die objektive Forschung von Mark Tauger gezeigt hat, war die Kollektivierung unerlässlich, um den Zyklus verheerender Hungersnöte zu beenden, die in Russland und insbesondere in der Ukraine ein Jahrtausend lang alle drei bis fünf Jahre auftraten. Taugers Forschungsartikel sind jetzt im Internet verfügbar.47 Ich habe sie in den Kapiteln eins und zwei von Blood Lies (2014) und – in jüngerer Zeit – in Kapitel eins von Stalin Waiting for … the Truth (2019) zusammengefasst.
Heute verfügen wir über eine große Anzahl von Primärquellen über den GULAG. Der Kürze halber werden wir uns hier auf die Sterblichkeitsraten konzentrieren. Die höchsten Sterblichkeitsraten waren 15,3 Prozent im Jahr 1933, 24,9 Prozent im Jahr 1942 und 22,4 Prozent im Jahr 1943.48 1933 war das Jahr der großen Hungersnot, in dem etwa 3 Millionen Menschen entweder an Hunger oder häufiger an Krankheiten starben, die durch schlechte Ernährung verursacht oder verschlimmert wurden. 1942 und 1943 waren die schwersten Jahre des Krieges, in denen Millionen von Sowjetbürgern entweder im Militär, durch die Nazis und ihre Verbündeten oder durch Überarbeitung und Unterernährung hinter den Frontlinien starben.
Die Häftlinge in den Arbeitslagern wurden für ihre Arbeit sowohl in Geld als auch in Form von »Zeitabzug« von ihrer Strafe bezahlt. Sie wurden ermutigt, aber nicht gezwungen, nach ihrer Entlassung als reguläre Arbeiter weiterzuarbeiten, was viele auch taten.
Hier sind einige Fakten über die Arbeitsbedingungen im GULAG aus dem Dmitrovskii Correctional Labor Camp oder »Dmitlag«49 aus der Verordnung vom 9. Oktober 1932:
- Aufwachen: 5:30 Uhr
- Frühstück: 5:45 – 6:30 Uhr
- Fahrt zur Arbeit: 6:30 bis 7 Uhr
- Arbeit: 7 bis 17 Uhr (10 Stunden)
- Abendessen: 17:00 bis 19:00 Uhr
- Von 19:00 bis 22:00 Uhr – kulturelle und pädagogische Aktivitäten (KVCh, kul’turno-vospitatel’naia chast‹)
- Ab 22:05 Uhr – Rückzug und Schlaf50
Das folgende Zitat ist der russischen Wikipedia-Seite über »Dmitlag« entnommen:
An der Stelle des Kulturhauses des Dmitrow‐Baggerwerks in der bolschewistischen Straße gab es bis Ende der 1950er Jahre einen Klub namens ›Dmitlag‹. … Der Klub veranstaltete festliche Feiern und Treffen der führenden Arbeiter. Im August 1934 sprach Maxim Gorki hier auf einer Versammlung der führenden Arbeiter beim Bau des Wolga‐Moskau‐Kanals. In der Nähe befindet sich das schöne Gebäude der Dmitrowski‐Elektrizitätswerke der Moskauer Kanalverwaltung, das während des Baus des Kanals errichtet wurde. Im Dmitlag wurden bis zu zehn Zeitungen und Zeitschriften gleichzeitig herausgegeben, darunter in mehreren verschiedenen Sprachen der Völker der UdSSR. Es gab einen Bibliotheksfonds und ein eigenes Filmstudio. Es gab Sport‐ und Bildungsabteilungen sowie eine eigene Blaskapelle und ein Theater. Bautrupps, die nicht mechanisierte schwere körperliche Arbeit verrichteten und planmäßige Aufgaben erfüllten, erhielten von Februar bis April 1935 eine fünftägige Ruhepause, außerdem wurde der Kampf gegen Parasiten (Läuse und Nissen) geführt.51
Nikita Petrov, ein feuerspuckender Antikommunist und Anti‐Stalin‐Schriftsteller und Spitzenfunktionär der »Memorial«-Gesellschaft (siehe oben), schreibt jedoch Folgendes über die Erholungseinrichtungen in einem Arbeitslager:
1935: Am 14. Januar wird mit dem Befehl Nr. 39 die Zusammensetzung der Sektionen der Dynamo‐Lagergesellschaft festgelegt: Gewehr, Ski, Eisschnelllauf, Hockey, Autosektion, Pferd, Gymnastik, ›Verteidigung und Angriff‹ (Ringen), Jagd, Schach und Dame, medizinische Kontrolle, Kampagnenpropagandasektor.52
Natürlich kam es, wie in jedem Strafvollzug, zu Missbräuchen. Wir wissen von diesen Missbräuchen aus dem Material, das bei den Untersuchungen der Missbräuche durch die zentralen Behörden zusammengestellt wurde.53
Wie bereits erwähnt, leitete Nikolai Jeschow in der Zeit zwischen Juli 1937 und November 1938 eine Verschwörung zum Sturz der sowjetischen Regierung und Partei. In seinen Geständnissen vom 2. und 4. August 1939 gab Jeschow zu, dass er seinen Männern die Verantwortung für die Arbeitslager übertragen und gute Bedingungen für Kriminelle und seine Getreuen, aber schlechte Bedingungen für andere Gefangene geschaffen hatte.54
Die Geständnisse von Jeschow sind seit langem verfügbar. Ich habe sie als Anhang zu meinem Artikel von 2010 wiedergegeben. Ich bespreche dieses und andere Geständnisse auch in den Kapiteln 13 und 14 meines Buches Yezhov vs Stalin. Ich bin jedoch noch nie auf ein Buch eines Mainstream‐Wissenschaftlers der sowjetischen Geschichte gestoßen, der eine dieser Passagen aus Jeschows Geständnissen über die Nutzung des GULAG für seine Verschwörung erwähnt, geschweige denn zitiert. Dies ist jedoch nicht richtig, sondern ein Ergebnis der Voreingenommenheit gegenüber dem, was ich das »Anti‐Stalin‐Paradigma« in der sowjetischen Geschichte genannt habe.
Berichte über den GULAG stimmen darin überein, dass die Bedingungen in den Lagern in den Jahren 1937 – 1938 schlecht waren und sich sofort verbesserten, als Lawrentij P. Berija im November 1938 das NKWD von Jeschow übernahm. Arch Getty, ein angesehener Wissenschaftler der Stalinzeit, schreibt:
Jewgenija Ginzburg, die im Gefängnis von Jaroslawl saß und keine Zeitungen sah, sagte, dass die Gefangenen den Zeitpunkt des Sturzes von Jeschow erkennen konnten: Das drakonische Regime in den Gefängnissen (häufige Isolationshaft und Entzug aller Privilegien) wurde eines Tages gelockert. Der Zeitpunkt wurde einige Tage später, als Berijas Name auf den offiziellen Gefängnisaushängen zu erscheinen begann, bestätigt.55
6. »Demokratie«
Uns wird ständig gesagt, dass die Sowjetunion »nicht demokratisch« war, während die westlichen kapitalistischen und imperialistischen Gesellschaften »Demokratien« waren. Das ist irreführend. Weder die Vereinigten Staaten noch irgendein anderes kapitalistisches Land ist heute oder war jemals eine Demokratie in dem Sinne, wie die Werktätigen sie verstehen. Egal, welche Partei die Wahl gewinnt, die herrschende Klasse regiert weiter und es ändert sich wenig. Reformen finden bestenfalls schrittweise statt, und auch das nur, wenn es massive, kämpferische Reformbewegungen gibt, wie es sie in der amerikanischen Gesellschaft selten gegeben hat.
Im Jahr 1917 beschrieb Lenin die kapitalistische Demokratie wie folgt:
Marx hat dieses WESEN der kapitalistischen Demokratie glänzend erfaßt, als er in seiner Analyse der Erfahrungen der Kommune sagte: den Unterdrückten wird in mehreren Jahren einmal gestattet, darüber zu entscheiden, welcher Vertreter der unterdrückenden Klasse sie im Parlament ver‐ und zertreten soll!56
Lenin stellte mit einer Klassenanalyse und von einem revolutionären marxistischen Standpunkt aus einfach fest, was viele in der kapitalistischen Welt bereits erkannt hatten: Es gibt keine Demokratie in den selbsternannten, sogenannten »demokratischen« kapitalistischen Ländern. Walter Lippmann, der in Harvard ausgebildete Berater von Präsidenten, erkannte dies an. Im ersten Satz seines 1925 erschienenen Buches The Phantom Public schrieb Lippmann:
Der Privatmann fühlt sich heute eher wie ein tauber Zuschauer in der letzten Reihe, der sich auf das Mysterium dort drüben konzentrieren sollte, es aber nicht ganz schafft, wach zu bleiben.57
Der Medienhistoriker Michael Schudson schildert Lippmanns Auseinandersetzung mit den Irrtümern der Demokratie:
Ein Problem entsteht nur dann, wenn sich jemand gegen die aktuelle Politik wendet – sofern es eine allgemeine Übereinstimmung gibt, hat die Öffentlichkeit kein Interesse an der Politik und sollte auch kein Interesse daran haben. Das Volk regiert nicht und sollte nicht regieren; allenfalls unterstützt es die Personen, die regieren, oder stellt sich gegen sie.58
Der Prozess der Durchsetzung der Herrschaft der herrschenden Klasse in den Vereinigten Staaten ist seit Lenins Zeiten subtiler geworden. Personen, die eine politische Karriere als ehrliche Arbeiter beginnen, werden durch den politischen Prozess korrumpiert. Die »Riege« der sozialdemokratischen Kongressabgeordneten wird selbst durch ihr falsches Verständnis des Kapitalismus und durch die Grenzen dessen, was im Rahmen eines politischen Prozesses, der sich ihrer Kontrolle entzieht, möglich ist, in die Enge getrieben. Derselbe Prozess vollzog sich zu Lenins Zeiten in der britischen Labour Party, wo Arbeiter manchmal ins Parlament gewählt wurden.
G. William Domhoff von der UC Santa Cruz hat die Forschungsmethoden der akademischen Soziologie auf die Untersuchung der Art und Weise angewandt, wie die Vereinigten Staaten regiert werden. Domhoff hat die spezifischen Mechanismen aufgezeigt, durch die die amerikanische herrschende Klasse, die reichsten Finanz‑, Industrie‑, Handels‐ usw. Kapitalisten, nicht nur die Wahlen, sondern auch die Politik der Regierung kontrollieren, unabhängig davon, welche Partei im Amt ist. Er veröffentlicht weiterhin aktualisierte Versionen seines bahnbrechenden Werks Who Rules America, zuletzt im Jahr 2021.59
Domhoff hat sich jahrzehntelang mit dieser Klasse und ihren Methoden beschäftigt, um alles, was auch nur im Entferntesten mit Demokratie zu tun hat, zu vereiteln. Er hat viele Bücher veröffentlicht, in denen er die Herrschaftsmethoden der herrschenden Klasse bis ins kleinste Detail beschreibt. Hier ist ein Zitat:
Heute glaubt die Mehrheit der Menschen, dass große Unternehmen und Reiche alles kontrollieren und dass die Regierung sich nicht um den Durchschnittsbürger kümmert.60
Ebenso klar wie die Analyse der Herrschaftsverhältnisse im eigenen Land ist die Bilanz des Imperialismus in den so genannten »demokratischen« kapitalistischen Ländern. Die europäischen Imperialisten und die Vereinigten Staaten hätten in den von ihnen beherrschten Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas die Demokratie einführen können. Sie haben es nie getan. Im Gegenteil: Wo immer es so aussah, als würde sich in Ländern wie Nicaragua, Haiti, Iran, Argentinien, Brasilien oder Chile so etwas wie eine Demokratie nach westlichem Vorbild herausbilden, haben die US‐Machthaber diese mit Gewalt unterdrückt und faschistische Diktaturen installiert. Andererseits stellen sich die US‐Machthaber auch gegen den Faschismus, wenn er für sie nicht mehr von Nutzen ist, wie in Griechenland (1974) und Haiti (1986).
Die westlichen Imperialisten setzten massive Gewalt ein, um ihre kolonialen Besitzungen für billige Rohstoffe zu plündern, als Absatzmärkte für ihre Überproduktion und als Quellen für billige Arbeitskräfte. Wenn die Menschen in den Kolonialländern, manchmal unter kommunistischer Führung, oft aber auch nicht, für die Unabhängigkeit oder gar für Reformen kämpften, wurden sie mit Gewalt unterdrückt. Oft wurde diese massive Gewalt als »Kampf gegen den Kommunismus« bezeichnet.
Mahatma Gandhi bekämpfte den britischen Imperialismus und erkannte ihn als das, was er war. Er schrieb:
Stellen Sie sich einen Hitler vor, der England besetzt und die Engländer erfolgreich spaltet, so wie die Inder in Indien gespalten sind und sich dann über sie lustig macht, indem er sagt: ›Ich werde ein Abkommen zwischen euch ratifizieren.‹ Ich behaupte, dass wir in Indien eine Hitler‐Herrschaft haben, auch wenn sie mit sanfteren Worten getarnt sein mag.
Und: »Hitler war ›Großbritanniens Sünde‹. Hitler ist nur eine Antwort auf den britischen Imperialismus …61
Man sollte Marxists.org nicht unkritisch nutzen
Ich habe bereits aus den Unwahrheiten von Marxists.org über Stalin, »Totalitarismus« und »Terror« zitiert. Hier sind noch ein paar weitere, die man nicht allein an der Rhetorik erkennen kann. Um sie als Unwahrheiten zu erkennen, muss man etwas über die sowjetische Geschichte wissen. Das tun aber nur wenige Nutzer von Marxists.org, was sie anfällig für die auf dieser Seite verbreiteten Unwahrheiten macht.
Hier ist der Eintrag von Marxists.org über Lawrentij Berija: »… Leiter des NKWD von 1938 bis zu Stalins Tod. Verantwortlich für zahllose Morde auf eigene Initiative und auf Stalins Befehl…«62
Das ist völlig falsch. Die Wirklichkeit ist:
(a) Berija war von Dezember 1938 bis Dezember 1945 Volkskommissar für innere Angelegenheiten und vom 15. März bis zum 26. Juni 1953 erneut – jetzt mit dem Titel »Innenminister« – und nicht »von 1938 bis zu Stalins Tod«.
(b) Es gibt keinen Beweis dafür, dass Berija – oder, was das betrifft, Stalin – jemals angeordnet hat, jemanden zu ermorden; nach gerichtlichen Verurteilungen auf der Grundlage von Beweisen für abscheuliche Verbrechen, ja, aber niemals ermordet.
Marxists.org erwähnt nicht einmal einen einzigen Mord, geschweige denn »unzählige Morde«. Nikita Chruschtschow und seine Männer, die Berija 1953 selbst ermordet hatten, behaupteten, Berija sei ein Mörder und Vergewaltiger. Sie haben jedoch nie Beweise für diese oder andere Verbrechen Berijas angeführt. Auch nach der Veröffentlichung von Zehntausenden von Dokumenten aus ehemaligen sowjetischen Archiven nach dem Ende der UdSSR im Jahr 1991 ist nichts davon ans Licht gekommen.
Hier Marxists.org über Sergei M. Kirow:
Im Sommer 1932 wurde Josef Stalin bewusst, dass der Widerstand gegen seine Politik zunahm. Einige Parteimitglieder kritisierten Stalin öffentlich und forderten die Wiederaufnahme von Leo Trotzki in die Partei. Als das Thema im Politbüro erörtert wurde, verlangte Stalin, dass die Kritiker verhaftet und hingerichtet werden sollten. Kirow, der bis zu diesem Zeitpunkt ein überzeugter Stalinist gewesen war, sprach sich gegen diese Politik aus. Bei der Abstimmung unterstützte die Mehrheit des Politbüros Kirow gegen Stalin.
Im Frühjahr 1934 schlug Kirow eine Politik der Versöhnung vor. Er plädierte für die Freilassung von Personen, die sich gegen die Politik der Regierung in Bezug auf die Kolchosen und die Industrialisierung ausgesprochen hatten. Erneut befand sich Josef Stalin im Politbüro in der Minderheit
Nachdem er jahrelang dafür gesorgt hatte, dass seine Gegner aus der Partei entfernt wurden, musste Josef Stalin feststellen, dass er sich nicht auf die volle Unterstützung der Leute verlassen konnte, die er an ihre Stelle gesetzt hatte. Stalin begann sich zweifellos zu fragen, ob Kirow bereit war, den Tod seines Mentors abzuwarten, bevor er Parteichef wurde. Besonders beunruhigt war Stalin über Kirows Bereitschaft, öffentlich mit ihm zu streiten. Er befürchtete, dass dies seine Autorität in der Partei untergraben würde.
Wie üblich fuhren Kirow und Josef Stalin in diesem Sommer gemeinsam in den Urlaub. Stalin, der Kirow wie einen Sohn behandelte, nutzte diese Gelegenheit, um ihn davon zu überzeugen, seiner Führung treu zu bleiben. Stalin bat ihn, Leningrad zu verlassen und zu ihm nach Moskau zu kommen. Stalin wollte Kirow an einem Ort haben, an dem er ihn genau im Auge behalten konnte. Als Kirow ablehnte, wusste Stalin, dass er die Kontrolle über seinen Schützling verloren hatte.63
Jede einzelne Behauptung in diesen Absätzen ist falsch. Nichts davon ist überhaupt passiert. Es hat seit 1989 eine Menge Forschung über Kirow gegeben. Marxists.org ignoriert sie komplett.64
Marxists.org hat viele wichtige Texte. Diese Texte verleihen der Website als Ganzes Glaubwürdigkeit. Die Nicht‐Text‐Abschnitte – die so genannte »Enzyklopädie« und die historischen Abschnitte – sind von antikommunistischen Unwahrheiten durchzogen. In der Tat wäre es angemessen, das Wort »Lügen« in Bezug auf die Tatsachenbehauptungen zu verwenden, die durch keinerlei Beweise gestützt werden, da dies eine eklatante Missachtung der Wahrheit darstellt. Leo Trotzki und professionelle Antikommunisten sind in der Regel die ultimativen Quellen.
Ich fordere jeden dazu auf, unabhängig davon, ob Marxist oder nicht, Marxists.org gegenüber sehr vorsichtig und skeptisch zu sein, es sei denn, er sucht einen Text, der nicht auf alternativen Websites wie Marx To Mao65 oder Wikirouge66 zu finden ist.
Schlussfolgerungen
1. Alle Marxisten und andere, die die Wahrheit über die sowjetische Geschichte der Stalinzeit erfahren wollen, sollten jede Darstellung als Propaganda zurückweisen, die durch ihre Rhetorik, Moralisierung, belastete Sprache, Verunglimpfung usw. zeigt, dass der Autor nicht objektiv ist.
2. Alle Berichte, die die UdSSR als »totalitär« bezeichnen, die die Begriffe »stalinistisch« oder »Stalinismus« verwenden, die Stalin als »Diktator« bezeichnen, die behaupten, die UdSSR sei durch »Terror« regiert worden oder die den Begriff »Großer Terror« verwenden, die den GULAG als »Todeslager« oder die Gefangenen als »Sklaven« bezeichnen oder die behaupten, kapitalistische, imperialistische Staaten seien »Demokratien«, sind als Propaganda abzulehnen.
3. Alle Arbeiten, die in irgendeiner Weise versuchen, die Sowjetunion der Stalinzeit mit Hitlerdeutschland oder Stalin mit Hitler zu vergleichen, sind als Propaganda abzulehnen.
Die geheime Kollaboration Leo Trotzkis mit den Nazis und den Japanern wurde während der Moskauer Prozesse in den 1930er Jahren aufgedeckt. Diese Kollaboration wurde unter dem Einfluss der Lügen Chruschtschows und Gorbatschows über Stalin geleugnet. Nun aber haben wir zahlreiche Beweise für Trotzkis Kollaboration. Wir sollten zuerst uns selbst informieren und dann andere informieren, wann immer wir können.67
4. Alle Schriften, die den »Holodomor« oder eine »von Menschen verursachte Hungersnot« behaupten, die Moskauer Prozesse als »abgekartetes Spiel« bezeichnen und behaupten, dass Stalin »Menschen erschießen ließ«, dass die Kollektivierung nicht notwendig war oder »nicht funktionierte« und dass die Industrialisierung »brutal« war, sind als Propaganda abzulehnen.
5. Trotzkistische Darstellungen über die UdSSR, auch über Lenin, Stalin, den »Sozialismus in einem Land« oder über Trotzki selbst, sind zu vermeiden. Kein Trotzkist stellt den »Personenkult« um Trotzki selbst in Frage. Trotzkisten streben per definitionem nicht nach Objektivität und fallen daher der Voreingenommenheit zum Opfer.
6. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die »Enzyklopädie«-Sektion der Website Marxists.org Unwahrheiten über Stalin und die Stalin‐Periode der sowjetischen Geschichte verbreitet – Behauptungen, von denen die Redakteure entweder wussten oder hätten wissen müssen, dass sie falsch sind -, die durch die Beweise widerlegt werden, wie z.B. der Eintrag »Kirow, Sergej (1886 – 1934)« und die Diskussion über den »Sozialismus in einem Land«, die oben besprochen wurde.
7. Alle sogenannten »marxistischen« Theorien, die nicht auf Beweisen beruhen, sind abzulehnen. Alle »Theorien«, die auf den Chruschtschow‐ und Nach‐Chruschtschow‐Lügen über die sowjetische Geschichte der Stalinzeit beruhen, haben nichts zu bieten. Sicher, es mag eine Nadel der Wahrheit im Heuhaufen des leeren Geschwätzes geben – aber es wird zu lange dauern, sie zu finden, wenn sie überhaupt da ist.
Nur eine Theorie, die sich auf ein genaues Verständnis der Geschichte der UdSSR während der Stalinjahre stützt, kann denjenigen von uns, die aus den Erfolgen und Misserfolgen der Sowjetunion lernen wollen, einen Nutzen bringen.
8. Man sollte sich daran erinnern, warum es diese ganze antikommunistische, antistalinistische Propaganda überhaupt gibt. Sie existiert aufgrund der Errungenschaften der Stalinjahre in der UdSSR. Um nur ein paar zu nennen: die Kollektivierung der Landwirtschaft, die den mehr als tausend Jahre währenden Zyklus verheerender Hungersnöte und der Armut unter den Bauern beendete; die Industrialisierung, die in kaum mehr als einem Jahrzehnt und ganz ohne ausländische Investitionen erreicht wurde und sich allein auf die sowjetische Arbeiterklasse und Bauernschaft stützte; die Niederlage der Nazihorden und ihrer Verbündeten; die weltweite Verbreitung der kommunistischen Bewegung; der Kampf gegen den Rassismus; der Kampf gegen die Diskriminierung der Frauen; die Versorgung aller Arbeiter mit preiswertem Wohnraum, preiswerten öffentlichen Verkehrsmitteln, kostenloser Bildung, kostenloser Hochschulbildung, Jahresurlaub, allgemeiner medizinischer Versorgung, Alters‐ und Hinterbliebenenrenten; der erfolgreiche Kampf gegen den Imperialismus der so genannten »demokratischen« kapitalistischen Länder; der große Aufschwung der gewerkschaftlichen Organisierung der Arbeiter in den Industrieländern; der Zwang für die kapitalistischen Staaten, ein gewisses Maß an Sozialleistungen für die arbeitende Bevölkerung bereitzustellen, um die Anziehungskraft der kommunistischen Bewegung zu schwächen. Und man muss sich fragen, warum bis heute, wenn ältere Russen befragt werden, welche historischen Persönlichkeiten sie am meisten bewundern, immer Stalin an erster Stelle steht.
Dies sind nur einige der Gründe, warum pro‐kapitalistische Autoren die sowjetische Geschichte der Stalinzeit verfälschen, verzerren und schlichtweg lügen. Niemand, der sich für einen Linken oder insbesondere einen Marxisten hält, sollte dieses falsche Narrativ unterschreiben oder verbreiten.
Auch die Bolschewiki unter Stalin und Lenin haben viele Fehler gemacht. Fehler sind bei allen menschlichen Unternehmungen unvermeidlich, denn »Versuch und Irrtum« sind das Herz und die Seele der wissenschaftlichen Methode. In diesem Sinne ist »Irrtum« kein Fehler, sondern ein wesentlicher Bestandteil der Erforschung und Beherrschung der Wirklichkeit.
Leider führten die Aktionen der Bolschewiki zwar zu großen Errungenschaften, aber ihre Fehler führten auch dazu, dass diese Errungenschaften abstumpften und abgebrochen wurden und sich nur teilweise erfüllten.
Letztendlich führten diese Fehler dazu, dass Leute wie Nikita Chruschtschow und seine Nachfolger an die Macht kamen, die den Kampf für den Kommunismus aufgaben. Schließlich führten sie zur Umkehrung der Errungenschaften der Oktoberrevolution und zum Rückfall in den ausbeuterischen Kapitalismus in allen Ländern, die einst sozialistisch waren oder die, wenn auch unvollkommen, nach Sozialismus und Kommunismus strebten.
Wir müssen sowohl aus den Erfolgen als auch aus den tragischen – aber vielleicht unvermeidlichen – Misserfolgen der kommunistischen Bewegung des 20. Jahrhunderts lernen, wenn wir es in Zukunft besser machen wollen. Wegen meiner Forschung nehmen Kommunisten aus vielen Ländern Kontakt zu mir auf. Ich weiß, dass es unter Millionen von Werktätigen, Studenten, Intellektuellen und anderen auf der ganzen Welt einen großen Hunger nach Freiheit von den Schrecken der kapitalistischen Ausbeutung, nach einer anderen internationalen kommunistischen Bewegung gibt.
Wenn wir eine Rolle dabei spielen wollen, diese neue internationale Bewegung ins Leben zu rufen und dann voranzukommen, um den Kapitalismus zu besiegen und eine klassenlose, kommunistische Welt zu gewinnen, müssen wir die wahre Geschichte der Sowjetunion während der Stalinzeit entdecken. Nur dann werden wir in der Lage sein, die Lektionen zu lernen, die uns die Erfolge und Misserfolge der Bolschewiki lehren können. Nur dann können wir eine revolutionäre Theorie haben, die diesen Namen verdient.
Grover Furr hat viele Bücher über die sowjetische Geschichte der 1930er Jahre geschrieben. Sein Buch The Mystery of the Katyn Massacre: The Evidence, the Solution (Kettering, OH: Erythrós Press) wurde im Juli 2018 veröffentlicht. Eine vollständige Übersicht findet man auf seiner Website: https://msuweb.montclair.edu/~furrg/
Verweise
1 Hinweis: Der erste Entwurf dieses Essays wurde am Internationalen Frauentag fertiggestellt, an dem wir die Kämpfe der Arbeiterinnen feiern. Der 1910 ins Leben gerufene Tag war lange Zeit nur in der Sowjetunion und nach dem Zweiten Weltkrieg in den prosowjetischen sozialistischen Ländern ein Feiertag. Bis in die 1960er Jahre war er vor allem ein kommunistischer Feiertag. Er erinnert uns sowohl an die Kämpfe der arbeitenden Frauen weltweit als auch an die Errungenschaften der kommunistischen Bewegung.
2 Karl Marx/Friedrich Engels, in: Werke. (Karl) Dietz Verlag, Berlin. Band 1. Berlin/DDR. 1976. S. 344 [Hervorhebung G.F.]
3 Siehe den Artikel auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Confirmation_bias
4 Lenin, »Was tun?«, in: Werke 5, 4. Aufl. Dietz Verlag, 1955, Kap. 1 d, S. 379,
5 Lenin, »Was sind die ›Volksfreunde‹ «, in: Werke 1, S. 156.
6 Lenin, Konspekt zur »Wissenschaft der Logik«. Die Lehre vom Begriff, in: Werke 38, S. 160
7 Ebenda, S. 181.
8 Ebenda, 191 (Herv. G.F.). In der dt. Übersetzung der Konspekte kommt der Satz »Die Wahrheit ist ein Prozeß …« anders als in dem Quellenband, den der Autor benutzt, vor »Das Leben…« [Anm. d. Übers.].
9 Ebenda, S. 204.
10 Ebenda, S. 211. Furr bricht das Zitat in der Mitte ab. Es geht so weiter: »[…] denn im Resultat ergibt sich die »absolute Idee« (Idee aber = »das objektive Wahre«).«
11 Ebenda, S. 320.
12 Eagleton, Terry. Rezension von Phil Slater, Origin and significance of the Frankfurt School (London: Routledge & Kegan Paul, 1977), New Blackfriars. Zitiert von der Innenseite der Titelseite aus Slaters Buch.
13 Ich verwende ironische Anführungszeichen (scare quotes), um die Falschheit dieser Konzepte in Bezug auf die sowjetische Geschichte zu unterstreichen.
14 Herv. G.F. Im Original: Of or pertaining to a system of government which tolerates only one political party, to which all other institutions are subordinated, and which usually demands the complete subservience of the individual to the State.
15 Juri Fjelschtinsky, Georgii Tscherniavskij, Lev Trotskii. Vrag No. 1 1929 – 1940. Moskau: Tsentropoligraf, 2013, S. 380, 383.
16 https://www.marxists.org/glossary/terms/t/o.htm, [Herv. G.F.], abgerufen a 29.03.2023 [vom Übersetzer].
17 Ebenda [Herv. G.F.].
18 https://www.marxists.org/glossary/terms/s/t.htm#stalinism, abgerufen a 29.03.2023 [vom Übersetzer].
19 Ebenda [Herv. G.F.].
20 Ebenda. Anmerkung des Übersetzers: Quelle zum Stalinzeit: J.W. Stalin, Über die Grundlagen des Leninismus, in: ders., Werke, Band 6, https://kommunistische-geschichte.de/StalinWerke/stalin-band06.pdf
21 Ebenda. Anmerkung des Übersetzers: Marxists.org gibt das Stalinzitat inkorrekt wieder, indem die Auslassungzeichen … fehlen, aus denen hervorgeht, dass der Satz im Original weiter geht. Das ist in diesem Falle inkorrekt, weil der vollständige Satzlaut offensichtlich den gegenteiligen Sinn hat, wie der durch nicht gekennzeichnete Auslassungen angeführte: »Die Partei ist stets davon ausgegangen, dass der Sieg des Sozialismus in einem Lande die Möglichkeit bedeutet, den Sozialismus in diesem Lande zu errichten, wobei diese Aufgabe mit den Kräften eines Landes gelöst werden kann, dass der vollständige Sieg des Sozialismus dagegen die Garantie gegen Intervention und Restauration bedeutet, wobei diese Aufgabe nur unter der Voraussetzung des Sieges der Revolution in einigen Ländern gelöst werden kann.« J.W. Stalin, Heilloses Durcheinander, oder Sinowjew über revolutionären Geist und Internationalismus, in: ders., Werke 8, https://kommunistische-geschichte.de/StalinWerke/stalin-band08.pdf
22 Geschichte der KPdSU (B) – Kurzer Lehrgang, Kap. 9, http://www.kpd-ml.org/doc/partei/kurzer_lehrgang_kpdsu.pdf
23 Lenin Werke, Band 21, Seite 342 – 346; Dietz Verlag Berlin, 1972 [Hervorhebung G.F.], http://www.mlwerke.de/le/le21/le21_342.htm
24 Zuerst veröffentlicht im September und Oktober 1917 in der Zeitschrift Jugend‐Internationale, Nr.9 u. 10.,Unterschrift: N. Lenin, https://www.marxists.org/deutsch/archiv/lenin/1916/10/militaer.htm
25 Zuerst veröffentlicht am 26. und 27. Mai 1923 in der »Prawda« Nr. 115 und 116, http://www.mlwerke.de/le/le33/le33_453.htm
26 Stephen G. Wheatcroft. »From Team‐Stalin to Degenerate Tyranny.” In E.A.Rees, ed., The Nature of Stalin’s Dictatorship. The Politburo, 1924 – 1953. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2004, 79 – 107.
27 Ebenda, S. 90.
28 European History Quarterly36 (2006), 332.
29 Stephen G. Wheatcroft. »From Team‐Stalin to Degenerate Tyranny.” In E.A.Rees, ed., The Nature of Stalin’s Dictatorship. The Politburo, 1924 – 1953. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2004, S. 79 – 107, S. 104.
30 https://www.cia.gov/readingroom/docs/CIA-RDP80-00810A006000360009‑0.pdf, abgerufen am 22.02.2022.
31 Grover Furr. Khrushchev Lied: The Evidence That Every »Revelation« of Stalin’s (and Berija’s) Crimes in Nikita Khrushchev’s Infamous »Secret Speech”to the 20th Party Congress of the Communist Party of the Soviet Union on February 25, 1956, is Provably False. Kettering, OH: Erythrós Press & Media LLC, 2011. Deutsche Übersetzung: Grover Furr, Chruschtschows Lügen, Das Neue Berlin, 2014.
32 Zu den Beweisen, dass Conquest ein britischer Agent war, siehe Grover Furr: »Response to the Death of Robert Conquest.” At https://msuweb.montclair.edu/~furrg/research/furr_conquest_obit.html
33 Robert Conquest. The Great Terror. Stalin’s Purge of the Thirties. London: Macmillan, 1968. A new but equally dishonest edition was published in 2008 as The Great Terror. A Reassessment. 40th Anniversary Edition. New York: Oxford University Press, 2008.
34 https://www.marxists.org/history/ussr/events/terror/index.htm
35 Wendy Goldman and Donald Filtzer, ed. Hunger and War. Food Provisioning in the Soviet Union during World War II., Bloomington, IN: Indiana University Press, 2015.
36 Herv. G.F.
37 »Arsenij Roginskij o molchanii istorika« (Arseny Roginsky über das Schweigen eines Historikers/Herv. G.F) unter: http://old.memo.ru/d/124360.html
38 Lubianka. Stalin i NKVD‐NKGB‐GUKR »Smersh”. 1939 –mart 1946. Moscow: MDF, 2006, S. 564 n.11; Okhotin and Roginskii in Danilov,V., et al., ed., Tragediia Sovetskoi Derevni vol. 5 No. 2. Moscow: ROSSPEN, 2006, S. 517. Diese beide Passagen wurden ins Englische übersetzt in: Yezhov vs Stalin, S. 113 – 4.
39 Eine russischsprachige Veröffentlichung dieser Zahlen findet sich unter https://www.alexanderyakovlev.orgfond/issues-doc/1009312
40 Was Mozochin betrifft, sind die am besten zugänglichen Zahlen im Internet zu finden. Für 1939 auf http://istmat.info/node/290; 1940 auf http://istmat.info/node/291
41 Diese Frage wird in dem Buch Yezhov vs. Stalin ausführlich erörtert und mit Primärquellen belegt.
42 NKWD ist die Abkürzung für »Narodny kommissariat wnutrennich del«, Volkskommissariat für innere Angelegenheiten.
43 Grover Furr, »The Moscow Trials and the ‘Great Terror’of 1937 – 1938: What the Evidence Shows.” Unter https://msuweb.montclair.edu/~furrg/research/trials_ezhovshchina_update0710.html
44 Grover Furr. Yezhov vs. Stalin: The Truth about Mass Repressions and the So‐Called ‘Great Terror’ in the USSR.Kettering, OH: Erythrós Press & Media, LLC, 2017.
45 Yezhov vs. Stalin: The Causes of the Mass Repressions of 1937 – 1938 in the USSR.”Journal of Labor and Society 20 (September, 2017) 325 – 347. Sie ist jetzt auch auf meiner Homepage verlinkt unter https://msuweb.montclair.edu/~furrg/research/yvs_jls2017.pdf
46 Eine Liste der von mir veröffentlichten Bücher findet sich unter https://msuweb.montclair.edu/~furrg/research/thirteen_book_flyer.pdf
48 Siehe https://en.wikipedia.orgwiki/Gulag#Mortality_rate. Die russische Quelle ist A.I. Kokurin und N.V. Petrov, Hrsg., Gulag (Glavnoe upravlenie lagerei) 1917 – 1960. (Moskau: MDF, 200), Dok. Nr. 103, S. 441 – 2.
49 Auch »Dimitrovlag« genannt.
50 A.I. Kokurin, Yu.N. Morukov, eds. Stalinskie stroiki GULAGa. 1930 – 1953.Moscow: MDF, 2005, S. 61.
52 Nikita Petrov, »Istoriia GULAGA –2« unter https://web.archive.orgweb/20081231111957/; http://vif2ne.ru/nvk/forum/arhprint/228541
53 Ein Beispiel dafür ist die Nazino‐Insel‐Affäre von 1933, die vom antikommunistischen französischen Autor Nicolas Werth als »Kannibaleninsel« sensationell dargestellt wurde. Werths Dokumentation ist die der zeitgenössischen sowjetischen Untersuchung. Auf der englischen Wikipedia-Seite ist ein Bild von Stalin abgebildet, um anzudeuten, dass er verantwortlich war. Auf der russischen Wikipedia-Seite gibt es kein solches Bild.
54 Für Jeschows Verhör vom 2. August 1939 siehe https://msuweb.montclair.edu/~furrg/research/ezhovinterrogs.html (Scrollen Sie nach unten zu »Ezhov interrogation 08.02.39 by Rodos.«). Für Jeschows Geständnis vom 4. August 1939 siehe hier: https://msuweb.montclair.edu/~furrg/research/ezhov080439eng.html
55 J. Arch Getty. Origins of the Great Purges. The Soviet Communist Party Reconsidered, 1933 – 1938. New York and Cambridge: Cambridge University Press, 1985, S. 189.
56 Lenin, »Staat und Revolution Lenin. Die Lehre des Marxismus vom Staat und die Aufgaben des Proletariats in der Revolution«, in: Werke, Band 25, Seite 393 – 507, Dietz Verlag Berlin, 1972, Teil 5 [Hervorhebung G.F.]; http://www.mlwerke.de/le/le25/le25_470.htm
57 Walter Lippmann, The Phantom Public. With a New Introduction by Wilfred M. McClay. New Brunswick, NJ: Transaction Publishers, 1993 (1927), S. 3.
58 Michael Schudson, Discovering the News. A Social History of American Newspapers. New York: Basic Books, 1978, S. 124.
59 Eine Liste der Ausgaben dieses Werks finden Sie auf der Wikipedia‐Seite von Domhoff unter https://en.wikipedia.org/wiki/G._William_Domhoff#Who_Rules_America?
60 »State and Ruling Class in Corporate America (1974): Reflections, Corrections, and New Directions.” Critical Sociology 25, 2 (1999), S. 264.
61 M.K. Gandhi. The Collected Works of Mahatma Gandhi, Publications Division, Ministry of Information and Broadcasting, Government of India, New Delhi. »Answers to Questions [April 25, 1941],” Vol. 80, p. 200; »Interview to Ralph Coniston, Mahabaleshwar [Before April 25, 1945],« Vol. 86, S. 223.
62 Unter https://www.marxists.orgglossary/people/b/e.htm#beria-lavrenti [Hervorhebung G.F.].
64 Eine kritische Betrachtung dieser Untersuchungen sowie meine eigenen Untersuchungen und Schlussfolgerungen finden sich in Grover Furr, The Murder of Sergei Kirov. History, Scholarship and the Anti‐Stalin Paradigm. Kettering, OH: Erythrós Press and Media, LLC, 2013.
65 Unter http://www.marx2mao.com
67 Siehe Grover Furr, Leon Trotsky’s Collaboration with Germany and Japan: Trotsky’s Conspiracies of the 1930s, Volume Two. Kettering, OH: Erythrós Press & Media, LLC, 2017, New Evidence of Trotsky’s Conspiracy. Kettering, OH: Erythrós Press & Media, LLC, 2020; und Grover Furr /Vladimir L. Bobrov/Sven‐Eric Holmström, Trotsky and the Military Conspiracy. Soviet and Non‐Soviet Evidence with the Complete Transcript of the »Tukhachevsky Affair” Trial. Kettering, OH: Erythrós Press and Media, LLC, 2021.
Zuerst im englischen Original erschienen in Cultural Logic: Marxist Theory & Practice Volume 25 (2021), S. 51 – 71 (PDF) unter einer CC BY 4.0‑Lizenz. Der Unterschied zum Original besteht lediglich in wenigen als solchen gekennzeichneten Anmerkungen oder Einfügungen in eckigen Klammern des Übersetzers. Die Übersetzung enthält etwas mehr Fußnoten, da die deutschen Standarübersetzungen der Klassiker einzelnd refereziert wurden, wo Grover Furr auf eine einzelne Anthologie verweisen kann.
Bild: »Die Konkurrenz« von Erich Schilling aus dem Simplicissimus vom 20. Mai 1943 (wikimedia commons)
Zum Thema Stalin und russischer/sowjetischer Geschichte würde ich unbedingt noch das Buch von Gerhard Schnehen empfehlen. Es ist nicht nur das mit den neusten Quellen sondern auch das einzige Buch dazu daß auch noch spannend zu lesen ist.