Die Spra­che der Herr­schaft – und der Ohn­macht Lek­ti­on 29: Verschwörungstheorie

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Mag­Ma legt hier­mit die seit 2012 als Video vor­lie­gen­den und basie­rend auf Über­le­gun­gen von Anfang der 90er Jah­re ent­stan­den Lek­tio­nen zur »Spra­che der Herr­schaft und der Ohn­macht« von malcom.z vor. Nicht alle ursprüng­lich als Video­pod­cast ver­fass­ten Lek­tio­nen eig­nen sich zur schrift­li­chen Ver­öf­fent­li­chung. Daher die Lücken in der Num­me­rie­rung. Vie­le Lek­tio­nen ver­wei­sen auf ande­re und zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der The­sen emp­fiehlt es sich die Lek­tio­nen nicht iso­liert zu betrachten.

Lek­ti­on 18: Ein­fahrt frei! Der tag­täg­li­che Ari­sie­rungs- Ghetto-Terror

Lek­ti­on 19: Indi­rek­te Behaup­tun­gen und Beweise

Lek­ti­on 20: Die Wei­ber wer­den gefickt, die Ker­le krie­gen die Eier abgeschnitten

Lek­ti­on 21: RECHT: DAS Recht, (DIE) Rech­te / EIN Recht / MEI­NE Rech­te / MEIN Recht, recht – rechts

Lek­ti­on 22: »Ras­sen­theo­rie« und »Tota­li­ta­ris­mus­theo­rie«

Lek­ti­on 23: Natür­li­cher Tod – Frei­tod – Selbst­mord – Schuldeingeständnis

Lek­ti­on 24 – 1: Der Stäh­ler­ne – als Antichrist

Lek­ti­on 24 – 2: Der Stäh­ler­ne – von Trotz­ki über Goeb­bels und Wlas­sow zu Chruschtschow

Lek­ti­on 24 – 3: Der Stäh­ler­ne – Katyn

Lek­ti­on 25: Der soge­nann­te Stalinismus

Lek­ti­on 26: Der soge­nann­te Popu­lis­mus und/​oder Rechtspopulismus

Lek­ti­on 28: AusländerhaSS

Lek­ti­on 29: Verschwörungstheorie

Lek­ti­on 30: Lügen­pres­se halt die Fresse

Lek­ti­on 31: Poli­ti­scher Analphabetismus

Lek­ti­on 32: Ost­deutsch­land (Ost­wör­ter I)

Lek­ti­on 33: Die Ost­deut­schen (Ost­wör­ter II)

Lek­ti­on 35: Ost­al­gie (Ost­wör­ter IV)

Lek­ti­on 36: Ost­mu­sik und Ost­rock (Ost­wör­ter V)

Lek­ti­on 29: Verschwörungstheorie

Die­ser Ter­mi­nus wird min­des­tens seit den 1990ern und zwar ver­stärkt und anti­auf­klä­re­risch und also im Rah­men des Kon­zepts des poli­ti­schen Analpha­be­tis­mus aus­ge­ge­ben. Vor­zugs­wei­se über unpo­li­tisch daher­kom­men­de Laber-TV-Sen­dun­gen. Soge­nann­te Talkshows.

Das Wort wird also nicht öffent­lich erklärt, jeden­falls nicht in der sel­ben Öffent­lich­keit und in den Zusam­men­hän­gen, in denen das Wort ver­wen­det wird.

Ana­log zu Wör­tern wie »Popu­lis­mus« wird mit die­sem Wort eine Erzäh­lung denun­ziert und an den Pran­ger gena­gelt, die voll und ganz den Erzähl­wei­sen ent­spricht, die die staats­of­fi­zi­el­len Polit­niks auch labern und die Herr­schafts-Pro­pa­gan­da-Medi­en tag­täg­lich aus­tei­len. Denn wie die Staats­funk­zi­es min­des­tens so »popu­lis­tisch« labern wie die, denen es vor­ge­wor­fen wird, nur mit ande­ren Inhal­ten und Wir­kungs­ab­sich­ten und in poli­ti­scher und Ein­kom­mens­kon­kur­renz, so spin­nen sie auch Ver­schwö­rungs­theo­rien. Mal gegen Ruß­land, mal gegen Cuba, mal gehen Nord­ko­rea, mal gegen den Iran usw. Vor allem aber gegen die mehr­heit­li­chen Deut­schen, die Unte­ren. Nur daß der Inhalt der als Ver­schwö­rungs­theo­rien denun­zier­ten Sto­ries den Herr­schen­den, Regie­run­gen und Sen­den­den eben nicht gefällt. Durch­aus aus unter­schied­li­chen Grün­den. Es han­delt sich also um ein Denun­zia­ti­ons­wort, bei dem die Unter­ta­nen nicht mer­ken sol­len, was ihnen war­um und wie unter­ge­ju­belt wird.

Der übli­che Gebrauch ist der­art: Eine TV-„Talk“-Runde labert so vor sich hin. Einer – sel­ten eine – sagt irgend etwas, was von den Poli­ter­zäh­lun­gen der Herr­schaft all­zu deut­lich abweicht und weder zu den offi­zi­el­len Poli­ter­zäh­lun­gen paßt, noch zu den Inter­es­sen der Herr­schen­den und Regierenden.

Der­je­ni­ge bekommt dann an den Kopf geknallt, was er sage, sei eine Ver­schwö­rungs­theo­rie. Damit wis­sen alle – die Run­den-Sitzer wie das Publi­kum -, daß der eine nun den Mund zu hal­ten hat. Und daß die­se „Ver­schwö­rungs­theo­rie“ zu den­ken nicht statt­haft sei. Es han­delt sich also um die Aus­ga­be eines Ver­bots, ohne daß das Ver­bot als ein sol­ches benannt und erschei­nen würde.

Nach jeder halb­wegs ver­nünf­ti­gen Defi­ni­ti­on von Ver­schwö­rung ist jeder, der kei­ne Ver­schwö­rungs­theo­rien hat, ein Idi­ot, der die LÜGEN der Herr­schaft fres­sen muß, wie sie von die­ser und ihren Büt­teln aus­ge­ge­ben wer­den. Die­se auf­klä­re­ri­sche Defi­ni­ti­on von Ver­schwö­rung geht so:

Ver­schwö­rung ist das Ver­ein­ba­ren und Ver­fol­gen poli­ti­scher und ande­rer Inter­es­sen-Zie­le in klei­nen Zir­keln abseits der Öffent­lich­keit, die aber die Men­schen und Inter­es­sen außer­halb die­ser Zir­kel betref­fen und denen die dar­aus fol­gen­den Hand­lun­gen zumeist unter Weg­las­sung der Ver­ein­ba­run­gen und regel­mä­ßig mit fal­schen Begrün­dun­gen aus­ge­ge­ben und erklärt wer­den. Oder auch nicht. Welt­ge­schicht­lich ent­spre­chen die meis­ten Herr­schafts-Ver­schwö­run­gen den Inter­es­sen der heim­li­chen Min­der­hei­ten und wider­spre­chen damit fast immer den Inter­es­sen der Mehr­hei­ten. In weni­gen welt­ge­schicht­li­chen Aus­nah­men ehr­li­cher Ver­schwö­rer besor­gen die sich mit ihren Ver­schwö­run­gen um ihre Mit­men­schen. In die­sen Aus­nah­men wer­den die Beschlüs­se in der Regel auch öffent­lich gemacht und ent­spre­chen die offen und öffent­lich aus­ge­ge­be­nen Begrün­dun­gen den Grün­den. Jeden­falls ist weder von den 1917er Bol­sche­wi­ki , noch von den cuba­ni­schen Revo­lu­tio­nä­ren der 1950er irgend wann damals oder spä­ter bekannt gewor­den, daß sie hin­sicht­lich der bekannt­ge­ge­be­nen Revo­lu­ti­ons­zie­le gelo­gen hät­ten. Wie auch im Kom­mu­nis­ti­schen Mani­fest von 1848 schon das offe­ne Bekennt­nis zu den Zie­len der Kom­mu­nis­ten bekannt gege­ben wurde.

Nach die­ser Defi­ni­ti­on ist jede heu­te prak­ti­zier­te Form des Regie­rens Ver­schwö­rung, Lob­by­is­mus ist insti­tu­tio­na­li­sier­te Ver­schwö­rung. Nicht mehr oder weni­ger. Darf aber in der Brd und für die­se nicht so genannt wer­den. Es liegt hier also die sel­be Sprech-Asym­me­trie vor wie zum Bei­spiel beim soge­nann­ten Populismus.

Bild: Aus dem Buch Ein­sam­keit in der Welt (Одиночество на миру) des Dich­ters Ser­gei Vasi­liev mit Illus­tra­tio­nen von Mark Abra­mov, die Ende der 1960er Jah­re die USA besuch­ten, wor­aus das Buch enstand

Lek­ti­on 29 als Video:

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