Rea­li­täts­sinn und Wunschdenken

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Es wird immer undurch­sich­ti­ger, wor­um es dem Wes­ten in sei­nen Kon­flik­ten mit Russ­land und Chi­na geht. Inhalts­lee­re Schlag­wor­te wer­den zu Idea­len auf­ge­bla­sen. Der Wes­ten erlebt nicht nur eine gesell­schaft­li­che Kri­se. Er erlebt auch eine Kri­se sei­nes Denkens.

Halt­lo­ses Gerede

Niko­las Bus­se, Kom­men­tar­schrei­ber der Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung mit ideo­lo­gi­schem Ein­fluss, sieht eine »geo­po­li­ti­sche Kon­kur­renz zwi­schen Russ­land und Chi­na auf der einen sowie dem Wes­ten auf der ande­ren Seite«(1). Er umreißt den Kern des Kon­flik­tes mit Schlag­wor­ten wie »rela­ti­ver Macht­ver­lust des Wes­tens, welt­an­schau­li­che Unver­ein­bar­keit und klas­si­sche Interessenpolitik«(2).

Den­noch stellt sich die Fra­ge, ob des­halb die Eska­la­ti­ons­schrau­be bis zum Anschlag gedreht wer­den muss. Denn bei jeder Schrau­be besteht immer die Gefahr, dass sie über­dreht wird und reißt, was im Fal­le der fest­ge­stell­ten geo­po­li­ti­schen Kon­kur­renz Atom­krieg bedeu­ten könn­te. Dar­über hin­aus muss gefragt wer­den, was damit erreicht wer­den soll.

Denn dass die Pro­ble­me, die Bus­se erwähnt, mit den Mit­teln zu lösen sind, die der Wes­ten im Moment in Anwen­dung bringt, ist zu bezwei­feln. Jeden­falls sind Fort­schrit­te im Errei­chen des Ziels nicht zu erken­nen. Eher scheint man sich immer mehr in den Wider­sprü­chen zwi­schen den hin­aus­po­saun­ten Wer­ten und der Wirk­lich­keit zu ver­hed­dern. Das bleibt nicht aus, wenn das Ziel nicht benannt wer­den kann. Zudem sind die meis­ten der von Bus­se ange­spro­che­nen Pro­ble­me hausgemacht.

Den rela­ti­ven Macht­ver­lust hat man selbst zu ver­ant­wor­ten, weil man sich in sinn­lo­sen Krie­gen in der ara­bi­schen Welt ver­zet­telt hat. Auch die »klas­si­sche Inter­es­sen­po­li­tik« ist ja nun nicht gera­de etwas Neu­es und Welt­erschüt­tern­des im poli­ti­schen Betrieb der Staa­ten und Alli­an­zen. Und die »welt­an­schau­li­che Unver­ein­bar­keit« ist – weiß Gott – ein Begriff, mit dem man auch den Streit um die unbe­fleck­te Emp­fäng­nis der Mut­ter Got­tes zu einem ato­ma­ren Got­tes­ge­richt aus­wei­ten könn­te. Also wozu dann das Säbelrasseln?

Belei­dig­te Leberwürste

All das hört sich sehr vor­ge­scho­ben an. Es klingt, als such­ten Bus­se und der Wes­ten krampf­haft nach einer Recht­fer­ti­gung für die eige­ne Poli­tik. Dabei tre­ten sie nicht auf wie Erwach­se­ne, die Kon­flik­te zu über­win­den suchen. Viel­mehr beneh­men sie sich wie belei­dig­te Leber­würs­te, die selbst den Grund für ihre Mäke­lei nicht mehr zu wis­sen schei­nen. Akri­bisch lis­ten sie alle Ver­feh­lun­gen der ande­ren auf, ohne sich dar­über Rechen­schaft abzu­le­gen, wie sie selbst zu die­ser Ent­wick­lung bei­getra­gen haben.

Unzwei­fel­haft ist Russ­land in der Ukrai­ne ein­mar­schiert. Die­sen Vor­wurf kann man bis zum Sankt-Nim­mer­leins-Tag wie­der­ho­len, aber zu einem Ende des Kon­flikts führt das nicht. Auch soll­te nicht ver­ges­sen wer­den, dass es nicht Russ­land war, das sich über Jah­re nach Wes­ten aus­ge­dehnt hat, son­dern die NATO rück­te ost­wärts immer dich­ter an die rus­si­schen Gren­zen. Und es waren der Wes­ten und die NATO, die den rus­si­schen Mah­nun­gen nach Wah­rung der eige­nen Sicher­heits­in­ter­es­sen immer wie­der die kal­te Schul­ter zeigten.

Aber nicht das wirft Bus­se dem Wes­ten vor, son­dern zu nach­gie­big gewe­sen zu sein gegen­über Putin und Xi. Das habe Chi­na und Russ­land über­all auf der Welt die Mög­lich­keit zur Ein­fluss­nah­me eröff­net, »die sie bereit­wil­lig nutz­ten, von Syri­en über Myan­mar bis Süd­ost­eu­ro­pa und Westafrika«(3).

Die Ana­ly­se ist zutref­fend. Aber ist das ein Grund, belei­digt zu sein? Das hört sich so an, als dür­fe nur der Wes­ten sei­ne Ein­fluss­mög­lich­kei­ten nut­zen, ande­re aber nicht. Dabei ver­ges­sen die Bus­ses, dass doch auch der Wes­ten alles dar­an gesetzt hat, sei­nen Inter­es­sen in der Welt Gel­tung zu ver­schaf­fen. Nur war die Wahl der Mit­tel nicht erfolg­reich. Denn der Wes­ten ver­sucht es mit Sank­tio­nen und Krieg – und das schon seit Jahrzehnten.

Augen auf!

Den Unter­schied im Vor­ge­hen macht nie­mand deut­li­cher als die FAZ selbst, für die doch Herr Bus­se schreibt und deren Infor­ma­tio­nen selbst ihm einen ande­ren Blick auf die Wirk­lich­keit ermög­li­chen könn­ten. So mel­det die Zei­tung, dass in Afgha­ni­stan »mit mil­lio­nen­schwe­rer chi­ne­si­scher Inves­ti­ti­on Erdölvorkommen«(3) erschlos­sen wer­den sol­len, an deren Gewinn Afgha­ni­stan mit zwan­zig Pro­zent betei­ligt wer­den soll.

Zwan­zig Jah­re hat­te der Wes­ten in Afgha­ni­stan das Sagen gehabt. Kann er auch nur ein ein­zi­ges ver­gleich­ba­res Pro­jekt vor­wei­sen? Statt­des­sen hat­te man Hun­der­te von Mil­li­ar­den in einen nutz­lo­sen Krieg gesteckt, hin­ter­ließ ein zer­stör­tes Land, dem man noch heu­te aus Rache über die eige­ne Nie­der­la­ge das Geld ver­wei­gert, das die west­li­chen Regie­run­gen wider­recht­lich ein­ge­fro­ren haben. Den Frau­en Afgha­ni­stans, für deren Rech­te man vor­gibt ein­zu­tre­ten, wäre mehr gehol­fen, wenn die­ses Geld frei­ge­ge­ben wür­de, um Medi­ka­men­te und Lebens­mit­tel für ihre Kin­der und Fami­li­en zu beschaffen.

All das aber sehen die Bus­ses nicht, bezie­hungs­wei­se wol­len sie es nicht wahr­ha­ben, denn zu über­se­hen ist es nicht. Dabei ist Afgha­ni­stan nur ein Bei­spiel von vie­len. Das aber ist die Ant­wort auf die Fra­ge, wes­halb Chi­na so erfolg­reich in Asi­en, dem Nahen Osten und Afri­ka ist. Aber die­se Fra­ge stel­len sich die Bus­ses nicht.

Sie wol­len nicht wahr­ha­ben, dass die unter­ent­wi­ckel­ten Län­der die soge­nann­ten west­li­chen Wer­te nicht wol­len. Die machen nicht satt. Statt­des­sen wol­len sie Unter­stüt­zung zur Ent­wick­lung der eige­nen Wirt­schaft, damit die eige­ne Bevöl­ke­rung eine Per­spek­ti­ve hat auf ein bes­se­res Leben. Das aber ist ein Den­ken, das den Ver­ant­wort­li­chen des Wes­tens abhan­den gekom­men ist.

Ver­ta­ne Chancen

Der Wes­ten hat­te seit dem Ende des 2. Welt­kriegs Zeit genug, die unter­ent­wi­ckel­ten Län­der vor­an­zu­brin­gen. Er hat die­se Zeit nicht genutzt. Statt den Völ­kern zu hel­fen, hat er sie in wirt­schaft­li­cher Abhän­gig­keit und Rück­stän­dig­keit gehal­ten und von Cuba bis Viet­nam den Fort­schritt durch Dro­hun­gen, Sank­tio­nen und Krie­ge behindert.

Nach dem kal­ten krieg, als der Sys­tem­kon­flikt auf­ge­ho­ben, Russ­land mit sich selbst beschäf­tigt und Chi­na noch sehr rück­stän­dig war, bekam der Wes­ten bekam eine zwei­te Chan­ce, die er nicht nutz­te. Statt­des­sen hat er Krie­ge geführt von Afgha­ni­stan bis Syri­en. Statt sie zu ent­wi­ckeln, hat er die Län­der zer­bombt. Wo die Ver­ant­wort­li­chen nicht nach sei­ner Pfei­fe tan­zen woll­ten, muss­ten sie mit Sank­tio­nen und Umsturz­ver­su­chen rechnen.

Jetzt sind Russ­land und Chi­na erstarkt, und die­se ergrei­fen die Gele­gen­hei­ten, die zu ergrei­fen der Wes­ten zu dumm oder zu über­heb­lich war. Jetzt jam­mert man von Ber­lin bis Washing­ton nicht über die ver­ta­nen Chan­ce son­dern bekämpft jene, die sie nut­zen. Aber das will der Wes­ten nicht sehen, ver­mut­lich kann er es nicht ein­mal. Er ist ver­blen­det von sei­ner eige­nen Sicht­wei­se. Sei­ne ideo­lo­gi­schen Scheu­klap­pen geben nur ein ganz enges Gesichts­feld frei, wie der Kom­men­tar von Bus­se deut­lich macht. So kann er aus den Feh­lern der Ver­gan­gen­heit kei­ne sinn­vol­len Schlüs­se ziehen.

Und so kommt es, dass Russ­land, zwi­schen Syri­en und der Tür­kei Frie­dens­ge­sprä­che ver­mit­teln kann. Denn es unter­hält gute Kon­tak­te zu bei­den Sei­ten, zu Sau­di-Ara­bi­en genau­so wie zum Iran, zu Isra­el wie auch zu den Paläs­ti­nen­sern, zum Irak und auch zu den Kur­den. Russ­land erkennt und ach­tet die Inter­es­sen aller Par­tei­en im Nahen Osten. Mit allen ist Russ­land im Gespräch, glei­ches gilt für China.

Dage­gen ver­sucht der Wes­ten, die poli­ti­schen Kräf­te im Nahen Osten für sei­ne Inter­es­sen zu instru­men­ta­li­sie­ren. Das kann dann auch schnell dazu füh­ren, dass ein frü­he­rer Favo­rit zum Geäch­te­ten wird, wie man unlängst bei­spiel­haft an der Welt­meis­ter­schaft in Katar erken­nen konn­te. Die Völ­ker und ihre Regie­run­gen sind nicht dumm. Sie erken­nen den Unter­schied zwi­schen dem Vor­ge­hen des Wes­tens gegen­über dem der Rus­sen und Chi­ne­sen und dem Vor­teil für sich selbst.

West­li­cher Idealismus

Nun wäre es falsch vom Wes­ten als einem ein­heit­li­chen Gebil­de zu spre­chen. Was als Wes­ten erlebt wird, sind sei­ne intel­lek­tu­el­len Füh­rungs­kräf­te. Das sind die Mei­nungs­ma­cher und Wort­füh­rer in Poli­tik, Medi­en und Kul­tur, all jene poli­tisch Ver­ant­wort­li­chen und gesell­schaft­li­chen Ent­schei­dungs­trä­ger, die die ver­öf­fent­lich­te Mei­nung gestal­ten. Sie prä­gen und for­men die herr­schen­den Weltsichten.

Die­se Mei­nungs­ma­cher ent­stam­men in der Regel dem intel­lek­tu­el­len und kul­tu­rel­len Milieu. Sie bestim­men die The­men der gesell­schaft­li­chen Dis­kus­sio­nen, sie trans­por­tie­ren die Mei­nun­gen zu den The­men der Zeit in die Wohn­stu­ben. Sie beherr­schen die Medi­en mit ihrer Aus­drucks­wei­se. Sie legen fest, wel­che Mei­nung bedeu­tend ist, und schlie­ßen jene aus, deren Sicht­wei­se sie als nicht ver­tret­bar ansehen.

Die­se Ent­schei­dun­gen sind nicht will­kür­lich oder getrof­fen aus bos­haf­ter Absicht. Es ist schlim­mer: Sie sind Aus­druck eines Bewusst­seins. Die Ansich­ten der Bus­ses sind kei­ne gekauf­ten Mei­nun­gen. Die­se Men­schen den­ken so. Sie wer­den nicht dafür bezahlt, dass sie ande­res sagen als sie den­ken. Sie sind über­zeugt von dem, was sie sagen und wofür sie eintreten.

Sie sind geprägt durch das Bil­dungs- und Wer­te­sys­tem des west­li­chen Kapi­ta­lis­mus, dass sie bis in sei­ne höchs­ten Stu­fen durch­lau­fen haben. Sie sind geprägt durch des­sen Ideen­welt, durch die Theo­rien, die es ver­mit­telt, durch sei­ne Her­an­ge­hens­wei­se an die Wirk­lich­keit, durch sei­ne Betrach­tung von Ent­wick­lung, durch sei­ne Erklä­run­gen für mensch­li­ches Han­deln und gesell­schaft­li­che Vorgänge.

Die­se Bil­dungs­welt ist idea­lis­tisch. Sie ist beherrscht von der Tätig­keit des Geis­tes. Der Idea­lis­mus als Denk­schu­le betrach­tet die Welt nicht, wie sie ist und wie sie sich ent­wi­ckelt hat. Er beschäf­tigt sich mit der Welt, wie sie sein soll­te. Das idea­lis­ti­sche Welt­bild wur­zelt im Man­gel. Der Man­gel besteht – ver­ein­facht gesagt – dar­in, dass die Welt ist in den Augen die­ses Welt­bil­des nicht per­fekt ist. Dar­aus ent­wi­ckel­te sich eine Geis­tes­hal­tung des Wunsch­den­kens, die sich eine lebens­wer­te Welt aus­denkt. Die­se bes­se­re Welt ent­steht aus der Sicht der frü­hen Trä­ger die­ses Welt­bil­des, dem Bil­dungs­bür­ger­tum, aus der Kraft und Macht des Geistes.

Der Pfer­de­fuß am Idea­lis­mus ist jedoch, dass man in der Lage sein muss, den Zustand der Welt rich­tig zu erken­nen, um sie ver­bes­sern zu kön­nen. Ansons­ten han­delt man an der Wirk­lich­keit vor­bei und ver­liert sich in Phan­ta­sien. Die­se Gefahr des idea­lis­ti­schen Welt­bil­des wird augen­blick­lich immer deutlicher.

Denn die west­li­che Poli­tik ist weit­ge­hend idea­lis­tisch geprägt, weil über­wie­gend von einem Wunsch­den­ken bestimmt, das die Rea­li­tä­ten nicht wahr­ha­ben will. Sie ist getrie­ben von Ide­al­vor­stel­lun­gen über Frei­heit, Demo­kra­tie, Wer­te und auch über den Men­schen als Indi­vi­du­um. Nach den west­lich-idea­lis­ti­schen Vor­stel­lun­gen strebt der Mensch nach Indi­vi­dua­li­tät und Selbst­ver­wirk­li­chung, also nach Geistigem.

Der Mate­ria­lis­mus

In die­sen Sicht­wei­sen des idea­lis­ti­schen Welt­bil­des spie­len die mate­ri­el­len Bedürf­nis­se der Mehr­heit der Mensch­heit eine nur unter­ge­ord­ne­te Rol­le, wes­halb die­se von den ver­geis­tig­ten west­li­chen Mei­nungs­ma­chern oft­mals abwer­tend behan­delt wer­den. Denn das Stre­ben nach der Befrie­di­gung mate­ri­el­ler Bedürf­nis­se führt in ihren Augen zum Kol­lek­ti­vis­mus, der das Indi­vi­du­um zur gestalt­lo­sen und unmün­di­gen Mas­se macht. Die­se Hor­ror­vor­stel­lung sieht der west­li­che Idea­lis­mus beson­ders in kom­mu­nis­ti­schen Sys­te­men oder Par­tei­en verwirklicht.

Aus die­ser Ein­stel­lung nährt sich die erbit­ter­te Feind­schaft gegen­über Russ­land, Chi­na und ande­ren, die vom Wes­ten als auto­kra­ti­sche Sys­te­me ange­se­hen wer­den. Im Gegen­satz zu Chi­na wird aber Russ­land nicht mehr von einer kom­mu­nis­ti­schen Par­tei gelei­tet. Den­noch ist alte Feind­schaft geblie­ben, wenn sie auch eini­ge Jah­re von der Hoff­nung über­deckt war, die Rus­sen nach dem eige­nen Welt­bild for­men zu können.

Im all­ge­mei­nen wird der Mate­ria­lis­mus mit Mar­xis­mus oder Kom­mu­nis­mus in einem Atem­zug genannt. Zwar bedie­nen beson­ders kom­mu­nis­ti­sche Par­tei­en und sozia­lis­ti­sche Staa­ten sich sei­ner, um die Ent­wick­lun­gen in der Welt zu ana­ly­sie­ren, aber auch in vie­len Nach­fol­ge­staa­ten der Sowjet­uni­on, beson­ders in Russ­land, bestimmt der Mate­ria­lis­mus noch weit­ge­hend Poli­tik und Denken.

Dar­aus wird deut­lich, dass Mate­ria­lis­mus nicht etwas aus­drück­lich Mar­xis­ti­sches ist. Er ist eigent­lich nichts wei­ter als die sach­be­zo­ge­ne Ana­ly­se von Vor­gän­gen auf der Grund­la­ge der vor­ge­fun­de­nen Gege­ben­hei­ten und dem Wis­sen um die Bedin­gun­gen von Ent­wick­lun­gen. Mate­ria­lis­mus prägt auch die kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schaft. Die Kennt­nis­se über die Qua­li­tä­ten des eige­nen Unter­neh­mens und die Bedin­gun­gen des Mark­tes sind Grund­la­ge von Erfolg, nicht Wunschdenken.

Was bleibt

Die Kon­flik­te in der Welt, beson­ders die zwi­schen dem Wer­te­wes­ten auf der einen Sei­te sowie Russ­land und Chi­na auf der ande­ren, gehen viel stär­ker auf die­se unter­schied­li­chen Betrach­tungs­wei­sen der Vor­gän­ge in der Welt zurück als alle ande­ren Erklä­rungs­ver­su­che. Alle ande­ren brin­gen nicht mehr Licht in das Dun­kel der Moti­ve und füh­ren nur zu wei­te­ren Wider­sprü­chen mit der Wirklichkeit.

Wohl gemerkt, es geht bei die­ser Fra­ge­stel­lung um die Moti­ve der Han­deln­den und derer, die durch ihren wie auch immer gear­te­ten Bei­trag an der Ent­ste­hung der vor­lie­gen­den Situa­ti­on maß­geb­lich betei­ligt sind. Das Ver­hal­ten der Ver­ant­wort­li­chen im Wer­te­wes­ten ist ratio­nal nicht zu erklä­ren. Es ist in ers­ter Linie getrie­ben von Emo­tio­na­li­tät und Moral. Das zeigt ganz deut­lich der Kom­men­tar von Bus­se, des­sen Begrün­dun­gen für das west­li­che Han­deln sehr faden­schei­nig sind und nur dürf­tig die Ver­bit­te­rung über die Erfolg­lo­sig­keit des Wes­tens über­de­cken können.

Die­se erfolg­lo­se west­li­che Poli­tik beson­ders des letz­ten Jahr­zehnts ist das Ergeb­nis sei­ner durch Moral ver­blen­de­te Fehl­ein­schät­zung der glo­ba­len Ent­wick­lun­gen. Die­se sind Fol­gen sei­nes idea­lis­ti­schen Welt­bil­des, eines Den­kens, das sich nicht dem Erken­nen der Wirk­lich­keit ver­pflich­tet fühlt son­dern dem Kon­stru­ie­ren von Gegen­wel­ten, dem Töp­fern alter­na­ti­ver Wirk­lich­kei­ten. Die­ses Den­ken gip­felt in sei­ner Ver­schro­ben­heit in Phan­ta­sien um die Mars­be­sied­lung von sol­chen als Visio­nä­ren gehyp­ten Leu­ten wie Elon Musk, denen die Welt uner­klär­lich ist und die sich des­halb eine neue, bes­se­re schaf­fen wol­len auf ent­fern­ten Gestirnen.

Nun kann man zurecht anzwei­feln, ob die Her­an­ge­hens­wei­se in der Betrach­tung der Welt eine sol­che Bedeu­tung haben soll, dass sie für die Kon­flik­te in der Welt ver­ant­wort­lich sein soll. Der Welt selbst dürf­te es ziem­lich schnup­pe sein, ob das idea­lis­ti­sche oder mate­ria­lis­ti­sche Welt­bild das Den­ken der Men­schen beherrscht. Aber der Wes­ten merkt immer öfter und deut­li­cher, dass er mit sei­ner Sicht auf die Welt die Welt selbst aus den Augen ver­liert. West­li­che Rezep­te zur Gestal­tung der Welt schei­tern immer häu­fi­ger an einer Wirk­lich­keit, die er und sei­ne Bus­ses nicht wahr­ha­ben wollen.

Die Völ­ker die­ser Welt tan­zen immer sel­te­ner nach der Pfei­fe der west­li­chen Wer­te und sei­ner dop­pel­bö­di­gen Moral. In Russ­land und Chi­na sind ihnen Alter­na­ti­ven erwach­sen und die­se haben mit ihrem mate­ria­lis­ti­schen Blick auf die Welt mehr Erfolg. Ihr Den­ken ori­en­tiert sich an den Gege­ben­hei­ten und an den Inter­es­sen aller Betei­lig­ten. Ihr Han­deln ist dar­auf aus­ge­rich­tet, Vor­tei­le aus einer Zusam­men­ar­beit für alle zu heben. Dage­gen scheint im Wes­ten kein Kraut gewach­sen zu sein. Aber ein­fach hin­neh­men will er es auch nicht.

Ver­wei­se

(1) Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Zei­tung vom 17.12.22 »Haus­auf­ga­ben des Westens«

(2) eben­da

(3) eben­da

(4) FAZ vom 6.1.23 »Chi­na koope­riert mit Taliban«

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