Han­nah Are­ndts Befrei­ung aus der Musea­li­tät – Han­nah Are­ndt, das »gefähr­li­che Den­ken« und Wir (Teil 2)

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Bernd Schoe­pes Essay besteht aus drei Tei­len, von denen man­che wie­der­um in meh­re­ren Tei­len erscheinen:

Teil 1: Zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft: Han­nah Are­ndts poli­ti­sches Den­ken revisited

I) Ein­lei­tung: Die »nicht iden­ti­sche Iden­ti­tät« der H.A. / Han­nah Are­ndts Rol­le in der »größ­ten Geschichts­lek­ti­on« der Deutschen

II) Han­nah Are­ndts Befrei­ung aus der Musealität

Teil 2: Die Kri­se der Öffent­lich­keit: Lüge und Wahr­heit, Can­cel Cul­tu­re, der Infor­ma­ti­ons­krieg und das Ende der Poli­tik. Mit einem Exkurs zur auto­ri­tä­ren Linken

Teil 3: Digi­tal-dys­to­pi­sche Trans­for­ma­ti­on der Demo­kra­tie: Von der »Herr­schaft des Nie­mand« in die trans­hu­ma­nis­ti­sche Zom­bie-Apo­ka­lyp­se?

Wo ste­hen wir heute?

Auf die gro­ße Her­aus­for­de­rung, unse­re ver­wor­re­ne Post-Coro­na-Zeit zu ver­ste­hen, gibt das Werk Han­nah Are­ndts über­ra­schend aktu­el­le Auskünfte.

Mit guten Grün­den kann sich die Kri­tik einer »gro­ßen Trans­for­ma­ti­on« der Poli­tik – und der dahin­ter sicht­bar wer­den­den trans­hu­ma­nis­ti­schen Glo­bal Gover­nan­ce-Agen­da – auf die­se fas­zi­nie­ren­de, aber auch ver­kann­te Den­ke­rin berufen .

Im aktu­el­len Licht soll­ten die Ana­ly­sen und Refle­xio­nen ihres Wer­kes uns War­nung sein, was mit der Pan­de­mie- und Glo­bal-Gover­nan­ce-Poli­tik wirk­lich auf dem Spiel steht.

Kon­se­quen­zen für unser Han­deln müs­sen wir aber selbst dar­aus ziehen.

Zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft: Han­nah Are­ndts poli­ti­sches Den­ken revisited

Teil 2: Han­nah Are­ndts Befrei­ung aus der Musealität

Die Gegen­wehr der über­flüs­si­gen Menschen

Nun erle­ben wir gera­de heu­te, in einer Zeit, in wel­cher auf bedaue­rungs­wür­di­ge Art und Wei­se die Demo­kra­tie und der Repu­bli­ka­nis­mus selbst zu Schat­ten ihrer selbst ver­küm­mert sind, wie Han­nah Are­ndts Werk ganz prak­tisch von einer enga­gier­ten, Par­ti­zi­pa­ti­on und Mit­be­stim­mung for­dern­den, basis­de­mo­kra­ti­schen Gras­wur­zel­be­we­gung, aus ihrer ste­ri­len Musea­li­tät befreit wird:

Einer Bewe­gung, die sich rund um den Erd­ball als Ant­wort auf das Wie­der­erstar­ken tota­li­tä­rer Ten­den­zen inner­halb demo­kra­ti­scher Sys­te­me – genau dem Phä­no­men, vor dem Are­ndt immer wie­der gewarnt hat­te – in kür­zes­ter Zeit for­miert hat.

Ein­drück­lich beschreibt Are­ndt die Gefah­ren eines neu­en Tota­li­ta­ris­mus, der her­vor­ge­trie­ben wird durch eine unhei­li­ge Alli­anz zwi­schen dem tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt und der Ato­mi­sie­rung und Ent­wur­ze­lung der Sub­jek­te in den moder­nen Mas­sen­ge­sell­schaf­ten. Unter der Ägi­de einer büro­kra­tisch-tech­no­kra­tisch ver­kürz­ten Zweck-Ratio­na­li­tät, die Ver­nunft in ihr Gegen­teil umschla­gen lässt, wer­den die Bedin­gun­gen für ein poli­tisch-gestal­ten­des Mit­ein­an­der-Han­deln immer schwie­ri­ger, die Räu­me dafür immer enger gezo­gen. Was sich nun aber, weni­ge Minu­ten – oder sind es Sekun­den? – vor zwölf beim Aus­schlag des Pen­dels auf der Welt­ka­ta­stro­phen-Uhr zeigt, ist die Emana­ti­on einer Erhe­bung der Vie­len im Bild der anstei­gen­den Wel­le. Sie schlägt den Weni­gen ent­ge­gen, wel­che die Über­zeu­gung gewon­nen haben, die Vie­len nicht mehr zu benö­ti­gen. Ja, die Weni­gen glau­ben, dass die Vie­len nicht ein­mal mehr im Kon­junk­tiv in Zukunft als »human­ka­pi­ta­lis­ti­sche Res­sour­cen­re­ser­ve« noch zu gebrau­chen sein wer­den – wor­auf­hin man sie ein­fach für »über­flüs­sig« erklärt:

Die unge­heu­re Gefahr der tota­li­tä­ren Erfin­dun­gen, Men­schen über­flüs­sig zu machen, ist, daß in einem Zeit­al­ter rapi­den Bevöl­ke­rungs­zu­wach­ses und stän­di­gen Anwach­sens der Boden­lo­sig­keit und Hei­mat­lo­sig­keit über­all dau­ernd Mas­sen von Men­schen im Sin­ne uti­li­ta­ris­ti­scher Kate­go­rien in der Tat ›über­flüs­sig‹ wer­den. Es ist, als ob alle ent­schei­den­den poli­ti­schen, gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Ten­den­zen der Zeit in einer heim­li­chen Ver­schwö­rung mit den Insti­tu­tio­nen sind, die dazu die­nen könn­ten, Men­schen wirk­lich als über­flüs­sig zu behan­deln und zu hand­ha­ben (…) Ganz gleich wie lan­ge die gegen­wär­ti­gen tota­li­tä­ren Sys­te­me sich hal­ten kön­nen (…) steht zu befürch­ten, daß die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger und Gas­kam­mern, wel­che zwei­fel­los eine Art Patent­lö­sung für alle Pro­ble­me von Über­be­völ­ke­rung und ›Über­flüs­sig­keit‹ dar­stel­len, nicht nur eine War­nung, son­dern auch ein Bei­spiel blei­ben wer­den (78).

Zu den »über­flüs­si­gen Men­schen« in ihrer zeit­ge­nös­sisch aktu­ells­ten Fas­sung – und wie auf­grund der Logik des tech­no­lo­gi­schen Fort­schritts mit ihnen in Zukunft umge­gan­gen wer­de – hat der israe­li­sche His­to­ri­ker und Best­sel­ler-Autor Yuval-Noah Hara­ri (Homo Deus. Eine Geschich­te von mor­gen, deut­sche Aus­ga­be 2017), ein füh­ren­der intel­lek­tu­el­ler Kopf hin­ter der trans­hu­ma­nis­ti­schen Glo­bal Gover­nan­ce-Agen­da, die vom World Eco­no­mic Forum (WEF) vor­an­ge­trie­ben wird, kürz­lich fol­gen­des bemerkt:

Die bei­den Pro­zes­se – Bio­tech­no­lo­gie gekop­pelt mit dem Auf­stieg künst­li­cher Intel­li­genz – könn­ten (…) im Zusam­men­spiel dazu füh­ren, dass sich die Mensch­heit in eine klei­ne Klas­se von Über­men­schen und eine rie­si­ge Unter­schicht nutz­lo­ser Homo Sapi­ens auf­spal­tet. Die­se ohne­hin bereits düs­te­re Lage könn­te sich noch wei­ter ver­schlim­mern, denn wenn die Mas­sen ihre öko­no­mi­sche Bedeu­tung und ihre poli­ti­sche Macht ver­lie­ren, dann könn­te der Staat zumin­dest teil­wei­se den Anreiz ver­lie­ren, in ihre Gesund­heit, Bil­dung und Wohl­fahrt zu inves­tie­ren. Es ist höchst gefähr­lich, über­flüs­sig zu sein. Die Zukunft der Mas­sen wird somit vom guten Wil­len einer klei­nen Eli­te abhän­gen. Viel­leicht besteht die­ser gute Wil­le ein paar Jahr­zehn­te lang. Doch im Fal­le einer Kri­se – etwa einer Kli­ma­ka­ta­stro­phe – wäre es ziem­lich ver­füh­re­risch und nicht beson­ders schwer, die über­flüs­si­gen Men­schen ein­fach über Bord zu wer­fen.« (79, Her­vor­he­bun­gen im Text von mir, B.S.)

Abge­se­hen davon, dass es schon erstaun­lich ist, wie ein Jude – selbst einer, der sich wie Hara­ri von den reli­giö­sen Wur­zeln sei­nes Juden­tums erklär­ter­ma­ßen gelöst hat (80) –ange­sichts der Erfah­run­gen sei­nes Vol­kes mit der Sho­ah, dazu kommt, die­ses Pro­blem und die davon betrof­fe­nen Men­schen in solch kalt­schnäu­zi­ger Art und Wei­se zu behan­deln, zeigt das State­ment des WEF-Chef­be­ra­ters Hara­ri, was beim durch­schla­gen­den Erfolg der Arti­fi­ci­al Intel­li­gence und der bio­tech­no­lo­gi­schen Revo­lu­ti­on ein beträcht­li­cher Teil der Bevöl­ke­rung (Hara­ri spricht sogar von der »Zukunft der Mas­sen«) »von einer klei­nen Eli­te« zu gewär­ti­gen hat.

Wenn Hara­ri für »die meis­ten Men­schen (…)«, die man dann »nicht mehr brau­chen kann« an ande­rer Stel­le die (Zwischen?-)Lösung parat hat, sich in Zukunft »in vir­tu­el­len Rea­li­tä­ten zu tum­meln« und »sich mit 3D-Com­pu­ter­spie­len zu unter­hal­ten«, ver­rät das nicht nur viel über sein zyni­sches Men­schen­bild, son­dern signa­li­siert auch, wohin die Rei­se auf dem Ticket der »vier­ten indus­tri­el­len Revo­lu­ti­on« gehen soll (81).

Hara­ri, der genau wie Klaus Schwab betont hat, dass die Coro­na-Kri­se ein win­dow of oppor­tu­ni­ty sei, um die Glo­bal Gover­nan­ce-Agen­da imple­men­tie­ren zu kön­nen, sieht ein wich­ti­ges Ergeb­nis der Pan­de­mie­po­li­tik dar­in, dass sie zur wach­sen­den Bereit­schaft in der Bevöl­ke­rung geführt habe, sich umfas­send über­wa­chen zu las­sen. Durch die Virus­angst sei­en Ver­än­de­run­gen im Bereich der Ein­stel­lun­gen und des Ver­hal­tens mög­lich gewor­den, von denen Poli­ti­ker und Kon­zern­len­ker in nor­ma­len Zei­ten nur hät­ten träu­men können:

In die­ser Zeit der (Corona-)Krise wird alles über­wacht, in die­ser Zeit wird der Wis­sen­schaft gefolgt. Es wird gesagt, dass man eine Kri­se nie unge­nutzt ver­strei­chen las­sen soll­te, denn eine Kri­se ist auch eine Gele­gen­heit Gutes oder auch Fal­sches zu tun. In nor­ma­len Zei­ten wür­den die Men­schen dem nie­mals zustim­men, aber in einer Kri­se haben wir eine Chan­ce, also lasst es uns tun! (82)

Damit spre­chen Hara­ri und Schwab wie­der­um ledig­lich aus, wor­auf bereits die Pan­de­mie­plan­spie­le wie z. B. »Cla­de X« (2018) und »Event 201« (2019) aus­ge­legt waren. So spiel­te die Fra­ge, wie man etwa­igen Wider­stand gegen eine Beschnei­dung oder Auf­he­bung von Grund­rech­ten im Pan­de­mie­fall erst in Schach hal­ten und dann unter­bin­den bzw. bre­chen kön­ne, bei den Ernst­fall-Vor­be­rei­tun­gen eine wich­ti­ge Rol­le. Die aus frü­he­ren Infor­ma­ti­ons­krie­gen gewon­ne­nen Erkennt­nis­se soll­ten in den Pan­de­mie­sze­na­ri­en nun direkt gegen die eige­ne, mög­li­cher­wei­se sich reni­tent ver­hal­ten­de Bevöl­ke­rung, geprobt, durch­ge­spielt und kon­zer­tiert zum Ein­satz kom­men. Trotz­dem wur­den einer­seits die Wider­stän­de und Pro­tes­te dann in der Rea­li­tät des »offe­nen Feld­ver­suchs« vom Pan­de­mie­ma­nage­ment unter­schätzt. So gelang es letzt­lich den bei­den Regie­run­gen, die am wei­tes­ten in Euro­pa poli­tisch in die­se Rich­tung vor­pre­schen soll­ten, Öster­reich und Deutsch­land, nicht, ihre Impf­pflicht­plä­ne auf­grund des öffent­li­chen Wider­stan­des durch­set­zen. Mil­lio­nen von »Imp­f­un­wil­li­gen« (jeweils etwa 20% der Gesamt­po­pu­la­ti­on bei­der Län­der) zu kri­mi­na­li­sie­ren, schien den Regie­run­gen dann doch nicht mög­lich zu sein. Die meis­ten ande­ren Län­der dreh­ten schon frü­her bei und »been­de­ten« die sog. Pan­de­mie im Früh­jahr 2022. Bedingt durch die föde­ral-bun­des­staat­li­che Ord­nung, waren in den USA schon 2020 star­ke Unter­schie­de im Umgang mit Covid-19 auf der Ebe­ne der ein­zel­nen Bun­des­staa­ten zu sehen. (Die­ses Schis­ma in der Poli­tik in den USA ist übri­gens auch dem Zwei­par­tei­en-Sys­tem geschul­det, was »gro­ße Koali­tio­nen«, die im Aus­nah­me­zu­stand über grö­ße­re Zeit­räu­me hin­weg pak­tie­ren etwas weni­ger wahr­schein­lich machen.) Ande­rer­seits führ­ten Maß­nah­men wegen ihrer Sinn­lo­sig­keit und Über­grif­fig­keit – wie lebens­feind­lich-rigi­de Ver­bo­te und der Ein­satz bru­ta­ler Poli­zei­ge­walt in meh­re­ren Län­dern zeig­ten – in den Tei­len der Bevöl­ke­rung, die nicht hun­dert­pro­zen­tig hin­ter dem offi­zi­el­len Nar­ra­tiv stan­den, statt zur abschre­cken­den, Gehor­sam­keit trai­nie­ren­den Ver­hal­tens­kon­di­tio­nie­rung zum gegen­tei­li­gen Effekt: maß­nah­men­kri­ti­sche Kund­ga­ben erhiel­ten durch spon­ta­ne Soli­da­ri­sie­rungs­ef­fek­te mehr Unter­stüt­zung und Zulauf; doch vor allem dreh­te sich die Stim­mung im Lau­fe der sog. Pan­de­mie: ein Effekt, der durch das unver­hält­nis­mä­ßig har­te Durch­grei­fen der Staats­macht mit aus­ge­löst wurde.

Das defi­zi­tä­re Men­schen­bild des Trans­hu­ma­nis­mus und die »Herr­schaft des Niemand«

Je mehr auf den alter­na­ti­ven und Social-Media-Kanä­len über die Hin­ter­grün­de des Gre­at Reset bzw. der Agen­da 2030 und ihrer Zusam­men­hän­ge mit den Impf­pro­gram­men der GAVI-Impf­al­li­anz und den Gates-und Rocke­fel­ler-Stif­tun­gen bekannt wur­de –ein­schließ­lich der bri­san­ten Rol­le, die die Phar­ma-und Bio­tech­no­lo­gie-Lob­by in der durch sie geka­per­ten Welt­ge­sund­heits-Orga­ni­sa­ti­on (WHO) spielt – des­to stär­ker kamen auch die pro­ble­ma­ti­schen Züge des trans­hu­ma­nis­ti­schen Men­schen­bil­des an die Ober­flä­che. Denn der Trans­hu­ma­nis­mus, der den wis­sen­schaft­lich-ideo­lo­gi­schen Hin­ter­gund für die Bestre­bun­gen und Zie­le der Glo­bal Gover­nan­ce lie­fert, beruht auf einem defi­zi­tä­ren Bild vom Men­schen: »Im Trans­hu­ma­nis­mus ver­dich­tet sich das nega­ti­ve Men­schen­bild zu einer Ideo­lo­gie der Lieb­lo­sig­keit, in der der Mensch schlicht­weg als sub­op­ti­ma­les Aus­lauf­mo­dell ange­se­hen wird«, so Sarah Spie­ker­mann, Pro­fes­so­rin für Wirt­schafts­in­for­ma­tik an der Wirt­schafts­uni­ver­si­tät von Wien (83).

Nach Auf­fas­sung der Trans­hu­ma­nis­mus-Anhän­ger in den Spit­zen­po­si­tio­nen vie­ler füh­ren­der IT-Kon­zer­ne im Sili­con Val­ley sei­en Men­schen Wesen, die »ähn­lich wie vor­her­seh­ba­re Com­pu­ter­sys­te­me funk­tio­nie­ren«. Dies, so Spie­ker­mann, »beein­flus­se die Ent­wick­lung digi­ta­ler Tech­no­lo­gien, die wie­der­um gro­ßen Ein­fluss auf unser Leben« hät­ten. Ihr Plä­doy­er lau­tet wie folgt:

Der Trans­hu­ma­nis­mus geht oft von der Annah­me aus, dass Men­schen unglück­lich sind, dass sie sub­op­ti­mal sind und dass sie rein ratio­na­le Prä­fe­renz-Opti­mie­rer sind. (…) Das ist ein unschö­nes Men­schen­bild, und wir müss­ten in der Spät­mo­der­ne ein bes­se­res ent­wi­ckeln, das mehr Ver­trau­en in den ein­zel­nen Men­schen setzt (84).

Seit fast drei Jah­ren erle­ben wir nun, dass sich hin­ter den Losun­gen für und den For­de­run­gen nach Frei­heit und Gleich­heit und für Selbst­be­stim­mung und Teil­ha­be am poli­ti­schen Pro­zess, kri­tisch füh­len­de, den­ken­de und han­deln­de Men­schen ver­sam­meln. Sie kön­nen als der leben­di­ge Gegen­be­weis für das von einer tie­fen Seins­ver­ges­sen­heit (Heid­eg­ger) durch­drun­ge­ne trans­hu­ma­nis­ti­sche Men­schen­bild ange­se­hen wer­den. Des­sen Cyborgs erzeu­gen­de Trans­plan­ta­ti­ons­sze­na­ri­en sind selbst Aus­druck eines in nai­ver Tech­nik­gläu­big­keit befan­ge­nen Kom­ple­xi­täts­re­duk­tio­nis­mus, der des­halb letzt­lich auch zum Schei­tern ver­ur­teilt sein wird. (Die Pro­gno­se ist nur schein­bar beru­hi­gend, denn die ent­schei­den­de Fra­ge wird dabei sein, wel­chen Preis wir alle für das Schei­tern die­ser ultra­mo­der­nen Hybris bezah­len müs­sen, und er könn­te sehr hoch sein).

Auch wenn der Trans­hu­ma­nis­mus zunächst nicht im Vor­der­grund der Pro­tes­te stand, wur­de in zahl­rei­chen Län­dern ein neu­es Kapi­tel im Kampf eines – im bes­ten Sin­ne – popu­lis­ti­schen, das heißt von der Basis der Gesell­schaft kom­men­den, par­tei­po­li­tisch nicht instru­men­ta­li­sier­ba­ren demo­kra­ti­schen Wider­stan­des gegen Staats­au­tori­ta­ris­mus und die Gefah­ren eines neu­en, »smar­ten« Tota­li­ta­ris­mus (85) auf­ge­schla­gen. Die seit­her nicht mehr ver­eb­ben­den, selbst­or­ga­ni­sier­ten Pro­tes­te ver­wei­sen deut­lich dar­auf, dass die tota­li­ta­ris­ti­sche Bedro­hung nicht vor­über ist – auch nach dem Auf­bau rechts­staat­li­cher Struk­tu­ren in reprä­sen­ta­tiv ver­fass­ten Demo­kra­tien nach Ende des Faschis­mus und dem zwei­ten Welt­krieg nicht. Han­nah Are­ndt hat­te das bereits im Jahr 1955 vor­aus­ge­se­hen. Am Ende von Ele­men­te und Ursprün­ge tota­ler Herr­schaft heißt es:

So wie in der heu­ti­gen Welt tota­li­tä­re Ten­den­zen über­all und nicht nur in tota­li­tär regier­ten Län­dern zu fin­den sind, so könn­te die­se zen­tra­le Insti­tu­ti­on der tota­len Herr­schaft leicht den Sturz aller uns bekann­ter tota­li­tä­rer Regime über­le­ben (86).

Im Ver­gleich zu Are­ndts Leb­zei­ten rich­tet der Pro­test sich gegen die unter mono­pol­ka­pi­ta­lis­ti­schen Bedin­gun­gen im trans­na­tio­na­len Maß­stab wei­ter ent­wi­ckel­ten, unter dem Dach von Big Money und Big Data wesent­lich natio­nal und regio­nal ent­grenzt ope­rie­ren­den tech­no­lo­gi­schen und büro­kra­ti­schen Appa­ra­te. Deren Eigen­heit besteht dar­in, die »Herr­schaft des Nie­mand« (Are­ndt) auf die Spit­ze zu treiben:

Je mehr die Büro­kra­ti­sie­rung des öffent­li­chen Lebens zunimmt« (für die heu­te die Digi­ta­li­sie­rung den Schlüs­sel­be­griff lie­fert, Anm. B.S.) »des­to stär­ker wird die Ver­su­chung sein, ein­fach zuzu­schla­gen. Denn in einer voll­ent­wi­ckel­ten Büro­kra­tie« (lies: Digi­ta­li­sie­rung oder »Herr­schaft der Algo­rith­men«, Anm. B.S.) »gibt es, wenn man Ver­ant­wor­tung ver­langt oder auch Refor­men, nur den Nie­mand. Und mit dem Nie­mand kann man nicht rech­ten, ihn kann man nicht beein­flus­sen oder über­zeu­gen, auf ihn kei­nen Druck der Macht aus­üben. Büro­kra­tie ist die­je­ni­ge Staats­form, in wel­cher es nie­man­den mehr gibt, der Macht aus­übt; und wo alle glei­cher­ma­ßen ohn­mäch­tig sind haben wir eine Tyran­nis ohne Tyran­nen (87).

Are­ndt selbst sah die durch die unge­heu­re Beschleu­ni­gung der tech­ni­schen Pro­duk­tiv­kräf­te-Ent­wick­lung zu glo­ba­len Dimen­sio­nen sich aus­wei­ten­de, bün­deln­de und fort­schrei­tend zen­tra­li­sier­te Macht für bedroh­lich an. So schreibt sie in »Natio­nal­staat und Demokratie«:

Wirk­li­che Demo­kra­tie (…) kann es nur geben, wo die Macht­zen­tra­li­sie­rung (…) gebro­chen ist und an ihre Stel­le die dem föde­ra­ti­ven Sys­tem eige­ne Dif­fu­si­on der Macht in vie­le Macht­zen­tren getre­ten ist. Gegen das Macht­mo­no­pol eines zen­tral orga­ni­sier­ten Staats­ap­pa­rats ist nicht nur der Ein­zel­ne, son­dern auch die aus Ein­zel­nen bestehen­de Grup­pe fast immer ohn­mäch­tig, und die Ohn­macht des Bür­ger, selbst bei Wah­rung aller sei­ner bür­ger­li­chen Rech­te, steht in einem grund­sätz­li­chen Gegen­satz zur Demo­kra­tie in all ihren For­men (88).

Als Ant­wort auf die wach­sen­de Gefahr der Ent­mün­di­gung und Ent­eig­nung des Men­schen durch eine Appa­ra­te­log­ik, deren Moda­li­tä­ten Herr­schaft zu funk­tio­na­li­sie­ren nach Auf­fas­sung Are­ndts für den Sinn­ver­lust und die Zer­stö­rung »einer mit ande­ren (Men­schen) in der Per­spek­ti­ven­plu­ra­li­tät (…) geteil­ten Welt« (89) ste­hen, schlie­ßen die Men­schen sich zu spon­ta­nen, herr­schafts­frei­en Akti­ons­grup­pen-und Bünd­nis­sen zusam­men. Sie wei­sen eine durch­aus schil­lern­de und neue sozio­lo­gi­sche Qua­li­tät auf (90). In jedem Pro­zess poli­ti­scher Sub­jekt­wer­dung wer­den sie sich aufs Neue ihrer Macht gewahr: Sie und nur sie sind Are­ndt zufol­ge imstan­de die unge­rech­te, gegen die Frei­heit gerich­te­te Ord­nung zu zer­schla­gen, »und zwar aus dem ein­fa­chen Grund, weil sie die gro­ße Zahl und die wirk­li­che Macht auf ihrer Sei­te haben« (91).

Fun­da­men­tal arti­ku­liert sich für Are­ndt dar­in die mensch­li­che Fähig­keit, »nicht nur zu han­deln oder etwas zu tun, son­dern sich mit ande­ren zusam­men­zu­schlie­ßen und im Ein­ver­neh­men mit ihnen zu han­deln«. Trotz aller Ver­schie­den­heit, die wesens­mä­ßig bei ihr die eine Sei­te des Begriffs der Plu­ra­li­tät aus­macht – die Grup­pen set­zen sich sehr hete­ro­gen aus Indi­vi­du­en, breit über das Spek­trum (fast) der gesam­ten Gesell­schaft gestreut zusam­men; gehö­ren, abwärts der Ober­schicht, ver­schie­de­nen Schich­ten und Milieus an, spie­geln dabei mehr­heit­lich aber durch­aus das wider, was als bür­ger­li­che Mit­te zu bezeich­nen ist – eint sie ihr Ein­tre­ten für die ver­fas­sungs­mä­ßi­ge Ord­nung, für die Wah­rung und Ach­tung der Men­schen­wür­de und die For­de­rung nach Schutz und Ein­hal­tung aller Grund­rech­te. So ver­bin­den und ver­brü­dern sie sich im Kampf für Frei­heit und Selbst­be­stim­mung gegen eine glo­ba­lis­ti­sche Kama­ril­la, die sich anmaßt, immer stär­ker in jedes Leben hin­ein­zu­re­gie­ren und es zu regle­men­tie­ren. Die Grund­rech­te­be­we­gung will dage­gen den Gemein- und Bür­ger­sinn, die sou­ve­rä­ne Auto­no­mie der Sub­jek­te und die selbst­or­ga­ni­sier­te, demo­kra­ti­sche Kul­tur – die die »Gleich­heits-Sei­te« der Plu­ra­li­tät bezeich­nen – stär­ken. Die Gemein­wohl­ori­en­tie­rung soll anstel­le über­mäch­tig gewor­de­ner Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen – wie sie durch die Eli­ten, von der Glo­bal Gover­nan­ce aus­ge­hend, über­all ver­folgt, pro­pa­giert und durch­ge­setzt wer­den – wie­der als all­ge­mei­ne Richt­schnur aner­kannt bzw. als ver­bind­li­che regu­la­ti­ve Idee des poli­ti­schen Han­delns aufs Schild geho­ben werden.

Dar­über hin­aus wird – gera­de unter dem Ein­druck des Ukrai­ne-Krie­ges – die Rück­be­sin­nung auf eine dem Frie­den und der Abrüs­tung die­nen­de Poli­tik ver­langt, die aktiv zur Ent­span­nung und Dees­ka­la­ti­on inter­na­tio­na­ler Kon­flik­te bei­trägt, zum Bei­spiel durch eine Diplo­ma­tie der klei­nen Schrit­te, das ver­lo­ren gegan­ge­nes Ver­trau­en auf bei­den Sei­ten vor­sich­tig wie­der her­zu­stel­len ver­sucht (»Wan­del durch Annäherung«).

Die Pro­tes­tie­ren­den spre­chen sich für ein gewalt­frei­es, fried­li­ches und gedeih­li­ches Zusam­men­le­ben aller Völ­ker und Staa­ten – bei Aner­ken­nung ihrer kul­tu­rell und reli­gi­ös unter­schied­lich gepräg­ten Wert­vor­stel­lun­gen und Welt­zu­gän­ge aus. Die Schaf­fung einer uni­po­la­ren Welt­ord­nung, in der die pax ame­ri­ca­na impe­ria­lis­tisch-aggres­siv mit dem Ziel expor­tiert wird, hege­mo­nia­len US-ame­ri­ka­ni­schen Anspruch auf alle Welt­re­gio­nen zu erhe­ben und gegen­über allen Mensch­heits­fa­mi­li­en durch­set­zen zu wol­len, wird eine kla­re Absa­ge erteilt. Dage­gen wird das Modell einer mul­ti­po­la­ren Ord­nung gesetzt, mit meh­re­ren, mög­lichst gleich star­ken Macht­zen­tren – ein Ord­nungs­mo­dell, des­sen Vor­tei­le durch­aus in Ana­lo­gie zur Orga­ni­sa­ti­on und den Funk­ti­ons­ab­läu­fen der Gewal­ten­tei­lung auf natio­na­ler oder inter­na­tio­nal-regio­na­ler Ebe­ne zu sehen sind. Nur das mul­ti­po­la­re Modell ist in der Lage, Will­kür und Tyran­nei durch ein bestimm­tes Land im supra­na­tio­na­len, glo­ba­len Maß­stab zu ver­hin­dern; durch ein Land, das sei­ne Inter­es­sen, sein Wer­te­sys­tem und Welt­bild allen ande­ren Natio­nen, sei es durch wirt­schaft­li­che (»Frei­han­del«, Kor­rup­ti­on, Sank­tio­nen), poli­ti­sche (Regime Chan­ge) oder mili­tä­ri­sche Gewalt (Krieg, Stell­ver­tre­ter­krieg, Inter­ven­tio­nen) auf­zwin­gen will. An die­sem Punkt muss hin­zu­ge­fügt wer­den, dass es real­po­li­tisch auf der gan­zen Welt nur einen ein­zi­gen Ver­tre­ter die­ses Oktroy­is­mus gibt: Die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Amerika.

Schließ­lich dürf­te – nicht zu ver­ges­sen – ein ganz wich­ti­ger, alle ver­bin­den­der Hand­lungs­an­trieb in dem sehn­li­chen Wunsch nach Erneue­rung der Poli­tik aus dem Geist von Wahr­heit und Wahr­haf­tig­keit lie­gen. Zum The­ma Wahr­heit und Lüge in der Poli­tik wies Are­ndt aus­drück­lich dar­auf hin, dass auch in Demo­kra­tien immer wie­der Tat­sa­chen­wahr­hei­ten wie blo­ße Mei­nun­gen behan­delt wür­den (92).

In Anbe­tracht des heu­te im Drei­eck von Poli­tik, Ver­wal­tung und Big Busi­ness (Rüs­tung, IT, Phar­ma­in­dus­trie, Bio­tech­no­lo­gien/Hu­man-Enhance­ment-Wis­sen­schaf­ten) glo­bal herr­schen­den, gigan­ti­schen Aus­ma­ßes an insti­tu­tio­na­li­sier­ter Kor­rup­ti­on (93) , kann der all­ge­mein eta­blier­te äußerst »fle­xi­ble«, rein tak­ti­sche Umgang mit Lüge und Wahr­heit, bei der die Wahr­heit auf der Stre­cke blei­ben muss, nicht ver­wun­dern. Beson­ders ruch­bar wur­de das in der Coro­na-Kri­se, die poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen beglei­tet es aber schon län­ger. So schreibt der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler van der Pijl: »Täu­schung und Pro­pa­gan­da in Bezug auf wich­ti­ge his­to­ri­sche Ereig­nis­se sind seit den 1990er Jah­ren zur Rou­ti­ne gewor­den (94).«

In der Fol­ge davon wer­den Insti­tu­tio­nen, die eine Kon­troll­funk­ti­on für den Schutz der Bevöl­ke­rung aus­üben sol­len – die also ihrer Sat­zung nach im Auf­trag und Dienst des natio­na­len oder euro­päi­schen Sou­ve­räns (im Rah­men der EU) zu han­deln ver­pflich­tet wären – wie z. B. die EMA (Euro­pean Medi­ci­nes Agen­cy), so stark durch finan­zi­el­le Abhän­gig­kei­ten und lob­by­is­ti­sche Ein­fluss­nah­men ins Fahr­was­ser mäch­ti­ger pri­vat­ka­pi­ta­lis­ti­scher Inter­es­sen diri­giert, dass sie der Erfül­lung ihrer Auf­ga­ben nicht oder nicht mehr hin­rei­chend nach­kom­men kön­nen. Das gilt auf glo­ba­ler Ebe­ne auch für die Welt-Gesund­heits-Orga­ni­sa­ti­on (WHO), die poli­tisch im Zuge gra­vie­ren­der Umstruk­tu­rie­run­gen inner­halb der Glo­bal Gover­nan­ce-Insti­tu­tio­nen­ar­chi­tek­tur, sehr weit rei­chen­de Befug­nis­se auf dem Public Health-Sek­tor erhal­ten hat. Geht es nach den Vor­stel­lun­gen der USA, Deutsch­lands und eini­gen ande­ren ein­fluss­rei­chen Staa­ten, soll die WHO zu einer glo­ba­len Super-Gesund­heits­re­gie­rung mit vie­ler­lei Son­der­voll­mach­ten bei Gesund­heits­ge­fah­ren und ‑not­stän­den um- und aus­ge­baut wer­den, die nur sie an den natio­na­len Par­la­men­ten und Regie­run­gen vor­bei defi­nie­ren bzw. selbst nur aus­ru­fen kön­nen soll (95).

Auch die Nicht-Regie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen (NGO), die so etwas wie das zivil­ge­sell­schaft­li­che Rück­grat der demo­kra­ti­schen Län­der bil­de­ten, ste­hen seit etwa zehn bis zwan­zig Jah­ren immer stär­ker im Faden­kreuz insti­tu­tio­na­li­sier­ter Kor­rup­ti­on. Seit­her haben außer­or­dent­lich finanz-und reich­wei­ten­star­ke Netz­wer­ke, die für die Glo­bal Gover­nan­ce arbei­ten, ihre Bemü­hun­gen zur Unter­wan­de­rung kri­ti­scher NGO inten­si­viert. Das führt in immer mehr Fäl­len dazu, dass der kapi­ta­lis­mus-und glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­schen Arbeit die­ser Orga­ni­sa­tio­nen die Spit­ze abge­bro­chen wird. Die Umlen­kung erfolgt z. B. durch Per­so­nal­ro­cha­den, in deren Zusam­men­hän­gen unbe­stech­lich-inte­gre, auf ihre poli­ti­sche Unab­hän­gig­keit pochen­de Akti­vis­ten kalt­ge­stellt bzw. anhand fin­gier­ter Beschul­di­gun­gen gezwun­gen wer­den, die NGO zu ver­las­sen. Beliebt sind auch Mit­tel des Spon­so­rings wie sons­ti­ger sog. Incen­ti­ves, die die NGO nicht nur finan­zi­ell an die Lei­ne infor­mel­ler und intrans­pa­rent agie­ren­der »Relais­sta­tio­nen« der Glo­bal Gover­nan­ce legen und für das Poli­tik-Estab­lish­ment steu­er­bar machen. Dadurch wer­den sie als poten­zi­ell poli­tisch gefähr­li­che Fak­to­ren neu­tra­li­siert. Moritz Mül­ler hat kürz­lich in einem Arti­kel über das auf­fal­lend zurück­hal­ten­de Enga­ge­ment von Amnes­ty Inter­na­tio­nal, für die Frei­heit und das Leben Juli­an Ass­an­ges, ins­be­son­de­re auf der Lei­tungs­ebe­ne die­ser bekann­ten und wich­ti­gen NGO, auf den Nach­denk­sei­ten den Ein­druck geäu­ßert, »dass es in der Welt der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen ein Karus­sell gibt, mit dem das Füh­rungs­per­so­nal von einer Orga­ni­sa­ti­on zur ande­ren, dann in Regie­rungs­äm­ter und wie­der zurück wech­selt (96).«

Um den NGO ent­spre­chen­de Strom­li­ni­en­för­mig­keit zu ver­pas­sen, muss in den meis­ten Fäl­len nicht ein­mal deren Sta­tus ange­tas­tet, geschwei­ge denn ihre Exis­tenz in Fra­ge gestellt wer­den. Das gilt glei­cher­ma­ßen für Umwelt, Natur-und Tier­schutz­in­itia­ti­ven, sozia­le Bewe­gun­gen, Orga­ni­sa­tio­nen, die gegen Lob­by­is­mus und Kor­rup­ti­on aktiv wer­den, wie für Bewe­gun­gen, die sich für stär­ke­re Bür­ger­be­tei­li­gung und Basis­de­mo­kra­tie einsetzen.

Are­ndts Repu­bli­ka­nis­mus und das Feh­len eines »kon­kre­ten Organs der Demokratie«

Das Ver­sa­gen der NGOs macht das Pro­blem und die Dring­lich­keit, hier Abhil­fen zu schaf­fen, nur noch deut­li­cher: In schmerz­haf­ter Wei­se dre­hen sich heu­te die Anlie­gen der Pro­tes­tie­ren­den wie­der­um um das, was die ame­ri­ka­ni­sche und Fran­zö­si­sche Nach-Revo­lu­ti­ons­ge­sell­schaf­ten schon rund 250 Jah­ren vor uns durch­lebt haben und als poli­ti­sche Kol­lek­ti­ve bear­bei­ten muss­ten (97). Letzt­lich kreist alles um das Feh­len »eines kon­kre­ten Organs der Demo­kra­tie« (Are­ndt), ein Organ, in dem die Bür­ger ihre öffent­li­chen Inter­es­sen in Form von Kri­tik, Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­gen oder als Ein­ga­ben und eige­ne Initia­ti­ven nicht nur wirk­sam im Rah­men der repu­bli­ka­ni­schen Ver­fas­sung for­mu­lie­ren und an die Regie­rung adres­sie­ren kön­nen, son­dern mit der Repu­blik ein kon­sti­tu­ti­ves Organ bereit­steht bzw. bereit­ge­stellt wird, das garan­tiert, dass die Men­schen selbst sich zum poli­ti­schen Han­deln auf­ge­ru­fen füh­len (kön­nen) und tat­säch­lich dazu beru­fen sind, öffent­lich und frei an der Gestal­tung und Ent­wick­lung ihres Gemein­we­sens zu partizipieren.

Anhand der »Bil­der von Tau­sen­den von Men­schen auf den Stra­ßen, die sich der Gewalt und den Schi­ka­nen der Poli­zei wider­set­zen (…) sehen wir bereits eine popu­lis­ti­sche Bewe­gung, die von Tag zu Tag wächst.«

Sie hat die Macht, die geschicht­li­che Lage ent­schei­dend zu beein­flus­sen, weil in ihr laut der Ham­bur­ger Phi­lo­so­phin Ele­na Lui­sa Lan­ge der fol­gen­de Erkennt­nis­pro­zess heranreift:

Denn die­se Men­schen und vie­le ande­re, die zu erken­nen begin­nen, dass die ent­fes­sel­te Macht des Staa­tes eine gespal­te­ne, schwa­che und will­fäh­ri­ge Mas­se von Sujets, nicht von Citoy­ens, her­vor­bringt, sind die größ­te Gefahr für die herr­schen­de Klas­se. Die Macht der Eli­ten mag stär­ker sein als 1989, als das letz­te Mal eine Mas­sen­be­we­gung zivi­len Unge­hor­sams ein Regime zu Fall brach­te. Aber die Par­al­le­len sind offen­sicht­lich. Und wir sind immer noch der Sou­ve­rän (98).

Im Hin­blick auf den Sou­ve­rä­nis­mus, der sowohl dem Begriff der Demo­kra­tie wie dem des Repu­bli­ka­nis­mus – wenn auch auf unter­schied­lich akzen­tu­ier­ter Wei­se zugrun­de liegt – ent­wi­ckel­te sich in Are­ndts Den­ken als ein Resul­tat der Aus­ein­an­der­set­zung mit der ame­ri­ka­ni­schen und der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on der Repu­bli­ka­nis­mus zur ent­schei­den­den und wich­ti­ge­ren Idee, da sie im Repu­bli­ka­nis­mus – dar­in Tho­mas Jef­fer­son, einem der Grün­dungs­vä­ter der US-ame­ri­ka­ni­schen Revo­lu­ti­on und spä­te­ren Prä­si­den­ten (1801 – 1809) fol­gend – »die Grün­dung eines neu­en öffent­li­chen Rau­mes, (…) in dem jeder ‚par­ti­ci­pant in govern­ment’ (Teil­neh­mer an der Regie­rung) wer­den konn­te«, erblick­te (99).

Die repu­bli­ka­ni­sche Idee, jeder müs­se »Teil­neh­mer an der Regie­rung wer­den kön­nen« ist vor­aus­set­zungs­reich, inso­fern als dass die­se Idee zunächst ein­mal besagt, dass eine repu­bli­ka­ni­sche Regie­rung ver­pflich­tet ist, die Mei­nun­gen aller der Repu­blik ange­hö­ren­den und an deren Dis­kur­sen aktiv teil­neh­men­den Bür­gern zu ach­ten, indem sie sie anhört, das heißt in die Ent­schei­dungs­pro­zes­se mit aufnimmt.

Mit­hin ist jede repu­bli­ka­ni­sche Regie­rung an der Bereit­schaft zu mes­sen, die­se Mei­nun­gen frei und ohne Ein­schrän­kun­gen oder gar Zen­sur öffent­lich zu diskutieren.

Man kann ohne Über­trei­bung sagen, dass Han­nah Are­ndts repu­bli­ka­ni­sche Idee seit dem Früh­jahr 2020 wie­der hun­dert­tau­send­fach Men­schen inspi­riert und bewegt. Men­schen, die nicht bereit sind, ihrer Ent­mach­tung als Sou­ve­rän und der Zer­stö­rung des repu­bli­ka­ni­schen Sou­ve­rä­nis­mus taten­los zuzu­se­hen, son­dern statt­des­sen ihren Pro­test dage­gen laut­stark auf die Stra­ße bringen.

Dies begann unter dem skep­ti­schen und nach dem ers­ten Schock zuneh­mend ungläu­bi­gen Ein­druck, den die Men­schen unab­hän­gig von­ein­an­der – da sie wäh­rend der Covid-Kri­se ja tat­säch­lich von­ein­an­der sepa­riert wur­den – bezüg­lich der zur Ein­däm­mung des SARS-CoV-2-Virus gewähl­ten Maß­nah­men gewon­nen hat­ten. Nach­dem auf his­to­risch ein­ma­li­ge, näm­lich glo­bal-syn­chro­ni­sier­te Wei­se die Regie­run­gen die Par­la­men­te – bzw. die­se sich selbst – aus­schal­te­ten und nicht nur illi­be­ra­le, son­dern ille­gi­ti­me Vor­ge­hens­wei­sen aus, wie heu­te bekannt ist, fin­gier­ten Kata­stro­phen­schutz­grün­den zur Staats­rä­son erklärt wur­den, hät­ten ange­sichts der leid­vol­len his­to­ri­schen Erfah­run­gen mit dem Aus­nah­me­zu­stand (»Sou­ve­rän ist der, der über den Aus­nah­me­zu­stand ent­schei­det«, Carl Schmitt) für alle über­zeug­ten Demo­kra­ten und Kon­sti­tu­tio­na­lis­ten, das heißt für die Freun­de der Ver­fas­sung, die Alarm­glo­cken läu­ten und Zwei­fel und Kri­tik Ein­zug in den öffent­li­chen Dis­kurs hal­ten müssen.

Zen­tra­ler Kri­tik­punkt dabei war und ist, dass ohne freie, plu­ra­lis­ti­sche Dis­kur­se und ohne eine auch nur auf die­sem Weg sicher­zu­stel­len­de wis­sen­schaft­li­che Evi­denz hin­sicht­lich einer rea­lis­ti­schen Gefah­ren­ab­schät­zung in Bezug auf einen respi­ra­to­ri­schen, die obe­ren Atem­we­ge betref­fen­den Infekt, hand­streich­ar­tig mas­si­ve Grund­rechts­ein­schrän­kun­gen – die weit­rei­chends­ten der Nach­kriegs­ge­schich­te – vor­ge­nom­men wur­den. Der eigent­lich auf­grund der Ein­griffs­tie­fe zwin­gend gebo­te­ne Abwä­gungs­pro­zess zwi­schen einer akut gege­be­nen Gesund­heits­ge­fahr und ande­ren schüt­zens­wer­ten gesell­schaft­li­chen Gütern und Recht­gü­tern fand nicht statt, ernst­haf­te Prü­fun­gen des Gesamt­nut­zens und der Gesamt­kos­ten ver­häng­ter Maß­nah­men unter­blie­ben und ste­hen bis heu­te wegen einer nach wie vor nicht oder nicht zurei­chend ermit­tel­ten Daten­la­ge aus. Grund­sätz­lich kön­nen pan­de­mie­po­li­ti­sche Ent­schei­dun­gen aber sinn­vol­ler­wei­se über­haupt nur auf der Basis solch gesi­cher­ter Daten getrof­fen wer­den (100). Die­ses von ihnen selbst ver­schul­de­te Man­ko hielt die Poli­ti­ker jedoch nicht davon ab, die Grund­rechts­ein­grif­fe und Ein­schrän­kun­gen über einen Zeit­raum von fast drei Jah­ren zu verstetigen.

Der Haupt­vor­wurf gegen die Regie­run­gen lau­tet, dass sie dadurch ihre Kom­pe­ten­zen und Befug­nis­se weit – viel zu weit – über­schrit­ten haben. In Deutsch­land, des­sen Regie­rung im Ver­gleich schon früh durch einen beson­ders rigi­den Kurs gegen die sog. Pan­de­mie auf­fiel, folg­ten der Poli­ti­sie­rung auf­grund des Grund­rech­te­dieb­stahls schnell ers­te Demons­tra­tio­nen. Die Demons­tran­ten beka­men bereits im März/​April 2020 die eiser­ne Hand der Staats­ge­walt zu spü­ren, obwohl ihre Kund­ge­bun­gen völ­lig gewalt­los ablie­fen und sie sich gegen­über den Ord­nungs­kräf­ten koope­ra­tiv und dees­ka­lie­rend ver­hiel­ten. Höhe­punkt war dann die Demons­tra­ti­on am 1. August 2020 in Ber­lin, an der wohl deut­lich mehr als hun­dert­tau­send Men­schen teil­nah­men. Damit stell­te sie die welt­weit größ­te Mani­fes­ta­ti­on maß­nah­men­kri­ti­scher, expli­zit sich auf die Grund­rech­te beru­fe­ner Demons­tran­ten im ers­ten Jahr der sog. Coro­na-Pan­de­mie dar. Auf­fäl­lig war, dass es sich – wie sich das schon zuvor bei glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­schen, sich gegen den inter­na­tio­na­len Finanz­ka­pi­ta­lis­mus und des­sen Agen­da gerich­te­ten Demons­tra­tio­nen wäh­rend der Welt­fi­nanz­kri­se 2008/09, und dann im Anschluss an sie, vor allem gegen die Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP und CETA in den 2010er Jah­re gezeigt hat­te – bei den Pro­tes­tie­ren­den in der Regel nicht um die »übli­chen Demo-Ver­däch­ti­gen« han­del­te, die sozu­sa­gen ohne­hin aus ideo­lo­gisch fest­ge­zurr­ten und tra­di­tio­nell-par­tei­a­gi­ta­to­ri­schen Grün­den die Stra­ßen und Plät­ze bevor­zugt zum Ort ihrer Pro­tes­te machen und die­se »bespie­len«. Viel­mehr kam es zu einer Poli­ti­sie­rung von vor allem abstiegs­ge­fähr­de­ten oder den Abstieg selbst als beson­ders bedroh­li­ches Syn­drom wahr­neh­men­den Bevöl­ke­rungs­tei­len. Die­se gehör­ten vor­her nicht zum typi­schen Kern der gesell­schaft­li­chen Pro­test­mi­lieus. Fol­ge­rich­tig orga­ni­sier­ten sie ihren Pro­test auch spon­tan und los­ge­löst von par­tei­isch-sek­tie­re­ri­schen, ideo­lo­gisch stark, z. T. bis zur Mili­tanz gepräg­ten sys­tem-oppo­si­tio­nel­len Sub­kul­tu­ren. Zusam­men­ge­bracht wur­den sie durch das indi­vi­du­el­le Betrof­fen­sein – etwa aus Sor­ge um Rechts­staat und Demo­kra­tie sowie durch die von den Maß­nah­men her­vor­ge­ru­fe­nen mate­ri­el­len Nöte und Abstiegs­ängs­te – und eine weit­ge­hend sich über­schnei­den­de Situa­ti­ons­wahr­neh­mung: merk­wür­di­ge Gleich­zei­tig­kei­ten und Gleich­för­mig­kei­ten bei der poli­ti­schen Behand­lung der Virus­ge­fahr, Gleich­aus­rich­tung bei den Reak­ti­ons- und Kom­men­tier­wei­sen in den Mas­sen- bzw. Leit­me­di­en). Schluss­end­lich lag den Pro­tes­ten über­ein­stim­mend die Ein­schät­zung zugrun­de, dass wir es bei all­dem mit einer gestei­ger­ten Qua­li­tät und neu­en Gestalt einer »Kata­stro­phen­po­li­tik« zu tun haben, die in der Tat eine »Zei­ten­wen­de« gegen die Inter­es­sen der brei­ten Mehr­heit der Bevöl­ke­rung markiert.

Der Griff der Groß­kon­zer­ne nach der Weltherrschaft

Ich bin bereits dar­auf ein­ge­gan­gen, wie durch die repu­bli­ka­ni­sche Idee, die Han­nah Are­ndt in »Über die Revo­lu­ti­on« als das erkämpf­te Recht der Bevöl­ke­rung par­ti­ci­pa­tor in govern­ment zu sein, beschrie­ben hat, dafür Sor­ge getra­gen wer­den soll, dass »ein auf Wahl beru­hen­der Des­po­tis­mus, der ein eben­so gro­ßes und viel­leicht noch grö­ße­res Übel (…) als die Mon­ar­chie« dar­stellt – so Tho­mas Jef­fer­son, den Are­ndt hier zitiert – vom Gemein­we­sen nicht Besitz ergrei­fen kann. Nun sind gegen die spä­tes­tens seit dem Coro­na-Fehl­alarm offen­sicht­lich gewor­de­ne neue Form »der uralte(n) Unter­schei­dung von Herr­schern und Beherrsch­ten (…) die sich wie­der durch­ge­setzt (…) hat« (101), aufs Neue in hun­dert­tau­send­fa­cher Zahl durch die Ereig­nis­se Men­schen wach­ge­rüt­telt und wie­der inspi­riert wor­den, unmit­tel­bar als poli­tisch Han­deln­de in Erschei­nung zu tre­ten, um sich »mit allem zu beschäf­ti­gen, was die Frei­heit, Gleich­heit, Ein­heit und Unteil­bar­keit der Repu­blik angeht.« (Über die Revo­lu­ti­on, S. 311). Wenn ich »wie­der« geschrie­ben habe, so will ich damit etwas anspre­chen, was im Zusam­men­hang mit der Pro­test­be­we­gung gegen die glo­ba­le Herr­schaft der Glo­bal Cor­po­ra­te Gover­nan­ce eine wich­ti­ge Rol­le spielt, aber in der über­wie­gen­den Anzahl der Dis­kur­se bzw. den land­läu­fig ver­brei­te­ten Inter­pre­ta­tio­nen über die Pro­test­his­to­rie m.E. bis­lang unter­be­lich­tet bzw. absicht­lich ver­deckt blieb. Tat­säch­lich ste­hen die Pro­tes­te gegen die Coro­na-Maß­nah­men mit den anti­glo­ba­lis­ti­schen Kämp­fen, die gegen eine kon­zern­ka­pi­ta­lis­tisch getrie­be­ne Glo­ba­li­sie­rung geführt wer­den – wel­che allein deren Olig­ar­chen­klas­se begüns­tigt und auf Kos­ten von 99% der Welt­be­völ­ke­rung geht – im engs­ten Zusam­men­hang (102). Die­se Kämp­fe nah­men Ende der 1990er Jah­re mit der Occu­py-Bewe­gung gegen die Poli­tik der WTO (Welt­han­dels-Orga­ni­sa­ti­on) in Seat­tle Fahrt auf.

Was sich schon lan­ge vor der Coro­na-Kri­se abzeich­ne­te – dass auf der Rück­sei­te der Über­macht, die aus dem his­to­risch sin­gu­lä­ren Reich­tum resul­tiert, den die Spe­ku­lan­ten und share­hol­der des Finanz­ka­pi­ta­lis­mus anhäu­fen, stei­gen­de Armut, extre­me Ver­elen­dung und, ins­be­son­de­re in der jun­gen Gene­ra­ti­on, zuneh­mend Per­spek­tiv­lo­sig­keit und psy­chi­sche Depri­va­ti­on ent­steht sowie außer­dem eine Ent­eig­nung der beson­ders in den Zan­gen­griff der Olig­ar­chen genom­me­nen Mit­tel­schich­ten statt­fin­det – wur­de mit dem vor­läu­fi­gen Pan­de­mie-Ende, wie jüngst in einer Stu­die von Oxfam Inter­na­tio­nal anhand neu­es­ter Zah­len unter­mau­ert wur­de – mehr als bestä­tigt. Laut der Stu­die gehen die Super­rei­chen und Groß­kon­zer­ne nicht nur ein­mal mehr als gro­ße Gewin­ner aus der Kri­se her­vor – und das trotz mona­te­lan­ger Lock­downs und Unter­bre­chun­gen der inter­na­tio­na­len Lie­fer­ket­ten. Das allei­ne dürf­te aber nie­man­den noch groß über­ra­schen. Jedoch konn­te die »plu­to­kra­ti­sche Inter­na­tio­na­le« selbst im Ver­gleich zu den über­durch­schnitt­li­chen Pro­fi­ten, die sie schon aus frü­he­ren Kata­stro­phen schlug, noch­mals in der Coro­na-Kri­se kräf­tig drauf­sat­teln und sen­sa­tio­nell rekord­ver­däch­ti­ge Ver­mö­gens­ge­win­ne ein­fah­ren. Wäh­rend sich das Ver­mö­gen der zehn Reichs­ten der Welt in der Coro­na-Kri­se – im Zeit­raum von nur zwei Jah­ren – von sie­ben­hun­dert Mil­li­ar­den auf 1,5 Bil­lio­nen Dol­lar mehr als ver­dop­pel­te (!), leben über 160 Mil­lio­nen Men­schen mehr in extre­mer Armut als vor Coro­na (103). Auf Deutsch­land bezo­gen ent­fie­len von den Ver­mö­gens­zu­wäch­sen, die 2020 und 2021 erwirt­schaf­tet wer­den konn­ten, 81% auf die reichs­ten ein Pro­zent der Bevöl­ke­rung, welt­weit sind es nach Anga­ben von Oxfam 67%. Alar­mie­rend laut Oxfam sei auch, »dass zuletzt erst­mals seit 25 Jah­ren extre­mer Reich­tum und extre­me Armut gleich­zei­tig zuge­nom­men habe« (104).

Seit Ende der 1990er Jah­re rich­tet sich der Pro­test gegen die Struk­tu­ren, die durch die exor­bi­tant gestie­ge­ne Macht-und Ent­schei­dungs­ge­walt trans­na­tio­na­ler Insti­tu­tio­nen und ihrer inter­me­diä­ren PR-und Lob­by­grup­pen sowie ihren Boten in Kul­tur und Medi­en geschaf­fen wer­den, durch jene Insti­tu­tio­nen und Think Tanks, die die Inter­es­sen der ton­an­ge­ben­den ang­lo-ame­ri­ka­ni­schen Olig­ar­chien in der Welt ver­tre­ten. Sie rekru­tie­ren sich seit dem Ende des Sys­temant­ago­nis­mus zwi­schen West und Ost im Jahr 1990, durch Dere­gu­lie­run­gen im Finanz-und Wirt­schafts­sek­tor ein­ge­lei­tet und ange­trie­ben, aus der Geld- und Wirt­schafts­eli­te, die das schon sprich­wört­lich gewor­de­ne »one per­cent« (»Richest 1% gai­ned $6.5 tril­li­on in wealth last year« – CNBC). Es bezeich­net die Spit­ze der glo­ba­len Ver­mö­gens-und Ein­kom­mens­hier­ar­chie. An den Haupt­kri­tik­punk­ten, dass der Expan­sio­nis­mus die­ser Eli­te eine immer grö­ße­re sozia­le Ungleich­heit schafft und – zieht man dabei die Fol­gen des erreich­ten Levels an Ungleich­heit in Betracht – dadurch immer weni­ger Frei­heit, sozia­le Teil­ha­be und poli­ti­sche Reprä­sen­ta­ti­on für die Mas­se der Bevöl­ke­rung bei gleich­zei­tig immer höhe­rer Macht­kon­zen­tra­ti­on sowie immer neo­feu­da­ler anmu­ten­den Pri­vi­le­gi­en für die win­zig-klei­ne Spit­ze der Gesell­schafts­py­ra­mi­de übrig bleibt, hat sich nichts geän­dert. Aber empi­risch nach­weis­lich ver­här­te­ten sich die Unter­schie­de zwi­schen den ganz Weni­gen ganz oben und dem »Rest« inner­halb der letz­ten 30 Jah­re mehr und mehr, schnel­ler und schneller.

Wirft man einen Blick dar­auf, was auf Ebe­ne des Gover­nan­ce-Buil­dings zur glei­chen Zeit vor­ging, erkennt man, was der Wirt­schafts­jour­na­list Nor­bert Här­ing als den »Aus­ver­kauf der UN an die Kon­zer­ne« genau beschrie­ben hat (105).

Die­ser Aus­ver­kauf läu­te­te die Neo­feu­da­li­sie­rung auf dem Gebiet der Glo­bal Gover­nan­ce-Poli­tik ein: Nach­dem eine pri­va­te Stif­tung zur Unter­stüt­zung der UN, auf­grund ihrer aku­ten Geld­not gegrün­det wur­de, in die sie dadurch gera­ten war, weil sich wich­ti­ge Staa­ten, allen vor­an die USA, von der Finan­zie­rung der UN und ihrer Ein­zel­or­ga­ni­sa­tio­nen immer stär­ker zurück­ge­zo­gen hat­ten – beka­men pri­va­te Inter­es­sen immer stär­ke­ren Ein­fluss auf UN-Pro­gram­me. Das ging so weit, bis sie voll­stän­dig seit 2019, rati­fi­ziert durch ein »weit­ge­hend (…) von der Öffent­lich­keit (…) unbe­merkt« (106) geblie­be­nes Abkom­men zur Ver­tie­fung der Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Ver­ein­ten Natio­nen und dem Welt­wirt­schafts­fo­rum, durch letz­te­res klar domi­niert wer­den. Wie Här­ing nach­weist, spielt die UN seit­dem »in der Umge­stal­tung der glo­ba­len Gover­nan­ce im Sin­ne des Welt­wirt­schafts­fo­rums« (107) eine Rol­le, die zwar in der UN-Char­ta nicht vor­ge­se­hen ist, ihr aber durch die vom Fuß auf den Kopf ver­dreh­ten Macht­ver­hält­nis­se zwi­schen pri­va­ten Groß-Inves­to­ren und den Staa­ten als vor­ge­se­he­nen Geld­ge­bern und För­de­rern den Ver­ein­ten Natio­nen zuge­wie­sen wurde:

Im Fall der Mul­ti­na­tio­na­len Kon­zer­ne hat ihre Reich­wei­te als de-fac­to-Insti­tu­tio­nen der glo­ba­len Gover­nan­ce schon lan­ge die Tätig­keit des UN-Sys­tems über­flü­gelt. (…) Mul­ti­na­tio­na­le Kon­zer­ne und zivil­ge­sell­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen als voll­wer­ti­ge Akteu­re im glo­ba­len Gover­nan­ce Sys­tem aner­kannt wer­den, nicht nur als Lob­by­is­ten (108).

Zugleich war damit »der Griff der Groß­kon­zer­ne nach der Welt­herr­schaft« (Här­ing) end­gül­tig voll­zo­gen. Zusätz­lich flan­kiert und unter­stützt wird der Auf­tritt der Groß­kon­zer­ne als »Welt­re­gie­rung«, durch den die natio­na­len Regie­run­gen immer mehr eige­ne Hand­lungs­spiel­raum ein­bü­ßen, durch die Über­nah­me der Rekru­tie­rung poli­ti­schen Füh­rungs­per­so­nals in den Zustän­dig­keits­be­reich des Weltwirtschaftsforums:

Die unab­hän­gi­ge Nicht-Regie­rungs-Orga­ni­sa­ti­on Young Glo­bal Lea­ders Forum bringt ihre Mit­glie­der zusam­men, um die poten­zi­el­le Eli­te der Zukunft zu för­dern und zu ver­net­zen. (…) Das Young Glo­bal Lea­ders Forum zählt zu den ein­fluss­reichs­ten NGOs der Welt. Es zählt mitt­ler­wei­le über 1.400 Mit­glie­der (Stand 01.02.22, Quel­le: young​glo​bal​lea​ders​.org). (…) Die amtie­ren­de, deut­sche Außen­mi­nis­te­rin (Stand: 01.02.22) Anna­le­na Baer­bock von Bünd­nis 90/​Die Grü­nen gehört eben­so zu den Alum­ni des Young Glo­bal Lea­ders Forums wie change.org-Gründer Gre­gor Hack­mack und der fran­zö­si­sche Prä­si­dent (Stand: 01.02.22) Emma­nu­el Macron. Huber­tus Heil (SPD) und Cem Özd­emir (Bünd­nis 90/​Die Grü­nen) waren eben­so Teil­neh­mer des Forums wie Tho­mas de Mai­ziè­re und Jens Spahn von der CDU (109).

Der hier aus­schnitts­wei­se zitier­te Focus-Arti­kel ist inso­fern selek­tiv und lücken­haft, als dass dar­in Klaus Schwabs »größ­ter Stolz« in Bezug auf die Young Glo­bal-Lea­der­ship-Pro­gramm nicht ver­mel­det wur­de, den näm­lich, dass die­se Young Glo­bal-Lea­der inzwi­schen die ein­zel­nen natio­na­len Regie­run­gen erfolg­reich »pene­trie­ren« (110) wür­den. In der Tat sind aus den Rei­hen der Young-Glo­bal-Lea­der schon zahl­rei­che Per­so­nen in die obers­ten Rän­ge der natio­na­len poli­ti­schen Macht­eli­ten auf­ge­stie­gen bzw. in die Regie­rungs­ka­bi­net­te und Minis­te­ri­en ein­ge­schleust wor­den, um dort das Wort im Sin­ne von WEF & Co. zu füh­ren. Das wird, sofern es nicht gleich fak­ten­wid­rig als »Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung« wie unlängst in der »Tages­schau« abge­tan wird, von den Medi­en ein­fach so ohne kri­ti­sche Nach­fra­ge gou­tiert, obwohl es kei­ner­lei Legi­ti­ma­ti­on durch einen demo­kra­ti­schen Sou­ve­rän dafür gibt. Demo­kra­ti­sche Poli­ti­ker müss­ten demo­kra­tie­theo­re­tisch sau­ber ihre Füh­rungs­qua­li­tä­ten eigent­lich im poli­ti­schen Wett­be­werb unter Beweis stel­len, zum Bei­spiel durch den Gewinn von Wah­len. Geflis­sent­lich in den Leit­me­di­en aus­ge­spart bleibt auch die Fra­ge, wer denn das Welt­wirt­schafts­fo­rum und sei­ne Netz­wer­ke eigent­lich dazu beauf­tragt hat, für die Welt­po­li­tik zustän­dig zu sein bzw. sich inzwi­schen als haupt­zu­stän­di­ge Stel­le für sie zu gebärden.

Nach zwei Deka­den des Virus der poli­ti­schen Unru­he kam Corona

Aus Anlass der Coro­na-Kri­se hat der nie­der­län­di­sche Poli­tik­wis­sen­schaft­ler Kees van der Pijl die Ent­wick­lung von der Glo­bal Gover­nan­ce zur Glo­bal Cor­po­ra­te Gover­nan­ce nach­ge­zeich­net und ihre Hin­ter­grün­de in dem schon erwähn­ten, äußerst lesens­wer­ten Buch mit dem Titel Die bela­ger­te Welt dar­ge­legt (110).

Van der Pijl, der bis 2019 als Pro­fes­sor für Inter­na­tio­na­le Bezie­hun­gen an der Uni­ver­si­tät Sus­sex lehr­te, weist auf die signi­fi­kant gestie­ge­ne Zahl von Pro­tes­ten seit der Jahr­tau­send­wen­de hin. Beson­ders seit der Welt­fi­nanz­kri­se 2008 hätten

Streiks Unru­hen und Anti-Regie­rungs-Demons­tra­tio­nen in jeder Kate­go­rie Rekor­de gebro­chen. Die Wie­der­her­stel­lung der Ord­nung ist daher die grund­le­gen­de Erklä­rung für die Ver­hän­gung des glo­ba­len Aus­nah­me­zu­stan­des, für den im Som­mer 2020, als das SARS-CoV2-Virus über­stan­den war, kei­ne gesund­heit­li­chen Grün­de mehr bestan­den (112).

Ähn­lich äußert er sich in einem Inter­view über sein Buch zur Ursa­che der im März 2020 durch die WHO aus­ge­ru­fe­nen Covid-19-Pan­de­mie, die er als »bio­po­li­ti­sche Macht­er­grei­fung« deutet:

Die Welt ist von den Kräf­ten in einen Bela­ge­rungs­zu­stand gebracht wor­den, die sich durch die wach­sen­de Unru­he der Völ­ker bedroht füh­len. (…) In mei­nem Buch schla­ge ich vor, dass mit dem Zusam­men­bruch des Sowjet­sys­tems 1989/91 die Not­wen­dig­keit einer neu­en Metho­de des Regie­rens aner­kannt wur­de ( …) Dabei soll­te Angst — statt wie bis­her mate­ri­el­le Vor­tei­le kom­bi­niert mit Ableh­nung des Kom­mu­nis­mus — die Basis der legi­ti­men Regie­rungs­fä­hig­keit sein. ( …) Mit dem 11. Sep­tem­ber 2001 und danach wur­de dann die schon natio­nal wie in Ita­li­en aus­pro­bier­te Stra­te­gie der Span­nung inter­na­tio­na­li­siert. Das wur­de fort­ge­setzt über den Ter­ro­ris­mus bis heu­te zur Angst­ma­che mit dem ›Virus‹. Ich den­ke übri­gens, dass die Unru­he, die ich als Anlass zur Ent­fes­se­lung des Pan­de­mie­sze­na­ri­os auf­fas­se, gera­de wie in bezie­hungs­wei­se nach den zwei Welt­krie­gen, nach dem Aus­nah­me­zu­stand ver­stärkt zurück­kehrt. Klaus Schwab warnt davon auch in sei­nem ›Gre­at Reset‹ (113).

Zur Welt­fi­nanz­kri­se 2008 merkt van der Pijl an, dass die­se »den sozia­len Kampf auf glo­ba­ler Ebe­ne nur beschleu­nigt« habe. So sei es im sel­ben Jahr noch in mehr als 20 Län­dern zu schwe­ren Unru­hen gekom­men, weil die Men­schen kei­ne Grund­nah­rungs­mit­tel mehr bezah­len konn­ten. Alle Indi­ka­to­ren, so van der Pijl, hät­ten in den Fol­ge­jah­ren einen Auf­wärts­trend für sozia­le Unru­hen gezeigt. Ab 2011 ver­zeich­net van der Pijl

(…) einen star­ken Anstieg der Streiks. (…) Auch die Zahl der regie­rungs­kri­ti­schen Demons­tra­tio­nen nahm nach 2011 rapi­de zu, und die Zahl der Unru­hen stieg nicht min­der spek­ta­ku­lär an (sie ver­sechs­fach­te sich) und brach 2013 den Rekord von 1968/69 (114).

Der nie­der­län­di­sche Poli­tik­wis­sen­schaft­ler refe­riert des Wei­te­ren auf Aus­sa­gen des US-Sicher­heits­be­ra­ters und Chef­stra­te­gen Zbi­gniew Brze­zinski. Für Brze­zinski sei­en die Auf­stän­de des sog. ara­bi­schen Früh­lings »Anlass für die War­nung« gewe­sen, nach der

der glo­ba­le Bevöl­ke­rungs­über­schuss in Ver­bin­dung mit der Infor­ma­ti­ons­re­vo­lu­ti­on ein neu­es 1848 ankün­di­ge (das Revo­lu­ti­ons­jahr in Euro­pa, in dem auch das Kom­mu­nis­ti­sche Mani­fest erschien). Es kön­ne durch­aus sein, argu­men­tier­te er (…), ›dass die Mil­lio­nen jun­ger Men­schen in der Welt von heu­te das Äqui­va­lent zu Marx’ Pro­le­ta­ri­at sind; wäh­rend ihre Aus­sich­ten auf ein men­schen­wür­di­ges Dasein mini­mal sind, sind sie durch das Inter­net über die poli­ti­sche und sozia­le Rea­li­tät, die ihre Mise­re ver­ur­sacht, reich­lich infor­miert‹. Auch ande­re erkann­ten die Ähn­lich­keit mit 1848, aber in einem Bericht von 2013 kam die Inter­na­tio­na­le Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on (ILO) zu dem Schluss, die aku­tes­te Gefahr einer sol­chen Explo­si­on bestehe nicht im Nahen Osten, son­dern in der EU (…). Vor allem Frank­reich schien auf eine revo­lu­tio­nä­re Kri­se zuzu­steu­ern – bis die ›Pan­de­mie‹ aus­ge­ru­fen wur­de (115).

Kon­ti­nui­tä­ten und Dis­kon­ti­nui­tä­ten im glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­schen Widerstand

Wie der Ver­lauf der Coro­na-Kri­se und die Dyna­mi­ken der Pro­test­be­we­gung zei­gen soll­ten, ging die Rech­nung durch die Insze­nie­rung einer welt­wei­ten Pan­de­mie die sozia­len Unru­hen in den Griff zu bekom­men, nicht auf. Den Regie­run­gen, in enger Koope­ra­ti­on mit den Orga­nen der Glo­bal Gover­nan­ce und deren Werk­zeu­gen, gelang es trotz des macht­voll und geballt ein­ge­setz­ten pro­pa­gan­dis­ti­schen Appa­rats, auf den sie sich bei ihrem kon­zer­tiert erfol­gen­den, staats­streich­ähn­li­chen Vor­ge­hen im trans­na­tio­na­len Rah­men stüt­zen konn­ten, nicht, einen voll­stän­di­gen gesell­schaft­li­chen Kon­for­mis­mus à la chi­ne­si­schem Modell oder gar nach nord­ko­rea­ni­schem Vor­bild erzwin­gen zu können.

So such­te sich bekannt­lich, um es am hei­mi­schen Bei­spiel auf­zu­zei­gen, nach­dem die meis­ten Demons­tra­tio­nen in der Pha­se in und um den zwei­ten Lock­down im Herbst/​Winter 2021 – 22 aus »Infek­ti­ons­schutz­grün­den« ver­bo­ten wor­den waren – der Pro­test in Deutsch­land bei den sog. Mon­tags­spa­zier­gän­gen trot­zig neue, aber wie­der­um fried­li­che Bah­nen. Die dezen­tra­len Spa­zier­gän­ge fan­den an so vie­len Orten in Deutsch­land gleich­zei­tig statt, dass die Ein­satz­lei­tun­gen der Poli­zei sich kaum noch imstan­de sahen, genü­gend Ord­nungs­kräf­te dafür abstel­len und ein­set­zen zu kön­nen. Von der Fried­fer­tig­keit im Zusam­men­hang mit den Coro­na-Pro­tes­ten aus­drück­lich aus­zu­neh­men sind aller­dings ver­stö­ren­de Fäl­le von Poli­zei­ge­walt, die sogar dazu füh­ren soll­ten, dass der UN-Son­der­be­auf­trag­te für Fol­ter, der Schwei­zer Rechts­pro­fes­sor Nils Mel­zer, bei der deut­schen Regie­rung inter­ve­nier­te (116). Meh­re­re Demons­tran­ten ver­lo­ren durch sol­che bru­ta­len Poli­zei­ein­sät­ze ihr Leben. Bis auf ganz weni­ge Aus­nah­men mau­ert die Jus­tiz bei den Ver­su­chen der recht­li­chen Auf­klä­rung und Auf­ar­bei­tung mög­li­cher Straf­ta­ten durch Poli­zei­be­am­te. Eben­falls trägt der schlim­me Korps­geist, der bei der Poli­zei herrscht, dazu bei, Auf­klä­rung in der Rich­tung zu ver­ei­teln. Dass die­ser unsäg­li­che Korps­geist Dul­dung bei der Poli­tik fin­det, kann nicht anders als ein rie­sen­gro­ßer Skan­dal für unse­ren Rechts­staat bezeich­net werden.

Als Reak­ti­on dar­auf, dass die Ver­samm­lungs­frei­heit zu die­ser Zeit in Deutsch­land de fac­to für tot erklärt wer­den muss­te – obwohl schon im April 2021 durch Gut­ach­ten der Aero­sol­for­scher bekannt war, dass die Anste­ckungs­ge­fahr mit dem SARS-CoV-2-Virus im Frei­en äußerst gering ist (Zitat aus dem Offe­nen Brief der Deut­schen Gesell­schaft für Aero­sol­for­schung an Bun­des­kanz­le­rin Mer­kel: »Anste­ckun­gen im Frei­en fin­den so gut wie gar nicht statt« (117) ) – hät­te man noch vor Coro­na, in Zei­ten der »alten Nor­ma­li­tät« erwar­tet, dass die Pres­se zur Ver­tei­di­gung die­ses Grund­rechts eine schar­fe Lan­ze bricht, da die Ver­samm­lungs­frei­heit ein Herz­stück der Demo­kra­tie dar­stellt. Indes geschah das Gegen­teil: Ins­be­son­de­re die »bür­ger­li­chen« und die im Main­stream als »links­li­be­ral« gel­ten­den Pres­se­or­ga­ne taten sich damit her­vor, die Pro­tes­te zu skan­da­li­sie­ren und zu kri­mi­na­li­sie­ren und die Stim­mung gegen die außer­par­la­men­ta­ri­sche Oppo­si­ti­on besorg­ter Bür­ger anzu­hei­zen. So schrieb, um nur ein Bei­spiel zu nen­nen, die Frank­fur­ter Rund­schau: »Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker und Coro­na­leug­ner immer gewalt­be­rei­ter: ‚Es ist ver­dammt ernst’ (…) Quer­den­ker, Rechts­extre­me, Anti­se­mi­ten und Neo­na­zis sind Fein­de der Frei­heit (…) und als sol­che soll­ten sie behan­delt wer­den (118).«

Noch ein Wort zu den rühm­li­chen Aus­nah­men: Schon am 16. April 2020 schrieb die Jour­na­lis­tin und Publi­zis­tin Sabi­ne Bepp­ler-Spahl den Medi­en und der Poli­tik eine Erkennt­nis ins Stamm­buch, die lan­ge als Selbst­ver­ständ­lich­keit gegol­ten hat­te – genau solan­ge, bis man sich offen­kun­dig ent­schied, die­se gleich­zei­tig über Nacht aus den Zei­tungs­re­dak­tio­nen und öffent­li­chen Rund­funk­an­stal­ten für die gesam­te wei­te­re Pan­de­mie­dau­er zu ver­ban­nen, bis zum heu­ti­gen Tag. Denn es steht wei­ter­hin eine Ent­schul­di­gung dafür aus: »Es ist an der Zeit, unse­re Poli­ti­ker dar­an zu erin­nern, dass sie gewählt wur­den, um unse­re Grund­rech­te zu garan­tie­ren. Kein Virus soll­te uns die­ses wich­ti­ge Prin­zip ver­ges­sen las­sen (119).«

Und, um noch zwei wei­te­re, rela­tiv bekannt gewor­de­ne Fäl­le zu nen­nen: Heri­bert Prantl von der Süd­deut­schen Zei­tung mahn­te immer wie­der rechts­staat­li­ches Augen­maß und Gewal­ten­kon­trol­le an – ver­ge­bens. Und die Chef­re­dak­ti­on des Ber­li­ner Tages­spie­gels lösch­te Harald Mar­ten­steins Kolum­ne und mobb­te ihn wegen sei­nes bedingt geäu­ßer­ten Ver­ständ­nis­ses dafür, dass sich Coro­na-Maß­nah­men­kri­ti­ker als Opfer staat­li­cher Will­kür und Aus­gren­zung emp­fin­den (120), aus dem Haus. Über die­sem Haus prangt wie zum Hohn der schö­ne Satz: »Rer­um cogno­s­ce­re causas« (Den Sachen auf den Grund gehen).

Durch den Schach­zug, eine inter­na­tio­na­le Gesund­heits­kri­se zum Vor­wand zur Durch­füh­rung und Inten­si­vie­rung einer Agen­da zu machen, die auf umfas­sen­de digi­ta­le Über­wa­chung, öko­no­mi­sche Ent­eig­nung und das trans­hu­ma­nis­ti­sche Neu­de­sign von Mensch und Gesell­schaft abzielt, gelang es der Glo­bal Cor­po­ra­te Gover­nan­ce, das stark ange­wach­se­ne glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­sche Lager in Coro­na-Maß­nah­men­be­für­wor­ter-und Geg­ner zu spal­ten. Wie­der­auf­er­ste­hung erleb­te der alte Machia­vel­lis­mus des »Divi­de et impe­ra!«, ein Machia­vel­lis­mus, der wegen sei­nes bei­spiel­lo­sen Framings in die Geschich­te ein­ge­hen wird: Das Framing fand Anwen­dung in der Absicht, die Pro­tes­te umge­hend aus­schal­ten, unschäd­lich machen, respek­ti­ve bes­ten­falls im Keim ersti­cken zu kön­nen. »Coro­na-Leug­ner«, »Rechte/​Rechtsextreme«, »Anti­se­mi­ten« »Nazis«, »Reichs­bür­ger«, »Schwurb­ler«, »Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker« (121) lau­te­ten die stän­dig wie­der­hol­ten, einem ver­un­si­cher­ten und ori­en­tie­rungs­los gemach­ten Publi­kum ein­ge­häm­mer­ten Ste­reo­ty­pen. Dafür griff man in den Admi­nis­tra­tio­nen auf Tech­ni­ken der Beein­flus­sung zurück, die Are­ndt schon in den Ele­men­ten und Ursprün­gen tota­ler Herr­schaft zum Gegen­stand ihrer Unter­su­chung gemacht hat­te. Die Regel­haf­tig­keit die­ser Can­cel-Cul­tu­re-Pra­xis ist lehr­buch­ar­tig. Sie offen­bart, wie und womit eine an sich ja völ­lig unsub­ti­le Mani­pu­la­ti­ons­me­tho­de mit­tels stän­dig gebrauch­ter, mit einer sinn­ent­leer­ten (Pseu­do-) Bewer­tung ver­se­he­ner und mecha­nisch wie­der­hol­ter Begrif­fe nicht nur infla­tio­nä­re Ver­brei­tung fin­det, son­dern trotz oder gera­de wegen ihrer ener­vie­ren­den, geist­tö­ten­den Platt­heit und Dumpf­heit so äußerst erfolg­reich ist. Es scheint, als hät­te Edward Snow­den den Nagel auf den Kopf getrof­fen, wenn er dazu bemerkt: »Das gan­ze Sys­tem beruht auf der Idee, dass man der Mehr­heit alles ein­re­den kann, solan­ge man es laut und oft wie­der­holt. Und es funktioniert.«

Der Aus­schluss läuft über den abstru­sen Kon­takt­schuld-Vor­wurf, der noch dazu an der poli­ti­schen Rea­li­tät vor­bei kon­stru­iert wird; es neh­men näm­lich nicht mehr, son­dern weni­ger Leu­te mit rechts­extre­mer Gesin­nung als das gemes­sen am durch­schnitt­li­chen Anteil von Rechts­extre­men rela­tiv zur Gesamt­be­völ­ke­rung eigent­lich sta­tis­tisch zu erwar­ten wäre, an den Coro­na-Pro­tes­ten teil. Was auch wei­ter nicht ver­wun­der­lich ist, da Auf­stän­de gegen staat­li­che Auto­ri­tät oder gegen Kada­ver­ge­hor­sam, so wie man ihn der Bevöl­ke­rung wäh­rend der Corona-»Pandemie« abver­lang­te, gera­de nicht in die Domä­ne der Rech­ten fal­len und gera­de Rech­te viel­mehr im begrün­de­ten Ruf ste­hen, die­se Auto­ri­tät und die­sen Gehor­sam beson­ders ver­in­ner­licht zu haben. U.a. der Evan­ge­li­sche Pres­se­dienst (dem man wohl kaum eine inti­me Nähe zum »Quer­den­ker­mi­lieu« unter­stel­len kann) titel­te dann auch: »Coro­na-Demos: Laut Behör­den 90 Pro­zent nicht rechts­extrem« (123). Dar­aus lässt sich ler­nen, dass auf die­se Wei­se allen für die Erhär­tung die­ses Ver­dachts feh­len­den Bele­gen zum Trotz der Ver­such unter­nom­men wird, Bür­ger-Demo­kra­ten mit Aplomb in die gesell­schaft­li­che Ecke zu ver­frach­ten, in der man sie am bes­ten zu Pari­as stem­peln kann. Unter der­ar­ti­gen Gene­ral­ver­dacht gestellt wer­den die Demons­tran­ten in z. T. ruf­mör­de­ri­scher Absicht dis­kre­di­tiert: »Wer mit Nazis läuft, ist ein Nazi!«. Aus­ge­rech­net beim poli­ti­schen Nach­wuchs der SPD und der Grü­nen tat man – neben der soge­nann­ten Anti­fa – sich dadurch her­vor, Coro­na-Maß­nah­men-Demons­tran­ten, die sich bei ihrem Pro­test auf das Grund­ge­setz berie­fen, als »Nazis« nie­der­zu­brül­len und zu beschimpfen.

Die Spal­tungs­po­li­tik, die mit­tels die­ser Ein­rah­mungs- und Dif­fa­mie­rungs­kam­pa­gnen wäh­rend der gesam­ten Coro­na-Zeit prak­ti­ziert wur­de, kann jedoch nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass sich hier eine neue, weder in Begrif­fen von Par­tei-Ori­en­tie­run­gen zu erfas­sen­de, noch nach Par­tei-Ideo­lo­gien ein­zu­ord­nen­de, son­dern Par­tei­en­po­li­tik und Par­tei­en­loya­li­tä­ten sowie ein Den­ken ent­lang der Par­tei­ka­te­go­rien gera­de ableh­nen­de Pro­test­kul­tur her­aus gebil­det hat, durch die sich der Par­tei­en­staat logi­scher­wei­se natür­lich beson­ders ange­grif­fen und her­aus­ge­for­dert sieht. Die neue Form zei­tig­te aber zugleich den Effekt, dass das Pro­test­spek­trum, die Grup­pe, der mit dem Zustand der Repu­blik Unzu­frie­de­nen, wel­che die­se Unzu­frie­den­heit aber auch nach außen hin arti­ku­liert, also in poli­ti­sches Han­deln über­setzt, sich ins­ge­samt noch ein­mal deut­lich ver­grö­ßert hat. Da die­ser Pro­test-Ansatz sich auch gegen­über ortho­do­xen alt­lin­ken Pro­test­for­men neu posi­tio­niert (die eigent­lich neu­links sind; genau­er wäre es hier wohl, von den »neu­en Lin­ken als pro­gres­si­ve Frak­ti­on des neo­li­be­ra­len Estab­lish­ments« zu spre­chen) – und in die­ser Posi­ti­on sich eine unüber­seh­ba­re Dis­kre­panz zu ihnen auf­tut – ist es aus der Herr­schafts­per­spek­ti­ve betrach­tet ungleich schwe­rer, die­sen Pro­test zu kana­li­sie­ren bzw. mit schon bewähr­ten Mit­teln aus dem Arse­nal hybri­der Kriegs­füh­rung mög­lichst schnell und wir­kungs­voll neu­tra­li­sie­ren zu kön­nen. Das dürf­te auch der ent­schei­den­de Grund dafür sein, ihn in die äuße­re rech­te, geschicht­lich vor­be­las­te­te und tabui­sier­te Ecke zu schieben.

Den glei­chen Mecha­nis­mus sehen wir jetzt übri­gens bei den Frie­dens­de­mons­tra­tio­nen am Werk, wobei der Unsinn die­ses Framings hier viel­leicht noch offen­sicht­li­cher zuta­ge tritt, da Rech­ten noch nie der Ruf gro­ße Frie­dens­freun­de oder gar Pazi­fis­ten zu sein, vor­aus ging. In Wahr­heit ist die kriegs­trei­be­ri­sche Russ­land- und Auf­rüs­tungs­po­li­tik und ihre Zei­ten­wen­de-Pro­kla­ma­ti­on für Mili­ta­ri­sie­rung und deut­sche Groß­machts­po­li­tik – womit die Scholz-Regie­rung vor einem Jahr einen bru­ta­len Tra­di­ti­ons­bruch mit der bun­des­re­pu­bli­ka­ni­schen rai­son d’être voll­zo­gen hat – sowie die von den Leit­me­di­en ohne Sinn und Ver­stand gepush­ten Bemü­hun­gen zur (Wieder-)Herstellung eines geschlos­sen bel­li­zis­ti­schen Welt­bil­des ein­schließ­lich mas­si­ver Feind­bild-Pro­pa­gan­da ein­deu­tig rechts. Die Zei­ten­wen­de-Pro­kla­ma­ti­on und was regie­rungs­po­li­tisch seit­her dar­aus folgt, stellt, um es auf den Punkt zu brin­gen, den stärks­ten Rechts­ruck in der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik zumin­dest seit der Wie­der­be­waff­nung 1955 dar.

Eini­ges spricht vor die­sem Hin­ter­grund dafür, dass sich die zunächst erfolg­rei­che Spal­tungs­po­li­tik der Eli­ten mit­tel-und lang­fris­tig als Pyr­rhus-Sieg her­aus­stel­len könn­te, da in the long run die Aus­gren­zungs-und Dis­kri­mi­nie­rungs­mit­tel ihre Wir­kung ver­feh­len und neue nicht ohne wei­te­res zur Ver­fü­gung ste­hen wer­den. Ändern lie­ße sich das wohl nur, wenn man in ein offe­nes Bür­ger­kriegs- oder Kriegs­sze­na­rio wech­seln würde.

Ein nicht zu unter­schät­zen­der Neben­ef­fekt der Ent­wick­lung, so wie sie die außer­par­la­men­ta­ri­sche Pro­test­be­we­gung bis jetzt genom­men hat, ist, dass sich nun­mehr Pro­gno­sen zur Fra­ge, wer sich an einer auf dem Boden des Grund­ge­set­zes immer dring­li­cher erschei­nen­den Ver­fas­sungs-und Demo­kra­tie­er­neue­rung betei­li­gen wür­de – und wer dafür aus­fällt (z. B. die Par­tei der Lin­ken) – weit­aus ver­läss­li­cher anstel­len las­sen. Auch wenn der Spalt­pilz des polit-media­len Estab­lish­ments gegen­über den an der gesell­schaft­li­chen Basis auf­be­geh­ren­den demo­kra­ti­schen – Are­ndt wür­de sagen: repu­bli­ka­ni­schen – Kräf­te mit Erfolg gras­sier­te; Fami­li­en, Ehen, Part­ner-und Freund­schaf­ten wegen der Ein­stel­lung zu Coro­na zer­stör­te und namen­los viel Leid und Schmerz pro­du­zier­te, lässt sich nun – posi­ti­ves Resul­tat eines nega­ti­ven Pro­zes­ses – immer­hin viel leich­ter die pseu­do­kri­ti­sche Spreu vom revo­lu­tio­nä­ren Wei­zen tren­nen. Auch wenn der Preis immens hoch dafür war, dürf­te das der Frei­heits-und Grund­rechts­be­we­gung für die anste­hen­den nächs­ten Pha­sen im gesell­schaft­li­chen Groß­kon­flikt zwi­schen Bür­ger-Repu­bli­ka­nis­mus und kor­po­ra­tis­tisch-eli­tä­rer Gou­ver­ne­men­ta­li­tät mehr Vor- als Nach­tei­le bringen.

So kris­tal­li­siert sich aus den hier nach­ge­zeich­ne­ten Ent­wick­lun­gen – und den Schluss­fol­ge­run­gen, die mit Are­ndt dar­aus gezo­gen wer­den kön­nen – die Idee einer »Repu­blik der Enga­gier­ten« her­aus. Die­ser Idee möch­te ich im drit­ten Teil mei­ner Dar­stel­lung aus einer radi­kal­de­mo­kra­ti­schen und links­re­pu­bli­ka­ni­schen Per­spek­ti­ve, die sich maß­geb­lich aus Are­ndts Den­ken speist, Gestalt geben. Im Vor­griff sei­en die Kri­te­ri­en, die für ein mit ihrem Den­ken über­ein­stim­men­des, unor­tho­dox-lin­kes, nach­mar­xis­ti­sches Pro­gramm in Anschlag zu brin­gen wären, genannt: Dem­nach wäre das poli­ti­sche Den­ken als links zu defi­nie­ren, inso­weit es (1.) struk­tu­rel­le Herr­schafts­kri­tik auf Grund­la­ge eines sowohl empi­risch wie phi­lo­so­phisch-anthro­po­lo­gisch gehalt­vol­len Hand­lungs- und Emer­genz­be­griffs übt, (2.) für den Pri­mat der Frei­heit gegen­über jedem (noch so gut gemein­ten) Zwangs­kol­lek­ti­vis­mus ein­tritt und für die Ver­wirk­li­chung die­ses revo­lu­tio­nä­ren Pri­mats, alle Men­schen zu befrei­en, kämpft und (3.) dem Ide­al eines »par­ti­zi­pa­to­ri­schen gesell­schaft­li­chen Holis­mus« ver­pflich­tet ist, das heißt Mit­be­stim­mung in allen Berei­chen der öffent­li­chen Ange­le­gen­hei­ten, ob in Poli­tik, Wirt­schaft oder Gesell­schaft, ein­for­dert und zu ver­wirk­li­chen bestrebt ist.

Die­se Kri­te­ri­en las­sen sich aus Han­nah Are­ndts his­to­risch-kri­ti­scher Phä­no­me­no­lo­gie des Han­delns sowie ihren damit im Zusam­men­hang ste­hen­den Über­le­gun­gen zur Bedeu­tung des Enga­ge­ments für eine Neu­be­grün­dung der poli­ti­schen Pra­xis ablei­ten bzw. kön­nen aus ihren Vor­stel­lun­gen über die Geburt des Poli­ti­schen aus der zwi­schen­mensch­li­chen Plu­ra­li­tät gewon­nen wer­den. Die drei Kri­te­ri­en und ihre Bedeu­tung im Kon­text einer Revi­ta­li­sie­rung lin­ker Poli­tik wer­den wir an spä­te­rer Stel­le noch näher beleuch­ten. Dort wird auch gezeigt wer­den, wor­in kon­kret sich die­se Kri­te­ri­en von jenen unter­schei­den, die für die ortho­do­xe bzw. auto­ri­tä­re Lin­ke als lei­tend ange­se­hen wer­den müssen.

Das Pro­blem einer Rea­li­sie­rung vor­han­de­ner Ver­än­de­rungs­en­er­gien in eine befrei­en­de und (be-)glückende Pra­xis wie­der gewon­ne­ner poli­ti­scher Hand­lungs­mög­lich­kei­ten – die zugleich die Exit-Stra­te­gien aus dem neo­li­be­ra­len »The­re-is-no-alter­na­ti­ve-TINA«– Dog­ma bedeu­ten wür­den – scheint in der heu­te vor­zu­fin­den­den vor­re­vo­lu­tio­nä­ren Gemenge­la­ge gleich­zei­tig nahe und doch unend­lich weit von einer Lösung ent­fernt zu sein. Auf einen nicht bloß denk­ba­ren, son­dern in der Tat nahe­lie­gen­den und gut ein­zu­schla­gen­den Weg dort­hin – für den aus mei­ner Sicht jeden­falls mit Nach­druck gewor­ben wer­den soll­te – wei­sen uns die Autoren des Offe­nen Brie­fes des neu­en, lager­über­grei­fen­den Pro­test­bünd­nis­ses gegen die sog. Mün­che­ner Sicher­heits­kon­fe­renz am 18. Febru­ar 2023 hin. In dem Offe­nen Brief wird die Mün­che­ner Sicher­heits­kon­fe­renz als ein wich­ti­ges Forum für Auf­rüs­tung und Kriegs­pro­pa­gan­da und als ent­schei­den­der Think Tank der NATO zur wei­te­ren Mili­ta­ri­sie­rung von Poli­tik, Wirt­schaft, Medi­en und Gesell­schaft benannt und kri­ti­siert. Der Brief ent­wi­ckelt dar­über hin­aus Vor­schlä­ge, wie eine Gegen­stra­te­gie aus­se­hen muss, die genü­gend Ein­fluss auf die öffent­li­che Debat­te erlangt, um den Kriegs­kurs unse­rer Regie­rung erfolg­reich zu stop­pen. Das Bünd­nis »Macht Frie­den« hat sich aus der Coro­na-Grund­rechts­be­we­gung her­aus ent­wi­ckelt. Sei­ne Ant­wort auf die Absa­ge des par­tei­en­do­mi­nier­ten Demons­tra­ti­ons­bünd­nis­ses »Anti-Siko«, zu koope­rie­ren – »Macht Frie­den« war an das »Anti-Siko«-Bündnis mit dem Vor­schlag im Vor­feld der Orga­ni­sa­ti­on der Pro­tes­te für den 18. Febru­ar her­an­ge­tre­ten, um Vor­aus­set­zun­gen dafür zu schaf­fen, an die­sem Tag ein mög­lichst star­kes und öffent­lich­keits­wirk­sa­mes gemein­sa­mes Zei­chen gegen den Krieg zu set­zen – ver­dient es aus­zugs­wei­se zitiert zu werden:

Es sind nicht die natio­na­len Iden­ti­tä­ten, nicht die Unter­schie­de in Haut­far­be, Reli­gi­on oder sexu­el­ler Ori­en­tie­rung, die die Men­schen tren­nen. Der Kampf der Völ­ker, der Demo­kra­ti­schen Sou­ve­rä­ne, gegen die Olig­ar­chie um die Kon­trol­le der Staa­ten fin­det über­all auf der Welt statt. Viel mehr tren­nen uns die poli­ti­schen Ideo­lo­gien und die damit ver­bun­de­nen Asso­zia­tio­nen. Sie mani­fes­tie­ren sich ger­ne in poli­ti­schen Par­tei­en. Wir sehen das auch hier, da sich unse­re Unver­ein­bar­kei­ten um Par­tei­en dre­hen. Wir möch­ten das Ver­bin­den­de beto­nen, nicht das Tren­nen­de (124).

Frei­heit ver­sus »Super­grund­recht« Leben

Die­se Erkennt­nis­se füh­ren uns wie­der zu Han­nah Are­ndt zurück. Sie war nicht bereit, Ein­schrän­kun­gen der Frei­heit aus ideo­lo­gi­schen Grün­den oder Grün­den der Par­tei-oder Staats­rä­son zu akzep­tie­ren. Auch war sie nicht gewillt, Pos­tu­la­ten zuzu­stim­men, die eine Vor­ran­gig­keit ande­rer, gleich­wel­cher Zwe­cke, über die Frei­heit behaup­ten. Sol­che Pos­tu­la­te wur­den statt­des­sen einer ideo­lo­gie­kri­ti­schen Lek­tü­re unter­zo­gen: Die Geschich­te habe hin­läng­lich bewie­sen, dass so etwas nur der Fes­ti­gung der Herr­schaft von Men­schen über Men­schen die­ne und regel­mä­ßig dafür her­hal­ten müs­se, aus macht­po­li­ti­schen Inter­es­sen miss­braucht zu wer­den. Skep­sis und Kri­tik an der Beru­fung auf »höhe­re Wer­te« (als die Frei­heit) dürf­te auch als Ghost­wri­ter bei der Nie­der­schrift ihres oft zitier­ten Sat­zes »Die Frei­heit, frei zu sein« Pate gestan­den haben.

Schließ­lich ist Frei­heit für Are­ndt mehr als ein Recht oder ein Wert, sie ist eine Her­aus­for­de­rung. Eine Ant­wort auf die­se Her­aus­for­de­rung zu geben, dazu wird man vor allem dann mit sei­ner gan­zen Exis­tenz gezwun­gen, wenn sich der poli­ti­sche Ant­ago­nis­mus zwi­schen dem Ich und den Vie­len (Alex­an­der Mit­scher­lich) kri­sen­haft zuspitzt. Dann sieht sich das Ich allei­ne und iso­liert vor die Undurch­dring­lich­keit und Her­me­tik einer appa­ra­te­haft, anonym gewor­de­nen büro­kra­ti­schen Herr­schaft gestellt und durch sie in exis­ten­zi­el­ler Wei­se abge­wie­sen. In dem ganz auf sich selbst Zurück­ge­wor­fen-Sein die­ser Situa­ti­on ver­liert der Mensch sich voll­ends oder aber er fin­det und er erfin­det sich neu.

Are­ndt wen­det sich auch kri­tisch – so zum Bei­spiel in ihrer Vor­le­sungs­rei­he »Some Ques­ti­ons of Moral Phi­lo­so­phy« an der New York School for Social Rese­arch 1965, die in Deutsch­land 2007 unter dem Titel »Über das Böse« ver­öf­fent­licht wur­de (125) – gegen eine Prio­ri­sie­rung des Lebens oder Über­le­bens gegen­über allen moral‑, tugend-und rechts­phi­lo­so­phi­schen Gütern. In der Coro­na-Kri­se stell­te das als »Super­grund­recht Leben« die Begrün­dungs­fi­gur dafür dar, der Legi­ti­mi­tät einer unter »Aus­nah­me­be­din­gun­gen« erfol­gen­den, dem Schutz des »nack­ten Lebens« ver­pflich­te­ten Auf­he­bung von Grund­rech­ten das Wort zu reden und eine Berech­ti­gung von nicht grund­rechts­ge­mä­ßen Ver­ord­nun­gen zu sta­tu­ie­ren, mit denen tief in die Pri­vat­sphä­re der Indi­vi­du­en ein­ge­drun­gen oder die­se Pri­vat­sphä­re rein »nach Ermes­sen« des Gesetz­ge­bers sogar aus­ge­he­belt wer­den kann.

Das Leben als höchs­tes Gut anzu­set­zen ist, was die Ethik angeht, frag­wür­dig. (…) Wenn durch mensch­li­ches Ver­hal­ten je die Exis­tenz der Mensch­heit als gan­zer aufs Spiel gesetzt wer­den könn­te, und hin­sicht­lich die­ses Grenz­fal­les, könn­te man in der Tat behaup­ten, dass das Leben, das Über­le­ben der Welt und der mensch­li­chen Spe­zi­es, das höchs­te Gut sei. Doch das wür­de nichts ande­res bedeu­ten, als dass Ethik oder Moral ein­fach zu exis­tie­ren auf­hör­ten (126).

Das impli­ziert – und gibt im Übri­gen auch einen wich­ti­gen Fin­ger­zeig für die Kli­ma­de­bat­te – dass wir uns nur als Men­schen, die eine Wahl­frei­heit besit­zen und von die­ser auch Gebrauch machen, mora­lisch bewäh­ren und ein Leben füh­ren kön­nen, das den ethi­schen Ansprü­chen gerecht wer­den kann.

Are­ndts Frei­heits­be­griff steht dabei im Gegen­satz zu einer nur for­mal nega­ti­ven und recht­lich rein abs­trak­ten Bestim­mung (»Frei­heit als Abwe­sen­heit von….«). Dies wird zum Bei­spiel in fol­gen­der Äuße­rung prä­gnant von ihr zum Aus­druck gebracht:

Frei­hei­ten im Sin­ne von Bür­ger­rech­ten sind das Ergeb­nis von Befrei­un­gen, aber sie sind kei­nes­wegs der tat­säch­li­che Inhalt von Frei­heit, deren Wesens­kern der Zugang zum öffent­li­chen Bereich und die Betei­li­gung an den Regie­rungs­ge­schäf­ten sind (127).

Neue Metho­den und hybri­de Stra­te­gien der Kriegsführung

Die Demons­tra­tio­nen und Pro­test-Spa­zier­gän­ge gegen die Coro­na-Poli­tik tru­gen eben­so plötz­lich und nicht vor­her­seh­bar, wie sie ent­stan­den waren, jedoch kei­nes­falls zufäl­lig den Namen Han­nah Are­ndts und wesent­li­che ihrer Gedan­ken und Mah­nun­gen, vor allem aber ihren frei­heit­li­chen Geist, auf die Stra­ßen und Plät­ze. Damit wur­den sie dort­hin zurück­ge­bracht, wo Are­ndt – wie ihr gro­ßes anti­kes Vor­bild Sokra­tes – den Geburts­ort des poli­ti­schen Den­kens und Han­delns loka­li­siert hat: Die Stra­ßen und Plät­ze der Polis. Sie sind der Raum der Plu­ra­li­tät, in dem das Indi­vi­du­el­le in sei­ner Viel­falt erscheint und der Ort des Aus­tau­sches von dif­fe­ren­ten Mei­nun­gen. Aus die­sen bil­det sich der mensch­li­che Reich­tum an Per­spek­ti­ven und Welt­an­sich­ten und jeder Mensch selbst bil­det durch sein Hin­ein­ge­bo­ren­wer­den in die­sen Reich­tum sinn­haf­ter Welt­be­zü­ge Geist und Urteils­ver­mö­gen nach den Maß­ga­ben aus, durch die es ihm kon­kret gelingt, sei­ne Fähig­kei­ten zum Per­spek­ti­ven­wech­sel zu kul­ti­vie­ren. Per­spek­tiv­reich­tum und die Mög­lich­keit des Per­spek­tiv­wech­sels sind für Are­ndt ein Syn­onym für Poli­tik, sofern man sich den­kend und ord­nend einen Über­blick auf die Per­spek­ti­ven ver­schafft und auf die­ser Grund­la­ge lernt, selb­stän­dig, das heißt sou­ve­rän zu urteilen:

Ein­sicht in einen poli­ti­schen Sach­ver­halt heißt nichts ande­res, als die größt­mög­li­che Über­sicht über die mög­li­chen Stand­or­te und Stand­punk­te, aus denen der Sach­ver­halt gese­hen und von denen her er beur­teilt wer­den kann, zu gewin­nen und prä­sent zu haben (128).

Da hat­ten eini­ge der sich spon­tan zusam­men­schlie­ßen­den Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wohl »ihre« Han­nah Are­ndt am über uns her­ein­ge­bro­che­nen, »leib­haf­ti­gen« zeit­ge­schicht­li­chen Objekt stu­diert und die Zeit des ers­ten Lock­downs viel­leicht sogar dafür nut­zen kön­nen, das eine oder ande­re bei ihr noch ein­mal nach­zu­le­sen. Umso stär­ker muss­te man sich die Augen rei­ben, als dann reflex­ar­tig die Ver­samm­lun­gen, auf denen Han­nah Are­ndt, Rosa Luxem­burg, Sophie Scholl, Theo­dor W. Ador­no, Erich Fromm, Igna­zio Silo­ne, Anto­nio Gramsci, Hen­ry David Tho­reau, Wil­ly Brandt, Gus­tav Hei­ne­mann und das Grund­ge­setz – im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes – »hoch­ge­hal­ten« wur­den, von Main­stream-Medi­en und der Poli­tik als »rechts« oder rechts­extrem« geframed (129) und die Demons­tra­tio­nen als ver­ant­wor­tungs­lo­se Auf­zü­ge eines Leib und Leben leicht­fer­tig aufs Spiel set­zen­den Mobs von »Covidio­ten« – so die SPD-Vor­sit­zen­de Saskia Esken (130) – ver­ur­teilt wurden.

In dem Essay »Sokra­tes. Apo­lo­gie der Plu­ra­li­tät« legt Are­ndt ihre Vor­stel­lun­gen zur Plu­ra­li­tät als zen­tra­len Aspekt der con­di­tio huma­na dar. Von die­ser War­te aus expli­ziert und akzen­tu­iert sie ihren Begriff des Poli­ti­schen und gibt ihm phi­lo­so­phi­sche Tie­fen­schär­fe. Das Beson­de­re an der Plu­ra­li­tät bei Are­ndt ist, dass aus die­sem Begriff ihre gan­ze poli­ti­sche Theo­rie zur Ent­fal­tung gebracht wer­den kann:

Das Ziel des Sokra­ti­schen Dia­logs (…) besteht vor allem dar­in, eine gemein­sa­me Grund­la­ge aus den ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven zu gewin­nen, also eine Grund­la­ge, die sich aus der Ver­stän­di­gung über plu­ra­le Sicht­wei­sen auf die Welt ergibt. Der Plu­ra­lis­mus for­miert sich dem­entspre­chend als ein spe­zi­fi­scher Per­spek­ti­vis­mus in einem zwi­schen­mensch­li­chen, einem öffent­li­chen Raum (131).

Mit ande­ren Wor­ten, ent­steht Poli­tik für Are­ndt nicht im (ein­zel­nen) Men­schen, son­dern zwi­schen den Men­schen, gera­de aus ihrer Ver­schie­den­heit. Der öffent­li­che Raum, der sich im Aus­tausch der Men­schen erst bil­det, sein Per­spek­ti­vis­mus, ist heu­te in gro­ßer Gefahr, da er nicht nur von zuneh­mend auto­ri­tär agie­ren­den Regie­run­gen und einer Agen­da, die auf einen smar­ten Tota­li­ta­ris­mus hin­aus­läuft, son­dern auch durch die Can­cel Cul­tu­re zur Dis­po­si­ti­on gestellt wird. Inzwi­schen muss von einem gan­zen Can­cel-Cul­tu­re-Kar­tell gespro­chen wer­den, das unse­re poli­ti­schen Frei­hei­ten bedroht: Unter dem Dach die­ses Kar­tells fin­den sich die Ver­tre­ter und Anhän­ger woker Iden­ti­täts­po­li­tik, ihre jour­na­lis­ti­schen Laut­spre­cher und media­len Mul­ti­pli­ka­to­ren, die Gil­de selbst­au­tori­sier­ter »Fak­ten-Che­cker« und Dis­kurs­po­li­zis­ten, die im Dienst höhe­rer Mäch­te die staat­li­chen und über­staat­li­chen Stel­lun­gen und Grä­ben im infor­ma­ti­on war­fa­re befes­ti­gen, hal­ten und den Kampf immer wie­der befeu­ern sowie sämt­li­che wei­te­ren staat­li­chen, staats­na­hen oder pri­vat­wirt­schaft­li­chen Akteu­re mit­samt des von ihnen ange­heu­er­ten Heers an Infor­ma­ti­ons­kriegs-Söld­nern: kurz­um alle, die sich dazu beru­fen füh­len (oder die dafür bezahlt wer­den), den Mei­nungs­krieg gegen das ver­meint­lich Böse zu füh­ren. Ohne deren uner­müd­li­chen Kampf­ein­sät­zen gegen Trump-Anhän­ger, Putin-Trol­le, Quer­front­ler, Coro­na-Leug­ner, Wis­sen­schafts­fein­de und wüten­de wei­ße alte Män­ner droht – so soll sug­ge­riert wer­den – den west­li­chen Gesell­schaf­ten eine staats­zer­set­zen­de Durch­seu­chung mit Fake-News und Des­in­for­ma­ti­on. Dabei sind gera­de sie es, die die öffent­li­che Mei­nungs­bil­dung – und zwar sys­te­ma­tisch – mani­pu­lie­ren, wie zuletzt die Ent­hül­lun­gen um den Rus­sia­ga­te-Skan­dal und die Twit­ter-Files ein­drucks­voll gezeigt haben. 

Erst wenn es gelingt, die Metho­den und Mecha­nis­men zu durch­drin­gen, die hin­ter der gegen die eige­ne Bevöl­ke­rung gerich­te­ten hybri­den Kriegs­stra­te­gie ste­hen, lässt sich die emi­nent gro­ße Bedeu­tung der Infor­ma­ti­ons­po­li­tik im Kon­text des heu­te herr­schen­den Kata­stro­phen­ka­pi­ta­lis­mus und sei­ner Agen­da, rea­lis­tisch ermes­sen, ein­ord­nen und einer adäqua­ten Bewer­tung unter­zie­hen. Und nur dann las­sen sich auch rich­ti­ge Schlüs­se für die Ver­tei­di­gung der Frei­heit dar­aus ziehen.

Was die­se Ein­ord­nung und Bewer­tung angeht, so hat der ita­lie­ni­sche Phi­lo­soph Gior­gio Agam­ben (»An wel­chem Punkt ste­hen wir heu­te? Die Epi­de­mie als Poli­tik«, Wien 2020) im Dezem­ber 2022 einen Bei­trag unter dem Titel »Liber­tá e insi­cu­rez­za«– Frei­heit und Unsi­cher­heit – ver­öf­fent­licht. In die­sem unter­nimmt er den Ver­such, die Dia­lek­tik des zeit­ge­nös­si­schen Sicher­heits­staa­tes herauszuarbeiten. 

Für Agam­ben, der als Phi­lo­soph schon in jun­gen Jah­ren in sei­nem Den­ken stark von Are­ndt beein­flusst wur­de (in »Macht und Gewalt« zitiert sie Agam­ben), ste­hen sich im moder­nen Sicher­heits­staat »Frei­heit und Sicher­heit nicht mehr pola­ri­sie­rend ent­ge­gen«, weil die Regie­run­gen »nur noch zwi­schen Frei­heit und Unsi­cher­heit (…) abwä­gen«. Was wir heu­te erle­ben, so Agam­ben, sei eine »extre­me Ent­fal­tung des Sicher­heits­pa­ra­dig­mas (dem Bür­ger glau­ben zu machen, dass die Regie­rung über ihren See­len­frie­den und ihre Zukunft wacht) bei (…) gleich­zei­ti­ger radi­ka­ler Umkehr«. Agam­ben bezeich­net das als die »Dia­lek­tik des zeit­ge­nös­si­schen Sicher­heits­staa­tes« und führt näher dazu aus:

Die Haupt­auf­ga­be der Regie­run­gen scheint dar­in zu bestehen unter den Bür­gern ein Gefühl der Unsi­cher­heit und sogar der Panik zu ver­brei­ten, das mit der extre­men Ein­schrän­kung ihrer Frei­heit ein­her­geht, die gera­de in die­ser Unsi­cher­heit ihre Recht­fer­ti­gung fin­det. (…) Es ist daher nicht mehr von Belang, dass sich die Regie­run­gen als fähig erwei­sen, Pro­ble­me und Kata­stro­phen zu meis­tern: Die Unsi­cher­heit und der Not­fall, die heu­te die ein­zi­ge Grund­la­ge ihrer Legi­ti­mi­tät sind, dür­fen kei­nes­falls besei­tigt wer­den, son­dern – wie wir heu­te mit der Erset­zung des Krie­ges gegen das Virus durch den Krieg zwi­schen Russ­land und der Ukrai­ne sehen – nur auf eine Art und Wei­se arti­ku­liert wer­den, die kon­ver­giert, aber jedes Mal anders ist. Eine sol­che Regie­rung ist im Wesent­li­chen anar­chisch in dem Sin­ne, dass sie kei­ne Prin­zi­pi­en hat, an die sie sich hal­ten kann, außer dem Aus­nah­me­zu­stand, den sie pro­du­ziert und per­p­etu­iert (132).

Über­gän­ge und Ausblicke

Nach­fol­gend wird zu zei­gen sein, wie der infor­ma­ti­on war­fa­re, die »hybri­de Kriegs­füh­rung gegen­über der eige­nen Bevöl­ke­rung«, die mit dem War on ter­ror – »the ongo­ing inter­na­tio­nal coun­ter­ter­ro­rism mili­ta­ry cam­paign initia­ted by the United Sta­tes of Ame­ri­ca« (133) – nach Zer­stö­rung der Twin-Towers des World Trade Cen­ters mit Datum des 11. Sep­tem­ber 2001 ein­setz­te, durch das Coro­na-Nar­ra­tiv eine neue Stu­fe erreicht hat. Was bedeu­tet die­se neue Stu­fe? Was folgt aus der Ele­va­tio, die der Infor­ma­ti­ons­krieg und sei­ne zuneh­men­de Bedeu­tung im Kon­text der Glo­bal Gover­nan­ce-Akti­vi­tä­ten erfährt? Und was sagt die­se den Neo­li­be­ra­lis­mus noch ein­mal ver­schär­fen­de Kriegs­dok­trin über den All­ge­mein­zu­stand von Poli­tik und Öffent­lich­keit im Post-Coro­na-Inter­re­gnum aus? Ich wer­de ver­su­chen, die­se Fra­gen im Licht der Über­le­gun­gen, die Are­ndt u.a. über die Bezie­hung zwi­schen Macht, Herr­schaft und Gewalt (Macht und Gewalt, deut­sche Aus­ga­be 1970), das »Ver­ste­hen (in) der Poli­tik« und die spe­zi­fi­schen Merk­ma­le der tota­li­tä­ren Herr­schafts­ty­po­lo­gie ange­stellt hat, im zwei­ten Teil mei­nes Tex­tes zu beantworten.

Trotz der media­len Domi­nanz des Ukrai­ne-Krie­ges und sei­ner Ersatz-und Ablen­kungs­funk­ti­on, durch die die gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ar­bei­tung der Schä­den, die die Pan­de­mie­po­li­tik ange­rich­tet hat und wei­ter anrich­tet (134), behin­dert wird, ist es so, dass die schlim­men gesund­heit­li­chen Nach­wir­kun­gen der gen­the­ra­peu­ti­schen Injek­tio­nen nach und nach den­noch in den Fokus der Print­me­di­en und öffent­lich-recht­li­chen Sen­de­an­stal­ten gera­ten. Denn in dem Maße, wie die Pro­blem­di­men­sio­nen in punc­to Unsi­cher­heit der Vak­zi­ne und Schä­den durch die publik wer­den­den Behand­lungs­fol­gen wach­sen, ent­steht zuneh­mend eine Art Über­druck auf dem media­len Kes­sel. Auch die Fra­ge nach den Ursa­chen und Ver­ant­wort­lich­kei­ten für die seit 2021 sta­tis­tisch nach­weis­ba­re Über­sterb­lich­keit, die eine Kor­re­la­ti­on zwi­schen der Höhe der jewei­li­gen Injek­ti­ons­quo­ten in den Län­dern, in denen die gen­the­ra­peu­ti­schen Prä­pa­ra­te gegen Covid-19 ver­ab­reicht wur­den und dem Anstieg der all­ge­mei­nen Mor­ta­li­täts­ra­te auf­weist (135), stellt sich immer drän­gen­der. Eben­so ver­dich­ten sich die Ver­dachts­mo­men­te auf durch Kor­rup­ti­on her­vor­ge­ru­fe­ne Fehl­ent­schei­dun­gen und Fehl­ver­hal­ten bei der EU-Kom­mis­si­on hin­sicht­lich der unauf­ge­klär­ten Umstän­de beim über 70 Mil­li­ar­den Euro teu­ren Deal zur Beschaf­fung der sog. Covid-19-Impf­stof­fe. Es wäre nicht der ers­te Kor­rup­ti­ons­skan­dal in den letz­ten zwölf Mona­ten, der die EU erschüt­tern wür­de. Die geheim gehal­te­nen Ver­trags­klau­seln im Zusam­men­hang mit der Ver­pflich­tung zur Abnah­me von 1,8 Mil­li­ar­den sog. Impf­do­sen, die die EU-Kom­mis­si­on ein­ge­gan­gen ist, obwohl die­se expe­ri­men­tel­len Stof­fe vor­her nicht auf ihre Wirk­sam­keit gegen das SARS-CoV-2-Virus getes­tet wor­den sind (136) , geben ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die dubio­se Rol­le, die die EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­tin Ursu­la von der Ley­en beim Ein­fä­deln des »Impfstoff«-Mega-Deals mit Pfi­zer-CEO Albert Bour­la gespielt hat, vie­le Fra­gen auf. Durch den Ankauf von viel zu viel Prä­pa­ra­ten (die Men­ge reicht aus, um die expe­ri­men­tel­len Stof­fe jeden in der EU leben­den Men­schen – vom Säug­ling bis zum Greis – sechs Mal zu inji­zie­ren) zu nega­ti­ven Bedin­gun­gen für die EU, hat die EU-Kom­mis­si­on mög­li­cher­wei­se Mil­li­ar­den von Steu­er­gel­dern ver­schwen­det (137). Da die Nach­fra­ge nach den Prä­pa­ra­ten seit Mona­ten äußerst gering ist (138) , könn­te die bevor­ste­hen­de Ver­nich­tung gro­ßer Men­gen an Prä­pa­ra­ten, deren Halt­bar­keits­dau­er in der Bun­des­re­pu­blik schon ein­mal durch Gesund­heits­mi­nis­ter Lau­ter­bach ver­län­gert wur­de, womög­lich wie ein Brand­be­schleu­ni­ger für eine Art Pur­ga­to­ri­um wir­ken, das uns von dem Dickicht der Schwär­zun­gen, Ver­schleie­run­gen, Ver­tu­schun­gen sowie des Ver­schwei­gens und der Aus­re­den, die uns die Sicht auf den mut­maß­lich mit Abstand größ­ten Arz­nei­mit­tel­skan­dal in der Geschich­te der Euro­päi­schen Uni­on noch ver­stel­len, befreit.

Das Licht in die­sen, wie in vie­le ande­re Skan­da­le gebracht wird, die das Pan­de­mie­ma­nage­ment von Anfang an beglei­ten, ist dem gro­ßen Enga­ge­ment und den cou­ra­gier­ten Recher­chen zahl­rei­cher Zeit­ge­nos­sen mit gro­ßer Exper­ti­se aus den unter­schied­lichs­ten Berei­chen der Gesell­schaft zu ver­dan­ken. Die uner­müd­li­che und meist auch unbe­zahlt geleis­te­te Arbeit ist als ent­schei­den­der Bei­trag zur Auf­de­ckung der dem Pan­de­mien­ar­ra­tiv inhä­ren­ten und z. T. auch zugrun­de­lie­gen­den mafi­ös-ver­bre­che­ri­schen Struk­tu­ren anzu­se­hen. Dank unge­zähl­ter, von unten ent­stan­de­ner und sich ver­net­zen­der Initia­ti­ven, die in der Regel nicht nur ohne Unter­stüt­zung durch staat­li­che Insti­tu­tio­nen und Leit­me­di­en, son­dern oft sogar gegen sie, wich­ti­ge Auf­klä­rungs­ar­beit leis­ten, wer­den sowohl die wah­ren Grün­de als auch die nega­ti­ven Fol­gen des bereits vom Ansatz her ver­fehl­ten Pan­de­mie­ma­nage­ments und sei­ner sowohl unver­hält­nis­mä­ßi­gen als auch inef­fi­zi­en­ten und inkom­pe­ten­ten Durch­füh­rung nach und nach öffent­lich immer sicht­ba­rer. Sei es durch das ein­zel­ne Enga­ge­ment cou­ra­gier­ter Mit­men­schen oder durch Initia­ti­ven in klei­nen Teams und Arbeits­ge­mein­schaf­ten, die zusam­men gefun­den haben: Ins­ge­samt wur­den in vie­len Berei­chen ele­men­tar wich­ti­ge Grund­la­gen zur drin­gend erfor­der­li­chen gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Auf­ar­bei­tung der Coro­na-Kri­se gelegt. Und das, obwohl die­se Auf­ga­be eigent­lich den staat­li­chen Insti­tu­tio­nen obliegt bzw. hät­te oblie­gen müs­sen. Man kommt daher nicht umhin, hier den wirk­lich dra­ma­ti­schen Fall eines mul­ti­plen Staats­ver­sa­gens attes­tie­ren zu müssen.

Der Auf­klä­rungs­pro­zess wird sicher noch eini­ge Zeit mehr benö­ti­gen, bis er das Zen­trum bzw. die Mehr­heits­öf­fent­lich­keit wirk­lich erreicht haben wird. Das liegt vor allem dar­an, dass durch die Spal­tung der Gesell­schaft, ins­be­son­de­re infol­ge des Impf­nar­ra­tivs, hohe psy­chi­sche Bar­rie­ren errich­tet wor­den sind. Die­se Bar­rie­ren ver­hin­dern vor­erst noch, dass man sich mit den gebro­che­nen Ver­spre­chen der Poli­ti­ker und dem ver­letz­ten Ver­trau­en in die Insti­tu­tio­nen in der not­wen­di­gen gesell­schaft­li­chen Brei­te (und Tie­fe) aus­ein­an­der­setzt. Die Men­schen, die der sog. Imp­fung ver­traut haben, sind ja in äußerst zyni­scher Wei­se belo­gen, betro­gen, hin­ter­gan­gen und als Mit­tel zum Zweck miss­braucht wor­den. Ange­sichts die­ser Erfah­rung, die jetzt schon rei­hen­wei­se Men­schen zu Opfern, die ihre Gesund­heit ein­ge­büßt haben wie zu Opfern von Trau­ma­ti­sie­rung gemacht hat und in vie­len wei­te­ren Fäl­len Men­schen noch zukünf­tig krank machen und trau­ma­ti­sie­ren wird, braucht es viel Kraft und gro­ßen per­sön­li­chen Mut, um sich ein­ge­ste­hen zu kön­nen, Opfer einer so mas­si­ven Mani­pu­la­ti­ons- und Miss­brauchs­kam­pa­gne gewor­den zu sein. Wer – frei nach Gust­ave le Bons Psy­cho­lo­gie der Mas­sen (1895) – die Men­schen zu täu­schen ver­sucht, wird leich­ter ihr Herr, als wer sie dar­über auf­klärt, dass sie getäuscht wur­den. Dies kogni­tiv und vor allem see­lisch vor den Erkennt­nis-und Gewis­sens­in­stan­zen des Ich zu rati­fi­zie­ren, bedeu­tet, dass man sich eine in Mark und Bein gehen­de nar­ziss­ti­sche Krän­kung erst ein­mal über­haupt ein­ge­ste­hen und als Wahr­heit für sich zulas­sen kön­nen muss: »ICH habe mich täu­schen las­sen, ICH war so ›dumm‹ oder so schwach, die Lüge und das Mani­pu­liert-Wer­den nicht zu durch­schau­en. Daher konn­te ICH so leicht zum Opfer werden.«

Damit sind gro­ße Ängs­te asso­zi­iert, die vor ihrer Bewusst­wer­dung sozu­sa­gen noch »ein­ge­fro­ren« sind, also erst ein­mal »auf­tau­en« müs­sen. Zu die­sen Ängs­ten muss man sich zunächst ein­mal so stel­len kön­nen, dass es mög­lich wird, sich zu ihnen zu beken­nen, womit sie see­lisch über­haupt erst bear­beit­bar gemacht werden.

Aus die­sem Grund wird es, wie gesagt, noch län­ger dau­ern, bis die­se Bar­rie­ren abge­baut und über­wun­den wer­den kön­nen. Frei­lich wird das Gelin­gen dabei von wei­te­ren kon­kre­ten, nicht vor­her­sag­ba­ren Umstän­den und Ereig­nis­sen abhän­gig sein. Dass den­noch das Inter­es­se und die Auf­merk­sam­keit gegen­über dem, was unter dem Begriff der hybri­den Kriegs­füh­rung gegen­über der eige­nen Bevöl­ke­rung ver­stan­den wer­den muss, in den letz­ten Mona­ten nicht ab‑, son­dern zuge­nom­men hat, kann vor dem Hin­ter­grund nur als ein gutes Zei­chen gedeu­tet werden.

Der »dro­hen­de Ver­lust, das Mög­li­che zu tun« oder »ein neu­es Bei­spiel an Mitbestimmungsdemokratie«?

Beim der­zei­ti­gen Stand der Auf­klä­rung – und unter Berück­sich­ti­gung der Eigen­dy­na­mik, den die­ser Pro­zess ent­wi­ckelt – ist davon aus­zu­ge­hen, dass die hybri­de Kriegs­stra­te­gie der Glo­bal Gover­nan­ce wei­ter unter Druck gera­ten wird. Dabei scheint vor­ge­zeich­net zu sein, dass die­se unver­mit­telt und noch offen­sicht­li­cher in naher Zukunft mit den Kern­ele­men­ten der Demo­kra­tie und ihrer immer­hin über sieb­zig Jah­re alten Pra­xis kol­li­die­ren wird: dem Ele­ment einer plu­ra­lis­tisch ver­fass­ten Öffent­lich­keit und den Prin­zi­pi­en der Gewal­ten­tei­lung. Bei­de hat­ten aller­dings unter den jüngs­ten Angrif­fen der pan­de­mi­schen Kata­stro­phen­po­li­tik bereits schwer zu lei­den. Auf den z. T. schon jetzt hoch­ko­chen­den, mög­li­cher­wei­se kurz vor der Eska­la­ti­on bzw. Explo­si­on ste­hen­den Kol­li­si­ons­fall möch­te ich im zwei­ten Teil das Augen­merk rich­ten. Die­ser Teil wird sich nicht nur mit der Kri­se der Öffent­lich­keit, son­dern auch mit dem bedroh­lich nah uns bevor­ste­hen­den Ende der Poli­tik befas­sen. Man kommt jeden­falls nicht dar­um her­um, den bald ein­tre­ten­den Tod des Poli­ti­schen – der Pati­ent ist schon auf der Inten­siv­sta­ti­on– zu anti­zi­pie­ren, wenn wir als Beur­tei­lungs­maß­stab für die Ana­ly­se Are­ndts empa­thi­schen Poli­tik­be­griff anle­gen. Denn Poli­tik ist bei Are­ndt nicht durch Herr­schaft, son­dern, wie wir bereits gese­hen haben, durch Han­deln defi­niert:

Was den Men­schen zu einem poli­ti­schen Wesen macht, ist sei­ne Fähig­keit zu han­deln; sie befä­higt ihn, sich mit sei­nes­glei­chen zusam­men­zu­tun, gemein­sa­me Sache mit ihnen zu machen, sich Zie­le zu set­zen und Unter­neh­mun­gen zuzu­wen­den, die ihm nie in den Sinn hät­ten kom­men kön­nen, wäre ihm nicht die­se Gabe zuteil gewor­den: etwas Neu­es zu begin­nen (…) Kei­ne ande­re Fähig­keit außer der Spra­che (…) unter­schei­det uns so radi­kal von jeder Tier­art. Alle dem Leben zuge­schrie­be­nen schöp­fe­ri­schen Qua­li­tä­ten, die sich angeb­lich in Macht und Gewalt mani­fes­tie­ren, sind in Wahr­heit ein­zig der Fähig­keit zu han­deln geschul­det (139).

An die­sem Punkt ist es sehr auf­schluss­reich und auch berüh­rend zu sehen, wie Are­ndt das neu­zeit­li­che Epo­chen­pro­blem der Herr­schaft the­ma­ti­siert. Sie macht die­ses Pro­blem an der schwie­ri­gen, brü­chig und pre­kär gewor­de­nen Bezie­hung der Herr­schaft zum Han­deln fest und for­mu­liert ihre Dia­gno­se als State­ment, das sich für uns heu­te wie ein viel­sa­gen­des, Pro­phe­zei­ung und Bekennt­nis amal­ga­mie­ren­des zeit­his­to­ri­sches Zeug­nis liest. In den 1960er Jah­ren, »zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft« (140), sieht Are­ndt am Hori­zont der Geschich­te jene omi­nö­sen Kräf­te schon macht­voll her­auf­zie­hen, die – wenn sie sich durch die Inter­ven­tio­nen, ein Dazwi­schen-Gehen und Sich-Ein­mi­schen frei­heits­lie­ben­der Men­schen nicht stop­pen las­sen – ewi­ge Nacht über das Poli­ti­sche zu legen dro­hen. Erschre­ckend hell­sich­tig – so dass wir beim Lesen die­ser Sät­ze unwei­ger­lich an die zeit­ge­nös­si­sche Trans­hu­ma­nis­ten-Agen­da und die durch sie zwar voll­mun­dig und äußerst sen­dungs­be­wusst, aber zugleich auch tri­via­li­siert adap­tier­te Losung: »Der Mensch ist etwas, das über­wun­den wer­den soll!« (141) aus Nietz­sches Also sprach Zara­thus­tra, den­ken müs­sen – heißt es am Ende von Macht und Gewalt:

Ich glau­be, es läßt sich nach­wei­sen, daß kei­ne ande­re mensch­li­che Fähig­keit in sol­chem Aus­maß unter dem ›Fort­schritt‹ der Neu­zeit gelit­ten hat wie die Fähig­keit zu han­deln. Denn Fort­schritt nen­nen wir den erbar­mungs­lo­sen Pro­zeß des Mehr und Mehr, Grö­ßer und Grö­ßer, Schnel­ler und Schnel­ler, der immer gigan­ti­sche­rer Ver­wal­tungs­ap­pa­ra­te bedarf, um nicht im Cha­os zu enden. Wor­an Macht heu­te schei­tert, ist nicht so sehr die Gewalt als der prin­zi­pi­ell anony­me Ver­wal­tungs­ap­pa­rat. (…) Sol­len die nächs­ten tau­send Jah­re nicht zu einem Zeit­al­ter ›über­zi­vi­li­sier­ter Affen‹ füh­ren – bzw. die Men­schen, wie der (…) rus­si­sche Phy­si­ker Sacha­row aus­führt, zu Hüh­nern oder Rat­ten wer­den, denen man ›mit­tels mit dem Gehirn gekop­pel­ten Elek­tro­den ange­neh­me elek­tro­ni­sche Rei­ze ver­setzt‹, die von den ›wei­sen Rat­schlä­gen ihrer zukünf­ti­gen geis­ti­gen Hel­fern, den künst­li­chen Denk­au­to­ma­ten regiert wer­den‹, (…) bedür­fe die Welt offen­bar eines ’neu­en Bei­spiels‹ (…) an Mit­be­stim­mungs­de­mo­kra­tie – par­ti­ci­pa­to­ry demo­cra­cy – (…) um nicht die Fähig­keit das Mög­li­che zu tun, (zu) ver­lie­ren (142).

Anmer­kun­gen

78 Han­nah Are­ndt, Ele­men­te und Ursprün­ge tota­ler Herr­schaft, Mün­chen 1986, S.942. Ähn­lich heißt es am Ende des Eich­mann-Berichts: »Die erschre­cken­de Koin­zi­denz der moder­nen Bevöl­ke­rungs­explo­si­on mit den tech­ni­schen Erfin­dun­gen der Auto­ma­ti­on einer­seits, die gro­ße Tei­le der Bevöl­ke­rung als Arbeits­kräf­te ‘über­flüs­sig‘ zu machen droht, und mit der Ent­de­ckung der Atom­ener­gie ande­rer­seits hat eine Situa­ti­on geschaf­fen, in der man ‚Pro­ble­me‘ mit einem Ver­nich­tungs­po­ten­ti­al lösen könn­te, dem gegen­über Hit­lers Gas­an­la­gen sich wie stüm­per­haf­te Ver­su­che eines bös­ar­ti­gen Kin­des aus­neh­men. Es besteht aller Grund sich zu fürch­ten (…)« Zit. nach

https://​www​.deutsch​land​funk​.de/​h​a​n​n​a​h​-​a​r​e​n​d​t​-​r​e​v​i​s​i​t​e​d​-​e​i​c​h​m​a​n​n​-​i​n​-​j​e​r​u​s​a​l​e​m​-​u​n​d​-​d​i​e​-​f​o​l​g​e​n​-​1​0​0​.​h​tml, 26.3.2001.

79 Yuval Noah Hara­ri, 21 Lek­tio­nen für das 21. Jahr­hun­dert, Mün­chen 2020, S. 133 f.

80 Kai Ehlers, Tro­ja­ni­sches Pferd des Trans­hu­ma­nis­mus, 8.7.2020, https://​www​.rubi​kon​.news/​a​r​t​i​k​e​l​/​t​r​o​j​a​n​i​s​c​h​e​s​-​p​f​e​r​d​-​d​e​s​-​t​r​a​n​s​h​u​m​a​n​i​s​mus

81 https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/cebit2017/zukunfftsf…-fuer-die-wirtschaft-ueberfluessig/v_detail_tab_print/19553518.html

Als »vier­te indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on« bezeich­net der Vor­sit­zen­de des Welt­wirt­schafts­fo­rums Klaus Schwab, in sei­nem gleich­na­mi­gen Buch »die Ver­schmel­zung von phy­si­scher, digi­ta­ler und bio­lo­gi­scher Iden­ti­tät«. Sie wird als Schlüs­sel­be­griff für den vom Welt­wirt­schafts­fo­rum vor­ge­se­he­nen glo­ba­len Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess ver­wandt. Klaus Schwab, Die vier­te indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on, Mün­chen 2016. Sie­he dazu auch Klaus Schwabs Rede »The Fourth Indus­tri­al Revo­lu­ti­on has alre­a­dy begun” vor dem Chi­ca­go Coun­cil on Glo­bal Affairs, 15.9.2019.

82 Vgl. dazu auch die Ein­schät­zun­gen Edward Snow­dens, der schon am Beginn der sog. Coro­na-Pan­de­mie vor einer »Archi­tek­tur der Unter­drü­ckung« gewarnt hat: https://​tkp​.at/​2​0​2​2​/​1​2​/​2​5​/​e​d​w​a​r​d​-​s​n​o​w​d​e​n​-​c​o​r​o​n​a​-​m​a​s​s​n​a​h​m​e​n​-​h​a​b​e​n​-​a​u​s​s​p​i​o​n​i​e​r​e​n​-​v​o​n​-​b​u​e​r​g​e​r​n​-​n​o​r​m​a​l​i​s​i​e​rt/, 25.12.2022.

83 https://​www​.der​stan​dard​.de/​s​t​o​r​y​/​2​0​0​0​1​1​7​1​9​2​3​5​3​/​t​r​a​n​s​h​u​m​a​n​i​s​m​u​s​-​m​u​s​s​-​d​e​r​-​m​e​n​s​c​h​-​o​p​t​i​m​i​e​r​t​-​w​e​r​den.

84 Ebd.

85 SMART steht übri­gens nicht für »cle­ver und smart«, son­dern als Akro­nym für die vier zen­tra­len, data­fi­zier­ten Funk­tio­nen digi­ta­ler Sys­te­me = Sur­veil­lan­ce (Über­wa­chung) M = Moni­to­ring (Kon­trol­le), A = Ana­ly­sis (Ana­ly­se), R = Report­ing (Bericht­erstat­tung). T steht für die Tech­no­lo­gien (Tech­no­lo­gies), durch die die­se Funk­tio­nen daten­ge­stützt aus­ge­übt wer­den. Zu Aspek­ten des smar­ten Tota­li­ta­ris­mus sie­he Byung Chul Han, Info­kra­tie, Ber­lin 2021: »Das Smart­phone erweist sich als effi­zi­en­ter Infor­mant, der uns einer Dau­er­über­wa­chung unter­zieht. Smart Home ver­wan­delt die gan­ze Woh­nung in ein digi­ta­les Gefäng­nis, das unser all­täg­li­ches Leben minu­ti­ös pro­to­kol­liert. Der smar­te Staub­sauger­ro­bo­ter, der uns müh­sa­mes Put­zen erspart, kar­tiert die gan­ze Woh­nung. Das Smart Bed mit ver­netz­ten Sen­so­ren setzt die Über­wa­chung auch wäh­rend des Schla­fes fort. Die Über­wa­chung schleicht sich in Form von ‚Con­ve­ni­ence’ in den All­tag ein. Im digi­ta­len Gefäng­nis als smar­ter Wohl­fühl­zo­ne erhebt sich kein Wider­stand gegen das herr­schen­de Regime. Der Like schließt jede Revo­lu­ti­on aus.« Han zitiert nach https://​www​.deutsch​land​funk​kul​tur​.de/​b​y​u​n​g​-​c​h​u​l​-​h​a​n​-​i​n​f​o​k​r​a​t​i​e​-​d​i​e​-​f​o​l​g​e​n​-​v​o​n​-​b​i​g​-​d​a​t​a​-​u​n​d​-​1​0​0​.​h​tml

86 Are­ndt, Ele­men­te und Ursprün­ge tota­ler Herr­schaft, S. 943

87 Are­ndt, Macht und Gewalt, a.a.O., S. 87.

88 Are­ndt, Natio­nal­staat und Demo­kra­tie, Ein­lei­tungs­re­fe­rat zu einer Dis­kus­si­on mit dem Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und Publi­zis­ten Eugen Kogon, WDR-Radio­ge­spräch, 11.7.1963.

89 Das gan­ze Zitat lau­tet: »Sinn ent­steht bei Are­ndt des­halb nicht aus der ein­sa­men Ent­schei­dung über ein zu ver­fol­gen­des Ziel, son­dern in der Per­spek­ti­ven­plu­ra­li­tät einer mit ande­ren geteil­ten Welt. Umge­kehrt folgt Sinn­ver­lust (…) nicht aus der Plu­ra­li­sie­rung von Wer­ten, son­dern aus der Zer­stö­rung die­ser plu­ra­len, aber gemein­sa­men Welt durch Herr­schaft und Funk­tio­na­li­sie­rung.« Win­fried Thaa, Kul­tur­kri­tik und Demo­kra­tie bei Max Weber und Han­nah Are­ndt, S.42

https://​de​.read​kong​.com/​p​a​g​e​/​k​u​l​t​u​r​k​r​i​t​i​k​-​u​n​d​-​d​e​m​o​k​r​a​t​i​e​-​b​e​i​-​m​a​x​-​w​e​b​e​r​-​u​n​d​-​h​a​n​n​a​h​-​a​r​e​n​d​t​-​8​7​2​9​695

90 Über die Zusam­men­set­zung der der Coro­na-Poli­tik kri­tisch bzw. sehr kri­tisch gegen­über ein­ge­stell­ten, und an Pro­tes­ten gegen sie betei­lig­ten Bevöl­ke­rungs­tei­len, hat der Sozio­lo­ge Oli­ver Nachtwey empi­risch geforscht. Abge­se­hen davon, dass sich Nachtwey auf gera­de­zu ridi­kü­le Art und Wei­se des Framings der Demons­tran­ten als »Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gen«, und zwar bis zum Bie­gen und Bre­chen im ihm offen­bar nicht zu Bewusst­sein gelan­gen­den Wider­spruch zu den eige­nen, die­se Annah­men fal­si­fi­zie­ren­den For­schungs­er­geb­nis­sen bedient, sind ein­zel­ne Ergeb­nis­se sei­ner Stich­pro­ben-Befra­gung, die sein Team und er ein­schließ­lich qua­li­ta­ti­ver Inter­views durch­ge­führt hat, es durch­aus wert, hier aus­führ­lich wie­der­ge­ge­ben zu werden:

»Das ist eine neu­ar­ti­ge und auch über­ra­schen­de Bewe­gung, weil sie mit­un­ter sehr dis­pa­ra­te Milieus mit­ein­an­der ver­bin­det: Men­schen, die eher aus dem anthro­po­so­phi­schen, alter­na­ti­ven Spek­trum kom­men, die zu ganz­heit­li­chem und eso­te­ri­schem Den­ken nei­gen und wahr­schein­lich eher die Grü­nen gewählt haben. Aber auf die­sen Demons­tra­tio­nen haben wir auch gese­hen, dass durch­aus sehr kon­ser­va­ti­ve und mit­un­ter auch Rechts­extre­me mit­ge­lau­fen sind. (…) Das Über­ra­schen­de an die­ser Bewe­gung (..) ist, dass es eine Bewe­gung ist, die zum Teil von links kommt (…) es ist sozi­al­struk­tu­rell eine Bewe­gung, die durch­aus qua­li­fi­ziert, mit­un­ter sogar hoch­qua­li­fi­ziert ist, (…) dass so vie­le mit einem Uni­ver­si­täts­ab­schluss – und wir haben sogar vier Pro­zent mit einem Dok­tor­ti­tel (…) – sich der Bewe­gung anschlie­ßen. (…) Was wir sehen in unse­ren Daten, ist, dass sehr, sehr vie­le Leu­te zunächst (..) mal gewis­ser­ma­ßen anti­au­to­ri­tär geprägt sind – im Ver­hält­nis zur Gesamt­be­völ­ke­rung kei­ne beson­ders (…) aus­ge­präg­ten anti­mus­li­mi­schen Res­sen­ti­ments, einen rela­tiv gerin­gen Sozi­al­chau­vi­nis­mus, (…) also fast eher links­li­be­ral sind (…) und im Grun­de etwas Rebel­li­sches haben.« Die Aus­sa­gen wer­den durch den Grad an Rea­li­täts­ver­leug­nung zuneh­mend komi­scher, je län­ger man Nachtwey zuhört. https://​www​.deutsch​land​funk​.de/​s​t​u​d​i​e​-​z​u​r​-​q​u​e​r​d​e​n​k​e​r​-​b​e​w​e​g​u​n​g​-​k​o​m​m​t​-​z​u​m​-​t​e​i​l​-​v​o​n​-​l​i​n​k​s​-​1​0​0​.​h​tml – Eige­ne sozio­lo­gi­schen Beob­ach­tun­gen habe ich anläss­lich der gro­ßen Demons­tra­tio­nen mit meh­re­ren tau­send Teil­neh­mern gegen die Coro­na-Maß­nah­men in Ham­burg im Dezem­ber 2021 ange­stellt: Bernd Schoe­pe, Gefähr­li­che Pro­tes­te, https://​www​.novo​-argu​men​te​.com/​a​r​t​i​k​e​l​/​g​e​f​a​e​h​r​l​i​c​h​e​_​p​r​o​t​e​ste, 17.12.2021.

91 Are­ndt, Macht und Gewalt, S. 93.

92 Are­ndt, Über Wahr­heit und Lüge…In Richard J. Bern­steins Buch »Den­ke­rin der Stun­de. Über Han­nah Are­ndt«, dem ich wich­ti­ge Anre­gun­gen zu die­sem Essay ver­dan­ke, schreibt Bern­stein über das Ver­hält­nis von Lüge und Wahr­heit in der Poli­tik aus Sicht Are­ndts, dass heu­te stän­dig die von ihr für den Tota­li­ta­ris­mus her­aus­ge­ar­bei­te­te Gefahr bestün­de »dass wir­kungs­vol­le Über­zeu­gungs­me­tho­den dazu ver­wen­det« wür­den, »Tat­sa­chen­wahr­hei­ten zu leug­nen, Fak­ten in blo­ße Mei­nun­gen zu ver­wan­deln und eine Welt ‚alter­na­ti­ver Fak­ten’ zu schaf­fen. Und Bern­stein führt wei­ter aus:

»Are­ndt warnt vor einer noch grö­ße­ren Gefahr: ‚Wo Tat­sa­chen kon­se­quent durch Lügen und Total­fik­tio­nen ersetzt wer­den, stellt sich her­aus, daß es einen Ersatz für die Wahr­heit nicht gibt. Denn das Resul­tat ist kei­nes­wegs, daß die Lügen nun als wahr akzep­tiert und die Wahr­heit als Lüge dif­fa­miert wird, son­dern daß der mensch­li­che Ori­en­tie­rungs­sinn im Bereich des Wirk­li­chen, der ohne die Unter­schei­dung von Wahr­heit und Unwahr­heit nicht funk­tio­nie­ren kann, ver­nich­tet wird.« Richard J. Bern­stein, Den­ke­rin der Stun­de. Über Han­nah Are­ndt, Frankfurt/​M. 2020, S. 83. Dies trifft für die Corona-»Pandemie« eben­so zu wie für den Ukrai­ne-Krieg und muss als Mene­te­kel für den dro­hen­den Zer­fall der öffent­li­chen Mei­nung gese­hen werden.

93 Sie­he dazu Wolf­gang Wodarg, Fal­sche Pan­de­mien. Argu­men­te gegen die Herr­schaft der Angst, Kap. 14: Insti­tu­tio­nel­le Kor­rup­ti­on – Von der Dere­gu­lie­rung zur insti­tu­tio­nel­len Kor­rup­ti­on, Mün­chen 2021, S. 314 – 331.

94 Van der Pijl, Die bela­ger­te Welt, a.a.O., S. 7.

95 https://​nor​bert​haer​ing​.de/​m​a​c​h​t​-​k​o​n​t​r​o​l​l​e​/​w​h​o​-​p​a​n​d​e​m​i​e​v​e​r​t​r​ag/ 28.3 – 2022

https://​nor​bert​haer​ing​.de/​m​a​c​h​t​-​k​o​n​t​r​o​l​l​e​/​s​e​l​f​-​s​p​r​e​a​d​i​n​g​-​v​a​c​c​i​n​es/, 30.3.2022.

Der zuletzt aktua­li­sier­te Stand der Bemü­hun­gen, mit­tels eines »Welt-Pan­de­mie­ver­tra­ges« die natio­na­len Par­la­men­te und Regie­run­gen zu ent­mach­ten und die Öffent­lich­keit durch Beein­flus­sung und Zen­sur über den Sinn und Zweck des beab­sich­tig­ten glo­ba­len Regel­werks zu täuschen:

https://​nor​bert​haer​ing​.de/​p​r​o​p​a​g​a​n​d​a​-​z​e​n​s​u​r​/​b​e​h​a​v​i​o​u​r​a​l​-​s​c​i​e​n​c​e​s​-​b​e​t​t​e​r​-​h​e​a​l​th/, 14.2.2023.

https://​tkp​.at/​2​0​2​3​/​0​2​/​0​6​/​w​h​o​-​e​n​t​w​u​r​f​-​f​u​e​r​-​a​u​s​w​e​i​t​u​n​g​-​d​e​s​-​p​a​n​d​e​m​i​e​v​e​r​t​r​a​g​-​z​e​n​s​u​r​-​v​o​n​-​u​n​e​r​w​u​e​n​s​c​h​t​e​n​-​i​n​f​o​r​m​a​t​i​o​n​e​n​-​a​l​s​-​z​e​n​t​r​a​l​e​s​-​t​h​e​ma/, 6.2.2023.

96 Moritz Mül­ler, Juli­an Assan­ge schmort wei­ter im Gefäng­nis wäh­rend Amnes­ty Inter­na­tio­nal ihn wei­ter nicht als »Pri­soner of Con­sci­ence« aner­kennt, https://​www​.nach​denk​sei​ten​.de/​?​p​=​9​3​333, 2.2.2023.

97 Das wird im Ein­zel­nen in sei­nen his­to­ri­schen Aus­drucks­for­men und Bezü­gen zur Poli­tik und poli­ti­schen Theo­rie in Are­ndts Werk »Über die Revo­lu­ti­on« entfaltet.

98 https://​mag​ma​-maga​zin​.su/​2​0​2​2​/​0​2​/​e​l​e​n​a​-​l​o​u​i​s​a​-​l​a​n​g​e​/​w​a​s​-​i​s​t​-​e​i​n​e​-​g​e​s​e​l​l​s​c​h​a​ft/

99 Han­nah Are­ndt, Revo­lu­ti­on und Frei­heit, in: Die­sel­be, Zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft, S. 246 f.

100 Zu die­sen Erfor­der­nis­sen und ihre Nicht-Beach­tung durch die Poli­tik sie­he das Inter­view des Cice­ro mit dem Medi­zin­sta­tis­ti­ker Gerd Antes, »Es wur­de nahe­zu jeder Feh­ler gemacht, den man machen konn­te«, Die Stadt­re­dak­ti­on Hei­del­berg via Cice­ro, 3.9.2021, https://​www​.die​-stadt​re​dak​ti​on​.de/​2​0​2​1​/​0​9​/​r​e​d​a​k​t​i​o​n​s​e​m​p​f​e​h​l​u​n​g​e​n​/​e​m​p​f​e​h​l​u​n​g​e​n​/​e​s​-​w​u​r​d​e​-​n​a​h​e​z​u​-​j​e​d​e​r​-​f​e​h​l​e​r​-​g​e​m​a​c​h​t​-​d​e​n​-​m​a​n​-​m​a​c​h​e​n​-​k​o​n​n​te/

Vgl. auch Kars­ten Mon­tag, Geplan­te Coro­na-Regeln ab Okto­ber ent­beh­ren jeg­li­cher sach­li­chen Grund­la­ge, https://​www​.nach​denk​sei​ten​.de/​?​p​=​8​6​753, 10.8.2022.

101 Are­ndt, Über die Revo­lu­ti­on, S.305.

103 https://​www​.zeit​.de/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​2​022 – 01/oxfam-corona-pandemie-reichtum-armut-steuerreform?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

102 So argu­men­tiert van der Pijl in sei­nem o.a. Buch, sie­he bsd. Kap. 2 »Kann die Welt­be­völ­ke­rung noch unter Kon­trol­le gehal­ten wer­den?, S. 30 – 54.

103 https://​www​.zeit​.de/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​2​022 – 01/oxfam-corona-pandemie-reichtum-armut-steuerreform?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

104 https://​www​.mer​kur​.de/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​o​x​f​a​m​-​k​o​n​z​e​r​n​e​-​u​n​d​-​s​u​p​e​r​r​e​i​c​h​e​-​s​i​n​d​-​g​e​w​i​n​n​e​r​-​d​e​r​-​k​r​i​s​e​n​-​z​r​-​9​2​0​2​9​4​5​9​.​h​tml, 17.1.2023.

105 https://​nor​bert​haer​ing​.de/​m​a​c​h​t​-​k​o​n​t​r​o​l​l​e​/​a​u​s​v​e​r​k​a​u​f​-​un/ Sie­he auch Nor­bert Här­ing, End­spiel des Kapi­ta­lis­mus. Wie die Kon­zer­ne die Macht über­nah­men und wie wir sie zurück­ho­len, Köln 2021, S. 68 – 91.

106 Ebd.

107 Zitat aus dem Rea­ders‘ Gui­de zur Stu­die »Everybody’s Busi­ness«, in der das Welt­wirt­schafts­fo­rum sei­ne Vor­stel­lung über die Rol­le der UN und die eige­ne Rol­le dar­legt. Sie wird von Nor­bert Här­ing in sei­nem o.a. Arti­kel wiedergegeben.

108 Här­ing, ebd.

109 https://​pra​xis​tipps​.focus​.de/​y​o​u​n​g​-​g​l​o​b​a​l​-​l​e​a​d​e​r​s​-​m​i​t​g​l​i​e​d​e​r​-​u​n​d​-​z​i​e​l​e​-​d​e​r​-​s​c​h​w​a​b​-​f​r​e​u​n​d​e​_​1​4​1​556

110 https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​S​j​x​J​1​w​P​n​kk4

111 Minu­ti­ös recher­chiert und äußerst fak­ten­reich doku­men­tiert, unter­sucht van der Pijl dar­in die Ursa­chen, Absich­ten und Zie­le der »Pan­de­mie«: »Im Lau­fe der Recher­chen und des Schrei­bens habe ich fest­ge­stellt, dass die ‚Pan­de­mie’ kein ein­fa­cher Betrug oder groß­ar­ti­ger Plan ist, der von Klaus Schwab, dem Ora­kel von Davos aus­ge­heckt (…) wur­de. Es han­delt sich um eine kom­ple­xe his­to­ri­sche Kri­se, eine Macht­er­grei­fung durch die welt­weit herr­schen­de Klas­se. Die offi­zi­el­le Dar­stel­lung des­sen, was um uns her­um geschieht, ist in hohem Maße unrich­tig und wird irgend­wann zusam­men­bre­chen.« Umschlags­text von Kees van der Pijl, Die Bela­ge­rung der Welt. Coro­na: Die Mobi­li­sie­rung der Angst – und wie wir uns dar­aus befrei­en kön­nen, a.a.O.

112 Ebd., S.?

113 https://​www​.rubi​kon​.news/​a​r​t​i​k​e​l​/​m​a​c​h​t​m​i​t​t​e​l​-​c​o​r​ona, vom 22.2.2022.

114 Van der Pijl, a.a.O., S. 38 f.

115 Ebd., S. 39. – Das erklärt auch, war­um die Reak­tio­nen sei­tens der Exe­ku­ti­ve in der zur Beru­hi­gung der umstürz­le­ri­schen Lage aus­ge­ru­fe­nen Pan­de­mie so brüsk gegen­über all jenen aus­fie­len, die die Eli­ten-Plä­ne »durch­kreuz­ten«. Die Vehe­menz, mit der sämt­li­che Kri­ti­ker der Pan­de­mie­po­li­tik als »rechts« bzw. »rechts­extrem« geframed wer­den, muss daher als ver­zwei­fel­te ulti­ma ratio eines weit­ge­hend geschei­ter­ten Pan­de­mie-Coup d‘ état betrach­tet wer­den und weist viel eher auf die Schwä­chen als Stär­ken der Urhe­ber­schaft des Coro­na-Nar­ra­tivs hin.

116 https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​p​o​l​i​t​i​k​/​i​n​l​a​n​d​/​u​n​-​e​x​p​e​r​t​e​-​s​i​e​h​t​-​s​y​s​t​e​m​v​e​r​s​a​g​e​n​-​b​e​i​-​p​o​l​i​z​e​i​g​e​w​a​l​t​-​i​n​-​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​-​1​7​9​7​1​633. html://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/corona-un-experte-melzer-zu-polizeigewalt-demos-100.html, bei­de vom 21.4.2021. – Den Main­stream-Medi­en war das in der Regel nur eine Agen­tur­mel­dung wert. Inves­ti­ga­ti­ver Jour­na­lis­mus: Fehlanzeige.

117 https://​www​.zdf​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​p​o​l​i​t​i​k​/​c​o​r​o​n​a​-​a​e​r​o​s​o​l​-​f​o​r​s​c​h​e​r​-​a​n​s​t​e​c​k​u​n​g​e​n​-​b​r​i​e​f​-​m​e​r​k​e​l​-​1​0​0​.​h​tml, 12.4.2021.

118 https://​www​.fr​.de/​m​e​i​n​u​n​g​/​g​a​s​t​b​e​i​t​r​a​e​g​e​/​c​o​r​o​n​a​-​c​o​r​o​n​a​d​e​m​o​s​-​q​u​e​r​d​e​n​k​e​r​-​b​i​l​l​-​g​a​t​e​s​-​p​o​l​i​z​e​i​-​v​e​r​s​c​h​w​o​e​r​u​n​g​s​t​h​e​o​r​e​t​i​k​e​r​-​r​e​c​h​t​s​e​x​t​r​e​m​i​s​m​u​s​-​p​o​l​i​z​e​i​-​9​0​3​1​4​7​2​6​.​h​tml, 9.4.2021.

119 Sabi­ne Bepp­ler-Spahl, Grund­rech­te auf der Inten­siv­sta­ti­on, https://​www​.novo​-argu​men​te​.com/​a​r​t​i​k​e​l​/​g​r​u​n​d​r​e​c​h​t​e​_​a​u​f​_​d​e​r​_​i​n​t​e​n​s​i​v​s​t​a​t​ion, 16.4.2020

120 https://​www​.sued​deut​sche​.de/​m​e​d​i​e​n​/​m​a​r​t​e​n​s​t​e​i​n​-​t​a​g​e​s​s​p​i​e​g​e​l​1​.​5​5​3​2​6​5​5​,​2​0​.​2​.​2​022

121 Dem Framing des »Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­kers-oder Ver­schwö­rungs­ideo­lo­gen« bin ich argu­men­ta­tiv in »Die Pan­de­mie ist – nicht – zu Ende. Von der Post-Coro­na-Gesell­schaft in den tota­li­tä­ren Reset«, auf den S. 16 – 18 in Bezug auf die Kri­tik am Coro­na-Not­stands­re­gime begeg­net. https://​www​.gew​-ans​bach​.de/​d​a​t​a​/​2​0​2​2​/​0​7​/​S​c​h​o​e​p​e​_​T​o​t​a​l​i​t​a​e​r​e​r​_​R​e​s​e​t​.​pdf .

122 Hier sei nur der rei­ße­ri­sche Anfang des oben bereits erwähn­ten, als Mei­nungs­bei­trag gekenn­zeich­ne­ten, für einen Kom­men­tar aller­dings unge­wöhn­lich lan­gen Tex­tes von Ste­phan Anpa­lag­an aus der Frank­fur­ter Rund­schau wie­der­ge­ge­ben. Über den Gast-Autor der FR erfah­ren wir nichts – mei­ne Recher­che hat erge­ben, dass Anpa­lag­an stu­dier­ter Diplom-Theo­lo­ge ist und als frei­er Jour­na­list für ver­schie­de­ne Zei­tun­gen und öffent­li­che Rund­funk-und Fern­seh­an­stal­ten arbei­tet: »Ein Virus hat die Gesund­heits­sys­te­me der wohl­ha­bends­ten Län­der die­ser Erde zusam­men­bre­chen las­sen. Das sozia­le Leben ist durch das Coro­na­vi­rus zum Still­stand gekom­men. In den Nach­rich­ten waren Bil­der aus Ita­li­en zu sehen, wo das Mili­tär die Coro­na­to­ten aus Ber­ga­mo abtrans­por­tier­te, weil die ört­li­chen Fried­hö­fe über­füllt waren. In New York ster­ben die Men­schen der­art schnell, dass Straf­ge­fan­ge­ne Mas­sen­grä­ber aus­he­ben müs­sen. In deut­schen Kre­ma­to­ri­en sta­peln sich die Sär­ge. Stan­des­amt­mit­ar­bei­te­rin­nen müs­sen an Weih­nach­ten arbei­ten, um im Akkord Ster­be­ur­kun­den aus­stel­len zu kön­nen. Es ist ernst. Ver­dammt ernst. Inmit­ten all die­ser Gescheh­nis­se mar­schie­ren Men­schen durch die Innen­städ­te Deutsch­lands und pro­tes­tie­ren gegen Maß­nah­men gegen das Coro­na­vi­rus, die die­se Pan­de­mie ein­däm­men könn­ten. Sie mar­schie­ren in gro­ber Miss­ach­tung des Infek­ti­ons­schutz­ge­set­zes. Ohne Abstand. Ohne Mas­ke.« – Wer danach noch wei­ter­le­sen mag, wird fest­stel­len, dass sich Anpa­lag­an nicht nur eines alar­mis­ti­schen, son­dern – gegen­über den Maß­nah­men­kri­ti­kern – noch dazu recht mar­tia­li­schen Stils bedient und damit, bis an das fürch­ter­li­che Ende sei­nes Arti­kels, an dem Kri­ti­ker der nicht phar­ma­zeu­ti­schen Maß­nah­men gegen das SARS-CoV-2-Virus zu Demo­kra­tie-und Ver­fas­sungs­fein­den erklärt wer­den, ein manich­äi­sches Welt­bild trans­por­tiert, das für einen diplo­mier­ten Theo­lo­gen des 21.Jahrhunderts (Anpa­lag­an ist Jahr­gang 1984) sich doch erstaun­lich vor­auf­klä­re­risch liest. Jeden­falls fühl­te ich mich beim Lesen in die Zeit der Ket­zer­ver­fol­gun­gen und Hexen­ver­bren­nun­gen zurück­ver­setzt. Im Übri­gen hät­te man zum Stich­tag 21.4.2021 (Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum) das meis­te von dem, was Anpa­lag­an in sei­nem Text insi­nu­iert, bereits bes­ser wis­sen können.

Die­sen Arti­kel habe ich hier nur her­aus­ge­grif­fen, da er lei­der exem­pla­risch für die wäh­rend der Coro­na-Zeit vor­herr­schen­de Arbeits-und Dar­stel­lungs­wei­se in den Leit­me­di­en steht. Umfas­send vgl. dazu auch Timo Rieg, Fall­samm­lung zu den Qua­li­täts­de­fi­zi­ten in der Coro­na-Bericht­erstat­tung: https://​www​.rese​arch​ga​te​.net/​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​/​3​6​8​2​8​9​9​4​7​_​Q​u​a​l​i​t​a​t​s​d​e​f​i​z​i​t​e​_​i​m​_​C​o​r​o​n​a​-​J​o​u​r​n​a​l​i​s​m​u​s​_​E​i​n​e​_​k​o​m​m​e​n​t​i​e​r​t​e​_​F​a​l​l​s​a​m​m​l​ung.

Zum Framing der Coro­na-Maß­nah­men­kri­ti­ker vgl. auch ein frü­hes und rares Bei­spiel eines Plä­doy­ers für eine kon­tro­ver­se Debat­ten­kul­tur, lei­der und bezeich­nen­der­wei­se aus einer im Inland kaum beach­te­ten media­len Nische stam­mend: https://www.dw.com/de/kommentar-die-bequeme-schublade-für-kritiker-der-corona-maßnahmen/a‑53456662

123 https://​www​.evan​ge​lisch​.de/​i​n​h​a​l​t​e​/​1​7​0​7​5​6​/29 – 05-2020/­ver­fas­sungs­schutz-rela­tiv-weni­ge-rechts­extre­me-bei-coro­na-demos. Das soll nicht hei­ßen, dass nicht Rech­te und Rechts­extre­me immer wie­der ver­sucht haben – und es wei­ter ver­su­chen – die Pro­tes­te ideo­lo­gisch zu ver­ein­nah­men. Sie hat­ten damit aber bis­lang kei­nen Erfolg. Das glei­che gilt für die Pro­tes­te der neu erstar­ken­den Frie­dens­be­we­gung, der »Rechts­of­fen­heit« vor­ge­wor­fen wird. So rief der rech­te Publi­zist Jür­gen Elsäs­ser dazu auf, die Frie­dens-Kund­ge­bung von Ali­ce Schwar­zer und Sahra Wagen­knecht »mit Deutsch­land-Fah­nen zu flu­ten«. Tat­säch­lich waren am 25.2.2023 vor dem Bran­den­bur­ger Tor fast gar kei­ne Deutsch­land-Fah­nen zu sehen, der Autor hat dies selbst als Teil­neh­mer an der Ver­an­stal­tung gese­hen. Jede oder jeder kann das aber auch leicht anhand nahe­zu jedes belie­bi­gen Vide­os über das Ereig­nis selbst überprüfen.

Auch die AfD konn­te das Pro­test­po­ten­ti­al der Coro­na-Maß­nah­men­kri­ti­ker nicht an sich bin­den. Das zeigt zum Bei­spiel ihr im Ver­gleich zu 2017 schwä­che­res Abschnei­den bei der Bun­des­tags­wahl im Sep­tem­ber 2021 (2021: 10,3 %, 2017: 12,6 %).

124 https://​www​.muen​chen​-steht​-auf​.de/​b​r​i​e​f​w​e​c​h​s​e​l​-​z​w​i​s​c​h​e​n​-​2​-​p​r​o​t​e​s​t​k​u​l​t​u​r​en/

125 https://​www​.infor​ma​ti​on​-phi​lo​so​phie​.de/​?​a​=​1​&​t​=​4​7​7​7​&​n=2 – Kri­tisch zur Begrün­dung eines Super­grund­rechts und den Fall­stri­cken einer sol­chen Begrün­dung: https://​demo​cra​cy​.blog​.wzb​.eu/​2​0​1​3​/​0​8​/​3​0​/​s​u​p​e​r​s​u​p​e​r​g​r​u​n​d​r​e​c​ht/

126 Ebd.

127 Are­ndt, Die Frei­heit, frei zu sein, Mün­chen 2018, S. 16.

128 https://​beruehm​te​-zita​te​.de/​a​u​t​o​r​e​n​/​h​a​n​n​a​h​-​a​r​e​n​dt/, S. 1, zuletzt zuge­grif­fen am 14.01.2023.

129 Eli­sa­beth Weh­ling, Poli­ti­sches Framing: Wie eine Nati­on sich ihr Den­ken ein­re­det – und dar­aus Poli­tik macht, Köln 2016.

130 https://​www​.spie​gel​.de/​p​o​l​i​t​i​k​/​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​/​s​a​s​k​i​a​-​e​s​k​e​n​-​d​a​r​f​-​d​e​m​o​n​s​t​r​a​n​t​e​n​-​c​o​v​i​d​i​o​t​e​n​-​n​e​n​n​e​n​-​a​-​c​6​9​7​e​f​3​d​-​d​0​4​b​-​4​1​f​4​-​a​8​b​4​-​d​2​f​3​5​0​f​a​7​138, 2.9.2020

131 René Pikar­ski, Rezen­si­on zu Han­nah Are­ndt. Sokra­tes – Apo­lo­gie der Plu­ra­li­tät, https://​re​-visio​nen​.net/​r​e​n​e​-​p​i​k​a​r​s​k​i​-​z​u​-​s​o​k​r​a​t​e​s​-​v​o​n​-​h​a​n​n​a​h​-​a​r​e​n​dt/

132 Gior­gio Agam­ben, Frei­heit und Unsi­cher­heit, https://​tkp​.at/​2​0​2​3​/​0​1​/​1​1​/​f​r​e​i​h​e​i​t​-​u​n​d​-​u​n​s​i​c​h​e​r​h​e​it/, 11.1.2023.

133 https://​www​.bri​tan​ni​ca​.com/​t​o​p​i​c​/​w​a​r​-​o​n​-​t​e​r​r​o​r​ism. Unter hybri­der Kriegs­füh­rung ver­steht man »eine Kom­bi­na­ti­on regu­lä­rer und irre­gu­lä­rer, poli­ti­scher, wirt­schaft­li­cher, media­ler, geheim­dienst­li­cher, cyber­tech­ni­scher und mili­tä­ri­scher Kampf­for­men.« Sie »ver­wi­schen die recht­li­chen und mora­li­schen Gren­zen zwi­schen Krieg und Frie­den. (…) Die ein­he­gen­de (…) Wir­kung die­ser Gren­zen, Nor­men und Regeln geht ver­lo­ren.« https://​www​.bpb​.de/​t​h​e​m​e​n​/​k​r​i​e​g​e​-​k​o​n​f​l​i​k​t​e​/​d​o​s​s​i​e​r​-​k​r​i​e​g​e​-​k​o​n​f​l​i​k​t​e​/​5​0​4​2​7​3​/​h​y​b​r​i​d​e​-​k​r​i​e​g​s​f​u​e​h​r​u​ng/

134 Bernd Schoe­pe, Die Auf­ar­bei­tung der Coro­na-Ver­gan­gen­heit und ihre Tabus, https://​www​.gew​-ans​bach​.de/​2​0​2​2​/​0​6​/​d​i​e​-​a​u​f​a​r​b​e​i​t​u​n​g​-​d​e​r​-​c​o​r​o​n​a​-​v​e​r​g​a​n​g​e​n​h​e​i​t​-​u​n​d​-​i​h​r​e​-​t​a​b​us/

135 https://​www​.infosper​ber​.ch/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​d​i​e​-​a​n​g​a​b​e​n​-​z​u​-​p​l​o​e​t​z​l​i​c​h​e​n​-​t​o​d​e​s​f​a​e​l​l​e​n​-​s​i​n​d​-​w​i​d​e​r​s​p​r​u​e​c​h​l​i​ch/, vom 31.12.2022.

136 https://​www​.infosper​ber​.ch/​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​/​p​u​b​l​i​c​-​h​e​a​l​t​h​/​c​o​r​o​n​a​-​i​m​p​f​n​u​t​z​e​n​-​b​e​r​s​e​t​-​u​n​d​-​b​a​g​-​v​e​r​b​r​e​i​t​e​t​e​n​-​u​n​w​a​h​r​h​e​i​t​en/, vom 1.11.2022.

137 https://​www​.aerz​te​blatt​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​1​1​9​9​3​3​/​E​U​-​K​o​m​m​i​s​s​i​o​n​-​v​e​r​w​e​i​g​e​r​t​-​P​a​r​l​a​m​e​n​t​-​w​e​i​t​e​r​-​E​i​n​s​i​c​h​t​-​i​n​-​I​m​p​f​s​t​o​f​f​v​e​r​t​r​a​ege, vom 7.1.2021. https://​www​.mdr​.de/​n​a​c​h​r​i​c​h​t​e​n​/​w​e​l​t​/​w​i​r​t​s​c​h​a​f​t​/​c​o​r​o​n​a​-​e​u​-​s​t​a​a​t​s​a​n​w​a​l​t​s​c​h​a​f​t​-​e​r​m​i​t​t​l​u​n​g​e​n​-​i​m​p​f​s​t​o​f​f​-​v​e​r​t​r​a​e​g​e​-​1​0​0​.​h​tml, vom 15.10.2022.

138 https://​www​.tages​schau​.de/​i​n​l​a​n​d​/​c​o​r​o​n​a​-​i​m​p​f​s​t​o​f​f​-​b​u​n​d​e​s​r​e​g​i​e​r​u​n​g​-​1​0​1​.​h​tml, 23.12.2022.

139 Are­ndt, Macht und Gewalt, a.a.O., S.81 f.

140 Are­ndt sieht, gleich­sam als Schnitt­punkt ihrer Exis­ten­zi­al­dia­gno­se des Zeit­li­chen wie des mensch­li­chen Urteils­ver­mö­gens, den »Wohn­ort« des Den­kens »zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft« als gege­ben an. Sie­he dazu das Vor­wort »Die Lücke zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft« in Are­ndt, Zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Zukunft, a.a.O., S. 7 – 19.

141 »Und Zara­thus­tra sprach also zum Vol­ke: Ich leh­re Euch den Über­men­schen! Der Mensch ist Etwas, das über­wun­den wer­den soll. Was habt ihr gethan, ihn zu über­win­den?« https://www.deutschestextarchiv/de/nietzsche_zarathustra01_1883. Ent­ge­gen Zara­thus­tras Rat an sei­ne Brü­der: »bleibt der Erde treu«, kor­re­liert die Über­win­dungs­ideo­lo­gie- und Über­win­dungs­pra­xis trans­hu­ma­nis­ti­scher Pro­ve­ni­enz auf­fal­lend mit der Merk­mals­be­stim­mung, wel­che Han­nah Are­ndt für den Tota­li­ta­ris­mus unternimmt:

»Das eigent­li­che Ziel tota­li­tä­rer Ideo­lo­gie ist nicht die Umfor­mung der äuße­ren Bedin­gun­gen der mensch­li­chen Exis­tenz und nicht die revo­lu­tio­nä­re Neu­ord­nung der gesell­schaft­li­chen Ord­nung, son­dern die Trans­for­ma­ti­on der mensch­li­chen Natur selbst, die, so wie sie ist, sich dau­ernd dem tota­li­tä­ren Pro­zess ent­ge­gen­stellt. (…) was in der tota­len Herr­schaft auf dem Spiel steht, ist wirk­lich das Wesen des Men­schen.« Han­nah Are­ndt, Ele­men­te und Ursprün­ge tota­ler Herr­schaft, a.a.O., zitiert nach dem emp­feh­lens­wer­ten, die Zusam­men­hän­ge von Are­ndts Tota­li­ta­ris­mus­be­griff mit dem trans­hu­ma­nis­ti­schen Den­ken gut aus­leuch­ten­den Essay »Die Abschaf­fung der See­le« von Julia Weiss, https://​mul​ti​po​lar​-maga​zin​.de/​a​r​t​i​k​e​l​/​d​i​e​-​a​b​s​c​h​a​f​f​u​n​g​-​d​e​r​-​s​e​ele, 10.5.2022.

142 Genau­so luzi­de geht es wei­ter: »Wenn Macht im Unter­schied zum blo­ßen Kön­nen meint: wir-wol­len-und-wir-kön­nen, dann liegt in der heu­ti­gen sich stän­dig noch stei­gern­den Macht der Men­schen auf der Erde ein selt­sa­mes Ele­ment der Ohn­macht; denn der Fort­schritt der Wis­sen­schaft ist von dem, was wir tun wol­len, fast unab­hän­gig gewor­den; sei­ne Rasanz ist, wie die Wis­sen­schaft­ler uns immer wie­der erklä­ren, nicht mehr zu stop­pen, so wenig wie die schein­bar unauf­halt­sa­me Ent­wick­lung der Tech­nik. Der Fort­schritt folgt sei­nen eige­nen uner­bitt­li­chen Geset­zen und zwingt uns, ohne Rück­sicht auf die Fol­gen zu tun, was immer wir tun kön­nen. Soll­te das Ich-will und Ich-kann sich von­ein­an­der getrennt haben? (…) Wie­der­um wis­sen wir nicht, wohin die­se Ent­wick­lung uns füh­ren wird. Aber wir wis­sen oder soll­ten wis­sen, daß jeder Macht­ver­lust der Gewalt Tür und Tor öff­net, und sei es nur, weil Macht­ha­ber, die füh­len, daß die Macht ihren Hän­den ent­glei­tet, der Ver­su­chung sie durch Gewalt zu erset­zen, nur sehr sel­ten in der Geschich­te haben wider­ste­hen kön­nen.« Are­ndt, Macht und Gewalt, a.a.O.., S. 86.

Bild: Screen­shot aus dem Video der Bun­des­kunst­hal­le zur Aus­tel­lung »Han­nah Are­ndt und das 20. Jahr­hun­dert« (Quel­le: https://​www​.bun​des​kunst​hal​le​.de/​h​a​n​n​a​h​-​a​r​e​n​d​t​.​h​tml)

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