Die Sprache der Herrschaft – und der Ohnmacht Lektion 35: Ostalgie (Ostwörter IV)

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MagMa legt hiermit die seit 2012 als Video vorliegenden und basierend auf Überlegungen von Anfang der 90er Jahre entstanden Lektionen zur »Sprache der Herrschaft und der Ohnmacht« von malcom.z vor. Nicht alle ursprünglich als Videopodcast verfassten Lektionen eignen sich zur schriftlichen Veröffentlichung. Daher die Lücken in der Nummerierung. Viele Lektionen verweisen auf andere und zum besseren Verständnis der Thesen empfiehlt es sich die Lektionen nicht isoliert zu betrachten.

Lektion 18: Einfahrt frei! Der tagtägliche Arisierungs- Ghetto-Terror

Lektion 19: Indirekte Behauptungen und Beweise

Lektion 20: Die Weiber werden gefickt, die Kerle kriegen die Eier abgeschnitten

Lektion 21: RECHT: DAS Recht, (DIE) Rechte /​EIN Recht /​MEINE Rechte /​MEIN Recht, recht – rechts

Lektion 22: »Rassentheorie« und »Totalitarismustheorie«

Lektion 23: Natürlicher Tod – Freitod – Selbstmord – Schuldeingeständnis

Lektion 24 – 1: Der Stählerne – als Antichrist

Lektion 24 – 2: Der Stählerne – von Trotzki über Goebbels und Wlassow zu Chruschtschow

Lektion 24 – 3: Der Stählerne – Katyn

Lektion 25: Der sogenannte Stalinismus

Lektion 26: Der sogenannte Populismus und/​oder Rechtspopulismus

Lektion 28: AusländerhaSS

Lektion 29: Verschwörungstheorie

Lektion 30: Lügenpresse halt die Fresse

Lektion 31: Politischer Analphabetismus

Lektion 32: Ostdeutschland (Ostwörter I)

Lektion 33: Die Ostdeutschen (Ostwörter II)

Lektion 35: Ostalgie (Ostwörter IV)

Lektion 36: Ostmusik und Ostrock (Ostwörter V)

Lektion 35: Ostalgie (Ostwörter IV)

Unmittelbar mit dem Anschluß der DDR setzte eine goebbelsmäßige Dauerkampagne gegen jegliche DDR-​Nostalgie ein. Wirkliche wie angebliche. Also gegen Einzel-​Fakten und andere Wahrheiten der DDR und jede positive Erinnerung und Beschreibung sowieso. Eine wesentliche Grundlage der heutigen standardisierten, feindlich-​negativen Falscherzählung der DDR. Wie ab 1933 sowohl die Erinnerung an die Arbeiterbewegung wie auch an die sogenannte Weimarer Republik durch die goebbelsche Propaganda verächtlich gemacht wurden. Und pro-​jüdische Erzählungen sowieso. Es ging ab 1990 wie ab 1933 um eine faschistische Umprogrammierung der Massen. Ab 1990 insbesondere der DDR-​Bürger. Ein Menschenrechtsverbrechen, das die Sterblichkeit der DDR-​Bürger signifikant erhöhte. Die DDR-​Bevölkerung wurde zwischen 1990 und Anfang/​Mitte der 2000er um schätzungsweise über 2,2 Millionen Menschen dezimiert.

Aus der viel gescholtenen »Nostalgie« wurde alsbald die »Ostalgie« abgeleitet. Ein DDR-​Kabarettist und privilegierter, von den Besatzern oft und bevorzugt gebuchter sächsischer Schauspieler, viele Jahre sogar als Tatort-Kommissar, rühmte sich tv-​öffentlich, sich die Verwertungs-​Rechte für das Wort gesichert zu haben. Also wurde es großöffentlich kaum verwendet. Der Ostler sollte nicht vom Westunrecht profitieren, selbst wenn man ihn brauchen konnte. Sondern nur Westler.

Das Bestreben der totalen Auslöschung der positiven Erinnerung an die DDR und der faschistischen Falscherzählung anstatt der realistischen legt schon Niccolo Macchiavellis Rat an seinen Fürsten nahe, Zitat:

Wer der Herr einer Stadt wird, die gewohnt ist, in Freiheit zu leben, und sie nicht zer­stört, hat zu erwarten, von ihr vernichtet zu werden; denn immer dient der Name Freiheit und die alte Ordnung einem Aufstand als Vorwand; diese geraten weder durch die Länge der Zeit noch durch Wohltaten in Vergessenheit. Und was man auch in Vorausschau tun mag, die Einwohner vergessen nie­mals jenen Namen und jene Ordnung, und wenn sie nicht auseinandergerissen und verstreut werden, kehren diese Dinge bei jeder Gelegenheit wieder.

Die Dinge kehren also wieder …

Und genau deshalb bekämpfen die Eroberer und Kolonisatoren die »DDR-​Nostalgie«, der sprachlich nie eine Hitler-​Nostalgie gegenüberstand, schon weil die in der Brd nie jemand unterdrückt hat. Sie erzählen den Zwangsangeschlossenen Freiheit sei, sich Schachtel für Schachtel Marlboro-​Krebs zu kaufen, Benzin zu verbrennen, wozu sie es kaufen und das Geld oder die EC-​Karte auf den Tisch legen müssen, Fernreisen zu machen, daß sie nicht zu Hause sind, wenn sie von ihrem Grund und Boden enteignet werden, den West-​Kolonialherren die Entscheidung über ihre Erwerbslosigkeit und über die Importe von Millionen Menschen erst aus der Sowjetunion, dann aus Afrika, dann aus Syrien zu überlassen und eine ihrer Huren von den anderen Huren zur Kanzlerin wählen zu lassen… Und das haben die »Ostdeutschen« dann von ihrer Umbenennung und Degradierung!

Bild: Tresen mit Stalinbüste in einer Ostalgie-​Gastätte in Leipzig, Karl-Liebknecht-Straße

Lektion 35 als Video:

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