Viro­lo­gie als Ideo­lo­gie. Eine Kri­tik der Pseu­do­wis­sen­schaft der herr­schen­den Klas­se – Teil 1: Wis­sen­schaft und Klassengesellschaft

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Dies ist der ers­te Teil eines vier­tei­li­gen Essays, der zuerst in der Mag­Ma Eng­lish erschien und hier als Über­set­zung nach­ge­reicht wird. Er umfasst die fol­gen­den Teile:

  1. Wis­sen­schaft und Klassengesellschaft
  2. Der Mili­tä­risch-Aka­de­misch-Indus­tri­ell-Medi­zi­nisch-Wis­sen­schaft­li­che Kom­plex (MAIMS*)
  3. Viro­lo­gie als Ideologie 
  4. Deren Wis­sen­schaft und unse­re Wissenschaft

Ein­lei­tung

Der mensch­li­che Leib ist von Natur sterb­lich. Krank­hei­ten kön­nen daher nicht aus­blei­ben. War­um wird der Mensch erst dem Arzte unter­wor­fen, wenn er erkrankt, und nicht, wenn er gesund ist? Weil nicht nur die Krank­heit, weil schon der Arzt ein Übel ist. Durch eine ärzt­li­che Kura­tel wäre das Leben als ein Übel und der mensch­li­che Leib als Objekt der Behand­lung für Medi­zi­nal­kol­le­gi­en aner­kannt. Ist der Tod nicht wün­schens­wer­ter als ein Leben, das blo­ße Prä­ven­tiv­maß­re­gel gegen den Tod? Gehört freie Bewe­gung nicht auch zum Leben? Was ist jede Krank­heit als in sei­ner Frei­heit gehemm­tes Leben? Ein per­p­etu­ier­li­cher Arzt wäre eine Krank­heit, an der man nicht ein­mal die Aus­sicht hät­te, zu ster­ben, son­dern zu leben. Mag das Leben ster­ben: der Tod darf nicht leben. Hat der Geist nicht mehr Recht als der Körper?

Karl Marx, »Debat­ten über Preß­frei­heit und Publi­ka­ti­on der Land­stän­di­schen Ver­hand­lun­gen«, Vier­ter Artikel

Über drei Jah­re hin­weg haben wir unter der stän­di­gen Vor­mund­schaft nicht nur der Medi­zin, son­dern auch ihrer Die­ne­rin, der Wis­sen­schaft – oder bes­ser gesagt, DER Wis­sen­schaft – gelebt. »Folgt DER Wis­sen­schaft«, lau­te­te der unab­läs­sig wie­der­hol­te Befehl. In Wirk­lich­keit bedeu­te­te dies: Fol­ge dem Dik­tat von Poli­ti­kern, Fach­leu­ten und Gesund­heits­bü­ro­kra­ten, denn die­se han­deln schließ­lich nur auf der Grund­la­ge der reins­ten von DER Wis­sen­schaft ver­kün­de­ten Weis­heit. Wir hat­ten selbst­re­dend kei­nen Grund, sie in Fra­ge zu stel­len, denn das hie­ße, die Wis­sen­schaft selbst in Fra­ge zu stel­len.1

Was ist DIE Wis­sen­schaft? Um das her­aus­zu­fin­den, muss man ledig­lich »auf die Exper­ten hören«. Wer sind die Exper­ten? Nach den Auf­trit­ten in den Medi­en und den poli­ti­schen Bera­ter­gre­mi­en zu urtei­len, schei­nen sie alle ein über­wäl­ti­gen­des mate­ri­el­les Inter­es­se an der phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie und der gewinn­ori­en­tier­ten Gesund­heits­für­sor­ge zu haben. Sie sind in der Regel ent­we­der 1) direkt ange­stellt oder selbst Eigen­tü­mer eines oder meh­re­rer Phar­ma­kon­zer­ne, 2) in den öffent­li­chen Gesund­heits­ap­pa­rat einer kapi­ta­lis­ti­schen Regie­rung ein­ge­bun­den, ent­we­der in einer For­schungs- oder Regu­lie­rungs­funk­ti­on, oder 3) haben eine Posi­ti­on an einer gro­ßen For­schungs­uni­ver­si­tät oder einem Kran­ken­haus inne.

Die am häu­figs­ten zitier­ten Exper­ten schei­nen tat­säch­lich im Lau­fe ihrer Kar­rie­re alle drei Posi­tio­nen zu beklei­den. In den (sehr ähn­lich struk­tu­rier­ten und sich oft über­schnei­den­den) Sphä­ren des mili­tä­risch-indus­tri­el­len Kom­ple­xes oder der Ban­ken- und Finanz­re­gu­lie­rung wird die­se Art der kor­rup­ti­ons­för­dern­den Rota­ti­on oft als Dreh­tür-Effekt kri­ti­siert. In der öffent­li­chen Gesund­heit und der wis­sen­schaft­li­chen For­schung funk­tio­niert sie jedoch ver­mut­lich eher wie eine Zen­tri­fu­ge, und die­se schnel­le Dreh­be­we­gung gewähr­leis­tet natür­lich nichts ande­res als die per­fek­te Rein­heit unse­rer wis­sen­schaft­li­chen Experten.

Die orga­ni­sier­ten mar­xis­ti­schen Par­tei­en haben im Gro­ßen und Gan­zen genau solch ein nai­ves, idea­lis­ti­sches Bild der Wis­sen­schaft akzep­tiert. Sie haben die töd­li­che Anwen­dung der Ideo­lo­gie der herr­schen­den Klas­se im zwei­fels­frei­en Dienst der Inter­es­sen der herr­schen­den Klas­se wie­der­ge­käut und dafür agi­tiert, nur weil sie sich »Wis­sen­schaft« nann­te. Unter die­sem Ban­ner haben sie einen noch nie dage­we­se­nen Angriff auf die glo­ba­le Arbei­ter­klas­se zuge­las­sen oder sogar Vor­schub geleis­tet. Allem Anschein nach haben sie ver­ges­sen, wie vie­le von der herr­schen­den Klas­se und ihren Die­nern aus­ge­heck­te Pseu­do­wis­sen­schaf­ten in der Ver­gan­gen­heit das Sie­gel der Wis­sen­schaft und die nahe­zu uni­ver­sel­le Zustim­mung ein­schlä­gi­ger »Exper­ten« tru­gen wie etwa der Mal­thu­sia­nis­mus, die Ras­sen­kun­de, die Phre­no­lo­gie, die Lobo­to­mie oder auch die »poli­ti­sche Öko­no­mie«, jene »Wis­sen­schaft«, die in Marx’ Kapi­tal so ver­nich­tend ent­larvt und ver­wor­fen wurde.

Was noch schwe­rer wiegt, ist, dass sie aus den Augen ver­lo­ren haben, dass die Wis­sen­schaft eine sehr rare Sache ist. Die meis­ten herr­schen­den Klas­sen in den meis­ten his­to­ri­schen mensch­li­chen Gesell­schaf­ten haben fest­ge­stellt, dass ihre Vor­tei­le durch ihr radi­ka­les Poten­zi­al, ihre Herr­schaft zu unter­gra­ben, bei wei­tem auf­ge­wo­gen wer­den und haben sie des­halb im Keim erstickt. Was wir jetzt brau­chen, ist eine ech­te his­to­risch-mate­ria­lis­ti­sche Per­spek­ti­ve, die die Aus­sicht ernst nimmt, dass wir uns – ins­be­son­de­re seit der glo­ba­len Kon­ter­re­vo­lu­ti­on – in eine weni­ger wis­sen­schaft­li­che Gesell­schaft zurück­ent­wi­ckeln kön­nen und dies auch getan haben, trotz der Vor­zei­chen, die das Gegen­teil sug­ge­rie­ren. Wie Mol­ly Klein bemerkt hat, lag in Mar­shall MacLuhans berühm­ter Beschrei­bung der moder­nen Welt als glo­ba­les Dorf und nicht etwa als Stadt etwas sehr Prä­zi­ses: Wäh­rend die spät­ka­pi­ta­lis­ti­sche Moder­ne einer­seits tech­nisch hoch­ent­wi­ckelt ist, ist sie ande­rer­seits sozi­al immer rück­stän­di­ger, stam­mes­be­zo­ge­ner, eng­stir­ni­ger und aber­gläu­bi­scher gewor­den. Kary Mul­lis, der 1993 den Nobel­preis für Che­mie für die Erfin­dung der PCR-Tech­nik erhielt, auf der das gesam­te Coro­na­kon­strukt beruht, bemerk­te, dass »in eini­gen Jah­ren die Leu­te, die auf uns zurück­bli­cken, unse­re Akzep­tanz der HIV-Theo­rie von AIDS genau­so albern fin­den wer­den wie die Kir­chen­füh­rer, die Gali­leo exkom­mu­ni­zier­ten, nur weil er dar­auf bestand, dass die Erde nicht der Mit­tel­punkt des Uni­ver­sums ist«.2 Mul­lis war zu optimistisch.

Die­ser Essay möch­te Sie bit­ten die The­se in Betracht zu zie­hen, dass die moder­ne Viro­lo­gie und in der Tat ein Groß­teil der moder­nen medi­zi­ni­schen Wis­sen­schaft im All­ge­mei­nen, wie sie im 20. und 21. Jahr­hun­dert prak­ti­ziert wur­de, nicht nur genau­so wenig mit der objek­ti­ven Rea­li­tät zu tun hat, son­dern auch ein eben­so effek­ti­ves und mons­trö­ses Vehi­kel für die fins­ters­ten Ambi­tio­nen der herr­schen­den Klas­se ist, wie es die Ras­sen­theo­rien waren, die Kolo­nia­lis­mus und Impe­ria­lis­mus, Skla­ve­rei und Faschis­mus recht­fer­tig­ten. Er wird die inne­ren Wider­sprü­che der Viro­lo­gie, den Schwin­del ihrer eta­blier­ten Pro­to­kol­le und die ver­schie­de­nen und inein­an­der­grei­fen­den Wege auf­zei­gen, auf denen sie als zen­tra­le Legi­ti­ma­ti­ons­ideo­lo­gie für die aus­beu­te­ri­sche Klas­sen­ge­sell­schaft gedient hat.

Das hie­si­ge Vor­ha­ben begann als ein­fa­che Buch­be­spre­chung von Engel­brecht und Köhn­leins Buch Virus-Wahn mit dem Ziel, die Argu­men­te und Bewei­se, die sie vor­brin­gen, einem brei­te­ren Publi­kum, ins­be­son­de­re der Lin­ken, nahe­zu­brin­gen. Es wur­de jedoch klar, dass die Bar­rie­ren, die vie­le errich­tet haben, um sich mit die­sen Mate­ria­li­en aus­ein­an­der­zu­set­zen, in der Tat sehr groß sind. Daher wird die­ser Auf­satz (Teil 1 und 2) mit dem Ver­such der Dar­le­gung eines ein­fa­chen, logi­schen und his­to­ri­schen Argu­ments begin­nen, war­um man der Main­stream-Wis­sen­schaft skep­tisch gegen­über­ste­hen muss, ins­be­son­de­re unter den Bedin­gun­gen, unter denen sie der­zeit pro­du­ziert wird. In der Tat gebie­tet ein wirk­lich rigo­ro­ser mar­xis­ti­scher Ansatz eine extre­me Skep­sis gegen­über dem gesam­ten moder­nen medi­zi­nisch-wis­sen­schaft­li­chen Appa­rat des spät­im­pe­ria­lis­ti­schen Monopolkapitalismus.

In Teil 3 wer­den die Argu­men­te gegen die Viro­lo­gie dar­ge­legt, ins­be­son­de­re die von Engel­brecht et al. for­mu­lier­ten, aber auch die Ergeb­nis­se einer wach­sen­den Grup­pe von Skep­ti­kern, die durch die letz­ten drei Jah­re ver­eint und mobi­li­siert wur­den. Lei­der ist die Kri­tik an der Viro­lo­gie, gera­de weil die­se Denk­rich­tung so effek­tiv von der mar­xis­ti­schen Lin­ken aus­ge­grenzt wur­de, größ­ten­teils auf eine Wei­se for­mu­liert wor­den, die eben­so feh­ler­haft und undia­lek­tisch sein kann wie die Main­stream-Viro­lo­gie selbst. Sie sind oft durch cha­rak­te­ris­ti­sche klein­bür­ger­li­che Abwei­chun­gen gekenn­zeich­net, die ent­we­der zu einem extre­men Posi­ti­vis­mus oder zu einem nai­ven (häu­fig reli­gi­ös begrün­de­ten) Holis­mus oder Idea­lis­mus füh­ren. Ich hof­fe jedoch, dass gera­de durch die­sen Essay die nichts­des­to­trotz tief­grei­fen­de und ver­nich­ten­de Kri­tik an der Viro­lo­gie, die bis­her geäu­ßert wur­de, selbst auf­ge­grif­fen, kri­ti­siert und in eine wirk­lich wis­sen­schaft­li­che, his­to­risch-mate­ria­lis­ti­sche Dar­stel­lung inte­griert wird.

In Teil 4 schließ­lich wird die­ser Essay die beson­de­re Ent­wick­lung der Viro­lo­gie – und der medi­zi­ni­schen Wis­sen­schaft im All­ge­mei­nen – im Kon­text der glo­ba­len Kon­ter­re­vo­lu­ti­on unter­su­chen, die ich in »Impe­ria­lis­mus heu­te heißt Ver­schwö­rungs­pra­xis« sehr sche­ma­tisch zu skiz­zie­ren ver­sucht habe. So wie die­ser Essay kaum mehr als eine Ges­te in Rich­tung eines kor­ri­gier­ten For­schungs­pro­gramms war, wird es auch in die­sem Bei­trag kaum mög­lich sein, mehr als einen Über­blick über die reich­hal­ti­gen und umfang­rei­chen hete­ro­do­xen Gedan­ken­ge­bäu­de zur moder­nen Medi­zin und Wis­sen­schaft zu geben, die Mar­xis­ten auf eige­ne Gefahr igno­rie­ren. Sol­che Behaup­tun­gen wer­den zwei­fel­los absurd und lächer­lich erschei­nen, selbst für vie­le, die tie­fe Zwei­fel an den vor­herr­schen­den Erzäh­lun­gen über die letz­ten drei Jah­re der »Pan­de­mie« haben, in denen wir gelebt haben. Ich möch­te Sie ein­fach bit­ten, sich dar­an zu erin­nern, dass nicht nur die gro­ßen Pseu­do­wis­sen­schaf­ten der Ver­gan­gen­heit, son­dern auch jahr­tau­sen­de­al­te reli­giö­se Leh­ren genau­so unan­fecht­bar und selbst­ver­ständ­lich erschie­nen, wie uns die Viro­lo­gie heu­te erschei­nen mag. De omni­bus dubi­tan­dum! [deutsch: »An allem ist zu zwei­feln«, Anm. d. Red.]

Teil 1: Wis­sen­schaft und Klassengesellschaft

Wis­sen­schaft und Ideologie

Wis­sen­schaft ist der Glau­be an die Unwis­sen­heit der Experten.

Wenn jemand sagt: ›Die Wis­sen­schaft lehrt dies und jenes‹, dann benutzt er das Wort falsch. Die Wis­sen­schaft lehrt nichts, die Erfah­rung lehrt es. Wenn man Ihnen sagt: ›Die Wis­sen­schaft hat dies und jenes gezeigt‹, könn­ten Sie fra­gen: ›Wie hat die Wis­sen­schaft das gezeigt? Wie haben die Wis­sen­schaft­ler das her­aus­ge­fun­den? Wie? Wie? Was? Wo?‹

Es soll­te nicht hei­ßen: ›Die Wis­sen­schaft hat es gezeigt‹, son­dern: ›Die­ses Expe­ri­ment, die­se Wir­kung, hat es gezeigt.‹ Und Sie haben das glei­che Recht wie jeder ande­re, nach der Kennt­nis­nah­me der Expe­ri­men­te – aber sei­en Sie gedul­dig und hören Sie sich alle Bewei­se an – um zu beur­tei­len, ob eine ver­nünf­ti­ge Schluss­fol­ge­rung gezo­gen wor­den ist.

Richard Feyn­man4

In sei­ner Mas­sey-Vor­le­sungs­rei­he »Bio­lo­gie als Ideo­lo­gie« ver­trat Richard Lewon­tin die Auf­fas­sung, dass die Wis­sen­schaft zwei Kern­funk­tio­nen habe: die eine sei die Bereit­stel­lung von Tech­ni­ken zur Hand­ha­bung der Welt; die ande­re sei die Welt zu erklä­ren. Bei der Erklä­rung der Welt spielt die Wis­sen­schaft eine sehr wich­ti­ge, aber unter­schätz­te Rol­le als Insti­tu­ti­on der sozia­len Legitimation.

Für die herr­schen­de Klas­se, die über die Ver­tei­lung der Res­sour­cen in unse­rer Gesell­schaft ent­schei­det – wel­che For­schungs­pro­jek­te finan­ziert wer­den oder nicht, wel­che Infor­ma­tio­nen ver­öf­fent­licht oder unter­drückt wer­den, wel­che Prak­ti­ken oder The­ra­pien geför­dert oder sank­tio­niert wer­den -, müs­sen die­se bei­den Kern­funk­tio­nen stän­dig abge­wo­gen und aus­ge­gli­chen wer­den. Denn je bes­ser man die Welt ver­steht, des­to ein­fa­cher ist es, zu regie­ren. Es sei denn natür­lich, die­ses Ver­ständ­nis ist sowohl sub­ver­siv als auch schwer zu kon­trol­lie­ren. Wie Richard Levins es for­mu­lier­te, besteht das »grund­le­gen­de stra­te­gi­sche Pro­blem für die Eigen­tü­mer der Wis­sen­schaft: Sie brau­chen Inno­va­ti­on … ohne den Skep­ti­zis­mus und den Bil­der­sturm der Auf­klä­rung«, das heißt sie brau­chen eine »bür­ger­li­che Revo­lu­ti­on in der Wis­sen­schaft, aber nicht in der Kul­tur«.5

Alle Mar­xis­ten sind sich dar­über im Kla­ren, dass der Kapi­ta­lis­mus zunächst von den Kapi­ta­lis­ten und den von ihnen abhän­gi­gen Per­so­nen gründ­lich unter­sucht wur­de, um die von ihnen geschaf­fe­ne Pro­duk­ti­ons­wei­se zu ver­ste­hen. Doch je mehr sie zulie­ßen, dass ein kla­res Bild ent­stand, des­to grö­ßer war die von die­ser Ana­ly­se aus­ge­hen­de Gefahr für sie selbst. Wie David Fern­bach, Über­set­zer der eng­li­schen Aus­ga­be des Kapi­tals, fest­stell­te, »führ­te die unaus­weich­li­che Tat­sa­che des Klas­sen­kamp­fes der Indus­trie­ar­bei­ter nach 1830 dazu, dass sich die bür­ger­li­che Öko­no­mie von ihren eige­nen frü­he­ren wis­sen­schaft­li­chen Ent­de­ckun­gen zurück­zog und die Vul­gär­öko­no­mie ent­stand«.6 Das Pro­jekt von Marx im »Kapi­tal« war also, wie es der voll­stän­di­ge Titel betont, »eine Kri­tik der poli­ti­schen Öko­no­mie«. Dar­in zeig­te Marx, dass die­ses Gedan­ken­gut, das sich als Wis­sen­schaft prä­sen­tier­te und als sol­che ver­stan­den wur­de, in Wirk­lich­keit vor allem ein Mit­tel zur Ver­schleie­rung der Rea­li­tät war, um die kapi­ta­lis­ti­sche Herr­schaft zu recht­fer­ti­gen und zu ver­tei­di­gen. Vor allem ließ die poli­ti­sche Öko­no­mie den von den Arbei­tern pro­du­zier­ten und von den Kapi­ta­lis­ten ange­eig­ne­ten Reich­tum als das Pro­dukt des Kapi­ta­lis­ten selbst erschei­nen (das dank sei­nes beson­de­ren Ein­falls­reich­tums, sei­ner Ent­halt­sam­keit usw. erzeugt wur­de). Auch wenn der Begriff »poli­ti­sche Öko­no­mie« heu­te von mar­xi­sie­ren­den Aka­de­mi­kern oft auf merk­wür­di­ge Wei­se miss­braucht wird, um zu signa­li­sie­ren, dass sie einen ganz­heit­li­che­ren Ansatz für ein bestimm­tes The­ma ver­fol­gen, bezog sich der Begriff zu Marx’ Zei­ten ein­fach auf die bür­ger­li­che (Pseudo-)Wissenschaft, die heu­te Öko­no­mie oder Wirt­schafts­wis­sen­schaft genannt wird.

Um es ein­fa­cher aus­zu­drü­cken: Wis­sen­schaft­li­che Theo­rien sind für die herr­schen­de Klas­se nicht nur nütz­lich, um die Welt zu mani­pu­lie­ren, son­dern auch, um ande­re zu mani­pu­lie­ren – um sie davon zu über­zeu­gen, dass die der­zei­ti­ge Ord­nung der Din­ge gerecht­fer­tigt oder zumin­dest unver­meid­lich ist. In die­ser Hin­sicht funk­tio­niert die Wis­sen­schaft wie eine Ideo­lo­gie. Lewon­tin argu­men­tiert, dass mit der Abwer­tung des Chris­ten­tums nach der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on der bio­lo­gi­sche Deter­mi­nis­mus zur wich­tigs­ten Legi­ti­ma­ti­ons­ideo­lo­gie der kapi­ta­lis­ti­schen Klas­sen­herr­schaft wur­de. In der Tat ist es bemer­kens­wert zu beob­ach­ten, dass ers­te For­men der Darwin’schen »Dok­trin der DNA« ent­stan­den, noch bevor Dar­wins spe­zi­fi­sche Theo­rien auf­ge­stellt wur­den. Die Lite­ra­tur des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts, von Bron­tes Wut­he­ring Heights über Dickens’ Oli­ver Twist bis hin zu Zolas Rou­gon-Mac­quart-Zyklus, ist durch­drun­gen von der Vor­stel­lung, dass »das Blut es ver­rät«, und Emi­ly Bron­tes Notiz­bü­cher offen­ba­ren in der Tat einen pro­to-dar­wi­nis­ti­schen Bezugs­rah­men, der unab­hän­gig von Dar­win ent­wi­ckelt wur­de.7

Kurz gesagt kann man das his­to­ri­sche Pro­blem der Bour­geoi­sie, das durch die­se Ideo­lo­gie gelöst wur­de, wie folgt zusam­men­fas­sen: Die Bour­geoi­sie war zah­len­mä­ßig viel zu klein, um das Anci­en Regime direkt zu stür­zen. Das Macht­gleich­ge­wicht zwi­schen ihr und der tra­di­tio­nel­len feu­da­len Herr­scher­klas­se schuf Bedin­gun­gen, die es den abso­lu­tis­ti­schen Regi­men ermög­lich­ten, eine nie dage­we­se­ne Auto­no­mie zu ent­wi­ckeln. Unter die­sen Umstän­den ent­wi­ckel­te sich die Ideo­lo­gie des Libe­ra­lis­mus. Die­ses Gedan­ken­gut, das vor allem vom städ­ti­schen Klein­bür­ger­tum ent­wi­ckelt wur­de, ermög­lich­te den end­gül­ti­gen Auf­stieg der Bour­geoi­sie, indem es eine Koali­ti­on aus städ­ti­schen Fach­leu­ten, Kauf­leu­ten und brei­ten Tei­len der arbei­ten­den Mas­sen – ins­be­son­de­re Hand­wer­kern und städ­ti­schen Lohn­ar­bei­tern – schmiedete.

Als die Bour­geoi­sie jedoch die Macht ergriff, stell­te sie sehr schnell fest, dass das Schwert des Libe­ra­lis­mus, das im Kampf gegen die Aris­to­kra­tie geschmie­det wor­den war, gegen sie selbst gerich­tet wur­de. Sie brauch­ten ein Mit­tel, um das Fort­be­stehen der wirt­schaft­li­chen Hier­ar­chie zu recht­fer­ti­gen, nach­dem das aris­to­kra­ti­sche Geburts­recht abge­schafft wor­den war. Die Bio­lo­gie, ins­be­son­de­re in ihren viru­len­tes­ten ideo­lo­gi­schen For­men – Euge­nik, Sozi­al­dar­wi­nis­mus, Phre­no­lo­gie – dien­te genau die­sem Zweck. Sie ermög­lich­te es, für eine Form der natür­li­chen Ungleich­heit zu argu­men­tie­ren. Sobald die »künst­li­chen« Zwän­ge des Feu­da­lis­mus besei­tigt waren, waren die fort­be­stehen­den Ungleich­hei­ten die unver­meid­li­chen Mani­fes­ta­tio­nen einer ange­bo­re­nen und unver­än­der­li­chen Ungleich­heit, die durch das Blut bedingt war. Dies wur­de natür­lich nicht nur zur Ratio­na­li­sie­rung der Ungleich­heit inner­halb einer Gesell­schaft, son­dern auch zwi­schen ver­schie­de­nen Gesell­schaf­ten ver­wen­det und bil­de­te die Grund­la­ge für ras­sis­ti­sche Ideo­lo­gien, die Skla­ve­rei und Kolo­nia­lis­mus recht­fer­tig­ten. Die­ser Boden­satz, der das Fun­da­ment der kapi­ta­lis­ti­schen Ord­nung bil­de­te, war auch die Grund­la­ge für die radi­ka­le­ren und fins­te­ren Theo­rien, die den Faschis­mus beleb­ten und rechtfertigten.

Dass die moder­ne Bio­lo­gie auf die­se Wei­se für die herr­schen­de Klas­se nütz­lich war, bedeu­tet nicht, dass sie für die Mensch­heit im All­ge­mei­nen nutz­los war. Dass eine Bio­lo­gie­in­dus­trie Unwahr­hei­ten pro­du­zie­ren konn­te, bedeu­tet nicht, dass die­se his­to­ri­sche Indus­trie nur in der Lage war, bös­ar­ti­gen Unsinn zu pro­du­zie­ren, oder dass sie ein­fach eine Mani­fes­ta­ti­on der Macht der herr­schen­den Klas­se war. Im Gegen­teil, die von den bür­ger­li­chen Insti­tu­tio­nen betrie­be­nen Natur­wis­sen­schaf­ten waren in der Lage, erfah­re­ne Mas­sen mit Unwahr­hei­ten zu über­zeu­gen, und zwar gera­de wegen der grund­le­gen­den Legi­ti­mi­tät der Metho­den ihrer Unter­su­chun­gen und der lan­gen und sich stän­dig akku­mu­lie­ren­den Auf­zeich­nung wich­ti­ger und gül­ti­ger Erkennt­nis­se, die dadurch offen­ge­legt wur­den; die bür­ger­li­che Wis­sen­schaft hat­te als ihr Prin­zip die tat­säch­li­che, zuver­läs­si­ge und pro­fi­ta­ble Beherr­schung der kon­kre­ten Welt; die Metho­den und Mit­tel wis­sen­schaft­li­cher Unter­su­chun­gen wur­den durch den sehr rea­len Impuls, den gege­be­nen Pla­ne­ten, sei­ne Flo­ra, Fau­na, Mine­ra­li­en und alle ande­ren Sub­stan­zen, ein­schließ­lich natür­lich der Men­schen, opti­mal aus­zu­beu­ten, regu­liert und zur Genau­ig­keit sti­mu­liert. Wie alle his­to­ri­schen mensch­li­chen Bestre­bun­gen seit der Ent­ste­hung der Klas­sen war auch die Natur­wis­sen­schaft im kapi­ta­lis­ti­schen Zeit­al­ter ein Ort des Kamp­fes. Nichts­des­to­trotz müs­sen wir die Tat­sa­che aner­ken­nen, dass sie von Anfang an untrenn­bar mit den Inter­es­sen der Klas­se ver­bun­den war, deren Auf­stieg sie her­vor­brach­te, und dass sie von die­sen Inter­es­sen stark beein­flusst wurde.

Der gewal­ti­ge, wenn auch nur par­ti­el­le Sieg der glo­ba­len Arbei­ter­klas­se über den Nazis­mus im Zwei­ten Welt­krieg brach­te die lau­te­ren Ver­fech­ter der Pseu­do­wis­sen­schaft der herr­schen­den Klas­se auf dem Gebiet der Human­bio­lo­gie vor­über­ge­hend zum Schwei­gen. Da aber die Wur­zel – die kapi­ta­lis­ti­sche Ungleich­heit – nicht aus­ge­rot­tet wur­de, war ihr Wie­der­auf­kei­men unver­meid­lich. Wie Mol­ly Klein beob­ach­tet hat, haben die Vor­rei­ter­insti­tu­tio­nen der herr­schen­den Klas­se wie die Har­vard- und die Rocke­fel­ler-Stif­tung in der Nach­kriegs­zeit des 20. Jahr­hun­derts wei­ter­hin jeden mit Geld über­schüt­tet, der behaup­te­te, Bewei­se für eine wei­ße oder schwar­ze bio­lo­gi­sche Ras­se in der Mensch­heit ent­deckt zu haben, und es gab immer Mit­tel für die stets ver­geb­li­che Suche nach Bewei­sen für die bio­lo­gi­sche Ver­erb­bar­keit von Faul­heit, Gewalt und Tugend. Doch für eine gewis­se Zeit wur­de ein funk­tio­na­ler Stan­dard maxi­ma­ler Objek­ti­vi­tät und ein demo­kra­ti­scher poli­ti­scher Kon­sens über die Ethik und den Nut­zen wis­sen­schaft­li­cher Pra­xis in der Natur­wis­sen­schaft auf­recht­erhal­ten. Unter­stützt von den radi­ka­len sozia­len Bewe­gun­gen der 60er und 70er Jah­re führ­ten Leu­te wie Richard Lewon­tin und Ste­phen Jay Gould einen bewun­derns­wer­ten Kampf gegen die wider­spens­ti­ge pseu­do­wis­sen­schaft­li­che Reak­ti­on in Form von bio­lo­gi­schem Deter­mi­nis­mus, Sozio­bio­lo­gie, Evo­lu­tio­nä­re Psy­cho­lo­gie usw.

Seit der glo­ba­len Kon­ter­re­vo­lu­ti­on, die mit der Nie­der­la­ge der Gro­ßen Pro­le­ta­ri­schen Kul­tur­re­vo­lu­ti­on ein­setz­te, ist die­se Art von faschis­ti­scher Pseu­do­wis­sen­schaft vor­herr­schend gewor­den, zumin­dest im öffent­li­chen Bereich. Spä­tes­tens mit der extre­men Kon­zen­tra­ti­on und Kon­so­li­die­rung der herr­schen­den Klas­se seit der neo­li­be­ra­len Ära haben wir allen Grund zu der Annah­me, dass die Kluft, die schon immer zwi­schen öffent­li­cher und gehei­mer Wis­sen­schaft bestand, ein noch nie dage­we­se­nes Aus­maß erreicht hat. Wie Klein argu­men­tiert hat, leben wir unter Bedin­gun­gen, in denen wahr­schein­lich viel sehr gute Wis­sen­schaft ver­deckt oder halb­ver­deckt für die herr­schen­de Klas­se betrie­ben wird, gepaart mit zuneh­mend aber­gläu­bi­schen, pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen Geschich­ten und Begrün­dun­gen für ihre Ver­schleie­rung, die in Form von kom­mer­zi­el­ler Wis­sen­schaft und Tech­no­lo­gie ver­brei­tet wer­den.8 Nichts könn­te letz­te­res bes­ser illus­trie­ren als der abso­lu­te Auf­stieg der Virologie.

Viro­lo­ge als Ideologie

Auf einer tie­fen phi­lo­so­phi­schen Ebe­ne steht die Viro­lo­gie im Ein­klang mit den grund­le­gen­den Impul­sen der bür­ger­li­chen Ideo­lo­gie und ent­springt die­sen. Sie för­dert die ato­mis­ti­sche Sicht­wei­se, die nach sin­gu­lä­ren mecha­nis­ti­schen Ursa­chen sucht und die Bedeu­tung von Umwelt- oder syn­er­ge­ti­schen Pro­zes­sen aus­blen­det. Sie hält an der Fixie­rung auf das gene­ti­sche Mate­ri­al als zen­tra­lem Agens fest. In gewis­ser Wei­se ist sie eine extre­me Ver­ding­li­chung der bür­ger­li­chen Vor­stel­lung von der DNA (oder, abge­lei­tet, der RNA), die uns – in Daw­kins‹ Wor­ten – antreibt, als wären wir »gigan­ti­sche, schwer­fäl­li­ge Robo­ter«, die »per Fern­steue­rung« mani­pu­liert wer­den. Wie Lewon­tin beob­ach­tet hat:

Gewöhn­lich heißt es, dass Gene Pro­te­ine her­stel­len und dass sie sich selbst repro­du­zie­ren. Aber in Wirk­lich­keit kön­nen Gene nichts her­stel­len. Ein Pro­te­in wird durch ein kom­ple­xes che­mi­sches Pro­duk­ti­ons­sys­tem her­ge­stellt, an dem ande­re Pro­te­ine betei­ligt sind, die die beson­de­re Nukleo­tid­se­quenz in einem Gen nut­zen, um die genaue For­mel für das her­zu­stel­len­de Pro­te­in zu bestim­men. Manch­mal wird das Gen auch als Blau­pau­se für ein Pro­te­in oder als Infor­ma­ti­ons­quel­le für die Ent­wick­lung eines Pro­te­ins bezeich­net. Als sol­ches wird es als wich­ti­ger ange­se­hen als die rei­ne Her­stel­lungs­ma­schi­ne. Aber natür­lich kön­nen Pro­te­ine nicht ohne das Gen und den Rest der Maschi­ne­rie her­ge­stellt wer­den. Kei­nes von bei­den ist wich­ti­ger. Die Iso­lie­rung des Gens als so genann­tes Haupt­mo­le­kül ist eine wei­te­re unbe­wuss­te ideo­lo­gi­sche Ver­pflich­tung, die den Ver­stand über die Mus­keln, die geis­ti­ge Arbeit über die rein kör­per­li­che Arbeit und die Infor­ma­ti­on über die Hand­lung stellt. Gene sind auch nicht selbst­re­pli­zie­rend. Sie kön­nen nicht mehr von sich selbst her­stel­len, genau­so wenig wie sie ein Pro­te­in her­stel­len kön­nen. Gene wer­den von einer kom­ple­xen Maschi­ne­rie von Pro­te­inen her­ge­stellt, die die Gene als Modell für wei­te­re Gene ver­wen­det. Indem man die Gene als selbst­re­pli­zie­rend bezeich­net, wer­den sie mit einer geheim­nis­vol­len auto­no­men Kraft aus­ge­stat­tet, die sie über die gewöhn­li­chen Mate­ria­li­en des Kör­pers zu stel­len scheint. Doch wenn man von irgend­et­was auf der Welt sagen kann, dass es sich selbst repro­du­ziert, dann ist es nicht das Gen, son­dern der gesam­te Orga­nis­mus als kom­ple­xes Sys­tem.9

Die Viro­lo­gie ist in gewis­ser Wei­se eine noch fana­ti­sche­re Abwand­lung jener ideo­lo­gi­schen Nei­gung, Gene zu rei­nen Akteu­ren empor­he­ben zu wollen.

Selbst­re­dend wer­den sie auch nicht als kol­lek­ti­ve oder sozia­le Akteu­re betrach­tet. Im Gegen­teil, die Viro­lo­gie passt noch bes­ser in das hob­be­sia­nisch-dar­wi­nis­ti­sche Bild der Natur als feind­lich und rein wett­be­werbs­ori­en­tiert. Sie evo­ziert eine Welt der Angrei­fer, Ein­dring­lin­ge und feind­li­chen (zel­lu­lä­ren) Über­nah­men. Sie ist in der Tat ein gebro­che­nes Bild der Geschich­te des Kapi­tals selbst: Im Lau­fe des letz­ten hal­ben Jahr­tau­sends hat sich das Kapi­tal nach und nach in die Selbst­re­pro­duk­ti­ons­pro­zes­se ver­schie­de­ner gesell­schaft­li­cher Kör­per ein­ge­schli­chen und sie sei­nem ein­zi­gen Ziel unter­ge­ord­net: der Repro­duk­ti­on und Ver­meh­rung sei­ner selbst. Der Acker, der einst für den Unter­halt der Bau­ern, ihres Herrn und sei­ner Gefolgs­leu­te bestellt wur­de, wird heu­te nur noch mit dem einen Ziel bestellt: maxi­ma­le Erträ­ge aus dem Tausch­ge­schäft auf dem Markt zu erzie­len, um mehr Kapi­tal zu erhal­ten, das wie­der­um in immer grö­ße­rem Umfang reinves­tiert wer­den kann. Genau­so, so sagt man uns, bemäch­tig­ten sich die Viren der (Re-)Produktionsmittel des Kör­pers auf zel­lu­lä­rer Ebe­ne, um sie für ihren uner­sätt­li­chen Fort­pflan­zungs­trieb zu kapern. So trägt die Wis­sen­schaft, wie in so vie­len ande­ren Berei­chen, den Abdruck der Pro­duk­ti­ons­wei­se, unter der sie pro­du­ziert wird.

Die Viro­lo­gie folgt in ihrem Kern einer Art kru­dem Syl­lo­gis­mus, der bei­na­he eine Par­odie des ato­mis­ti­schen Welt­bil­des ist. Lan­ge Zeit war bekannt, dass sich Para­si­ten von Wirt zu Wirt aus­brei­ten und Krank­hei­ten ver­ur­sa­chen kön­nen. Im Zuge des tech­ni­schen Fort­schritts wur­den Bak­te­ri­en ent­deckt, die sich wie Para­si­ten aus­brei­ten und Krank­hei­ten ver­ur­sa­chen konn­ten, aber viel klei­ner waren. Die­ses Krank­heits­mo­dell war sehr attrak­tiv und wur­de bald zum Stan­dard, um mög­lichst vie­le Krank­hei­ten zu ver­ste­hen. Die Grün­de dafür wer­den wei­ter unten erläu­tert. In den Fäl­len, in denen eine Krank­heit als über­trag­bar ange­se­hen wer­den kann, für die aber kein Para­sit oder Bak­te­ri­um gefun­den wer­den konn­te, muss­te es also auch einen Erre­ger geben, der nur noch klei­ner war. Es ist erwäh­nens­wert, dass die Viro­lo­gie im Wesent­li­chen auf sol­chen Annah­men beruh­te und sich fest eta­blier­te, bevor Tech­no­lo­gien wie die Elek­tro­nen­mi­kro­sko­pie ent­wi­ckelt wur­den, die es uns tat­säch­lich ermög­lich­ten, ver­meint­li­che Viren zu »sehen« oder ihre Exis­tenz zu bestätigen.

Beson­ders bedeut­sam in unse­rer heu­ti­gen Zeit ist, dass die Viro­lo­gie eines der mäch­tigs­ten Mit­tel der herr­schen­den Klas­se dar­stellt, um sie von der Erbärm­lich­keit der Umstän­de zu ent­schul­di­gen und ent­las­ten, die sie der Mas­se der Bevöl­ke­rung auf­zwingt. Die wah­ren Ursa­chen für die über­wie­gen­de Mehr­heit der ver­meint­li­chen Virus­er­kran­kun­gen sind schlicht die künst­li­chen Fol­gen der Klas­sen­ge­sell­schaft: von Man­gel­er­näh­rung bis zu Ver­gif­tun­gen. Dies wird impli­zit sogar von vie­len Main­stream-Viro­lo­gen aner­kannt, die glau­ben, dass sol­che Bedin­gun­gen die Anfäl­lig­keit für Infek­tio­nen erhöhen.

Letz­te­res ist viel­leicht am wenigs­ten gut ver­stan­den. Die Viro­lo­gie hat als all­ge­mei­nes Mit­tel funk­tio­niert, um die Schuld für Krank­hei­ten von denen, die uns über­bei­ten, hun­gern las­sen und ver­gif­ten, weg und hin auf eine (bis zu die­sem Jahr all­ge­mein als) unkon­trol­lier­ba­re Natur­ge­walt zu schie­ben. Aber es wur­de mit Sicher­heit auch sehr viel geziel­ter und bewuss­ter ein­ge­setzt. Wie Cathe­ri­ne Aus­tin Fitts es tref­fend for­mu­liert hat:

Ein Toxin ver­ur­sacht eine Krank­heit. Bei dem Gift kann es sich um Pes­ti­zi­de, Umwelt­ver­schmut­zung durch die Indus­trie oder Strah­lung durch draht­lo­se Tech­no­lo­gien han­deln. Das Gift schä­digt Mil­lio­nen von Men­schen und ihre Gemein­schaf­ten. Unter­neh­men oder ihre Ver­si­che­run­gen kön­nen für zivil- oder straf­recht­li­che Ver­stö­ße haft­bar gemacht wer­den. Dann wird ein Virus ver­ant­wort­lich gemacht. Ein »Heil­mit­tel« wird in einem »Impf­stoff« gefun­den. Die Belas­tung mit Pes­ti­zi­den oder ande­ren Gif­ten wird genau dann ein­ge­stellt, wenn der Impf­stoff ein­ge­führt wird. Im Hand­um­dre­hen ist die Krank­heit ver­schwun­den. Der Impf­stoff wird zum Erfolg, der Erfin­der zum Hel­den erklärt. Eine poten­zi­el­le finan­zi­el­le Kata­stro­phe wur­de in einen Gewinn umge­münzt, auch für Inves­to­ren und Pen­si­ons­fonds.10

Wie wei­ter unten gezeigt wird, wur­de die­se Art von Sche­ma, auch wenn es mög­li­cher­wei­se in man­cher Hin­sicht zu sehr ver­ein­facht, mit ziem­li­cher Sicher­heit – bewusst, absicht­lich wie kon­spi­ra­tiv – bei Polio ein­ge­setzt, um eine weit ver­brei­te­te DDT-Ver­gif­tung zu ver­tu­schen.11

Jetzt am bedeu­tends­ten ist jedoch, dass die Viro­lo­gie als Recht­fer­ti­gung für umfas­sen­de sozia­le Kon­trol­le und Über­wa­chung fun­giert. Dies ist in letz­ter Zeit wohl am stärks­ten durch eine Art Umkeh­rung der tra­di­tio­nel­len viro­lo­gi­schen Ideo­lo­gie vor­an­ge­trie­ben wor­den. Den Höhe­punkt die­ser Ent­wick­lung bil­det das der­zei­ti­ge glo­ba­le Regime. Wie oben aus­ge­führt, bestand ein zen­tra­ler ideo­lo­gi­scher Nut­zen der Viro­lo­gie tra­di­tio­nell dar­in, die Ver­ant­wor­tung für Krank­heit und Tod von den krank­ma­chen­den und uns von der herr­schen­den Klas­se auf­er­leg­ten sozia­len Bedin­gun­gen auf eine anony­me und unkon­trol­lier­ba­re Natur­ge­walt zu ver­la­gern. Dazu zäh­len Über­ar­bei­tung, Umwelt­ver­gif­tung, Dro­gen­sucht, raf­fi­nier­ter Zucker oder ande­re ver­gif­te­te Waren, Stress und Angst, Unter­ernäh­rung, Iso­la­ti­on, Depres­si­on, Wut und Trau­er, kurz gesagt, der Kapitalismus.

Das Coro­na-Pro­gramm hat die­se For­mel auf­ge­grif­fen und in eine noch ver­derb­li­che­re Recht­fer­ti­gung für ein noch dreis­te­res Pro­gramm umge­wan­delt: Die herr­schen­de Klas­se hat sich selbst die Ver­ant­wor­tung für die Kon­trol­le die­ser Kraft ange­maßt und sich damit das Recht ange­eig­net, ihr legi­ti­mes Betä­ti­gungs­feld bis in die tiefs­ten Tie­fen unse­rer Zel­len aus­zu­wei­ten. Auf die glei­che Wei­se nutzt die herr­schen­de Klas­se der­zeit die von ihr selbst betrie­be­ne lang­fris­ti­ge Degra­die­rung der Natur. Mit dem »Green New Deal« und den damit ver­bun­de­nen Pro­gram­men will die herr­schen­de Klas­se ihre eige­ne kri­mi­nel­le Ver­gan­gen­heit berei­ni­gen, indem sie die nega­ti­ven exter­nen Effek­te inter­na­li­siert. Ele­men­te der natür­li­chen Welt, die bis­her nicht als Eigen­tum von irgend­je­man­dem aner­kannt wur­den (oder, was auf das Glei­che hin­aus­läuft, als Eigen­tum von allen aner­kannt wur­den), wer­den bald als Ver­mö­gens­wer­te aner­kannt (natür­lich geschützt durch wohl­wol­len­de Regie­run­gen oder Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, die sie nur zu unse­rem Nut­zen schüt­zen wol­len). Die­ser durch­sich­ti­ge Schwin­del, jeden noch nicht kon­trol­lier­ten Zen­ti­me­ter der Erde unter dem Deck­man­tel der Auf­ar­bei­tung der eige­nen Ver­gan­gen­heit zu pri­va­ti­sie­ren, ist ein cha­rak­te­ris­ti­sches Manö­ver der gegen­wär­tig herr­schen­den Klas­se, deren Vor­hut sich aus dem Geflecht von Hoch­fi­nanz und Geheim­dienst­ope­ra­tio­nen for­miert.12

Die poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Ein­zel­hei­ten der gegen­wär­tig statt­fin­den­den glo­ba­len Trans­for­ma­ti­on wür­den jedoch den Rah­men die­ser Unter­su­chung spren­gen. Es reicht an die­ser Stel­le – unab­hän­gig von ihrer Evi­denz­ba­sis – der Hin­weis auf die tief­grei­fen­de Anzie­hungs­kraft, die die Ideo­lo­gie der Viro­lo­gie auf meh­re­ren Ebe­nen für die herr­schen­de Klas­se besitzt. Man könn­te mei­nen, dass es für die herr­schen­de Klas­se sehr vor­teil­haft gewe­sen wäre, Viren zu erfin­den, wenn es sie nicht gege­ben hät­te. In der Tat haben sie in der vir­tu­el­len, com­pu­te­ri­sier­ten Welt, in die sie uns trei­ben, genau das getan.

Zu groß, um falsch zu sein?

Man mag zuge­ben, dass bestimm­te Ele­men­te der Viro­lo­gie im Inter­es­se der herr­schen­den Klas­se ent­we­der her­vor­ge­ho­ben oder unter­drückt wer­den oder dass sie durch bestimm­te begriff­li­che Scheu­klap­pen ein­ge­schränkt wird. Aber dass ein gan­zes, rie­si­ges und lan­ge ent­wi­ckel­tes Wis­sen­schafts­ge­biet in sei­nen grund­le­gen­den Prä­mis­sen irren könn­te: das scheint unvor­stell­bar. Doch die Geschich­te ist dies­be­züg­lich lehrreich.

Nur sehr weni­ge glau­ben an die Gebo­te von mehr als einer Haupt­re­li­gi­on, was bedeu­tet, dass fast jeder aner­kennt, dass die meis­ten, wenn nicht alle, Reli­gio­nen in ihren Grund­la­gen grund­le­gend falsch sind. Den­noch haben sich die Men­schen jahr­hun­der­te­lang unter deren immensen Illu­si­ons­kom­ple­xen geplagt. Sie sind ihren Leh­ren gefolgt. Sie haben Biblio­the­ken gefüllt, in denen die Stamm­bäu­me der Gott­hei­ten, die theo­lo­gi­schen Nuan­cen der Bezie­hun­gen zwi­schen den Geis­tern und die kleins­ten Aspek­te über­na­tür­li­cher Phä­no­me­ne beschrie­ben wur­den. Sie haben sich in ihren Über­zeu­gun­gen zutiefst bestä­tigt gefühlt: Sie wur­den von Ihrem Gott oder ihren Göt­tern ange­spro­chen oder haben gese­hen, wie er oder sie in ihrem Leben und dem Leben ande­rer gewirkt hat; sie haben sich über Wun­der gefreut oder sich selbst wegen ver­dien­ter Stra­fen gezüchtigt.

Es kann ein­fach nicht sein, dass die Hart­nä­ckig­keit, das Aus­maß oder die Kom­ple­xi­tät eines Glau­bens­sys­tems beweist, dass es nicht grund­le­gend falsch sein kann. Und auch nicht unbe­dingt die stark emp­fun­de­ne Über­zeu­gung, dass man sei­ne Funk­ti­ons­wei­se wahr­ge­nom­men hat. Sie mögen sich eine Erkäl­tung »ein­ge­fan­gen« haben, Sie glau­ben genau zu wis­sen, von wem Sie sich ange­steckt haben, usw. Sie unter­schei­den sich in die­ser Hin­sicht nicht von den vie­len, die sich sicher waren, Skor­but »ein­ge­fan­gen« zu haben, als man noch glaub­te, er sei anste­ckend oder von dem Bau­ern, der wuss­te, dass er ver­flucht wor­den war.

Natür­lich kann man hier ent­geg­nen, dass die Ver­qui­ckung von Wis­sen­schaft und Reli­gi­on ein bil­li­ger und spitz­fin­di­ger Zynis­mus ist. Die Wis­sen­schaft ver­fügt über eine stren­ge Metho­dik, die sie von der Reli­gi­on unter­schei­det. Doch wie Lewon­tin bemerkte:

Wis­sen­schaft besteht nicht ein­fach aus einer Samm­lung wah­rer Fak­ten über die Welt, son­dern ist eine Samm­lung von Behaup­tun­gen und Theo­rien von Men­schen, die sich Wis­sen­schaft­ler nen­nen. Sie besteht zu einem gro­ßen Teil aus dem, was Wis­sen­schaft­ler über die Welt sagen, was auch immer der wah­re Zustand der Welt sein mag. Die Wis­sen­schaft ist nicht nur eine Insti­tu­ti­on, die sich mit der Mani­pu­la­ti­on der phy­si­schen Welt beschäf­tigt. Sie hat auch die Auf­ga­be, das Bewusst­sein der Men­schen über die poli­ti­sche und sozia­le Welt zu formen.

Wir lau­fen Gefahr, in die Seman­tik abzu­glei­ten, wenn wir ver­su­chen, die Wis­sen­schaft von dem zu unter­schei­den, was sich selbst Wis­sen­schaft nennt. Es soll­te jedoch unum­strit­ten sein, dar­auf zu bestehen, dass Letz­te­res nicht immer Ers­te­res ist. Eine Kern­aus­sa­ge die­ses Auf­sat­zes ist, dass das moder­ne Gebiet der Viro­lo­gie in wich­ti­gen Punk­ten auf Prin­zi­pi­en und Prak­ti­ken beruht, die nicht mit der wis­sen­schaft­li­chen Metho­de, wie sie all­ge­mein ver­stan­den wird, ver­ein­bar sind. Und dass die Selbst­kon­troll­me­cha­nis­men, die angeb­lich die Inte­gri­tät der Wis­sen­schaft auf­recht­erhal­ten – vor allem das Peer-Review-Sys­tem – sich als unfä­hig erwie­sen haben, hier Abhil­fe zu schaf­fen. Wir wer­den in Teil 2 die­ses Essays sogar die Behaup­tung auf­stel­len, dass es in einer Klas­sen­ge­sell­schaft mit einer so radi­ka­len Ungleich­ver­tei­lung des Reich­tums wie der uns­ri­gen unmög­lich ist, dass ein Peer-Review-Sys­tem ange­mes­sen funk­tio­nie­ren kann.

Es geht hier nicht ein­fach um einen abtrün­ni­gen Wis­sen­schafts­zweig, der unab­hän­gig von der legi­ti­men Insti­tu­ti­on fälsch­li­cher­wei­se den Namen Wis­sen­schaft für sich bean­sprucht. Es ist viel­mehr all­ge­mein bekannt, dass es in der Geschich­te zahl­rei­che Bei­spie­le für Pseu­do­wis­sen­schaf­ten gibt, die weit­hin als Wis­sen­schaft aner­kannt waren – auch von prak­tisch allen ande­ren »ech­ten« wis­sen­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen. Har­riet Washing­ton hat dies dokumentiert:

Die lieb gewon­ne­nen Grund­sät­ze des wis­sen­schaft­li­chen Ras­sis­mus klin­gen heu­te unver­hoh­len ras­sis­tisch, absurd oder bei­des, aber im 18. und 19. Jahr­hun­dert war wis­sen­schaft­li­cher Ras­sis­mus ein­fach Wis­sen­schaft, und sie wur­de von den bes­ten Köp­fen an den ange­se­hens­ten Insti­tu­tio­nen der Nati­on ver­kün­det. Ande­re, logi­sche­re medi­zi­ni­sche Theo­rien beton­ten die Gleich­heit der Afri­ka­ner und scho­ben die schlech­te Gesund­heit der Schwar­zen auf ihre Pei­ni­ger, aber die­se hat­ten nie die Anzie­hungs­kraft der medi­zi­ni­schen Phi­lo­so­phie, die die Skla­ven­händ­ler recht­fer­tig­te und damit auch die pro­fi­ta­ble Lebens­wei­se unse­rer Nati­on.13

Die meis­ten erken­nen bereit­wil­lig an, dass fast die gesam­te Ras­sen­leh­re (ein­schließ­lich eines Groß­teils des­sen, was bis heu­te unter Bezeich­nun­gen wie Sozio­bio­lo­gie oder Evo­lu­ti­ons­psy­cho­lo­gie wei­ter­ge­führt wird) fast aus­schließ­lich aus sehr baro­cken und kom­pli­zier­ten, aber letzt­lich absur­den und halt­lo­sen Fik­tio­nen besteht. Der wis­sen­schaft­lich-tech­ni­sche Nut­zen eines genau­en Ver­ständ­nis­ses der mensch­li­chen Viel­falt für die herr­schen­de Klas­se wur­de durch den ideo­lo­gi­schen Nut­zen der Ras­sen­my­tho­lo­gie bei wei­tem auf­ge­wo­gen. Und genau so war die »Wis­sen­schaft«, die sie riefen.

Es ist wich­tig, dar­auf zu bestehen, dass dies so war, auch wenn es not­wen­di­ger­wei­se die Hal­tung der Skla­ven als opti­ma­le Arbeits­kräf­te behin­dert hat. Die­je­ni­gen, die dar­auf behar­ren, dass die herr­schen­de Klas­se uns nicht absicht­lich ver­stüm­meln wür­de, weil dies unse­re Arbeits­fä­hig­keit unter­gra­ben wür­de, täten gut dar­an, sich in Erin­ne­rung zu rufen, dass das­sel­be Argu­ment zur Ver­tei­di­gung der Skla­ve­rei vor­ge­bracht wur­de, die angeb­lich für die Eigen­tü­mer einen Anreiz bot, sich sorg­fäl­ti­ger um ihr Eigen­tum zu küm­mern als ein Chef um einen aus­tausch­ba­ren Arbeit­neh­mer. In der Tat ist bekannt, dass die nicht all­zu weit zurück­lie­gen­de Geschich­te der angeb­lich wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten medi­zi­ni­schen Pra­xis von Prak­ti­ken durch­setzt ist, die heu­te nicht nur als absurd und inef­fek­tiv, son­dern auch als gro­tesk und gefähr­lich erkannt wer­den. Der Bereich der »Neger­me­di­zin«, der im 19. Jahr­hun­dert im ame­ri­ka­ni­schen Süden prak­ti­ziert wur­de, basier­te bei­spiels­wei­se, wie Washin­ton anmerkt, auf einem »unge­prüf­ten Mytho­lo­gie­kern über die bio­lo­gi­sche Natur der Schwar­zen«. Dazu gehör­ten »die end­lo­sen und größ­ten­teils fik­ti­ven Kata­lo­ge von »ras­si­schen« Merk­ma­len der Natur­wis­sen­schaft­ler«.14 Eini­ge Bei­spie­le aus die­sem Bereich sind in der heu­ti­gen Zeit beson­ders aufschlussreich.

Neh­men wir den Fall von Samu­el A. Cart­wright, M.D., einem der größ­ten Pio­nie­re auf die­sem Gebiet. Er wur­de 1848 von der Medi­cal Asso­cia­ti­on of Loui­sia­na zum Vor­sit­zen­den eines Aus­schus­ses ernannt, der die Gesund­heit und Phy­sio­lo­gie der Schwar­zen unter­such­te. Wie Washing­ton fest­stellt, »ergänz­te er sei­ne wis­sen­schaft­li­che Arbeit durch einen stän­di­gen Ansturm von medi­zi­nisch begrün­de­ten Pro-Skla­ve­rei-Brie­fen an Zei­tun­gen und popu­lä­re Zeitschriften«[17] Der Wand­tep­pich »ima­gi­nä­rer ’schwar­zer‹ Krank­hei­ten, deren Haupt­sym­pto­me ein Man­gel an Enthu­si­as­mus für die Skla­ve­rei zu sein schie­nen«, war eben­so reich­hal­tig und kom­pli­ziert gewebt wie der, der uns heu­te unter dem Ban­ner der Viro­lo­gie begeg­net. Dazu zähl­ten die »Dra­pe­to­ma­nie«, die krank­haf­te Nei­gung, der Skla­ve­rei zu ent­flie­hen, die »Hebetu­de«, die »eigen­tüm­li­che Faul­heit oder Träg­heit, die Skla­ven dazu ver­an­lass­te, das Eigen­tum ihrer Besit­zer zu miss­han­deln und zu miss­brau­chen« sowie die »Dythe­sia Aethio­pi­ca«. Letz­te­re führ­te zu dem irra­tio­na­len Wunsch, das Eigen­tum des Besit­zers zu zer­stö­ren, und unter­schei­det sich nach Cart­wrights Wor­ten »von jeder ande­ren Art von Geis­tes­krank­heit, da sie mit phy­si­schen Zei­chen oder Läsio­nen des Kör­pers ein­her­geht, die für den medi­zi­ni­schen Beob­ach­ter erkenn­bar sind«[18] Erstaun­li­cher­wei­se wur­den bei wider­spens­ti­gen Skla­ven mys­te­riö­se Strie­men auf dem Rücken ent­deckt! Zum Glück erkann­te Cart­wright die rich­ti­ge The­ra­pie – eine gute Tracht Peit­schen­hie­be und har­te Arbeit:

Das Lei­den ist leicht heil­bar, wenn es nach gesun­den phy­sio­lo­gi­schen Prin­zi­pi­en behan­delt wird. Die Haut ist tro­cken, dick und fühlt sich rau an und die Leber ist inak­tiv. Leber, Haut und Nie­ren soll­ten zur Akti­vi­tät ange­regt und dazu gebracht wer­den, bei der Ent­kar­bo­ni­sie­rung des Blu­tes mit­zu­wir­ken. Das bes­te Mit­tel zur Sti­mu­lie­rung der Haut ist, den Pati­en­ten zunächst mit war­mem Was­ser und Sei­fe gut zu waschen, ihn dann über­all mit Öl ein­zu­sal­ben und das Öl mit einem brei­ten Leder­rie­men ein­zu­klop­fen; dann den Pati­en­ten zu einer har­ten Arbeit an der fri­schen Luft und im Son­nen­schein zu zwin­gen, die sei­ne Lun­gen aus­dehnt, wie Holz­ha­cken, Schie­nen spal­ten oder Sägen mit der Kapp- oder Peit­schen­sä­ge. Jede Art von Arbeit ist geeig­net, die bei ihrer Aus­füh­rung eine vol­le und freie Atmung bewirkt.15

Die Pica bei Skla­ven, die mit ziem­li­cher Sicher­heit durch extre­me Unter­ernäh­rung ver­ur­sacht wur­de, wur­de als Cach­ex­ia Afri­ca­na patho­lo­gi­siert.16 Um die Über­ar­bei­tung unter unsi­che­ren Bedin­gun­gen zu recht­fer­ti­gen, wur­den Schwar­ze auch als immun oder unemp­find­lich gegen Krank­hei­ten erklärt, die nur für Wei­ße wirk­lich gefähr­lich waren – wie Hitz­schlag, Son­nen­stich oder Mala­ria -, obwohl es zahl­rei­che Bewei­se dafür gab, dass schwar­ze Skla­ven natür­lich an all die­sen Krank­hei­ten lit­ten. Die empi­ri­sche Rea­li­tät konn­te die­se ideo­lo­gisch wich­ti­gen Dok­tri­nen nicht unter­gra­ben.17 Die­ses grau­sa­me und absur­de Gebiet der schäd­li­chen Pseu­do­wis­sen­schaft war den­noch kom­pe­tent genug, um die Gesund­heits­be­schei­ni­gun­gen zu erstel­len, die ein ent­schei­den­des Ele­ment der Skla­ven­wirt­schaft waren.

Es lohnt sich dies noch ein­mal zu beto­nen: Die Rol­le der Süd­staa­ten­ärz­te für das Funk­tio­nie­ren des Skla­ven­mark­tes war äußerst wich­tig. Gesund­heits­be­schei­ni­gun­gen, die ein­ge­holt wur­den, um zu über­prü­fen, ob ein Skla­ve von kau­fens­wer­ter Qua­li­tät war, kos­te­ten oft genau­so viel wie Behand­lun­gen. In dem Maße, in dem die Dok­tri­nen der »Neger­me­di­zin« die Genau­ig­keit die­ser Dia­gno­sen unter­gru­ben, unter­gru­ben sie ernst­haft die Fähig­keit der Skla­ven­hal­ter­klas­se, aus den Skla­ven Wert zu schöp­fen. Die­se star­ken wirt­schaft­li­chen Anrei­ze zur Genau­ig­keit reich­ten jedoch nicht aus, um die gegen­läu­fi­gen Anrei­ze zur Ver­schleie­rung auf­zu­wie­gen, so dass die absur­den Leh­ren in die­sem Bereich nicht unter­gra­ben wur­den, wie der heu­te in wei­ten Tei­len der Lin­ken vor­herr­schen­de ober­fläch­li­che Mate­ria­lis­mus nahe­le­gen wür­de. Eine so absur­de Dia­gno­se wie Cart­wrights Dys­aethe­sia Aethio­pi­ca, die die Ursa­che für die Strie­men auf dem Rücken der Skla­ven nicht in den Schlä­gen, son­dern in einem Man­gel dar­an sah, war für den Skla­ven­hal­ter, der die Schlä­ge ver­ab­reich­te, letzt­lich vor­teil­haf­ter als eine Auf­fas­sung, die den Skla­ven­hal­ter ver­ant­wort­lich und schul­dig mach­te, moch­te sie noch so offen­sicht­lich falsch sein.

Die herr­schen­de Klas­se möch­te zwar nicht, dass wir gesund sind, aber gesund genug, um unter bestimm­ten pro­fi­ta­blen Bedin­gun­gen für sie zu arbei­ten. Doch nicht so gesund, dass wir sie über­wäl­ti­gen kön­nen. Sie wol­len nicht, dass wir gut aus­ge­bil­det sind, son­dern gut genug, um die Auf­ga­ben zu erle­di­gen, die sie uns dik­tie­ren. Aber nicht aus­rei­chend gebil­det, um ihre Lügen zu durch­schau­en. Eine befrei­te pro­le­ta­ri­sche Wis­sen­schaft wür­de zu Ers­te­rem bei­tra­gen. Die Wis­sen­schaft der herr­schen­den Klas­se zielt auf Letz­te­res ab. Es ist der größ­te Feh­ler, sie zu ver­wech­seln. Wie Tony Benn ein­mal bemerk­te: »Ein gebil­de­tes, gesun­des und selbst­be­wuss­tes Volk ist schwe­rer zu regie­ren.»18

Unter wel­chen Bedin­gun­gen ist Wis­sen­schaft möglich?

Miss­trau­en und Ver­ach­tung gegen­über der phar­ma­zeu­ti­schen Indus­trie und damit zumin­dest gegen­über eini­gen Aspek­ten der moder­nen Medi­zin sind in der brei­ten Bevöl­ke­rung und vor allem in den am stärks­ten aus­ge­beu­te­ten Tei­len der Arbei­ter­klas­se auf der gan­zen Welt weit ver­brei­tet. Die­se Tat­sa­che wird sogar in der bür­ger­li­chen Pres­se häu­fig aner­kannt, wenn auch fast aus­schließ­lich in einer zutiefst pater­na­lis­ti­schen und abschät­zi­gen Wei­se. So wird bei­spiels­wei­se die Impf­stoff­skep­sis der afro­ame­ri­ka­ni­schen Gemein­schaft in den USA rou­ti­ne­mä­ßig als ver­nünf­ti­ges, aber über­hol­tes und unglück­li­ches Erbe frü­he­rer Unta­ten abge­tan. Die gott­ver­las­se­nen Mas­sen müs­sen in ihrem eige­nen Inter­es­se erzo­gen wer­den. Es ist schließ­lich nicht sehr über­ra­schend, dass Men­schen, deren sozia­les Milieu sich stark mit den Mit­ar­bei­tern von Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, öffent­li­chen Gesund­heits­äm­tern und ande­ren von sol­chen Kam­pa­gnen pro­fi­tie­ren­den Ein­rich­tun­gen über­schnei­det, die­se sehr bereit­wil­lig unterstützen.

Die unmit­tel­ba­ren und vul­gä­ren Klas­sen­in­ter­es­sen vie­ler in der orga­ni­sier­ten Lin­ken sind hier jedoch eine unzu­rei­chen­de Erklä­rung. Quer durch die Bevöl­ke­rungs­grup­pen, die die Füh­rung der gro­ßen lin­ken Orga­ni­sa­tio­nen im Wes­ten domi­nie­ren – vor allem Ange­stell­te und Wis­sens­ar­bei­ter ver­schie­de­ner Art -, gibt es eine viel tie­fer gehen­de und tief­grei­fen­de­re mate­ri­el­le und psy­chi­sche Betei­li­gung an den aka­de­mi­schen Eli­te-Insti­tu­tio­nen und der von ihnen pro­du­zier­ten »Wis­sen­schaft« der herr­schen­den Klas­se. Für das Selbst­ver­ständ­nis die­ser Klas­se ist es von zen­tra­ler Bedeu­tung, dass die Wis­sens­pro­duk­ti­on – auch wenn sie von der herr­schen­den Klas­se finan­ziert und zu deren Bedin­gun­gen pro­du­ziert wird – in gewis­ser Wei­se rela­tiv auto­nom und sogar selbst­ver­wirk­li­chend ist. Ins­be­son­de­re sind sie tief in eine bestimm­te Auf­fas­sung von Wis­sen­schaft ver­strickt, die sich selbst als voll­stän­dig oder zumin­dest pri­mär durch ihre eige­ne inter­ne Dyna­mik ange­trie­ben sieht.

Die­se Klas­se wird zuge­ben, dass die Wis­sen­schaft unter bestimm­ten Umstän­den bes­ser oder schlech­ter finan­ziert sein kann; wich­ti­ge For­schungs­rich­tun­gen kön­nen igno­riert wer­den, weil sie nicht pro­fi­ta­bel sind; bestimm­te Regime (meist fins­te­re nicht-west­li­che Schur­ken) kön­nen bestimm­te Ele­men­te der Wis­sen­schaft unter­drü­cken. Dies kann den Fort­schritt der Wis­sen­schaft ver­lang­sa­men, aber die Wis­sen­schaft macht im Lau­fe der Zeit den­noch mehr oder weni­ger linea­re Fort­schrit­te. Wenn man sich die­sem Glau­bens­ar­ti­kel anschließt, kann man die oben erwähn­ten Par­al­le­len zwi­schen den heu­te aner­kann­ten Pseu­do­wis­sen­schaf­ten der Ver­gan­gen­heit und der moder­nen Viro­lo­gie ober­fläch­lich ableh­nen. Wir sind über sol­che Zustän­de hin­aus­ge­wach­sen, wir haben eine bes­se­re Wis­sen­schaft, die die schlech­te leicht ver­drängt. Die­se Art des Den­kens wur­de von Wal­ter Ben­ja­min scharf kri­ti­siert, der fest­stell­te, dass:

Das Stau­nen dar­über, dass die Din­ge, die wir erle­ben, im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert ’noch‹ mög­lich sind, ist kein phi­lo­so­phi­sches. Es steht nicht am Anfang der Erkennt­nis, es sei denn der, dass die Vor­stel­lung von Geschich­te, aus der es stammt, nicht zu haten ist.19

Die Annah­me, dass sich die Wis­sen­schaft stets line­ar oder sogar expo­nen­ti­ell ver­bes­sert, steht im Ein­klang mit einer libe­ra­len, idea­lis­ti­schen Vor­stel­lung von Geschich­te, wider­spricht aber völ­lig dem his­to­ri­schen Mate­ria­lis­mus. Mar­xis­ten erken­nen an, dass die Wis­sen­schaft kei­ne selbst­tä­ti­ge Enti­tät ist, die über der mate­ri­el­len Rea­li­tät schwebt: viel­mehr ent­steht die Wis­sen­schaft aus bestimm­ten mate­ri­el­len Bedin­gun­gen – und aus den meis­ten ande­ren nicht! In der Tat war die über­wie­gen­de Mehr­heit der mensch­li­chen Gesell­schafts­ord­nun­gen der Ent­wick­lung der Wis­sen­schaft nicht för­der­lich. Vor allem mit dem Auf­stieg des Kapi­ta­lis­mus selbst wird die Wis­sen­schaft am meis­ten in Ver­bin­dung gebracht – obwohl die genaue und wah­re Natur die­ser Ver­bin­dung selbst oft ideo­lo­gi­scher Ver­schleie­rung unter­liegt. Dazu hat J.D. Ber­nal fol­gen­des festgestellt:

Heu­te ist uns klar, obwohl es das damals sicher nicht war, dass in der Mit­te des fünf­zehn­ten Jahr­hun­derts etwas Neu­es begann. Wir betrach­ten die Renais­sance als Vor­läu­fe­rin des Kapi­ta­lis­mus, aber erst im 18. Jahr­hun­dert wur­de ein grund­le­gen­der Wan­del all­ge­mein aner­kannt. Zu die­sem Zeit­punkt stan­den der Mensch­heit durch die Anwen­dung von Wis­sen­schaft und Erfin­dun­gen neue Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung, die wahr­schein­lich eine noch grö­ße­re Aus­wir­kung auf ihre Zukunft haben wür­den als die der Land­wirt­schaft und der Tech­ni­ken der frü­hen Zivi­li­sa­ti­on. Erst in jüngs­ter Zeit sind wir in der Lage, die Ent­wick­lung des kapi­ta­lis­ti­schen Unter­neh­mer­tums von der Ent­wick­lung der Wis­sen­schaft und der all­ge­mei­nen Befrei­ung des mensch­li­chen Den­kens gedank­lich zu tren­nen. Bei­de schie­nen untrenn­bar mit dem Fort­schritt ver­bun­den zu sein, aber gleich­zei­tig wur­de ihr Erschei­nen para­do­xer­wei­se als Beweis dafür begrüßt, dass der Mensch zu sei­nem natür­li­chen Zustand zurück­kehrt, befreit von den will­kür­li­chen Beschrän­kun­gen der Reli­gi­on oder der feu­da­len Auto­ri­tät. Heu­te sehen wir, dass der Kapi­ta­lis­mus zwar für die frü­he Ent­wick­lung der Wis­sen­schaft von wesent­li­cher Bedeu­tung war und ihr zum ers­ten Mal einen prak­ti­schen Wert ver­lieh, dass aber die mensch­li­che Bedeu­tung der Wis­sen­schaft in jeder Hin­sicht über die des Kapi­ta­lis­mus hin­aus­geht und dass in der Tat die vol­le Ent­fal­tung der Wis­sen­schaft im Diens­te der Mensch­heit mit dem Fort­be­stand des Kapi­ta­lis­mus unver­ein­bar ist.20

Es war die kapi­ta­lis­ti­sche Bour­geoi­sie, die in ihrem fort­schrei­ten­den Kampf gegen das Anci­en Regime – poli­tisch, ideo­lo­gisch und wirt­schaft­lich – die ers­te wirk­li­che Blü­te­zeit der Wis­sen­schaft her­bei­führ­te. Die Wis­sen­schaft wur­de durch die neue Frei­heit des Den­kens und der Spra­che in Ver­bin­dung mit der mas­si­ven För­de­rung tech­no­lo­gi­scher Inno­va­tio­nen ermög­licht, die ein struk­tu­rel­les Merk­mal der kapi­ta­lis­ti­schen Ver­hält­nis­se ist.21

Wie bereits erwähnt, waren die poli­tisch-ideo­lo­gi­schen Waf­fen, die im Kampf gegen den Föde­ra­lis­mus geschmie­det wur­den, also der »Libe­ra­lis­mus«, jedoch nicht ohne Wider­sprü­che. Ehe sie sich ver­sah, sah sich die Bour­geoi­sie bald von den Arbei­tern bedrängt, die eine kon­se­quen­te und gründ­li­che Anwen­dung libe­ra­ler poli­ti­scher Grund­sät­ze for­der­ten. Wenn Gleich­heit und Demo­kra­tie in der bür­ger­li­chen Sphä­re ange­mes­sen sind, war­um nicht auch in der wirt­schaft­li­chen? Wenn die Unter­wer­fung unter die will­kür­li­che Macht eines Mon­ar­chen oder Aris­to­kra­ten mit der Wür­de des Men­schen unver­ein­bar ist, war­um gilt das nicht auch für einen Mana­ger oder Chef? Dar­wi­nis­ti­sche bio­lo­gi­sche Kon­zep­te spiel­ten eine Schlüs­sel­rol­le bei der Ver­schleie­rung oder Ratio­na­li­sie­rung die­ser Wider­sprü­che: Ihr Chef ist Ihr natür­li­cher Vor­ge­setz­ter, könn­ten die Kapi­ta­lis­ten argu­men­tie­ren, auf­grund sei­ner über­le­ge­nen Gene (natür­lich wird die­ses Argu­ment sel­ten so unver­hoh­len vor­ge­tra­gen). Wir erwäh­nen die­sen Wider­spruch hier jedoch nur, um die wider­sprüch­li­che und kom­pli­zier­te Bezie­hung zwi­schen Kapi­ta­lis­mus, Libe­ra­lis­mus und Demo­kra­tie zu ver­deut­li­chen. Zu die­sem The­ma gibt es eine umfang­rei­che mar­xis­ti­sche Lite­ra­tur, auf die wir hier nicht näher ein­ge­hen wer­den.22

Was weni­ger gewür­digt wird, ist die sich über­schnei­den­de und eben­so kom­pli­zier­te Bezie­hung zwi­schen Kapi­ta­lis­mus und Wis­sen­schaft, selbst in deren Blü­te­zeit. So wie die Kapi­ta­lis­ten nur unter sehr begrenz­ten und spe­zi­fi­schen Bedin­gun­gen an der Demo­kra­tie inter­es­siert waren, haben sie auch lan­ge Zeit dafür gesorgt, dass der wis­sen­schaft­li­che Fort­schritt ihre Pro­fi­te oder ihre Klas­sen­po­si­ti­on in kei­ner Wei­se unter­gräbt. Dies zeigt sich viel­leicht am deut­lichs­ten in dem hart­nä­cki­gen Kampf der Kapi­ta­lis­ten, neue Tech­no­lo­gien oder For­schun­gen durch Mar­ken- und Patent­rech­te zu schüt­zen. Noch bedeu­ten­der ist, dass die Bedin­gun­gen, die eini­ge der groß­ar­tigs­ten wis­sen­schaft­li­chen Fort­schrit­te im Kapi­ta­lis­mus begüns­tigt haben, das Ergeb­nis des erfolg­rei­chen Klas­sen­kamp­fes der Arbei­ter gegen den Kapi­ta­lis­mus waren.

Die erfolg­rei­chen Kämp­fe für die öffent­li­che Bil­dung und für das not­wen­di­ge Ernäh­rungs­ni­veau, um über­haupt davon pro­fi­tie­ren zu kön­nen, waren Schlüs­sel­ele­men­te, ohne die die wah­ren Wun­der der moder­nen Wis­sen­schaft unmög­lich gewe­sen wären. Die epo­cha­len Sie­ge der Arbei­ter­klas­se bei der Errich­tung der Sowjet­uni­on, der Volks­re­pu­blik Chi­na und der ande­ren tat­säch­lich exis­tie­ren­den sozia­lis­ti­schen oder anti­ko­lo­nia­len Volks­re­gime des 20. Jahr­hun­derts haben die Macht aller Arbei­ter auf der gan­zen Welt mas­siv gestärkt. Die­se Bedin­gun­gen übten einen star­ken Druck auf die Kapi­ta­lis­ten aus, die Wis­sen­schaft in einer Form ein­zu­set­zen, die der Mensch­heit zumin­dest teil­wei­se zugu­te kam, und zwar sowohl in Form eines gro­ßen Mark­tes für hoch­wer­ti­ge Kon­sum­gü­ter als auch in ver­schie­de­nen For­men der direk­ten oder indi­rek­ten demo­kra­ti­schen Ein­fluss­nah­me auf die Staats­haus­hal­te. Auf einer tie­fe­ren und kom­pli­zier­te­ren Ebe­ne, auf die wei­ter unten ein­ge­gan­gen wird, ver­deck­te die Ideo­lo­gie der Wis­sen­schaft, ins­be­son­de­re der Viro­lo­gie, die Güter, die die Mas­sen durch ihre poli­ti­schen Kämp­fe einer­seits und ihre pro­duk­ti­ve Arbeit ande­rer­seits für sich selbst errun­gen hat­ten. Denn wie wir zei­gen wer­den, sind fast alle Rück­gän­ge bei Krank­heit und Tod, die auf die Inter­ven­ti­on der Viro­lo­gie zurück­ge­führt wer­den, in Wirk­lich­keit das Ergeb­nis einer ver­bes­ser­ten Ernäh­rung und eines höhe­ren Lebens­stan­dards, die aus erfolg­rei­chen Arbeits­kämp­fen gegen das Kapi­tal resultierten.

Doch die beson­de­re Geschich­te der Viro­lo­gie ist ein The­ma für Teil 3. Hier geht es um die poli­tisch-öko­no­mi­schen Bedin­gun­gen, unter denen eine für den Men­schen nütz­li­che Wis­sen­schaft mög­lich ist. Im zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert erzwang der Sozia­lis­mus in der zwei­ten und drit­ten Welt und sogar in der kapi­ta­lis­ti­schen ers­ten Welt einen sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Kom­pro­miss zwi­schen den Arbei­tern und der herr­schen­den Klas­se. Dar­aus erga­ben sich eine Rei­he von Fak­to­ren, die der Ent­ste­hung von Wis­sen­schaft beson­ders för­der­lich waren. Sie wur­den jedoch durch gegen­läu­fi­ge Ten­den­zen, ins­be­son­de­re in bestimm­ten wis­sen­schaft­li­chen Berei­chen, aus­ge­gli­chen, die dem Gedei­hen der Wis­sen­schaft zutiefst zuwi­der­lie­fen. Die­ses Kräf­te­ver­hält­nis habe ich in mei­nem Auf­satz »Impe­ria­lis­mus heu­te ist Ver­schwö­rungs­pra­xis« skiz­ziert und wer­de es daher hier nur kur­so­risch zusammenfassen.

Der Kal­te Krieg gab den zen­tra­li­sie­ren­den Ten­den­zen inner­halb des Kapi­ta­lis­mus, die von Marx, Lenin und vie­len ande­ren ana­ly­siert wur­den, einen mas­si­ven Auf­trieb. Wie Lenin in sei­ner Bro­schü­re Der Impe­ria­lis­mus als höchs­tes Sta­di­um des Kapi­ta­lis­mus schrieb,

hat­ten Mono­po­li­sie­rung und Finan­zia­li­sie­rung die Funk­ti­ons­wei­se des Kapi­ta­lis­mus bereits so gründ­lich ver­än­dert, dass zu Beginn des zwan­zigs­ten Jahr­hun­derts gesagt wer­den konnte:

In sei­nem impe­ria­lis­ti­schen Sta­di­um führt der Kapi­ta­lis­mus bis dicht an die all­sei­ti­ge Ver­ge­sell­schaf­tung der Pro­duk­ti­on her­an, er zieht die Kapi­ta­lis­ten gewis­ser­ma­ßen ohne ihr Wis­sen und gegen ihren Wil­len in eine Art neue Gesell­schafts­ord­nung hin­ein, die den Über­gang von der völ­lig frei­en Kon­kur­renz zur voll­stän­di­gen Ver­ge­sell­schaf­tung bildet.

Die Pro­duk­ti­on wird ver­ge­sell­schaf­tet, die Aneig­nung jedoch bleibt pri­vat. Die gesell­schaft­li­chen Pro­duk­ti­ons­mit­tel blei­ben Pri­vat­ei­gen­tum einer klei­nen Anzahl von Per­so­nen. Der all­ge­mei­ne Rah­men der for­mal aner­kann­ten frei­en Kon­kur­renz bleibt bestehen, und der Druck der weni­gen Mono­pol­in­ha­ber auf die übri­ge Bevöl­ke­rung wird hun­dert­fach schwe­rer, fühl­ba­rer, uner­träg­li­cher.23

Lenin ging mit einem – wie sich lei­der her­aus­stell­te – über­trie­be­nen Opti­mis­mus davon aus, dass die Ver­ge­sell­schaf­tung der Pro­duk­ti­on, die im impe­ria­lis­ti­schen Kapi­ta­lis­mus statt­ge­fun­den hat­te, bald die Grund­la­ge für den Sozia­lis­mus bil­den wür­de. Dies war nicht der Fall (zumin­dest bis­her nicht). Die Kapi­ta­lis­ten im impe­ria­lis­ti­schen Kern wur­den nicht gestürzt. Im Gegen­teil, im Kampf gegen den glo­ba­len Kom­mu­nis­mus gelang es den höchs­ten Schich­ten der Bour­geoi­sie, eine radi­ka­le, noch nie dage­we­se­ne Kon­trol­le über ihre Juni­or­part­ner, die unte­ren Schich­ten der Bour­geoi­sie, das Klein­bür­ger­tum und ver­schie­de­ne feu­da­le Über­bleib­sel, zu erlan­gen. Finan­zia­li­sie­rung und Kar­tell­bil­dung, die, wie sowohl Lenin als auch Marx ana­ly­sier­ten, aus dem Kapi­ta­lis­mus her­vor­ge­hen, aber auch schritt­wei­se die Bedin­gun­gen für das Funk­tio­nie­ren des Kapi­ta­lis­mus abschaf­fen, wur­den immer aus­ge­präg­ter. Wie ich in dem oben zitier­ten Auf­satz dar­le­ge, zwingt uns eine stren­ge mate­ria­lis­ti­sche Ana­ly­se zu der Schluss­fol­ge­rung, dass die Herr­schaft einer sol­chen impe­ria­lis­tisch-mono­po­lis­ti­schen Cli­que zu so enor­men Ver­zer­run­gen in der »kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schaft« führt, dass sogar die Dis­kus­si­on über eine qua­li­ta­tiv ande­re Pro­duk­ti­ons­wei­se gerecht­fer­tigt erscheint. Man muss jedoch nicht solch radi­ka­len Schluss­fol­ge­run­gen zustim­men, um die in die­sem Auf­satz ent­wi­ckel­te Hypo­the­se zu akzep­tie­ren, dass näm­lich die für die heu­ti­ge Gesell­schaft kenn­zeich­nen­de schwin­del­erre­gen­de von gehei­men Netz­wer­ken kon­trol­lier­te Kon­zen­tra­ti­on von Reich­tum und Macht, die sich mit Geheim­diens­ten und den mäch­tigs­ten poli­ti­schen und mili­tä­ri­schen Akteu­ren der Welt über­lappt, einer blü­hen­den Wis­sen­schaft weder för­der­lich noch viel­leicht auch nur mini­mal ver­ein­bar ist.

Die­se Reich­tums­kon­zen­tra­ti­on unter­gräbt vor­geb­lich wis­sen­schaft­li­che Insti­tu­tio­nen und Gre­mi­en von innen her­aus, kor­rum­piert und ver­zerrt ihren Betrieb bis zu dem Punkt, an dem nur noch der äuße­re Anschein von Wis­sen­schaft übrig bleibt. Je mehr man sich jedoch von der rea­len wis­sen­schaft­li­chen Pra­xis ent­fernt, des­to hys­te­ri­scher und zwin­gen­der wird der Man­tel der Wis­sen­schaft bean­sprucht und die Teil­nah­me an ihr kon­trol­liert. Die Wis­sen­schaft wird zur aus­schließ­li­chen Ange­le­gen­heit der von der herr­schen­den Klas­se streng kon­trol­lier­ten und beherrsch­ten Mit­glie­der »wis­sen­schaft­li­cher« Insti­tu­tio­nen und Gre­mi­en erklärt. Feyn­man hat die­sen Trend bereits 1966 rich­tig erkannt und bekämpft. Ein Teil sei­ner Rede an die Leh­rer der Natur­wis­sen­schaf­ten, die oben aus­zugs­wei­se zitiert wur­de, soll des­halb hier in grö­ße­rer Län­ge wie­der­ge­ge­ben werden:

Eine wei­te­re Eigen­schaft der Wis­sen­schaft ist, dass sie den Wert des ratio­na­len Den­kens sowie die Bedeu­tung der Gedan­ken­frei­heit lehrt; die posi­ti­ven Ergeb­nis­se, die sich aus dem Zwei­fel an der Wahr­heit der Leh­ren erge­ben. Hier muss man – vor allem beim Unter­rich­ten – die Wis­sen­schaft von den For­men oder Ver­fah­ren unter­schei­den, die manch­mal bei der Ent­wick­lung der Wis­sen­schaft ver­wen­det wer­den. Es ist ein­fach zu sagen: »Wir schrei­ben, expe­ri­men­tie­ren und beob­ach­ten und machen dies oder jenes«. Man kann die­se Form genau kopie­ren. Aber gro­ße Reli­gio­nen wer­den zer­stört, indem man der Form folgt, ohne sich an den direk­ten Inhalt der Leh­ren der gro­ßen Füh­rer zu erin­nern. Genau­so ist es mög­lich, der Form zu fol­gen und es Wis­sen­schaft zu nen­nen, aber das ist Pseu­do­wis­sen­schaft. Auf die­se Wei­se lei­den wir alle unter der Tyran­nei, die wir heu­te in vie­len Insti­tu­tio­nen erle­ben, die unter den Ein­fluss pseu­do­wis­sen­schaft­li­cher Bera­ter gera­ten sind.

Wir haben zum Bei­spiel vie­le Stu­di­en in der Leh­re, in denen Men­schen Beob­ach­tun­gen machen, Lis­ten erstel­len, Sta­tis­ti­ken erstel­len und so wei­ter, aber die­se wer­den dadurch nicht zu einer eta­blier­ten Wis­sen­schaft, zu einem eta­blier­ten Wis­sen. Sie sind ledig­lich eine nach­ge­ahm­te Form der Wis­sen­schaft, ähn­lich wie die Flug­plät­ze der Süd­see­insu­la­ner – Funk­tür­me und so wei­ter, die aus Holz gebaut sind. Die Insel­be­woh­ner erwar­ten die Ankunft eines gro­ßen Flug­zeugs. Sie bau­en sogar höl­zer­ne Flug­zeu­ge in der glei­chen Form, wie sie sie auf den Flug­plät­zen der Aus­län­der um sie her­um sehen, aber selt­sa­mer­wei­se flie­gen ihre Holz­flug­zeu­ge nicht. Das Ergeb­nis die­ser pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen Nach­ah­mung ist, dass sie Exper­ten her­vor­bringt, was vie­le von euch sind. [Aber] ihr Leh­rer, die ihr in Wirk­lich­keit Kin­der unter­rich­tet, die ganz unten sind, könnt viel­leicht an den Exper­ten zweifeln.

Ich kann Wis­sen­schaft übri­gens auch anders definieren:

Wis­sen­schaft ist der Glau­be an die Unwis­sen­heit der Exper­ten. Wenn jemand sagt: ›Die Wis­sen­schaft lehrt dies und jenes‹, dann benutzt er das Wort falsch. Die Wis­sen­schaft lehrt nichts, die Erfah­rung lehrt es. Wenn man Ihnen sagt: ›Die Wis­sen­schaft hat dies und jenes gezeigt‹, könn­ten Sie fra­gen: ›Wie hat die Wis­sen­schaft das gezeigt? Wie haben die Wis­sen­schaft­ler das her­aus­ge­fun­den? Was? Was? Wo?‹ Es soll­te nicht hei­ßen: ›Die Wis­sen­schaft hat gezeigt‹, son­dern: ›Die­ses Expe­ri­ment, die­ser Effekt, hat gezeigt‹. Und Sie haben das glei­che Recht wie jeder ande­re, nach den Expe­ri­men­ten – aber sei­en Sie gedul­dig und hören Sie sich alle Bewei­se an – zu beur­tei­len, ob eine ver­nünf­ti­ge Schluss­fol­ge­rung gezo­gen wur­de.24

In den letz­ten drei Jah­ren haben wir eine gro­tes­ke Par­odie die­ses Trends in den hys­te­ri­schen For­de­run­gen nach »Ver­trau­en in die Exper­ten« gese­hen. Im Fol­gen­den wer­den wir die zwin­gen­den Bewei­se dafür auf­zei­gen, dass ins­be­son­de­re die Main­stream-Viro­lo­gie ein ekla­tan­tes Bei­spiel für eine sol­che Pseu­do­wis­sen­schaft ist. Schließ­lich wer­den wir zei­gen müs­sen, wie tra­gisch es ist, dass vie­le so genann­te Mar­xis­ten Marx‹ Enga­ge­ment für die wis­sen­schaft­li­che For­schung durch einen vul­gä­ren Szi­en­tis­mus ersetzt haben. Das wah­re Merk­mal der Wis­sen­schaft wur­de natür­lich von Marx selbst erkannt: Wis­sen­schaft ist hart, sie erfor­dert Anstren­gung. Die skla­vi­sche Durch­set­zung der Ideo­lo­gie der herr­schen­den Klas­se ist im Ver­gleich dazu recht ein­fach. Im Vor­wort zur fran­zö­si­schen Aus­ga­be des Kapi­tals von 1872 stellt er25 fest:

Es gibt kei­ne Land­stra­ße für die Wis­sen­schaft, und nur die­je­ni­gen haben, Aus­sicht, ihre lich­ten Höhen zu errei­chen, die die Mühe nicht scheu­en, ihre stei­len Pfa­de zu erklimmen.

Dank­sa­gung

Die­ser Auf­satz ver­dankt sich in hohem Maße dem Feed­back, den Kom­men­ta­ren und der Bear­bei­tung von Mol­ly Klein, Karel Svo­bo­da und Hiero­punk. Auch die Kri­tik und Ana­ly­se von Jacob Levich sowie von Phil Gre­a­ves und dem Netz­werk von Kom­men­ta­to­ren und For­schern um sie her­um hat ihn maß­geb­lich beeinflusst.

Ver­wei­se

2 Engelbrecht/​Köhnlein: Virus-Wahn. Coro­na/­CO­VID-19, Masern, Schwei­negrip­pe, Vogel­grip­pe, SARS, BSE, Hepa­ti­tis C, AIDS, Polio, Spa­ni­sche Grip­pe. Wie die Medi­zin­in­dus­trie stän­dig Seu­chen erfin­det und auf Kos­ten der All­ge­mein­heit Mil­li­ar­den­pro­fi­te macht, Books on Demand, 10. Aufl., April 2021, Einleitung.

3T. Mohr, »Impe­ria­lism Today is Con­spi­ra­cy Pra­xis,« Mag­ma- Maga­zin Der Mas­se, Sep­tem­ber 24 2022,https://magma-magazin.su/2022/09/t‑mohr/imperialism-today-is-conspiracy-praxis/.

4 Richard Feyn­man, »What is Sci­ence?« (pre­sen­ted at the fif­te­enth annu­al mee­ting of the Natio­nal Sci­ence Tea­chers Asso­cia­ti­on, 1966 in New York City, and reprin­ted from The Phy­sics Tea­cher Vol. 7, issue 6, 1969, pp. 313 – 320, http://​www​.feyn​man​.com/​s​c​i​e​n​c​e​/​w​h​a​t​-​i​s​-​s​c​i​e​n​ce/. (Hence­forth: Feyn­man, »What is Science?«

5 Richard Levins, »The Two Faces of Sci­ence« (Talk, Heal­thRoots Poli­ti­cal Eco­no­my of Health Semi­nar Series, Har­vard School of Public Health, Wed. Oct 17th | 12: 30 PM). (Hence­forth: Levins, »The Two Faces of Sci­ence«). https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​a​E​A​0​u​t​1​G​uh4

6 David Fern­bach, in: Karl Marx, Capi­tal: A Cri­tique of Poli­ti­cal Eco­no­my, trans. David Fern­bach, vol. 2 (Lon­don: Pen­gu­in, 1993), Pre­face, S.93, Fußnote.

7 Richard Lewon­tin, »Bio­lo­gy as Ideo­lo­gy« (Radio Lec­tu­re, CBC Mas­sey Lec­tures, Novem­ber 1990). (Hence­forth, Lewon­tin, »Bio­lo­gy as Ideo­lo­gy«), https://​www​.you​tube​.com/​w​a​t​c​h​?​v​=​S​H​Q​t​7​z​d​O​cgk

8 Klein hebt ins­be­son­de­re die pro­fun­de Arbeit her­vor, die Micha­el Levin an der Tufts-Uni­ver­si­tät für die DAR­PA leis­tet und die im Wesent­li­chen auf sowje­ti­scher Wis­sen­schaft beruht.

9 Lewon­tin, »Bio­lo­gy as Ideology.«

13 Har­riet A. Washing­ton, Medi­cal Apart­heid: The Dark Histo­ry of Medi­cal Expe­ri­men­ta­ti­on on Black Ame­ri­cans from Colo­ni­al Times to the Pre­sent (Knopf Dou­ble­day, 2008), p.42.(Henceforth: Washing­ton, Medi­cal Apart­heid).

14 Washing­ton, Medi­cal Apart­heid, p. 32.

15 Arthur L. Caplan, James J. McCart­ney, Domi­nic A. Sis­ti, eds, Health, Dise­a­se, and Ill­ness: Con­cepts in Medi­ci­ne (Washing­ton, D.C.: George­town Uni­ver­si­ty Press, 2004) p. 37.

16 Washing­ton, Medi­cal Apart­heid, p. 36

17 Washing­ton, Medi­cal Apart­heid, p. 39 – 41

18 Inter­view with Micha­el Moo­re, Sicko (The Wein­stein Com­pa­ny, 2007).

19 Wal­ter Ben­ja­min, in: „Über den Begriff der Geschich­te“, VIII, Gesam­mel­te Wer­ke, Bd. 2, S. 957 – 966, hier S. 960, Zwei­tau­send­eins 2011.

20 John Des­mond Ber­nal, Die sozia­le Funk­ti­on der Wis­sen­schaft, erschie­nen 1986 bei Pahl-Rugen­stein im Wes­ten sowie im Aka­de­mie-Ver­lag in Ber­lin. De Gruy­ter bie­tet seit 2022 einen Reprint an. Eng­lisch hier: https://​www​.mar​xists​.org/​a​r​c​h​i​v​e​/​b​e​r​n​a​l​/​w​o​r​k​s​/​1​9​3​0​s​/​s​o​c​i​a​l​s​c​i​e​n​c​e​.​htm

21 Kon­kret geht es um das Stre­ben nach rela­ti­vem Mehr­wert, wie es von Marx im Kapi­tal beschrie­ben wird.

22 Zu den wich­tigs­ten Neu­zu­gän­gen zu die­sem Kor­pus gehö­ren Ishay Landa: Der Lehr­ling und sein Meis­ter. Libe­ra­le Tra­di­ti­on und Faschis­mus (Rezen­si­on in Mag­Ma). Karl Dietz Ver­lag, Ber­lin 2021 sowie Dome­ni­co Losur­do: Frei­heit als Pri­vi­leg. Eine Gegen­ge­schich­te des Libe­ra­lis­mus, Papy­Ros­sa 2011.

24 Feyn­man, »What is Science?«

25 Karl Marx, Vor- und Nach­wort zur fran­zö­si­schen Aus­ga­be, in: Kapi­tal, http://​www​.mlwer​ke​.de/​m​e​/​m​e​2​3​/​m​e​2​3​_​0​3​1​.​htm

Bild: »Der Doten dantz mit figu­ren : Cla­ge vnd Ant­wort schon von allen sta­ten der welt, 1495?« (wiki­me­dia commons)

* The Mili­ta­ry-Aca­de­mic-Indus­tri­al-Med­ico-Sci­en­ti­fic Complex

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