Die Spra­che der Herr­schaft – und der Ohn­macht Lek­ti­on 19: Indi­rek­te Behaup­tun­gen und Beweise

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Mag­Ma legt hier­mit die seit 2012 als Video vor­lie­gen­den und basie­rend auf Über­le­gun­gen von Anfang der 90er Jah­re ent­stan­den Lek­tio­nen zur »Spra­che der Herr­schaft und der Ohn­macht« von malcom.z vor. Nicht alle ursprüng­lich als Video­pod­cast ver­fass­ten Lek­tio­nen eig­nen sich zur schrift­li­chen Ver­öf­fent­li­chung. Daher die Lücken in der Num­me­rie­rung. Vie­le Lek­tio­nen ver­wei­sen auf ande­re und zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der The­sen emp­fiehlt es sich die Lek­tio­nen nicht iso­liert zu betrachten.

Lek­ti­on 18: Ein­fahrt frei! Der tag­täg­li­che Ari­sie­rungs- Ghetto-Terror

Lek­ti­on 19: Indi­rek­te Behaup­tun­gen und Beweise

Lek­ti­on 20: Die Wei­ber wer­den gefickt, die Ker­le krie­gen die Eier abgeschnitten

Lek­ti­on 21: RECHT: DAS Recht, (DIE) Rech­te / EIN Recht / MEI­NE Rech­te / MEIN Recht, recht – rechts

Lek­ti­on 22: »Ras­sen­theo­rie« und »Tota­li­ta­ris­mus­theo­rie«

Lek­ti­on 23: Natür­li­cher Tod – Frei­tod – Selbst­mord – Schuldeingeständnis

Lek­ti­on 24 – 1: Der Stäh­ler­ne – als Antichrist

Lek­ti­on 24 – 2: Der Stäh­ler­ne – von Trotz­ki über Goeb­bels und Wlas­sow zu Chruschtschow

Lek­ti­on 24 – 3: Der Stäh­ler­ne – Katyn

Lek­ti­on 25: Der soge­nann­te Stalinismus

Lek­ti­on 26: Der soge­nann­te Popu­lis­mus und/​oder Rechtspopulismus

Lek­ti­on 28: AusländerhaSS

Lek­ti­on 29: Verschwörungstheorie

Lek­ti­on 30: Lügen­pres­se halt die Fresse

Lek­ti­on 31: Poli­ti­scher Analphabetismus

Lek­ti­on 32: Ost­deutsch­land (Ost­wör­ter I)

Lek­ti­on 33: Die Ost­deut­schen (Ost­wör­ter II)

Lek­ti­on 35: Ost­al­gie (Ost­wör­ter IV)

Lek­ti­on 36: Ost­mu­sik und Ost­rock (Ost­wör­ter V)

Lek­ti­on 19: Indi­rek­te Behaup­tun­gen und Beweise

Zu den inter­es­san­tes­ten und wirk­mäch­tigs­ten Instru­men­ten des Herr­schafts­sprech gehö­ren die indi­rek­ten Bewei­se und Behaup­tun­gen und als eine Unter­ka­te­go­rie das absichts­voll Nichtverbalisierte.

Eine der frü­hes­ten indi­rek­ten Behaup­tun­gen, die zur Umpro­gram­mie­rung der DDR-Bür­ger zu Anschluß­blö­di­es her­an­ge­zo­gen wur­den, fan­den wir recht früh nach der DDR-Macht­er­grei­fung der Besat­zer und ihrer nütz­li­chen Idio­ten und Auf­trags-Put­schis­ten. Der Satz war einer der Abrech­nung der Brd-Herr­schafts-Nazis mit der DDR, betraf die KZ-Gedenk­stät­te Sach­sen­hau­sen und lau­te­te: »Es saßen dort auch Schuldige«.

Der Satz ist ja in sei­nem Wort­laut nicht ganz falsch. Es saßen dort tat­säch­lich Schul­di­ge. Rich­tig wäre er, wenn man sag­te: Es saßen dort, ver­mut­lich, auch Unschul­di­ge. Die mani­pu­la­ti­ve Absicht die­ser Pro­pa­gan­da-Behaup­tung ist klar, es wird sug­ge­riert, die Mehr­heit der Inhaf­tier­ten sei unschul­dig gewe­sen. Eben ohne es zu sagen. Das geht tie­fer, näm­lich wird die neue Herr­schafts­mei­nung unre­flek­tiert ver­in­ner­licht. Dazu wer­den den zu Volks­ge­nos­sen umzu­er­zie­hen­den DDR-Bür­gern dann Ein­zel-Geschich­ten und Per­so­nen vor­ge­stellt, die die­se Sug­ges­ti­on bedie­nen. Nach­prü­fen kann der TV-Kon­su­ment in der Regel nichts davon. Es wird auch fast nie auch nur der Ver­such gemacht, irgend etwas zu bewei­sen. Por­träts von Schul­di­gen oder ver­meint­lich Schul­di­gen kom­men so oft vor wie Zita­te von Ghad­da­fi-Befür­wor­tern wäh­rend des Bom­ben­kriegs 2011 und Miloše­vić-Par­tei­gän­ger wäh­rend des Bom­ben­kriegs 1999.

Den etwas bes­ser Infor­mier­ten fällt recht bald auf, daß die Reha­bi­li­tie­rung der vie­len, vie­len angeb­lich Unschul­di­gen nach den sel­ben dumm­dreis­ten Stra­te­gien abge­fei­ert wird, wie in den weni­gen Ausch­witz- und Mai­danek-Pro­zes­sen in West­deutsch­land Nazi­an­wäl­te und deren Nazi­man­dan­ten sich als Sau­ber­män­ner prä­sen­tier­ten und schließ­lich nie­mand schuld war bis auf viel­leicht Hit­ler, Himm­ler und ein paar ande­re tote Nazis. Der Rest war Befehls­not­stand, bes­ter Wil­le, Offi­ziers­ethos, Not­wehr usw.

Grund­sätz­lich darf bei all dem nicht reflek­tiert wer­den, daß die Aus­sa­ge des Nicht‑, also Unschul­digs­eins ohne eine Defi­ni­ti­on von Schuld sinn­los ist. Und gera­de die­se Qua­li­tät der Sinn­lo­sig­keit ist es, die Hit­ler und Goeb­bels der heu­ti­gen Pro­pan­g­an­da mit auf den Sie­ges­zug gege­ben haben.

Die­se Metho­de ist sehr beliebt, ins­be­son­de­re eben bei der Ver­wäl­ti­gung der DDR. So durf­te Klein-Gysi mög­lichst groß her­aus­kra­kee­len, die DDR-Bür­ger hät­ten nicht das rich­ti­ge Ver­hält­nis zum Volks­ei­gen­tum gehabt, wes­halb sie es nicht ver­tei­digt hät­ten. Das war Anfang der 1990er. Mit der angeb­li­chen Nicht-Ver­tei­di­gung begrün­de­te er zudem auch des­sen Wert­lo­sig­keit. Wie das rich­ti­ge Ver­hal­ten gewe­sen wäre, hat er nie ver­ra­ten. Und was an der Nicht­ver­tei­di­gung des Volks­ei­gen­tums durch die DDR-Bür­ger so wesent­lich anders war als die Nicht­ver­tei­di­gung des Nicht­volks­ei­gen­tums der Gel­tungs-Juden ab 1933, wur­de und wird auch nie ver­ra­ten. Denn tat­säch­lich ist nichts bekannt dar­über, daß deutsch-bür­ger­li­che Gel­tungs­ju­den ihr Kapi­tal, ihre Syn­ago­gen, ihre kör­per­li­che Unver­sehrt­heit mit der Waf­fe in der Hand oder sonst geschlos­sen und erfolg­reich ver­tei­digt hät­ten. Weni­ge Juden, die das taten, waren i.d.R. zudem noch Kom­mu­nis­ten, also böse, böse Juden. Und aus der Geschich­te wei­test­ge­hend gestri­chen. Schon gar als posi­ti­ve Helden.

Non­ver­bal wird die­se Metho­de prak­ti­ziert, indem zum Bei­spiel in den knopp­schen Dar­stel­lun­gen über den 2. Welt­krieg ca. 95% der­je­ni­gen die beim TV-Erzäh­len ins Wei­nen kom­men, Deut­sche sind, sei es wegen der Todes­nach­richt aus Sta­lin­grad, sei es wegen einer angeb­li­chen Ver­ge­wal­ti­gung durch angeb­li­che Unter­men­schen, sei es wegen der angeb­li­chen Ver­trei­bung durch Polen und Tsche­chen oder wegen des Unter­gangs der Gustl­off oder wes­we­gen auch immer. Was »beweist«, daß die Deut­schen die eigent­li­chen Opfer des 2. Welt­kriegs waren. Ohne daß das dem TV-Volks­ge­nos­sen gesagt wer­den müß­te. Das erkennt er allein am Wei­nen hin­rei­chend. Und daß die­je­ni­gen, die ver­trie­ben wur­den, von Nsdap- und Wehr­machts- Char­gen ver­trie­ben wur­den, darf dem Volks­ge­nos­sen schon gar nicht gesagt wer­den. Die ande­ren, die spä­te­ren wur­den umge­sie­delt gemäß Alli­ier­ter Beschlüs­se, wobei es auch zu Gewalt kam. Die war im Osten nicht grö­ßer oder anders als in Bel­gi­en, Däne­mark und Frank­reich, dort aus den­sel­ben Grün­den, wor­über übli­cher­wei­se aber nicht öffent­lich gespro­chen wer­den darf.

Das Falsch-Wort »Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt« sug­ge­riert, die Brd habe eine Ver­fas­sung, was unwahr ist. Also kann es auch kein Ver­fas­sungs­ge­richt sein. Ana­log wird das Wort Ver­fas­sung fast immer falsch gebraucht, sie­he Lek­tio­nen 12, 13 und 14.

Die Wör­ter »Ras­sen­theo­rie« und »Tota­li­ta­ris­mus­theo­rie« pseu­do­be­wei­sen dem Volks­ge­nos­sen, daß die­ser Pro­pa­gan­da-Quatsch Wis­sen­schaft sei. Ohne daß die Pro­pa­gan­da-Nazis das jedes­mal extra sagen müß­ten. Der Volks­ge­nos­se schließt hier, was er soll. Bei­de soge­nann­ten Theo­rien sind aber das Gegen­teil von Wis­sen­schaft, indem sie wis­sen­schaft­li­che Kate­go­rien wie Wesen – Erschei­nung, Ursa­che – Wir­kung, Wesent­li­ches – Unwe­sent­li­ches nicht nur nicht berück­sich­ti­gen, son­dern die­se sogar ad absur­dum füh­ren. In der einen angeb­li­chen Theo­rie wird aus der Kopf­form und der krum­men Nase der krum­me Cha­rak­ter des Juden geschlos­sen, in der ande­ren aus gemein­sa­mem Töpf­chen­sit­zen im DDR-Kin­der­gar­ten Rechts­ra­di­ka­lis­mus abge­lei­tet, aus schein­ba­ren äußer­li­chen Ähn­lich­kei­ten von Fah­nen­auf­mär­schen und Fackel­zü­gen die iden­ti­schen Ideen. Gemäß die­ser bei­den soge­nann­ten Theo­rien ist der Wal ein Fisch und ent­spre­chend geform­te Scheiße­krin­gel sind Bre­zel­ge­bäck. Und daß die äußer­li­chen Ähn­lich­kei­ten der Nazi — Ritua­le dadurch zustan­de kamen, daß die von Staat und Kapi­tal gespon­ser­ten Hit­le­ris­ten u.a. kul­tu­rel­le Tra­di­tio­nen der Arbei­ter­be­we­gung klau­ten, um im Auf­trag der Herr­schaft Mit­glie­der und Stim­men zu erschwin­deln, darf schon gar nicht gesagt werden.

Die soge­nann­te Ras­sen­theo­rie behaup­tet zudem indi­rekt, daß Juden eine Ras­sen sei­en. Was eben­falls Quatsch ist. Aber die sel­ben west­deutsch-ari­schen Staats­idio­ten, die angeb­lich gegen Ras­sis­mus sind, züch­ten die­sen u.a. dadurch, daß sie das Blöd-Wort »Ras­sen­theo­rie« genau so ver­wen­den, wie ihr »Füh­rer« es als soge­nann­ter Füh­rer­be­fehl 1933 mit sei­ner Kanz­ler­schaft an das deut­sche Volk aus­ge­ge­ben hat. Die Unter­ta­nen sind von die­sen Wör­tern die­ser Spra­che mäch­tig beeindruckt.

Zu den Weg­las­sun­gen gehö­ren auch Gegen­wör­ter, die nicht gebraucht wer­den dür­fen. Immer wenn Wör­ter gebraucht wer­den, die nach Gegen­wör­tern ver­lan­gen, die es aber im Sprach­ge­brauch nicht gibt, wird der Volks­ge­nos­se mani­pu­liert und also ver­arscht, ist für die­je­ni­gen, die sich nicht herr­schaft­lich mani­pu­lie­ren las­sen wol­len, aller­höchs­tes Miß­trau­en ange­sagt. Z. B. kann der deut­sche Unter­tan die Inva­ri­an­te deut­scher Poli­tik nicht den­ken, daß der Inlän­der­haß Wei­chen­stel­lung und Vor­aus­set­zung für spä­te­ren Aus­län­der­haß ist. Denn das Wort »Inlän­der­haß« gibt es gar nicht im Polit­sprech der Brd.

Ande­res Bei­spiel eines feh­len­den Gegen­worts: Der Begriff »Revo­lu­ti­on« war ein zen­tra­ler in der Poli­tik-Geschichts-Spra­che der DDR, für die Regie­rungs­spre­cher der Bums­re­plik – egal wel­che Par­tei – ein Unwort. Mit der angeb­li­chen fried­li­chen Revo­lu­ti­on in der DDR und der angeb­li­chen sam­te­nen in der ČSSR wur­de das Wort eines der häu­figs­ten der Polit­spra­che der Brd. Eines der Lieb­lings­wör­ter der Polit­spre­cher der Brd. Aller­dings: Das Gegen­wort »Kon­ter­re­vo­lu­ti­on« kam abhan­den. Also wird für das eine wie für das Gegen­teil das sel­be Wort ver­wen­det. Schon des­halb ist das kein Begriff, son­dern ein Polit­schlag­wort. Und aus Kon­ter­re­vo­lu­tio­nen wer­den Revo­lu­tio­nen und umge­kehrt. In deren wir­ren Welterzählungen.

Daß für die heu­ti­ge Herr­schaft und ihre Medi­en bis um 1990 auch das Wort Soli­da­ri­tät eines der Unwör­ter war wie auch das eben bespro­che­ne Wort Revo­lu­ti­on, wie Nel­son Man­de­la eine Unper­son der West­herr­schaft war, der bis ca. 1988 als Ter­ro­rist galt, wäh­rend er schon in den 1960ern in der DDR als Frei­heits­kämp­fer gelehrt wur­de, ist Jün­ge­ren heu­te kaum mehr begreif­lich zu machen. Von dem Wort Soli­da­ri­tät wur­de die inter­na­tio­na­len Arbei­ter­be­we­gung ins­be­son­de­re im Zuge der Roll­back-Stra­te­gie des pol­ni­schen Paps­tes ent­eig­net. Beson­ders wirk­sam mit der Benen­nung einer päpst­li­chen Pseu­do­ge­werk­schaft in Polen um 1980. Das Wort Revo­lu­ti­on als bis 1990 wesent­li­cher Bestands- und Tra­di­tio­nal-Begriff des Mar­xis­mus und der revo­lu­tio­nä­ren Arbei­ter­be­we­gung ist nun vor allem Pro­pa­gan­da-Instru­ment für Regime-Wech­sel der Amis und ande­rer Nato-ler von außen.

Mit der domi­nan­ten Benut­zung die­ses Bis-eben-noch-Unworts durch die ari­sche Herr­schaft ab 1989 ging aller­dings, wie schon erwähnt – das ist ein wesent­li­ches Merk­mal für die Bewer­tung die­ses Vor­gangs – das Gegen­wort Kon­ter­re­vo­lu­ti­on ver­lo­ren. Es wird öffent­lich prak­tisch nicht benutzt, selbst dann nicht, wenn ein vom wei­ßen ari­schen Herr­schafts­mann Revo­lu­ti­on genann­ter Umsturz sofort oder im nach­hin­ein die angeb­li­chen Erwar­tun­gen nicht erfüllt. Das Wort­paar Revo­lu­ti­on und Kon­ter­re­vo­lu­ti­on ist die Begriff­lich­keit einer wis­sen­schaft­lich-theo­re­ti­schen Modell­vor­stel­lung von der Bewe­gung der Gesell­schaft. Wäh­rend das Wort Revo­lu­ti­on in der ari­schen Pro­pa­gan­da eine Gleich­schal­tungs­keu­le ist, die einen seit 1990 in der Regel von Nord­west­eu­ro­pa und aus den USA finan­zier­ter Putsch bzw. Staats­streich mit einem posi­ti­ven Image ver­sieht, was volks­ge­nos­sen­schaft­li­cher Akzep­tanz dient.

Die­ses noch: Jahr­zehn­te­lang gab es in der tag­täg­li­chen Pro­pa­gan­da den »Ost­block«, das Wort »West­block« hat es nie gege­ben, auch nicht in der poli­ti­schen Spra­che der DDR. In der DDR gab es West­stars und – aller­dings nur gele­gent­lich – Ost­stars. Seit 1990 gibt es nur Stars und Ost­stars, kei­ne West­stars. Und selbst­ver­ständ­lich fällt es den soge­nann­ten Ost­stars eini­ger­ma­ßen schwer, ein­zu­se­hen, daß der Ost­star prin­zi­pi­ell weni­ger ist als ein Star. Zuwei­len bedeu­tet die Eti­ket­tie­rung »Ost­star« aller­dings nicht Zweit­ran­gig­keit, son­dern Nega­ti­vie­rung bis Negie­rung. Wie der Fall des KURT DEMM­LER zeigt.

Zu den Aus­las­sun­gen gehört auch die in Lek­ti­on 14 bespro­che­ne Ellipse.

Die so oft ver­ba­li­sier­te Ver­söh­nung mit den ande­ren Reli­gio­nen, bedeu­tet Krieg gegen alle Hei­den, denn mit denen woll­te sich nie irgend ein Pfaf­fe oder Ober­pfaf­fe ver­söh­nen. Mer­kel war beson­ders eif­rig in Sachen »Ver­söh­nung der Reli­gio­nen«. Wil­le und Auf­ruf zur Inte­gra­ti­on von Islam­gläu­bi­gen und ande­ren Men­schen mit soge­nann­tem Migra­ti­ons­hin­ter­grund steht die Fehl­stel­le gegen­über, daß man die Inte­gra­ti­on der DDR-Bür­ger nie ver­ba­li­siert hat und also nie woll­te. In dem Maße wie die Herr­schaft ab 1990 Juden und Rus­sen aus der Sowjet­uni­on und aus Ruß­land inte­grier­te und das finan­zier­te, wur­den die DDR-Bür­ger aus­ge­plün­dert, daß sie mit gegen sie exe­ku­tier­ten Ren­ten­kür­zun­gen, Ent­eig­nun­gen, Straf­ver­fol­gun­gen und ent­spre­chen­de Straf­zah­lun­gen die Inte­gra­ti­on der Migran­ten finan­zie­ren durf­ten und jeden Tag neu dürfen.

In den 1980ern soll­ten die DDR-Künst­ler im Anse­hen her­ab­ge­setzt wer­den, indem sie von den West­pro­pa­gan­daidio­ten und ‑gem­ein­lin­gen Staats­künst­ler genannt wur­den. Begrün­det wur­de das gele­gent­lich damit, ihr Ver­trags­part­ner sei der Staat DDR. Selbst­ver­ständ­lich ist kei­ner die­ser Pro­pa­gan­dis­ten in Rechts­nach­fol­ge Joseph Goeb­bels je auf die Idee gekom­men, die West­ler nach ihren Ver­trags­part­nern zu benen­nen: Spar­kas­sen­künst­ler, Musik­in­dus­trie­künst­ler, Pfaf­fen­künst­ler, Tank­stel­len- und Auto­haus­künst­ler und auch Staats­künst­ler. Wenn Nie­de­cken und Kun­ze, der Heinz-Rudolf, die Pop-Skor­pio­ne aus Han­no­ver und die­ser und jener mit die­sem und jenem Minis­ter­prä­ser oder Ex-Kanz­ler befreun­det war oder ist, ist das eben­falls kein Anlaß für irgend eine Art von Zusatz­ti­tel. Wie z. B. Staats­kri­mi­nel­len-Staats­kor­rup­ti-Künst­ler. Also auch die­se Benen­nungs-Asym­me­trie ist ein wirk­sa­mes Herrschafts-Instrument.

Der Dik­ta­tur-Cha­rak­ter der DDR wur­de und wird tv-pseu­do­be­wie­sen, indem erklärt wird, die DDR habe staats­of­fi­zi­ell gelehrt, sie sei eine Dik­ta­tur. Das wir eben­so als Beweis ange­bo­ten, wie die Rede Chruscht­schows pseu­do­be­weist, daß Sta­lin ein böses­ter Dik­ta­tor gewe­sen sei. Hier gilt wie­der ein­mal: Die hal­be Wahr­heit ist meis­tens eine gan­ze Lüge. In der DDR wur­de gelehrt, die DDR sei die Dik­ta­tur der Mehr­heit über eine Min­der­heit und also gleich­zei­tig eine Demo­kra­tie, näm­lich die höchs­te Form der Demo­kra­tie, die bis­her prak­ti­ziert wor­den ist, die die­sen Namen tat­säch­lich ver­dient, im Gegen­satz zu Brd, in der eine Dik­ta­tur einer Min­der­heit über die Mehr­heit herrscht. So fabri­ziert man Pseudobeweise.

So wird der Unrechts­cha­rak­ter bis hin­ein in die Men­schen­rechts­li­te­ra­tur pseu­do­be­wie­sen, indem auf 100.000 Straf­ver­fah­ren gegen DDR-Funk­tio­nä­re ver­wie­sen wird. Das ist frei­lich so ein­leuch­tend, wie wenn die Nazis die Kri­mi­na­li­tät von Kom­mu­nis­ten, Gewerk­schaf­tern, Sozen, lin­ken Intel­lek­tu­el­len, Juden, soge­nann­ten Zigeu­nern usw. »bewie­sen«, indem sie posaun­ten, wie vie­le von denen sie in ihre KZ weg­ge­sperrt haben. Daß den 100.000 Straf­ver­fol­gun­gen von DDR Aktivs­ten ab 1990 weni­ger als 0,3 % Ver­ur­tei­lun­gen gegen­über­ste­hen und was das recht­lich und mora­lisch bedeu­tet, darf kei­ne Rol­le spie­len, die Wis­sen­den sind totalex­kom­mu­ni­ziert wie es unter Adolf die KZ-Insas­sen waren.

Daß Nazis neo sind, also neu – und neu ist ja zumeist posi­tiv gemeint und besetzt -, Kom­mu­nis­ten aber nicht, merkt der Volks­ge­nos­se erst gar nicht, und wenn die Herr­schafts­me­di­en aus Karls­ru­he und Stras­bourg Kauf­jus­tiz­hof­be­richt­erstat­tung betrei­ben, so erfährt der Volks­ge­nos­se nur, wes­sen Beschwer­de ange­nom­men und wie die ent­schie­den wur­de, womit ihm Rechts­staat­lich­keit vor­ge­gau­kelt wird. Er merkt nicht, was ihm nicht berich­tet wird, näm­lich daß 95 – 99% aller Beschwer­den erst gar nicht ange­nom­men wer­den. Und daß nur ange­nom­me­ne Beschwer­den über­haupt regis­triert und doku­men­tiert wer­den. Daß also fast 100% aller Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in der Brd wie in der EU u.a. dadurch nie statt­ge­fun­den haben, daß die Beschwer­den nicht ange­nom­men wer­den. Und also kann er im Ver­gleich auch nicht mer­ken, wes­sen Beschwer­den und war­um ange­nom­men wer­den und wes­sen nicht. Wie ihm ab 1933 nicht offi­zi­ell gesagt wur­de, war­um rechts­treue Kom­mu­nis­ten und Juden in KZ gesteckt wur­den, wäh­rend hoch­kri­mi­nel­le Nazis Minis­ter und Moral­apos­tel und höchs­te Rich­ter waren.

Ana­log der Pseu­do­be­weis, die DDR habe die Nach-1989-Nazi-Mör­der­ban­den erzeugt. Daß die Hei­mat­schutz- und NPD-Finan­zie­rung von den Brd-Geheim­diens­ten stammt und der­glei­chen bis heu­te vom MfS nicht bekannt gewor­den ist, nicht ein­mal spe­ku­liert und daß Anfang der 1990er das Mädel­chen des Paten von Oggers­heim als sei­ne Jugend­mi­nis­te­rin für die Nazi­zucht ab 1990 wesent­lich mit­ver­ant­wort­lich war und ist, ist und bleibt eben­falls tabu.

Ana­lo­ges gilt für die Gleich­schal­tung zwi­schen Skan­dal-TV und Schwarz­kut­ten­kri­mi­nel­len mit­tels des Grund­sat­zes: »Wer keift hat recht, wer heult ist Opfer«. Tat­säch­li­che Bewei­se dafür, daß jemand Opfer der SED-DDR sei, sind völ­lig unnö­tig, wenn er oder sie heult oder keift. Es ist damit alles pseudobewiesen.

So durch­sich­tig die Kriegs­be­richt­erstat­tun­gen der letz­ten zwan­zig Jah­re auch waren und heu­te sind, so wenig hat der Eu-Volks­ge­nos­se dem Wider­stands-Sub­stanz entgegenzusetzen.

Das klei­ne Liby­en hielt der ver­ein­ten Luft­ar­ma­da der Nato ca. ein hal­bes Jahr stand, aber im deutsch-ari­schen TV waren die angeb­lich liby­ischen Stim­men zum Krieg zu 100% Ghad­da­fi-Geg­ner. Wie 1989 die vor­ge­zeig­ten Rumä­nen sämt­lich Geg­ner Ceau­ses­cus waren, ab den 2000ern die Rus­sen Geg­ner Putins, Ende 2012 die Syri­er im TV fast alle Assad-Geg­ner sind. Die­je­ni­gen, die nicht als Assad-Geg­ner vor­ge­zeigt wur­den, spra­chen nie hys­te­ri­siert-hys­te­ri­sie­rend. Wäh­rend die Stim­men gegen Assad immer emo­tio­nal auf­ge­la­den anklag­ten usw.

Wie übri­gens in den 1970ern und 80ern die gezeig­ten Viet­na­me­sen gegen Ho Chi Minh und die Nica­ra­gua­ner gegen die San­di­nis­ten waren. Sie nen­nen das objek­tiv und plu­ra­lis­tisch. So unlo­gisch das alles ist, so ver­lo­gen, wie es schon aus­sieht: Der Volks­ge­nos­se hat kaum Sen­so­ren für der­glei­chen, aber selbst wenn, hat er gegen der­glei­chen regel­mä­ßig auf Dau­er kei­ner­lei Wider­stands­kraft. Er unter­liegt der Macht der Sug­ges­ti­on der Bil­der, er kann das Weg­ge­las­se­ne nicht von sich her­aus ergän­zen. Schon gar nicht ohne das, was man frü­her den »Klas­sen­stand­punkt« und »die wis­sen­schaft­li­che Welt­an­schau­ung« nann­te. Wie es unter Adolf fast nur Kom­mu­nis­ten waren, die sich den Nazi­pro­pa­gan­da-Schwach­sinn nicht ein­re­den lie­ßen und wider­stän­dig blie­ben. Wie z. B. Erich Hon­ecker, wofür die Brd-Regie­rungs-Spät­na­zis aller Bums­tags­par­tei­en und ihre DDR-Kol­la­bo­ra­teu­re ab 1990 Rache nahmen.

So viel in aller Kür­ze hier­zu. Bei Inter­es­se bit­te im Online-Lexi­kon »Lexi­kon der Macht- und Ohn­machts­wör­ter, der Phra­sen und Begriff­lich­kei­ten für und in Deutsch-Nord­ost, frü­her Deut­sche Demo­kra­ti­sche Repu­blik gehei­ßen« nach­schla­gen. Sowohl unter dem Stich­wort, als auch in der Systematik.

Bild: Bret­zel (Pix­a­bay)

Leki­on 19 als Video:

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