Die glo­ba­le Rech­te zwi­schen Kon­ser­va­tis­mus und Faschismus

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  • Die glo­ba­le Rech­te hat in den letz­ten 15 Jah­ren welt­weit eine Blü­te­zeit erlebt.
  • Doch rechts ist nicht gleich rechts. Die Rech­te spal­tet sich in zwei wenig kom­pa­ti­ble Flü­gel: den revo­lu­tio­nä­ren und den Nationalkonservatismus. 
  • Bei­de eint die Ableh­nung des kul­tu­rel­len Libe­ra­lis­mus bei Bewah­rung des wirtschaftlichen. 
  • Die Sozio­lo­gen Mihai Var­ga und Aron Buzo­gá­ny haben in der aktu­el­len Cri­ti­cal Socio­lo­gy die ideo­lo­gi­schen Grund­la­gen der Neu­en Rech­ten näher analysiert.
  • Der »hei­ße Herbst« könn­te die Wider­sprü­che inner­halb der Rech­ten zuspit­zen und ihr Hoch beeenden.

Das ver­gan­ge­ne Jahr­zehnt war die Hoch­zeit der Neu­en Rech­ten. Vom Front Natio­nal bis zum Eini­gen Russ­land, von den Schwe­den­de­mo­kra­ten im Nor­den bis hin zum Bol­so­n­a­ro-Regime im Süden. Über­all bestimm­te die Rech­te Dis­kur­se, erziel­te Wahl­er­fol­ge und erzeug­te Angst vor einem auf­kom­men­den Neo­fa­schis­mus. Die­se Angst ließ manch­mal ver­ges­sen, dass die­se Rech­te kei­ne Natur­ge­ge­ben­heit ist, son­dern eine Zeit­geist-ver­haf­te­te reak­ti­ve Bewe­gung, die rela­tiv schnell wie­der abster­ben könn­te. Denn die Ein­heit trügt. Hin­ter der Fas­sa­de der Neu­en Rech­ten ste­cken zutiefst unter­schied­li­che ideo­lo­gi­sche Kon­zep­te, die allein durch die Ableh­nung eines kul­tu­rel­len und die Befür­wor­tung eines wirt­schaft­li­chen Libe­ra­lis­mus vereint.

Die bei­den Sozio­lo­gen Mihai Var­ga aus Ber­lin und Aron Buzo­gá­ny aus Wien haben in der aktu­el­len Cri­ti­cal Socio­lo­gy die ideo­lo­gi­schen Grund­la­gen der Neu­en Rech­ten näher ana­ly­siert. In ihrem Dos­sier »The Two Faces of the ›Glo­bal Right‹: Revo­lu­tio­na­ry Con­ser­va­ti­ves and Natio­nal-Con­ser­va­ti­ves« zei­gen sie auf, dass der kom­men­de hei­ße Herbst zum Bruch einer fra­gi­len Alli­anz füh­ren könnte.

Auf­stieg und Ein­heit der Neu­en Rechten

Der Auf­stieg der glo­ba­len Rech­ten begann nach den Autoren mit der Wirt­schafts- und Finanz­kri­se 2008/2009. Die­se for­der­te den Neo­li­be­ra­lis­mus, wel­cher die heu­ti­ge Rech­te und heu­ti­ge Libe­ra­le bis dahin ideo­lo­gisch ein­klam­mer­te, her­aus. Durch die Revo­lu­tio­nie­rung der Pro­duk­ti­ons­ver­hält­nis­se durch mas­si­ven Abbau sozia­ler Siche­rungs­sys­te­me, die Glo­ba­li­sie­rung der kapi­ta­lis­ti­schen Kon­kur­renz und Dere­gu­lie­rung der gesell­schaft­li­chen Ver­kehrs­for­men ver­än­der­te sich auch die Ver­hält­nis­se zwi­schen den Klas­sen. Die unte­ren Seg­men­te der Bour­geoi­sie und des Klein­bür­ger­tums such­ten den Schul­ter­schluss mit den noch nicht pre­ka­ri­sier­ten Tei­len des Pro­le­ta­ri­ats, um die bis­he­ri­ge sozia­le Sicher­heit trotz wirt­schaft­li­cher Öff­nung bei­zu­be­hal­ten. Die­se Alli­anz stell­te die Fra­ge, ob die Poli­tik der Grenz­öff­nung für Waren und Arbeits­kraft, der Über­tra­gung von Tei­len des Gewalt­mo­no­pols von der staat­li­chen auf die supra­staat­li­che Ebe­ne, sowie die Abkehr von tra­di­tio­nel­len Repro­duk­ti­ons­me­cha­nis­men tat­säch­lich eine rich­ti­ge Ent­schei­dung war. Wäh­rend ein Teil wei­ter­hin an neo­li­be­ra­len Prä­mis­sen fest­hal­ten woll­te, wand­te sich ein gro­ßer Teil gegen die­se, ohne jedoch den Kapi­ta­lis­mus als sol­chen in Fra­ge zu stel­len. Dies führ­te dazu, dass die Neue Rech­te nicht den öko­no­mi­schen Gehalt des Neo­li­be­ra­lis­mus ins Visier nahm, son­dern den dia­lek­tisch ver­schränk­ten kul­tu­rel­len Libe­ra­lis­mus. Leich­te­re Ein­wan­de­rungs­vor­aus­set­zun­gen, Locke­rung der Asyl­ge­setz­ge­bung, Gleich­set­zung alter­na­ti­ver fami­liä­rer Struk­tu­ren und Gen­der­rol­len wur­den die stell­ver­tre­ten­den Feind­bil­der der Bewe­gung. Dabei hört die Ein­heit aber auch schon auf. Die Alli­anz der Neu­en Rech­ten ist äußerst fra­gil. Äußer­lich ähn­li­che Bewe­gun­gen ent­stam­men sehr unter­schied­li­chen Theorietraditionen.

Poli­ti­sche Tra­di­tio­nen der Neu­en Rechten

Revo­lu­tio­nä­rer Konservatismus

Der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus ent­stand nach dem Zwei­ten Welt­krieg als Reak­ti­on auf die 68er Bewe­gung. Sei­ne intel­lek­tu­el­len Wur­zeln rei­chen aber zurück bis Ernst Jün­ger, Arthur Moel­ler van den Bruck und zum Teil auch Otto Stras­ser. Armin Moh­ler beschrieb das Ver­hält­nis von revo­lu­tio­nä­rem Kon­ser­va­tis­mus zu Natio­nal­so­zia­lis­mus wie das zwi­schen Trotz­kis­mus und dem Staats­so­zia­lis­mus. Bei die­sem wird eine Ver­gan­gen­heit mythisch und roman­tisch ver­klärt. Die­se kon­stru­ier­te Ver­gan­gen­heit ist von den aktu­el­len gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen jedoch so weit ent­fernt, dass sie nur auf revo­lu­tio­nä­rem Wege wie­der­her­ge­stellt wer­den kön­ne. Dem kos­mo­po­li­ti­schen Staat und sei­nem Öko­no­mis­mus wer­den an dörf­li­che und klein­städ­ti­sche Ver­hält­nis­se ange­lehn­te Soli­da­ri­täts­struk­tu­ren durch Fami­lie und Nach­bar­schaft gegen­über­ge­stellt, die mög­lichst frei von gesetz­li­chen Rege­lun­gen sein soll­ten. Das bedeu­tet auch, dass der Staat mög­lichst kei­ne Steu­ern erhe­ben und die freie Wirt­schafts­tä­tig­keit klei­ner und mitt­le­rer Unter­neh­men nicht ein­schrän­ken sol­le. Die­ser Teil der Neu­en Rech­ten bedient sich im Wesent­li­chen aggres­si­ver Rhe­to­rik und orga­ni­siert sich auto­nom und gras­wur­zel­ar­tig. Bekann­te Ver­tre­ter die­ses Flü­gels sind der Flü­gel der AfD um Björn Höcke, die Iden­ti­tä­ren, Sal­vi­ni oder die Alt-Right-Bewe­gung um Ste­ve Ban­non. Die Kri­tik an »Über­frem­dung« oder Gen­der­po­li­tik dient funk­tio­nal der Mobi­li­sie­rung von Tei­len des Vol­kes gegen die Gesell­schaft als Gan­ze, nicht Kri­tik an kon­kre­ten Geset­zen. Ob eine Regie­rung eher kon­ser­va­tiv oder sozia­lis­tisch ist, ist rela­tiv egal, wenn man zu Guns­ten eines alter­na­ti­ven Gesell­schafts­ent­wurfs ohne­hin den bis­he­ri­gen Staat über­win­den will. In Ost­deutsch­land und Ost­eu­ro­pa ist die­se Bewe­gung ver­gleichs­wei­se stark, da sich das Klein­bür­ger­tum hier schon seit der Nach­kriegs­zeit in sol­chen, rela­tiv auto­no­men Struk­tu­ren in Abgren­zung zum sozia­lis­ti­schen Staat orga­ni­siert hat.

Der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus

Der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus rech­ter Prä­gung geht zurück auf eine Grup­pe deut­scher und öster­rei­chi­scher Emi­gran­ten in den USA um die Köp­fe Fried­rich Hay­ek, Lud­wig von Mises und Karl Pop­per. Die­se ver­such­te, die frei­markt­wirt­schaft­li­che Tra­di­ti­on der Ver­ei­nig­ten Staa­ten vor Ver­su­chen der Sozia­li­sie­rung zu bewah­ren. Anders als der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus ist der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus in der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit ver­wur­zelt und setzt auf poli­ti­sche Kon­ti­nui­tät. Der ideo­lo­gi­sche Fix­punkt ist eine west­li­che Zivi­li­sa­ti­on, in der Unter­neh­mer­frei­heit und die tra­di­tio­nel­le Fami­lie vor Kri­sen schüt­zen sol­len. Dem Staat wird die Auf­ga­be zuge­schrie­ben, die­se west­li­che Zivi­li­sa­ti­on vor äuße­ren Ein­flüs­sen zu schüt­zen: zunächst gegen Ideen aus den sozia­lis­ti­schen Län­dern und Bewe­gun­gen, dann vor dem Kul­tur­trans­fer durch Migra­ti­on. Dafür wer­den steu­er­li­che Mit­tel durch­aus gebil­ligt. Aller­dings wird die Gewal­ten­tei­lung sehr kri­tisch gese­hen und statt­des­sen ein star­ker Mann an der Spit­ze favo­ri­siert. Inner­halb des Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus gibt es durch­aus auch hete­ro­do­xe Strö­mun­gen, die sich bei­spiels­wei­se an einem Ent­wick­lungs­eta­tis­mus wie in Chi­na ori­en­tie­ren. Expo­nier­te Par­tei­en sind hier zum Bei­spiel die PiS aus Polen, Fidesz aus Ungarn, die öster­rei­chi­sche FPÖ oder die Putin-Par­tei Eini­ges Russland.

Dif­fe­ren­zen der Neu­en Rechten

Zie­le und Analyse

Die Haupt­zie­le des Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus sind Ord­nung und Bewah­rung, die des revo­lu­tio­nä­ren Kon­ser­va­tis­mus Revo­lu­ti­on und Iden­ti­tät. Ers­te­rer erkennt die Legi­ti­mi­tät des Staats als die ord­nen­de Hand an, wäh­rend zwei­te­rer die Legi­ti­mi­tät zu Guns­ten fami­liä­rer, nach­bar­schaft­li­cher und loka­ler Soli­da­ri­täts­struk­tu­ren in Fra­ge stellt. Ers­ter sieht im kul­tu­rel­len Libe­ra­lis­mus eine Fehl­ent­wick­lung durch zu gro­ße Zurück­hal­tung des Staa­tes, letz­te­rer sieht die­sen als not­wen­di­ge Fol­ge einer Moder­ne an, die ver­wor­fen wird. Allein schon an der Tat­sa­che, dass sowohl Zie­le als auch Ursa­chen­be­nen­nung bei bei­den Bewe­gung sehr ver­schie­den sind, wird deut­lich, wie pre­kär das Bünd­nis ist.

Geschichts­in­ter­pre­ta­ti­on

Wäh­rend der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus ein zykli­sches Geschichts­bild besitzt, bei dem idea­li­sier­te Ver­gan­gen­hei­ten wie­der in die Gegen­wart über­setzt wer­den könn­ten, besitzt der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus ein linea­res Geschichts­bild. Inner­halb bei­der Geschichts­bil­der wer­den his­to­ri­sche Ereig­nis­se unter­schied­lich gewer­tet. Der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus ver­wirft bei­spiels­wei­se den Natio­nal­so­zia­lis­mus als Exzess (nicht ideo­lo­gisch), wäh­rend der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus in ihm eine vor­bild­haf­te revo­lu­tio­nä­re Bewe­gung sieht, die nur poli­ti­sche und mili­tä­ri­sche Feh­ler began­gen habe. Wäh­rend die Fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on 1789 für den Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus als zen­tra­les Ereig­nis für den eige­nen Libe­ra­lis­mus gefei­ert wird, sieht der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus die­se wesent­lich kri­ti­scher, da mit der ein­bre­chen­den Moder­ne das roman­ti­sier­te Dorf­le­ben an Bedeu­tung verlor.

Stel­lung zum Weltmarkt

Die ein­zel­nen rech­ten Bewe­gung sind natio­nal ori­en­tiert. Jede ein­zel­ne Nati­on hat jedoch eine ande­re Stel­lung zum Welt­markt. Russ­land zum Bei­spiel ist stark vom Export von Roh­stof­fen und Pri­mär­pro­duk­ten abhän­gig. Am unte­ren Teil der Wert­schöp­fungs­ket­te fällt dabei maxi­mal soviel ab, dass sich eine klei­ne olig­ar­chi­sche Kas­te berei­chern und der Staat in sei­nen grund­le­gen­den Funk­tio­nen erhal­ten wer­den kann, jedoch nicht wett­be­werbs­fä­hi­ge Inves­ti­tio­nen zu täti­gen. Vie­len rech­ten Par­tei­en in Ost­eu­ro­pa schwebt ein staats­zen­trier­tes Ent­wick­lungs­re­gime wie Chi­na vor, um die Stel­lung auf dem Welt­markt zu ver­bes­sern. Anders die AfD. Sie möch­te den Staat auf sei­ne Nacht­wäch­ter­funk­tio­nen zurück­stut­zen, die sozia­len Siche­rungs­sys­te­me wei­ter abbau­en, staat­li­che Inves­tio­nen den pri­va­ten über­las­sen und nur die fis­ka­li­sche Hoheit wie­der­her­stel­len. Anders als der rus­si­sche Rechts­kon­ser­va­tis­mus sieht die AfD im Staat den Trä­ger des zu bekämp­fen­den Libe­ra­lis­mus, nicht die Bas­ti­on vor kos­mo­po­li­ti­schen Ein­flüs­sen aus dem Ausland.

Hal­tung zu den USA und der EU

Wäh­rend der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus zwar die Rück­ho­lung des Gewalt­mo­no­pols von der EU oder ande­ren inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen for­dert, so sieht er im Bünd­nis zwi­schen den Ver­ei­nig­ten Staa­ten und Euro­pa doch einen Garan­ten für die die Fort­füh­rung der libe­ra­len, jüdisch-christ­li­chen Tra­di­ti­on. Der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus, wel­cher die völ­ki­sche Iden­ti­tät betont, sieht die libe­ra­len Ein­flüs­se durch die USA bereits schäd­lich. Er hat kein Pro­blem, bei­spiels­wei­se ein Bünd­nis mit Russ­land und der rus­si­schen Rech­ten ein­zu­ge­hen, wenn es hilft den kul­tu­rel­len Libe­ra­lis­mus zurück­zu­drän­gen und den bestehen­den Staat in Fra­ge zu stellen.

Zusam­men­fas­sung: Rech­te, Lin­ke und hei­ßer Herbst

Wie kann man nun die Rol­le und die Gefahr der Neu­en Rech­ten im Kon­text des hei­ßen Herbs­tes einordnen?

Auf der Ebe­ne des sozia­len Pro­tes­tes gibt es zwi­schen der Lin­ken und der Rech­ten, ob revo­lu­tio­när oder natio­nal­kon­ser­va­tiv kei­ne Schnitt­men­ge. Bei­de rech­ten Lager sehen in poli­ti­schen Maß­nah­men wie der Über­ge­winn­steu­er, Erhö­hung von Sozi­al­leis­tun­gen (wor­un­ter man auch das 9‑Eu­ro-Ticket zäh­len kann) oder der Ver­ge­sell­schaf­tung der Ener­gie­un­ter­neh­men nicht zu recht­fer­ti­gen­de Ein­grif­fe des Staa­tes in den Libe­ra­lis­mus oder die Auto­no­mie der Bürger*innen, die prin­zi­pi­ell abge­lehnt werden.

In der Fra­ge der Frie­dens- und Sank­ti­ons­po­li­tik ist die Sache etwas kom­pli­zier­ter. Wäh­rend ein Teil des Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus aus trans­at­lan­ti­scher Soli­da­ri­tät und ein Teil der revo­lu­tio­nä­ren Rech­ten aus Soli­da­ri­tät mit der ukrai­ni­schen Rech­ten die Sank­tio­nen befür­wor­tet, gibt es gro­ße Tei­le der Rech­ten, wel­che die Sank­tio­nen als unzu­läs­si­gen Ein­griff in die freie Wirt­schafts­tä­tig­keit betrach­tet. Die For­de­rung nach deren Ende ist dann ähn­lich zur Lin­ken, wel­che die­se aber aus ande­ren Grün­den aufstellt.

Die größ­te poli­ti­sche Gefahr geht hier­bei von der revo­lu­tio­nä­ren Rech­ten aus. Die­se ver­sucht, durch eine Eska­la­ti­on der Pro­tes­te den Staat in eine Legi­ti­mi­täts­kri­se zu stür­zen, aus der die loka­len Soli­da­ri­täts­struk­tu­ren als Gewin­ner her­aus­ge­hen, die Trä­ger der revo­lu­tio­nä­ren Rech­ten sind. Auch hier gibt es im Ziel Über­schnei­dun­gen mit der revo­lu­tio­nä­ren Lin­ken, die aller­dings klas­sen­um­fas­sen­de Soli­da­ri­täts­struk­tu­ren auf­bau­en möchte.

Die Lin­ke besitzt gegen­über der Rech­ten zwei gro­ße Vor­tei­le. Der ers­te ist, dass der revo­lu­tio­nä­re Kon­ser­va­tis­mus zwar recht radi­kal auf­tritt, jedoch nur ein begrenz­tes Mobi­li­sie­rungs­po­ten­ti­al besitzt. Das zeit­wei­li­ge Bünd­nis mit dem Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus gegen den kul­tu­rel­len Libe­ra­lis­mus hat ihn stär­ker aus­se­hen las­sen als er ist. Doch die­ses Bünd­nis wird gera­de in der Ener­gie­kri­se brü­chig. Die Staats­feind­lich­keit der revo­lu­tio­nä­ren Rech­ten. schnei­det in von vie­len rech­ten Bünd­nis­part­nern ab, die Ableh­nung sozi­al­staat­li­cher Maß­nah­men von lin­ken. Der zwei­te gro­ße Vor­teil ist, dass die lin­ke Poli­tik stär­ker in den tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­sen ver­wur­zelt ist. Der Groß­teil der Bevöl­ke­rung kann sich nicht auf die begrenz­ten Soli­da­ri­täts­struk­tu­ren der revo­lu­tio­nä­ren Rech­ten stüt­zen, son­dern auf den Sozi­al­staat und daher ist des­sen aus­rei­chen­de Finan­zie­rung und ent­spre­chen­de Umver­tei­lung von oben nach unten ein essen­ti­el­les Inter­es­se der über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit der Bürger*innen, unab­hän­gig von der poli­ti­schen Aus­rich­tung. Die roman­ti­sche und mythi­sche Ver­klä­rung der Ver­gan­gen­heit, bleibt am Ende doch nur Fan­ta­sie. Und die bezahlt kei­ne Heizkostenabrechnung.

So soll­te auf Grund der inne­ren Wider­sprüch­lich­keit der Rech­ten die Lin­ke weni­ger Angst vor Ver­ein­nah­mung haben, son­dern einen lin­ken Pro­test als Mög­lich­keit nut­zen, ordent­lich die Axt an der rech­ten Ein­heit anzu­set­zen. Selbst gro­ße Tei­le der Wähler*innenschaft der AfD for­dern gegen die Par­tei­füh­rung staat­li­che Maß­nah­men wie die Über­ge­winn­steu­er. Da sowohl der revo­lu­tio­nä­re als auch der Natio­nal­kon­ser­va­tis­mus am Wirt­schafts­li­be­ra­lis­mus fest­hal­ten, ent­frem­den sie sich zuneh­mend von der eige­nen Basis. So ist abschlie­ßend die größ­te Gefahr, dass Regie­rungs­par­tei­en und ihre ideo­lo­gi­schen Anhänger*innen ver­su­chen, die Ver­ein­nah­mung von rechts künst­lich zu dra­ma­ti­sie­ren. Dage­gen hilft nur eine lin­ke, nar­ra­ti­ve Geschlossenheit.

Lite­ra­tur

Var­ga, M. & Buzo­ga­ny, A. (2022): The Two Faces of the ›Glo­bal Right‹: Revo­lu­tio­na­ry Con­ser­va­ti­ves and Natio­nal-Con­ser­va­ti­ves. In: Cri­ti­cal Socio­lo­gy. Jahr­gang 48. Aus­ga­be 6. S. 1089 – 1107.

Die­ser Arti­kel erschien zuerst bei Spec­trum of Com­mu­nism unter einer CC4.0‑BY-NC-Lizenz. Bild: Weg­ga­bel­lung vor Alpen­pan­ora­ma (Pix­a­bay)

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