Die KPCh wird Gue­ril­la­be­we­gung (1928 – 1945) – Arti­kel­se­rie zu Chi­na Teil IV

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Dies ist der vier­te Teil einer umfas­sen­den auf meh­re­re Tei­le ange­leg­ten Arti­kel­se­rie von Jan Mül­ler über Chi­na. Beinhal­ten wird die Serie fol­gen­de Teile:

  1. Das alte Chi­na (plus Einleitung)
  2. Die Ent­ste­hung des Kapi­ta­lis­mus in Chi­na und die Ers­te Chi­ne­si­sche Revolution
  3. Die Zwei­te Chi­ne­si­sche Revo­lu­ti­on (1925 – 27)
  4. Die KPCh wird Gue­ril­la­be­we­gung (1928 – 1945)
  5. Der Chi­ne­si­sche Bür­ger­krieg und die Drit­te Chi­ne­si­sche Revo­lu­ti­on (1945 – 49)
  6. Von der »neu­de­mo­kra­ti­schen« zur sozia­lis­ti­schen Revolution
  7. Im Bünd­nis mit der Sowjet­uni­on (1949 – 60)
  8. Gro­ßer Sprung nach vor­ne, Bruch mit der Sowjet­uni­on und Kul­tur­re­vo­lu­ti­on: Der Hoch­mao­is­mus (1958 – 69)
  9. Umkehr der Alli­an­zen und Drei-Wel­ten-Theo­rie: Der Spät­mao­is­mus (1969 – 78)
  10. Ers­te Etap­pe der Wirt­schafts­re­for­men und Putsch­ver­such (1978 – 89)
  11. Chi­na im Zeit­al­ter des Neo­li­be­ra­lis­mus (1989 – 2008)
  12. Klei­ner Wohl­stand und neue Sei­den­stra­ße (ab 2008)
  13. Chi­na und Corona
  14. Chi­na und der Ukrainekrieg
  15. Schluss­fol­ge­run­gen über den Cha­rak­ter Chinas

Die Arti­kel­se­rie als Bro­schü­re mit wei­te­ren Anhän­gen, Lite­ra­tur­ver­zeich­nis und wei­ter­füh­ren­der Lite­ra­tur kann man unter fol­gen­dem Link her­un­ter­la­den: Chi­na: Ein lan­ger Weg – wohin?

Die KPCh wird Gue­ril­la­be­we­gung (1928 – 1945)

Mao Tse-tung nahm am ers­ten Par­tei­tag der KPCh teil und wur­de zwei Jah­re spä­ter, also 1923, in das Zen­tral­ko­mi­tee gewählt. 1925 wur­de er aber nicht mehr wie­der­ge­wählt. Wegen heu­te nicht mehr nach­voll­zieh­ba­rer Dif­fe­ren­zen mit der Par­tei­mehr­heit zog er sich 1926 in sei­ne Hei­mat­pro­vinz Hun­an zurück. Schnell erkann­te er die revo­lu­tio­nä­ren Mög­lich­kei­ten der Bau­ern­be­we­gung, die im Zusam­men­hang mit der zwei­ten Chi­ne­si­schen Revo­lu­ti­on auf­ge­kom­men war. Bau­ern in zahl­rei­chen Pro­vin­zen gin­gen dazu über, die Pacht zu ver­wei­gern oder sogar spon­tan die Güter der Groß­grund­be­sit­zer auf­zu­tei­len.[1]

Die­se Erfah­run­gen ver­ar­bei­te­te Mao in sei­nem Unter­su­chungs­be­richt über die Bau­ern­be­we­gung in Hun­an vom Febru­ar 1927. Dort for­dert er aller­dings ent­spre­chend der Par­tei­li­nie vor­erst nur Pacht­sen­kun­gen, nicht aber eine Landumverteilung.

Auf dem 4. Par­tei­tag im April 1927 trat Mao als Lei­ter der Bau­ern­ab­tei­lung für eine radi­ka­le­re Land­po­li­tik ein. Er befür­wor­te­te jetzt eine gene­rel­le Auf­tei­lung des Bodens der gro­ßen Grund­be­sit­zer. Die­se For­de­rung lehn­te die KPCh jedoch aus Rück­sicht auf die Kuom­in­tang ab.[2]

In den fol­gen­den Jah­ren ent­stand ein chi­ne­si­sches Sowjet­ge­biet zunächst im Jing­gangs­han-Gebir­ge an der Gren­ze von Hun­an und Jian­gxi süd­lich von Shang­hai.[3] 1933 umfass­ten die Sowjet­be­zir­ke gro­ße Tei­le von Jian­gxi und wei­te Tei­le von Fuki­en und Hun­an. Es gab zudem noch klei­ne­re Sowjet­ge­bie­te in den Pro­vin­zen Hun­an, Hub­ei, Honan, Anhui, Sichu­an und Shaanxi.[4] Das zen­tra­le Sowjet­ge­biet nahm 1931 bereits 50. bis 60.000 Qua­drat­ki­lo­me­ter ein und hat­te eine Bevöl­ke­rung von 5 bis 6 Mil­lio­nen Men­schen.[5]

Das Land wur­de neu ver­teilt und die Steu­ern her­ab­ge­setzt. Es gab zudem über 1.000 hand­werk­li­che Sowjet­ko­ope­ra­ti­ven allein in Jiangxi.

Arbeits­lo­sig­keit, Opi­um­sucht, Pro­sti­tu­ti­on, Skla­ven­han­del mit Kin­dern, Zwangs­hei­ra­ten und Füße­ein­bin­den wur­den besei­tigt. Es wur­de eine gro­ße Alpha­be­ti­sie­rungs­kam­pa­gne gestar­tet. Im fort­schritt­lichs­ten Bezirk Hsing Ko konn­ten 1933 bereits 80 Pro­zent der Bevöl­ke­rung lesen und schreiben.

Groß­grund­be­sit­zer, die Ver­bre­chen began­gen hat­ten, wur­den vor ein Volks­ge­richt gestellt und häu­fig hin­ge­rich­tet.[6]

Im Jahr 1931 wur­de Mao Tse-tung zum Prä­si­den­ten der Chi­ne­si­schen Sowjet­re­pu­blik gewählt.[7]

Die Par­tei hat­te zunächst Schwie­rig­kei­ten, zu bestim­men, wie genau die Land­auf­tei­lung durch­ge­führt wer­den soll. Soll­te auch das Land der rei­chen Bau­ern auf­ge­teilt wer­den? Sol­len Grund­her­ren auch Land bekom­men und wenn ja, wel­ches? Soll­te eine Auf­tei­lung nach Kopf­zahl der Fami­lie erfol­gen oder nach Arbeits­kräf­ten? Was ist mit Sol­da­ten der Roten Armee?

Eine Kon­fe­renz vom 7. Febru­ar 1930 in Jian­gxi bestimm­te, dass gene­rell alles Land nach der Anzahl der Per­so­nen in einer Fami­lie gleich­mä­ßig umzu­ver­tei­len ist. Das bedeu­te­te, es wird auch Land der rei­chen und teil­wei­se sogar der mitt­le­ren Bau­ern in die Ver­tei­lung ein­be­zo­gen. Aber auch die­se sol­len Land bekom­men. Der Ver­kauf von Land wur­de ver­bo­ten und alles Land wur­de natio­na­li­siert. Die Bau­ern beka­men nur Besitz­rech­te. Die­se radi­ka­len Maß­nah­men wur­den spä­ter etwas abge­mil­dert.[8]

Chiang Kai-shek führ­te zwi­schen 1930 und 34 vier Aus­rot­tungs- und Ver­nich­tungs­feld­zü­ge gegen die Sowjet­ge­bie­te durch und zwar mit jeweils meh­re­ren 100.000 Sol­da­ten. Die rasch auf­ge­stell­te Rote Armee war zah­len­mä­ßig weit unter­le­gen, konn­te aber die­se Angrif­fe alle­samt zurück­schla­gen. Zunächst wur­den die Wei­ßen, also die Sol­da­ten Chiangs tief in die Räte­ge­bie­te gelockt und dann unter exzel­len­ter Aus­nut­zung des Ter­rains über­ra­schend ange­grif­fen. Bei die­sen Angrif­fen wur­de durch geschick­te Schwer­punkt­bil­dung ein loka­les Über­ge­wicht der eige­nen Kräf­te erreicht.

Erleich­tert wur­de die Stra­te­gie durch die nied­ri­ge Kampf­mo­ral der wei­ßen Trup­pen, die sich häu­fig den Roten anschlossen.

Die­se Ent­wick­lung hat­te Fol­gen für die Par­tei. Denn ab 1928 war die KPCh de fac­to in zwei Tei­le gespalten.

Ein Teil war kon­spi­ra­tiv in den wei­ßen Zonen aktiv, also in Gebie­ten, die sich in der Gewalt von Chiang Kai-schek oder ande­ren Gene­rä­le befanden.

Die übri­ge Par­tei kämpf­te an der Spit­ze der haupt­säch­lich aus Bau­ern bestehen­den Armeen gegen die Hee­re Chiangs und spä­ter der Japa­ner. Sie befand sich in den länd­li­chen Gebie­ten, wo sie eine von der chi­ne­si­schen Bour­geoi­sie unab­hän­gi­ge Macht ausübte.

Die Par­tei wur­de in den wei­ßen Zonen nach weni­gen Jah­ren fast völ­lig auf­ge­rie­ben. In den roten Zonen sam­mel­ten sich die spä­te­ren Füh­rer der Volks­re­pu­blik Chi­na unter Mao: Zhu De, Peng Dehuai, Lin Biao, He Long und Zhou Enlai.[9]

Zhou Enlai

Die Rote Armee und die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei bestan­den in den Räte­ge­bie­ten fast nur noch aus Bau­ern. Indus­trie­ar­bei­ter gab es dort kaum. Ein Hin­weis hier­auf gibt die sozia­le Zusam­men­set­zung der Dele­gier­ten des zwei­ten All­chi­ne­si­scher Räte­kon­gres­ses vom Janu­ar 1934. Ihm gehör­ten an: 8 Indus­trie­ar­bei­ter, 244 Hand­wer­ker, 53 Kulis, 2 Hand­lungs­ge­hil­fen, 122 Land­ar­bei­ter, 303 arme Bau­ern, 25 mitt­le­re Bau­ern und 64 Händ­ler.[10]

Die­se Bau­ern hat­ten weder ein Inter­es­se noch die Mög­lich­keit, die Füh­rung zu kon­trol­lie­ren. Sie waren poli­tisch uner­fah­ren und zunächst noch Analpha­be­ten. Ihr Haupt­in­ter­es­se rich­te­te sich auf die Ver­tei­lung des Grund und Bodens, also die Agrar­re­vo­lu­ti­on. Für sie war der Mar­xis­mus-Leni­nis­mus eine Metho­de, die Grund­her­ren zu schla­gen. Eine Gue­ril­la­be­we­gung bie­tet zudem kei­ne guten Vor­aus­set­zun­gen für den demo­kra­ti­schen Zen­tra­lis­mus.[11]

Zwi­schen 1921 und 27 gab es in der Par­tei noch kon­tro­ver­se Dis­kus­sio­nen, obwohl man sich letzt­lich der Kom­in­tern unter­ord­ne­te. Nach 1929 spiel­ten sich Aus­ein­an­der­set­zun­gen inner­halb der KPCh nur noch inner­halb der Füh­rungs­grup­pe ab. Es gab Dif­fe­ren­zen zwi­schen Mao Tse-tung und dem mehr auf die Städ­te ori­en­tier­ten Wang Ming. Da aber die Par­tei in den Wei­ßen Gebie­ten nach weni­gen Jah­ren völ­lig zer­schla­gen wur­de, sieg­te Mao.[12]

In den 30er und 40er Jah­ren ent­stan­den zahl­rei­che klas­si­sche Wer­ke von Mao Tse-tung, die man auch heu­te noch mit Gewinn lesen kann. Hier eine Auswahl:

  • Unter­su­chungs­be­richt über die Bau­ern­be­we­gung in Hun­an (März 1927)
  • Theo­rie des Gue­ril­la­krie­ges (Zusam­men­ge­stellt aus Stra­te­gie des chi­ne­si­schen revo­lu­tio­nä­ren Krie­ges vom Dezem­ber 1936 und wei­te­ren Schriften)
  • Über die Pra­xis (Juli 1937)
  • Über den Wider­spruch (August 1937) 

    Mao

Im Okto­ber 1933 rüs­te­te Chiang Kai-shek zum fünf­ten Aus­rot­tungs- und Ver­nich­tungs­feld­zug gegen die Sowjet­ge­bie­te. Er stell­te hier­für etwa 900.000 Mann auf. Die Rote Armee konn­te nur 180.000 Mann mobi­li­sie­ren. Hin­zu kamen aller­dings 200.000 Gue­ril­las. Sie besaß aber nur 100.000 Geweh­re, hat­te kei­ne schwe­re Artil­le­rie und nur einen beschränk­ten Vor­rat an Muni­ti­on. Chiang hat­te mehr als 400 Kriegs­flug­zeu­ge, die Roten nur weni­ge erbeu­te­te Flug­zeu­ge, die aber wegen Ben­zin­man­gels nur sel­ten flie­gen konnten.

Anstatt in das Gebiet der Roten ein­zu­drin­gen, was die­sen die Mög­lich­keit gege­ben hat­te, die Wei­ßen aus dem Hin­ter­halt anzu­grei­fen und sie aus­zu­ma­nö­vrie­ren, setz­ten die­se nun auf Bela­ge­rung und eine tota­le Wirt­schafts­blo­cka­de. Auf den Rat des deut­schen Gene­rals von Fal­ken­hau­sen bau­ten sie tau­sen­de klei­ner höl­zer­ner Befes­ti­gun­gen, die sich wie ein Ring um die roten Gebie­te leg­ten. Die Wei­ßen wag­ten sich nur bei guter Deckung durch Artil­le­rie und Flug­zeu­ge aus die­sen Fes­tun­gen hin­aus und ver­leg­ten sie lang­sam, aber sys­te­ma­tisch nach vor­ne. Auf die­se Wei­se wur­de auch der nied­ri­gen Kampf­mo­ral der Wei­ßen Trup­pen Rech­nung getragen.

Die­se Stra­te­gie erwies sich als erfolg­reich. Die Rote Armee erlitt bei der Ver­tei­di­gung der Sowjet­ge­bie­te hohe Ver­lus­te. Es zeig­te sich, dass sich ihre Stel­lung in Süd­chi­na nicht mehr lan­ge hal­ten ließ. Eine Mili­tär­kon­fe­renz in Rui­jin beschloss den Rück­zug aus die­ser Regi­on und am 16. Okto­ber 1934 wur­de der Befehl für den Lan­gen Marsch gege­ben.[13]

90.000 Men­schen, Män­ner und Frau­en, mach­ten sich auf den Weg. Der ers­te Schritt war die Durch­bre­chung der Befes­ti­gungs­li­nie im Süd­wes­ten der Pro­vinz Jian­gxi an der Gren­ze zu Hun­an und Guangdong.

Nach­dem die Haupt­streit­kräf­te der Roten Armee eva­ku­iert waren, ver­gin­gen noch vie­le Wochen, bis die Nan­king-Trup­pen die wich­tigs­ten Roten Stütz­punk­te beset­zen konn­ten. Tau­sen­de von Roten Bau­ern­mi­li­zen setz­ten den Gue­ril­la­krieg fort. Nach der Wie­der­erobe­rung von Bezir­ken und Krei­sen ver­üb­ten die Wei­ßen regel­mä­ßig Mas­sa­ker an den Bau­ern. Die Kuom­in­tang gab in der eige­nen Pres­se zu, dass nach der Erobe­rung des sowje­ti­schen Jian­gxi 1.000.000 Men­schen getö­tet wur­den. Es kön­nen aber durch­aus noch viel mehr gewe­sen sein.[14]

Die Roten muss­ten ins­ge­samt vier Ver­tei­di­gungs­li­ni­en der Chiang-Trup­pen durch­bre­chen. Die ers­te wur­de am 21. Okto­ber genom­men, die zwei­te in Hun­an am 3. Novem­ber, eine Woche spä­ter fiel die drit­te und 29. Novem­ber nach extrem blu­ti­gen Kämp­fen die vier­te in Guanxi.

Anschlie­ßend woll­ten die Roten nach Sichu­an mar­schie­ren. Aller­dings boten Chiang Kai-shek und die Mili­tär­macht­ha­ber der Pro­vin­zen mehr als 110 Regi­men­ter gegen sie auf. Die Roten kämpf­ten in neun Schlach­ten und erlit­ten schwe­re Ver­lus­te. Als sie die Gren­ze der Pro­vinz Guiz­hou erreich­ten, war ihre Zahl auf 30.000 reduziert.

Des­halb ver­än­der­ten sie ihre Tak­tik. Die Vor­hu­ten began­nen eine Rei­he von Ablen­kungs­ma­nö­vern und die Haupt­streit­kräf­te mar­schier­ten des Nachts, so dass sie von Flug­zeu­gen nicht mehr ange­grif­fen wer­den konnten.

Ursprüng­lich woll­te die Rote Armee den Jang­tse­kiang west­lich von Chong­qing über­que­ren. Da aber Chiang Kai-shek dort meh­re­re 100.000 Mann kon­zen­trier­te, mach­ten die Roten kehrt und mar­schier­ten wie­der nach Süden. In Guiz­hou besieg­ten sie den War­lord Gene­ral Wang, nah­men sei­nen Palast ein, besuch­ten zahl­rei­che Dör­fer und Städ­te der Pro­vinz, wobei sie Mas­sen­ver­samm­lun­gen ein­be­rie­fen und die Jugend orga­ni­sier­ten. Sie rekru­tier­ten 200.000 Mann vor allem für Guerillaeinheiten.

Die Rote Armee ver­sorg­te sich, in dem sie Vor­rä­te der Rei­chen – Grund­be­sit­zer, Beam­ten, Büro­kra­ten – beschlag­nahm­te. Gro­ße Tei­le die­ser Vor­rä­te ver­teil­te sie an die Armen.

Auf der einer erwei­ter­te Kon­fe­renz des Polit­bü­ros der KPCh in Zunyi in der Pro­vinz Guiz­hou vom 15. bis 17. Janu­ar 1935 mit­ten auf dem Lan­gen Marsch wur­de Mao Tse-tung unter heu­te nicht mehr nach­voll­zieh­ba­ren Umstän­den zum Vor­sit­zen­den der Par­tei gewählt.

Im Mai 1935 zog die Rote Armee durch die Süd­pro­vinz Yunnan. Sie mar­schier­te nur zehn Kilo­me­ter an der Pro­vinz­haupt­stadt Kun­ming vor­bei. Dann wen­de­te sie sich wie­der nach Nor­den, um end­lich den Jang­tse­kiang zu über­que­ren. Hier fließt er durch tie­fe Schluch­ten, wo die Fels­wän­de kilo­me­ter­weit auf­ra­gen. Es gibt über­haupt nur ganz weni­ge Stel­len, wo man den Fluss über­que­ren kann. In einem Gewalt­marsch näher­te sich die Rote Armee der Fes­tung Chou-Ping. Mit erbeu­te­ten Nan­king-Uni­for­men betrat ein Batail­lon der Roten in der Däm­me­rung ohne Auf­se­hen zu erre­gen die Stadt und ent­waff­ne­te in aller Stil­le die Garnison.

Tiger­sprung­schlucht im Jade­dra­chen-Schnee­berg­mas­siv in der west­li­chen Pro­vinz Yunnan

Boo­te gab es jedoch nicht. Sie waren befehls­ge­mäß an das Nord­ufer gebracht aber nicht zer­stört wor­den. Nach Ein­bruch der Däm­me­rung beglei­te­ten die Roten einen Beam­ten und zwan­gen ihnen, den Wachen am Nord­ufer zuzu­ru­fen, dass Regie­rungs­trup­pen ange­kom­men sei­en und ein Boot bräuch­ten. Wider Erwar­ten wur­de eines hin­über geru­dert. In die­ses Boot stieg eine Abtei­lung »Nan­king-Sol­da­ten«, die bald am Nord­ufer lan­de­ten. Die­se betra­ten dort die Gar­ni­son, über­rasch­ten die Wachen und nah­men den Mah-Jongg spie­len­den Sol­da­ten kampf­los ihre zusam­men­ge­stell­ten Waf­fen ab.

Die Über­que­rung des Jang­tse­kiang war jetzt ein­fach. Sechs Boo­te arbei­te­ten unun­ter­bro­chen neun Tage lang. Die gan­ze Armee wur­de ohne Ver­lus­te nach Sichu­an trans­por­tiert.[15]

Ein wei­te­res Hin­der­nis war der Tatu-Fluss, ein Neben­flus­ses des Jang­tse­kiang wei­ter nörd­lich. Hier stand das Schick­sal der Roten Armee auf des Mes­sers Schnei­de. Gelang es ihr nicht, die­sen Fluss zu über­que­ren, wür­de sie ver­mut­lich von den sie ver­fol­gen­den Wei­ßen ver­nich­tet werden.

Zunächst ein­mal kam die Rote Armee in das Gebiet der Volks­grup­pe der Lolos, heu­te Yi genannt. Die­se Lolos waren nie­mals besiegt wor­den und sie hass­ten die Chi­ne­sen. Aller­dings gelang es dem roten Kom­man­dan­ten Lio Po-cheng in Ver­hand­lun­gen mit den Stam­mes­häupt­lin­gen ein Bünd­nis zustan­de zu brin­gen. Die Lolos waren gegen die War­lords und die Kuom­in­tang. Die Lolos woll­ten in Unab­hän­gig­keit leben, die Roten befür­wor­te­ten die Auto­no­mie der natio­na­len Min­der­hei­ten. Die Lolos hass­ten die Chi­ne­sen, weil sie von ihnen unter­drückt wur­den, aber es gab wei­ße und rote Chi­ne­sen und es waren die Wei­ßen, die die Lolos immer getö­tet und unter­drückt hat­ten. Soll­ten sich die Roten Chi­ne­sen und die Lolos nicht gegen ihre gemein­sa­men Fein­de, die Wei­ßen Chi­ne­sen ver­ei­ni­gen? Um zu tes­ten, ob die Roten es ernst mei­nen, baten die Lolos um Waf­fen, die ihnen die Roten umstands­los aushändigten.

Das Bünd­nis wur­de geschlos­sen und die Rote Armee konn­te unge­hin­dert durch die tie­fen Wäl­der von Lolo­land zie­hen. Sie tauch­te anschlie­ßend völ­lig über­ra­schend vor der Fluss­stadt Anschung­tschang auf. Zudem war eine der drei Fäh­ren sogar am Süd­ufer befestigt.

Die Rote Armee konn­te die nur mit schwa­chen wei­ßen Kräf­ten besetz­te Stadt im Hand­streich ein­neh­men. Auch das Boot konn­te erobert wer­den. Wie sich spä­ter her­aus­stell­te, hat­te der Regi­ments­kom­man­deur ent­ge­gen einem aus­drück­li­chen Befehl des War­lords Liu Wen-hui nach Anschung­tschang über­set­zen las­sen, um dort sei­ne Ver­wand­ten zu besu­chen und mit ihnen zu fei­ern. Rot­ar­mis­ten fan­den ihn im Bett einer Konkubine.

Eine Grup­pe von meh­re­ren Frei­wil­li­gen bestieg das Boot und konn­te die feind­li­chen Stel­lun­gen am Nord­ufer nach einem hef­ti­gen Gefecht ein­neh­men. In den fol­gen­den Tagen setz­ten die Fäh­ren immer wei­te­re Rot­ar­mis­ten an das Nord­ufer über. Aber der Fluss wur­de wegen der Regen­zeit immer rei­ßen­der, die Über­fahrt immer schwie­ri­ger. Inzwi­schen dau­er­te es vier Stun­den, ein­mal über den Fluss zu set­zen. Bei die­ser Geschwin­dig­keit wür­de es Wochen brau­chen, bevor die gan­ze Armee mit Tie­ren und Vor­rä­ten über­ge­setzt wäre. Dann aber wären sie längst von den Wei­ßen eingekesselt.

Unge­fähr 200 Kilo­me­ter wei­ter nord­west­lich, wo die Schluch­ten des Tatu sehr tief und der Fluss eng und rei­ßend war, gab es eine Hän­ge­brü­cke aus Eisen­ket­ten. Dahin mar­schier­ten jetzt die Roten und zwar sowohl die Haupt­streit­macht am Süd­ufer des Flus­ses als auch die bereits über­ge­setz­te Divi­si­on am Nord­ufer. Dabei muss­ten sie zahl­rei­che Gebirgs­zü­ge überqueren.

Schließ­lich erreich­te eine Vor­hut am Süd­ufer nach einem Gewalt­marsch die Brü­cke. Sie war mehr als 100 Meter lang und ihr Boden nor­ma­ler­wei­se mit dicken Holz­bret­tern bedeckt. Jetzt war die Hälf­te die­ses höl­zer­nen Bela­ges ent­fernt wor­den. Auf der ande­ren Sei­te bewach­te ein Regi­ment wei­ßer Trup­pen die Brü­cke. Todes­mu­tig balan­cier­ten rote Frei­wil­li­ge über die Ket­ten. Dabei wur­den sie von den Wei­ßen mit Maschi­nen­ge­weh­ren beschos­sen. Nach gro­ßen Ver­lus­ten gelang es den Roten, die Brü­cke ein­zu­neh­men. Der Feind zog sich schließ­lich in Panik zurück. Grö­ße­re Trup­pen­tei­le der Wei­ßen schlos­sen sich sogar der Roten Armee an, die den Tatu nun voll­stän­dig und ohne wei­te­re Ver­lus­te über­que­ren konn­te.[16]

Nörd­lich des Tatu ope­rier­ten nur noch weni­ge wei­ße Trup­pen und die Rote Armee konn­te weit­ge­hend ohne Feind­be­rüh­rung mar­schie­ren, aber das Gelän­de war extrem schwie­rig. So über­quer­ten die Roten zahl­rei­che Gebirgs­zü­ge. Der höchs­te war der Gro­ße Schnee­berg mit 5.500 Metern. Zwar war Som­mer, aber den­noch erfro­ren vie­le Rot­ar­mis­ten und sehr vie­le Pack­tie­re fie­len aus. Auf eini­gen Ber­gen muss­ten die Roten vor­her Stra­ßen bau­en, um sie über­haupt mit so vie­len Men­schen über­que­ren zu können.

Am 20. Juli 1935 erreich­te die Roten Armee das Mou­kung-Gebiet. Hier ruh­ten sie sich aus. Von ursprüng­lich 90.000 Mann waren noch 45.000 dabei. Nicht alle waren gefal­len. Es wur­den Ver­wun­de­te zurück­ge­las­sen und eini­ge Ein­hei­ten blie­ben als Par­ti­sa­nen zurück, wo sie die Wei­ßen beunruhigten.

Im August 1935 setz­ten die Haupt­streit­kräf­te der Roten Armee ihren Marsch nach Nor­den fort.

Jetzt führ­te der Weg durch die Gebie­te der Man­t­zu und der noma­di­schen Hsi­fan. Lei­der miss­lan­gen alle Ver­su­che, mit die­sen Völ­kern wie mit Lolos zu einer Ver­ein­ba­rung zu kom­men. Nie­mand der Roten beherrsch­te deren Spra­chen und von den Volks­grup­pen konn­te nie­mand Man­da­rin. Die Man­zu grif­fen die Rot­ar­mis­ten stän­dig aus dem Hin­ter­halt an und die­se waren gezwun­gen, sich von ihren zurück­ge­las­se­nen Fel­dern zu versorgen.

Anschlie­ßend durch­quer­te die Rote Armee die gro­ßen Gras­län­der. Die­se völ­lig unbe­wohn­ten Land­stri­che mit manns­ho­hem Gras hat­ten sich durch Dau­er­re­gen in einen ein­zi­gen Sumpf verwandelt.

Dann wie­der wur­den sie an der Gren­ze zur Pro­vinz Gan­su in Gefech­te mit wei­ßen Trup­pen ver­wi­ckelt, die die Rote Armee sieg­reich bestand. Am 20. Okto­ber 1935 erreich­te die Vor­hut der Roten Shanxi, das in den fol­gen­den Jah­ren eine neue Basis der Sowjet­macht bil­den soll­te. Die Armee war auf weni­ger als 20.000 Mann geschrumpft.[17]

Hier im Nor­den war die Kuom­in­tang nicht so stark wie in den süd­li­chen Provinzen.

Der Lan­ge Marsch gilt als eine der gro­ßen Hel­den­ta­ten der Mili­tär­ge­schich­te. Ins­ge­samt leg­te die Rote Armee mehr als 12.000 Kilo­me­ter zurück.

Zwar han­del­te es sich bei ihm um einen stra­te­gi­schen Rück­zug. Die­ser wur­de aller­dings zur Basis für neue Sie­ge. Denn die Rote Armee blieb in ihrem Kern intakt und ihre Rei­hen konn­ten erneut auf­ge­füllt wer­den. Beson­ders wich­tig war, dass Kom­man­deu­re wie Mao Tse-tung, Lin Biao, Chen Kang und Zhou Enlai der Revo­lu­ti­on erhal­ten blie­ben. Ihre Erfah­rung hät­te damals nicht ersetzt wer­den können.

In allen Gebie­ten, die sich durch­zo­gen, berie­fen die Roten Mas­sen­ver­samm­lun­gen ein, gaben Vor­stel­lun­gen ihres poli­ti­schen Thea­ters, befrei­ten die Skla­ven und besteu­er­ten die Rei­chen, wobei sie einen gro­ßen Teil die­ses Reich­tums den Armen gaben. Mil­lio­nen Men­schen hat­ten die Rote Armee gese­hen und gehört und stim­men ihren Zie­len zu. Die Roten erklär­ten ihr Pro­gramm der Agrar­re­vo­lu­ti­on und lie­ßen Par­ti­sa­nen zurück. Tau­sen­de Men­schen fie­len, aber tau­send ande­re – Bau­ern, Lehr­lin­ge, ehe­ma­li­ge Skla­ven, frü­he­re Ange­hö­ri­ge der wei­ßen Trup­pen – füll­ten ihre Rei­hen wie­der auf.[18]

Am 7. Juli 1937 über­fiel das faschis­ti­sche Japan Süd­chi­na, nach­dem es bereits 1931 die Man­dschu­rei annek­tiert hat­te. In der Fol­ge­zeit kam es zu einem erneu­ten Bünd­nis zwi­schen der KPCh und der Kuomintang.

Chiang stell­te sei­nen Krieg gegen die Sowjet­ge­bie­te vor­erst ein. Die Kom­mu­nis­ten gaben das Räte­sys­tem auf und führ­ten statt­des­sen die bür­ger­li­che Demo­kra­tie auch in ihren Gebie­ten wie­der ein. Sie gaben auch die Umver­tei­lung des Land­be­sit­zes auf. Aller­dings wur­de das bereits ver­teil­te Land nicht wie­der an die ehe­ma­li­gen Grund­her­ren zurück­ge­ge­ben. Immer­hin soll­te es in ganz Chi­na zu Pacht­sen­kun­gen kom­men.[19]

Peter Car­dorff stellt fest: »Mit der Liqui­die­rung der Räte ver­schwand die­se Insti­tu­ti­on bis heu­te auf Nim­mer­wi­der­se­hen aus Chi­na.«[20]

Die Rote Armee wur­de in die 8. Rou­te-Armee und die Neue 4. Armee umgebildet.

Die­ses Bünd­nis mit der Bour­geoi­sie ent­sprach der Volks­front­po­li­tik, die auf dem VII. Welt­kon­gress der Kom­in­tern 1935 ver­ab­schie­det wor­den war. Ent­ge­gen den For­de­run­gen von Sta­lin waren die chi­ne­si­schen Kom­mu­nis­ten jedoch nicht bereit, sich der Bour­geoi­sie völ­lig unter­zu­ord­nen. So erlaub­ten sie nicht, dass Offi­zie­re der KMT die Kon­trol­len über ihre Armeen über­nah­men. Eben­so wenig erlaub­te sie, dass KMT-Armeen die ehe­ma­li­ge Chi­ne­si­sche Sowjet­re­pu­blik besetz­ten. Eine Auf­ga­be der orga­ni­sa­to­ri­schen Unab­hän­gig­keit hät­te die fast siche­re Ver­nich­tung der Kom­mu­nis­ten durch Chiang Kai-scheck bedeutet.

Ab 1939 gab es trotzt des for­mel­len Bünd­nis­ses wie­der mili­tä­ri­sche Kon­flik­te zwi­schen der KMT und KPCh. Vie­le Gue­ril­la­ein­hei­ten der KP wur­den von KMT-Trup­pen gefan­gen genom­men und erschossen.

Das medi­zi­ni­sche Korps wur­de dar­an gehin­dert, der 8. Rou­te-Armee und der Neu­en 4. Armee Hil­fe zu leis­ten oder auch nur Medi­zin zu schi­cken.[21]

Im Neu­en 4. Armee-Zwi­schen­fall ver­üb­ten die Kuom­in­tag-Trup­pen im Janu­ar 1941 ein Mas­sa­ker an den Kom­mu­nis­ten. Im Som­mer 1940 hat­ten sich KMT und KPCh geei­nigt, dass die KP-geführ­ten Trup­pen aus­schließ­lich nörd­lich des Huang­he ope­rie­ren soll­ten. Als sich im Janu­ar nur noch das Haupt­quar­tier mit 4.000 Mann Trup­pen, 2.000 Ver­wun­de­ten und 3.000 poli­ti­schen Arbei­tern süd­lich des Flus­ses befand – die KMT war infor­miert, dass der Zeit­plan nicht ein­ge­hal­ten wer­den konn­te – wur­den sie von den KMT ange­grif­fen und voll­stän­dig ver­nich­tet. Die Neue 4. Armee wur­de von Tschiang wegen Unge­hor­sams offi­zi­ell auf­ge­löst und die 8. Rou­te-Armee nicht mehr bezahlt.[22]

Über­haupt kämpf­ten die wenigs­ten KMT-Trup­pen aktiv gegen die Japa­ner. Wegen deren Pas­si­vi­tät ging eine Rei­he von kampf­wil­li­gen Ein­hei­ten zu den Kom­mu­nis­ten über. Die kämp­fe­ri­sche Hal­tung der 8. Rou­te-Armee und der neu­en 4. Armee und die Ver­bin­dung der Kampf­tä­tig­keit mit Gue­ril­la­ak­tio­nen und einem Miliz­sys­tem in den Dör­fern brach­ten ihr gro­ße Sym­pa­thien und neue Rekru­ten ein.

Die Japa­ner reagier­ten auf Wider­stands­ak­tio­nen mit äußers­ter Här­te und zwar mit dem Pro­gramm der Drei Alles: Töte alles, ver­bren­ne alles, zer­stö­re alles. Wenn es in der Nähe eines Dor­fes Wider­stands­ak­tio­nen gab, wur­den alle auf­find­ba­ren Dorf­be­woh­ner erschos­sen, das Getrei­de geraubt, die Häu­ser zer­stört und die Fel­der ver­wüs­tet. Wenn sich die Gue­ril­las in der Bevöl­ke­rung bewe­gen konn­ten wie Fische im Was­ser, dann zogen die japa­ni­schen Gene­rä­le dar­aus den Schluss, dass man das Was­ser eben ablas­sen müs­se. Die Bau­ern unter­stütz­ten jedoch als Reak­ti­on auf die­se Grau­sam­kei­ten die Gue­ril­la nur noch ent­schlos­se­ner. Ihre Söh­ne und teil­wei­se auch ihre Töch­ter schlos­sen sich den KP-Armeen oder den Par­ti­sa­nen an.

Die japa­ni­sche Besat­zung bewirk­te eine erneu­te Poli­ti­sie­rung der Bau­ern­schaft und dies trotz des Ver­zichts der KPCh auf Land­auf­tei­lun­gen.[23]

Die KP-geführ­ten Ein­hei­ten waren die ein­zi­gen, die die Japa­ner wirk­lich und kom­pro­miss­los bekämpften.

Von den KMT-Ein­hei­ten dage­gen ver­such­ten vie­le unter der Hand Abkom­men mit den Japa­nern zu schlie­ßen und die Kampf­tä­tig­keit mög­lichst gering zu hal­ten. Ein nicht uner­heb­li­cher Teil der Offi­zie­re der KMT-Armeen deser­tier­te und schloss sich sogar offen den Japa­nern an.

Die Zustän­de in den KMT-Armeen waren kata­stro­phal. Die ein­ge­zo­ge­nen Sol­da­ten wur­den sehr schlecht behan­delt. Ein­ge­zo­gen wur­den über­haupt nur ärme­re Tei­le der Bevöl­ke­rung. In den Armeen gras­sier­ten Krank­heit und Unter­ernäh­rung. Eine medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung gab es nicht. Sold wur­de häu­fig nicht gezahlt. Die Aus­rüs­tun­gen waren häu­fig alt und unbrauch­bar. Die Offi­zie­re waren kor­rupt und berei­cher­ten sich am Krieg.

Die KPCh und die KMT hat­ten 1937 all­ge­mei­ne Pacht- und Zins­sen­kun­gen ver­ein­bart. Die KMT hielt sich jedoch nicht dar­an. In Hen­an kam es 1942 und 43 wegen der drü­cken­den For­de­run­gen der Groß­grund­be­sit­zer und Steu­er­ein­trei­ber zu einer Hun­gers­not, bei der Mil­lio­nen Men­schen star­ben.[24]

Der US-ame­ri­ka­ni­sche Gene­ral Still­well kom­men­tier­te: »Ich beur­tei­le KMT und KPCh nach dem, was ich sah. (KMT) Kor­rup­ti­on, Ver­nach­läs­si­gung, Cha­os, Wirt­schaft, Steu­ern, Wor­te und Taten. Hams­te­rei, Schwar­zer Markt, Han­del mit dem Feind. Kom­mu­nis­ti­sches Pro­gramm Redu­zie­rung der Steu­ern, Pacht, Zin­sen. Hebung der Pro­duk­ti­on und des Lebens­stan­dards. Teil­nah­me an der Regie­rung. Tun, was sie sagen.«[25]

Trotz des Ver­zichts auf Land­auf­tei­lung wur­den die KP-Regio­nen, wenn auch auf beschei­de­ner Ebe­ne, ein Bei­spiel für ein bes­se­res Leben. Im Krieg gelang es der KP, ihre Über­le­gen­heit in öko­no­mi­scher, poli­ti­scher, mili­tä­ri­scher und Bezie­hung zu demonstrieren.

Mit der bedin­gungs­lo­sen Kapi­tu­la­ti­on Japans am 15. August 1945 nach den Atom­bom­ben­ab­wür­fen der USA auf Hiro­shi­ma und Naga­sa­ki ende­te der Zwei­te Welt­krieg und zwei Wochen spä­ter auch der Japa­nisch-Chi­ne­si­sche Krieg. Zu die­sem Zeit­punkt gab es in Chi­na 19 KP-regier­te Basen mit 95,5 Mil­lio­nen Ein­woh­nern. Die Zahl ihrer regu­lä­ren Sol­da­ten in der Volks­be­frei­ungs­ar­mee betrug 910.000. Zusätz­lich gab es noch 2,2 Mil­lio­nen Mili­zio­nä­re. Die Mit­glied­schaft der KPCh betrug 1,2 Mil­lio­nen. Ins­ge­samt hat­ten sich das Kräf­te­ver­hält­nis zwi­schen KMT-Trup­pen und KPCh im Ver­lauf des Krie­ges trotz des Ver­zich­tes auf eine Agrar­re­vo­lu­ti­on stark zuguns­ten der letz­te­ren geän­dert.[26]

Ver­wei­se

[1] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 75f

[2] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 76

[3] Vgl. Agnes Smed­ley: Chi­na kämpft, West­ber­lin 1971

[4] Vgl. Edgar Snow: Roter Stern über Chi­na, Frank­furt am Main 1974, S. 192

[5] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 107

[6] Vgl. Snow a.a.O., S. 192

[7] Vgl. Frank a.a.O., S. 626

[8] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 86

[9] Vgl. Frank a.a.O., S. 626

[10] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 107

[11] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 90

[12] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 92

[13] Vgl. Snow a.a.O., S. 192f

[14] Vgl. Snow a.a.O., S. 194

[15] Vgl. Snow a.a.O., S. 196ff

[16] Vgl. Snow a.a.O., S. 199ff

[17] Vgl. Snow a.a.O., S. 205ff

[18] Vgl. Snow a.a.O., S. 211ff

[19] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 115ff

[20] Car­dorff a.a.O., S. 120

[21] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 130

[22] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 130

[23] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 133

[24] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 136

[25] zitiert nach Car­dorff a.a.O., S. 136

[26] Vgl. Car­dorff a.a.O., S. 131

Bild: Der ers­te Kreu­zungs­punkt des Lan­gen Mar­sches der Zen­tra­len Roten Armee in Yudu, Jian­gxi, von wo aus das Zen­tral­ko­mi­tee am Abend des 18. Okto­ber 1934 mit der Über­que­rung des Gong Shui sei­nen ers­ten Schritt auf dem Lan­gen Marsch machte

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