Jeden Montag Zehntausende auf Deutschlands Straßen

Lesezeit2 min

Jeden Montag gehen Zehntausende Bürger in Deutschland auf die Straße. In Ostdeutschland steigt die Wut gegen die Politik der Ampelregierung immer mehr. 

Zehntausende Bürger gehen jeden Montag in Deutschland auf die Straße. Während sich die »Spaziergänge« im Winter auf ganz Deutschland erstreckt haben, sind sie jetzt vor allem auf Ostdeutschland konzentriert. Dort nehmen sie allerdings schon jetzt teilweise die Größe der Corona-​Proteste an.

Ostdeutschland brodelt

So werden die Protestzüge in Leipzig, Chemnitz, Dresden, Rostock, Schwerin und Bautzen vom gestrigen Montag jeweils auf mehrere Tausend Teilnehmer geschätzt. In Schwerin etwa bis zu 5.000 Teilnehmer, in Leipzig bis zu 3.000. Doch auch abseits der ostdeutschen Großstädte kommt es zu lauten Protesten.

Hier sieht man den Demozug in Halberstadt, eine 40.000 Einwohnerstadt in Sachsen-Anhalt. 

Die Forderungen sind seit Wochen klar und deutlich: »Nord Stream 2 öffnen«, »Frieden mit Russland« und (selbstverständlich) auch der Rücktritt der Regierung. Ein Insider der ostdeutschen Proteste sagt zu TKP, dass der Unmut der Leute enorm hoch sei. Sogar überzeugte Nationalisten würden mittlerweile laut über »Sezession« sprechen. Dann wäre der Osten »morgen raus aus der NATO«, so die Hoffnung der außerparlamentarischen Opposition des Ostens. Dazu passt auch das Banner, das der Leipziger Zug am gestrigen Montag ganze vorne getragen hat. »Für diese Scheiße waren wir 89 nicht auf der Straße«, war dort zu lesen.

Konzept Montagsspaziergänge

Über die »Wessis« ist man im Osten enttäuscht, denn diese seien »zu blöd«. In Frankfurt am Main, Banker-​Stadt der EZB, demonstrierten am Samstag Bauern gegen die hohen Energiepreise sowie den Kriegskurs. In der Stadt schafft man noch jeden Samstag mehrere Hundert Teilnehmer. Vereinzelt sind noch Montagsspaziergänge auch in Westdeutschland zu finden, die Dynamik und die Größe sind aber mit dem Osten nicht zu vergleichen.

Medial versucht man die Proteste im Osten zu verschweigen, was relativ erfolgreich gelingt. Politisch versucht man sie zu kanalisieren. Der Versuch der Links-​Partei, dies zu unternehmen, ist allerdings grandios gescheitert.

Ähnlich wie in Westdeutschland ist auch die Mobilisierung Österreich in den letzten Wochen ziemlich ins Stocken geraten. Vom »heißen Herbst« ist de facto noch wenig zu spüren. Das liegt möglicherweise auch daran, dass sich viele weiterhin auf Gruppen verlassen, die eine zentrale Großdemonstration in Wien organisieren sollen. In Deutschland, wo im letzten Winter solche Protestzüge von staatlicher Seite bereits unterbunden wurden, musste sich die Bevölkerung dezentral und selbstständig organisieren: Man traf sich kurzerhand am Montagabend, meist um 18 Uhr vor dem Bezirks- oder Gemeindeamt.

Diese Demonstrationen haben sich dabei als äußerst effektiv erwiesen. Auch weil die Polizei die Kräfte nicht bündeln konnte, da es zu Hunderten Demozügen im Land gekommen war. Seitdem Corona nur noch Nebenthema ist und US-​Stellvertreterkrieg und Energiekrise die zentralen Brennherde sind, konzentrieren sich die Proteste aber auf Ostdeutschland. Allerdings hat sich die grundlegende Strategie der Montagsspaziergänge kaum geändert. Man trifft sich und geht eine Stunde durch die Stadt.

Im Winter waren die Demos nicht angemeldet, das hat sich nun wieder geändert, weshalb auch wieder Standkundgebungen zu sehen sind. Österreich hat etwas ähnliches bisher noch nicht umgesetzt.

Zuerst erschienen bei TKP​.at

Bild: Nicole Schmidt

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert