Die Spra­che der Herr­schaft – und der Ohn­macht Lek­ti­on 27: Ismus-Wörter

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Mag­Ma legt hier­mit die seit 2012 als Video vor­lie­gen­den und basie­rend auf Über­le­gun­gen von Anfang der 90er Jah­re ent­stan­den Lek­tio­nen zur »Spra­che der Herr­schaft und der Ohn­macht« von malcom.z vor. Nicht alle ursprüng­lich als Video­pod­cast ver­fass­ten Lek­tio­nen eig­nen sich zur schrift­li­chen Ver­öf­fent­li­chung. Daher die Lücken in der Num­me­rie­rung. Vie­le Lek­tio­nen ver­wei­sen auf ande­re und zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der The­sen emp­fiehlt es sich die Lek­tio­nen nicht iso­liert zu betrachten.

Lek­ti­on 18: Ein­fahrt frei! Der tag­täg­li­che Ari­sie­rungs- Ghetto-Terror

Lek­ti­on 19: Indi­rek­te Behaup­tun­gen und Beweise

Lek­ti­on 20: Die Wei­ber wer­den gefickt, die Ker­le krie­gen die Eier abgeschnitten

Lek­ti­on 21: RECHT: DAS Recht, (DIE) Rech­te / EIN Recht / MEI­NE Rech­te / MEIN Recht, recht – rechts

Lek­ti­on 22: »Ras­sen­theo­rie« und »Tota­li­ta­ris­mus­theo­rie«

Lek­ti­on 23: Natür­li­cher Tod – Frei­tod – Selbst­mord – Schuldeingeständnis

Lek­ti­on 24 – 1: Der Stäh­ler­ne – als Antichrist

Lek­ti­on 24 – 2: Der Stäh­ler­ne – von Trotz­ki über Goeb­bels und Wlas­sow zu Chruschtschow

Lek­ti­on 24 – 3: Der Stäh­ler­ne – Katyn

Lek­ti­on 25: Der soge­nann­te Stalinismus

Lek­ti­on 26: Der soge­nann­te Popu­lis­mus und/​oder Rechtspopulismus

Lek­ti­on 28: AusländerhaSS

Lek­ti­on 29: Verschwörungstheorie

Lek­ti­on 30: Lügen­pres­se halt die Fresse

Lek­ti­on 31: Poli­ti­scher Analphabetismus

Lek­ti­on 32: Ost­deutsch­land (Ost­wör­ter I)

Lek­ti­on 33: Die Ost­deut­schen (Ost­wör­ter II)

Lek­ti­on 35: Ost­al­gie (Ost­wör­ter IV)

Lek­ti­on 36: Ost­mu­sik und Ost­rock (Ost­wör­ter V)

Lek­ti­on 27: Ismus-Wörter

Als die Ter­mi­ni »Mar­xis­mus« und »Leni­nis­mus« geprägt wur­den und sich Mil­lio­nen, nach­dem sie sie gründ­lich stu­diert hat­ten, zu den Leh­ren und der Bewe­gung bekann­ten, die mit die­sen Wör­tern bezeich­net wur­den, also ab der zwei­ten Hälf­te des 19. und ab dem frü­hen 20. Jahr­hun­dert, waren ISMUS-Wör­ter noch neu­tra­le Bezeich­ner. Also posi­tiv Gemein­tes und nega­tiv Ange­se­he­nes wur­den mit Ismus-Wör­tern bezeichnet.

Die Anhän­ger des KAPI­TA­LIS­MUS nann­ten ihn – und zwar posi­tiv – Kapi­ta­lis­mus und die Ver­tre­ter der Arbei­ter ver­wen­de­ten die­sen Ter­mi­nus ihrer Klas­sen­fein­de. Nicht so posi­tiv erzählt, ver­steht sich. Aber inner­halb des Mar­xis­mus wird der Ter­mi­nus »Kapi­ta­lis­mus« durch­aus auch posi­tiv ver­wen­det, näm­lich zur Bezeich­nung und zur Erklä­rung eines gesell­schaft­li­chen Fort­schritts gegen­über dem Feu­da­lis­mus. Und auch der Begriff IMPE­RIA­LIS­MUS war kei­ne Erfin­dung der Geg­ner des Impe­ria­lis­mus. Viel­mehr benann­ten die Funk­tio­nä­re des IMPE­RIA­LIS­MUS und KOLO­NIA­LIS­MUS im 19. Jahr­hun­dert ihr Sys­tem und ihr Stre­ben, ihre IDEO­LO­GIE und ihre krie­ge­ri­schen Stra­te­gien selbst genau so. Also schon des­halb nicht negie­rend und nicht nega­tiv. Die Kri­ti­ker des Kapi­ta­lis­mus und der impe­ria­lis­ti­schen Krie­ge über­nah­men viel­fach die Ter­mi­ni von ihren Klas­sen­fein­den, um die­se Wör­ter als objek­ti­ve Bezeich­ner zu ver­wen­den und mit ihnen ihre Kri­ti­ken und Kampf­an­sa­gen zu formulieren.

Das deut­sche Unter­drü­ckungs-Regime hat die SPRA­CHE DER HERR­SCHAFT seit 1933 und seit 1945 in der Art berei­nigt und aus­ge­rich­tet, daß ISMUS Wör­ter heut­zu­ta­ge eigent­lich nur noch NEGA­TIV ver­wen­det wer­den, indem sie NEGA­TI­VES bzw. als NEGA­TIV zu Denun­zie­ren­des bezeich­nen sollen:

STA­LI­NIS­MUS (sie­he Lek­ti­on 25), ZEN­TRA­LIS­MUS, ISLA­MIS­MUS, POPU­LIS­MUS, SOZIA­LIS­MUS, gleich­ge­setzt mit dem angeb­li­chen natio­na­len des NAZISMUS.

Wäh­rend Wör­ter, die die­ser Regel wider­spra­chen, über die Jah­re und Jahr­zehn­te aus­sor­tiert und ver­ges­sen gemacht wur­den: Impe­ria­lis­mus, Kapi­ta­lis­mus, Zen­tra­lis­mus usw. Der Femi­nis­mus wird der­zeit noch indif­fe­rent erzählt. Wie er schon vor 50 Jah­ren von den einen pro­pa­giert, von den ande­ren ange­fein­det wurde.

Der deut­sche Unter­tan weiß heut­zu­ta­ge also reflex­ar­tig, was er zu den­ken hat über jeman­den oder eine Men­schen­grup­pe oder ein Sys­tem, der-die-das mit einem ISMUS-Wort gekenn­zeich­net wird. Denn er wird wie Paw­lows Hund trai­niert: ISMUS-wort = bab­a­bö­se. Und also wer­den Denun­zia­ti­ons-Objek­te gern und zuneh­mend mit Ismus-Wör­tern belegt.

Die­se Refle­xe und sons­ti­gen emo­tio­na­len Begleit­erschei­nun­gen, die ihn mit den ISMUS-Wör­tern ansprin­gen, kann der deut­sche Unter­tan nor­ma­ler­wei­se nicht reflek­tie­ren. Weil ihm die­se Ismus-Wör­ter-Regel nicht mit­ge­teilt wird, er also auch hier­in in einem poli­ti­schen Analpha­be­tis­mus gehal­ten wird und das nicht reflek­tie­ren kann. Nicht im Detail, nicht im gro­ßen und ganzen.

Zu die­sem Zweck, also der aus­schließ­lich und refle­xi­ven Nega­ti­vie­rung mit­tels der Ismus-Wör­ter, wer­den Wör­ter wie »Kapi­ta­lis­mus« und »Impe­ria­lis­mus« nicht (mehr) posi­tiv ver­wen­det und durch sol­che wie »Markt­wirt­schaft« und »huma­ni­tä­re Ein­sät­ze« ersetzt. Bzw. eröff­net und ver­voll­komm­net die Nicht­ver­wen­dung der Wör­ter die­se Anwen­dung. Bei­de wer­den zuwei­len noch gegen Ruß­land und Chi­na ver­wen­det, wäh­rend die Usa, Groß-Bri­tan­ni­en, die Brd mit bei­dem sprach­lich nichts zu tun haben (dür­fen). In den Groß- und Größt­me­di­en. Auch KOLO­NIA­LIS­MUS kommt so gut wie nicht mehr vor. Bes­ten­falls gele­gent­lich rück­bli­ckend als Beschrei­bung einer angeb­lich längst über­wun­de­nen Vergangenheit.

Einen HIT­LE­RIS­MUS gibt es in der deut­schen Herr­schaft­spra­che genau­so wenig wie einen JESU­IS­MUS oder JESUS­IS­MUS oder ADE­NAU­E­RIS­MUS oder MER­KE­LIS­MUS. Denn die­se Per­so­nen und Regimes sol­len nicht nega­tiv gedacht wer­den. Zumin­dest nicht so nega­tiv wie »Sta­li­nis­mus«, Kom­mu­nis­mus, Sozia­lis­mus usw.

Dabei wäre es den heu­ti­gen PRO­PA­GAN­DA-Appa­ra­ten, vor allem mit dem Farb-TV, ein Leich­tes, sie inner­halb weni­ger Tage in die Mehr­heit der 85 Mil­lio­nen Köp­fe im Brd-DVBT-Sen­de­ge­biet zu häm­mern. Statt­des­sen benut­zen die Regi­me­lin­ge die­se nicht öffent­lich defi­nier­te Funk­ti­on der Ismus-Wör­ter nach Regime-Bedarf, Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­hal­ten zu stig­ma­ti­sie­ren, indem ihnen irgend ein sprach­li­cher Ismus ange­hängt wird. Sim­pel, aber wir­kungs­voll. Schon weil die Unter­ta­nen es nicht schnallen.

Das wohl am nega­tivs­ten ver­wen­de­te Ismus-Wort mit den schwers­ten Schuld­vor­wür­fen ist der soge­nann­te Sta­li­nis­mus. Dazu paßt und gehört, daß es in der Rea­li­tät nie einen STA­LI­NIS­MUS und auch kei­ne dazu­ge­hö­ri­gen STA­LI­NIS­TEN gege­ben hat, auch und gera­de da es eini­ge weni­ge Ein­zel­bei­spie­le gibt bzw. gab, daß Men­schen sich selbst als Sta­li­nis­ten bezeich­ne­ten. Das kann der deut­sche Unter­tan schon gar nicht den­ken, da ihm der angeb­li­che Sta­li­nis­mus seit Jahr­zehn­ten als nega­tiv geschichts- und dik­ta­tur­be­stim­mend ein­ge­häm­mert wird. Ins­be­son­de­re wenn der Denun­zi­ant ein solch kor­rup­ter DIÄ­TEN­FLACH­SCHWÄT­ZER­SCHLAU­KOPF ist wie der Gysi. Auch des­halb gibt es sprach-groß­öf­fent­lich kei­nen GYSI­IS­MUS. Gysi­is­mus könn­te gefaßt wer­den als übels­te Form des Ver­rats in Ver­bin­dung mit Kor­rupt­heit, Frech­heit (jüdisch/​jiddisch: Chuz­pe = Unver­schämt­heit) und hin­ter­häl­ti­ger Jubel­pro­pa­gan­da durch den Klassenfeind.

Also kön­nen die Vol­ker auch nicht an Couch- und Bier­ti­schen, nicht in poli­ti­schen Klein- und Kleinst­grup­pen etwas ande­res den­ken, als die Herr­schafts­me­di­en vor­ge­ben. Selbst wenn sie es wöllten.

Die meis­ten derer, die sich jemals öffent­lich »Sta­li­nis­ten« nann­ten, waren aber Über­läu­fer-Ver­rä­ter, die zudem die­se ihre angeb­li­che Eigen­schaft, näm­lich Sta­li­nis­ten zu sein, als ihr ehe­ma­li­ges, inzwi­schen abge­schwo­re­nes Bekennt­nis erzähl­ten und dafür von der west­welt­li­chen Herr­schaft Geld, Par­tei- und uni­ver­si­tä­re Posi­tio­nen und sons­ti­ge Pri­vi­le­gi­en beka­men. Es waren also von den Tod­fein­den der Mensch­heit gekauf­te Geständ­nis­se und Kron­zeu­gen­schaf­ten, die bil­lig zu haben, zu dru­cken und zu sen­den waren.

Die seit­her den »Sta­li­nis­mus« »bewei­sen«. Als etwas Böses­tes dar­stel­len. Schon mit­tels des Ismus. Was aber nie dazu­er­zählt und nie kri­tisch ange­merkt wer­den durf­te. Und heu­te erst recht nicht darf.

Bild: Meme mit Zitat aus Film Fer­ris macht blau, das neo­li­be­ra­le Cre­do dar­stel­lend (gefun­den hier http://​zita​tus​.com/​f​e​r​r​i​s​-​u​n​d​-​f​a​s​c​h​i​s​mus)

Lek­ti­on 27 als Video:

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