Ers­te inter­na­tio­na­le Kon­fe­renz von »Freie Lin­ke« in Prag – Berich­te aus den Ländern

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Auf der inter­na­tio­na­len Kon­fe­renz der Frei­en Lin­ken berich­te­ten die Dele­gier­ten über die sozia­len Bewe­gun­gen und Pro­tes­te in ihren Län­dern. Sie ana­ly­sier­ten die poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Lage aus anti­ka­pi­ta­lis­ti­scher Per­spek­ti­ve und die Rol­le lin­ker Kräf­te in den Protestbewegungen.

Auf der inter­na­tio­na­len Kon­fe­renz der Frei­en Lin­ken berich­te­ten die Dele­gier­ten über die sozia­len Bewe­gun­gen und Pro­tes­te in ihren Län­dern. Sie ana­ly­sier­ten die poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Lage aus anti­ka­pi­ta­lis­ti­scher Per­spek­ti­ve und die Rol­le lin­ker Kräf­te in den Protestbewegungen.

Den Coro­na­maß­nah­men gegen­über offen kri­ti­sche Lin­ke wur­den von ihren eige­nen »Genos­sen« beson­ders dif­fa­miert: Sie wur­den von Men­schen, mit denen sie zuvor per­sön­lich und poli­tisch eng ver­bun­den waren, ange­pran­gert, sich mit ihrer »coro­na­kri­ti­schen« Hal­tung als Rech­te oder zumin­dest als »rechts-offen« zu outen. Mit die­ser Zuschrei­bung wur­den sie aus ihren lin­ken Zusam­men­hän­gen aus­ge­schlos­sen. Es ging so weit, dass man fast »auto­ma­tisch« ein poli­tisch Rech­ter war, wenn man nur wag­te, die Coro­na­maß­nah­men der Regie­rung infra­ge zu stellen.

In die­ser Situa­ti­on gab es in ver­schie­de­nen euro­päi­schen Län­dern trotz­dem lin­ke Akti­vis­ten, sowohl außer­par­la­men­ta­risch als auch orga­ni­siert, die das gan­ze Pan­de­mie­ge­sche­hen und die damit ein­her­ge­hen­de Poli­tik aus expli­zit lin­ker Per­spek­ti­ve kri­ti­sier­ten. Sie ord­ne­ten die Coro­na-Angst­po­li­tik in einen kapi­ta­lis­mus­kri­ti­schen Kon­text ein, mit einer beson­de­ren Exper­ti­se über das Vor­ge­hen des »Kapi­tals« in Kri­sen- und Aufstandssituationen.

Die Frei­en Lin­ken wur­den im Janu­ar 2021 in Deutsch­land gegrün­det. Schnell wei­te­te sich das Netz­werk auf Öster­reich, die Schweiz, die Nie­der­lan­de, Luxem­burg und Ita­li­en aus. Anfang Sep­tem­ber tra­fen sich Dele­ga­tio­nen aus die­sen Län­dern und aus unter­schied­li­chen lin­ken Strö­mun­gen zum ers­ten Mal per­sön­lich. Auf der Kon­fe­renz gab es neben Vor­trä­gen mit Ana­ly­sen zur sozia­len, gesell­schaft­li­chen und wirt­schaft­li­chen Lage aus lin­ker Per­spek­ti­ve auch Berich­te über die Ent­wick­lung von Repres­si­on und Wider­stand aus den ein­zel­nen Ländern.

Die fol­gen­den kur­zen Län­der­be­rich­te geben nicht die umfas­sen­de Dar­stel­lung und Dis­kus­si­on der Kon­fe­renz­teil­neh­mer über die poli­ti­sche Lage und den Pro­test in ihren Län­dern wie­der. Es han­delt sich viel­mehr um kur­ze Ein­bli­cke und Bei­spie­le über die behan­del­ten The­men und Aspek­te der Lan­des­de­le­gier­ten und die sich dar­aus erge­ben­den Diskussionspunkte.

Berich­te und Dis­kus­si­ons­punk­te aus den Niederlanden

Der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler und Publi­zist Kees van der Pijl berich­te­te über die poli­ti­sche Situa­ti­on und den Wider­stand in den Nie­der­lan­den. Mitt­ler­wei­le wür­den dort 67 Pro­zent der Bevöl­ke­rung den Mas­sen­pro­test der nie­der­län­di­schen Bau­ern unter­stüt­zen. Dazu müs­se man wis­sen, dass der US-Mil­li­ar­där Bill Gates nicht nur in die Phar­ma­in­dus­trie, son­dern ins­be­son­de­re auch in die nie­der­län­di­sche Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on investiere.

Aus Sicht von Kees van der Pijl ist die Coro­na-Pro­test­be­we­gung nur der Vor­läu­fer die­ser gro­ßen Wider­stands­be­we­gung gewe­sen. Bei Coro­na-Pro­tes­ten hät­te es nur des­halb viel weni­ger Teil­neh­mer gege­ben, weil die Mehr­heit der Bevöl­ke­rung die Pro­pa­gan­da und Lügen hin­sicht­lich der COVID-19-Pan­de­mie nicht durch­schaut habe – im Gegen­satz zu den Lügen bezüg­lich der Ent­eig­nun­gen der Bau­ern. Sol­che poli­ti­schen Betrugs­stra­te­gien hät­te Anto­nio Gramsci in den Drei­ßi­ger­jah­ren in sei­nen Arbei­ten über »Cor­rup­ti­on and Fraud« (Kor­rup­ti­on und Betrug) beschrieben.

Gegen die mas­sen­haf­ten Ent­eig­nun­gen der Bau­ern wür­de die nie­der­län­di­sche Bevöl­ke­rung sich sei­ner Mei­nung nach jetzt weh­ren, weil sie den Betrug leich­ter erken­nen kön­ne. Gleich­zei­tig wür­den die Bau­ern­pro­tes­te die ande­ren Bewe­gun­gen ein­sam­meln und inte­grie­ren, wes­halb sich der Wider­stand zu einem Mas­sen­phä­no­men aus­ge­wei­tet hät­te. Inte­griert wor­den sei­en hier auch die Pro­test­be­we­gun­gen gegen die Coro­na­maß­nah­men und gegen die Stei­ge­rung der Lebens­hal­tungs­kos­ten. Aller­dings wäre die Bau­ern­schaft eher kon­ser­va­tiv und bür­ger­lich und stän­de lin­kem Akti­vis­mus eher kri­tisch gegenüber.

Kees van der Pijl habe aber auch die Erfah­rung gemacht, dass sich die bür­ger­li­chen Wider­stands­krei­se für kapi­ta­lis­mus­kri­ti­sche Exper­ti­se öff­ne­ten, wenn es um fun­dier­te Ana­ly­sen und Bei­trä­ge lin­ker Intel­lek­tu­el­ler zur poli­ti­schen und gesell­schaft­li­chen Gesamt­si­tua­ti­on ginge.

Neben dem Ver­sa­gen des größ­ten Teils der tra­di­tio­nel­len Lin­ken in der aktu­el­len Situa­ti­on bedau­er­te Kees van der Pijl wäh­rend der Coro­na­kri­se ganz beson­ders die uner­war­te­te Akzep­tanz des gewalt­tä­ti­gen nie­der­län­di­schen Repres­si­ons­ap­pa­rats und der Poli­zei­bru­ta­li­tät in sei­nem Hei­mat­land. Bis­lang waren die Nie­der­län­der immer für ihren beson­ders ent­spann­ten und fried­fer­ti­gen gesell­schaft­li­chen Umgang bekannt gewe­sen, wäh­rend der Coro­na­kri­se habe eine Aggres­si­vi­tät sei­tens der Behör­den, aber auch inner­halb der Bevöl­ke­rung eine gesell­schaft­li­che Zustim­mung erfah­ren, mit der er nie­mals gerech­net habe.

Sei­ner Mei­nung nach hat die Regie­rung in einem Pro­zess in Rich­tung Faschis­mus mit­tels Coro­na­maß­nah­men und ver­häng­ten Stra­fen aus­pro­biert, wie­weit sie bei der Repres­si­on der Bevöl­ke­rung gehen kann.

Aktu­ell wür­de der Staat in nie­der­län­di­schen Städ­ten, in denen sich Pro­test­zen­tren gebil­det hät­ten, ganz gezielt auch Migra­ti­ons­zen­tren auf­bau­en. Damit wür­de die Regie­rung even­tu­ell ver­su­chen, einen Zusam­men­stoß zwi­schen den eher kon­ser­va­ti­ven Bau­ern und deren Unter­stüt­zern und den Migra­ti­ons­be­we­gun­gen und deren Unter­stüt­zern zu provozieren.

Berich­te und Dis­kus­si­ons­punk­te aus Italien

Aus Ita­li­en berich­te­ten Ver­tre­ter der »Assem­blea Mili­tan­te« (Mili­tan­te Ver­samm­lung). Die­ses Netz­werk habe sei­nen Ursprung zwar auch im Wider­stand gegen die Coro­na­maß­nah­men, der Wider­stand wür­de aber inhalt­lich weit dar­über hin­aus­ge­hen. Die ita­lie­ni­schen Frei­en Lin­ken schätz­ten die Poli­tik eben­falls so ein, dass es mit­nich­ten um die Ein­däm­mung eines mut­maß­lich gefähr­li­chen Virus geht. Statt­des­sen gin­ge es um sozia­le Kon­trol­le und Macht­in­ter­es­sen des Kapitals.

Mit die­ser Inten­si­on hät­ten die Herr­schen­den den Not­stand aus­ge­ru­fen und ver­such­ten, den »Green Pass« als zen­tra­les Ele­ment digi­ta­ler Kon­trol­le ein­zu­füh­ren. Der Gesund­heits­pass die­ne in Wirk­lich­keit der Kon­trol­le des indi­vi­du­el­len per­sön­li­chen Lebens, so ein Ver­tre­ter der »Asam­blea Mili­tan­te«. Dabei wür­de en pas­sant auch die per­sön­li­che Gesund­heits­be­hand­lung durch ein digi­ta­les Behand­lungs­sys­tem ersetzt wer­den. Ins­ge­samt sei es die Mei­nung der Frei­en ita­lie­ni­schen Lin­ken, dass die Macht­eli­te ver­su­che, die seit der Finanz­kri­se aus­ge­lös­te Kri­se des Kapi­ta­lis­mus zu lösen, indem sie mit­tels IT- und Phar­ma­in­dus­trie jeden Lebens­be­reich der kapi­ta­lis­ti­schen Ver­wer­tung unterordne.

Die Ant­wort auf die Fra­ge, ob es die­sen Kräf­ten auch gelän­ge, ihre Agen­da durch­zu­set­zen, blieb offen. Denn obwohl der Wider­stand welt­weit in der Min­der­heit sei, konn­te den­noch ver­hält­nis­mä­ßig viel erreicht wer­den. Der ita­lie­ni­sche Akti­vist bezog sich hier auch auf die Mas­sen­pro­tes­te in Kana­da und Indi­en. Welt­weit und auch in Euro­pa sei­en eini­ge Regie­run­gen ange­sichts der Pro­tes­te hin­sicht­lich Impf­pflicht und Impf­pass bereits eingeknickt.

Für die herr­schen­de Eli­te sei es zudem nicht so ein­fach, die Virus­angst auf­recht­zu­er­hal­ten. Inzwi­schen sei Putin als neu­es Feind­bild instal­liert wor­den. Dabei wür­den die Sank­ti­ons­maß­nah­men gegen­über Russ­land eben­so der Macht­ver­tei­di­gung west­li­cher Finanz­eli­ten die­nen, wie die Maß­nah­men gegen die COVID-19-Pan­de­mie welt­weit. Ver­kürzt gesagt, gin­ge es im Ukrai­ne­krieg auch um die Kon­trol­le der Pro­duk­ti­ons­mit­tel der BRICS-Staa­ten. Es han­de­le sich bei dem Krieg um die Kri­sen­re­ak­ti­on des Kapi­tals, das jetzt nach allen Pro­duk­ti­ons­mit­teln greife.

Die ita­lie­ni­sche Arbei­ter­schaft war im Ver­gleich zu ande­ren EU-Län­dern ganz beson­ders von staat­li­cher Repres­si­on und Coro­na­maß­nah­men betrof­fen. Unge­impf­te Men­schen wur­den viel­fach nicht zur Arbeit gelas­sen, ihnen wur­den mona­te­lang kei­ner­lei Ein­kom­men aus­ge­zahlt. Dage­gen enga­gier­ten sich, auch ein­zig­ar­tig in Ita­li­en, die Gewerk­schaf­ter der ita­lie­ni­schen Basis­ge­werk­schaft SOL Cobas. Die­se Gewerk­schaft kämpf­te im Gegen­satz zu allen gro­ßen euro­päi­schen Gewerk­schaf­ten auf­sei­ten der Maß­nah­men­kri­ti­ker für den Erhalt des Selbst­be­stim­mungs­rechts über den eige­nen Kör­per und gegen die Dis­kri­mi­nie­rung Unge­impf­ter. Als aus­drück­lich lin­ke, anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on, die die Regie­rungs­maß­nah­men und die Moti­ve der Phar­ma­in­dus­trie anpran­ger­te, gehört SOL Cobas zu den revo­lu­tio­nä­ren Basis­ge­werk­schaf­ten, die das kapi­ta­lis­ti­sche Wirt­schafts­sys­tem über­win­den wollen.

Berich­te und Dis­kus­si­ons­punk­te aus Österreich

Öster­reichs Wider­stand unter­schied sich inso­fern, so ein Ver­tre­ter der Frei­en Lin­ken aus dem Alpen­land, als es dem Wider­stand dort gelang, die im Janu­ar 2022 ein­ge­führ­te Impf­pflicht für alle Erwach­se­nen wie­der abzu­schaf­fen. Zeit­wei­lig betei­lig­ten sich im ver­gan­ge­nen Win­ter in Wien an jedem Wochen­en­de 100.000 Men­schen an den Pro­test­de­mons­tra­tio­nen gegen die Impf­pflicht. In Graz und Linz und vie­len ande­ren öster­rei­chi­schen Städ­ten waren die Pro­tes­te ent­spre­chend groß aus­ge­fal­len. Ins­ge­samt han­del­te es sich um die größ­te Wider­stands­be­we­gung, die Öster­reich je erlebt habe.

In dem Alpen­land hät­te es bei den Pro­test­ak­tio­nen viel weni­ger poli­zei­li­che Repres­sio­nen gege­ben und es sei wesent­lich fried­li­cher als in ande­ren euro­päi­schen Län­dern zuge­gan­gen. Womög­lich hat die FPÖ in der Oppo­si­ti­on als par­la­men­ta­ri­sche Schutz­macht fun­giert, merk­te der öster­rei­chi­sche Dele­gier­te an. Zudem sei die öster­rei­chi­sche Poli­ti­ker­kas­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren sehr stark mit sich selbst beschäf­tigt gewesen.

Jeden­falls gebe es einen gro­ßen stra­te­gi­schen Vor­teil für den Wider­stand in Öster­reich: Immens vie­le Men­schen aus einem zuvor eher unpo­li­ti­schen klein­bür­ger­li­chen Milieu hät­ten gleich bei ihrem ers­ten poli­ti­schen Kampf einen so offen­sicht­li­chen Erfolg gehabt, das wür­de die außer­par­la­men­ta­ri­sche Oppo­si­ti­on unge­mein stärken.

Ande­rer­seits gäbe es poli­ti­sche Ent­wick­lun­gen, die die völ­li­ge Unbe­re­chen­bar­keit der inter­na­tio­nal herr­schen­den Klas­sen beleg­ten. So wür­den die NATO-Waf­fen­trans­por­te durch ein theo­re­tisch neu­tra­les Öster­reich gelenkt, wäh­rend das NATO-Mit­glieds­land Ungarn die Waf­fen­trans­por­te in die Ukrai­ne nicht durchließe.

Die Freie Lin­ke hät­te es in Öster­reich inso­fern schwer, weil alle rele­van­ten kri­ti­schen Maga­zi­ne in rech­ter Hand sei­en und sogar das Gerücht gestreut wur­de, »Covid wäre ein kom­mu­nis­ti­sches Pro­jekt«. Den­noch ver­such­ten die Frei­en Lin­ken ihre Ana­ly­sen und Stra­te­gie-Ideen in die Bewe­gung ein­zu­brin­gen. Um die zuneh­mend kri­ti­sche­ren Stim­men in der eige­nen Wäh­ler­schaft nicht zu ver­lie­ren, hät­te die öster­rei­chi­sche Sozi­al­de­mo­kra­tie jetzt damit begon­nen, eine Schei­n­op­po­si­ti­on auf­zu­bau­en – aller­dings ging es dabei nur um die Ver­teue­rung der Lebens­hal­tungs­kos­ten. Aktu­ell ist die öster­rei­chi­sche Freie Lin­ke dabei, eine Par­tei zu grün­den. Zudem soll es auch eine lin­ke Par­tei geben, die sich gegen die Coro­na­po­li­tik und gegen die Maß­nah­men engagiert.

Berich­te und Dis­kus­si­ons­punk­te aus Luxemburg

Für die Freie Lin­ke Luxem­burg berich­te­te der lang­jäh­ri­ge Kom­mu­nist Jean Marie Jaco­by. Vor sei­nem Enga­ge­ment gegen die Coro­na­maß­nah­men, war er gewähl­ter Vor­stand der Sek­ti­on Zen­trum der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Luxem­burgs (KPL). Nach­dem sei­ne Mit­wir­kung in der »Coro­na-Wider­stands­be­we­gung« publik wur­de, ent­zog ihm die KPL das Amt und dräng­te ihn aus der Partei.

Den­noch sorg­te er als in Luxem­burg bekann­ter Lin­ker mit sei­ner Prä­senz in der Pro­test­or­ga­ni­sa­ti­on »Satur­days für Liber­ty« (Sams­ta­ge für die Frei­heit) dafür, dass der Pro­test in dem klei­nen Land medi­al nicht so ein­fach als rechts abge­wer­tet wer­den konn­te. Nach­dem er auf Demos in wei­ßer Müt­ze mit rotem Stern auf­ge­tre­ten war, der Kopf­be­de­ckung der kuba­ni­schen Mari­ne, habe in Luxem­burg das »Rechts-Framing« aufgehört.

In Luxem­burg habe der Wider­stand in Spit­zen­zei­ten 6000 Men­schen wäh­rend der Sams­tags­de­mons­tra­tio­nen in der Haupt­stadt mobi­li­siert. Man sei von Anfang an sys­tem­kri­tisch auf­ge­tre­ten. Die Pro­test­be­we­gung habe sich unter dem Mot­to »Das inter­na­tio­na­le Finanz­ka­pi­tal, das die Macht an sich geris­sen hat, muss weg« ver­eint. Aus dem Wider­stand gegen die Coro­na­po­li­tik wer­de gera­de die Par­tei »Mir d’Vul­lek« (Wir, das Volk) gegrün­det. Auf die Fra­ge nach der poli­ti­schen Ein­ord­nung die­ser Par­tei bezeich­ne­te Jean Marie Jaco­by sie als »Volks­front«. Zen­tra­le For­de­rung der Wider­stands­be­we­gung und der neu­en Par­tei sei die direk­te Demo­kra­tie in Poli­tik und Wirt­schaft. Der Kom­mu­nist schätz­te, dass in Luxem­burg das Wider­stands­po­ten­ti­al inzwi­schen rund 20 Pro­zent der Bevöl­ke­rung umfasst. Die meis­ten wür­den bis­her aus Angst, sich auf der Stra­ße zu zei­gen, nur die Faust in der Tasche ballen.

Berich­te und Dis­kus­si­ons­punk­te aus Deutschland

Aus Deutsch­land waren Freie Lin­ke aus meh­re­ren Städ­ten ange­reist. Sie berich­te­ten über die Coro­na­po­li­tik und die Pro­test­ent­wick­lung gegen die Coro­na­maß­nah­men hier­zu­lan­de. Dabei erklär­ten sie auch, wie sich die Pro­tes­te von gro­ßen zen­tra­len Demons­tra­tio­nen hin zu dezen­tra­len Mon­tags­de­mos in cir­ca 2000 Städ­ten ent­wi­ckelt hat­ten. Einen Dis­kus­si­ons­schwer­punkt bil­de­ten die poli­ti­schen Unter­schie­de der Wider­stands­be­we­gun­gen in den west­li­chen und öst­li­chen Bundesländern.

Freie Lin­ke aus Ost­deutsch­land kon­sta­tier­ten, dass es kaum Lite­ra­tur gibt, in der das sozia­lis­ti­sche Sys­tem der DDR kon­struk­tiv auf­ge­ar­bei­tet wor­den sei. Eine kon­struk­ti­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Sozia­lis­mus hät­te nach Mei­nung eini­ger deut­scher Teil­neh­mer eine ent­schei­den­de Bedeu­tung für die Aus­rich­tung des lin­ken Enga­ge­ments in Deutsch­land. Ein Frei­er Lin­ker stell­te dies­be­züg­lich fest, dass in Sach­sen schon vor der Wen­de von Geheim­diens­ten ein rech­tes Netz­werk auf­ge­baut wor­den sei. Es sei beab­sich­tigt wor­den, poli­ti­schen Akti­vis­mus nach der Wen­de auf den Kampf gegen rechts zu konzentrieren.

Mitt­ler­wei­le wür­de es auch den rech­ten Aktivs­ten im deut­schen Coro­na-Wider­stand deut­lich, so ein Frei­er Lin­ker, dass »sie nicht allein auf dem rech­ten Flü­gel schwim­men könn­ten«. Außer­dem müs­se man zur Ein­ord­nung der Unter­schie­de zwi­schen den Pro­tes­ten im Osten und im Wes­ten berück­sich­ti­gen, dass die AfD in Ost­deutsch­land lin­ker sei, als die AfD in West­deutsch­land. Wei­ter­hin sei es aber auch in Deutsch­land so, dass ein Groß­teil der Pro­test­be­we­gung sich gegen eine poli­ti­sche Ein­ord­nung ver­weh­re, man sähe sich als all­ge­mei­ne APO-Bewe­gung (außer­par­la­men­ta­ri­sche Opposition).

Nächs­te Kon­fe­renz der inter­na­tio­na­len Frei­en Lin­ken im Früh­jahr 2023

Anhand der Berich­te über die Pro­tes­te in den ein­zel­nen Län­dern und der jewei­li­gen Rol­le der Frei­en Lin­ken im Wider­stand dis­ku­tier­ten die lin­ken Akti­vis­ten über die poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Lage. Die Kon­zep­te des inter­na­tio­na­len Kapi­tals im Krieg gegen die Welt­be­völ­ke­rung und Ein­schät­zun­gen über die Erfolgs­aus­sich­ten des Wider­stands wur­den analysiert.

Am Ende die­ser ers­ten inter­na­tio­na­len Kon­fe­renz beschlos­sen die Teil­neh­mer, eine wei­te­re inter­na­tio­na­le Ver­net­zung lin­ker Kräf­te im Wider­stand zu inten­si­vie­ren. Für das kom­men­de Früh­jahr ist schon eine zwei­te Kon­fe­renz geplant. Bis dahin möch­te man Freie Lin­ke aus wei­te­ren Län­dern und Netz­wer­ken dafür gewin­nen, an der Kon­fe­renz teil­zu­neh­men. Der Aus­tausch und die Ver­net­zung über Stra­te­gien, Auf­ga­ben und Rol­len lin­ker Kräf­te in der wach­sen­den sozia­len Pro­test­be­we­gung soll inter­na­tio­nal aus­ge­wei­tet werden.

Den ers­ten Teil fin­det man hier. Zuerst ver­öf­fent­lich bei RT Deutsch

Bild: Jean-Marie Jaco­by auf der Inter­na­tio­na­len Kon­fe­renz der Frei­en Lin­ken in Prag

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