Der Lump ist zurück!

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Kon­kret erscheint er uns gera­de in Gestalt des Lum­pen-Pazi­fis­ten (1). Sein Wort­schöp­fer, selbst eine der skur­rils­ten Gestal­ten neu­zeit­li­cher Dem­ago­gie, Sascha Lobo. Die­ser unap­pe­tit­li­che Ein­peit­scher geht mal wie­der auf das Ande­re oder die Anders­den­ken­den los, dies­mal sind die Frie­den­ak­ti­vis­ten, in sei­nen Augen »Lum­pen­pa­zi­fis­ten« an der Reihe.

Nun wird man sagen: ein Spie­gel-Online Kolum­nist, mehr als Hass und Het­ze ist nicht zu erwar­ten. Der Typ ist Mei­nungs­ma­cher und berei­tet durch sei­ne »Öffent­lich­keits­ar­beit« die Abwer­tung und gesell­schaft­li­che Aus­gren­zung von Anders­den­ken­den vor. Das kennt man ja schon. Natür­lich, im Sin­ne der Mäch­ti­gen ist ja der Spie­gel, also der trans­at­lan­ti­schen Kapi­tal­in­ter­es­sen. Nach eige­nen Anga­ben erhält Herr Lobo den Groß­teil sei­nes Ein­kom­mens aus Vor­trä­gen, die er für Unter­neh­men hält, also ein Bezahl­mäul­chen, dass auch flei­ßig die Feder schwingt. Auch Phar­ma­un­ter­neh­men gehö­ren zu sei­nen Auf­trag­ge­bern und so wun­dert es nicht, dass er die gen­the­ra­peu­ti­sche Heils­sprit­ze, die uns von Coro­na erlö­sen soll­te, völ­lig ver­nunft­be­freit lob­te und bewarb. Die anders­den­ken­den Coro­na-Maß­nah­men Kri­ti­ker waren dem­entspre­chend auch Ziel sei­ner ver­ach­ten­den Drecksergüsse.

Aber zurück zum »Lum­pen-Pazi­fis­mus«. Der Lump, welch unzeit­ge­mä­ßes aber durch­aus inter­es­san­tes Wort. Man fühlt sich gleich ein wenig an das Lum­pen-Pro­le­ta­ri­at erin­nert. Der Lump lei­tet sich vom »Hader­lump« ab und ist ein im süd­deut­schen und öster­rei­chi­schen Sprach­ge­brauch ver­wen­de­tes Schimpf­wort, das so viel wie Habe- oder Tau­ge­nichts bedeu­tet. Man fragt sich sogleich, wozu die Betref­fen­den hier nichts tau­gen sol­len. Zu Pazi­fis­mus oder Krieg? Denn Pazi­fis­mus will der Lobo ja nicht, also will er den Krieg. Ursprüng­lich rekur­riert der Lump auf die Lum­pen­samm­ler (2), die seit dem Mit­tel­al­ter bis hin­ein in die Moder­ne umher­zo­gen, um abge­tra­ge­ne Klei­dungs­stü­cke sowie Stoff­fet­zen – soge­nann­te »Hadern« bzw. »Lum­pen« – zu sam­meln, um die­se dann an Papier­müh­len zu ver­kau­fen. Sol­che Tex­til­res­te bil­de­ten bis ins 18. Jahr­hun­dert den ein­zi­gen ver­füg­ba­ren Roh­stoff für die Her­stel­lung von Papier in Europa.

Den Begriff des Lum­pen­pro­le­ta­ri­ats präg­te der Stamm­va­ter der kom­mu­nis­ti­schen Gesell­schafts­theo­rie Karl Marx. Wie Lobo ein Ver­tre­ter der schrei­ben­den Zunft, auch wenn Lobo hän­disch wohl nur noch sel­ten Papier voll­krit­zelt, ist es doch sehr erstaun­lich, dass er wie Marx ein sehr nega­ti­ves Bild von Men­schen hat, die einst­mals den Grund­stoff lie­fer­ten, der Vor­aus­set­zung für die Ent­wick­lung einer Kul­tur war, die ihnen selbst so viel bes­se­ren Unter­halt bot und bie­tet. Neben­bei, auch Marx und mit ihm Engels schu­fen ihr Lum­pen­pro­le­ta­ri­at schon um Men­schen, die nicht in ihr Theo­rie­kon­strukt pass­ten, abzu­wer­ten und letzt­lich los­zu­wer­den. Hier waren es zwar nicht unbe­dingt Anders­den­ken­de aber auf jeden Fall das Ande­re, was sich nicht in ihre bür­ger­lich gepräg­ten Moral­vor­stel­lun­gen inte­grie­ren ließ (3).

Hat der Lobo hier etwa beim Marx abge­schaut? Inter­es­san­ter­wei­se ist es gut mög­lich, dass Marx käuf­li­che Schrei­ber­lin­ge wie einen Herrn Lobo sogar sei­nem Lum­pen­pro­le­ta­ri­at zuge­rech­net hät­te, zähl­te Marx doch neben vie­len ande­ren Erschei­nun­gen auch Neu­rei­che und Jour­na­lis­ten wegen ihrer Bestech­lich­keit die­sem zu (4).

Bei dem Übel­keit erre­gen­den Iro wie Sak­ko tra­gen­den Lobo, die­se sti­lis­ti­sche Mix­tur ist ver­mut­lich sei­ne eige­ne Mar­ke­ting­krea­ti­on, ist es jetzt der »Lum­pen-Pazi­fis­mus«. Die Pazi­fis­ten kom­men bei ihm all­ge­mein nicht gut weg, aber er unter­schei­det noch zwi­schen den auf­ge­klär­ten rea­lis­ti­schen Pazi­fis­ten, das sind die die Putin als Aus­ge­burt des Bösen aner­ken­nen und eben jenen Lum­pen. Ich will mich bei der Wie­der­ho­lung sei­ner Abson­de­run­gen nicht unnö­tig beschmut­zen, aber wer Waf­fen­lie­fe­run­gen in Kriegs­ge­bie­te – die zwangs­läu­fig das Ster­ben, die Not und Zer­stö­run­gen dort ver­län­gern und aus­wei­ten – und ins­be­son­de­re in das Kriegs­ge­biet Ukrai­ne für kei­ne frie­dens­för­dern­de Maß­nah­me hält ist bei ihm ein Lum­pen­pa­zi­fist. Der Kerl ist ein Pro­pa­gan­dist reins­ten Was­sers, für ihn gibt es nur eine Sei­te, die »der Guten« und das ist natür­lich die, auf der er steht. Das ist der soge­nann­te Wer­te­wes­ten, die Nato und das, was er für demo­kra­tisch hält.

Für demo­kra­tisch hält er natür­lich auch die Ukrai­ne, ein Land, seit acht Jah­ren im Bür­ger­krieg nach einem natio­na­lis­ti­schen Putsch, mit pro­grom­ar­ti­gen Mas­sa­kern wie dem in Odes­sa (5), mit Nazi-Batail­lo­nen in der Armee und ras­sis­ti­schen Geset­zen (6), die an die Nürn­ber­ger Ras­sen-Geset­ze erin­nern. Ach so, völ­lig bank­rott und kor­rupt, trotz enor­mer finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung aus dem Wes­ten oder viel­leicht auch genau des­we­gen, ist die Ukrai­ne auch. Man ret­tet dort kei­ne Demo­kra­tie denn die­se gab es dort nie.

Wie man schon 2019 bei May­brit Ill­ner von ihm hören konn­te, ist Mei­nungs­frei­heit sei­ner Ansicht nach nichts was jedem Men­schen zuste­hen soll­te: »Ich glau­be, dass wir eine bestimm­te Form von Regu­lie­rung der Mei­nung brau­chen« (7).

Er ist ein Kriegs-»Loboist« (8), er preist sich ja selbst als PR-Mar­ke an, jetzt eben eine für Krieg und Rüs­tung, wie zuvor für den Coro­na-Zir­kus oder wonach auch immer der Main­stream zuvor ver­lang­te. Man müss­te ihn den Kriegs-»Loboisten« mal fra­gen, ob er auch schon für Rüs­tungs­un­ter­neh­men Vor­trä­ge hält? Aber in Zei­ten wie die­sen gibt es derer vie­le, man schaue sich nur die kriegs­lüs­ter­nen Grü­nen an, die ja auch den Weg jeder natur­be­las­se­nen Bana­ne nah­men. Erst Grün dann Gelb und nun schon im Ver­rot­tungs­sta­di­um bei Schwarz-Braun (9).

Der Lobo hat aus dem Lum­pen einen Kampf­be­griff gegen den Frie­den machen wol­len, aber damit hat er sich ver­rech­net, nein er hat ihn für uns gemacht, aller­dings wer­den wir ihn für den Frie­den ein­set­zen. Denn wenn ich auch bis­her kein Pazi­fist war, jetzt – in Zei­ten des dro­hen­den drit­ten Welt­krie­ges – bin ich einer und zwar ein auf­rech­ter Lum­pen-Pazi­fist. Und ich rufe:

Lum­pen aller Län­der ver­ei­nigt euch! Frie­den schaf­fen ohne Waffen!

Anders als bei Marx und vie­len ande­ren Auto­ri­tä­ren fin­den sich bei Anar­chis­ten wie Michail Baku­nin und Erich Müh­sam aber auch in der post­ko­lo­nia­len Theo­rie Fanons Gedan­ken, die das Lum­pen­pro­le­ta­ri­at posi­tiv inter­pre­tie­ren. Einer der Grün­de für die poli­ti­sche Irrele­vanz der Lin­ken heu­te liegt mei­ner Mei­nung nach in dem Rück­zug aus der lebens­welt­li­chen Wahr­neh­mung der meis­ten Men­schen, man kann es auch einen Ver­rat an der Arbei­ter­klas­se nen­nen. Vie­le Lin­ke konn­ten es sich oft, auch durch den Zugriff auf öffent­li­che Gel­der ganz nett ein­rich­ten, da woll­te man das miss­lie­bi­ge Volk nicht mehr. Nun, die Tei­le des Vol­kes, die die mar­xis­ti­sche Tra­di­ti­ons­li­nie dem Lum­pen­pro­le­ta­ri­at zurech­ne­te, woll­te die­se nie.

Ver­schie­dens­te Wider­stands­for­men kön­nen zu einer Kraft revo­lu­tio­nä­ren Umbruchs wer­den. Der Lum­pen-Pazi­fis­mus kann eine sol­che Kraft sein, wir wer­den uns ein dif­fe­ren­zier­tes Bild der Ent­wick­lung zum Ukrai­ne-Kon­flikt machen. Wir wer­den Infor­ma­tio­nen und Fak­ten zusam­men­tra­gen und die Schul­di­gen auf allen Sei­ten benen­nen. Sascha Lobo ver­sucht als Scharf­ma­cher und Kriegs­trei­ber in unse­rem Land zu wir­ken, in dem der für sei­ne Erin­ne­rungs­lü­cken bekann­te Kanz­ler Scholz die Rufe sei­ner Bür­ger nach Frie­den mit der wahn­wit­zi­gen Bemer­kung quit­tiert, ein unbe­ding­ter Pazi­fis­mus »sei aus der Zeit gefallen«.

Nein, eine neu­er­li­che Eska­la­ti­on der ato­mar hoch­ge­rüs­te­ten Blö­cke ist aus der Zeit gefal­len und nicht im Inter­es­se der Men­schen. Bis­her unvor­stell­ba­re Rüs­tungs­etats sind Wahn­sinn. Das ist Blut­geld und wird in den Taschen der typi­schen Kriegs­ge­winn­ler landen.

Will Sacha Lobo so ein Kriegs­ge­winn­ler sein? Soll er sich doch bei den Ban­de­ris­ten des Asov-Batail­lons frei­wil­lig zum Ein­satz an der Front mel­den, da bekommt er dann bestimmt ein schi­ckes neu­es Haken­kreuz-Tat­too und darf sei­ne Rus­so­pho­bie so rich­tig aus­le­ben. Nein, eigent­lich will ich das auch nicht, ich sähe ihn auch lie­ber im Gesund­heits­be­reich, sagen wir in der Alten­pfle­ge. Da feh­len sowie­so und nach den Drangsa­len der Coro­na-Maß­nah­men mit der unzu­mut­ba­ren ein­rich­tungs­be­zo­ge­nen Impf­pflicht mit einem offen­sicht­lich unbrauch­ba­ren »Impf­stoff« umso dring­li­cher tau­sen­de Fachkräfte.

Kor­rup­te Poli­ti­ker und Pseu­do-Jour­na­lis­ten in die Produktion.

Wür­de man das über­all machen wäre die Mensch­heit auf dem Weg zum Welt­frie­den schon ein gutes Stück weiter.

Schluss mit der Unter­stüt­zung jeg­li­cher Kriegshandlung!

Wir for­dern die sofor­ti­ge Auf­nah­me von Friedensverhandlungen!

Deutsch­land raus aus der NATO! NATO raus aus Deutschland!

Wir brau­chen kein offen­si­ves Mili­tär­bünd­nis! Wir wol­len Frieden!

Nie wie­der Krieg!

Nie wie­der Faschismus!

P.S.: Außer­dem einen Schand­pran­ger für Sascha Lobo, wo jeder anstän­di­ge Lump ihm irgend­et­was wei­ches ins Gesicht klat­schen kann. Brau­ne Bana­nen zum Beispiel.

Schaut auch hier ger­ne rein: https://t.me/FreieLinkeAnarchisten

Ver­wei­se

1 https://​www​.spie​gel​.de/​n​e​t​z​w​e​l​t​/​n​e​t​z​p​o​l​i​t​i​k​/​u​k​r​a​i​n​e​-​k​r​i​e​g​-​d​e​r​-​d​e​u​t​s​c​h​e​-​l​u​m​p​e​n​-​p​a​z​i​f​i​s​m​u​s​-​k​o​l​u​m​n​e​-​a​-​7​7​e​a​2​7​8​8​-​e​8​0​f​-​4​a​5​1​-​8​3​8​f​-​5​9​1​8​4​3​d​a​8​3​5​6​-​amp

2 https://​beru​fe​-die​ser​-welt​.de/​d​i​e​-​l​u​m​p​e​n​s​a​m​m​l​er/

3 sie­he unter ande­rem das lesens­wer­te Buch von Chris­to­pher Wim­mer, http://​chris​to​pher​wim​mer​.de/​t​a​g​/​l​u​m​p​e​n​p​r​o​l​e​t​a​r​i​at/

4 http://​chris​to​pher​wim​mer​.de/​2​0​2​2​/​0​3​/​2​2​/​v​e​r​k​o​m​m​e​n​-​o​d​e​r​-​r​e​v​o​l​u​t​i​o​n​a​er/

5 https://​www​.red​glo​be​.de/​2​0​2​2​/​0​5​/​o​d​e​s​s​a​-​2​0​1​4​-​d​a​s​-​u​n​g​e​s​u​e​h​n​t​e​-​p​o​g​r​o​m​-​i​n​m​i​t​t​e​n​-​e​u​r​o​p​as/

6 https://​www​.vol​taire​net​.org/​a​r​t​i​c​l​e​2​1​6​2​3​9​.​h​tml

7 https://​www​.faz​.net/​a​k​t​u​e​l​l​/​f​e​u​i​l​l​e​t​o​n​/​m​e​d​i​e​n​/​t​v​-​k​r​i​t​i​k​-​m​a​y​b​r​i​t​-​i​l​l​n​e​r​-​r​e​g​u​l​i​e​r​u​n​g​-​d​e​r​-​m​e​i​n​u​n​g​s​f​r​e​i​h​e​i​t​-​1​6​4​8​6​6​5​9​.​h​tml

8 https://​taz​.de/​P​o​r​t​r​a​e​t​-​S​a​s​c​h​a​-​L​o​b​o​/​!​5​1​3​4​5​51/

9 klei­ner Netzfund

Zuerst erschie­nen bei Freie Lin­ke Anar­chis­ten: https://​words​mith​.social/​f​r​e​i​e​l​i​n​k​e​a​n​a​r​c​h​i​s​t​e​n​/​d​e​r​-​l​u​m​p​-​i​s​t​-​z​u​r​uck

Bild: Lum­pen­samm­ler früh­mor­gens auf der Ave­nue des Gobe­lins in Paris; Foto­gra­fie von Eugè­ne Atget, 1899

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