Gefährlich unrealistische Energieversorgungspolitik: Böses Erwachen droht

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Nur in einer Kolonie sind bei politischen Entscheidungen die Interessen des Kolonialherren wichtiger als die der lokal Ansässigen und der lokalen Wirtschaft. Es wird Zeit darüber nachzudenken, ob die EU mit fast allen ihrer Mitgliedsstaaten (mit Ausnahme von Ungarn) zur Kolonie der USA verkommen ist angesichts der katastrophalen Energiepolitik, die einem wirtschaftlichen Selbstmord gleichkommt.

Zwar waren die Ausstiegsszenarien aus fossiler Energie auch bisher schon abenteuerlich, aber mit einem beschleunigten Ausstieg aus Kohle, Erdöl und womöglich auch noch Erdgas aus der Russischen Föderation verbunden mit einem vorübergehenden Einsatz von LNG, also verflüssigtem Gas, das wesentlich teurer und leider auch unökologischer ist, wird es richtig gefährlich.

Es sollte eigentlich allen klar sein, wie sehr der Lebensstandard der Menschen wie auch der wirtschaftliche Erfolg der Industrie von preisgünstiger Energie, die im Überfluß vorhanden ist – oder müssen wir schon »war« schreiben? – abhing und abhängt. Die aktuell gefahrene Energiepolitik der EU ist daher nicht mehr die eines souveränen Raums, sondern die einer Kolonie, weil sie die Basis von Lebensstandard und Wirtschaftserfolg kappt mit politisch organisiertem Energiemangel.

Das wird nicht besser mit dem propagierten rascheren Ausbau von Windenergie und Photovoltaik. Schön, wer sich auf die sogenannten Erneuerbaren kapriziert, hat keine andere Wahl, denn Biomasse und Wasserkraft ist kaum nennenswert ausbaufähig. Es ist allerdings Illusion, wenn ein Raum, der bislang wesentliche Teile seiner Energie importierte, ohne Importe auskommen will. Das geht nicht!

Volatilität sichert keine stabile Versorgung

Es ist politisch beabsichtigt, größere Bereiche auf Strom umzustellen, u.a. mit den BEV, den batterie-​elektrischen Vehikeln. Tatsächlich wurde im BRD-​Netz von 2020 auf 2021 ein Anwachsen von 488 auf 490 TWh festgestellt.

Biomasse und Wasserkraft sind recht stabil von Jahr zu Jahr und außer in trockenen Sommern auch halbwegs gleichmäßig übers Jahr. So lieferte 2020 Biomasse 45 TWh (1 Terawattstunde sind 1.000.000.000 Kilowattstunden, was der Wert ist, nach dem der Stromverbrauch der Haushalte abgerechnet wird), 2021 waren es 43,1 TWh, während Wasserkraft 2020 18 TWh und im darauffolgenden Jahr 19,3 TWh beitrug.

Wind ist jedoch wesentlich volatiler, Photovoltaik ebenfalls, und das einerseits von Jahr zu Jahr und dann auch von Monat zu Monat. Der Wind bläst, wann er will, und die Sonne scheint, wenn sie nicht von Wolken verdeckt ist. Grundsätzlich scheint sie nie in der Nacht, und das ärgste in der Kombination von Wind und Photovoltaik ist die Dunkelflaute.

Grafik: STROM​-REPORT​.de

2021 kamen aus der Windkraft 112,7 TWh Strom, 14,5 Prozent weniger als im Vorjahr weil sowohl die Winterstürme ausblieben als auch starker Wind im Sommer. Aber auch die Photovoltaik brachte trotz weiterem Ausbau 2021 mit 48,4 TWh 5 Prozent weniger als im Vorjahr. Das mußte ausgeglichen werden durch Strom aus fossilen Brennstoffen. Im Frühjahr war das Gas, welches daraufhin im Preis erheblich stieg, weshalb ab dem Sommer Gaskraftwerke kaum noch liefen. Da wurden die Kohlekraftwerke voll ausgefahren, weil das plötzlich der günstigste Brennstoff war. Das ist allerdings nur katastrophal für jene, die fürchten vom CO2 umgebracht zu werden in Unkenntnis dessen, daß jedes Pflanzenwachstum CO2 braucht, wobei da so nebenbei außer Nahrung und Holz Sauerstoff abfällt.

Aber auch von Monat zu Monat sind die Stromerträge aus Wind und Photovoltaik alles andere als stabil. Das zeigen die ersten fünf Monate 2022 ganz deutlich, wobei diesmal die Winterstürme nicht ausblieben.

So lieferte Wind im Januar 2022 16 von 46 TWh, während Photovoltaik gerade mal 1 TWh beisteuerte. Im Februar waren von 45 TWh 20,6 aus Wind und 2,3 aus Photovoltaik. Im März wuchs Photovoltaik dann auf 5,7 TWh von 43 TWh, aber der Wind fiel auf 8,1 TWh zurück. Das wurde im April nicht viel besser: zu 40 TWh trug der Wind 11,3 und Photovoltaik 5,8 TWh bei. Im Mai kam dann Photovoltaik auf 7,7 TWh von 43 gesamt, aber auch der Wind lieferte nur 7,7 TWh.

Solche Reihen ließen sich für jedes Jahr aufstellen, weil diese Volatilität die Regel ist, nicht die Ausnahme. Wer das vorurteilsfrei und realistisch betrachtet, erkennt sofort, daß eine Verdoppelung oder eine Verdreifachung in diesem Bereich das Problem nicht löst. Zum einen wird das bei Wind gar nicht durchsetzbar sein angesichts der Tatsache, daß bei einem 250 Meter hohen Windturbinenturm in der Nabe bei voller Leistung 105 Dezibel Lärm entstehen – einmal unabhängig von unterschiedlichen Frequenzen und Brummtönen. Deshalb können diese Windkraftwerke nicht überall stehen und nicht einfach so vervielfacht werden. Dies ganz besonders auch deshalb nicht, weil zu viele Anlagen am selben Ort sich gegenseitig den Wind wegnehmen.

Photovoltaik macht zwar keinen Lärm, ist daher unbeschränkt vervielfältigbar, vergrößert aber das Problem mit der Volatilität mit der Vervielfältigung der Anlagen.

Es braucht folglich eine Speichermöglichkeit – und zwar im Terawattbereich angesichts der starken Schwankungen von Monat zu Monat. Mit Erdöl und Gas war Speicherung kein Problem, bei Kohle nicht einmal eine Frage. Bei Strom wird eine Batteriespeicherung in der benötigten Größenordnung total unwirtschaftlich.

Kombiniert mit Wasserstoff könnte eine Versorgung auf erneuerbarer Grundlage wohl funktionieren, weil Wasserstoff genauso gespeichert und über Pipelines transportiert werden kann wie Erdgas. Europa könnte also damit auch weiterhin Energie importieren. Gleichzeitig ließe sich damit auch die Funktion des Taktgebers im Stromnetz zur Absicherung der Frequenz von 50 Hz sicherzustellen für den Fall, wo das AKW und Braunkohlekraftwerke nicht mehr tun dürfen. Es müßte das aber organisiert werden, und das geht nicht von jetzt auf gleich.

Bild: Symbolfoto (Pixabay)

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