Sie­gen – aber was ist das Ziel? »Klar­text« zum Ukrainekrieg

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Täg­lich wird uns ver­si­chert, dass die Ukrai­ne sie­gen wird, nicht Russ­land. Der Sieg soll von immer wir­kungs­vol­le­ren schwe­ren Waf­fen und immer neu­en Sank­tio­nen abhän­gen. Als Sieg gilt, die »ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät« der Ukrai­ne wie­der­her­zu­stel­len, das heißt den Don­bass, die Krim und die Süd­ukrai­ne zurück erobern.

Ukrai­ne als Viel­völ­ker­staat aner­ken­nen – kei­ne zwangs­wei­se Ukrainisierung!

Die Ukrai­ne ist kein rein ukrai­ni­scher Natio­nal­staat, son­dern ein Viel­völ­ker­staat. Die Regie­rung Janu­ko­witsch (2010 – 2014), die das aner­kann­te, wur­de jedoch im Febru­ar 2014 mit Hil­fe der USA in einem ver­fas­sungs­wid­ri­gen Staats­streich gestürzt. Russ­land gilt seit­her als »Reich des Bösen«. Rus­sisch wur­de auf Antrag eines Faschis­ten als Amts­spra­che abge­schafft. Die rus­sisch spre­chen­den Ukrai­ner sol­len mit Hil­fe faschis­ti­scher Kräf­te »ukrai­ni­siert« wer­den. Die Regie­rung Selen­sky­js erkennt sie im Gegen­satz zu ande­ren, klei­ne­ren Min­der­heit wie Polen und Ungarn nicht mehr als »ange­stamm­te Min­der­heit« an. So ist kein inne­rer Frie­den möglich.

Unter­drück­te Völ­ker, denen nicht ein­mal eine rela­ti­ve Auto­no­mie zuge­stan­den wird, (wie auch unter­drück­te Indi­vi­du­en) müs­sen sich von Unter­drü­cken­den tren­nen kön­nen. Das Selbst­be­stim­mungs­recht der Völ­ker ist ein grund­le­gen­des demo­kra­ti­sches Recht. Die Ukrai­ne folgt dem Bei­spiel Kroa­ti­en, das die­ses Recht für Ser­ben mit Unter­stüt­zung Deutsch­lands nicht aner­kann­te, nicht ein­mal in Form einer auto­no­men Repu­blik.1

Nur die Tren­nung von der Ukrai­ne macht es den Bevöl­ke­run­gen von Krim und Don­bass möglich,

  • unbe­hin­dert die rus­si­sche Mut­ter­spra­che zu spre­chen und Mehr­spra­chig­keit anzuerkennen,
  • faschis­ti­sche Orga­ni­sa­tio­nen zu ver­bie­ten, die das ver­hin­dern wollen,
  • anti­se­mi­ti­sche Kol­la­bo­ra­teu­re des Hit­ler­fa­schis­mus wie Ban­de­ra und Mel­nyk2 nicht als Natio­nal­hel­den zu ehren und
  • den Abriss von Denk­mä­lern, die an den Sieg der Sowjet­uni­on über den Hitlerfaschismus
  • erin­nern, zu verhindern.
  • Kriegs­ziel der Ukrai­ne ist, all das im Namen der »ter­ri­to­ria­len Inte­gri­tät« rück­gän­gig zu machen.

Maß­lo­se Stim­mungs­ma­che för­dert Krieg und Hass zwi­schen Völkern

Es ist nicht die Auf­ga­be Russ­lands, mit einer Inva­si­on und Bom­ben und Gra­na­ten die Ukrai­ne zu »ent­na­zi­fi­zie­ren« und zu »ent­mi­li­ta­ri­sie­ren«; es ist die Auf­ga­be der Völ­ker der Ukrai­ne selbst. Die Ukrai­ne erkennt Rus­sen nicht als natio­na­le Min­der­heit an; Russ­land im Gegen­zug nicht die Exis­tenz einer ukrai­ni­schen Nati­on. Russ­land nennt die ukrai­ni­sche Regie­rung faschis­tisch, umge­kehrt die Ukrai­ne die rus­si­sche. Russ­land klagt die Ukrai­ne des Völ­ker­mords an eth­ni­schen Rus­sen in der Ukrai­ne an, die Ukrai­ne Russ­land des Völ­ker­mords an Ukrai­nern. Selen­skyj wirft Putin sogar die »End­lö­sung«, »die­ses Mal in Bezug auf uns, auf die ukrai­ni­sche Fra­ge,« (FAZ 22.03.2022).

Bis­her ist es kein offi­zi­el­les Ziel, einen Weg zu fin­den, der das fried­li­che gleich­be­rech­tig­te Zusam­men­le­ben der Völ­ker der Ukrai­ne und einen Waf­fen­still­stand mög­lich macht.

Wah­res Kriegs­ziel: Sturz der rus­si­schen Regierung?

US-Prä­si­dent Biden erklär­te offen: »Oh mein Gott, die­ser Mann (der »Schläch­ter« Putin) kann nicht an der Macht blei­ben« (Ber­li­ner Kurier 27.03.2022). Häu­fig wird Putin als Wie­der­ge­burt Hit­lers dar­ge­stellt, der angeb­lich ganz Euro­pa und mehr sei­nem Impe­ri­um ein­ver­lei­ben möch­te. Das ver­harm­lost den Hit­ler­fa­schis­mus und för­dert die Kriegs­stim­mung gegen Russ­land. Wol­len die USA den »Hit­ler« Putin genau­so stür­zen wie die »Hit­lers« Sad­dam Hus­sein, Gad­da­fi, Assad und Milo­se­vic? Die­ses Ziel geht weit über die Selbst­ver­tei­di­gung der Ukrai­ne hin­aus. Sie haben das Poten­ti­al, den Ukrai­ne­krieg auf unbe­stimm­te Zeit zu ver­län­gern und einen Welt­krieg auszulösen.

»Aus der kata­stro­pha­len Geschich­te unse­res Lan­des zwi­schen 1933 und 1945 haben wir eine zen­tra­le Leh­re gezo­gen,« sag­te Scholz zum 8. Mai 2022. Sie lau­te: »Nie wie­der Krieg. Nie wie­der Völ­ker­mord.»3 Russ­land wie damals Hit­ler-Deutsch­land mili­tä­risch zu besie­gen, soll die Leh­re aus dem geschei­ter­ten Ver­such sein, die Sowjet­uni­on zu erobern? Und das aus­ge­rech­net aus dem Mun­de derer, die Ser­bi­en schon im Jah­re 1999 über­fal­len haben?

US-Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Lloyd Aus­tin erklär­te: »Wir wol­len, dass Russ­land so weit geschwächt wird, dass es nicht mehr in der Lage ist, so etwas wie die Inva­si­on in der Ukrai­ne zu tun.»4 Der Krieg dient den USA dazu, Russ­lands Fähig­keit zu mili­tä­ri­schen Ein­sät­zen im Aus­land voll­stän­dig zu bre­chen. Nur des­we­gen haben die USA der Ukrai­ne seit Beginn der rus­si­schen Inva­si­on unglaub­li­che 53 Mil­li­ar­den Dol­lar (!) zuge­sagt, größ­ten­teils für hoch­ent­wi­ckel­te Waf­fen­sys­te­me (Ukrai­ne: Mili­tär­haus­halt 2021 5,9 Mrd. Dol­lar; Russ­land: 66 Mrd. Dol­lar; Deutsch­land 50 Mrd. Euro). Die USA füh­ren auf dem Boden der Ukrai­ne und auf dem Rücken ihrer Völ­ker einen Krieg gegen Russ­land. Er soll so lan­ge dau­ern, bis die USA einen glo­ba­len Geg­ner weni­ger haben. Mot­to: Make Ame­ri­ca gre­at again! Deutsch­land schließt sich zögernd an. War­um eigentlich?

Seit der behaup­te­ten Anne­xi­on der Krim in 2014 wer­den immer neue Sank­tio­nen gegen Russ­land ver­hängt. »Die Euro­pä­er woll­ten kei­ne Sank­tio­nen gegen Russ­land, wir muss­ten sie wirk­lich dahin trei­ben,« sag­te Vize­prä­si­dent Biden am 3.10.2014.5 Die Sank­tio­nen rich­ten sich vor allem gegen die Bevöl­ke­rung Russ­lands, die zum Sturz ihrer Regie­rung getrie­ben wer­den soll. Sie schwä­chen aber auch die Wirt­schaft euro­päi­scher Staa­ten und stär­ken die Posi­ti­on der USA. Den­noch tritt auch der Bun­des­tag für die »umfas­sen­de öko­no­mi­sche Iso­lie­rung und Abkopp­lung Russ­lands von den inter­na­tio­na­len Märk­ten« ein.6 Wer das nicht teilt, wird beschul­digt, auf Kos­ten von Men­schen­le­ben Russ­lands Kriegs­fä­hig­keit zu finan­zie­ren. Wel­che kata­stro­pha­len Fol­gen das für Afri­ka, Asi­en und den Nahen Osten hat, zählt nicht. Selen­skyj for­dert sogar, den Wirt­schafts­ver­kehr Russ­lands mit der rest­li­chen Welt voll­stän­dig zu unterbinden.

Sofor­ti­ger Waffenstillstand!

Ver­han­deln und die Gleich­be­rech­ti­gung der Völ­ker anerkennen!

Die Völ­ker sol­len selbst bestim­men, nicht die Großmächte!

Ver­wei­se

2 Ste­pan Ban­de­ra war der ideo­lo­gi­sche Füh­rer der OUN (Orga­ni­sa­ti­on ukrai­ni­scher Natio­na­lis­ten), Andrij Mel­nyk ihr Lei­ter. Die OUN kämpf­te gemein­sam mit dem Hit­ler­fa­schis­mus für die Erobe­rung der Sowjetunion.

5 Gabrie­le Kro­ne-Schmalz, Russ­land ver­ste­hen, Mün­chen 2015, S. 159

6 www​.jour​nal21​.ch/​a​r​t​i​k​e​l​/​s​s​-15, 25. April 2022

Bild: Sym­bol­bild (Pix­a­bay)

Der Fly­er (hier auch als PDF) kann kos­ten­los über info@​klartext-​info.​de bestellt wer­den. Nach­druck und wei­te­re Ver­brei­tung erwünscht! Mehr auf https://​klar​text​-info​.de/

One thought on “Sie­gen – aber was ist das Ziel? »Klar­text« zum Ukrainekrieg

  1. Es tut mir leid, aber ich bin gegen einen Waf­fen­still­stand und es ist durch­aus die Auf­ga­be der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on die faschis­ti­sche Jun­ta in Kiew aus dem Feld zu schla­gen. Nur so kann Frie­den in der Ukrai­ne ein­keh­ren, nur so kann der Krieg been­det wer­den, der mit den Mor­den am 2.5.2014 in Odes­sa begann. Es macht kei­nen Sinn, einen drit­ten Ver­trag mit dem Regime zu schlie­ßen, das Minsk I (2014) und Minsk II (2015) unter­schrie­ben hat, um sie nicht ein­zu­hal­ten und umzu­set­zen. Die­ses Regime wird aus den USA gesteu­ert und soll Ruß­land scha­den mit allen Mit­teln. Es ist höchs­te Eisen­bahn, damit Schluß zu machen. Zudem gilt es zu begrei­fen, daß der Wes­ten nicht Ruß­land mit Sank­tio­nen iso­liert, son­dern sich selbst. Die west­li­che Welt­herr­schaft ist geschei­tert, der Hege­mon USA steht vor dem Fall. Die Abkap­se­lung vom Rest der Welt, die jetzt de fac­to statt­fin­det, dient dem Macht­er­halt des west­lich-inter­na­tio­na­len Finanz­ka­pi­tals im Wes­ten – was nicht unser Inter­es­se ist.

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