Ein ganz anderes Selbstverständnis – Demokratie, Freiheit, Menschlichkeit

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Ein ganz anderes Selbstverständnis

Der linke Mainstream, bestehend aus Sozialdemokratie und Grünen, ist heute bestens in den bürgerlichen Staat und die Wirtschaft integriert, unterstützt die globalistische Politik von Konzernen und bürgerlichen Parteien, beteiligt sich an der Macht, profitiert von Pfründen und feilscht um Kompromisse und Koalitionen. Er unternimmt keinerlei ernsthafte Anstrengungen, Bourgeoisie und Konzerne von der Macht zu entfernen, Produktionsmittel und Grundbesitz zu kollektivieren und eine proletarische demokratische Partizipation und Kontrolle zu etablieren. Daran ändert nichts, dass die Linkssozialdemokratie (in der Schweiz Juso, Alternative Liste, Partei der Arbeit, SolidaritéS) in ihrem Privatgärtchen noch einen harmlosen marxistischen Romantismus und Revolutionismus hegen und pflegen darf.

Statt kritisch solidarisch mit den liquidierten sozialistischen Staaten zu sein, stimmt der linke Mainstream weitgehend in den bürgerlichen antikommunistischen Kanon ein. Damit schneidet er die Arbeiterbewegung von ihren Wurzeln ab und nimmt ihr die Eigenständigkeit; wichtige sozialistische Errungenschaften und Erfahrungen werden entwertet bis dämonisiert.

Die progressive, emanzipative Deutsche Demokratische Republik mit ihrem humanistischen Sozialstaat und ihrer partizipativen Demokratie wird vom linken und rechten Bürgertum als brutale, Menschen verachtende Diktatur dargestellt und von vielen Massnahmengegnern mit der aktuellen neoliberalen Notstands-​Hygienediktatur gleichgesetzt.

Von den Seuchensektierern werden Massnahmengegner pathologisiert, infantilisiert, als Neofaschisten und gewaltbereite Extremisten geschmäht und verfolgt. Die massnahmenkritische Freie Linke wird von den mainstreamlinken Gralshüter realitätsfremd als neofaschistischer Verein fantasiert und denunziert, der sich hinter einem linken Label verstecke, um die Linke zu täuschen und zu unterwandern.

Die Linke sollte von ihrem theoretischen und praktischen Hintergrund her als erste den Feind, das Grossbürgertum, die Konzerne und ihre gekauften Experten, Politiker und Mitläufer erkennen und bekämpfen. Viel lieber aber kuschelt man sich an die globalistischen Agenten von Schulmedizin‑, Software- und Pharmaindustrie an, die leere ökologische und soziale Versprechen machen. Und fällt vom hohen Ross herab vernichtende pauschale Urteile über angebliche Feinde und potentielle Bündnispartner, die man nicht kennen lernen und differenziert anschauen will. Umso peinlicher für die Mainstream-​Linke, dass abtrünnige Linke, bürgerliche Demokraten, Patrioten und Kleinunternehmer den Feind klar erkennen und gegen ihn angehen.

Foto: Damian Bugmann

Den Text veröffentlichte ich am 13. Oktober auf der Facebook-​Seite der Freien Linken Schweiz, zusammen mit einem Foto eines Transparents (»Links und gegen Impfzwang«), das ich an einer Demo aufgenommen hatte.

In einem Artikel der schweizweit verteilten Gratistageszeitung 20Minuten (Ausgabe vom 1. November, Seite 6) durften dann SP-​Co-​Präsident Cédric Wermuth und Grünen-​Vizepräsident Luzian Franzini zu meinen »Vorwürfen« Stellung nehmen – zu denen ein anonym bleibendes Mitglied der Freien Linken im selben Artikel zitiert wurde: »Wir können Bugmanns Vorwürfe alle so unterschreiben.«

Wermuth meinte zum Beispiel »Diese Vorwürfe klingen wie aus einer stehen geblieben Sekte«. Anstatt den Aussagen Wermuths und Franzinis weiter Beachtung zu schenken, vertiefe ich lieber einen Aspekt des obigen Texts mit einem Kapitel aus meinem im Juli 21 erschienen Buch «Furcht und Elend, Gedichte, Geschichten, Kurzprosa» (http://​damianbugmann​.ch), zusammen mit einem von mir 1981 in der DDR aufgenommenen Foto.

Demokratie, Freiheit, Menschlichkeit

Sozialisolation

Die omnipräsente antikommunistische Propaganda und die omnipräsente Pandemie-​Propaganda sind derart einschüchternd und anmassend, dass sich kaum jemand getraut ein Wörtchen dagegen zu sagen, um nicht in politische, wirtschaftliche und soziale Isolation zu geraten.

Schwung

So lange die sozialistischen Länder noch einen Drittel der Welt ausmachten und die UNO, auch durch viele Länder der Dritten Welt, fortschrittlicher und sozialer war, wagte sich der internationale Kapitalismus nicht, einen globalen Plandemie-​Rip-​Off loszutreten, um sich nicht politisch, wirtschaftlich und strategisch zu schwächen. Seit der Konterrevolution 1989/​90 kommt der verschärfte Neoliberalismus zunehmend in Schwung.

Selbstbestimmung

Die bigotte Sexualmoral der Kirchen hatte im atheistischen Staat der Deutschen Demokratischen Republik kaum Einfluss auf die Gesellschaft. Während im Kapitalismus vor allem Männer heimlich normierte Pornographie konsumieren und damit eine mächtige Industrie unterstützen, drehten die Männer und Frauen in Ostdeutschland ihre eigenen Pornos im Filmklub des Betriebs. Auf Campingplätzen und an Stränden wurde Freikörperkultur gepflegt. Die Frauen nahmen eine aktive und wichtige Rolle ein in der Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität. Für die meisten jungen Frauen im Kapitalismus ist es eine moralische und finanzielle Katastrophe, allein mit einem Kind dazustehen, für alle Frauen in der DDR war’s das nicht: Der Ausbildungs- oder Arbeitsplatz war nicht gefährdet, Betreuungsstrukturen standen zur Verfügung, genügend Lohn und Kindergeld wurde ausbezahlt.

Selbstverständnis

Viele antikommunistische Vorurteile fielen bei mir 1981 während meines Aufenthalts in der Deutschen Demokratischen Republik. Die erste Überraschung erlebte ich bei der Einreise. Mehrere in meiner Gruppe hatten ihre Identitätskarte zu Hause vergessen. Ein BRD- Grenzer kontrollierte alle Papiere und meinte zu diesem Problem süffisant, ja bei ihm gehe das durch, aber bei denen da drüben wohl kaum, man kenne sie ja. Aber die DDR-​Beamten liessen alle ohne Beanstandung einreisen.

Anfang der Achtziger wurden die Werbeplakate im Westen in den Strassen viel grösser, penetranter und sexualisierter und lockten mit Sujets wie Frauen in sehr geilen Posen und harte Cowboys mit Zigarette. In Kinowerbungen fuhren die neusten Automodelle visuell in die Zuschauer und ihre Intimsphäre hinein. Eine weitere angenehme Überraschung war für mich deshalb, dass es in der DDR viel kleinere, unaufdringliche Plakate gab mit politischen Sprüchen wie »Unser sozialistischer Staat – Garant für Demokratie Freiheit Menschlichkeit«.

Ich hatte viele interessante Begegnungen und Gespräche mit den verschiedensten Menschen, einem FDJ-​Aktivisten, einem Regionalpräsidenten der National-​Demokratischen Partei, feiernden Jugendlichen in der Ernst-​Thälmann-​Herberge und christlichen Studenten, die den Westen idealisierten und den Osten schwarz malten.

Enorm beeindruckt war ich von einem Gewerkschafter, der sich der Verantwortung der Gewerkschaft beim Aufbau des Sozialismus bewusst war und ein ganz anderes Selbstverständnis hatte als seine westlichen Kollegen, die sich oft in Schaumschlägerei, faulen Kompromissen und Mitgliederwerbung zwecks Finanzierung ihrer Aktivitäten erschöpfen.

Zuerst erschienen auf damianbugmann​.ch

Foto Beitragsbild: Damian Bugmann

3 thoughts on “Ein ganz anderes Selbstverständnis – Demokratie, Freiheit, Menschlichkeit

    1. Inhalt ist gut. Nur wer »Gentert« spaltet.
      Jeden Gruppierung trägt zur Spaltung bei.
      Jeder muss als »Mensch« respektiert und akzeptiert werden. Nur so kann Einheit entstehen, was aber nicht gewollt ist und immer mehr verhindert wird. Kommt hier im Text auch zum Ausdruck.
      Zur Ursache: Wir sind alle Kinder einer bestimmten Zeit, mit den entsprechenden Mustern, dessen müssen wir uns bewusst werden!

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