Die Sprache der Herrschaft – und der Ohnmacht Lektion 2: »Ehemalige DDR«

MagMa legt hiermit die seit 2012 als Video vorliegenden und basierend auf Überlegungen von Anfang der 90er Jahre entstanden Lektionen zur »Sprache der Herrschaft und der Ohnmacht« von malcom.z vor. Nicht alle ursprünglich als Videopodcast verfassten Lektionen eignen sich zur schriftlichen Veröffentlichung. Daher die Lücken in der Nummerierung. Viele Lektionen verweisen auf andere und zum besseren Verständnis der Thesen empfiehlt es sich die Lektionen nicht isoliert zu betrachten.

Lektion 18: Einfahrt frei! Der tagtägliche Arisierungs‐ Ghetto‐Terror

Lektion 19: Indirekte Behauptungen und Beweise

Lektion 20: Die Weiber werden gefickt, die Kerle kriegen die Eier abgeschnitten

Lektion 21: RECHT: DAS Recht, (DIE) Rechte /​EIN Recht /​MEINE Rechte /​MEIN Recht, recht – rechts

Lektion 22: »Rassentheorie« und »Totalitarismustheorie«

Lektion 23: Natürlicher Tod – Freitod – Selbstmord – Schuldeingeständnis

Lektion 24 – 1: Der Stählerne – als Antichrist

Lektion 24 – 2: Der Stählerne – von Trotzki über Goebbels und Wlassow zu Chruschtschow

Lektion 24 – 3: Der Stählerne – Katyn

Lektion 25: Der sogenannte Stalinismus

Lektion 26: Der sogenannte Populismus und/​oder Rechtspopulismus

Lektion 28: AusländerhaSS

Lektion 29: Verschwörungstheorie

Lektion 30: Lügenpresse halt die Fresse

Lektion 31: Politischer Analphabetismus

Lektion 32: Ostdeutschland (Ostwörter I)

Lektion 33: Die Ostdeutschen (Ostwörter II)

Lektion 35: Ostalgie (Ostwörter IV)

Lektion 36: Ostmusik und Ostrock (Ostwörter V)

Lektion 2: Einführung in das Thema Falschsprech

Im ersten Teil dieses Kurses haben wir zu zeigen versucht, daß und warum Sprache sowohl ein Indikator des Politischen ist, als auch ein sehr effizientes Politik‐​Instrument. Die herrschaftlichen Diskurse erlauben und fokussieren das Kritikbedürfnis der Untertanen u. a. auf Aussagesätze – das zwar auch nur eingeschränkt. Was sämtliche angeblichen Oppositionellen und Kritiker »übersehen« (mit und ohne Anführungsstriche), ist, daß die Lüge schon mit dem falsch verwendeten Adjektiv oder Substantiv oder der Wortgruppe beginnt und eben nicht erst mit dem Aussagesatz. Ganz abgesehen von dem Unterschied, der sich daraus ergibt, ob und wie Termini und Aussagesätze hysterisch aufgeladen werden. Wie Adolf und Joseph es klassisch in die deutsche Herrschafts‐​Propaganda und Politik eingeführt haben.

Wir beginnen zur weiteren Klärung, worum es geht, mit dem Beispiel »ehemalige DDR«.

Die Vorgeschichte dieser Schwachsinns‐​Formel sei hier kurz aufgezeigt: Nachdem die Deutsch‐​Nazis 1946/​47 mit den US‐​Besatzern den Rollback‐​Deal hinbekamen, nämlich daß sie gegen den Willen der großen Bevölkerungsmehrheit, der der USA wie der deutschen und europäischen, also antidemokratisch und im Geheimen vereinbart, auch im neuen (zunächst nur west‐) deutschen Staat als Anhängsel‐​Brd des neuen US‐​Weltherrschaftsimperiums, die Herrscher sein sollten wie schon unter Adolf, nur mit der quasi unbelasteten Ablenkungs‐ und Täuschungs‐​Gallionsfigur Adenauer als ihre Politpuppe an der Spitze, machten sie es zum Teil dieses Deals – soweit es in ihrer Macht stand , daß die Deutsche Demokratische Republik nicht genannt werde, nach Möglichkeit überhaupt nicht, schon gar nicht, wie sie tatsächlich hieß. Auch die Abkürzung »DDR« verboten sie, wo immer möglich, wie ebenfalls diplomatische Beziehungen zu, Rechtshilfeabkommen, Handel und Wandel mit ihr, wie überhaupt Friedenspolitik, das Eintreten für die deutsche Einheit usw. in Erfüllung ihres Lebenslang‐​Treueids auf ihren Gröfaz. Zwar klappte das mit der Zeit immer schlechter, aber die härtesten völkischen Beobachter – hart wie Kruppstahl – verboten in ihren Redaktionsstuben bis zum Schluß die adäquate Benennung der DDR, wie ja unter ihrem »Führer« Adolf auch der Jude bis zum Schluß nicht heißen durfte, wie er hieß. Bei Springer & Co. wurde sie, die Deutsche Demokratische Republik, erst Zone geheißen und dann und bis zum finalen Nazi‐​Endsieg über sie das Kürzel DDR in Anführungsstriche gesetzt. Ab 1990 wurde dann die Gänsefüßchen‐​DDR durch die ehemalige ersetzt.

Die quasi logische Begründung war und ist bei bei freilich seltenem Bedarf, daß sie ja ehemalig sei. Und so wird es vom durchschnittlich brav‐​verblödeten Volksgenossen auch nachgeplappert, und insbesondere von Journaille & Politniks, also von der vermeintlichen und Möchtegern‐​Elite wird den Volksgenossen die »ehemalige DDR« gepredigt. Und zwar bis in die Gesetzestexte hinein. In sämtlichen öffentlichen Sprachkritiken – wir erwähnten das schon – kommt dergleichen Schwachsinn selbstverständlich nicht als kritikwürdig vor. Wie ja auch bei der deutschen Sektion von Amnesty International die massenweisen, systematischen Menschenrechtsverletzungen innerhalb der Brd, also vor allem die gegen die DDR‐​Bürger seit 1990 NICHT vorkommen und nie vorkamen. Wie auch in keiner anderen übrigens. Man muß ins Ausland gehen, z. B. nach Paris, daß dort in Amt und Würden befindliche Germanistik‐​Professoren den Schwachsinn erkennen und aussprechen. Brd‐​Germanisten, Journalisten und Journalismus‐​Lehrer, sind – wie schon unter Adolf – ideologisch völlig gleichgeschaltet. Und das soll genau so sein.

Nun, jeder, der nicht total‐ und vollverblödet ist, weiß, daß die DDR seit dem 3.10.1990 tatsächlich als beendet, also als ehemalig gilt. Wie jeder, der nicht total und vollverblödet ist, weiß, daß ein Schimmel ein weißes Pferd ist, weshalb er – oder auch sie – normalerweise eben nicht von einem weißen Schimmel spricht. Da die Eigenschaft »weiß« im Schimmel schon enthalten ist. Der »weiße Schimmel« ist vielmehr das Paradebeispiel für eine sogenannte Tautologie. Das ist eine Benennung, eine Bezeichnung mit mehreren Bezeichnern, also hier Wörtern, die dasselbe sagen. Tautologien gelten nicht einfach als schlechter Ausdruck, als schlechtes Sprechen oder Schreiben, sondern als falsch. Jedenfalls wenn es nicht um die DDR, Sowjetunion und Jugoslawien geht. Und sind eben deshalb eines der Stilmittel grober, verblödender, nazimäßiger Propaganda. Hier mit »ehemalige DDR« vorgeführt, eine der seit 1990 am häufigsten verwendeten Polit‐​Propaganda‐​Formeln überhaupt. Nur wenige andere Propaganda‐​Ausdrücke können in Häufigkeit und Wirkung konkurrieren: »Arbeitgeber – Arbeitnehmer«, »Der Führer«, »Der Nationalsozialismus« und einige andere Nazisprüche.

Wie gesagt, die durchschnittlichen Nachplapperer, insbesondere in mittlerer bis höherer Positionen in Business, Universität und Staat, die sich für etwas Besseres halten, verstehen in der Regel nicht, was an »ehemalige DDR« falsch sein soll, insbesondere wenn man sie korrigiert, insbesondere wenn der DDR‐​Bürger es wagt, insbesondere also nach 5, 10, 20 Jahren Einhämmer‐​Propaganda, insbesondere wenn sie diesen Quatsch unzählige Male selbst aufgesagt haben. Berufsverbotene und strafberentete DDR‐​Germanisten und andere in den von Margot Honecker geleiteten Schulen Volksgebildete, im Prinzip eigentlich alle DDR‐​Bürger, die sich nach 1989 entschieden haben, sich nicht auf blöd und völkisch umerziehen zu lassen, verstehen beziehungsweise erkennen in der Regel diesen wie anderen Propaganda‐​Schwachsinn sofort und zuverlässig, spätestens, wenn man sie darauf aufmerksam macht – und haben nicht zuletzt eben genau deshalb Berufsverbot. Während die personelle Verwendung in diesem Spät‐​Nazi‐​Staat regelmäßig zur Voraussetzung hat, diesen Schwachsinn nach‐ und vorzuplappern.

Wenn man diese Nicht‐​Verstehen‐​Woller dann fragt, wann sie das letzte Mal »ehemaliges Drittes Reich« gehört oder gesagt haben – nicht einmal der blöde ZDF‐​Knopp tut das, der sich sonst für keinen Schwachsinn zu schade ist – oder »ehemaliges Römisches Reich Deutscher Nation«, oder »die ehemalige Fußball‐​Weltmeisterschaft von vor 3 Jahren« oder, oder, oder, dann können sie sich regelmäßig nicht erinnern, dergleichen jemals gehört zu haben und haben also kein Argument mehr, von wegen, was ehemalig sei, könne‐​müsse‐​solle man auch so nennen. Und können also nicht erklären, warum das sogenannte 3. Reich nicht ehemalig geheißen wird und auch 1960 nicht wurde, die DDR seit 1990 aber doch.

Es handelt sich also um ein sehr effektives Propaganda‐​Element, das normalerweise nicht reflektiert werden kann, u. a. da hier die bereits erwähnte Stereotypisierung, also die oftmalige Wiederholung wirkt, es kein offiziell ausgesprochenes, veröffentlichtes Verbot gibt, sondern dieses Diktat mittels interner, nicht veröffentlichter Dienstanweisungen und dem Prinzip Tabu durchgesetzt wurde und praktiziert wird, und der brave Volksgenosse nicht reflektiert, daß Lüge und Manipulation nicht erst mit dem Aussagesatz beginnen. Da weder Schulen, Unis, Medien noch Politniks es ihnen beizubringen versuchen noch je versuchten, schon gar nicht sogenannte PDSler und Möchte‐​Gern‐​Linke. Big Brother hat es ihnen nicht erlaubt. Und wir sehen an diesem Beispiel, wie eben diese Big‐​Brother‐​Diktatur kurzfristig den größten Schwachsinn in Millionen Köpfe hämmert, ohne daß es der manipulierten Herde oder wenigstens einigen Leithammeln auffiele. Ob die Gleichschaltungs‐​Reklame nun kommerziell daherkommt oder politisch oder als Unterhaltung.

Aber welchen quasi positiven Grund gibt es nun für diesen Terminus? Positiv hier nicht in einem moralischen Sinn, sondern in demjenigen, daß dieser Falschsprech tatsächlich gewollt ist, daß er eine manipulative Funktion habe, daß sich das wer ausgedacht hat mit bestimmten Wirkungsabsichten.

Die Herleitung eines solchen quasi positiven Grundes ist im übrigen die Voraussetzung dafür, nicht mit dem Argument »Verschwörungstheorie« zum Beispiel abserviert zu werden. Zu diesem Terminus, also Verschwörungstheorie, kommen wir vielleicht und hoffentlich in einer späteren Lektion. Die London Times meldete übrigens Anfang der 1990er, daß die Propaganda‐​Formel »ehemalige DDR« per Dienstanweisung durchgesetzt wurde, also nicht etwa spontan oder in einem demokratischen Diskurs, wie der Volksgenosse im allgemeinen denken soll. In deutschen Medien wurde dies wohl nie gemeldet. In der englischen Übersetzung taucht der Terminus dann zum Beispiel als »former GDR« Ende der 1990er in abweisenden Beschlüssen internationaler Gerichte in Straßburg und Genf auf Beschwerden von DDR‐​Bürgern gegen die Menschenrechtsverletzungen seit 1990 wieder auf. Was beweist, wer die Verfasser der Abweisungen internationaler Beschwerden gegen die Brd sind, denn in englischsprachigen Ländern ist die Formel »former GDR« weitestgehend unbekannt.

Dabei ist der Sinn dieses Falschsprech ganz einfach zu erklären; jeder mindestens durchschnittlich Intelligente kann es leicht verstehen: Man muß sich nur an die Schule erinnern und an die Problematik des Abschreibens: Solange der Vorschreiber die Aufgabe richtig erledigt, ist im Falle des richtigen Abschreibens – mehr oder weniger – alles in Ordnung. Wenn nun aber derjenige, von dem abgeschrieben wird, etwas Falsches schreibt, und der Abschreiber dieses Falsche dann richtig abschreibt, hat mindestens einer von ihnen ein Problem. Diese Situation sollte jeder als Schüler selbst oder innerhalb seiner Klasse einmal erlebt haben. Der Lehrer weiß i. d. R., wer von wem abgeschrieben hat, da es in Schulklassen eine bekannte Hierarchie gibt, wer wovon wie viel weiß.

Das Prinzip ist also: Solange das Richtige vorgegeben und richtig übernommen wird, ist alles in Ordnung und nichts zu erkennen, gibt es keinen Verdacht, daß etwas Regelwidriges, Verbotenes vorgefallen sei, oder ist es wenigstens nicht zu beweisen. Schreibt jemand etwas Falsches richtig ab, dann ist er überführt, also erkannt und durchschaut. Das Kopieren des Falschen ist also ein Indikator von etwas, des Richtigen nicht. Und genau das ist der Schlüssel zum Verständnis dieses Funktionselements anti‐​moderner Propaganda in Weiterentwicklung des Goebbels‐Stils:

Würde die Propaganda richtiges Deutsch und die Wahrheit benutzen und die Untertanen veranlassen, das Richtige und die Wahrheit nachzusprechen, wäre nichts zu erkennen. Außer das richtig gesprochen und – dialektisch gedacht – damit auch richtig gedacht wird. Indem aber punktuell das Falsche vorgegeben ist und die Kadetten und Führungs‐​Positions‐​Anwärter des Systems angehalten sind, dieses nachzuplappern und abzuschreiben, können die Supervisors and Gatekeepers, also die Kontrolleure und Entscheider des Systems, die Kaderleiter (heute Personalmanager genannt), Fraktionsvorsitzenden, Schriftleiter, die völkischen Beobachter und Meinungs‐​Führungsoffiziere erkennen, wer geeignet ist für »Höheres«. Nämlich wer sich dem herrschenden Blödsinn unterwirft und dies signalisiert mittels der Verwendung des Terminus »ehemalige DDR«. Und es möglichst nicht einmal merkt. Ein weiteres verläßliches Indiz ist übrigens auch die ständige Wiederholung von fünf Silben, die in anderen Fällen längst weggekürzt worden wären – wie anderswo in der Ökonomie, muß im Fall ideologischer Behämmerung nicht nur nicht gespart werden wie sonst, sondern ist das Sparen sogar tabu.

Mit »ehemalige DDR« sagt der Sprecher oder Schreiber ab dem 3.10.1990 nichts, was er nicht mit DDR schon gesagt haben würde. Aber er sagt und signalisiert etwas über sich selbst, nämlich: Ich bin verwendungsbereit und ‑fähig! Ich unterwerfe mich dem herrschenden Schwachsinn!

Wer »ehemalige DDR« sagt, unterwirft sich dem herrschenden Blödsinn und zeigt dies an und erkennt in der Regel auch den ganzen anderen Schwachsinn nicht oder macht ihn mit, wie er – und sie – nicht erkennt, daß »ehemalige DDR« falsch und schwachsinnig ist. »Ehemalige DDR« ist nicht nur der sehr genaue Indikator der Verwendbarkeit, sondern ist auch Werkzeug, konditioniert also auch, insbesondere durch jahrelanges, ständiges Wiederholen, also Stereotypiserung; die springerschen Gänsefüßchen sind ersetzt, ein säkuläres »Vaterunser«.

Womit dann auch weitestgehend unbemerkt das Ausschreiben und ‑sprechen der Deutschen Demokratischen Republik tabuisiert ist und solch Schwachsinn wie »das ehemalige Ostberlin« und »das ehemalige Ostdeutschland« (als habe man die Himmelsrichtungen beschuldigt, kommunistisch zu sein, und deshalb abgeschafft oder umbenannt) als Weiterführung des einmal begonnenen Schwachsinns der Tabuisierung des Namens »DDR« und damit des Staats und seiner Bürger tagtäglich auch international fröhliche Urständ feiert.

Quod erat demonstrandum – was zu beweisen war.

P.S.: 10 Jahre nach Abfassung dieses Texts, im Sommer 2022, erscheint der Hinweis zweckdienlich, daß die »ehemalige DDR«-Stereotype zwar nicht abgeschafft, nicht außer Vollzug gesetzt wurde, aber doch bei weitem nicht mehr die Häufig‐ und Wichtigkeit hat in der tagtäglichen ideologischen Bedonnerung der Brd‐​Volksgenossen, innen wie äußinnen, wie noch 2022. Aber: Die mit dieser Propaganda‐​Formel durchgesetzten Idiotismen sind den Deutschen – sozusagen – mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen, genetisch programmiert, eingebrannt, die Hirnfestplatten wurden millionenfach redundant überschrieben. Diejenigen, die heute 40 … 50 Jahre alt sind, kennen seit ihrer Kindheit und Jugend nichts anderes als dieses Unwissen. Und suchen nicht einmal das Loch im Zaun des Falsch‐​Sprech‐​Gefängnisses. Geschweige denn, daß sie hinreichend wissend wären, es zu finden. Die gelegentlich Wiederholung der Formel hat inzwischen also den Charakter der politischen Auffrischungsimpfung.

Und so erzählen mir die jungschen TV‐​Stimmchen auch in dieser Angelegenheit tagtäglich die Welt entgegengesetzt der Realitäten: Die DDR war immer schon ehemalig. Egal ob heute, 1995, 1985, 1975, 1965. Anders als bei den beiden, durchaus ebenfalls wichtigen Nachnutzungen »ehemalige Sowjetunion« ab Anfang der 1990er und »ehemaliges Jugoslawien« ab ein Jahrzehnt später. Diese beiden Nachnutzungen werden i. d. R. nur für die Erzählung der Zeit nach der Beendigung dieser Staaten verwendet. Während die DDR von 1965 in der tagtäglichen Verblödung der Deutschen durch die arische Herrschaft ebenso ehemalig geheißen wird, wie die DDR 1995. Ein wesentlicher Unterschied, der vom Volksgenossen ebenso wenig reflektiert werden kann wie der Unterschied von Keimfreiheit und Religionsfreiheit. Oder den zwischen Revolution und Konterrevolution. Während Keimfreiheit die Freiheit von allen Keimen ist und ein richtiges Wort, ist die angebliche »Religionsfreiheit« eine irreführend‐​falschwirkende Verkürzung der »Religionsausübungsfreiheit« wie der angebliche Arbeitgeber eigentlich ein Arbeitsplatzgeber ist, falls man ihn nicht ganz so falsch benennen wollte. Aber auch dieses Synonym für »Kapitalist« würde die Macht‐ und Eigentumsverhältnisse wirksam verschleiern. Etwas anders in Sachen Konterrevolution: Das Wort wurde einfach verschwunden. Bis 1989 war das Wort »Revolution« ein Unwort, wie Nelson Mandela bis 1988 eine Unperson war. Für die Staats‐​Brd‐​ler. Ein Terrorist. Die Wandlung vom Terroristen zum propagandistischen Vorbild‐​Demokraten und Wahrheits‐​Apostel wurde den Brd‐​lern nie erklärt. Ich habe als kleiner Junge in den 1960ern eine Solidaritäts‐​Postkarte an Mandela verfaßt. Was wiederum seit 1990 in den Brd‐​Herrschaftsmedien rückblickend nie positiv erzählt werden durfte. Und wohl auch nie zuvor. Mit der Begeisterung über die angebliche friedliche Revolution in der DDR, die ja tatsächlich in mehrfacher Hinsicht das Gegenteil des Erzählten war, wurde das Unwort »Revolution« nun staatsideologisch ins Positive gewendet, zum »Ausgleich« aber das Wort »Konterrevolution« vergessen gemacht. Wie ja auch die Worte »Dialektik«, »Avantgarde«, »Vorhut«, »Partei neuen Typus« und viele mehr, die aus dem Wort »Revolution« den marxistischen Begriff machen. Und so fallen nun also im arischen Herrschaftssprech Revolutionen und Konterrevolutionen in eins. Der Deutsch‐​Untertan kann nicht denken, daß es Konterrevolutionen gibt, denn um dies denken zu können, benötigt man den Begriff. Oder doch wenigstens das Wort. Es folgten der angeblichen friedlichen Revoltion die die samtene in der ČSSR und die späteren sogenannten Farbenrevoltionen …

Mit der »ehemaligen DDR« kommt es aber regelmäßig und zunehmend noch schlimmer:

1975 war Berlin, und zwar völkerrechtlich vereinbart, die Hauptstadt der DDR. Westlich von Berlin gab es eine ähnlich heißende Stadt. Die hieß – völkerrechtlich vereinbart – Berlin (West). Diese waren – völkerrechtlich anerkannt – zwei Städte, die aus einer hervorgegangen waren. Nämlich aus der Reichshauptstadt des österreichischen Kanzlers. Dessen Import in den 1920er Jahren uns Deutsche (also nicht importierte Syrer mit deutschen Pässen und vollen Stimmrecht) eigentlich vor dem Import von Menschen warnen müßte, aber, nach dem Willen der Herrschenden, nicht darf.

Wenn heute, im Jahr 2022, in den Propaganda‐​TV‐​Sendungen, in den Propaganda‐​Reden der Diäten‐​Heinissen, also auch in den Comedy‐​Witzeleien und an den Kneipen‐​Biertischen, das Berlin von 1975 ins Gerede kommt, heißt es »Ostberlin«, während das Berlin (West), damals auch West‐​Berlin genannt, immer Berlin geheißen wird. (Fast) nie richtig. Wie auch die Geschichte des 1990 angeblich wiedervereinigten, 40 Jahre geteilten Landes, das ab 1949 tatsächlich aber zwei Länder und eine »besondere politische Einheit« Berlin (West) waren, immer erzählt wird, indem sie gleichgesetzt wird mit der der Brd. Genauer gesagt: Mit der gerade aktuellen Erzähl‐​Version. Denn die wird ja ebenfalls gemäß der aktuellen ideologischen Erfordernisse permanent umgedichtet.

Die rückwirkende Umdichtung der deutschen Geschichte bis tiefst hinein ins Umgangssprachliche bewirkt, daß die nachwachsenden Bewohner des Propaganda‐​Gebiets, das sich bis nach Österreich und in die Schweiz erstreckt, die Geschichte nicht mehr verstehen können, schon gar nicht richtig. Und dieses Falschverstehen konditioniert selbstverstehen auch das Falschverstehen des Aktuell‐​Politischen nach dem Vorgaben derselben Mächtigen, die auch die Geschichte falsch diktieren. Wie die Hitler‐​Untertanen den Kommunismus, die Arbeiterbewegung, Gewerkschaftsbewegung, den Intellektuellen und den Juden verstanden beziehungsweise »verstanden« haben. Damit wird auch so getan, als habe es nie ZWEI Staaten gegeben, sondern EIN geteiltes Land. Und wir seien »wiedervereinigt«. Weder wurden wir DDR (-Geborene) vereinigt, noch wieder. Mit anderen Worten: Wir wurden »wiedervereinigt« wie ab 1933 der Kommunist mit dem SA‐​Mann in Oranienurg/​Sachsenhausen, Dachau, Buchenwald und so weiter, wie der Jude mit dem SS‐​Mann in Auschwitz; daß der Anschluß Österreichs an das hitleristische deutsche Reich 1938 ebenfalls falsch Wiedervereinigung genannt wurde, sollen die Deutsch‐​Untertanen selbstverständlich nicht denken. Es gab in der 1919er Verfassung diesbezüglich übrigens das selbe Gebot wie im ProvunG (provisorisches, ungültiges Grundgesetz) der Bumsreplik.

Die Falscherzählung der beiden deutschen Staaten war ab 1990 auch eine wesentliche Grundlage, DDR‐​Bürger strafzuverfolgen, ihr Eigentum zu arisieren, sie als Juden und weiße Nigger zu deklassieren, wie ab 1933 die faschistischen Falscherzählungen der Kommunisten und Sozen eine Grundlage war, sie und deren Kinder zur Wehrmacht‐ und SS‐​Krieger umzuerziehen. Aus DDR‐​Grenzsoldaten wurden propagandistisch »Mauerschützen«, lange vor dem ersten Prozeß. Die Schuldsprüche waren vorprogrammiert allein schon durch die Fiktion, der »Wiedervereinigung« des geteilten einen Lands. Womit dann eben auch begründet wurde, daß die Besatzer das Tun und Lassen der DDR‐​Bürger nach Belieben der Besatzer nicht menschenrechtskonform beurteilten.

Aktuelle Beispiele der selben Methoden: Nachdem den Deutschen 8 Jahre lang die »Selbsternannten« und »Pro‐​Russen« eingehämmert worden waren, verschwanden diese mit dem angeblichen Überfall der Russen im Februar 2022. Wie wir DDR‐​Bürger am 10.11.1989 aufhörten, die »Brüder und Schwestern aus dem Osten« zu sein. Sprachlich. Was fast niemand bemerkte, dieses Verschwinden. Und nie öffentlich vermerkt wurde und erklärt worden ist. Wer sie stattdessen hätte ernennen sollen, diese Republiken, und wie es gewertet worden wäre, wenn Putin oder irgendein Marsmännchen sie ernannt hätte, die Republiken, die Bürgermeister, die Staatschefs, haben sie nie verraten. Staatsrechtliche Normalität, historische Vernunft wird in den Denktonne getreten. Wortklang, Kontext, Sprechton usw. »beweisen« dem Deutsch‐​Untertan das Negative. Und wie zunächst nur die DDR ehemalig geheißen wurde, also total asymmetrisch, und später nur sie auf diese Weise, also auch rückwirkend, gibt es sprachlich nur Pro‐​Russen. Keine Pro‐​Juden, keine Pro‐​Ukrainer, keine Pro‐​Ehrlichen, keine Pro‐​Obdachlosen, schon gar keine Pro‐​Amis und Pro‐​Deutschen. Hier sehen wir das Propaganda‐​Phänomen der eineindeutigen Verbindung von Propaganda‐​Wörtern mit bestimmten propagandistischen Erzählungen wie »Holocaust« und der Wortklang‐​Nachbildung »Holodomor«, »Personenkult«, »Ostblock« usw. Dazu sicherlich später mehr.

Und der angebliche Überfall der Russen Ende Februar 2022, der tatsächlich ja die Antwort auf den Überfall der Kiewer Putschisten auf die Menschen in ehemals ostukrainischen Gebieten war und ist, die aber nun wiederum nicht ehemalig geheißen werden dürfen, heißt nun stereotyp »Putins grausamer Angriffskrieg« und muß so dringend von allen öffentlich politisch Redenden aufgesagt werden, wenn es irgend eine Anlaß‐​Eselsbrücke gibt, und wo es sie gar nicht gibt, wird sie auch gern herbeigeredet, daß die Gleichschaltung möglichst nicht mehr bemerkt werden kann. Die Identifizierung des Staats mit der Person Putin ist eine Transponierung des Anti-»Stalinismus« auf W.W. Putin, denn es waren ja auch schon Stalins Bombe, Stalin Mißtrauen, Stalins Paranoia, Stalins Unberechenbarkeit usw. Es war nie Nixons Krieg, auch nicht Bushs oder Clintons oder Obamas Krieg. Die Falschbezeichnung der Abwehr der von Kiew ausgehenden kriegerischen Angriffe auf die Menschen, die die Kiewer Putschisten als ihre eigenen Bürger reklamieren, und zwar mit der kiewer Staatsarmee plus diverse »rechte Sektoren« analog zur SA als Hilfspolizei ab Hitlers Kanzlerschaft und unter Görings Oberbefehl und deren Waffen, analog zur Waffen‐​SS als Stoßarmee und Ergänzung der Wehrmacht, – zweifellos ein Verbrechen wider die Menschenrechte – entspricht der Präventivkriegsthese der den 8. Mai 1945 überlebt habenden deutschen Faschisten, der gemäß der Hitler lediglich dem Stalin zuvorgekommen sei. Welche Angriffskriege und warum nicht grausam und nicht brutal waren, und warum keiner der vielen, vielen Ami‐​Überfälle jemals formelhaft‐​stereotyp so genannt wurde, wird ebenfalls nicht erklärt. Mit all diese Formeln entledigen sich die System‐​Propagandisten der Notwendigkeit, des Mindeste zu erklären und zu begründen. Die Propaganda‐​Stereotype in der von J. Goebbels wesentlich geformten heutigen Qualität als Programmierungs‐​Instrument der Hirn‐​Festplatten. Anonym ausgegeben wie aus irgend einem Nichts hergekommen, redundant, blödsinnig, ständig wiederholt, kontextarm bis ‑los, wiedersinnig, mal keifend – mal sanft gebetet, seit einigen Jahren immer weiblicher, jungscher, hübscher daherkommend.

Ich erinnere mich, Ende der 1970er auf dem damals noch 3. Programm, das teilweise als Bildungs‐ und Experten‐ und Gebildeten‐​Fersehen fungierte, eine Sendung über Gleichschaltung gesehen zu haben. Dann kam der Kanzler H. Kohl, dann wurden aus den 3. Programmen die Regional‐​Sender. Dergleichen Aufklärerisches zu diesem Thema habe ich nie wieder gesehen. Im West‐​TV. Der ehemaligen Brd. Die zwar selten, aber immerhin ab und an so genannt wird.

Lektion 2 als Video:

Bild: Wappen der Deutschen Demokratischen Republik

2 thoughts on “Die Sprache der Herrschaft – und der Ohnmacht Lektion 2: »Ehemalige DDR«

  1. Hallo Malcolm,
    ich grüße aus NRW, wo ich notgedrungen seit ›91 lebe. Zuvor Thüringen.
    Ich bin immer wieder erstaunt über die Begriffsstutzigkeit meiner hiesigen Mitbürger, wenn ich von der ehemaligen BRd rede und zur Erklärung nachschiebe »Trizonesien« – das mag man nicht hören. Dabei haben sie im rheinischen Karneval doch lange Zeit gesungen: »…wir sind die Eingeborenen aus Trizonesien«. Wie heißt es noch? … glücklich ist, wer vergisst. So auch die »re‐​education« ab 45, wo man sich mit Pall Mall, Nylons, Micky Mouse etc. hat einlullen lassen. In der DDR hat das nicht geklappt und die Parole »..der russische Arbeiter habe näher zu stehen, als die westdeutsche Tante« hat nicht verfangen. Was wieder zeigt, wie materielle Randbedingungen ideologische Indoktrination und resultierende Prägungen begünstigen.

    1. mojns zurück, naja, nicht alles hat geklappt, aber doch vieles. die herrschenden sind recht nervös, daß und in welchem maße die sogenannten ostdeutschen den russen‐​putin‐​haß nicht mitmachen wollen… beste grüße.

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