Vor weniger als einem Jahrhundert wurde Deutschland und ganz Europa am 8. Mai befreit. Der Hauptakteur dieser Befreiung war nicht eine rein russische Armee, sondern die Rote Armee der Arbeiter und Bauern. Diese Rote Armee war eine kosmopolitische und internationale Kraft. Natürlich waren mehr als die Hälfte der Soldaten Russen. Zum Zeitpunkt der Befreiung waren mehr als ein Fünftel Ukrainer – eine unvergleichlich größere Zahl dieses Volkes als mit Hitlerdeutschlands Wehrmacht und SS kollaboriert hat, die heute vom faschistoiden Kiewer Regime als »antisowjetische Widerständler« gefeiert werden. Als die Ukraine befreit war, konnten sich viele Menschen den sowjetischen Streitkräften anschließen und ihre ehemaligen Besatzer besiegen.
Die antifaschistischen alliierten Streitkräfte des Zweiten Weltkriegs setzten sich bekanntlich aus unterschiedlichen politischen Kräften zusammen. Es kämpften nicht nur fortschrittliche Kräfte wie die Sowjets, verschiedene Partisanen und verschiedene antikoloniale sowie patriotische, antifaschistischen Kräften. Sie schlossen unter anderem auch die anglo‐amerikanischen Imperialisten ein. Dass diese Parteien trotz ihres reaktionären Charakters eine reale und bedeutende Rolle im Kampf gegen den Hitlerfaschismus spielten, ist nicht von der Hand zu weisen. Und es sollte denjenigen zu denken geben, die den Wunsch der russischen Massen, die Ukraine zu entnazifizieren, von vornherein abtun, obwohl sie ihre eigene kapitalistische Regierung noch nicht gestürzt haben.
Andererseits kann auch nicht geleugnet werden, dass das Projekt einer wirklichen und echten Entnazifizierung an der innerdeutschen Grenze von den kapitalistischen Mächten aufgehalten wurde. Noch vor Kriegsende, machten sich die anglo‐amerikanischen Imperialisten daran, die imperialistische Triade wiederherzustellen: Amerika, Europa, Japan. Die Amerikaner gingen sogar so weit, zwei Atombomben auf Japan abzuwerfen, um sicherzustellen, dass es nicht in den sowjetischen Einflussbereich gerät. Mehr Mäßigung und Menschlichkeit können wir heute von ihnen kaum erwarten.
Die Informationen, die durch die unmenschlichen Experimente der Nazis gewonnen wurden, hat der Westen für sich genutzt. Noch bedeutsamer ist, dass der von den Nazis und – noch dramatischer – von den japanischen Milizionären geplünderte Reichtum in verschiedene verdeckte und halbverdeckte Institutionen geflossen ist, die sich der Durchsetzung der kapitalistischen Diktatur rund um den Globus verschrieben haben. NATO, CIA, Gladio, Goldene Lilie. Und natürlich der BND. Unter der Schirmherrschaft des BND wurden wichtige Teile der nationalsozialistischen Befehlskette direkt rekonstituiert. Dazu gehörte insbesondere eine große Anzahl der verschiedenen Nazi‐Kollaborateursorganisationen aus der Ukraine. Wichtige Elemente wurden auch in die USA und nach Kanada verlagert, während die zurückgebliebenen Organisationen der Werwölfe weiterhin bestehen blieben. Die gleichen Gelder wurden für die Sache des Faschismus, des Antikommunismus und der Apartheid in der ganzen Welt verwendet.
Auf der anderen Seite kämpften die unterdrückten Massen der Menschheit weiterhin unermüdlich gegen die kriminelle Herrscherbande der kapitalistischen Klasse. Es ist seit langem ein beliebter Zeitvertreib der weltfremden Linken der westlichen imperialistischen Nationen, die Methoden und Strategien der Massen der Dritten Welt in ihrem Kampf gegen die westliche herrschende Klasse und ihre Handlanger zu kritisieren, und zwar bis zum Überdruss. Alle Misserfolge des real existierenden Sozialismus werden auf ihre organisatorischen oder taktischen Fehler zurückgeführt. Selten wird die Hauptursache für das Scheitern des Sozialismus angesprochen: Das Versagen der westlichen Linken, ihre eigene herrschende Klasse zu stürzen und sie somit an der Terrorisierung und Ausplünderung des Globus zu hindern.
Treiber dieser Entwicklung war die Sozialdemokratie schon seit 1914: Gewisse Privilegien und Freiheiten für eine Arbeiteraristokratie im imperialen Kern, solange sie die imperialistische Aggression im Ausland nicht behindert. Es ist übrigens eine beliebte Technik der Propagandisten der herrschenden Klasse, die Kritik an diesem Kompromiss in ein Vehikel für den neoliberalen Angriff auf die westlichen Arbeiter zu verwandeln. Es geht nicht darum, dass wir zu gut gelebt haben oder dass unsere Gürtel enger geschnallt werden müssen: Die herrschende Klasse muss gestürzt und ihre monströs zerstörerische, unvorstellbar teure Kontrollmaschinerie zerschlagen werden, ohne die die gesamte Menschheit unermesslich reicher und freier sein wird. Die Existenz eines lebensfähigen sozialistischen Systems war für die herrschende Klasse im Westen eine überwältigende ideologische Bedrohung, die sie zu großen Zugeständnissen an ihre heimischen Arbeiterklassen zwang, um die Attraktivität des real existierenden Sozialismus zu mindern.
Die Sowjets haben im Kampf gegen die Nazibestie um eine Größenordnung mehr Menschenleben verloren als jede andere Kriegspartei. Dementsprechend rotteten sie eine Größenordnung mehr Faschisten aus als jede andere Kraft auf dem westlichen Kriegsschauplatz. In diesem apokalyptischen Kampf wurden große Teile Russlands und ein Großteil der mittel‐ und osteuropäischen Länder, die Teil des Sozialistischen Blocks wurden, in Schutt und Asche gelegt. Viele dieser Gebiete, insbesondere in Russland, waren schon vor diesem Konflikt wesentlich ärmer und weniger entwickelt als der Westen.
Amerika ging aus dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie aus dem Ersten Weltkrieg reicher und mächtiger hervor, als es ihn begonnen hatte. Es war in der Lage, seinen Marshallplan Nationen anzubieten, die im Vergleich zum Osten kaum zerstört waren. Während die Sowjets ihre unvorstellbar mageren Mittel dem Wiederaufbau einer ganzen Welt widmeten, die von der Nazi‐Bestie niedergerungen worden war, bauten die Bewahrer des von den Nazis geplünderten Reichtums ihre westeuropäischen Länder wieder auf. Der hohe Lebensstandard der Westeuropäer wurde dann als Knüppel benutzt, um die sowjetischen Errungenschaften zu verunglimpfen, als ob der Vergleich auch nur im Entferntesten relevant wäre.
Die unsterbliche Schande der großen sozialistischen Parteien Europas im Ersten Weltkrieg besteht darin, dass sie die Arbeiter in das Gemetzel geführt haben. In auffallend ähnlicher Weise haben die großen »linken« Parteien der ersten Welt den Arbeitermassen eifrig den Rattenfänger für eine Ideologie vorgespielt, die unendlich viel geistesgestörter, hysterischer, menschenfeindlicher und irrationaler ist als der Nationalismus des Ersten Weltkriegs: das lächerliche, wild zusammenhanglose Corona‐Märchen der herrschenden Klasse.
Der Corona‐Coup deutet vor allem auf eines hin, was jene Linken, die unvorsichtig genug waren, darüber nachzudenken, schon lange vorhergesagt haben: Die herrschende Klasse hat kein Bedürfnis mehr nach einer Arbeiteraristokratie, zumindest nicht im traditionellen Sinne. Mit der wirtschaftlichen und politischen Eroberung der Sowjetunion und der Übernahme des Neoliberalismus in China wurde unermesslicher Reichtum von der – wenn auch verfallenen – Maschine des menschlichen Fortschritts und der Befreiung, der UdSSR, weg zu der finstersten aller Mächte, den USA, geschleust. Die Dotcom‐Blase war nichts Geringeres als die Umwandlung des kollektiven Reichtums des sozialistischen Eurasiens in die ausgeklügeltste Maschinerie der sozialen Kontrolle, den modernen Internet‐Technologiekomplex.
Die wahre moderne herrschende Klasse ist so klein, mächtig, geeint und diszipliniert, dass sie eher als Kaste denn als Klasse bezeichnet werden kann. Ihre Macht ist so unglaublich, dass sie die Bedingungen und Grundlagen ihrer Herrschaft auslöscht. Sie sind sogar über das Monopol hinausgewachsen, da sie, wenn sie überhaupt mit Waren zu tun haben, nicht mit Waren handeln, die auf dem Markt verkauft werden, sondern nur mit solchen, die durch erzwungene Verträge von der Regierung gekauft und ihren eigenen oder anderen Bürgern mit Gewalt aufgezwungen werden. Die traditionelle kapitalistische Rechtfertigung für ihren Profit, das »Risiko«, das sie auf dem Markt eingehen, ist völlig abgeschafft worden. Bei diesem Wandel hat die herrschende Klasse jedoch große Teile ihrer traditionellen Machtbasis verloren oder vielleicht sogar verkleinert. Sie scheinen sogar bereit zu sein, einen so grundlegenden Anker ihrer Klassenmacht wie die USA aufzugeben.
In dieser Hinsicht müssen wir feststellen, dass sie ihre Macht überschätzen, wie es jede herrschende Klasse tut. Die Nazis glaubten, die Slawen seien grundsätzlich minderwertig, und diese Überzeugung untergrub ihre Fähigkeit, das sowjetische Militär nüchtern zu beurteilen. Die moderne herrschende Klasse ist außerordentlich nihilistisch, relativistisch und megalomanisch. Ihre Weltanschauung wird durch das berühmte Zitat eines Mandarins des George‐Bush‐Regimes wiedergegeben: »Wir sind jetzt ein Imperium, und wenn wir handeln, schaffen wir unsere eigene Realität. Und während Sie diese Realität studieren – nach Ihrem Gutdünken – werden wir wieder handeln und andere neue Realitäten schaffen, die Sie ebenfalls studieren können, und so werden sich die Dinge klären. Wir sind die Akteure der Geschichte … und ihr, ihr alle, werdet nur noch das studieren, was wir tun.« Zweifellos denken bedeutende Teile der herrschenden Klasse heute so. Ihre Handlungen zeigen es. Der peinliche Versuch, Juan Guaidó einfach per Dekret im Rahmen des Spektakels zu installieren, zeigt das Ausmaß ihrer Hybris.
Die herrschende Klasse wird die Menschheit immer unterschätzen. Sie werden uns immer als Kakerlaken, als Vieh, als Rohmaterial betrachten, das verarbeitet werden muss. Der glorreiche und heilige Kampf der Roten Armee, um die Welt von der Nazi‐Bestie zu befreien, dient als unsterbliche Erinnerung an unsere Menschlichkeit und unsere Macht. Die Befreiung ist kein Nullsummenspiel. Man muss sich die unendlichen und glorreichen Kräfte der Menschheit vor Augen führen, die unter so erbärmlichen Bedingungen wie den unseren hervorgebracht werden können. Und dann muss man bedenken, wie viel in der rein perversen Fesselung dieser produktiven Kräfte im Interesse des Staates auf groteske Weise verschwendet wird. Jeder Polizist, jeder Verwalter, jeder Manager. Eine unendliche Fülle an menschlichem Potenzial, das freigesetzt werden könnte. Wenn wir nur unsere wahren Helden und unsere wahren Feinde erkennen würden.
Auch das wollte die herrschende Klasse verhindern: den spontanen, edlen, internationalistischen Aufstand im Donbass, angeführt von unsterblichen Helden wie Givi und Mozgovoi. Und sie versuchten, sie danach zu zerschlagen. Und deshalb fügen wir sie heute dem unsterblichen Regiment hinzu als das wahre Vermächtnis der Roten Armee.
Wie sprach einst Shelley:
Erhebt euch wie Löwen nach dem Schlummer
In unüberwindlicher Zahl –
Schüttelt eure Ketten ab wie Tau,
Der im Schlaf auf euch gefallen ist –
Ihr seid viele – sie sind wenige!
Befreiung ist kein Nullsummenspiel. Wenn wir die Feigheit der Krümelfresser gegen den Edelmut der Roten Armee eintauschen, werden wir Frieden, Freiheit und Gleichheit haben.
Freie Linke Zukunft
Druckdatei Flyer 8. Mai FLZ A4 Duplex
Bild: Mozgovoys Brigade Prizrak