Draghi fiel, seine Agenda bleibt. Sie wird nicht zur Abstimmung gestellt. Geredet wird nicht an der Wahlurne, sondern auf der Piazza!
Zu Beginn entscheidender und verheerender Monate – mit all den möglichen, wenn nicht wahrscheinlichen Rationierungen von Gas, Strom, vielleicht sogar Lebensmitteln und anderen möglichen, wenn nicht wahrscheinlichen Höllenrunden des Pandemie‐Karussells, sobald sich neue Viren oder Varianten ausbreiten – ist der Sturz der Draghi‐Regierung der nationalen Einheit am 20. Juli eine Schande. Es ist ein Grund, das Wasser zu trüben, und zwar aus der Sicht der sozialen Oppositionsbewegung, die am Samstag, dem 24. Juli 2021, entstanden ist und die wohl oder übel (übel! kann man sicherlich sagen; aber die Männer und Frauen, die seither aktiv waren, haben das so gut getan, wie sie es unter den ungünstigen Rahmenbedingungen konnten …) versucht hat, sich dem subtilen Klassenkrieg (1), der von der Draghi‐Regierung erklärt und durchgeführt wurde, entgegenzustellen.
Aus unserer Sicht wäre es nützlich gewesen, im bevorstehenden sozialen Kampf die feindliche Macht mit all ihren politischen Fangarmen offen hinter der Figur Draghi, der Verkörperung der aggressivsten Macht des Kapitals, vereint zu sehen. Ein äußerst nützlicher Faktor, um die maximal verfügbaren Energien im Kampf »gegen alle«, gegen die Regierung »aller«, einschließlich der loyalistischen Fassade‐Opposition der »Fratelli d’Italia«, zu mobilisieren. Alleine gegen alle und ohne greifbare parlamentarische »Rückendeckung«: eine herrliche Position der Isolation (gegenüber einer verrotteten Hütte und ihrer gesamten Besatzung) und des sozialen und politischen Kampfes! Mit dem vorläufigen Verschwinden der politischen Union Sacrée ist in diesem Sinne die Lage unübersichtlich geworden. Die Aufregung um die Regierungskrise trübt den Blick.
Wir müssen mit Bitterkeit feststellen, dass die im Februar 2021 eingesetzte Regierung der nationalen Einheit ihr Hauptziel erreicht hat. Draghi hat dies aus seiner Sicht mit gutem Grund in seiner unmissverständlichen politischen Rede vom 20. Juli vor der Abgeordnetenkammer, als er die Vertrauensfrage stellte, eingefordert. Herrn Draghi war es ein Anliegen, das wahre »zivile Wunder« (im Wortlaut der Rede: »ziviles Wunder«!) hervorzuheben und zu rechtfertigen, das dank des Geistes der nationalen Solidarität und des Verantwortungsbewusstseins erreicht wurde und welches es ermöglichte – und wir sagen dies mit voller Stimme gegenüber den vielen (falschen) Narren, die so tun, als sei nichts geschehen, insbesondere gegenüber den »antagonistischen« Linken –, die Apartheid mithilfe der Gleichgültigkeit und/oder mit der Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung zu errichten.
Wir müssen mit Bitterkeit zur Kenntnis nehmen, dass ein Teil der Bevölkerung zombifiziert wurde. Wir glauben, dass die herrschenden Mächte (Draghi hin oder her) diese Situation voll ausnutzen werden, aus der man nur durch einen unmittelbaren, unvermeidlichen Gegenschock entkommen kann. Dieser allein kann den Geist und den Körper der Menschen befreien, die zu Larven (oder Sardinen, wenn Sie so wollen) reduziert wurden und daher, so wie die Dinge liegen, nach Belieben von der Macht, die die Hebel und den Kommandostab der Gesellschaft hält, manövriert werden können.
Daher das (für uns) verfluchte Unglück des Sturzes der Regierung der nationalen Einheit, die Trübung des Wassers und die massenhafte Ablenkung, die in den Wahlen vom 25. September gipfeln wird, welche vor allem, unabhängig vom Ergebnis der »freien Befragung der Volksmeinung« die volle »demokratische Legitimität« des derzeitigen Machtsystems und seiner Institutionen bestätigen sollen. Sobald diese Legitimität am 25. September bestätigt wird, kann die Macht (die sich natürlich nicht »zur Wahl stellt«) im Rahmen des neuen Ausnahmezustands, der uns erwartet, fortfahren. Sie wird im Sinne einer substanziellen Umsetzung des vom zurückgetretenen Draghi in seiner Rede vom 20. Juli verkündeten Programms voranschreiten können. Diesem wurde am 20. Juli formell das Vertrauen ausgesprochen, allerdings mit nur 95 Stimmen der linken Mitte.
Nach dem 25. September wird sich dann zeigen, mit welchem exekutiven Prozedere und mit welcher Kombination von politischen Kräften das bereits festgelegte Programm umgesetzt wird, das je nach Ausmaß der internen wirtschaftlichen und sozialen Krise und dem Szenario des sich anbahnenden Weltkriegs in mehr oder weniger drastischer Form durchgesetzt wird. Dieser bereits vorgezeichnete Weg kann (abgesehen von traumatischen Ereignissen auf internationaler Ebene) nur durch eine außerparlamentarische Massen‐ und Straßenbewegung, die sich der ausufernden politischen Kontrolle der zahlreichen Staatsdiener entzieht, umgelenkt oder gesprengt werden.
Die neuen politischen Kräfte der so genannten »Systemalternative« – d. h. die vier Listen, denen das (zweifellos bemerkenswerte) Kunststück gelungen ist, auf nationaler Ebene zu kandidieren, und die politischer Ausdruck der großen sozialen Bewegung sind, die insbesondere nach dem 24. Juli 2021 entstanden ist – werden nach dem 25. September vorhersehbar einen Platz am Parlamentsrand finden. Aber gerade wegen ihres … konstitutionellen Charakters werden sie, in der Opposition, ihre Rolle bei der Kontrolle der Massen in der explosiven Situation spielen, in die wir geraten.
Sie haben bereits (im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten in all diesen Monaten) ihren tiefen »Staatssinn« und ihr ausgeprägtes nationales Verantwortungsbewusstsein unter Beweis gestellt. Sie haben dies bewiesen, indem sie die regierungsfeindliche Oppositionsbewegung auf ihrem kritischen Höhepunkt im Oktober 2021 kanalisiert und geschwächt haben. Sie trugen dazu bei, die explosive Ladung des Kampfes von innen heraus zu entschärfen, indem sie dafür sorgten, dass der Kampf auf der Straße (von Tor IV im Hafen von Triest bis Mailand/Piazza Duomo, die gegenüber den Befehlenvon Innenministerin Lamorgese allein gelassen wurde) nicht in die Breite ging. So hat sich die große Ladung physischer und geistiger Energie, die eine Masse von Männern und Frauen ins Spiel gebracht hatte, allmählich aufgelöst. Unserer bescheidenen Meinung nach verlief die Sache so. Auf diese Weise wurden wir besiegt. Auf diese Weise wurde die Apartheid durchgesetzt.
Um Missverständnissen vorzubeugen: All die Paragone, Toscano, Rizzo und die »alternativen und souveränen« Akteure haben nicht als bewusste soziale Feuerwehrleute gehandelt, sondern als logische Folge ihrer politischen Vision, die genau zu dem verhängnisvollen institutionellen/parlamentarischen Raum führt, auf den letztlich alles bezogen werden muss. Das Beste daran ist, dass sie im Allgemeinen erkennen, wie weit die wahre Macht außerhalb der Räume liegt, die sie gerade betreten! Auf jeden Fall: viel Glück für sie. Wir werben nicht für die Enthaltung. Den vitalen Massen, die sich in den letzten Monaten mobilisiert haben, und auch denen, die sich nicht mobilisiert haben und in die Falle der Regierung getappt sind, sagen wir nur: Lasst uns auf das Wesentliche achten!
Und das Wesentliche liegt außerhalb der Spiele und der parlamentarischen »Oppositionen«. Das Wesentliche liegt in der außerparlamentarischen Kraft der Massen‐ und Straßenmobilisierung, mit der die Hand der Regierungen aufgehalten werden kann. Das Wesentliche liegt in der Stärkung sozialer Widerstandsnetze (von Elternschulen über »solidarische Einkaufsgemeinschaften« bis hin zu allen Formen sozialer Solidarität, bei denen sich Menschen außerhalb staatlicher Kontrolle engagieren). Das Wesentliche besteht in der Wiederherstellung dieser materiellen und geistigen Energie, die sich im Oktober 2021 materialisiert hat. Und darin, dass diese Energie dann mit voller Kraft in der sozialen Aktion freigesetzt wird und nicht, im Gegenteil, gebändigt wird, wie es leider nach Oktober angesichts der Fata Morgana (die sich am 25. September in einer Handvoll gewählter Vertreter, in leeren Händen materialisieren wird) der Fall war.
Die Lega, die Berlusconier und die 5‑Sterne‐Schrott sind sich aus der Regierung ausgeschert, ohne auch nur den Mut zu haben, am 20. Juli offen gegen die Draghi‐Agenda zu stimmen. Das zeigt die Substanzlosigkeit dieser politischen Tentakel des italienischen Kapitalismus, die sich von der nationalen Einheit gelöst haben, um ihren völligen Selbstmord zu verhindern. Die Mitte‐Rechts wurde durch das Draghi‐Programm in die Enge getrieben, das voraussah – und, wir bekräftigen, voraussieht! (Draghi hin oder her) – neben anderen wesentlichen Punkten (die da wären: erstens: absolute Loyalität »zum atlantischen Band«, also Unterstützung für den Krieg in der Ukraine. In dem am 20. Juli verkündeten Programm heißt es: »Bewaffnung der Ukraine«. Zweitens: Fortsetzung des Prozesses der Digitalisierung, das heißt der Entwurf eines Käfigs der totalen staatlichen Kontrolle über jeden Aspekt des Lebens des Einzelnen, von der Wiege bis zum Sarg, alles erfasst. Drittens: Fortsetzung der Massenimpfkampagne, möglicherweise mit der Einführung einer Impfpflicht (über die das Verfassungsgericht im November zu entscheiden haben wird, sofern keine Katastrophen eintreten…) neben anderen wesentlichen Punkten, gehört es zum Programm die rasche Fortsetzung der grausamen Zentralisierung des Kapitals, was in der Folge die Abschlachtung des Mittelstandes bedeutet (großflächige Zerstörung von Kleinbetrieben, umfangreiche Enteignung von Kleinbesitz und kleinen Ersparnissen). Die Mitte‐Rechts‐Tentakel konnten diesen Punkt, der in der Draghi‐Agenda implizit enthalten ist, nicht gegenzeichnen und werden ihn ohnehin schlucken müssen. Der Selbstmord, der Zerfall der Mitte‐Rechts‐Kräfte, wie sie sich heute darstellen, wird nur aufgeschoben.
Die Tentakel der Mitte‐Links, mit der Partito Democratico als treuer Bannerträgerin des Draghi‐Programms, sind sicherlich die kohärentesten und zuverlässigsten Instrumente im Dienste der im »kollektiven Westen« im Moment (im Moment noch!) vorherrschenden Machtzentren: der Machtzentren des großen euro‐atlantischen Kapitals, der grünen und progressiven Kreise des Inclusive Capitalism. Der von der PD errungene Wahlkonsens und alles, was damit zusammenhängt, wird, auch wenn er vorläufig in der Opposition geparkt wird, für die Umsetzung des Programms zur Verfügung gestellt, über das es wenig zu diskutieren gibt und über das am 25. September nicht »abgestimmt« werden kann.
Aber auch für diese Tentakel wird der Zerfall nur aufgeschoben, je nachdem, wie sehr der Griff des immer noch vorherrschenden Machtzentrums im »kollektiven Westen«, von dem die Mitte‐Links‐Tentakel abhängen, schwächer wird (in Anbetracht der Tatsache, dass wir de facto bereits in die neue »multipolare Epoche« eingetreten sind, die – abgesehen von der Kriegsabrechnung in naher Zukunft – zu ganz erstaunlichen Szenarien führen kann: Das schrecklichste davon ist das einer vorläufigen und nur einen Schritt vom Abgrund entfernten Verständigung zwischen den (ex-)hegemonialen USA und dem rivalisierenden russisch‐chinesischen Block in einer Art München 1938).
Kurz gesagt, die derzeitige politische Konstellation, was auch immer am 25. September an den Wahlurnen herauskommt, wird durch die Ereignisse auf den Kopf gestellt werden, mit Ausnahme … des zurücktretenden und zurückgetretenen Draghi, im Sinne des »Draghi‐Programms«. Es muss festgestellt werden, dass dieses Programm der grausamen kapitalistischen Zentralisierung nicht darauf verzichtet, und auch nicht darauf verzichten kann, die Arbeiterklasse zu ködern. Das Kriegsprogramm (»Bewaffnung der Ukraine«!) kommt auch unter einem »sozialen« Deckmantel daher: »Wir brauchen eine echte soziale Agenda«, »eine gemeinsame Arbeitsmethode mit den Gewerkschaften und Unternehmensverbänden«, heißt es in dem am 20. Juli verkündeten Programm. Und um mit etwas Konkretes zu ködern, könnte man »die beeindruckende Zahl von 1.100 Milliarden Euro an Restkrediten, die vom Finanzamt beansprucht werden« zurückgreifen, steht ebenfalls in demselben Programm, an das sich die »gesetzlichen Vertreter«, wie Landini & Co [Landini: Generalsekretär der CGIL; & C: CISL und UIL, das heißt die drei sogenannte Konzertierungsgewerkschaften, Anm. d. Red.], der Arbeiterklasse im Staat (des Kapitals), der offene Handelsgesellschaft‐Italien, zweifellos mehr als überzeugend halten.
Wir werden sehen, ob nicht ihre »gesetzlichen Vertreter«, sondern die Arbeiterklasse selbst bei ihrem unvermeidlich (aufgrund höherer Gewalt, das heißt aufgrund der eintreffenden Schläge) bevorstehenden Wiederauftauchen auf der Bühne diesen politischen Köder schlucken wird. Es ist an der Zeit, dass die Arbeiterklasse, wenn sie etwas zu sagen hat, dies selbst tut: indem sie nämlich ihren »Rechtsvertretern« endlich sagt, dass sie zur Hölle fahren sollen. Wir für unseren Teil haben nichts weiter zu sagen, als zu wiederholen, was schon einmal (1865) von jemandem gesagt wurde, der etwas zuverlässiger ist als wir: »Die Arbeiterklasse ist revolutionär oder sie ist nichts«.
Konkret ist die Initiative der Gewerkschaft Fisi zu betonen und zu unterstreichen (der wir hoffen, sich die Sol Cobas wie für den Streik vom 15. Februar anschließen wird), welche für Anfang September eine Reihe von Streiks rund um das »Impfstoff Thema« ausgerufen hat (Rückkehr der Ungeimpften zur Arbeit im Gesundheitswesen; gegen die Impfpflicht, die man versuchen wird, als verfassungskonform durchzuwinken; Antrag auf Untersuchung der Flut gemeldeter Impfnebenwirkungen… ) und nicht nur dazu (ein Ende der Unterdrückung am Arbeitsplatz (und außerhalb). Ein ebenso wichtiges und äußerst positives Signal ist das, was sich im Bereich der Studenten gegen Green Pass bewegt, die keineswegs die Waffen gestreckt haben (auch wenn es sich nur um eine kleine Minderheit handelt). Neben einer sehr intensiven internen Debatte, in der sie sich bemühen, alle Fragen des gegenwärtigen Angriffs auf das menschliche Leben bei den Hörnern zu packen – Fragen, die von diesen jungen Menschen lebhaft und zu Recht empfunden werden – organisieren sie Straßendemonstrationen, die sich insbesondere mit der Repression befassen, die nach wie vor gegen blockfreie Teile der Gesellschaft gerichtet ist (von Busto Arsizio bis Triest bis zu den jüngsten Strafanzeigen in Udine gegen einige Teilnehmer an einer der zahlreichen Samstagsdemonstrationen nach dem 24. Juli 2021). Ohne sich ablenken zu lassen und ohne vom Ergebnis des 25. September etwas zu erwarten.
In diesem Zusammenhang berichten wir von der nationalen Website der Studenten gegen Green Pass über eine besonders lebendige Intervention. Sie hat uns beeindruckt, und wir teilen deren tiefen Sinn, jenseits der vielen »Klarstellungen«, die wir gerne auf Marcos Rede anbringen würden und die wir sicherlich anbringen müssen, vielleicht direkt vor Marco und allen Freunden der Studenten gegen Green Pass. Das reicht für den Moment. Genug ist genug.
Anmerkungen und Ergänzungen
1. Mit unserem Beitrag auf dem »Platz der Widersetzlichen« haben wir den alles andere als »ökonomischen« Sinn des andauernden Klassenkriegs erklärt, der sich in aller Tiefe gegen das Wesen des Menschen richtet. Siehe insbesondere das Flugblatt (das bei den Demonstrationen in Udine und Triest im August 2021 verteilt wurde): Sie haben uns den Krieg erklärt, was sollen wir tun?
Aus der nationalen Website von Studenten gegen Green Pass – 25. Juli 2022
Meditation über die bevorstehenden Wahlen
von Marco Z.
Meditation im Werden
Tatsache ist auch: Können wir uns den Luxus leisten, alle unsere Hoffnungen auf den Wahltermin zu setzen? Nein, das können wir nicht. Und zwar nicht, weil wir es mit verfassungswidrigen Wahlen zu tun haben, bei denen außerparlamentarische Kräfte nicht antreten können, sondern weil die Politik Italiens der nächsten Zeit zu einem großen Teil bereits anderweitig bestimmt wurde. Unabhängig davon, ob es uns gelingt, einige »Eigene« in die Parlamente zu bringen oder nicht, hat der Feind in jedem Fall den Zeitplan festgelegt, um sich neu zu organisieren und die Schritte zu lenken, die wir über den Winter und in den kommenden Jahren unternehmen. Auch wenn sich die Situation selbst für den Feind verschlechtert hat, ist es für psychopathische Verrückte schwierig, die Logik des Besitzes und der Kontrolle aufzugeben, an der sie sich in den letzten Jahren so berauscht haben. Die Hypothese, dass eine neue »Regierung der nationalen Einheit« – noch eine – in kurzer Zeit zustande kommt, unabhängig vom Wahlergebnis, ist mehr als realistisch.
Noch dazu: Es wäre eine Sache gewesen, mit einer einzigen Front zu den Wahlen 2023 zu gehen, vereint um einige wesentliche Punkte, mit vereinten Parteien und Bewegungen, wie von den Bewegungen selbst gewünscht (die jedes Recht haben, ihre Rolle und ihre Arbeit zu verteidigen, angesichts der Tatsache, dass der Widerstand in diesem Land zur Zeit des Green Pass, des Völkermords an der Wissenschaft, der Apartheid und der Verpflichtungen ohne jede Logik … von den Bewegungen geleistet wurde, nicht von den Parteien. Um ein Beispiel zu nennen, nur um das klarzustellen: Während Liberiamo l’Italia und Fronte del Dissenso bereits über den Transhumanismus, die verzerrte Nutzung der Technologie, die erschreckende Verzerrung des Rechtsstaates usw. sprachen, kurz gesagt, während sie die schweren Menschenrechtsverletzungen anprangerten, die wir kennen, hatte die Kommunistische Partei von Marco Rizzo noch nicht begriffen, was geschah, da viele ihrer Mitglieder immer noch von der blinden Verteidigung des so genannten Impfstoffs verzaubert waren …); es ist eine andere Sache, diesen demütigenden Wettlauf um die Unterschriften in letzter Sekunde mitzuerleben, mit einem Szenario, das der Situation nicht gewachsen ist, das heißt mit unterschiedlichen politischen Realitäten – anstelle einer Einheitsfront –, auf jeden Fall fern von den Bewegungen und ihren Basen, und jetzt offensichtlich nicht interessiert an Formen der Rebellion, die den Aufruf zu den Wahlen begleiten.
Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Wenn Wahlen wirklich – wirklich – als ein Instrument des Kampfes wie jedes andere angesehen würden, dann wäre die Haltung der »politischen Führer« anders gewesen, bescheidener gegenüber den Bewegungen und entschlossener in ihrer Weigerung, sich den Spielen des Feindes zu unterwerfen. Was wir jetzt von ihnen erwarten sollten, ist eine starke Haltung und die Aufforderung, sich auf Proteste vorzubereiten, die weit über die institutionellen Kanäle des Wettbewerbs hinausgehen. Aber das passiert nicht.
Ich sage es in aller Deutlichkeit: Ich befürchte, dass die Konzentration auf die Unterschriftensammlung und den Wahltermin nichts anderes ist als eine erneute Schwächung des Dissenses in diesem Land, der in Wahrheit kultiviert und zur Explosion in einer friedlichen, aber entschiedenen Revolution vorbereitet werden sollte. Wenn wir zu viel über die Wahlen nachdenken, wird es für uns schmerzhaft sein, wenn sie vorbei sind, vor allem, wenn wir es geschafft haben, einige unserer eigenen Leute ins Parlament zu bringen. So aufmerksam, so liebevoll gegenüber den Institutionen, die in den letzten Monaten so viele unserer Lieben zum Tode verurteilt haben, werden wir uns über die erreichte Vertretung freuen, während der vorherrschende Block, der das Karussell fährt – jetzt mit der Führung der PD, jetzt mit der Führung der Mitte‐Rechts, jetzt mit den so genannten Regierungen der nationalen Einheit – in der Lage sein wird, diese Krise weiterhin auf die für ihn bestmögliche Weise zu verwalten.
Stattdessen müssen wir eine Revolution machen. Wir sollten sie alle daran hindern, wieder in die Paläste der Macht einzuziehen. Aber das geht nur, indem man sich weigert, sich ihren Spielchen zu unterwerfen, alles delegitimiert, das Gefühl der Rebellion im ganzen Land schürt und dann mit einer Demonstration ohne Frist fortfährt. Schließlich gibt es Millionen von uns.
Es ist jedoch eine Sache, zu sehen, wie Millionen von Menschen auf die Straße gehen und die Verhaftung der Mörder und Kriegstreiber, der Satanisten fordern, die das Böse in unser Land gebracht haben; es ist eine ganz andere Sache, zu sehen, wie Millionen von Menschen zur Wahl gehen und sich mit dieser Geste einfach zufrieden geben.
Was auch immer ihr denkt, wie auch immer es ausgehen wird, ich habe mein Land noch nie in einem solchen Zustand gesehen, das heißt, so bedürftig, wirklich bedürftig nach einer Revolution. Deshalb bleibe ich jedem gegenüber skeptisch, der heute zu mir kommt und um eine Abstimmung bittet. Die Abstimmung, nach all den Verbrechen, die begangen wurden? Wir sollten auf dieser Erde für Gerechtigkeit sorgen. Es ist der wichtigste historische Moment in der Geschichte der Italienischen Republik. Wir sollten handeln und daran denken, dass das, was geschehen ist, einfach zu schwer wiegt. Wahl oder nicht, wir sollten sie alle früher oder später verhaften. Ich glaube, wenn wir viel stärker und mutiger und viel weniger schwach und feige wären, wüssten wir heute schon, dass am 25. September niemand zur Wahl gehen würde und wir würden uns auf eine Revolution vorbereiten.
Sie haben euch eine Maske über das Gesicht gezogen, damit ihr nicht mehr atmen könnt. Sie haben euch mit Hubschraubern über die Strände gejagt. Sie haben euch in euren Häusern eingesperrt. Sie haben ein Bußgeld gegen euch verhängt, weil ihr sich auf eine Bank gesetzt habt. Sie haben euch dazu verleitet, eure Lieben zu Weihnachten nicht zu besuchen. Sie haben euch mit bösartigen Angriffen, mit Kriegsmetaphern, mit Liedern, mit lächerlichen Szenen verhöhnt. Sie haben bei euch allen, auch bei den Kindern, militärische Techniken angewandt. Mit dämonischen Augen lächelnd, haben sie euch verboten, eure Kranken zu besuchen. Sie haben euch in eurer Not ignoriert und dann eure Angehörigen mit wahnsinnigen Behandlungen getötet. Sie haben getötet, sie haben getötet, sie haben getötet. Sie haben einen Völkermord begangen, der noch Jahre später Opfer fordern wird. Sie sind vulgäre und skrupellose Mörder. In Italien gibt es keine Demokratie, sondern ein Regime, das mit mafiösen Methoden agiert, ein gnadenloses Regime, dessen Gesicht man gerade erahnt hat. Denkt an den Moment, als der so genannte Staat beschloss, Wasserwerfer gegen unbewaffnete Arbeiter im Hafen von Triest einzusetzen. Denkt an die Zwangsbehandlung des Bruders von Rechtsanwalt Musso. Denkt an Dr. De Donno, denkt an den lieben Mann, der er war, und daran, wie sein Andenken beleidigt wurde. Das Gleiche geschah mit Franco Trincirca Denkt an Camilla Canepa, die mit dem trügerischen Versprechen eines einfachen und sicheren Lebens in den Tod geführt wurde.
Denkt an Oxana, die Mutter von Giulia Lucenti: Könnt ihr euch ihren Schmerz, ihre Schuldgefühle und den Mut vorstellen, den sie brauchte, um auf der Piazza San Giovanni in Rom vor Tausenden von Menschen nach der Wahrheit zu fragen? Denkt an die Menschen, die ihr liebt, und an all das, was sie wegen des Bösen, das in den letzten Jahren ausgeübt wurde, erlitten haben. In Italien gibt es keine Demokratie: Es gibt einen Machtzirkel, der Apartheid und Völkermord begangen hat und der dafür bezahlen muss.
Früher oder später, früher oder später wird er für alles geradestehen müssen. Die nächste Wahl kommt frühzeitig, um uns zu täuschen, um diesen Nazis Legitimität und Würde zurückzugeben, dem endlosen Wahn dieser Bande von kriminellen Psychopathen mit Perversionen von Besessenheit und Kontrolle, aggressiv wie niemand sonst auf dieser Erde, und verdammten Söhnen Satans. Es geht nur um unseren Mut, nur darum, was wir bereit sind, im Namen unserer Toten und der Lebenden, die wir lieben, zu tun. Wir können denen, die uns zu Schmerz und Tod verurteilt haben, keine Legitimation geben. Es gibt keine Rechtfertigung. Ich weigere mich, wählen zu gehen, das steht fest.
Ich möchte den Grundstein für eine Revolution legen, denn eine Revolution ist so notwendig geworden wie die Gerechtigkeit auf dieser Erde. Lasst uns bitte für Gerechtigkeit sorgen. Wir sollten alle den Widerstand organisieren, den Kampf für das Ende dieser Macht. Niemand sollte wählen gehen, sondern alles sollte implodieren.
Bild: Ponte Vecchio, Florenz (Pixabay)