Kein Frieden in Sicht

Lesezeit8 min

In seinem Artikel »Weg zum Frieden« kommentiert Wilhelm Langthaler in der MagMa vom 2. Juni zustimmend den Vorschlag des ehemaligen US-​Außenministers Henry Kissinger für einen Kompromiss mit Russland:

Ein totaler Sieg von USA/​Nato ist höchst unwahrscheinlich. Ein russischer Teilerfolg würde den US-​Einfluss insbesondere auf Europa schwächen. Man müsse schnell handeln, um zumindest zum Status quo ante zurückzukehren.

Ich halte allerdings sowohl diese Einschätzung wie auch Langthalers eigene »antiimperialistische« Sichtweise für falsch.

Langthaler hätte es für klüger befunden, hätte Russland auf den ukrainischen Angriff auf den Donbass gewartet, um sich erst dann zu verteidigen. Dies hätte seiner Meinung nach die politischen Vorteile gehabt »die Nato-​Aggression für die ganze Welt offengelegt zu haben«.

Hierzu ist allerdings zu sagen, dass die westlichen Medien die Situation auch in diesem Fall so dargestellt hätten, als hätte Russland die Ukraine angegriffen. Dies zeigt sich allein schon daran, dass sie Monate vor der russischen Spezialoperation in einer hysterischen und hasserfüllten Sprache über die zukünftige »russische Invasion« der Ukraine berichtet haben. Auch der Fall Georgien beweist, dass diese Medien in der Lage sind die Wahrheit vollständig zu verdrehen. Als 2008 georgische Truppen die in Abchasien stationierten russischen Friedenstruppen angegriffen hatten und sich die russischen Truppen schließlich dagegen zur Wehr setzten, behaupteten die Medien fälschlicherweise, die Russen wären in Georgien eingefallen.

Wenn eine internationale Organisation wie die OSZE in einigen Jahren zu dem Schluss gekommen wäre, dass in Wirklichkeit die ukrainische Seite angegriffen hat, wäre das politisch irrelevant. Zumal dies die westlichen Medien wohl ohnehin verschwiegen hätten.

Die brutalen westlichen Wirtschaftssanktionen wären in jedem Fall gegen Russland verhängt worden. Ein Hinweis darauf gibt die Entschließung des EU-​Parlaments vom September 2021. Sie forderte bereits damals genau diejenigen Sanktionen, die inzwischen tatsächlich verhängt wurden. Darunter befinden sich Maßnahmen wie das Abschneiden der russischen Banken vom SWIFT sowie ein Kohle‑, Erdöl‑, Erdgas- und Uranembargo. Vorwand waren die russischen Dumawahlen vom 17. bis 19. September 2021, die das EU-​Parlament als gefälscht bezeichnete, bevor sie überhaupt abgehalten worden sind!1

Überraschenderweise entfachte der Westen nach diesen Dumawahlen dann doch keine Kampagne. Offenbar hatte man in den Schaltzentralen in Washington und Brüssel kurzzeitig erwogen, die russischen Parlamentswahlen als Aufhänger für die längst beschlossene Sanktionskampagne zu nutzen. Diese Strategie wurde dann aber verworfen aufgrund der wohl zutreffenden Erkenntnis, dass die Bürger der westlichen Staaten kaum bereit gewesen wären, wegen der Integrität der russischen Duma-​Wahlen zu hungern und zu frieren. Nach dem Start der russischen Spezialoperation wurden der Bevölkerung harte Einschnitte in ihren Lebensstandard auferlegt, was sie aufgrund ihrer moralischen Empörung gegen den »Faschisten Putin« bis jetzt toleriert.

Die Wirtschaftssanktionen dienen vor allem dazu, die westlichen – besonders die europäischen – Wirtschaften abzuwracken. Sie sind Teil des vom World Economic Forum vorangetriebenen Great Reset. Hiermit sollen große Teile der Teile der Weltwirtschaft verwüstet werden, um anschließend vom Wiederaufbau profitieren zu können. Wenn dabei Teile der Weltbevölkerung verhungern, spielt das nur in den Plan der fanatischen Bevölkerungsreduzierer aus dem Umfeld des WEF. Zudem verringern sie den Verbrauch von Kohlenwasserstoffen und stellen einen de facto einen Klimalockdown dar, der sich ansonsten so nicht hätte durchsetzen lassen.

Den USA geht es zudem darum, ihre europäischen, besonders die deutschen Konkurrenten auszuschalten. Denn bei einer rasant steigenden Arbeitsproduktivität und eines aufgrund der Massenarbeitslosigkeit stagnierenden Konsums ist der Markt schlicht und einfach nicht mehr groß genug für all diese Länder. Genauso wie die BRD nach 2011 die Gesellschaften u. a. Griechenlands und Frankreichs mit brutalen, sadistischen Sparmaßnahmen zerstört hatte, wird Deutschland jetzt selbst zum Opfer. Im Kapitalismus kann letztendlich nur die stärkste Macht aus der brutalen Standortkonkurrenz siegreich hervorgehen. Und das sind ohne jeden Zweifel die USA.

Selbst bei einem russischen Teilerfolg in der Ukraine würden weder die Sanktionen aufgehoben noch der Einfluss der USA in Europa geschwächt werden. Diese Sanktionen haben primär gar nichts mit der Ukraine zu tun. Sie wären in jedem Fall verhängt worden. Gerade jetzt werden Entscheidungen getroffen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Einerseits baut Russland neue Pipelines und lenkt seine Energieressourcen nach China und Indien um. Andererseits werden in Europa Terminals gebaut, um überteuertes US-​Amerikanisches Flüssiggas anlanden zu können. Damit ist der Fluss der Energieressourcen auf Jahrzehnte hinweg festgelegt.

Die USA haben der Ukraine vorgeschlagen bei der Wiedereroberung der Krim und des Donbass die Vorwärtsstrategie anzuwenden. Diese aus dem Kalten Krieg stammende Strategie sah vor, dass bewegliche Panzerspitzen tief in gegnerisches Gebiet vorstoßen und feindliche Gruppierungen zerschlagen, bevor es möglich ist, eine Verteidigung dagegen zu organisieren. Bereits im Kalten Krieg verursachte diese US-​Strategie der Sowjetunion viel Kopfzerbrechen. Ein sicheres Mittel dagegen konnte bis 1989 nicht gefunden werden. Auch im Fall der Ukraine wäre ein Erfolg dieser Strategie wahrscheinlich gewesen. Die vom Westen hochgerüstete ukrainische Armee wäre wohl in der Lage gewesen die Krim und die Volksrepubliken zu erobern und darüber hinaus noch weit auf russisches Gebiet vorzustoßen. Rostow am Don, Woronesch und Wolgograd wären dann in Reichweite der ukrainischen Streitkräfte gewesen.

Ziel der russischen Streitkräfte war es zunächst die Konzentration der ukrainischen Armee im Osten des Landes zu verhindern und die Luftabwehr auszuschalten. Das ist gelungen. Aber der langwierige Verlauf der Kämpfe seitdem zeigt, wie stark sich die Fähigkeiten der ukrainischen Armee in den letzten Jahren durch die NATO-​Aufrüstung verbessert haben.

Hinzu kommt, dass außerhalb der westlichen Blase Russland auch jetzt nicht als ruchloser Aggressor gesehen wird. Vielmehr wird in Ländern wie China, Indien, der Türkei und Arabien mehrheitlich der Westen für die Eskalation verantwortlich gemacht.

Für viele ethnische Russen im Osten des Landes ist aufgrund der seit 2014 andauernden Gräueltaten besonders der Nazi-​Regimenter wie Asow die Ukraine als Staat gestorben. Es gibt zahlreiche Berichte über das Verschanzen dieser Verbände in Wohnhäusern, Plünderungen, Raketenbeschuss, Bombenattentate, willkürliche Erschießungen und das Verschwindenlassen von Oppositionellen. Nicht zu vergessen auch das Massaker von Odessa im Jahr 2014, wo mehr als 50 Menschen bestialisch im Gewerkschaftshaus dieser Stadt verbrannt wurden. Alle oppositionellen Parteien als Vertreter der russischen Bevölkerungsgruppe sind verboten, alle russischen Medien abgeschaltet. Die Benutzung der russischen Sprache in der Öffentlichkeit ist strafbar und wird von einer Sprachpolizei überwacht. Es ist verständlich, dass Russen nicht mehr in einem solchen Staat leben wollen.

Andererseits hat Präsident Putin wieder und wieder erklärt, dass Russland niemandem etwas aufzwingen wolle. Wenn ethnische Ukrainer einem eigenen Staat wollen, wird Russland sie nicht daran hindern. Die Ukraine wird wohl weiterbestehen. Nur kann sie dann vermutlich kein multiethnischer Staat mehr sein. Dafür haben die Gräueltaten der ukrainischen Faschisten seit 2014 nachhaltig gesorgt.

Letztlich ist die von Putin angestrebte Entnazifizierung der Ukraine auch im Interesse der Bevölkerung des Westens. Die ukrainischen Faschisten stellen bereits jetzt eine tödliche Gefahr auch für die westlichen Gesellschaften dar, wie die US-​amerikanische investigative Journalistin Whitney Webb herausgefunden hat.2 Denn in der Ukraine hat die faschistische Ideologie tiefe Wurzeln geschlagen:

Seit dem Beginn ihrer plötzlichen Unabhängigkeit wurde den Ukrainern beigebracht, dass sie die ältesten, die klügsten, die geschicktesten, die europäischsten und einfach die Besten der Besten sind. Es wurden allen Ernstes Artikel und Bücher darüber veröffentlicht, wie die angeblichen Ur-​Ukrainer (die sogenannten Ukren) das Schwarze Meer ausgruben, die altägyptischen Pyramiden bauten, wie Buddha und Christus Ukrainisch sprachen usw. Vor diesem fantastischen Hintergrund fielen die rasche Verarmung des ukrainischen Volkes und die Zerstörung der einst zu Zeiten der UdSSR weltberühmten Industrie nicht so sehr auf.3

Es kam die Vorstellung auf, dass Russland und Europa verpflichtet seien, die Ukraine zu unterhalten und zu versorgen. Einfach deshalb, weil die Ukrainer die Besten der Besten sein, eine Herrenrasse eben. Nur in diesem Kontext ist verständlich, dass der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk den Bundeskanzler Olaf Scholz als »beleidigte Leberwurst« bezeichnete oder Karikaturen von Deutschland als Schnecke mit angeklebter Patrone veröffentlichte.

Wahrscheinlich sollen diese faschistischen Gruppen auch im Westen als Rammbock gegen absehbare Proteste der verarmten Massen eingesetzt werden. Vielleicht im Bündnis mit der neoliberalen Antifa. Denn die wohlhabenden Schichten Deutschlands, die Bobos und Hipster, haben sich in eine stürmische Liebesaffäre mit dem ukrainischen Faschismus gestürzt. Symbolisiert wird dies durch das enge und vertrauensvolle Verhältnis von Annalena Baerbock, der starken Frau in der deutschen Regierung, und dem ukrainischen Außenminister Dmitri Kuleba.

Wenn man die maßlose Hetze gegen Corona-​Maßnahmenkritiker zugrunde legt, werden die Teilnehmer der absehbaren Sozialproteste im Herbst und Winter 2022/​23 als Rechte und Putins fünfte Kolonne geschmäht werden, so dass es eine gemeinsame Basis für ein Bündnis der ukrainischen Faschisten und der Antifa gäbe. Diese ukrainischen Faschisten dürften dann in ganz Europa die Funktion der historischen SA übernehmen und diese Proteste mit einer bisher nicht gesehenen Brutalität niederschlagen. Dafür wurden sie nach den Recherchen von Whitney Webb von der CIA seit Jahren trainiert. Es ist unklar, was die USA mit diesen Faschisten in Europa noch vorhaben und wie weit sie gehen wollen. Diese Banden stehen auf jeden Fall völlig unabhängig von einem Sieg oder einer Niederlage in der Ukraine selbst zur Verfügung.

Auf jeden Fall würden die europäischen Gesellschaften planmäßig ins Chaos gestürzt, was ja im Sinne des Great Reset ist. Zugleich würden solche Aktionen eine neue Runde der staatlichen Massenüberwachung legitimieren.

Verweise

2 Whitney Webb: Ukraine and the New al Qaeda, The Unz Review, 02.03.2022, im Internet: https://​www​.unz​.com/​w​w​e​b​b​/​u​k​r​a​i​n​e​-​a​n​d​-​t​h​e​-​n​e​w​-​a​l​-​q​a​e​da/, abgerufen am 03.06.2022

3 Anna Schafran: Größenwahn als Geisteskrankheit der Ukraine, RT, 29.05.2022, im Internet: https://​pressefreiheit​.rtde​.site/​m​e​i​n​u​n​g​/​1​3​9​5​6​8​-​g​e​i​s​t​i​g​-​k​r​a​n​k​e​-​u​k​r​a​i​n​e​-​u​n​d​-​i​h​r​-​g​r​o​e​s​s​e​n​w​a​hn/, abgerufen am 03.06.2022

Bild: Plakat die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepubik darstellend

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert