Vor­wärts in die Sackgasse!

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Mag­Ma ver­öf­fent­licht hier in locke­rer Fol­ge vier Arti­kel des Blogs Auf­ruhr­ge­biet, die sich kri­tisch mit dem offi­zi­el­len Kli­manar­ra­tiv aus­ein­an­der­set­zen. Dass Kri­tik auch aus dem sozia­lis­ti­schen Umfeld kommt, mag auf den ers­ten Blick ver­wun­dern, denn »sci­ence is sett­led« heißt es doch aller­or­ten. 97% aller Wis­sen­schaft­ler gin­gen vom men­schen­ge­mach­ten Kli­ma­wan­del aus, behaup­tet zumin­dest der neo­li­be­ra­le Pro­pa­gan­dist Rezo. Aber stimmt das über­haupt? Und selbst wenn letz­te­res zutref­fen wür­de, belegt es noch lan­ge nicht die Wahr­heit der Behaup­tun­gen, zumal die Wahr­heit- oder Falsch­heit wis­sen­schaft­li­cher Theo­rien kei­ne Fra­ge von Mehr­heits- oder Kon­sens­ent­schei­dun­gen ist und schon gar nicht eine der Welt­an­schau­ung. Eins steht jeden­falls fest: Wäh­rend die »Sach­stands­be­rich­te« des IPCC immer hys­te­ri­scher wer­den, wird das Kli­manar­ra­tiv im Schat­ten der ver­meint­li­chen »Coro­na-Pan­de­mie« für einen bis­her unge­ahn­ten Angriff auf den Lebens­stan­dard der Werk­tä­ti­gen genutzt. Die Ener­gie- und Lebens­mit­tel­prei­se errei­chen unter ande­rem dank der CO2-Steu­er immer neue Höchst­stän­de, Black­outs wer­den wahr­schein­li­cher. Die­se Ent­wick­lung haben weni­ge kri­ti­sche Lin­ke schon 2019 ange­sichts der dama­li­gen Fri­days-for-Future-Demons­tra­tio­nen vor­her­ge­se­hen. Damals wur­den sie vom lin­ken Main­stream als »Kli­ma­leug­ner« geschmäht. Heu­te haben sich ihre Vor­aus­sa­gen lei­der bestä­tigt. Grund genug auch für Lin­ke, das offi­zi­el­le Kli­manar­ra­tiv kri­tisch zu hin­ter­fra­gen. Die Die­se Kri­tik soll­te nicht Autoren wie Frank Hen­ning und Fritz Vah­ren­holt aus dem rechs­so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen oder libe­ral-kon­ser­va­ti­ven Umfeld über­las­sen wer­den. Sie brin­gen zwar häu­fig ein gro­ßes Fach­wis­sen mit, aber gar­nie­ren die­ses mit Angrif­fen auf den Sozia­lis­mus oder das, was sie dar­un­ter ver­ste­hen. Über­lässt die poli­ti­sche Lin­ke aber wich­ti­ge The­men der Rech­ten, dann stärkt sie damit letzt­lich nur die­se, schwächt sich sel­ber und unter­wirft sich zudem noch der desas­trö­sen Poli­tik der Herrschenden. 

Die Ampel-Regie­rung wird die Kli­ma­po­li­tik for­cie­ren. Deren Kern ist die Dekar­bo­ni­sie­rung, d. h. der Aus­stieg bzw. die star­ke Redu­zie­rung der Benut­zung fos­si­ler Ener­gie­trä­ger. Zugleich wird absur­der­wei­se auch der Aus­stieg aus der CO2-frei­en Kern­ener­gie bis Ende 2022 zu Ende geführt. So wird die Poli­tik der Ener­gie­wen­de (EW) wei­ter­ge­führt und – nach­dem der Aus­bau der »Erneu­er­ba­ren Ener­gien« (EE) zuletzt ins Sto­cken gekom­men war – wie­der beschleunigt.

Dabei sind wesent­li­che Grund­la­gen für ein Strom­sys­tem, das auf EE basiert, bis­her gar nicht umge­setzt wor­den: der Netz­aus­bau und v. a die Schaf­fung von Strom­spei­chern. Ohne die­se macht der wei­te­re Aus­bau der EE aber kei­nen Sinn, weil der pha­sen­wei­se vor­han­de­ne »über­schüs­si­ge« Strom aus Wind und Son­ne nicht ver­teilt und gespei­chert wer­den kann, um Dun­kel­flau­ten – kein Wind, kei­ne Son­ne – auszugleichen.

Ein Grund­merk­mal der EW ist nicht nur die Erset­zung zuver­läs­si­ger Strom­erzeu­ger (v. a. Koh­le und Kern­kraft­wer­ke) durch unzu­ver­läs­si­ge (Wind, Solar), son­dern auch die Erset­zung von fos­si­ler Ener­gie (Öl, Koh­le) durch Strom bzw. Was­ser­stoff (des­sen Her­stel­lung sehr viel Strom benö­tigt), ins­be­son­de­re im Ver­kehrs­be­reich, bei­der Heiz­ener­gie und der Pro­zess­wär­me für die Indus­trie. Ener­gie­in­ten­si­ve Bran­chen sol­len auf Strom und Was­ser­stoff umrüs­ten: Che­mie, Glas­her­stel­lung, Papier­pro­duk­ti­on, Hüt­ten- und Stahl­in­dus­trie usw. Um wel­che Dimen­sio­nen es dabei geht, ver­deut­li­chen zwei Bei­spie­le: Der BASF-Stand­ort in Lud­wigs­ha­fen ver­braucht so viel Strom wie ganz Däne­mark. Das größ­te Werk des deut­schen Alu­mi­ni­um-Her­stel­lers Tri­met ver­braucht so viel Strom wie drei Groß­städ­te im Ruhr­ge­biet. Tri­met u.a. Groß­ver­brau­cher muss­ten schon in den letz­ten Jah­ren wie­der­holt ihre Pro­duk­ti­on dros­seln, um einen Netz­kol­laps zu ver­hin­dern. Die Groß­me­di­en schwei­gen darüber.

Ziel der EW ist die Sen­kung der CO2-Emis­sio­nen. Bezeich­nen­der­wei­se wird dabei aber immer nur die CO2-Bilanz des End­nut­zers, z. B. eines E‑Autos oder eines Stahl­werks betrach­tet, nicht jedoch die Gesamt­bi­lanz, d.h. alle Pha­sen des tech­no­lo­gi­schen Pro­zes­ses. So erzeugt ein E‑Auto zwar kei­ne Emis­sio­nen, doch des­sen Her­stel­lung und die Strom­erzeu­gung durch­aus, vom Bau und von der Ent­sor­gung der Bat­te­rien und den dabei auf­tre­ten­den Umwelt- und Res­sour­cen­pro­ble­men ganz zu schweigen.

Die Sche­ren­kri­se

Ein Haupt­pro­blem der EW ist die sich immer wei­ter öff­nen­de Sche­re zwi­schen sin­ken­den Strom­erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten und stei­gen­dem Ver­brauch. Allein die letz­ten Kern­kraft­wer­ke (KKW) haben (Stand 2020) einen Anteil von 12,5% an der Strom­pro­duk­ti­on und decken einen gro­ßen Teil der Strom­grund­last (die Min­dest­men­ge Strom, die immer erzeugt wer­den muss). Das Ende der Kern­kraft kann nicht durch EE auf­ge­fan­gen wer­den – aus zwei Grün­den: 1. kön­nen die dafür not­wen­di­gen Wind­rä­der – über 10.000 (!) – nicht in kur­zer Zeit gebaut wer­den; 2. wäre selbst dann, wenn sie vor­han­den wären, eine zuver­läs­si­ge Strom­pro­duk­ti­on für die Grund­last­si­che­rung unmög­lich, weil Wind­rä­der oder Solar­an­la­gen natür­li­chen Schwan­kun­gen unter­wor­fen sind.

Beim Koh­le­aus­stieg ist der Zeit­ho­ri­zont etwas län­ger. Die Ampel plant den Aus­stieg bis 2030, also inner­halb von nur 9 Jah­ren! 2020 lag der Anteil von Koh­lestrom in Deutsch­land bei 24,1%. Obwohl bei der Ver­stro­mung von Gas weni­ger CO2 frei­ge­setzt wird als bei der Koh­le­ver­stro­mung ist auch Gas­strom nach der Logik der Kli­ma­schüt­zer nicht kli­ma­freund­lich. 2020 wur­de 11,6% des deut­schen Stroms aus Gas erzeugt. Strom aus Kern­ener­gie, Koh­le und Gas stell­te 2020 49,1% der Gesamt­stromen­ge. In bestimm­ten Momen­ten (nachts, im Win­ter, bei Wind- und Son­nen­flau­te usw.) ist deren Anteil aber beträcht­lich höher, wäh­rend die Erzeu­gung von Wind- und/​oder Son­nen­strom oft nahe Null liegt. Das Gere­de vom stei­gen­den Anteil der EE am Strom­mix lenkt nur davon ab, dass die EE eben oft teil­wei­se oder kom­plett als Erzeu­ger aus­fal­len. Wie hoch deren Anteil im Durch­schnitt ist, inter­es­siert in der Pra­xis gar nicht, denn die Ver­brau­cher benö­ti­gen jeweils unter­schied­li­che und kon­kre­te Men­gen an Strom und kei­ne Durchschnittsstrommengen.

Die schnel­le­re Umset­zung der EW, wie sie von den Ampel-Koali­tio­nä­ren und umso mehr von den Gre­ta-Jün­gern von FfF gefor­dert wird, bedeu­tet also, dass fast die Hälf­te (!) der Strom­erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten ver­schwin­den wer­den. Das allein ist schon ein Pro­blem, das auch nicht durch Strom­im­por­te gelöst wer­den kann – zudem der Import­strom v.a. Koh­le- oder Atom­strom wäre. Das Dilem­ma wird noch viel grö­ßer, weil zugleich der Strom­ver­brauch rapi­de anstei­gen wird. Das ist aber nicht des­halb der Fall, weil der Ver­brauch an sich immer wei­ter stei­gen wür­de. Seit 1990 ist der Strom­ver­brauch in Deutsch­land fast gleich geblie­ben und schwankt um den Wert von 550 Tera­watt­stun­den (Twh) pro Jahr. Dem Mehr­ver­brauch durch die Digi­ta­li­sie­rung und durch den leich­ten Anstieg der Bevöl­ke­rungs­zahl (Migra­ti­on) steht eine bes­se­re ener­gie­tech­ni­sche Effi­zi­enz gegenüber.

Dass der Strom­ver­brauch in den nächs­ten Jah­ren stei­gen wird, hat nur mit der EW und der Dekar­bo­ni­sie­rung zu tun. Die­se berührt v. a. zwei Berei­che: die Elek­tri­fi­zie­rung des Auto­ver­kehrs und die Umstel­lung der Hei­zun­gen (z.B. Fern­wär­me für Mil­lio­nen städ­ti­sche Woh­nun­gen) und der Pro­zess­wär­me für die Indus­trie auf Strom bzw. mit einem Mehr­ver­brauch von Strom ver­bun­de­ne Tech­ni­ken (Was­ser­stoff­er­zeu­gung) sowie der Spei­che­rung und Wei­ter­lei­tung von Strom und den damit ver­bun­de­nen Ver­lus­ten. So gehen z.B. bei der Her­stel­lung von Was­ser­stoff und sei­ner Wie­der­ver­stro­mung etwa 70% der Ener­gie ver­lo­ren. Pro 100 Kilo­me­ter Strom­lei­tung ent­steht ca. 1% Verlust.

Die Umstel­lung von Ver­kehr und Wär­me­sek­tor betrifft v.a. den Erd­öl­ver­brauch. Öl, nicht Koh­le, ist heu­te der wich­tigs­te Ener­gie­trä­ger mit einem Anteil von 30% am deut­schen Pri­mär­ener­gie­ver­brauch. Mit der EW muss also die Strom­pro­duk­ti­on enorm aus­ge­wei­tet wer­den. Allein die Strom­spei­che­rung, um »Dun­kel­flau­ten« zu kom­pen­sie­ren, bedeu­tet, dass als Ersatz der Spei­cher­ver­lus­te min­des­tens 10% mehr Strom erzeugt wer­den muss. Nie­mand kann genau sagen, wie schnell und in wel­chem Maße der Strom­ver­brauch mit der EW stei­gen wird. Klar ist aber schon heu­te, dass die Sche­re zwi­schen abneh­men­der Erzeu­ger­leis­tung und gleich­zei­tig anstei­gen­dem Bedarf immer wei­ter aus­ein­an­der klaf­fen wird.

Die Fol­ge wären Black­outs oder sog. Brown­outs durch das mehr oder weni­ger geplan­te Abschal­ten des Stroms für Teil­be­rei­che. Dass die Gefahr von Abschal­tun­gen und Netz­zu­sam­men­brü­chen real ist und steigt, zei­gen die Ent­wick­lun­gen der letz­ten Jah­re – nicht nur in Deutsch­land son­dern welt­weit. Es gibt Regie­run­gen, die die­se Gefahr sehen und gegen­steu­ern, es gibt auch wel­che, die aus ideo­lo­gi­scher Ver­blen­dung wei­ter mit Voll­dampf in die Sack­gas­se rasen – Deutsch­land gehört zu letz­te­ren. Die Abschal­tung der letz­ten KKW und der kurz­fris­ti­ge Koh­le­aus­stieg stellt einen Ver­lust an Erzeug­er­ka­pa­zi­tät dar, der nicht durch den Aus­bau der EE aus­ge­gli­chen wer­den kann, u.a. des­halb, weil der Zubau von Wind­rä­dern nicht schnell genug erfol­gen, weil allein schon Pla­nung und Geneh­mi­gung der Anla­gen zu lan­ge dau­ern. Vie­le geeig­ne­te Stand­or­te sind auch schon zuge­baut. Es blie­be die Lösung, auf Min­dest­ab­stän­de zu pfei­fen und mas­siv in Wäl­dern zu bau­en, was aber alles ande­re als öko­lo­gisch wäre.

Aus­bau der »Erneu­er­ba­ren«?

Den meis­ten Men­schen ist – Dank unse­rer Qua­li­täts­me­di­en – gar nicht klar, dass als Ersatz für Kern­ener­gie und Koh­le das gesam­te jet­zi­ge Volu­men von Wind- und Solar­ener­gie, dar­un­ter 31.000 Wind­rä­der, inner­halb von nur 10 – 15 Jah­ren ver­dop­pelt wer­den müss­te. Selbst die­ser äußerst ambi­tio­nier­te Aus­bau wür­de aber dar­an, dass etwa bei Wind­flau­te alle Wind­rä­der still ste­hen, nichts ändern. Ein wei­te­res Pro­blem, das meist über­se­hen wird, ist, dass der Zubau von EE-Anla­gen zunächst die alten Anla­gen, die ihr Lauf­zeit­ende erreicht haben, erset­zen muss. Die tech­ni­sche Lauf­zeit (und auch der För­der­zeit­raum) von Wind­rä­dern und Solar­an­la­gen beträgt 20 Jah­re. In den kom­men­den Jah­ren errei­chen vie­le Anla­gen ihr Betriebs­en­de. Die Erset­zung die­ser Aus­fäl­le wird einen Groß­teil des Zubaus auffressen.

Dazu kommt noch, dass bestimm­te Tei­le der EE nicht wei­ter aus­ge­baut wer­den kön­nen. Das betrifft Was­ser­kraft und Bio­mas­se, weil es für ers­te­re kei­ne geeig­ne­ten Stand­or­te gibt und für letz­te­re, weil schon heu­te ca. 1/6 der Agrar­flä­che aus Ener­gie­pflan­zen (Mais, Raps) besteht, die zur Erzeu­gung von Bio­gas- und Bio­sprit genutzt wer­den. Solar­ener­gie ist ange­sichts feh­len­der Spei­cher­ka­pa­zi­tä­ten ohne­hin kei­ne wesent­li­che Opti­on, weil sie bei Dun­kel­heit und im Win­ter, wenn der Strom­be­darf am höchs­ten ist, nicht oder nur ein­ge­schränkt zur Ver­fü­gung steht. So kann die EW nur durch einen mas­si­ven Aus­bau der Wind­ener­gie erfol­gen. Für 30.000 neue Wind­rä­der wären aber allein 150 Mill. Ton­nen Mate­ri­al nötig, v. a. Beton und Stahl, bei deren Erzeu­gung Unmen­gen CO2 frei­ge­setzt werden.

Aus­weg Stromhandel?

Befür­wor­ter der EW ver­wei­sen dar­auf, dass Deutsch­land net­to mehr Strom expor­tiert als impor­tiert, dass es also genug Strom gebe und auf tra­di­tio­nel­le Erzeu­ger ver­zich­tet wer­den kön­ne, wenn die EE aus­ge­baut wür­den. Bis­her wur­den immer mehr Erzeu­gungs­ka­pa­zi­tä­ten instal­liert. Der Über­schuss­strom wird expor­tiert. Der Höhe­punkt des Strom­ex­ports war 2017 erreicht, als 55 TWh mehr expor­tiert als impor­tiert wur­den. Bis 2020 ist die­ser Über­schuss aber auf nur noch 21 TWh gesunken.

Was sagen uns die­se Zah­len? Zunächst ein­mal, dass zwi­schen Strom­be­darf und ‑erzeu­gung seit Beginn der EW ein immer grö­ße­res Miss­ver­hält­nis exis­tiert. Wur­de frü­her fast zu 100% bedarfs­ge­recht pro­du­ziert und über das euro­päi­sche Ver­bund­netz nur Strom gelei­tet, um kurz­fris­ti­ge Schwan­kun­gen, z.B. durch Hava­rien oder Lei­tungs­aus­fäl­le, zu über­brü­cken, öff­net sich nun eine rie­si­ge Kluft. Auf der einen Sei­te gibt es immer mehr Pha­sen, in denen Strom fehlt, weil Wind­flau­te herrscht und kei­ne Son­ne scheint, oder aber Wind- und Solar­an­la­gen erzeu­gen so viel Strom, dass nie­mand ihn ver­wen­den kann. Der dann expor­tier­te Strom wird aber in den Emp­fän­ger­län­dern auch nicht gebraucht, son­dern nur des­halb abge­nom­men, weil er zu Dum­ping­prei­sen oder sogar kos­ten­los ver­ramscht wird. Bezah­len müs­sen die­sen Unsinn die Ver­brau­cher über die stei­gen­den Strom­prei­se – gere­gelt durch das EEG.

War frü­her der Strom­markt (nicht nur in Deutsch­land) stark staat­lich, de fac­to plan­wirt­schaft­lich regu­liert, ist er mit der EW libe­ra­li­siert wor­den und funk­tio­niert daher heu­te zuneh­mend chao­tisch. Die deut­sche EW unter­mi­niert so auch das gesam­te euro­päi­sche Strom­sys­tem. Wür­den unse­re Nach­bar­län­der eben­falls die deut­sche EW-Poli­tik ver­fol­gen – was sie über­wie­gend nicht tun -, hät­ten sie die glei­chen Man­gel- oder Über­schuss­pro­ble­me wie wir und könn­ten uns beim Strom nicht aus der Pat­sche hel­fen. Der Grund ist ganz ein­fach: die Wet­ter­la­gen, Hochs und Tiefs, sind sehr groß­flä­chig und hal­ten sich nicht an Lan­des­gren­zen. Oder anders gesagt: Weht in Deutsch­land kein Wind, ist das in den Nach­bar­län­dern über­wie­gend auch so. Die The­se »Irgend­wo scheint immer die Son­ne und weht der Wind« mag nai­ve grü­ne Gemü­ter über­zeu­gen, mit der Rea­li­tät hat sie wenig zu tun.

Bis­her war die Tat­sa­che, dass immer mehr Erzeu­gungs­ka­pa­zi­tät auf­ge­baut wur­de, »nur« eine gigan­ti­sche Ver­schwen­dung von Res­sour­cen, die zu enor­men öko­lo­gi­schen, wirt­schaft­li­chen und sozia­len Schä­den geführt hat. Die Strom­ver­sor­gung war aber noch weit­ge­hend gesi­chert. Der Haupt­grund dafür war aber, dass es die meis­ten zuver­läs­si­gen Erzeu­ger (v.a. KKW, Koh­le, Gas) noch gab, die nicht nur die Grund­last sicher­ten, son­dern auch bei Ver­brauchs­spit­zen zuge­schal­tet wer­den konn­ten. Ver­schwin­den die­se aber – noch dazu in sehr kur­zer Zeit -, nähert sich das Sys­tem immer mehr dem Kol­laps. Län­ge­re Dun­kel­flau­ten von meh­re­ren Tagen, die in Deutsch­land jedes Jahr auf­tre­ten (Inver­si­ons­wet­ter­la­gen), kön­nen dann aber kaum noch per Strom­im­port über­brückt wer­den, weil der deut­sche Bedarf – der durch die Dekar­bo­ni­sie­rung auch noch stark zunimmt – die Kapa­zi­tä­ten unse­rer Nach­barn weit über­steigt. Davon abge­se­hen ist der Import­strom meist Koh­le- oder Atom­strom. Wie schal­ten unse­re Koh­le- und Kern­kraft­wer­ke ab, um die­sel­be Art von »schmut­zi­gem« Strom vom Nach­barn zu bezie­hen. Das nennt sich dann Klimaschutz!

Wer soll das bezahlen?

Die künf­ti­gen Ampel­ko­ali­tio­nä­re haben bereits ver­kün­det, dass ihr Kli­ma­schutz bis in die 2030er Jah­re etwa 500 Mil­li­ar­den Euro kos­ten wird – und das ist nur das staat­li­che Geld, zu dem noch etwa die glei­che Sum­me pri­va­ter Inves­ti­tio­nen hin­zu­kom­men müss­te. Ver­schie­de­ne inter­na­tio­na­le Agen­tu­ren bezif­fern die Kos­ten der welt­wei­ten Ener­gie­wen­de bis 2050 auf etwa 1.500 Mil­li­ar­den Dol­lar. Die­se Zah­len sind nach allen Erfah­run­gen noch unter­trie­ben. Allein der Bau von 30.000 neu­en Wind­rä­dern in Deutsch­land (der­zeit gibt es 31.000) wür­de etwa 30.000 x 5 Mill. Euro = 150 Mil­li­ar­den Euro kos­ten. Der Aus­bau aus­rei­chen­der Spei­cher­ka­pa­zi­tä­ten wür­de (je nach Anteil der EE) noch­mal 600 – 1.000 Mil­li­ar­den Euro kosten.

Inzwi­schen gibt es auch zahl­rei­che Berich­te und Stu­di­en dar­über, was die tech­ni­sche Umrüs­tung der Indus­trie auf Was­ser­stoff kos­ten wür­de. Bereits bei einem ein­zel­nen Stahl­werk geht es da um eine Mil­li­ar­den­sum­me. Wie immer wird die Öffent­lich­keit aber über die wirk­li­chen Kos­ten und tech­ni­schen Pro­ble­me meist im Unkla­ren gelas­sen. Das folgt schon dar­aus, dass fast alle Poli­ti­ker, Jour­na­lis­ten, sog. »Exper­ten« und die Akti­vis­ten von FfF über Null tech­ni­schen und natur­wis­sen­schaft­li­chen Sach­ver­stand ver­fü­gen und sach­kun­di­ge Kri­ti­ker des Kli­ma- und EW-Hypes fast nie zu Wort kommen.

Fazit

Die Plä­ne zum for­cier­ten Aus­stieg aus Koh­le und Kern­kraft redu­zie­ren den Bestand an (zuver­läs­si­gen) Strom­erzeu­gern gewal­tig. Zugleich nimmt der Strom­ver­brauch durch E‑Mobilität, Umstel­lung des Wär­me­sek­tors, Lei­tungs- und Spei­cher­ver­lus­te deut­lich zu. Dadurch geht die Sche­re zwi­schen Erzeu­gung und Bedarf bedroh­lich aus­ein­an­der. Erfolgt der Netz- und Spei­cher­aus­bau aber zu lang­sam, was der­zeit schon sicher ist, dro­hen Netz­kol­lap­se und Strom­aus­fäl­le. Das Funk­tio­nie­ren von Wirt­schaft und sozia­lem Leben ist gefähr­det. Die The­se, dass Deutsch­land zum Ent­wick­lungs­land dege­ne­riert, ist also durch­aus nicht ganz abwegig.

Es ist aller­dings unwahr­schein­lich, dass der grün über­tünch­te Wahn­sinn ewig so wei­ter­geht. Bis­her hat das Kapi­tal ins­ge­samt mit der EW gut leben und ver­die­nen kön­nen. Die EW wirk­te als rie­si­ges Kon­junk­tur­pro­gramm. Ist aber das Funk­tio­nie­ren von Wirt­schaft und Infra­struk­tur gefähr­det und damit auch die Kon­kur­renz­fä­hig­keit Deutsch­lands bedroht, wird sich die Bour­geoi­sie mas­siv gegen die »grü­nen« Welt­ret­ter rich­ten. Wider­stand ist aber auch zuneh­mend von der Bevöl­ke­rung zu erwar­ten, die mit immer höhe­ren Ener­gie­kos­ten, Öko-Steu­ern und Ein­schrän­kun­gen leben muss.

Natür­lich wäre es bes­ser, die grün eti­ket­tier­ten Fehl­ent­wick­lun­gen zu been­den, bevor der Scha­den noch grö­ßer wird. Dafür ist es aber nötig, dass die Lin­ke und die Arbei­ter­be­we­gung sich vom Dog­ma der dro­hen­den Kli­ma­ka­ta­stro­phe ver­ab­schie­den und sich der EW und der damit ver­bun­de­nen Zer­stö­rung des Ener­gie­sys­tems ent­ge­gen­stel­len. Die Lin­ke, Gewerk­schaf­ten, Ver­tre­ter der Ener­gie­kon­su­men­ten und wirk­li­che Ener­gie­fach­leu­te (Natur­wis­sen­schaft­ler, Inge­nieu­re, Tech­ni­ker) müs­sen Tref­fen und schließ­lich eine bun­des­wei­te »Ener­gie­kon­fe­renz« orga­ni­sie­ren, auf der die Pro­ble­ma­tik dis­ku­tiert und ein natio­na­ler »Ener­gie­plan« erar­bei­tet wird.

Dabei stellt sich einer­seits die Fra­ge der künf­ti­gen Ener­gie­tech­nik. Anstatt teu­rer und inef­fi­zi­en­ter Wind‑, Solar- und Bio­gas­an­la­gen müs­sen Kern­kraft­wer­ke der III. und IV. Gene­ra­ti­on nach und nach die Grund­la­ge des Strom­sys­tems bil­den. Sie wer­den tw. bereits seit Jah­ren ver­wen­det oder nähern sich der Seri­en­rei­fe. Alle (!) bis­he­ri­gen rea­len oder sug­ge­rier­ten Pro­ble­me der Kern­kraft (Bau­kos­ten, Sicher­heit, End­la­ge­rung usw.) sind dann Geschich­te. Selbst in den Rei­hen der Kli­ma­schüt­zer und in der Bevöl­ke­rung wächst lang­sam die Erkennt­nis, dass die Ent­wick­lung der Kern­tech­nik wei­ter­ge­gan­gen ist und die EE kei­ne gene­rel­le Lösung bie­ten. Die kru­de Atom­pho­bie ist ohne­hin nur in Deutsch­land so ausgeprägt.

Ande­rer­seits stellt sich die Fra­ge, wem das Ener­gie­sys­tem gehört, wer es kon­trol­liert und wem es nützt. Seit Jah­ren erle­ben wir ein absur­des Hin- und her von Eta­tis­mus und neo­li­be­ra­len Maß­nah­men. Die Ener­gie­ver­sor­gung berührt die grund­le­gen­den Lebens­in­ter­es­sen aller Men­schen. Sie darf daher nicht in pri­va­ter Hand lie­gen, aber auch nicht dem staat­lich-büro­kra­tisch-poli­ti­schen Filz unter­lie­gen. Die Ener­gie­kon­zer­ne müs­sen ent­eig­net wer­den! Doch das Ener­gie- bzw. das Strom­sys­tem kön­nen – u.a. auf­grund ihres sys­te­mi­schen Cha­rak­ters – auch nicht als klein­glied­ri­ge Unter­neh­men oder Genos­sen­schaf­ten orga­ni­siert wer­den. Dem bestim­men­den Zugriff des bür­ger­li­chen Staa­tes und des gro­ßen und klei­nen Pri­vat­ka­pi­tals müs­sen wir die Kon­trol­le des Ener­gie­sys­tems durch demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren der Beschäf­tig­ten im Ener­gie­sek­tor, deren Gewerk­schaf­ten, den Kon­su­men­ten und Wis­sen­schaft­lern und Tech­ni­kern ihres Ver­trau­ens ent­ge­gen­stel­len! Den tech­nisch wie sozi­al absur­den »grü­nen« Plä­nen eines Wild­wuch­ses von klein­glied­ri­gen Betrei­bern, die Ener­gie-aut­ark sei­en (was mit EE gar nicht mög­lich ist und zu uner­hör­ten Auf­wen­dun­gen an Lei­tungs- und Spei­cher­tech­nik führt) muss ent­ge­gen­ge­tre­ten werden!

Mar­xis­ten waren nie­mals Geg­ner oder Skep­ti­ker der Pro­duk­tiv­kraft­ent­wick­lung, im Gegen­teil. Sie haben immer betont, dass die ent­schei­den­de Fra­ge ist, unter wel­chen gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­sen Pro­duk­tiv­kräf­te ent­wi­ckelt und ange­wen­det wer­den. Für wirk­li­che Mar­xis­ten ist die Fra­ge zen­tral, wel­che Klas­se die Pro­duk­tiv­kraft­ent­wick­lung bestimmt und deren Ein­satz kon­trol­liert. Die in der Lin­ken ver­brei­te­te Atom­pho­bie, ihre Ten­denz der Fort­schritts- und Tech­nik­feind­lich­keit zeigt nur, wie dege­ne­riert sie ist. Wenn die Lin­ke ihren Irr­tum in Sachen Kli­ma und Ener­gie nicht kor­ri­giert, wird sie, wenn die EW end­gül­tig im Desas­ter gelan­det sein wird und sich der Kli­ma­alar­mis­mus als unwis­sen­schaft­li­che Ideo­lo­gie ent­puppt, die mas­si­ve Wut der Mas­sen zu spü­ren bekom­men – sie hät­te es verdient.

Die­ser Text erschien zuerst bei Auf​ruhr​ge​biet​.de

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