Lin­ke Freund:innen, wo bleibt Ihr?

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August 2022, nach zwei­ein­halb Jah­ren Corona-Maßnahmen

Wir ken­nen uns lan­ge und wir haben schon vie­le Aktio­nen gemein­sam hin­ter uns. Auf der Stra­ße, bei der Arbeit, in Gre­mi­en, im Freund:innenkreis, bei Gesprä­chen und bei der poli­ti­schen Arbeit im wei­tes­ten Sin­ne. Wir ste­hen für die glei­chen Wer­te ein. Auch heu­te noch, davon bin ich überzeugt.

Seit nun­mehr fast zwei Jah­ren war­te ich dar­auf, dass Ihr Euch sys­tem­kri­tisch zu Wort mel­det und bin mal ent­täuscht, mal ent­setzt, mal tief­trau­rig, weil wir unter­schied­li­che Wege genom­men und uns offen­bar kaum mehr etwas zu sagen haben – auch wenn wir alle sicher wei­ter­hin die bes­ten Absich­ten haben und alle mit dem Ziel unter­wegs sind, Soli­da­ri­tät als wich­ti­ge Grund­hal­tung zu leben.

Im Früh­jahr 2020 schien es mir noch plau­si­bel, dass die Regie­rung ange­sichts eines gefähr­li­chen Virus’ und einer dro­hen­den Über­las­tung des Gesund­heits­sys­tems alles her­un­ter­fährt. Dann fing ich an, mich über die panik­ar­ti­ge Bericht­erstat­tung in den Medi­en und eben­sol­che Aus­sa­gen aus der Poli­tik zu wun­dern. Ein spä­ter deko­rier­ter »Top-Wis­sen­schaft­ler« sag­te in sei­nem Pod­cast, man wis­se zwar nichts, aber es wer­de auf jeden Fall rich­tig schlimm. Die prä­sen­tier­ten kumu­la­ti­ven Zah­len waren abso­lu­te Zah­len ohne Rela­ti­on zu irgend­ei­ner Grö­ße. Es waren Bull­shit­zah­len. In Sach­sen wur­den die Schu­len geschlos­sen als in Bay­ern die Zah­len hoch waren. Das Medi­enst­ak­ka­to wur­de uner­träg­lich und kam mir vor wie Pro­pa­gan­da im Dauerbeschuss.

Mein Onkel, der dement in einem Pfle­ge­heim leb­te und bis dato täg­lich von sei­nen Kin­dern und Freun­den besucht wor­den war, durf­te nicht mehr besucht wer­den. Mei­ne Cou­si­ne sag­te, sie sei sicher, dass er lie­ber Besuch haben wür­de, als ver­einsamt viel­leicht etwas län­ger zu leben. Als sie nach vie­len Wochen wie­der zu ihm durf­ten, hat­te er mas­siv abge­baut und erkann­te sie nicht mehr. Er starb kurz danach. Er war nie gefragt wor­den, was er selbst möchte.

Ich fing an zu recher­chie­ren. Alle schie­nen EINER Mei­nung zu sein. Die Maß­nah­men wur­den ver­län­gert, die Panik wei­ter­ge­trie­ben, die prä­sen­tier­ten Zah­len waren wei­ter­hin unse­ri­ös, da noch immer ohne Bezugs­grö­ßen. Ich war immer weni­ger überzeugt.

In den soge­nann­ten alter­na­ti­ven Medi­en, an die ich mich schließ­lich wag­te, denn sie waren bis dahin für mich ein No-Go, fand ich tat­säch­lich alter­na­ti­ve Sicht­wei­sen. Ver­schie­de­nes: aus wirt­schafts­li­be­ra­ler, aus eso­te­ri­scher Rich­tung, aus alter­na­tiv­me­di­zi­ni­scher, aus evi­denz­ba­sier­ter, aus bür­ger­li­cher und rech­ter, aber schließ­lich end­lich auch aus lin­ker kapi­ta­lis­mus­kri­ti­scher Sicht (Cle­mens Heni war da für mich der ers­te) und immer mehr aus fun­dier­ter medi­zi­ni­scher, sozi­al­wis­sen­schaft­li­cher, sta­tis­ti­scher und all­ge­mein inves­ti­ga­ti­ver Rich­tung – ich ent­deck­te eine gan­ze Welt vol­ler wirk­lich inter­es­san­ter und guter Arbeit, die mir vor­her ver­bor­gen war. Klar muss­te ich fil­tern und sich­ten, aber das ist bei den »Qua­li­täts­me­di­en« ja kei­nes­falls anders. Ich lern­te by doing Medi­en­kom­pe­tenz wie nie zuvor. Ich puz­zel­te mir in mona­te­lan­ger Medi­en- und Quel­len­ar­beit Infos zusam­men und stell­te die­se immer wie­der auf den Prüf­stand. Immer in der­Hoff­nung, dass es sich bei der Kri­sen­po­li­tik ein­fach um schlech­te Arbeit und ver­ein­zel­te Feh­ler han­delt, denn was läuft schon per­fekt und in einer Kri­se muss eben manch­mal schnell gehan­delt wer­den. Irgend­wann aber zu dem Schluss kom­mend, dass hier offen­bar sys­te­ma­tisch Panik erzeugt, über­zo­ge­ne Maß­nah­men gefah­ren und frei­heit­lich demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren und Kul­tur geschlif­fen wer­den. Und das auf einer nicht annä­hernd über­zeu­gen­den Datenbasis.

Mei­ne Ver­su­che, dar­über mit euch, mei­ne lin­ken Freund:innen, ins Gespräch zu kom­men, schei­ter­ten. Ich kann nur mut­ma­ßen, wor­an das liegt. Ich den­ke, jede:r von uns hat eine Sehn­sucht nach einer soli­da­ri­schen Gesell­schaft. Und zum ers­ten Mal hat die­ser Staat gesagt, wir müs­sen jetzt radi­kal soli­da­risch sein. Hat die Wirt­schaft hin­ten ange­stellt. Hat end­lich auf die Wis­sen­schaft gehört. Hat die Vul­ner­ablen in der Gesell­schaft für wich­tig erach­tet. Außer­dem hat nicht jede:r die Zeit zur Recher­che neben einem anstren­gen­den All­tag und fühlt sich durch die ver­trau­ten Medi­en doch eini­ger­ma­ßen gut informiert.

Aber soll­te sich der Staat tat­säch­lich auf ein­mal neu aus­ge­rich­tet haben und das Wohl der Men­schen über ande­re Inter­es­sen stel­len? Die­ser Staat, der akzep­tiert, dass Flüch­ten­de im Mit­tel­meer durch Push­backs begrüßt wer­den und ertrin­ken? Die­ser Staat, der die NSU Akten für 120 Jah­re unter Ver­schluss hal­ten woll­te (was auf »nur« 30 Jah­re abge­senkt wur­de)? Die­ser Staat, der alte Men­schen Fla­schen sam­meln und in Hei­men schlecht ernährt wund lie­gen lässt? Die­ser Staat fährt auf ein­mal alles her­un­ter, um »Vul­nerable« zu schützen?

Ich sehe Schä­den, die die Maß­nah­men anrich­ten, gera­de bei Vul­ner­ablen. Bei Kin­dern, Jugend­li­chen und Alten, bei öko­no­misch Benach­tei­lig­ten, bei Müt­tern, bei denen, die nicht der »Lap­top­klas­se« ange­hö­ren, bei Migrant:innen, bei psy­chisch Erkrank­ten und im glo­ba­len Süden bei Men­schen mit infor­mel­len Ein­kom­men. Schon wer nur über sol­che Effek­te spre­chen will, wird abge­wehrt und dif­fa­miert. Kei­ne Mög­lich­keit, dar­über ins Gespräch zu kom­men. Muss jetzt halt so sein. Ist nicht so schlimm, Resi­li­enz und so. Von euch hör­te ich kaum etwas dazu. Ihr scheint völ­lig beschäf­tigt damit, die Maß­nah­men kor­rekt umzu­set­zen und gegen Kritiker:innen zu demonstrieren.

Der News­let­ter vom Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­bü­ro erklärt mir, dass 2G, und damit der Aus­schluss von Men­schen ohne Coro­na-Imp­fung (»Unge­impf­te«) kei­ne Dis­kri­mie­rung sei. Auf einer eurer Gegen­de­mos sehe ich ein rosa-hell­blau­es Ban­ner »Imp­fen ist Lie­be«, das aus­sieht, als käme es aus der PR-Abtei­lung eines Phar­ma­kon­zerns. Dahin­ter Ihr mit hass­erfüll­ten Bli­cken und Paro­len. Ich sehe euch mit FFP2 Mas­ke, drau­ßen allei­ne auf der Stra­ße oder im Wald spa­zie­ren und wür­de ger­ne wis­sen, ist es Selbst- oder Fremd­schutz oder die Mög­lich­keit für ein poli­ti­sches Statement?

In der maß­nah­men­kri­ti­schen Bewe­gung, mit der ich auch Kon­takt hat­te, kam ich mir manch­mal fremd vor. Ich konn­te mit mei­ner Sicht auf die Din­ge oft nur in Tei­len mit den ande­ren Men­schen Aus­tausch fin­den. Gleich­zei­tig hat mich die Viel­fäl­tig­keit die­ser Sze­ne fas­zi­niert, die kaum auf einen Nen­ner zu brin­gen ist. Und ich habe gemerkt, dass auch die ande­ren suchen, sich infor­mie­ren, ein aus­ge­präg­tes Gespür für Unge­rech­tig­kei­ten und Dop­pel­mo­ral haben und sich (manch­mal unbe­hol­fen, oft tref­fend und wit­zig) kri­tisch äußern. Und ich muss erken­nen, was wirk­lich muti­ges Han­deln bedeu­tet. Was es heißt, sich gegen einen gesell­schaft­li­chen Kon­sens auf­zu­leh­nen und dafür mit Gül­le von Medi­en, Poli­tik und Gesell­schaft bewor­fen und von links als Nazis bekämpft zu wer­den. Was für eine Ver­harm­lo­sung von Natio­nal­so­zia­lis­mus und von heu­ti­gen rech­ten Akteu­ren es ist, die Pro­tes­tie­ren­den pau­schal als Nazis zu beschimp­fen, wobei wir uns gegen die ech­ten wei­ter alle ent­schie­den weh­ren müs­sen. Wisst ihr noch, was die wol­len und tun? Ist es schön ein­fach, sich an den neu­ar­ti­gen »Nazis« abzu­ar­bei­ten und sich hero­isch zu füh­len? Dass auch ech­te Rech­te dabei ste­hen, gefällt auch mir nicht. Aber haben wir Lin­ke nicht die­se Lücke gelas­sen, die dort gefüllt wur­de? Wenn WIR mit den Men­schen gestan­den hät­ten, wäre die­ser Raum nicht gewesen.

Es war für mich in der Ver­gan­gen­heit immer leicht, poli­tisch Gesicht zu zei­gen. Ich war auf der Sei­te der »Guten«. Ver­ach­tung ist mir dafür kaum begeg­net. Wenn sich sogar Leu­te aus der Bun­des­po­li­tik­ebe­ne und der SPD (!) als Anti­fa bezeich­nen, wie Saskia Esken, fand ich das zwar etwas merk­wür­dig, aber jeden­falls muss­te ich nicht mutig sein, um mei­ne Mei­nung auf die Stra­ße zu tra­gen in die­sen Zei­ten hier bei uns. Nicht bei Anti­atom­kraft­de­mos, Frie­dens­mär­schen, Anti­kriegs­de­mos beim Irak­krieg und schon gar nicht bei FFF, bei den Demos gegen Pegi­da oder Cri­ti­cal Mass Fahr­rad­kor­sos. Die Regie­rung war d’accord und die Pres­se schrieb wohlwollend.

Ich ler­ne: gegen die Mehr­heit zu sein, Shit­s­torm aus­zu­hal­ten, sich dif­fa­mie­ren zu las­sen – DAS erfor­dert Mut. Es ist ja nicht so, dass die Mehr­heit immer rich­tig liegt, das haben wir ja nun schon schmerz­haft gelernt als Gesell­schaft in der Ver­gan­gen­heit. Mehr­heit heißt erst­mal gar nichts. Und Mehr­heit kann auch den Trug­schluss ver­stär­ken, rich­tig zu sein obwohl die Mas­se irrt. In der Mas­se mar­schiert sich’s gut. Obwohl ich das weiß, fällt es mir schwer, das Allei­ne­ste­hen aus­zu­hal­ten. The­re is no glo­ry in resistance.

Ich den­ke, es ist gera­de eine unse­rer drin­gen­den Auf­ga­ben als Lin­ke in die­ser Kri­se, die regie­rungs- oder maß­nah­men­kri­ti­schen Men­schen von links abzu­ho­len und sie nicht den Rech­ten zu über­las­sen. Denn von links kom­men die rich­ti­gen und wich­ti­gen Ant­wor­ten auf einen auto­ri­tä­ren kapi­ta­lis­ti­schen Staat, der von Kon­zer­nen in sei­nen Struk­tu­ren unter­wan­dert ist und mit Stif­tun­gen und NGOs gegen die eigent­li­chen Inter­es­sen der Men­schen arbei­tet, beglei­tet von einer rie­si­gen PR-Maschi­ne, die uns das Lied von der Soli­da­ri­tät spielt. Wir Lin­ken soll­ten miss­trau­isch und kri­tisch blei­ben und gegen die Mäch­ti­gen zusam­men­ste­hen und uns nicht ablen­ken, ein­lul­len und ver­lei­ten las­sen, gegen die arbei­ten­de Bevöl­ke­rung außer­halb der Lap­top­klas­se und gegen Klein­ge­wer­be­trei­ben­de vor­zu­ge­hen, die unbe­dingt unse­re Unter­stüt­zung – und ja, unse­re Soli­da­ri­tät – brauchen.

Nach Mona­ten der poli­ti­schen Ein­sam­keit mit mei­nen Zwei­feln, Irri­ta­tio­nen, Fra­gen war ich froh, mit den Frei­en Lin­ken end­lich klar links den­ken­de Men­schen zu fin­den, die eben­falls, wie ich, frü­her oder spä­ter Zwei­fel an der auto­ri­tä­ren poli­ti­schen Linie bekom­men hat­ten und bereit waren, alles zu über­prü­fen und zu hin­ter­fra­gen. Die den auto­ri­tä­ren Kurs bekla­gen. Die sehen kön­nen, wie hier um uns ein schlüs­sel­fer­ti­ges Über­wa­chungs- und Kon­troll­sys­tem auf­ge­baut wird, wel­ches nur noch scharf gestellt wer­den muss. Was uns als not­wen­dig und alter­na­tiv­los – und soli­da­risch – ver­kauft wird. Und Ihr, mei­ne Freund:innen, hegt Ihr da auch manch­mal Arg­wohn? Fühlt ihr euch jemals unbe­hag­lich? Oder geht Ihr in die Bar, ins Café, in die Schwimm­hal­le ohne dass es euch weh­tut, wenn Ihr über­all euren QR-Code vor­zeigt? Weil das jetzt nun mal so sein muss? Weil es alter­na­tiv­los ist? Aus Solidarität?

Jetzt hat die nächs­te Run­de im Kri­sen­ka­pi­ta­lis­mus begon­nen: wie­der wird alar­mie­rend gespro­chen und wie­der wer­den ein­deu­ti­ge Feind­bil­der erzeugt, undif­fe­ren­zier­te »Wahr­hei­ten« ein­ge­häm­mert und zur unbe­ding­ten Soli­da­ri­tät auf­ge­ru­fen und (zunächst sprach­lich) eska­liert. »Frie­ren für den Frie­den«, jetzt gibt es Putin-Maß­nah­men, die wie­der gera­de den Vul­ner­ablen lokal wie glo­bal scha­den. Natür­lich gilt unse­re Soli­da­ri­tät den Men­schen, die als Opfer geo­po­li­ti­scher Macht­in­ter­es­sen von Nato und Russ­land zu uns flie­hen, das ist wich­tig und rich­tig. Aber wir soll­ten das nicht alles kau­fen und die­se Massen»friedens»demos hin­ter­fra­gen, auf denen zum Ein­grei­fen der Nato, zum Töten von Putin, zu Waf­fen­lie­fe­run­gen in ein Kri­sen­ge­biet auf­ge­ru­fen wird. Wir lin­ke Men­schen soll­ten uns wie­der leis­ten, uns aus dem Tabu einer­seits und dem gesell­schaft­li­chen Kon­sens ande­rer­seits zu befrei­en und uns erlau­ben, in den Blick zu neh­men, wes­sen Inter­es­sen hier bedient und vor wel­chen Kar­ren wir gespannt werden.

Auch ich den­ke, dass wir nicht so wei­ter­ma­chen kön­nen und dür­fen, wie wir bis­her gewirt­schaf­tet, gehan­delt und gelebt haben. Auf Kos­ten des glo­ba­len Südens, der Aus­beu­tung von Umwelt und Men­schen und einer zuneh­mend unglei­che­ren Gesell­schaft. Aber ich wei­ge­re mich, zuzu­las­sen, dass die­ses Pro­blem jetzt von den Kon­zer­nen mit einer »Agen­da 2030« und Über­wa­chungs­sys­te­men »gelöst« wird, die ganz sicher nicht die Inter­es­sen von uns Men­schen auf die­sem Pla­ne­ten im Sinn, wohl aber her­vor­ra­gen­de PR Abtei­lun­gen haben, die uns glau­ben machen, hier gin­ge es um Soli­da­ri­tät. Eine Impf­pflicht, die einen euro­päi­schen digi­ta­len Impf­nach­weis nach sich zie­hen wird, bedeu­tet die Ein­füh­rung eines Kon­troll- und Über­wa­chungs­sys­tems und damit das Ende des »frei­en Wes­tens«. Es wäre naiv zu glau­ben, so etwas wür­de, ein­mal hoch­ge­zo­gen und eta­bliert, wie­der abge­baut. Wir dür­fen uns nichts vor­ma­chen las­sen und müs­sen aktiv wer­den. QR-Codes und Impf­pflicht sind Teil des Pro­blems und nicht der Lösung, auch wenn es so schön und ein­fach wäre, mit Mas­ken­tra­gen, Imp­fen, Abstand und QR-Code vor­zei­gen die Welt zu ver­bes­sern. Wir dür­fen nicht das Ende der Geschich­te zulas­sen oder als Lin­ke gar ermög­li­chen! Der Sack wird zuge­macht, wenn wir uns nicht wehren!

Lie­be lin­ke Freund:innen, wenn auch Ihr viel­leicht doch manch­mal zwei­felt, Ihr auch die poli­ti­sche und media­le Ein­heit­lich­keit, spal­te­ri­sche Rhe­to­rik oder die Kol­la­te­ral­ent­wick­lun­gen hin­ter­fragt, dann freue ich mich, wenn wir im Dia­log und im Dis­kurs wei­ter unse­re poli­ti­sche Erkennt­nis vor­an­brin­gen und wie­der mehr Kor­rek­tiv sein kön­nen. Über­haupt Dia­log: lasst ihn uns wie­der füh­ren. Ein­an­der zuhö­ren, nach­fra­gen, kri­ti­sie­ren, uns austauschen.

Oder fangt an, eure Kri­tik von lin­ker Sei­te wie­der auf Struk­tur­ver­än­de­run­gen zu rich­ten und arbei­tet euch nicht an den Men­schen ab, die die Maß­nah­men und damit die Struk­tu­ren kri­ti­sie­ren, weil sie dar­un­ter lei­den oder weil sie mer­ken, dass die­se Kri­se, wie jede ande­re in unse­rem Sys­tem, dazu genutzt wird, Inter­es­sen vor­an­zu­brin­gen, die nicht in unser aller Sin­ne sein können.So oder so, IHR FEHLT!

Bild: Kor­s­hew-Tschu­we­lew Geli Michai­lo­witsch »Im War­te­zim­mer« 1957

31 thoughts on “Lin­ke Freund:innen, wo bleibt Ihr?

  1. Ein Kom­men­tar, der die wun­den Punk­te derer, die in die Fake-Soli­da­ri­täts­fal­le von Estab­lish­ment und Pro­fi­teu­ren getappt sind, tref­fend benennt. Danke!!
    Wer sich einer sozi­al­de­mo­kra­ti­schen oder gene­rell lin­ken Poli­tik ver­pflich­tet fühlt, kann NIE­MALS ja sagen zu der phy­sisch wie psy­chisch schäd­li­chen Gesicht­s­am­pu­ta­ti­on, zur Iso­la­ti­ons­haft Unschul­di­ger, zur Ter­ro­ri­sie­rung von Kin­dern (du tötest dei­ne Oma), zur Ver­nich­tung von Exis­ten­zen. Wer da mit­ge­macht hat, auf den wird die­ses Unrecht zurück­fal­len, natur­ge­mäss. Die »Vul­ner­ablen schüt­zen« – der Wer­be­slo­gan, von Kon­zern­fa­schis­ten und ihren Hel­fers­hel­fern in Poli­tik und Medi­en her­um­trom­pe­tet und beför­dert, den­sel­ben, die die gigan­ti­sche Gewin­ne mit Mas­ken, Tests und expe­ri­men­tel­len Sprit­zen machen, ist Zynis­mus pur. Men­schen von links bis rechts las­sen sich nicht davon täuschen.

  2. Ich bezeich­ne mich auch als links, viel­leicht nicht ganz so weit links, mehr so wie die SPD der 70er mit Brandt und so oder heu­te Sarah Wagen­knecht . Ich bin Arbei­ter. Und natür­lich bin in der Gewrk­schaft. Nicht weil die Gewek­schaft tol­le Sachen für uns raus­schlägt. Eher den­ke ich, die sind gedreht. Gewerk­schafts­mit­glied bin ich, weil wir zusam­men ste­hen müssen.

    Ich arbei­te fast jede Nacht im größ­ten Unter­neh­men einer wen­de­ge­beu­tel­ten Regi­on, damit der Kapi­ta­lis­mus funk­tio­niert, die Kon­su­men­ten glück­lich sind und mei­ne Fami­lie und ich ein biss­chen Zufrie­den­heit haben. Dort wo ich bin, bro­delt es schon lan­ge. Doch kei­ner von Euch Lin­ken nimmt uns mit. So ein Text wie Du ihn geschrie­ben hast, kommt viel­leicht, ver­fängt viel­leicht in einer urba­nen Schicht mit durch­schnitt­lich gebil­de­ten. Aber unten – unten an der Basis ver­fängt der nicht. Der Text wür­de nicht gele­sen. Zwei­drit­tel mei­ner Kol­le­gen, das weiß ich,hören nach dem zwei­ten Wort der Über­schrift auf mit lesen und kli­cken wei­ter, 20 viel­leicht 25% schaf­fen es bis zur Hälf­te, der Rest mit Mühe nach unten.

    So viel wie in dem Text auch vie­les rich­ti­ges steht, es nützt nichts. Denn Ihr erreicht uns nicht. Wenn ihr was ver­än­dern wollt, braucht ihr uns. Die Rech­ten beset­zen eure Löcher. Auch bei mir im Konzern. 

    SCHREIBT TEX­TE DIE WIR VER­STE­HEN! HÖRT AUF MIT GEN­DERN, denn ihr seid nichts besseres!

    Den Text habe ich gefun­den bei den NachDenkSeiten.

    1. Stimmt genau, die wenigs­ten Lin­ken sind in der Lage, sich all­ge­mein­ver­stänrd­lich aus­zu­drü­cken. Ich selbst stam­me aus der Arbei­ter­klas­se, bin aber seit über 45 Jah­ren eher links der PDL ange­sie­delt, daher fällt mir das nicht mehr so auf.

      Aller­dings fällt es der Autorin des Tex­tes noch nicht mal auf, dass sie mit der Gen­de­rei die Machen­schaf­ten der Obrig­kei­ten, das Tei­le und Herr­sche, uun­ter­stützt. Das ist ja kein Zufall, dass neben Coro­na­po­li­tik zur Ablen­kung, Ver­wir­rung und Spal­tung der Bevöl­ke­rung 2020 auch noch LGBT, BLM und Gen­dern ins Ren­nen geschickt wur­den, und das auch gleich­zei­tig in ver­schie­de­nen Ländern.

      ?

      1. Hi Renée,

        lan­ge war ich Wäh­ler der Lin­ken. Heut wür­de ich es nicht mehr tun. Gera­de gele­sen das Wiss­ler nach Kiew fährt. Will sie Selen­sky fra­gen in wel­chen Loch die ukrai­ni­schen Genos­sen ste­cken oder in wel­cher Gru­be? Oder berei­tet sie sich auf die zukünf­ti­ge femi­nis­ti­sche Außen­po­li­tik vor?

        Ablen­kung, Ver­wir­rung und Spal­tung das kön­nen deut­sche Kapi­ta­lis­ten gut!
        Null-Coro­na – Coronamaßnahmengegener
        Impf­pflicht­be­für­wor­ter – Impfpflichtgegner

        Dabei benut­zen die Schmier­fin­ken des Kapi­tals, Jour­na­lis­ten genannt (klingt ja auch seriö­ser) ganz ande­re Wort­f­ramings, wie:
        Null-Coro­na – CoronaLEUGNER
        für›s Imp­fen – ImpfVERWEIGERER

        ja SPAL­TEN und VER­WIR­REN, biss­chen bleibt immer hängen!

        Und mit so was tren­di­gen wie FFF, vege­ta­risch, vegan, gen­dern (das ist soooo gerecht und wich­tig, dabei kann man von vie­len was ein Arbei­ter in Schrift­form hin­ter­läßt, so schon nicht lesen) lockt man jeden von solch böden The­men wie UMVER­TEI­LUNG, GERECH­TES STEU­ER­SYS­TEM MIT EINER ERKENN­BA­REN VERMÖGENS‑, KAPITAL‑, AKTI­EN- & ERB­SCHAFT­STEU­ER ganz weit weg.
        Ich weiß, mei­ne For­de­run­gen ret­ten nicht die Welt. Machen auch kein Spaß dafür zu demons­trie­ren. Lie­ber pucht man sich mit »RECH­TEN«, die der AfD auf den Leim gegan­gen sind, weil die LIN­KE für sie nicht da war. Das ist viel mmehr»Action« als eine Hart­z4-Demo. Kenn ich alles von mei­nen Kids so!

        Ich weiß, die LIN­KE hat mich ver­bit­tert. Aber rich­tig ver­bit­tert bin ich, weil es NULL alter­na­ti­ven bei der nächs­ten Wahl gibt, wel­che eine rea­lis­ti­sche Chan­ce hät­ten, mei­ne Inter­es­sen zu vertreten.

        1. Hal­lo oscarwagenrecht,

          dei­nem letz­ten Absatz muss ich unein­ge­schränkt zustimmen.
          Seit 1990 wäh­le ich Grün, sor­ry dass ich so naiv war ihnen zu glauben.
          Kommt aber nie wie­der vor, daß ich Grün wäh­le, versprochen!

          Nur was soll ich sonst von gesell­schaft­li­cher Rele­vanz wählen?
          Bis zur nächs­ten Bun­des­tags­wahl ist noch Zeit, viel­leicht erscheint da noch etwas oder eta­bliert sich, gibt eini­ge (noch) klei­ne Alternativen.

      2. Die ein­zi­gen, die hier gera­de auf die »Machen­schaf­ten der Obrig­kei­ten« her­ein­fal­len, sind ja wohl du und dein Kame­rad Oskar von der Sprachpolizei.
        Im Text wer­den eine Rei­he essen­ti­el­ler Pro­ble­me aus anti­ka­pi­ta­lis­ti­scher Sicht ange­spro­chen und das ein­zi­ge, wor­über Ihr euch unter­hal­tet sind die Hand­voll Gen­der­stern­chen? Ernst­haft? Ihr denkt, Ihr habt »Tei­le und Herr­sche« durch­schaut und plötz­lich teilt Ihr selbst für die Herr­scher anstatt euch mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. 

        Die Zei­ten erfor­dern das Auf­be­geh­ren aller Men­schen. Sowohl derer, denen gen­dern wich­tig ist als auch jener, denen es egal oder gar zuwi­der ist. Wir kön­nen uns natür­lich anein­an­der auf­rei­ben, wenn jemand es wagt zu gen­dern bzw. es zu las­sen. Oder wir hal­ten zusam­men um wenigs­tens den Hauch einer Chan­ce zu haben gegen die schie­re Übermacht.

        1. Hät­te ich den Text ohne Emp­feh­lung der »nach­denk­sei­ten« gefun­den, hät­te ich beim ers­ten Gen­der­dop­pel­punkt auf­ge­hört zu lesen. Tex­te die gen­dern, lese ich nicht (Punkt)
          #wir­glau­beneu­ch­nicht­mehr #wir­hoer­e­neu­ch­nicht­mehr­zu
          PS: Es gibt kapi­ta­le Wäl­zer, wie »Män­ner­fan­ta­sien« von The­we­leit, die arbei­ten mit bis zu fünf Fuß­no­ten­stern­chen, stell Dir vor, der wür­de auch noch gen­dern (»kot­zen­des Smiley«).

          Und mit Paul Bran­den­burg wün­sche ich Euch einen wun­der­schö­nen Sonnabend!

          1. @momo
            Lies doch oskars Hin­weis aufs Gen­dern ein­fach so, dass er berech­tigt auf die Ablehn­kungs­ma­nö­ver und Nebel­wol­ken der Ver­ur­sa­cher hin­weißt. Das wir hier dar­über einen Dis­kurs füh­ren, ist genau das was sie damit errei­chen wollten.
            Auf oskars Haupt­aus­sa­ge bist du inter­es­san­ter­wei­se nicht ein­ge­gan­gen, warum?

    2. Wie arro­gant ist das denn? Sol­len dir und dei­nen Kol­le­gen die pas­sen­den Tex­te auf dem Sil­ber­ta­blett ser­viert wer­den? Wie wärs mal mit sel­ber bil­den? Marx lesen oder sonst­was? Ruht euch nur schön aus auf eurem Unge­bil­det­sein, ihr wer­det ja sehen, was euch das bringt.
      Wis­sen ist eine Holschuld! 

      Grü­ße von einer eben­falls pre­kär Beschäftigten! 

      Yal­la Klassenkampf!
      (Kurz genug?)

      1. Hal­lo Kati Feige,

        mit Ver­laub mit dei­ner Aus­sa­ge bist du Teil des Pro­blems, nicht die Lösung.
        Ja Bil­dung ist Eigen­Ver­ant­wor­tung, aber eine Spra­che sprechen/​schreiben die vie­le nicht ver­ste­hen, hat mMn nichts mit Bil­dung zu tun, son­dern eher mit dem Unver­ständ­nis wie ande­re leben.
        Ich habe den Arti­kel ver­stan­den, ver­ste­he aber auch oskars Bedenken.
        Wenn ich mög­lichst vie­le Men­schen errei­chen möch­te, muss ich die Spra­che so wäh­len, daß du, ich und eini­ge ande­re sich viel­leicht ein wenig unter­for­dert fühlen.
        BTW Hol­Schuld ist ein Wort, daß du viel­leicht noch­mal über­den­ken solltest. 🙂

      2. Upps… Kennst du Maus­feld: »War­um schwei­gen die Läm­mer?« Sie schwei­gen, weil sie sys­te­ma­tisch »ver­dummt« wer­den. In unse­rem Bil­dungs­sys­tem wer­den sie so mit Noten ver­dro­schen, dass vie­len jeg­li­che Lust aufs Ler­nen ver­geht. Unser Schul­sys­tem ent­lässt 20 – 25% eines Jahr­gangs als funk­tio­na­le Analpha­be­te. Wären die nicht die »Ursup­pe« mit der sich eine Gesell­schaft ver­än­dern ließe?

    3. @oskar…
      Zitat: »So viel wie in dem Text auch vie­les rich­ti­ges steht, es nützt nichts. Denn Ihr erreicht uns nicht. Wenn ihr was ver­än­dern wollt, braucht ihr uns. Die Rech­ten beset­zen eure Löcher. Auch bei mir im Konzern.«
      Dan­ke Oskar… seh ich auch so. Wo wäre die Arbei­ter­be­we­gung heu­te, wenn in ihrer Vor­zeit im 19. und Anfang des 20. Jhh.s nicht die Spra­che der Arbei­ter gespro­chen wor­den wäre?

  3. Akti­ve aus der Frie­dens­be­we­gung haben einen Appell an die Bun­des­re­gie­rung ver­öf­fent­licht, mit dem sie eine Abkehr von der Hoch­rüs­tung, der Sank­ti­ons­po­li­tik und von der Mili­ta­ri­sie­rung der Poli­tik for­dert. Sie wen­den sich gegen die Nato-Poli­tik dop­pel­ter Stan­dards und des mani­pu­la­ti­ven Nach­rich­ten-Manage­ments, die Völ­ker­rechts­ver­stö­ße nur auf Sei­ten der Riva­len der Nato sieht. Sie kri­ti­sie­ren die Mili­ta­ri­sie­rung der Poli­tik aus Waf­fen­lie­fe­run­gen in Kriegs­ge­bie­te und Sank­tio­nen vor allem gegen Russ­land. Die dadurch beding­te Belas­tung von Mil­lio­nen Bür­ge­rin­nen und Bür­gern stei­gert das Armuts­ri­si­ko vor allem für abhän­gig Beschäf­tig­te, Allein­er­zie­hen­de, Rent­ner, Solo- und Schein­selbst­stän­di­ge. Infla­ti­on, Ener­gie­preis­explo­si­on, sozia­le und öko­lo­gi­sche Ver­wer­fun­gen als Fol­ge der Poli­tik im Sinn der Nato bedeu­ten nicht nur Scha­den für die Bevöl­ke­rung, son­dern sie stei­gern auch die Gefahr einer nuklea­ren Eska­la­ti­on auch ohne Angrif­fe mit ato­ma­ren Arse­na­len, da die Ukrai­ne ein Staat mit einem Atom­kraft-Anteil von cir­ca 60 Pro­zent an der Net­to­strom­erzeu­gung ist. Die Frie­dens­be­we­gung for­dert ange­sichts des­sen, was auf dem Spiel steht, eine Poli­tik der diplo­ma­ti­schen und weit­sich­ti­gen Kon­flikt­lö­sung, bei der es um eine nach­hal­ti­ge Frie­dens­ord­nung der gemein­sa­men Sicher­heit statt der bestän­di­gen Nato-Aus­deh­nung und Auf­rüs­tung geht.

    https://​frie​dens​rat​schlag​.de/​2​0​2​2​/​0​8​/​f​r​i​e​d​e​n​s​o​e​k​o​l​o​g​i​s​c​h​e​r​-​a​p​p​e​ll/

    Es gibt auch eine Peti­ti­on zu dem The­ma. Bit­te mitzeichnen:

    https://​chng​.it/​G​4​J​K​J​K​f​HLD

    1. Du schreibst:
      »Lies doch oskars Hin­weis aufs Gen­dern ein­fach so, dass er berech­tigt auf die Ablehn­kungs­ma­nö­ver und Nebel­wol­ken der Ver­ur­sa­cher hin­weißt. Das wir hier dar­über einen Dis­kurs füh­ren, ist genau das was sie damit errei­chen wollten.«

      -> Offen­bar ver­stehst du was ich mei­ne und den­noch ver­tei­digst du den hier geführ­ten Dis­kurs? Wer lässt sich denn ablen­ken, statt auf inhalt­li­cher Ebe­ne zu argumentieren?
      Für die meis­ten Leu­te, die ich ken­ne ist gen­dern ok, genau­so wie nicht-gen­dern. Jeder nach sei­ner Fas­son, soll­te man mei­nen. Aber nicht so hier im Kom­men­tar­be­reich. Hier erzäh­len einem die ganz beson­ders Erleuch­te­ten von den Tücken der »Spal­tung, Ver­wir­rung und Ablen­kung« wäh­rend sie spal­ten, ver­wir­ren und ablenken.
      Nicht das Gen­dern ist das Pro­blem, son­dern die Into­le­ranz, die einem von bei­den Lagern ent­ge­gen schlägt, sobald man ein Stern­chen ver­gisst bzw. sobald man ein Stern­chen sieht. Ihr selbst, eure eige­ne Into­le­ranz, und nie­mand ande­res macht es zu die­sem mäch­ti­gen Herrschaftsinstrument.

      Das war es jetzt aber auch, was ich zu die­sem The­ma zu sagen habe. Ich habe kei­ne Lust auf die­se lächer­li­chen Stell­ver­tre­ter­de­bat­ten, wäh­rend drau­ßen das End­spiel des Krie­ges der 1% gegen die 99% stattfindet.

  4. Geht es in dem Text von Freya Leu etwa ums Gen­dern? Nein! Sie gen­dert halt ein­fach. Das Pro­blem ent­steht doch erst dadurch, dass Ihr mit dem von Euch kri­ti­sier­ten Dis­kurs über das Gen­dern ange­fan­gen habt, statt die Autorin ein­fach reden zu las­sen, wie es ihr gefällt und nun hier über den Inhalt zu dis­ku­tie­ren. Statt über den Inhalt zu reden, kon­zen­triert Ihr Euch auf die Form, macht die­se zum Inhalt und ver­la­gert damit die Dis­kus­si­on auf einen Neben­schau­platz, bin­det damit die Ener­gie der Dis­ku­tie­ren­den und über­nehmt damit genau die von Euch kri­ti­sier­te Praktik.

  5. »Hat ein Text die fal­sche Form, lese ich ihn gar nicht. Und wenn gegen­dert wird, ist er für »den ein­fa­chen Arbei­ter« nicht zu ver­ste­hen.« Ist das Bor­niert­heit oder Nai­vi­tät oder beides?

  6. Was ist denn jetzt eigent­lich die Kri­tik an dem Text, wes­we­gen er für den »ein­fa­chen Arbei­ter« nicht zu ver­ste­hen ist? Weil Gen­der­stern­chen drin vor­kom­men? Abge­se­hen von der offen­sicht­li­chen Unter­schät­zung des »ein­fa­chen Arbei­ters«: Der Text scheint sich ja an eine völ­lig ande­re Ziel­grup­pen zu wen­den – eine Ziel­grup­pe, die ver­mut­lich nicht wei­ter­le­sen wür­de, wenn nicht gegen­dert wird. Und auch in die­se Rich­tung ist es wich­tig, Brü­cken zu bau­en. Wie soll ein Text aus­se­hen, der allen gerecht wird?

  7. Die Links­be­we­gun­gen haben sich in zu viel Theo­rie und Details ver­strickt. Die Pra­xis ist bei den meis­ten dahin­ge­siecht. So eini­ge kom­men rüber als wür­den sie sich für was Bes­se­res halten.
    Wo ist bei den meis­ten das Herz der Links­be­we­gun­gen geblie­ben? Herr­schafts­kri­tik der »eige­nen Herr­schaft der man aus­ge­setzt ist« (u.a. USA, NATO, WHO – GAVI – Bill & Melin­da Gates Stif­tung usw.), Aus­ein­an­der­set­zung mit den Medi­en (Medi­en­kom­pe­tenz), selbst­den­ken­des kri­ti­sches Nach­den­ken, die Suche nach der Wahr­heit, Akti­vis­mus für das Wohl aller wofür man ande­ren Leu­ten auch Gehör schen­ken und mit ihnen reden muss.

    Auf der ande­ren Sei­te gibt es aber auch eine Men­ge Leu­te nicht (so weit) links die so rüber­kom­men als wür­den sie sich für was Bes­se­res hal­ten. Ich per­sön­lich kann das Gen­dern nicht aus­ste­hen obwohl ich mich als fluid­flux (trans­gen­der) sehe. Des­we­gen hört man doch nicht auf ein Text zu lesen. Es gibt Leu­te die selbst Gen­dern und nicht ande­re dazu zwin­gen wol­len, dass sie es auch tun (oder auf die­je­ni­gen die es nicht tun her­ab­schau­en). Es gibt eine Men­ge ver­schie­de­ne Links­be­we­gun­gen und Mei­nun­gen. Wenn man zum Bei­spiel die LGBT+ Bewe­gung als ein Gan­zes alles gleich sieht (z. B. Regen­bo­gen-Kapi­ta­lis­mus) und jeden Femi­nis­mus für den neo­li­be­ra­len Femi­nis­mus à la Ley­en und Baer­bock hält anstatt zu dif­fe­ren­tie­ren, dann ist es genau­so wie wenn Leu­te alle Coro­na­maß­nah­men­geg­ner in bestimm­te Töp­fe stecken. 

    Ver­stän­di­gung fehlt. Wir brau­chen Netz­wer­ke mit Ver­ständ­nis. So was braucht Zeit und es ist schwer ins Gespräch zu kom­men wenn die Mei­nun­gen so sehr aus­ein­an­der gehen. Man muss sich wohl auf der Stra­ße bei Pro­tes­ten ken­nen ler­nen und von­ein­an­der ler­nen. Hof­fent­lich bie­ten der kom­men­de Herbst und Win­ter genug Gele­gen­hei­ten für genau das in Massen.

    1. Kor­rek­tur: Ich mein­te bei »kann das Gen­dern nicht aus­ste­hen« natür­lich das ganz bestimm­te sprach­li­che Gen­dern wie z. B. »Freund:innen«…

      Bodo mit dem Bagger’s Kom­men­tar hat es eigent­lich kurz und bün­dig auf den Punkt gebracht.

  8. Ey, Ihr von Anti-Gen­der-Frak­ti­on, Ihr seid sowas von lost! In dem Arti­kel wird per­fekt das Ver­sa­gen der Lin­ken in der Coro­na-Zeit auf den Punkt gebracht und Ihr beweist gleich mal, war­um der Arti­kel mit sei­ner Dia­gno­se Recht hat. Ihr kri­ti­siert Sym­bol­po­li­tik zum einen am völ­lig fal­schen Ort und merkt zum ande­ren gar nicht, dass Ihr Euch selbst nur an Sym­bo­len abar­bei­tet. Das Ver­sa­gen der Lin­ken trägt auch Eure Namen!

    1. Nein, solan­ge der Quatsch nur sschrift­lich statt­fand, konn­te ich mich durch­aus damit arran­gie­ren. Seit­dem mir das aber auch im gespro­che­nen Text auf­ge­zwun­gen wird, habe ich dafür kei­ne Tole­ranz mehr. Es wird näm­lich unver­ständ­lich, da man stän­dig ent­schei­den muss, wel­ches innen gemeint ist. In einem Schrift­stück kann man sich das noch­mal durch­le­sen, das geht bei gespro­che­nem Text nicht mehr.

      Spra­che ist unse­re stärks­te Waf­fe, zur Ver­stän­di­gung, um ande­ren Men­schen Zusam­men­hän­ge zu erklä­ren etc. Die soll uns stumpf gemacht wer­den. Ich beob­ach­te die Angrif­fe auf unse­re Spra­che ja nicht erst seit heu­te und betrach­te es daher nicht als Geschmacks­sa­che. Lest doch mal die Arti­kel zur Herr­schafts­spra­che, viel­leicht kapiert man mit dem Hin­ter­grund bes­ser, wor­um es geht.

      War­um hat die EU afa­ik schon vor 2020 beschlos­sen, das Gen­dern obli­ga­to­risch zu machen, war­um ist das zusam­men mit LGBT und BLM aus­ge­rech­net wäh­rend der schlimms­ten Pan­de­mie seit Men­schen­ge­den­ken so emi­nent wichtig?

      Wenn sich die Obrig­keit so mit Herz­blut einer Sache annimmt – wie auch schon 2019 dem Kli­ma – dann ist das alles Mög­li­che aber nicht im Sin­ne des Pro­le­ta­ri­ats. Dar­um wer­de ich wei­ter­hin für die Eman­zi­pa­ti­on ALLER Men­schen kämp­fen, also auch gegen Ras­sis­mus und Faschis­mus, aber nicht in den von der Obrig­keit vor­ge­ge­be­nen Laufställchen.

      Wenn es euch ein gutes Gefühl gibt, dann gen­dert halt, nur wird das an der Situa­ti­on der Men­schen nichts ver­bes­sern, eher im Gegen­teil. Das ist seit dem ers­ten Auf­tau­chen von Stern­chen vor zig Jah­ren schon so.

      Und als altem »quee­rem« Irgend­was geht mir das künst­li­che Bohei um LGBT­XYZ auf die nicht vor­han­de­nen Nüs­se. Das ist Teil der Gene­ral­mo­bil­ma­chung des abka­cken­den west­li­chen Kapi­ta­lis­mus auf »sein« Pro­le­ta­ri­at, um es zu mür­be zu machen für einen wirk­sa­men Widerstand.

  9. Das spricht mir aus dem Her­zen. Ich bin selbst noch Mit­glied der Par­tei „DIE LIN­KE“, fra­ge mich aber schon seit zwei Jah­ren, wo das eige­ne Den­ken über die Kri­se und die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit den Maß­nah­men bleibt. Lei­der gibt es dazu bis auf ganz weni­ge Aus­nah­men nichts. Die Par­tei läuft der Regie­rungs­po­li­tik hin­ter­her und ver­sucht sie zum Teil noch schlim­mer zu machen. Die­se Par­tei ist für wah­re Lin­ke ver­lo­ren. Da habe ich kei­ne Hoff­nung mehr.

  10. Der Hirn­schiss oder das Zeit­al­ter der tota­len Verwirrung

    Das Kapi­tal kon­trol­liert trans­na­tio­na­le Orga­ni­sa­tio­nen wie auch die WHO. Der Olig­ar­chen­club WEF baut sein Kon­troll­pro­gramm auf die Arbeit von Mit­glied Gates auf. Und die Lin­ke tanzt kom­plett nach der Pfei­fe der kapi­ta­lis­ti­schen Propagandatröten.

    “Anti­fa” geht nun ganz ohne Frank­fur­ter Schu­le. Mus­so­li­nis Faschis­mus­de­fi­ni­ti­on ist in die­sen Spat­zen­hir­nen nicht ein­mal als Idee zum Nach­schla­gen in der Wiki­pe­dia ange­kom­men. “Wir imp­fen Euch alle!” ist die Devi­se – selbst­ver­ständ­lich mit Pfi­zer, dem “Impf­stoff” des Risi­ko­ka­pi­tals ohne jedes Risi­ko. Neue Mil­li­ar­dä­re, die Hel­den der schwach­sin­ni­gen Schein­lin­ken: nun haben Ugur und Özlem bereits 2 % so viel Kapi­tal wie Gates, Bezos oder Musk. Ten­denz steigend.

    70 Jah­re sind mas­kier­te Demons­tran­ten in der Bun­des­re­pu­blik ver­prü­gelt wor­den. Heu­te wer­den sie ver­prü­gelt, wenn sie kei­ne Mas­ken tragen.

    Für die Wissenschaft!

    Brau­chen wir eine sol­che “Lin­ke”? Echt jetzt?

    Für was?

  11. Tja. Wür­de mich sehr freu­en, wenn tat­säch­lich noch eine nen­nens­wer­te Zahl von Lin­ken die geis­ti­ge Kur­ve kriegt. Aber Leu­te wie ich, vor­mals fünf­und­zwan­zig Jah­re Stamm­wäh­ler zwar nur der Grü­nen, aber zumin­dest stets links der Mit­te ange­sie­delt, jetzt aus Grün­den der poli­ti­schen Not­wehr erst­mals selbst par­tei­po­li­tisch aktiv, aber bei der »Basis«, um nicht die AfD neh­men zu müs­sen, wäh­rend die real exis­tie­ren­de Links­par­tei ein No-go ist – Leu­te wie ich wer­den ganz sicher eines nicht tun: dar­auf *war­ten*, bis die Lin­ke ihren kri­ti­schen Ver­stand wiederfindet.

    Zumal sich kaum mehr in kur­zer Frist auf­ho­len lässt, was in Jahr­zehn­ten des Auf­baus woker Ideo­lo­gie ver­säumt wur­de: jede soge­nann­te Ver­schwö­rungs­theo­rie ist ein ver­leug­ne­tes Kind der Kri­tik der poli­ti­schen Öko­no­mie, das von den Eltern in die Baby­klap­pe gesteckt wurde.

  12. Ein Wort zum Sonn­tag von Dr. Lock­down Viehler:

    »Immer wie­der aufstehen

    Täg­lich blö­de Wit­ze machen, das Pan­de­mie-Gesche­hen sati­risch auf­ar­bei­ten – klingt wie ein gro­ßer Spaß, schließ­lich hat man ja immer etwas zu lachen.

    2,5 Jah­re Pan­de­mie und Pro­pa­gan­da (Pro­pan­de­mie) gehen den­noch nicht spur­los an einem vor­bei. Wie auch? Wir mer­ken es selbst, hier in Mexi­ko. Die Kraft ist weg, man ist, wie es die Rot­punk­te so schön bezeich­ne­ten, ›mütend‹. Das geht nicht nur uns so, son­dern allen Aus­wan­de­rern, mit denen wir hier spre­chen und die kürz­lich ihr Land zurück­ge­las­sen haben. Das Land, in das man gebo­ren wur­de, in dem man auf­ge­wach­sen ist und wo Freun­de und Fami­lie noch woh­nen und dem aus­ge­setzt sind, vor dem man selbst geflüch­tet ist.

    Jetzt, wo immer mehr der „Ver­schwö­rungs­theo­rien“ wahr wer­den (man den­ke nur an das berühm­te Ken Jeb­sen Video Anfang 2020) und selbst das CDC sei­ne bis­lang in Stein gemei­ßel­ten Behaup­tun­gen wider­ruft, sacken vie­le der Frei­heits­kämp­fer in sich zusam­men. Der Kampf gegen die Wind­müh­len hat Kräf­te gekos­tet, man­che Kämp­fer sind auch schon nicht mehr unter uns, haben für sich einen ande­ren Weg ent­schie­den oder sind mit dem Druck nicht mehr klar gekom­men und nah­men sich das Leben.

    Und doch sind Vie­le immer wie­der auf­ge­stan­den. Haben die Äste, die man ihnen zwi­schen die Räder gesteckt hat, sto­isch her­aus­ge­zo­gen und immer wei­ter gemacht. Auf­ste­hen, Kro­ne richten.
    Wie vie­le wur­den auf Demons­tra­tio­nen beschimpft, von der Pres­se und Poli­tik öffent­lich denun­ziert und lächer­lich gemacht? Um trotz­dem am nächs­ten Wochen­en­de wie­der auf der Stra­ße zu stehen. 

    Weil sie für etwas ein­ste­hen. Für etwas, das grö­ßer ist als sie selbst und vor allem etwas, an das sie glau­ben. Die­ser Glau­be, die­se Beharr­lich­keit ist es, wel­che den Rei­chen und Mäch­ti­gen so viel Angst macht. Weil sie mer­ken, dass sich man­che Men­schen nicht len­ken, pro­gram­mie­ren und beherr­schen las­sen. Die­sen Leu­ten haben wir es zu ver­dan­ken, dass vie­les nicht so schlimm gekom­men ist, wie es viel­leicht hät­te kom­men können. 

    Durch mei­nen Account und auch die Sprech­stun­den durf­te ich vie­le Per­sön­lich­kei­ten ken­nen­ler­nen, denen ich 2020 noch inter­es­siert auf You­Tube (vor der Zen­sur) gefolgt bin. Die eigent­lich ganz nor­ma­le Men­schen wie du und ich sind, sich jedoch dazu beru­fen gefühlt haben, mehr zu machen, als ein­fach nur von 9 to 5 im Büro zu sit­zen und alles über sich erge­hen zu las­sen. Die ihre Exis­ten­zen ris­kiert (und ver­lo­ren) haben, um einem schier unbe­sieg­ba­ren Dra­chen ins Gesicht zu spu­cken. Um dem Moloch zu sagen: „Bis hier­her und nicht weiter“.

    Ist dabei alles gut gelau­fen? Sicher nicht. Es gab vie­le Rück­schlä­ge. Freund­schaf­ten sind zer­bro­chen, Miss­trau­en und fal­sche Ent­schei­dun­gen haben eins­ti­ge Weg­ge­fähr­ten ent­zweit. Auch, wenn man auf der sel­ben Sei­te steht, muss man sich nicht immer mögen. Oder die Hand­lun­gen des ande­ren dul­den. Das sind eige­ne, per­sön­li­che Rote Lini­en, die wir – im Gegen­satz zur Regie­rung – noch immer haben. Das ist es auch, was uns von ›denen‹ unter­schei­det: Unse­re Mensch­lich­keit. Unser Humanismus.

    Es ist rich­tig und wich­tig zu sehen, was in den letz­ten 2,5 Jah­ren erreicht wur­de. Was noch erreicht wer­den kann. Wir wer­den immer wie­der auf­ste­hen. Die Stirn bie­ten. „I could do this all day“, sagt Cap­tain Ame­ri­ca. Und so kön­nen uns abge­kar­te­te Gerichts­pro­zes­se, Zen­sur und Hass nicht auf­hal­ten. Sie machen uns nur stär­ker. Entschlossener. 

    Natür­lich gibt es Rück­schlä­ge. Wun­den, die man lecken muss. Per­sön­li­che Tra­gö­di­en. Und oft genug eine all­um­fas­sen­de Hoff­nungs­lo­sig­keit, die nur all­zu ver­lo­ckend mit Ruhe und Erho­lung lockt. 

    ›Car­ry on my Way­ward son. There‘ll be peace when you are done.‹

    Wir kön­nen die Welt viel­leicht nicht ret­ten – aber wir wer­den den Teu­fel tun, es nicht wie­der und wie­der zu versuchen.

    Ihr
    @lockdownviehler «

    Habt einen schö­nen Tag 🙂

    Ven­ce­re­mos!

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