Ukrai­ne-Des­in­for­ma­tio­nen durch US-Fernseh-Generäle

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Wenn man sich Fern­seh­kom­men­ta­re und Inter­views mit pen­sio­nier­ten US-Gene­rä­len anhört, könn­te man glau­ben, dass Russ­land schwer ange­schla­gen in den Sei­len hängt und die Ukrai­ne zum K.O.-Schlag aus­holt. Die Ukrai­ne wird gewin­nen, weil sie gewin­nen muss! So lau­tet die west­li­che Pro­pa­gan­da-Losung, die wie ein Man­tra in einem indi­schen Aschram von den US/­NA­TO-Pro­pa­gan­da­gu­rus 24 Stun­den am Tag stän­dig wie­der­holt wird. Betrach­tet man jedoch die für die Ukrai­ne erschre­cken­de Rea­li­tät auf dem Schlacht­feld im Don­bass und dar­über hin­aus, dann wird schnell klar, dass die Prah­le­rei der US-Gene­rä­le ledig­lich einen jahr­zehn­te­lan­gen Trend rosi­ger Berich­te über angeb­li­che mili­tä­ri­sche Erfol­ge der US-Streit­kräf­te oder ihrer Stell­ver­tre­ter fortsetzt.

Die­se rosi­gen Berich­te der US-Gene­ra­li­tät haben sich dann all­zu oft als falsch her­aus­ge­stellt, als Wunsch­den­ken, als ver­bis­se­nes Behar­ren auf der Rich­tig­keit der eige­nen Pro­pa­gan­da. Das hat­te nicht nur kata­stro­pha­le Fol­gen z. B. für die Men­schen in Afgha­ni­stan, im Irak, in Liby­en, in Syri­en, im Jemen und aktu­ell in der Ukrai­ne, son­dern auch für die Bevöl­ke­rung der USA. Denn nur die eli­tä­ren Kriegs­trei­ber in Poli­tik, Medi­en und Rüs­tungs­in­dus­trie sind die Gewin­ner, nicht nur in den USA, son­dern auch in Deutschland.

Zugleich sind inzwi­schen die west­li­chen Medi­en durch­weg von ihrem ursprüng­li­chen Auf­trag und Selbst­ver­ständ­nis, näm­lich offi­zi­el­le Behaup­tun­gen der Regie­rung und ihrer inof­fi­zi­el­len Pro­pa­gan­dis­ten auf den Wahr­heits­ge­halt zu über­prü­fen, wei­ter ent­fernt als die Erde vom Mond.

Dani­el Davis, ehe­ma­li­ger Oberst der US-Armee, hat am 19. Juli auf der kri­ti­schen Inter­net­sei­te 1945 eini­ge Bei­spie­le zitiert, wie die US-Fern­seh-Gene­rä­le die Bevöl­ke­rung und den Kon­gress der Ver­ei­nig­ten Staa­ten belü­gen und damit die Grund­la­ge für poli­ti­sche Fehl­ent­schei­dun­gen legen. Das ist natür­lich kein exklu­si­ves US-Phä­no­men, son­dern trifft auch auf Deutsch­land zu.

Als Bei­spiel zitiert der Autor Davis, der Krie­ge aus eige­nen Erfah­run­gen in vier Ein­sät­zen (Desert Storm, Ope­ra­ti­on Iraqi Free­dom, zwei­mal Afgha­ni­stan) ken­nen­ge­lernt hat, den pen­sio­nier­ten US-Gene­ral Ben Hod­ges, der letz­te Woche gesagt hat, dass nach vier Mona­ten Kampf die »Rus­sen erschöpft sind« und dass, »wenn der Wes­ten die­ses Jahr zusam­men­hält, der Krieg Anfang 2023 vor­bei sein wird«. Ins glei­che Horn hat­te Anfang die­ses Monats der pen­sio­nier­te Gene­ral Mark Hert­ling gesto­ßen, als er einem CNN-Publi­kum weis­mach­te, dass die Ukrai­ne »immer mehr Artil­le­rie« aus dem Wes­ten erhält, und des­halb zu dem Schluss kam, »dass sich all­mäh­lich das Blatt« zuun­guns­ten Russ­lands wen­det. Und am 10. Juli hat­te der ehe­ma­li­ge stell­ver­tre­ten­de Stabs­chef der US-Armee, Gene­ral Jack Kea­ne – in Anleh­nung an die Gene­rä­le Hod­ges und Hert­ling – gegen­über Fox News behaup­tet, dass die »Ukrai­ner trotz der Fort­schrit­te Russ­lands im Don­bass immer noch eine ech­te Chan­ce haben, Ter­ri­to­ri­um zurück­zu­er­obern. Wir soll­ten sie nicht unterschätzen.«

Für die Behaup­tun­gen gebe es aber kei­ne glaub­wür­di­gen Bewei­se, wider­spricht Ex-Oberst Davis der Schön­fär­be­rei der Fern­seh-Gene­rä­le. Laut Davis, der als Seni­or Fel­low am »Defen­se Prio­ri­ties Pro­ject«, ein Pro­jekt über »Ver­tei­di­gungs­prio­ri­tä­ten«, teil­nimmt und zugleich als Redak­teur bei 1945 arbei­tet, ver­dre­hen die Fern­seh-Gene­rä­le kom­plett den aktu­el­len mili­tä­ri­schen Stand der Din­ge in der Ukraine.

Zwei­fel­los hät­ten die Rus­sen erheb­li­che Ver­lus­te an Mate­ri­al erlit­ten, räumt Davis ein, aber es gebe kei­ne Bewei­se auf dem Schlacht­feld, dass die Rus­sen auch nur annä­hernd »erschöpft« sei­en. Der größ­te Teil der vom Wes­ten ver­spro­che­nen Artil­le­rie sei bereits an die Ukrai­ne aus­ge­lie­fert wor­den, und das habe »bis heu­te nicht dazu geführt, dass Russ­lands Vor­marsch durch den Don­bass auch nur ver­lang­samt, geschwei­ge denn gestoppt wur­de«. Die HIMARS-Trä­ger­ra­ke­ten hät­ten es der Ukrai­ne zwar ermög­licht, tief hin­ter den rus­si­schen Lini­en zuzu­schla­gen, und sie hät­ten dort schwe­ren Scha­den ange­rich­tet, aber nichts­des­to­trotz habe auch das »nicht zu einer beob­acht­ba­ren Ver­rin­ge­rung des immer noch schwe­ren täg­li­chen Artil­le­rie­feu­ers auf ukrai­ni­sche Stel­lun­gen geführt«.

Dar­über hin­aus ver­lie­re die ukrai­ni­sche Armee angeb­lich bis zu 1.000 Mann pro Tag, haupt­säch­lich durch rus­si­sches Artil­le­rie-, Rake­ten- und Pan­zer­feu­er, das sich nicht ver­lang­samt habe. Auch im Luft­raum über der Ukrai­ne habe sich die Dyna­mik nicht ver­än­dert. Russ­land domi­niert mit bis zu 300 Ein­sät­zen pro Tag den Him­mel, bei etwa 20 Ein­sät­zen der Ukrai­ne. Und es habe sich »an der Tat­sa­che nichts geän­dert, dass der Ukrai­ne die Muni­ti­on für ihre Hau­bit­zen kri­tisch knapp wird, wäh­rend Russ­land wei­ter­hin fast unbe­grenz­te Men­gen für sich selbst her­stel­len kann«.

Die wich­tigs­ten Vor­aus­set­zun­gen für einen Krieg, die Grund­la­gen der Kampf­hand­lun­gen, lägen »fast alle auf der rus­si­schen Sei­te«. Bei den G7‑, G20- und NATO-Gip­feln sei­en der Ukrai­ne kei­ne zusätz­li­chen, umfang­rei­che Men­gen an moder­nen Waf­fen ver­spro­chen wor­den. Was bis­her an Aus­rüs­tung gelie­fert wur­de, beschrän­ke sich auf ein paar hun­dert Artil­le­rie-Ein­hei­ten, etwa 250 Pan­zern aus der Sowjet­zeit und eini­ge gepan­zer­te Per­so­nal­trans­por­ter aus der Viet­nam-Zeit. Ins­ge­samt erge­be »all die­se Aus­rüs­tung – ein­schließ­lich der HIMARS – in Art und Men­ge nicht ein­mal einen Bruch­teil der Aus­rüs­tung, die die Ukrai­ne für eine Gegen­of­fen­si­ve benö­ti­gen wür­de«, so Davis.

Die Idee, dass die Ukrai­ne die der­zei­ti­ge Offen­si­ve Russ­lands stop­pen und dann zu einer Gegen­of­fen­si­ve über­ge­hen könn­te, um die rus­si­schen Trup­pen zurück­zu­drän­gen – wie es dem Ex-NATO-Ober­be­fehls­ha­ber Hod­ges vor­schwebt, der zudem sag­te, er glau­be, dass dies noch vor Ende die­ses Jah­res gesche­hen wer­de –, habe kei­ne gül­ti­ge Grund­la­ge vor Ort in der Ukrai­ne, so Davis. Aber in den letz­ten zwei Jahr­zehn­ten sei­en die­se Art von »rosig-opti­mis­ti­schen Behaup­tun­gen, die von den Rea­li­tä­ten auf dem Schlacht­feld abge­ho­ben sind, nichts Neu­es für Ame­ri­kas Gene­rä­le«, so Davis.

Anschlie­ßend geht der 1945-Autor Davis in sei­nem Arti­kel dar­auf ein, wie die­sel­ben Gene­rä­le, die heu­te in beque­men Ses­seln vor den TV-Kame­ras mit ihren Behaup­tun­gen die Öffent­lich­keit in die Irre füh­ren, schon in Afgha­ni­stan und im Irak total dane­ben lagen. Die Dyna­mik der unbe­grün­de­ten, opti­mis­ti­schen Ein­schät­zun­gen aus den ver­lo­re­nen US-Krie­gen in Afgha­ni­stan und im Irak wie­der­ho­le sich jetzt in der Ukrai­ne. Es gebe ein­fach »kei­ne gül­ti­ge Grund­la­ge, auf der behaup­tet wer­den könn­te, dass die ukrai­ni­sche Armee inner­halb von Mona­ten in die Offen­si­ve gehen und Russ­land bis Ende des Jah­res aus dem Land ver­trei­ben könn­te, was Gene­ral Hod­ges behaup­tet hat«, so Davis, der dies zum Anlass für eine War­nung an die Medi­en nimmt:

Die Gefähr­lich­keit die­ser Art von Aus­sa­gen besteht dar­in, dass sie den Men­schen in der Ukrai­ne fal­sche Hoff­nun­gen machen, dem ame­ri­ka­ni­schen Volk bezüg­lich des­sen, was mög­lich ist, ein unge­nau­es Bild über die tat­säch­li­che Lage ver­mit­teln, und zugleich den Kon­gress ermu­ti­gen, wei­ter­hin eine Stra­te­gie zu finan­zie­ren, die mit ziem­li­cher Sicher­heit schei­tern wird.

Des­halb rät Davis den US-Medi­en, dass es »an der Zeit ist, rou­ti­ne­mä­ßig opti­mis­ti­sche Behaup­tun­gen eini­ger unse­rer akti­ven und pen­sio­nier­ten Gene­rä­le mit mehr Skep­sis zu betrachten«.

Was Davis lei­der nicht erwähnt, was hier aber unbe­dingt dazu­ge­hört hät­te, wäre die For­de­rung gewe­sen, bei jedem Auf­tritt der Fern­seh­ge­ne­rä­le die Zuschau­er dar­auf hin­zu­wei­sen, für wen die­se Sprach­roh­re der Kriegs­trei­ber aktu­ell arbei­ten. Denn die gro­ße Mehr­heit die­ser Ex-US-Gene­rä­le arbei­tet heu­te für die US-Rüs­tungs­in­dus­trie, ent­we­der direkt als Lob­by­ist oder indi­rekt in einer soge­nann­ten Denkfabrik.

Auch in den deut­schen Fern­seh-Talk­shows wäre es drin­gend erfor­der­lich, bei den ein­ge­la­de­nen Mili­tär­ex­per­ten, Poli­to­lo­gen und wie sie sonst noch hei­ßen die Zuschau­er dar­über auf­zu­klä­ren, für wen sie wirk­lich arbei­ten, das heißt, wer die Finan­ziers ihres Insti­tuts sind und wer ihre Arbeit­ge­ber bezahlt. Sie, geneig­te Leser, erin­nern sich sicher an die nach­weis­lich über tau­send Jah­re alte Volks­weis­heit: »Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing.«

Wie wir gleich sehen wer­den, wäre eine grö­ße­re Trans­pa­renz der Akteu­re in den Talk­shows, Nach­rich­ten-Inter­views und poli­ti­schen Bewer­tun­gen in der deut­schen Medi­en­land­schaft weit­aus drin­gen­der nötig als in den USA. Denn in Sachen poli­ti­scher Mani­pu­la­tio­nen ist der US-Bür­ger bei wei­tem nicht so dumm, wie er ger­ne von den hoch­nä­si­gen Euro­pä­ern dar­ge­stellt wird. Und wenn die jüngs­ten Umfra­ge­wer­te der inter­na­tio­nal als seri­ös aner­kann­ten Gal­lup Orga­niza­ti­on auch nur annä­hernd stim­men, dann sind die US-Bür­ger gegen­über den öffent­li­chen Ver­laut­ba­run­gen und den dazu­ge­hö­ren­den Medi­en­be­rich­ten mit hoher Wahr­schein­lich weit­aus weni­ger gut­gläu­big als die Euro­pä­er, vor allem die Deutschen.

Den in der Mehr­heit immer noch obrig­keits­gläu­bi­gen Deut­schen kön­nen die Herr­schen­den nach wie vor jeden Mist als pures Gold verkaufen.

Das wur­de lei­der nicht nur bei den COVID-19-Zwangs­maß­nah­men demons­triert, son­dern wir sehen es auch aktu­ell in der gelb-blau­en Hys­te­rie um die Ukrai­ne-Kri­se. Dabei fügt sich die Mas­se des Vol­kes brav und ohne auf­zu­mu­cken in die bereits ange­lau­fe­nen behörd­li­chen Vor­be­rei­tun­gen für ein seit dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs nicht mehr gekann­tes Man­gel­re­gime ein.

Die Bevöl­ke­rung wird der­zeit auf Frie­ren und womög­lich Hun­gern vor­be­rei­tet. Die lässt das gedul­dig über sicher erge­hen, im Ver­trau­en auf das Ver­spre­chen der Regie­rung, dass »wir das schaf­fen wer­den, wenn wir alle zusam­men­hal­ten«. Zusam­men­hal­ten, um was zu tun? Dabei mit­ar­bei­ten, wie die Regie­rung uns wie zuvor bei COVID-19 in unse­ren Grund­rech­ten beschnei­det und uns sogar vor­schreibt, wie nied­rig die Wohn­zim­mer­tem­pe­ra­tur zu sein hat. Hat eigent­lich schon jemand dar­an gedacht, wie vie­le alte Men­schen an Unter­küh­lung krank oder ster­ben werden?

Wir soll­ten nicht ver­ges­sen, dass es sich bei der uns bevor­ste­hen­den Kata­stro­phe nicht um eine Natur­ge­walt han­delt, die man hin­neh­men muss, son­dern um eine von den herr­schen­den Polit-Eli­ten absicht­lich her­bei­ge­führ­te Kri­se. Die­se könn­te von der aktu­el­len oder einer ande­ren Regie­rung in Ber­lin noch ver­hin­dert wer­den, und zwar durch ein Ende der Kon­fron­ta­ti­ons­maß­nah­men gegen und Auf­nah­me eines ech­ten Dia­logs mit Russ­land. Das wird jedoch nicht mög­lich sein, wenn die Mas­se der Deut­schen wei­ter brav zu Hau­se vor dem Fern­se­her bleibt, folg­sam den Ver­laut­ba­run­gen der Regie­rung folgt und sich mit den dazu­ge­hö­ri­gen »Erklä­run­gen« der Medi­en für dumm ver­kau­fen lässt, ist die Kata­stro­phe nicht auf­zu­hal­ten. Nur wenn wir NICHT »alle zusam­men­hal­ten« und die Behaup­tun­gen der herr­schen­den Eli­ten auf den Stra­ßen und Plät­zen der Städ­te und Dör­fer kri­tisch hin­ter­fra­gen, nur dann haben wir über­haupt eine Chan­ce in Deutsch­land, das Schlimms­te noch zu verhindern.

Obwohl exak­te Ver­gleichs­da­ten feh­len, schei­nen die US-Ame­ri­ka­ner laut der jüngs­ten Gal­lup-Umfra­ge in Bezug auf Medi­en­nach­rich­ten oder Ver­laut­ba­run­gen des US-Kon­gres­ses und der Regie­rung in Washing­ton weit­aus kri­ti­scher ein­ge­stellt zu sein als die Euro­pä­er und spe­zi­ell wir Deut­schen, die immer noch dem Irr­glau­ben nach­hän­gen, dass die herr­schen­den Eli­ten für die Bevöl­ke­rung nur das Bes­te wol­len. Des­halb trifft die Sor­ge von Oberst Davis über die Des­in­for­ma­ti­on der öffent­li­chen Mei­nung durch Fern­seh-Gene­rä­le und ande­re »Exper­ten«, die auf allen TV-Kanä­len und in den Zei­tun­gen die Ukrai­ne-Kriegs­pro­pa­gan­da bedie­nen, viel stär­ker auf die Deut­schen zu als auf die US-Amerikaner.

Zunächst eini­ge Wor­te zur Gal­lup Orga­niza­ti­on. Sie ist eines der welt­weit füh­ren­den Markt- und Mei­nungs­for­schungs­in­sti­tu­te mit Sitz in Washing­ton und hat den Ruf, weit­ge­hend frei von poli­ti­scher Mani­pu­la­ti­on zu sein, soweit das über­haupt mög­lich ist. Seit 1935 führt das Unter­neh­men Mei­nungs­um­fra­gen zu ver­schie­de­nen US-ame­ri­ka­ni­schen sowie inter­na­tio­na­len The­men durch und ist in über 30 Staa­ten vertreten.

Unter ande­rem ver­folgt Gal­lup im Rah­men sei­ner jähr­li­chen Umfra­ge über wich­ti­ge US-Insti­tu­tio­nen seit 1973 das Ver­trau­en der US-Ame­ri­ka­ner in Zei­tun­gen und seit 1993 in Fern­seh­nach­rich­ten. Die neu­es­ten Mess­wer­te stam­men aus einer Umfra­ge vom 1. bis 20. Juni 2022. In die­ser Umfra­ge wur­de das Ver­trau­en der US-Bür­ger in ins­ge­samt 16 staat­li­che und nicht­staat­li­che Insti­tu­tio­nen gemes­sen, dar­un­ter Zei­tun­gen, TV-Nach­rich­ten und der US-Kongress.

Vor­weg eine Zusam­men­fas­sung der für die regie­ren­den Eli­ten alar­mie­ren­den Ergebnisse:

Nur noch 16 Pro­zent der US-Ame­ri­ka­ner haben sehr viel oder ziem­lich viel Ver­trau­en in Zei­tun­gen, und nur noch elf Pro­zent haben ein gewis­ses Maß an Ver­trau­en in Fern­seh­nach­rich­ten. Bei­de Wer­te sind im Ver­gleich zum Vor­jahr um fünf Pro­zent­punk­te gesun­ken. Dabei schei­nen die Demo­kra­ten (die Biden-Wäh­ler) gut­gläu­bi­ger zu sein als die Repu­bli­ka­ner und die Par­tei­lo­sen. Von den ins­ge­samt 16 unter­such­ten Insti­tu­tio­nen sind die Ver­trau­ens­wer­te von elf zurück­ge­gan­gen und von fünf unver­än­dert geblie­ben. Es gab also bei kei­ner Insti­tu­ti­on einen Vertrauenszuwachs.

Von den 16 Insti­tu­tio­nen ran­gie­ren die Fern­seh­nach­rich­ten und die Zei­tun­gen am unte­ren Ende die­ser Lis­te. Nur in eine wei­te­re Insti­tu­ti­on haben die US-Ame­ri­ka­ner seit vie­len Jah­ren noch weni­ger Ver­trau­en als in die ver­lo­ge­nen Medi­en, und das ist der US-Kon­gress. Dabei spielt es kei­ne Rol­le, wel­che der bei­den Par­tei­en, Demo­kra­ten oder Repu­bli­ka­ner, im Kon­gress die Mehr­heit haben.

Der US-Kon­gress besteht aus zwei Häu­sern, aus dem Senat als Ober­haus und dem »House of Repre­sen­ta­ti­ves« als Unter­haus, das alle zwei Jah­re neu gewählt wird. Bei den Wah­len im Novem­ber die­ses Jah­res wird die Demo­kra­ti­sche Par­tei Joe Bidens mit hoher Wahr­schein­lich­keit ihre bis­he­ri­ge Mehr­heit ver­lie­ren. Dann wür­den die Repu­bli­ka­ner bei­de Häu­ser domi­nie­ren und Biden und sei­ne Mann­schaft die nächs­ten zwei Jah­re als soge­nann­te »lah­me Ente« regie­ren. Biden wäre dann in einer Lage, die in etwa mit der des fran­zö­si­schen Prä­si­den­ten Emma­nu­el Macron ver­gleich­bar ist, des­sen Par­tei bei den jüngs­ten Wah­len eben­falls die Mehr­heit im Par­la­ment ver­lo­ren hat.

Aber egal, wie die Novem­ber­wahl in Washing­ton aus­geht, das extrem gerin­ge Ver­trau­en der US-Bür­ger in den US-Kon­gress wird unver­än­dert blei­ben. Es wird höchs­tens noch wei­ter absin­ken, denn aus Sicht der US-Bür­ger ist der US-Kon­gress ein Selbst­be­die­nungs­la­den für total kor­rup­te Poli­ti­ker, egal aus wel­cher Par­tei sie kommen.

Gro­ßes oder ziem­lich viel Ver­trau­en in den US-Kon­gress haben laut der aktu­el­len Gal­lup-Umfra­ge nur noch sie­ben Pro­zent der US-Bür­ger; etwas Ver­trau­en haben noch 36 Pro­zent, und 57 Pro­zent haben sehr wenig oder gar kein Ver­trau­en mehr in die von den Eli­ten hei­lig­ge­spro­che­ne, angeb­lich höchs­te demo­kra­ti­sche Insti­tu­ti­on, den US-Kongress.

Wie sehr die US-Ame­ri­ka­ner uns Euro­pä­ern in punc­to Miss­trau­en gegen­über den Mei­nungs­ma­chern in den Medi­en seit Lan­gem vor­aus sind, zeigt die lang­jäh­ri­ge Trend­ana­ly­se von Gal­lup. Dem­nach gab es nur ein Jahr, näm­lich 1997, in dem die Mehr­heit der US-Ame­ri­ka­ner ihren Zei­tun­gen zum Aus­druck brach­te. Aber auch damals waren es nur 51 Pro­zent, die das taten. Den zweit­höchs­ten Wert von je 39 Pro­zent hat­te es in den Jah­ren 1973 und 1990 gege­ben. Der lang­jäh­ri­ge Trend­durch­schnitt des Ver­trau­ens in Zei­tun­gen liegt bei 30 Pro­zent und damit deut­lich über dem aktu­el­len Wert von 16 Pro­zent, womit der vor­läu­fi­ge Tiefst­stand erreicht ist.

Auch bezüg­lich des Ver­trau­ens in Fern­seh­nach­rich­ten kön­nen wir trotz nicht vor­han­de­ner Ver­gleichs­da­ten mit ziem­li­cher Sicher­heit davon aus­ge­hen, dass die US-Ame­ri­ka­ner auch hier den Euro­pä­er vor­aus sind, vor allem den Deut­schen, die nach wie vor für ihre Nach­rich­ten am Tropf von Tages­schau und Heu­te-Jour­nal hängen.

In den USA lag das Ver­trau­en der Bür­ger in Fern­seh­nach­rich­ten nie höher als 46 Pro­zent im Jahr 1993. Im lang­fris­ti­gen Durch­schnitt lag er bei 27 Pro­zent, deut­lich höher als der der­zei­ti­ge Tief­punkt von elf Pro­zent. Laut Gal­lup ist dies das vier­te Jahr in Fol­ge, in dem das Ver­trau­en in TV-Nach­rich­ten unter 20 Pro­zent liegt. Und in der Trend­ana­ly­se ist das aktu­el­le Ergeb­nis das zwei­te Mal, dass eine Mehr­heit der US-Ame­ri­ka­ner, 53 Pro­zent, sehr wenig oder gar kein Ver­trau­en in die Fern­seh­nach­rich­ten hat.

Auch das Ver­trau­en in die Insti­tu­ti­on der US-Prä­si­dent­schaft ist in den letz­ten Jah­ren rapi­de gesun­ken. Allein im letz­ten Jahr ist es um 15 Pro­zent­punk­te von 38 auf 23 Pro­zent gefal­len. Noch schlech­ter steht um das Ver­trau­en der US-Bür­ger in Big Busi­ness, das im letz­ten Jahr von 18 auf aktu­ell 14 Pro­zent gefal­len ist. Ins­ge­samt haben laut Gal­lup-Umfra­ge drei Vier­tel der US-Bür­ger den Säu­len, auf denen das Staats­we­sen der US-Olig­ar­chie ruht, das Ver­trau­en ent­zo­gen. Bei einer wei­te­ren Ver­schär­fung der innen­po­li­ti­schen Pro­ble­me und fal­schen Reak­ti­on der herr­schen­den Eli­ten könn­te eine Situa­ti­on ent­ste­hen, in der – zumin­dest in eini­gen US-Bun­des­staa­ten – das herr­schen­de Regime ernst­haft in Fra­ge gestellt wer­den könn­te, mit nach­hal­ti­gen Aus­wir­kun­gen bis nach Europa.

Rai­ner Rupp ist Mit­glied des Bei­rats des Deut­schen Frei­den­ker-Ver­ban­des, von des­sen Web­site frei​den​ker​.org der Bei­trag über­nom­men wur­de. Erst­ver­öf­fent­li­chung als Tages­do­sis vom 29.07.2022 auf apo​lut​.net

Bild: Col­la­ge von Ralf Lux unter Ver­wen­dung von: Aktu­el­le US-Gene­rä­le: alle Bil­der Wiki­pe­dia, alle gemein­frei. Fern­se­her: pix​a​bay​.com / StockS­nap / Pix­a­bay License

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