Die Spra­che der Herr­schaft – und der Ohn­macht Lek­ti­on 1: Ein­füh­rung in das The­ma herr­schaft­li­cher Falschsprech

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Mag­Ma legt hier­mit die seit 2012 als Video vor­lie­gen­den und basie­rend auf Über­le­gun­gen von Anfang der 90er Jah­re ent­stan­den Lek­tio­nen zur »Spra­che der Herr­schaft und der Ohn­macht« von malcom.z vor. Nicht alle ursprüng­lich als Video­pod­cast ver­fass­ten Lek­tio­nen eig­nen sich zur schrift­li­chen Ver­öf­fent­li­chung. Daher die Lücken in der Num­me­rie­rung. Vie­le Lek­tio­nen ver­wei­sen auf ande­re und zum bes­se­ren Ver­ständ­nis der The­sen emp­fiehlt es sich die Lek­tio­nen nicht iso­liert zu betrachten.

Lek­ti­on 18: Ein­fahrt frei! Der tag­täg­li­che Ari­sie­rungs- Ghetto-Terror

Lek­ti­on 19: Indi­rek­te Behaup­tun­gen und Beweise

Lek­ti­on 20: Die Wei­ber wer­den gefickt, die Ker­le krie­gen die Eier abgeschnitten

Lek­ti­on 21: RECHT: DAS Recht, (DIE) Rech­te / EIN Recht / MEI­NE Rech­te / MEIN Recht, recht – rechts

Lek­ti­on 22: »Ras­sen­theo­rie« und »Tota­li­ta­ris­mus­theo­rie«

Lek­ti­on 23: Natür­li­cher Tod – Frei­tod – Selbst­mord – Schuldeingeständnis

Lek­ti­on 24 – 1: Der Stäh­ler­ne – als Antichrist

Lek­ti­on 24 – 2: Der Stäh­ler­ne – von Trotz­ki über Goeb­bels und Wlas­sow zu Chruschtschow

Lek­ti­on 24 – 3: Der Stäh­ler­ne – Katyn

Lek­ti­on 25: Der soge­nann­te Stalinismus

Lek­ti­on 26: Der soge­nann­te Popu­lis­mus und/​oder Rechtspopulismus

Lek­ti­on 28: AusländerhaSS

Lek­ti­on 29: Verschwörungstheorie

Lek­ti­on 30: Lügen­pres­se halt die Fresse

Lek­ti­on 31: Poli­ti­scher Analphabetismus

Lek­ti­on 32: Ost­deutsch­land (Ost­wör­ter I)

Lek­ti­on 33: Die Ost­deut­schen (Ost­wör­ter II)

Lek­ti­on 35: Ost­al­gie (Ost­wör­ter IV)

Lek­ti­on 36: Ost­mu­sik und Ost­rock (Ost­wör­ter V)

Lek­ti­on 1: Ein­füh­rung in das The­ma herr­schaft­li­cher Falschsprech

Seit knapp 1.000 Jah­ren domi­niert die Herr­schaft des wei­ßen Man­nes des nord­eu­ro­päi­schen Typs zuneh­mend zunächst die wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Ent­wick­lun­gen Euro­pas und Nord-Afri­kas, spä­ter auch der soge­nann­ten Neu­en Welt, Süd- und auch Nord­ame­ri­kas, Afri­kas, Asi­ens, Aus­tra­li­ens – der gan­zen Erde und Mensch­heit. Neben der Über­le­gen­heit der Waf­fen­tech­nik spiel­te dabei auch die über­le­ge­ne Bru­ta­li­tät der Ideo­lo­gie eine Rol­le: Von allen bekann­ten Kriegs-Reli­gio­nen ist der Jesus-Fun­da­men­ta­lis­mus bekannt­lich die aggres­sivs­te und bru­tals­te, lie­ßen sich zu kei­nem Zeit­punkt der Welt­ge­schich­te und an kei­nem Ort Haß, Ego­is­mus, Inhu­ma­ni­tät, Mord und Tot­schlag so gut und so kon­se­quent begrün­den und pro­pa­gie­ren und also auch prak­ti­zie­ren wie mit Jesus. Gera­de der Dua­lis­mus vom Auge-um-Auge-Zahn-um-Zahn der Welt­herr­scher gegen die zur Ver­nich­tung Selek­tier­ten einer­seits und dem Die-ande­re-Wan­ge-hin­hal­ten, das man den Opfern pre­digt, ande­rer­seits, macht eine der Stär­ken des Jesus­fun­da­men­ta­lis­mus aus.

Die sprach­li­che Begrün­dung unter­drü­cke­ri­scher Herr­schaft, von Krieg und Kolo­nia­li­sie­rung nach außen und Unrecht und Mord und Tot­schlag, Ent­eig­nung, Hexen­ver­fol­gung, Inqui­si­ti­on, Apart­heid, Anti­se­mi­tis­mus, Anti­kom­mu­nis­mus und ande­re Dis­kri­mi­nie­run­gen auch nach innen hat frei­lich eine län­ge­re Ent­wick­lungs­tra­di­ti­on; und auch in den letz­ten Jahr­zehn­ten haben sich hier deut­li­che Wei­ter­ent­wick­lun­gen vollzogen.

Die hier­zu­lan­de immer mal wie­der ver­öf­fent­lich­ten und Höchst­auf­la­gen erzie­len­den Sprach­kri­ti­ken wie zum Bei­spiel Der Geni­tiv ist dem Dativ sein Tod und ande­re machen frei­lich um der­glei­chen einen wei­ten Bogen. Mehr noch: Wie das Gere­de von der christ­li­chen Nächs­ten­lie­be wäh­rend der Hit­ler-Dik­ta­tur Mord und Tot­schlag beför­der­te, so wer­den mit limi­tier­ter Sprach­kri­tik Harm­lo­sig­kei­ten in den Fokus gerückt um die Ver­bre­chen und ihren sprach­li­chen Aus­druck hin­ter die­sen Harm­lo­sig­kei­ten zu ver­ber­gen. Auf den Uni­ver­si­tä­ten dür­fen die hier vor­ge­stell­ten Wahr­hei­ten nicht gelehrt wer­den, weder in den gewerb­li­chen noch in den alter­na­ti­ven Medi­en darf über der­glei­chen auch nur gespro­chen wer­den. Bis­her jedenfalls.

Ins­be­son­de­re die Sprach­re­ge­lun­gen, die von den kolo­nia­len Besat­zern für die zwangs­an­ge­schlos­se­ne DDR und ihre Bevöl­ke­rung vari­iert, erfun­den und dik­tiert wur­den und tag­täg­lich und immer wie­der neu wer­den, machen die Funk­ti­on der Spra­che als Herr­schafts­mit­tel, aber auch als Indi­ka­tor für den Cha­rak­ter der Herr­schaft und Poli­tik-Absich­ten beson­ders deut­lich: Ab Ende 1989 wur­de die DDR-Spra­che der Auf­klä­rung ersetzt durch die des Jesus­fun­da­men­ta­lis­mus, und zwar nicht über einen Zeit­raum von meh­re­ren Jahr­zehn­ten, son­dern inner­halb von Tagen, Wochen, Mona­ten usw. Und die­se Erfolgs­stra­te­gie wur­de dann mit zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung wei­ter öst­lich und süd­lich kopiert mit ana­lo­gen Ergeb­nis­sen: Mord und Tot­schlag, Sen­kung der Gebur­ten­ra­ten, der Lebens­er­war­tung, Ent­eig­nung der Ein­ge­bo­re­nen zuguns­ten des wei­ßen Man­nes aus der Brd und den mit ihr ver­bün­de­ten Staaten.

Der Vor­sprung des west­li­chen Nor­dens in den Kriegs- und sons­ti­gen Herr­schafts­tech­ni­ken, und sei­en es nur weni­ge Jah­re, macht den Effekt. Wäh­rend in der Zeit der Renais­sance die süd­li­chen Län­der Euro­pas: Ita­li­en, Spa­ni­en, Por­tu­gal noch mit­re­den konn­ten, wie man nicht zuletzt an der Welt­kar­te der ab damals erober­ten Kolo­nien und auch heu­ti­gen aktu­el­len Amts­spra­chen able­sen kann, ver­schob sich das Gewicht der Welt­herr­schafts­an­sprü­che zunächst ins nörd­li­che Euro­pa, dort vor allem in Rich­tung Groß­bri­tan­ni­en, und ab dem begin­nen­den 20. Jahr­hun­dert dann auch nach Nordamerika.

Wäh­rend zur Zeit der Erobe­rungs­kreuz­zü­ge ab cir­ca 1095 die Spra­che der Erobe­rung und auch der Unter­drü­ckung der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­run­gen noch die gemein­sa­me der Bibel war, sehen wir des­wei­te­ren diver­se Ablei­tun­gen, sozu­sa­gen Dia­lek­te, die es ja erlau­ben muß­ten, die Erobe­rungs- und sons­ti­gen Herr­schafts­an­sprü­che des einen »Christen«-Königs gegen den ande­ren, der einen Repu­blik gegen die ande­re, Skla­ve­rei und eige­ne Kolo­nia­li­sie­rungs­an­sprü­che zum Bei­spiel in Nord­ame­ri­ka gegen die wei­ßen Kon­kur­ren­ten irgend­wie ideo­lo­gisch zu begrün­den und das mit dem sel­ben Jesus, dem auch die Kon­kur­renz hul­dig­te. Wie ja auch der »Platz an der Sonne«-Anspruch, durch die aggres­si­ven Auf­stre­ber des wil­hel­mi­ni­schen Deutsch­land gegen die fran­zö­si­schen und bri­ti­sche Kolo­ni­al­her­ren Anfang des 20. Jahr­hun­derts vor­ge­bracht, wie auch die »Lebens­raum im Osten«-Forderung der Hit­le­ris­ten nicht ohne den angeb­li­chen Segen Got­tes aus­ka­men, mit Beru­fung auf Vor­se­hung und Schick­sal, sämt­lich jesus­fun­da­men­ta­lis­tisch determiniert.

Der staat­lich ver­ord­ne­te Falsch­sprech, um den es uns hier geht, ist seit 1989/90 und z.T. schon davor mil­lio­nen­fach dik­tiert, vor- und nach­ge­plap­pert, wei­test­ge­hend unre­flek­tiert gebraucht und geschluckt. Wie Vik­tor Klem­pe­rer es schon für den ori­gi­na­len Nazi-Sprech zeigte.

Wenn die Hys­te­rie, wie Slo­ter­di­jk mal schrieb, der Kitt die­ser Gesell­schaft ist, dann sind die fal­schen Wör­ter die Bau­stei­ne, die mit­tels des Hys­te­rie-Kitts zusam­men­ge­fügt und ‑gehal­ten wer­den. Ohne die­se Bau­stei­ne kei­ne Hys­te­rie, also kein Kitt not­wen­dig, und also kei­ne Wir­kung. Es geht um Ter­mi­ni, auch Lem­ma­ta genannt, wie: »Ehe­ma­li­ge DDR«, »das ehe­ma­li­ge Ost­ber­lin«, »Wie­der­ver­ei­ni­gung« (für den Anschluß der DDR nach den 1938er Dreh­bü­chern), »Zwangs­ver­ei­ni­gung« (für die Ver­ei­ni­gung von SPD und KPD zur SED, die die Adolf- und spä­ter ab 1949 Brd-Nazis über­haupt nicht brau­chen konn­ten und also eben­so denun­zier­ten), »Zwangs­ad­op­ti­on«, »Ost­block« und »Ost­künst­ler«, »Ost­star«, »Der Füh­rer« und der »Natio­nal­so­zia­lis­mus« und so wei­ter, um ein­gangs nur die­se weni­gen zu nennen.

Zunächst wol­len wir zu bestim­men ver­su­chen, was Spra­che ist. Jeden­falls soweit dies für unser The­ma in aller Kür­ze vor­ab geklärt sein sollte.

Die mensch­li­che Spra­che wur­de auf dem Weg der Mensch­wer­dung des Affens – und zwar ohne jeg­li­chen gött­li­che Ein­griff und ganz ohne über­ir­di­sche Krea­ti­on – erfun­den, sie ent­wi­ckel­te sich zur indi­vi­du­el­len Ver­stän­di­gung. Und zwei­fel­los war und ist die Spra­che als Code des Wis­sens und der Orga­ni­sa­ti­on und ihr Erwerb auch einer der Grün­de für die Über­le­gen­heit des Men­schen über alle ande­ren Arten und für die Erobe­rung der Welt. Und auch die unter­schied­li­chen Qua­li­tä­ten und Eig­nun­gen mensch­li­cher Spra­chen sind Ursa­che für unter­schied­li­ches Han­deln, Über- und Unter­le­gen­heit, Erfolg und Mißerfolg.

Und wie wir mensch­li­chen Indi­vi­du­en mit etwa fünf Jah­ren das Lügen ler­nen, so lern­ten die Men­schen irgend­wann in grau­er Vor­zeit das Lügen. Wäh­rend im Tier­reich nur das Täu­schen bekannt ist, durch­aus auch mit Lau­ten, ob nun um nicht gefres­sen zu wer­den, die Brut zu schüt­zen, bes­ser an die Beu­te zu kom­men oder Potenz vor­zu­täu­schen und so wei­ter, so kann der Mensch nicht nur täu­schen, son­dern auch lügen, also absichts­voll Unwah­res behaup­ten. Der­glei­chen ist von kei­ner Tier­art bekannt.

Über­in­di­vi­du­ell ist die Spra­che auch noch das Werk­zeug, mit­tels des­sen aus den Indi­vi­du­en Grup­pen und Groß­grup­pen wer­den kön­nen, Par­tei­en, Völ­ker, Natio­nen. Selbst fami­li­en­ge­schicht­lich wer­den über die Jah­re und Jahr­zehn­te sprach­li­che Erken­nungs- und Zuge­hö­rig­keits­zei­chen aus­ge­bil­det. Also ist Spra­che auch Nor­mie­rungs­in­stru­ment und Zuge­hö­rig­keits-Erken­nungs­zei­chen nach innen und außen. Nicht zuletzt soll­ten wir an die­ser Stel­le noch zur Kennt­nis neh­men, daß mit Spra­che auch Ste­reo­ty­pi­sie­rung einhergeht.

Soweit fürs ers­te. In den nächs­ten Lek­tio­nen füh­ren wir wei­ter in das The­ma ein, indem wir eini­ge Bei­spie­le erläu­tern wie »ehe­ma­li­ge DDR« und »Das kann man nicht ver­glei­chen«. Sprach­re­ge­lun­gen, die recht harm­los daher­kom­men, bei denen sich die aller­meis­ten nichts wei­ter den­ken, die sie, wie die Erfah­rung lehrt, schon gar nicht für der poli­ti­schen, auf­klä­re­ri­schen Rede wert hal­ten. Statt­des­sen unre­flek­tiert nach­plap­pern, die also auch in kei­ner offi­zi­el­len best­ver­kauf­ten, viel­be­spro­che­nen Sprach­kri­tik vor­kom­men. Und doch sind das bedeu­ten­de pro­pa­gan­dis­ti­sche For­meln, die sich eben wegen ihrer schein­ba­ren Harm­lo­sig­keit für die Herr­schafts­zwe­cke beson­ders gut eig­nen und eben genau des­halb ver­wen­det werden.

Durch die jahr­zehn­te­lan­ge Gleich­schal­tung, also Aus­schal­tung jeg­li­cher tat­säch­li­cher Oppo­si­ti­on und Kri­tik, ist der Volks­ge­nos­se nicht mehr in der Lage, das Poli­ti­sche im schein­bar Unpo­li­ti­schen zu sehen und hält sich also strikt an die Vor­ga­ben der jesus­fun­da­men­ta­lis­ti­schen Herr­schaft. Nur was die Herr­schaft selbst als poli­tisch vor­gibt, soll und kann als poli­tisch erkannt werden.

Lek­ti­on 1 als Video:


The­sen zu Lek­ti­on 1: Ein­füh­rung in die Geschich­te des ari­schen Herr­schafts- und Falschsprech

1. Wör­ter und Wen­dun­gen und deren Ver­wen­dung, die Herr­schaft eta­blie­ren, fes­ti­gen und begrün­den. Und also wegen ihres Zwecks auch die Herr­schaft charakterisiert.

2. Die geschicht­li­che Ent­wick­lung des ari­schen Herr­schafts- und Falsch­sprech läßt sich an der Ver­brei­tung der euro­päi­schen Jesus-Dia­lek­te und (Amts-) Spra­chen über die Welt zei­gen. Dabei sehen wir eine Ver­schie­bung der Macht­zen­tren von der Mit­tel­meer­re­gi­on in Rich­tung Nordsee.

3. Der Jesus-Fun­da­men­ta­lis­mus ist die frü­he bra­chi­al-ideo­lo­gi­sche Grund­la­ge der Welt­herr­schaft des wei­ßen Man­nes über die Welt und also über alle ande­ren. Mit ihr las­sen sich mühe­los (Welt-) Krie­ge, Skla­ve­rei, Aus­rot­tung gan­zer Völ­ker, Raub und Unrechts­spre­chung usw. begründen.

4. Zu beach­ten: Wäh­rend aber in der deut­schen und den ande­ren Jesus-Herr­schafts-Dia­lek­ten die Anhän­ger ande­rer Reli­gio­nen belie­big als Fun­da­men­ta­lis­ten bezeich­net wer­den (dürfen/​sollen), ist das für die eige­ne – selbst­ver­ständ­lich – tabu.

5. Und der Herr rede­te mit Mose und sprach … Füh­re den Flu­cher hin­aus … und laß ihn die Gemein­de stei­ni­gen… Wel­cher des Herrn Namen läs­tert, der soll des Todes ster­ben … Scha­de um Scha­de, Auge um Auge, Zahn um Zahn … (Bibel 3. Mose 24/13, 14, 16, 20) – typisch reli­gös-fun­da­men­ta­lis­ti­scher Text.

6. Sym­bol und sprich­wört­lich gewor­den für die Effi­zi­enz des Jesus­fun­da­men­ta­lis­mus für die Unter­drü­ckung, Ver­skla­vung, Aus­beu­tung, Ver­blö­dung der Unter­wor­fe­nen wur­de der nord­ame­ri­ka­ni­sche »Neger«-Sklave Onkel Tom. Der die ande­re Wan­ge hin­hält und sich nicht nur abfin­det, son­dern die Ser­vi­li­tät gegen­über dem wei­ßen Mann ver­in­ner­licht hat. Vik­tor Klem­pe­rer beschreibt in der LTI u.a., daß auch der (bür­ger­li­che) (Geltungs-)Jude die Nega­tiv-Zuschrei­bun­gen der Nazis auf sie schnell und tief ver­in­ner­licht hat. Eine der Vor­aus­set­zun­gen, die auch den schwar­zen Skla­ven zu dem mach­ten, was die Skla­ven­hal­ter brauchten.

7. Als ab den 1960ern Black Power und Black Pan­ther Par­ty und so wei­ter, die nicht zuletzt den Selbst­schutz gegen Ku Klux Clan und den gan­zen ras­sis­ti­schen Staat orga­ni­siert haben, also nichts ande­res taten als ihre all­ge­mein aner­kann­ten Men­schen­rech­te erkämp­fen zu wol­len, wur­den ihre Anhän­ger dafür von eben die­sem ras­sis­ti­schen Staat mit Jesus in der Con­sti­tu­ti­on geheim­dienst­lich und aus allen Pro­pa­gan­da-Roh­ren wie aus der FBI-Agen­ten-Hüf­te schie­ßend liqui­diert. Bes­te Freun­de und immer an der Sei­te der Ras­sis­ten und Napalm-Schmei­ßer die in der Brd herr­schen­den Nazis im Bun­des­prä­si­den­ten­pa­lais, in Regie­run­gen, Par­la­men­ten, Medi­en, Kon­zern­zen­tra­len und in den Kan­zeln und Kin­des­miß­brauchs-Insti­tu­tio­nen sowie­so, wo der­glei­chen gelehrt wur­de und wird.

8. Das Maß der zuge­las­se­nen öffent­li­chen Kri­tik soll dem Brd-Volks­ge­nos­sen als Aus­druck von Demo­kra­tie, Frei­heit, Plu­ra­lis­mus, Gewal­ten­tei­lung usw. erschei­nen. Gern mit­tels der Nase­wei­seit, in der DDR sei das Äußern der Mei­nung unter­drückt wor­den, wäh­rend man ihr ent­ge­gen sei­ne Mei­nung frei sagen kön­ne. Zum Bei­spiel las­sen sie das gern ihre Dresd­ner Regie­rungs-Mario­net­te Til­lich nach­plap­pern. Zu erwäh­nen »ver­ges­sen« wird dabei, daß seit 1990 ins­be­son­de­re DDR-Bür­ger, wenn sie ihre ihre grund­ge­setz­lich ver­spro­che­nen Men­schen-Rech­te wahr­neh­men wol­len, mal eben 4…5 Jah­re dafür straf­ver­folgt wer­den kön­nen. Und zwar sehr frei nach Art. 5 pro­vunG (= pro­vi­so­ri­sches ungül­ti­ges Grund­ge­setz): Mei­nungs­frei­heit, aaaaaaaaaaa­aber wird vom »Recht der per­sön­li­chen Ehre« ein­ge­schränkt. Wenn irgend ein kolo­nia­ler Ver­wal­tungs­lüm­mel kei­ne Lust hat, dem DDR-Bür­ger per­ti­nent zu ant­wor­ten auf eine Dienst­auf­sichts­be­schwer­de oder auf einen Straf­an­trag zum Bei­spiel wegen rechts­wid­ri­ger Ari­se­rungs-Kri­mi­na­li­sie­rung u.a.m., dann ist er eben »belei­digt«. Wäh­rend ent­spre­chen­de Straf­an­trä­ge von DDR-Bür­gern gegen West-Idio­ten und Kol­la­bo­ra­teu­re wie Mer­kel, Gauck usw. prin­zi­pi­ell NICHT rechts­staat­lich bear­bei­tet wer­den, ist der DDR-Bür­ger i.d.R. mit der Denun­zia­ti­on prak­tisch schon verurteilt.

Was eben­falls zu erwäh­nen »ver­ges­sen« wird: Auch Goeb­bels ist dem Kri­tik­be­dürf­nis der Volks­ge­nos­sen schon genau­so ent­ge­gen­ge­kom­men wie die heu­ti­ge Herr­schaft.. Und hat Staats- und Partei(en) ‑Insti­tu­tio­nen und ‑Per­so­nal kri­ti­siert bezie­hungs­wei­se deren Kri­ti­sie­rung zugelassen.

Die heu­ti­ge Herr­schaft unter­schei­det wie die dama­li­ge offen­sicht­lich zwi­schen The­men, zu denen Kri­tik zuge­las­sen oder sogar erwünscht ist, um eben das Kri­tik­be­dürf­nis zu befrie­di­gen, und ande­ren, für die die maxi­ma­le Gleich­schal­tung ange­ord­net ist. Zum Bei­spiel Pro­pa­gan­da-Kam­pa­gnen gegen Putin, Chi­na, Kuba sowie gegen mit­tels Angriffs­krie­gen zu zer­stö­ren­den oder zer­stör­ten Staa­ten wie Jugo­sla­wi­en, Irak, Liby­en, Syri­en und deren Ver­tei­di­ger darf nicht öffent­lich wider­spro­chen wer­den. Schon das Wort »Angriffs­krieg« ist hoch tabuisiert.

9. Der heu­te in der Brd ver­wen­de­te Herr­schafts-Falsch-Sprech hat sei­ne wesent­li­chen Quel­len im Jesus­fun­da­men­ta­lis­mus, im Nazis­sprech, der wie­der­um ist eine Wei­ter­ent­wick­lung des tra­di­tio­nel­len deut­schen Herr­schafts­sprech und in der US-ame­ri­ka­ni­schen Kom­merz- und Herr­schafts-Sprech. Die US-Besat­zer haben die Nazis nach 1945 ins­be­son­de­re gelehrt, wie man es anstellt, daß die Kri­tik von Regime-Agen­ten mög­lichst staats-oppo­si­tio­nell-unab­hän­gig aus­sieht. Und das genau die­ses der Pro­pa­gie­rung der Gleich­schal­tung vor­zu­zie­hen sei. Und daß man Freud nicht wegen sei­ner jüdi­schen Her­kunft dif­fa­mie­ren soll­te, da sei­ne Tech­ni­ken sich ide­al auch zur Ver­blö­dung und Len­kung von Men­schen­mas­sen ver­wen­den lassen.

10. Tat­säch­lich ent­wi­ckel­te sich in den 1970ern und 1980ern in West­eu­ro­pa und Nord­ame­ri­ka, nicht zuletzt auf Grund der zuneh­men­den Stär­ke und Aus­strah­lung des real­exis­tie­ren­den Sozia­lis­mus, zum Teil tat­säch­lich Oppo­si­tio­nel­les. Der Virus des Kom­mu­nis­mus! Die Revol­ten der 60er und 70er in den USA wie in Nord­west­eu­ro­pa wur­den schon ab Mit­te der 1970er erfolg­reich zurück­ge­rollt. Seit der Zei­ten­wen­de 1989/90 wur­den sämt­li­che Oppo­si­tio­nen zer­schla­gen, der Anti­ko­lo­nia­lis­mus zurück­ge­rollt & ist (fast) jeg­li­che Oppo­si­ti­on nur noch Schein.

11. Eine der wich­ti­ge­ren und doch bis­lang unre­flek­tier­ten Tech­ni­ken der Nazi-Pro­pa­gan­da bis 1945 und ab 1947/8: Die gro­ßen Ver­bre­chen wer­den hin­ter den grö­ße­ren ver­steckt und umge­kehrt. Zum Bei­spiel ver­birgt das Reden über Ausch­witz, daß auch schon die Ver­fol­gung von Kom­mu­nis­ten, Gewerk­schaf­ter, Juden u.a.m. ab 1933 Ver­bre­chen waren. Und auch, daß den cir­ca 7 Mio getö­te­ten Juden bezie­hungs­wei­se Men­schen jüdi­scher Her­kunft 25…30 Mio getö­te­te Sowjet­bür­ger gegenüberstehen.

12. Das deut­sche staats­akt­li­che Gedenk­heu­cheln bzgl. der cir­ca 7 Mio ermor­de­ter Juden schließt a prio­ri das Geden­ken ande­rer Opfer und schon sowie­so der Kämp­fer gegen die Nazis aus. Der wohl wesent­lichs­te Grund für die Instal­lie­rung der öffent­li­chen Bedürf­nis-Anstalt in der Nähe des Bran­den­bur­ger Tors in Ber­lin. Denn die Wid­mung der nichts­sa­gen­den Stei­ne läßt es selbst­ver­ständ­lich erschei­nen, daß Sin­ti, Roma, Kom­mu­nis­ten usw. außen vor bleiben.

Ein ande­rer Grund ist die Stin­kend­faul­heit der Diä­ten-Kor­rup­tis, die für ihre Staats­ak­te was gleich um die Ecke woll­ten und kei­ne Lust haben, ins Anschluß­ge­biet nach Sach­sen­hau­sen fah­ren zu müs­sen, wenn der sym­bo­li­sche Akt wie­der ein­mal fäl­lig ist. Auch wol­len sie sich nicht tat­säch­lich kon­ta­mi­nie­ren mit der wirk­li­chen Wirk­lich­keit, nicht mit der anti­fa­schis­ti­schen Wahr­heit, die trotz der nazi­mä­ßi­gen Säu­be­run­gen der Gedenk­stät­ten-Aus­tel­lun­gen seit Anfang der 1990er doch in den Ori­gi­nal-Orten noch atmet.

13. Bezeich­nend die deut­sche Pro­pa­gan­da-Dau­er­an­kla­ge wegen eini­ger Ver­ge­wal­ti­gun­gen durch sowje­ti­sche Sol­da­ten und daß Hit­ler Sta­lin ledig­lich zuvor­ge­kom­men sei und der poli­ti­schen Funk­ti­on die­ser Rhe­to­rik gar nicht erst zu reden. Seit 1990 ist Adolf Hit­ler der pro­mi­nen­tes­te Mann im deut­schen TV, alle Nazi-Titel wer­den immer (nazi-) vor­schrifts­mä­ßig kor­rekt von Knopp & Co. auf­ge­sagt, wäh­rend die tat­säch­li­che Oppo­si­ti­on zu den Nazis, Kom­mu­nis­ten, lin­ke Sozen, lin­ke Intel­lek­tu­el­le usw. fast völ­lig aus der Geschichts­schrei­bung gelöscht sind. Sowie­so Tex­te wie »Wer Hin­den­burg wählt, wählt Hit­ler, wer Hit­ler wählt, wählt den Krieg«, mit dem die Kom­mu­nis­ten bei den Reichs­prä­si­den­ten­wah­len im Früh­jahr 1932 auf­tra­ten. Gegen Nazis, Zen­trums-Kat­ho­len, Reichs­wehr (die in der Ari­er-Brd den Wider­stand sym­bo­li­siert), (rech­te) SPD-Füh­rung. Wer recht behielt und wer damals Hit­ler mit­ver­schul­det hat, wird hier ganz klar, und genau des­halb kommt der­glei­chen im brd-ari­schen TV nicht mehr vor. Hier wird also mit­tels Weg­las­sung gelo­gen. Mer­ke: Die hal­be Wahr­heit ist fast immer eine gan­ze Lüge.

14. Die (euro­päi­sche) Auf­klä­rung bedeu­te­te u.a. und nicht zuletzt die gedank­li­che und also auch sprach­li­che Abkehr von Gott. Ca. ein hal­bes Jahr­hun­dert Enzy­klo­pä­die mün­de­ten schließ­lich in der Revo­lu­ti­on von 1789 in Frankreich.

15. Staat und Sys­tem, die offi­zi­ell auf Gott grün­den und auf ihn schwö­ren (las­sen), sie­he Prä­am­bel & Art. 56 pro­vunG (!), sind anti­auf­klä­re­risch. In der DDR gab es kei­ner­lei staats­of­fi­zi­el­le Bezü­ge auf Gott. Der Jesus­fun­da­men­ta­lis­mus im pro­vunG darf selbst­ver­ständ­lich auch nicht the­ma­ti­siert wer­den bzgl. eines Ver­gleichs deut­scher Ver­fas­sun­gen und des brd-ari­schen pro­vunG, wel­ches ver­lo­gen aus­ge­ge­ben wird als »die bes­ten Ver­fas­sung, die die deut­schen je hatten«.

16. In der Brd ist Gott all­ge­gen­wär­tig, vom pro­vunG (= pro­vi­so­ri­sches, ungül­ti­ges Grund­ge­setz), dort zum Bei­spiel in der Prä­am­bel und in den Amts­ei­den »So wahr mir Gott hel­fe«, über (Kir­chen-) Steu­er­ge­set­ze und (Kir­chen-) Rund­funk­rä­te bis in die Klas­sen­zim­mer und die diver­sen Kin­der­fi­cker­ban­den hin­ein. Im TV wabern immer mehr Pfaf­fen­se­ri­en durchs Pro­gramm: Alles ganz net­te, lie­be Leu­te! Die seri­el­len schwarz­be­kut­te­ten Kin­der­fi­cker­ban­den kom­men dort über­haupt nicht vor. Noto­ri­sche Lüg­ner, jesus­fun­da­men­ta­lis­ti­sche Haß­pre­di­ger (frü­her Dibe­l­i­us, dann Eppel­mann, heu­te Gauck, Birth­ler usw.), Suff-Fah­re­rIn­nen wie Käs­mann wer­den den Deut­schen als mora­li­sche Vor­bil­der in Sachen Nächs­ten- und Wel­ten­lie­be präsentiert.

17. Spra­che & Bil­dungs­ide­al der DDR kamen her u.a. von der Arbei­ter­be­we­gung des 19. Jh., in denen die fran­zö­si­schen Auf­klä­rung und die deut­sche Klas­sik eben­so auf­ge­ho­ben waren wie die moder­nen Wis­sen­schaf­ten inklu­si­ve die Phi­lo­so­phie des Mate­ria­lis­mus. Zu ihren höchs­ten Zie­len gehör­te es, die Fern­hal­tung der Mehr­heit von Bil­dung zu über­win­den. Was auf deut­schen Boden ab 1945 auf dem spä­te­ren Ter­ri­to­ri­um der DDR gelang. So gut, daß Finn­land inner­halb der KSZE das Bil­dungs-Sys­tem der DDR ab den 1970ern staats­of­fi­zi­ell über­nahm. Das wie­der­um darf inner­halb der EU öffent­lich kaum erwähnt wer­den. Wenn sel­ten doch, war­um auch immer, muß es irgend wie nega­tiv kon­no­tiert sein bezie­hungs­wei­se kom­men­tiert wer­den. Zum Bei­spiel das Bil­dungs­sys­tem der DDR sei ideo­lo­gisch inspi­riert und aus­ge­rich­tet gewe­sen. Womit immer wie­der indi­rekt »bewie­sen« wird, daß die eige­ne Ideo­lo­gie kei­ne sei.

18. Ab 1990 fiel die Gebur­ten­ra­te im Anschluß­ge­biet um 60 Pro­zent, dafür erhöh­ten sich die Krebs­ster­be­ra­te, töd­li­che Herz­in­fark­te, Alko­hol­krank­heit, Depres­si­on usw. z.T. auf ein Viel­fa­ches. Sta­tis­ti­ken unter­lie­gen der strik­tes­ter Zen­sur, indem nie­mand sie je in Auf­trag gab. Das ist der tat­säch­li­che & hoch­ta­bui­sier­te Unter­schied: In der auf­klä­re­ri­schen DDR wur­den die »ver­bo­te­nen« Fil­me noch gedreht, die Sta­tis­ti­ken noch erho­ben. Geheim­hal­tung bezie­hungs­wei­se Nicht­ver­öf­fent­li­chun­gen sei­tens der DDR-Ver­ant­wort­li­chen waren wesent­lich mit­ver­ur­sacht durch die stän­di­gen Ver­su­che der Tod­fein­de der DDR, von außen die soge­nann­te Mei­nungs­füh­rer­schaft zu über­neh­men und ihre pfäf­fi­schen Agen­ten in der DDR mit dem­entspre­chen­den Argu­men­ten aus­zu­stat­ten; auch das zu erwäh­nen unter­liegt strik­ter Tabuisierung.

19. Es war Vik­tor Klem­pe­rer (9.10.1881 – 11.2.1960), der den hier bespro­che­nen Zusam­men­hang zwi­schen ari­scher Herr­schaft und Spra­che, auf den auch die­se Lek­tio­nen sich bezie­hen, wis­sen­schaft­lich fest­ge­stellt hat: Vik­tor Klem­pe­rer, LTI – Notiz­buch eines Phi­lo­lo­gen, Ver­lag Phil­ipp Reclam jun. Leip­zig, DDR. Das Buch ist erst­mals im Rah­men des »ver­ord­ne­ten Anti­fa­schis­mus« 1946 erschie­nen, hat meh­re­re Wie­der-Auf­la­gen erfah­ren und war in der DDR eine der wesent­li­chen Sozia­li­sa­ti­ons-Tex­te für die inter­es­sier­te­ren Bür­ger. Es wur­de ab 1990 mit Mil­lio­nen ande­ren DDR-Büchern aus unse­ren Biblio­then ent­fernt (damals von der Ver­ohn­mäch­tig­ten »Bücher­ver­bren­nung ohne Rauch« genannt) wei­test­ge­hend ver­ges­sen gemacht. U.a. auch indem man einen hol­ly­wood­sti­lis­ti­schen Klem­pe­rer-Film ver­an­stal­te­te. Was wie eine Hom­mage daher­kam, war aber eine cle­ve­re Zensur-Technik.

20. Eben­falls hoch­ta­bui­sert ist der Ver­gleich der Kriegs- und Anschluß­stra­te­gien deutsch-ari­scher Herr­schaft des letz­ten Jahr­hun­derts. Daß und wie von den Kan­zeln wie von den par­la­men­ta­ri­schen Büh­nen her­ab die jewei­li­gen Erobe­rungs­pa­ro­len gepre­dig­ten wur­den und wie die Bezeich­ner der jewei­li­gen Akti­vi­tä­ten und Ereig­nis­se waren:

1914 Ein Platz an der Sonne/​1933 natio­na­le Revolution/​1935 Anschluß des Saargebiets/​1938 (angeb­li­che) Wie­der­ver­ei­ni­gung (mit Österreich)/1938 Heim-ins-Reich-Anschluß der Sude­ten­deut­schen gegen den böse Tsche­chi­schen Staat/​1939 Zer­stö­rung des bösen Tsche­chi­schen Staats und Raub des Staats- und Indi­vi­du­al-Eigen­tums der Eroberten/​1939 Lebens­raum im Osten/​1953 Anschluß des Saar­ge­biets und Rache an den Franzosenfreunden/​1990 ff. »Wie­der­ver­ei­ni­gung«, »Frei­heit«, fried­li­che, oran­ge­ne und anders­far­bi­ge »Revolution(en)«, angeb­li­che Men­schen­rechts­in­ter­ven­ti­on, angeb­li­che Zivil­ge­sell­schaft und so wei­ter, und ganz neben­bei wur­de das Volk der DDR zu cir­ca 97 Pro­zent ent­eig­net, fan­den men­schen­rechts­wid­rig cir­ca 110.000 poli­ti­sche Pro­zes­se gegen DDR-Bür­ger statt, die Mil­lio­nen kriegs­rechts- und men­schen­rechts­wid­ri­gen schein­bar nicht­po­li­ti­schen, zum Bei­spiel Ari­sie­rungs-Kri­mi­na­li­sie­rungs-Ver­fah­ren, wur­den öffent­lich bis­lang von nie­man­dem über­haupt dies­be­züg­lich beach­tet. Und konn­ten schon des­halb nicht mit den faschis­ti­schen ab Anfang 1933 ins­be­son­de­re gegen Juden ver­gli­chen werden.

21. Ter­mi­ni wie ›Vor­se­hung‹ und ›Schick­sal‹ u.ä., die zum stän­di­gen und Kern-Voka­bu­lar der Nazi-Pro­pa­gan­da gehö­ren, wer­den in der Brd eben­falls tra­diert und genutzt, wäh­rend sie im offi­zi­el­len Sprach­ge­brauch der DDR prak­tisch nicht vor­ka­men. Auch ein schö­ner Beleg für Tra­di­ti­on und Qua­li­tät einer Herr­schaft. Der in kei­ner öffent­li­chen Brd-Sprach­kri­tik vorkommt.

22. Eine der offi­zi­el­len Sprach­kri­ti­ken ist das ›Wör­ter­buch der »Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung« – Die NS-Ver­gan­gen­heit im öffent­li­chen Sprach­ge­brauch‹ von Eitz/​Stötzel, Georg Olms Ver­lag Hil­de­heim Zürich New York 2007, 786 Sei­ten. In denen die Haupt­wör­ter des staats­of­fi­zi­el­len Brd-Nazi­sprechs wie »Der Füh­rer«, »Arbeit­ge­ber – Arbeit­neh­mer«, »der Natio­nal­so­zia­lis­mus« gar nicht erst vor­kom­men. Auch nicht die oben erwähn­ten »Vor­se­hung« und »Schick­sal«. Selbst­ver­ständ­lich nicht. Q.e.d.

Stellt sich die Fra­ge nach dem Sinn eines Buches, das die Kar­rie­re des Nazi­vo­ka­bu­lars nach 1945 zum The­ma hat, indem aber die Nazi-Wör­ter mit der häu­figs­ten und wich­tigs­ten Ver­wen­dung gar nicht erst vor­kom­men. Offen­bar sol­len die Volks­ge­nos­sen Lies­chen Mül­ler und Dr. Lies­chen Mül­ler Wör­ter ver­mei­den ler­nen und leh­ren, die im Aus­land als Nazi­wör­ter ver­stan­den wer­den. Ander­seits wer­den durch die (Schein-) Kri­tik die wir­kungs­mäch­tigs­ten Nazi­wör­ter reha­bi­li­tiert bezie­hungs­wei­se deren Her­kunft ver­ges­sen gemacht.

23. Seit 1990 wird die zu cir­ca 85 – 95 Pro­zent heid­ni­sche Bevöl­ke­rung der DDR par­la­men­ta­risch und sonst zu nahe­zu 100 Pro­zent von Pfaf­fen reprä­sen­tiert bezie­hungs­wei­se sind es Polit‑, Wirtschafts‑, Kul­tur-Pfaf­fen und so wei­ter, die zur Beauf­sich­ti­gung, Gän­ge­lung, Abur­tei­lung der DDR-Bür­ger usw. ein­ge­setzt sind. So »demo­kra­tisch« ist das Regime! So per­fekt funk­tio­niert das Wahl­sys­tem! Was für nor­mal gehal­ten, vom Volks­ge­nos­sen nicht wahr­ge­nom­men wird und nicht wer­den soll und von kei­ner Sprach­kri­tik reflek­tiert wird. Nicht zuletzt ist das über die Tech­ni­ken des ari­schen Herr­schafts- und Falsch­sprech mög­lich bezie­hungs­wei­se so unauf­fäl­lig und kann von den meis­ten Volks­ge­nos­sen nicht (mehr) reflek­tiert werden.

24. Die stän­di­ge Abfol­ge hys­te­ri­scher Kam­pa­gnen besorgt nach dem schon von den Adol­fis­ten im wesent­li­chen so beherrsch­ten Prin­zip »Hys­te­rie als Gesell­schafts­kitt« die stän­di­ge Ver­ir­rung und Ver­blö­dung und Gleich­schal­tung der Volks­ge­nos­sen­schaft, zum Beispiel:

Mas­sen­ver­nich­tungs- oder Kern­waf­fen in den Hän­den böser Dik­ta­to­ren, Huf­ei­sen­plä­ne, Rin­der­wahn­sinn, Babies wer­den geschlach­tet, ver­bud­delt, ver­brannt und wur­den in der DDR-Cha­ri­té in Was­ser­ei­mern ent­sorgt, Vogel­grip­pe, Isla­mis­ten pla­nen Anschlä­ge, Moscheen­bau in der Brd, Sci­en­to­lo­gie betreibt Gehirn­wä­sche, böse Sta­si-Kil­ler­kom­man­dos trei­ben ihr Unwe­sen usw.

25. Eini­ge der häu­fi­ger gebrauch­ten Schwach­sinns- und Ver­blö­dungs- und Mani­pu­lie­rungs-Ter­mi­ni sind folgende:

ehe­ma­li­ge DDR/​das ehe­ma­li­ge Ostberlin/​Wiedervereinigung/​Zwangsvereinigung/​Zwangsadoption/​Ostblock/​Ostkünstler/​Oststar/​DER Führer/​DER Nationalsozialismus

26. Was Spra­che ist, ergibt sich z.T. auch dar­aus, wie sie gewor­den ist. Spra­che ist nicht von Gott kre­iert wor­den, son­dern ein Pro­dukt und Aus­druck der Evolution.

27. Ist also nicht etwa gemacht, um Got­tes Wort und Wil­le zu ver­kün­den. Son­dern wird im schlech­tes­ten und ungüns­tigs­ten Fall miß­braucht, den nächs­ten Krieg, den nächs­ten Raub usw. als sei­nem Wil­len gemäß zu ver­klä­ren, Sexua­li­tät als schmut­zig zu denun­zie­ren (»unbe­fleck­te Emp­fäng­nis« sug­ge­riert, daß sol­che ansons­ten schmut­zig, anrü­chig sei), die Lüge als Wahr­heit zu ver­kau­fen usw. Mer­kel: »Wir nen­nen Lüge nicht Wahrheit«/»So wahr mir Gott hel­fe« – Gott hat noch nie gehol­fen … Man beach­te den Unter­schied zwi­schen (ana­lo­gem) täu­schen und mensch­li­chem (»digi­ta­len«) lügen!

28. Ana­lo­ge und digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on, sie­he: Watz­la­wick, Bea­vin, Jack­son: Mensch­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on, Ver­lag Hand Huber, Bern Stutt­gart Toron­to, 1969

29. Par­tei­en, Natio­nen, Volks­grup­pen, Ver­ei­ne, Sze­nen, Armeen, büro­kra­ti­sche Insti­tu­tio­nen, Dorf­ge­mein­schaf­ten bil­den – mal mehr, mal weni­ger – sprach­li­che Beson­der­hei­ten und also Erken­nungs­zei­chen aus.

30. Wesent­li­che For­meln der ideo­lo­gi­schen Nor­mie­rung bezie­hungs­wei­se Gleich­schal­tung des Volks­ge­nos­sen kom­men unpo­li­tisch daher. Sogar wäh­rend des 2. WK wur­de die Gleich­schal­tung im Deut­schen Reich wesent­lich gestört und durch­bro­chen durch Radio Mos­kau und die BBC. Nichts der­glei­chen seit 1990! Die Hoff­nun­gen für Demo­kra­tie und Auf­klä­rung, die in den 1990ern in das Inter­net gesetzt wur­den, haben sich als Illu­sio­nen erwie­sen. Das Inter­net ver­län­gert im wesent­li­chen die Kam­pa­gnen des Kom­mer­zes und ver­stärkt sie z.T. wie in den Berei­chen Por­no und Kin­der­por­no. Herr­schaft­lich tabui­sier­te Tat­sa­chen fin­det man – bis auf Aus­nah­men – im Inter­net nicht, vie­le wesent­li­che Inhal­te nur, wenn man das Ergeb­nis der Suche schon vor der Inter­net­su­che kennt und also die ent­spre­chen­den Such­wör­ter ein­ge­ben kann.

Zum Bei­spiel wer­den auf Face­book im wesent­li­chen die Inhal­te geteilt, die das Kom­merz­we­sen zu wis­sen und zu sehen gibt.

31. In fol­gen­den Lek­tio­nen wird näher ein­ge­gan­gen auf Ter­mi­ni wie: »ehe­ma­li­ge DDR« und »Das kann man nicht vergleichen«.

32. Das Lexi­kon ist zu fin­den unter: http://​lexi​kon​.wdfiles​.com/​l​o​cal – files/start/index.html

Bild: Die deut­sche sati­ri­sche Zei­tung Sim­pli­cis­si­mus kom­men­tiert die Late­ran­ver­trä­ge 1929 mit einer Kari­ka­tur im Titelblatt

8 thoughts on “Die Spra­che der Herr­schaft – und der Ohn­macht Lek­ti­on 1: Ein­füh­rung in das The­ma herr­schaft­li­cher Falschsprech

  1. Ich wäre gera­de­zu begeis­tert, wenn dann noch bei sol­chen Arti­keln das Datum der Ver­öf­fent­li­chung erwähnt wer­den könn­te. Die­se neue Tra­di­ti­on, wel­che seit eini­ger Zeit gras­siert, Publi­ka­tio­nen zeit­los zu machen, hal­te ich für mehr als ärger­lich, näm­lich bedenklich.

    Noch was zu den 70ern, die Rebel­li­on wur­de wohl nicht nur zufäl­lig von Gestal­ten wie Jesus Peo­p­le, Krish­nas, Maha­rishis oder sons­ti­gen Reli­gio­ten bis hin zu Sci­en­to­lo­gy überschwemmt.

    ?

    1. mojns, sehe ich eben­so. die ers­ten vide­os wur­den 2012 ein­ge­stellt. also auch lek­ti­on 1. das ist aber auf you­tube ange­zeigt. sie basie­ren aber auf erar­bei­tun­gen seit anfang der 1990er. daß die­se vide­os erst 2012 auf you­tube ein­ge­stellt wur­den, hängt zusam­men mit der ent­wick­lung des www (seit wann gibt es you­tube?), den diver­sen ver­su­chen, einen ver­le­ger zu fin­den oder wenigs­ten irgend eine politische/​wissenschaftliche struk­tur, die inter­es­siert wäre, plus zuge­hö­ri­gen ent­täu­schun­gen usw. der autor hält über­haupt nichts davon, tra­dier­te arbeits­tei­lung zu negie­ren. er sah sich schließ­lich gezwun­gen. mfg.

      1. Das mit der Annek­tie­rung des Saar­lan­des war 1957. Die sog. Abstim­mung zum Saar­sta­tut 1955 wur­de dann zu einem Refe­ren­dum zum Anschluss an die BRD erklärt.

        ?

    2. Ansons­ten steht das Datum der Ver­öf­fent­li­chung stets am lin­ken Sei­ten­rand, der aber zum Bsp. auf Mobil­te­le­fo­nen nicht unbe­dingt ange­zeigt wird, auch auf der Start­sei­te sieht man meist das Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum der Artikel.

  2. Das Saar­land wur­de 1957 annektiert.
    Hat­te in Sachen Schul­bil­dung noch Aus­wir­kung bis in die 70er Jah­re, noch kei­ne Amerikanisierung.

    1. sehe ich auch so. die het­ze der brd-ler gegen den frank­reich »höri­gen« minis­ter­prä­ser war ja dem­entspre­chend. hoffmann?

  3. M.e. nicht zu ver­ges­sen: Die Annek­tie­rung des Saar­lands mag 1957 gewe­sen sein. War aber nicht die ers­te im 20. Jh. Sehr inter­es­sant zeit­ge­nös­si­sche Rei­se- und sons­ti­ge Erzäh­lung aus dem Jahr 1935. Der »fran­zo­sen­hö­ri­ge« Hoff­mann – also die anti­fran­zö­si­sche Brd-Pro­pa­gan­da dies­bzgl. – war mir vor etli­chen Jah­ren auch unter­ge­kom­men. Durch das Inter­net. Und wirk­te ein wenig frap­pie­rend. Ich – als DDR-Bür­ger – kann mich an eine ent­spre­chen­de Infor­ma­tio­nen vor 1990 nicht erin­nern. Im TV, Bum­stach usw. gab’s nur die »deutsch-fran­zö­si­sche Freund­schaft«. Wie man ja auch nie von Ver­ge­wal­ti­gun­gen (west-) deut­scher Wei­ber 1945 gehört hat, ins­be­son­de­re nicht durch Dun­kel­häu­ti­ge, immer nur im Osten. Und goeb­bel­sche Ufa-Wochen­schau­en als Beweis.

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